18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Selbsthilfe -> Plot, Handlung und Spannungsaufbau
Themen, die sich in verschiedenen Manuskripten wiederholen

 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag06.02.2017 02:42
Themen, die sich in verschiedenen Manuskripten wiederholen
von Selanna
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Smile
 
mir ist vor einiger Zeit aufgefallen, dass sich Themen in meinen "Geschichten" wiederholen. Ich plotte ja (leider) nicht im Voraus, da ließe sich das gut vermeiden. Während des Schreibens war mir die Wiederholung nicht bewusst, aber im Nachhinein ist es mir sehr wohl aufgefallen und es gefällt mir gar nicht, dass zB in zwei Manuskripten eine Hauptfigur ein gewisses Alkoholproblem hat. Und das ist nicht das einzige Motiv, das in verschiedenen Manuskripten auftaucht Crying or Very sad

Wie schlimm findet Ihr das? So schlimm, dass Ihr eine der Figuren umschreiben würdet?

Liebe Grüße
Selanna


_________________
Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Abifiz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 236
Wohnort: Deutschland, in Nähe von Marburg seit 2007


Beitrag06.02.2017 03:44

von Abifiz
Antworten mit Zitat

Ach, liebe Selanna,


vom Psychoanalytischen her dürfte/sollte/könnte ich jedem Autoren, er schreibe immer über ein - sein Thema, wenn auch in verschiedenen Partituren und Tarnmänteln, weise und sachte mein altes Haupt hin und her wiegend, unterstellen... Aber die Nacht schreitet leichtfüßig voran, mein Kater pennt selig & friedlich auf meinem Schreibtisch und ich bin in Kontemplationslaune, aus welcher heraus ich Dir jedes Recht zubillige, an bestimmten Motiven iterativ anzuknüpfen, denn dazu sind sie da, auf daß Du ihnen auf die Schliche kommst, sie von Innen heraus erschließt, damit Du sie später befriedigt ob der überwundenen Barriere des teuflischen "Noch-Nicht" von ihnen endlich lassen  kannst.

Sagte er, und ging ins Bett.


Herzlich
Abifiz


_________________
Meine sehr kluge Signatur befindet sich noch in der Herstellungsphase. Falls keine gravierenden Inkompatibilitätsprobleme auftauchen werden, rechne ich mit ihrer Lieferung für das 1. Quartal 2034. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Mogmeier
Geschlecht:männlichGrobspalter

Moderator
Alter: 50
Beiträge: 2677
Wohnort: Reutlingen


Beitrag06.02.2017 04:13

von Mogmeier
Antworten mit Zitat

Hallöle!

Nehmen wir mal das Beispiel ›Rosamunde Pilcher‹. Ich denke, ich muss dabei nicht weiterer ins Detail gehen.

Ich sage es mal so: Jeder Schriftsteller greift beim Schreiben eines [weiteren] Buchs immer auf das Altbewährte seines vorhergehenden Buchs zurück. Ob das nun bewusst oder unbewusst geschieht und ob sich die Ähnlichkeiten auf Prota, Handlung oder Umfeld (Welt, in der die Handlung spielt) beziehen, steht hierbei nicht zur Debatte.

Eine kleine kaufmännische Weisheit:
Aus ’nem gebrauchten und oder überdrüssigen Gegenstand lässt sich, neu verpackt, immer noch Gewinn erzielen. Wink

LG Mog


_________________
»Nichtstun ist besser, als mit viel Mühe nichts schaffen.«
Laotse
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beka
Geschlecht:weiblichExposéadler


Beiträge: 2374



Beitrag06.02.2017 09:40
Re: Themen, die sich in verschiedenen Manuskripten wiederholen
von Beka
Antworten mit Zitat

Selanna hat Folgendes geschrieben:


Wie schlimm findet Ihr das? So schlimm, dass Ihr eine der Figuren umschreiben würdet?

Liebe Grüße
Selanna


Wenn sich die Plots unterscheiden, finde ich das nicht weiter schlimm.
Wahrscheinlich geht es vielen Autoren so, und  viele machen es vielleicht auch absichtlich.

Mich hat mal eine Lektorin darauf aufmerksam gemacht, dass meine weiblichen Hauptfiguren immer den Kerl  retten. lol
Stimmt. Das ergab sich bei mir schon während des Plottens, war aber keine Absicht.
Und meine Protagonisten sind viel unterwegs. Alle meine drei Romane handeln in irgendeiner Form von einer Reise.


_________________
*Die Sehnsucht der Albatrosse*
*Das Geheimnis des Nordsterns*
*Die Tochter der Toskana*
*Das Gutshaus in der Toskana*
*Sterne über der Toskana*
*Der Himmel über Amerika - Rebekkas Weg*
*Der Himmel über Amerika - Esthers Entscheidung*
*Der Himmel über Amerika - Leahs Traum*
*Anita Garibaldi - Ein Leben für die Freiheit*
*Bergleuchten*
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Leveret Pale
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 25
Beiträge: 786
Wohnort: Jenseits der Berge des Wahnsinns


Beitrag06.02.2017 10:22

von Leveret Pale
Antworten mit Zitat

Ich finde soetwas gar nicht schlimm, im Gegenteil, es liefert, wenn es nicht über die Stränge schlägt, einen sympathischen Wiedererkennungswert. Bei Stephen King, der ein trockener Alkoholiker ist, z.B. finden sich auch immer und immer wieder Charaktere mit Alkoholismus und die Anonymen Alkoholiker treten auch öfters in Erscheinung, und wenn es nur eine zweizeilige Randbemerkung ist. Als Stammleser klingelt es dann immer bei einem im Kopf, wenn man so etwas findet.

Ich habe mir vor einiger Zeit auch Gedanken zu dem Thema gemacht, weil Nihilismus und (auto)destruktive Tendenzen in meinen Texten und Charakteren immer wieder auftauchen, aber nach einiger Evaluation bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es noch in einem gesunden Maße ist. Den meisten Lesern werden die Parallelen kaum auffallen, weil Plot und Motiv immer anders sind.

Ich weiß jetzt aber auch nicht, wie stark bei dir das ganze ausgeprägt ist, daher kann ich dir jetzt auch keinen konkreten Vorschlag geben wie du damit umgehen sollst. Ich würde jetzt aber nicht versuchen krampfhaft etwas zu ändern, nur um Ähnlichkeiten zu verhindern.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3913
Wohnort: wien



Beitrag06.02.2017 11:03

von lupus
Antworten mit Zitat

Handke bearbeitet immer und immer wieder die Beziehung zu seiner Mutter
Bernhard schreibt oft über sein verhasstes Salzburg
Glavinic verarbeitet gern seine Kindheit

Alle drei zum Teil mit eindeutigen, z.T. Wortgleichen Wiederholungen

Du befndest dich also in bester Gesellschaft


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

-------------------------------------------------------
"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag06.02.2017 11:18

von Selanna
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Oh, danke an alle, Ihr habt mich insgesamt sehr beruhigt Very Happy

@abifiz: Es liegt bei mir wohl nicht so sehr daran, dass das Thema mich besonders fesselt (hoffe ich? Denn sonst, was sagt das aus? Laughing ), sondern eher daran, dass das die Betäubungsdroge ist, mit der ich mich am besten auskenne (Verfügbarkeit, Wirkung, Nebenwirkung, Folgen etc). Hier kann ich mich sicher fühlen, dass ich keine Fehler mache und das bei wenig Recherche... Embarassed Aber ich hoffe trotzdem, dass Du recht hast, und ich beim nächsten Plot davon lassen kann Laughing

@Mogmeier: Du bist der erste, der etwas Ökonomisches an meiner Arbeitsweise entdeckt! Das freut mich ungemein Very Happy
Ich seh's also so, dass alle die Leser, die den ersten Plot gut fanden, auch einen ähnlichen zweiten Plot nicht langweilig, sondern bewährt und somit gut finden. Abgesehen von den Lesern, die ich im Absatz darunter an Beka beschrieben habe Laughing

@Beka: Gut, das beruhigt mich auch sehr. Die Plots sind, was Ort und Milieu angeht, extrem unterschiedlich, die Charaktere sind grundverschieden. Aber mir fiel leider trotzdem auf, dass es noch weitere Motive gibt, die in beiden Geschichten auftauchen, zB bricht in der ersten Geschichte die Protagonistin mit ihrer Mutter, in der zweiten bricht der Großvater mit der Protagonistin (aus völlig anderen Gründen, aber sie tun es). In der ersten Geschichte hört der Trinker mit dem Trinken auf, in der zweiten fängt die Prota wegen ihres psychischen Problems irgendwann zu trinken an, hört aber nach einer kurzen Phase wieder auf damit.
Ich denke nicht, dass die Motive den Plot prägen, sie sind insgesamt gesehen eher Beiwerk und haben auch eine andere Funktion, aber für die Figur selbst ist ein derartiges Problem natürlich prägend. Trotzdem kann ich mir (potentielle) Leser vorstellen, die sagen: Ach, war ja klar, dass die sich auch nicht mit einem aus ihrer Familie vertragen kann. Oder: Schau an, in dem Buch säuft also mal sie, nicht er. Aber saufen muss wohl einer Rolling Eyes

@Leveret Pale: "sympathischer Wiedererkennungswert", das merk ich mir Wink Ja, wenn ich es verändern müsste, wäre es mit Sicherheit krampfhaft. Wie ausgeprägt es ist - es ist so ausgeprägt, wie hoher Alkoholkonsum sich eben auf das Leben eines Menschen ausprägt: es führt zu Diskussionen mit und Ablehnung durch das Umfeld, zu Versuchen, weniger/nichts zu trinken und schlechtem Gewissen. Also, man kann nicht sagen, dass das in zwei Sätzen abgehandelt ist, es ist jedes Mal ein Problem für die Figur, aber in sich ist die Sucht anders (anderer Suchttyp, andere Gründe, andere Auswirkungen, andere Funktion im Plot).

Ein herzliches Danke für alle Antworten, Ihr habt mir sehr geholfen! Very Happy
Liebe Grüße
Selanna


_________________
Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag06.02.2017 11:23

von Selanna
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo lupus,

Zitat:
Handke bearbeitet immer und immer wieder die Beziehung zu seiner Mutter
Bernhard schreibt oft über sein verhasstes Salzburg
Glavinic verarbeitet gern seine Kindheit

Alle drei zum Teil mit eindeutigen, z.T. Wortgleichen Wiederholungen

Du befndest dich also in bester Gesellschaft


Das ist nicht nur sehr beruhigend, sondern sogar schmeichelhaft Wink  Aber Du wirst ahnen, dass ich meine Motive auf einem anderen Niveau wiederhole Embarassed Trotzdem komme ich tatsächlich zu dem Schluss, dass ich jetzt nicht zwanghaft die eine Alkoholsucht zur Tablettensucht ummodle und den Großvater entgegen seinem Charakter nachsichtiger werden lasse. Ich fühle mich gerade ein bisschen unangreifbarer Wink

Ein herzliches Merci und liebe Grüße
Selanna


_________________
Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Belfort
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 641
Wohnort: tief im Herzen


Beitrag06.02.2017 11:49

von Belfort
Antworten mit Zitat

Mir fallen auch noch andere Top-Autoren ein, in deren Werken immer wieder ähnliche Motive auftauchen:

Charles Bukowski: Alkohol
Hemingway: Stierkampf
Houellebecq: Frauen in Strapsen, schnell verfügbarer Sex in flüchtigen Beziehungen allgemein

Letztlich arbeitet wohl auch jeder persönliche Vorlieben, Themen und Abneigungen in seinem literarischen Werk auf. Das ist also offenbar wirklich völlig normal und legitim.

Eine andere Frage ist es, ob man über Dinge schreiben kann, die man nie ausprobiert hat. Da geht es mir wie Dir. Es gibt dazu hier einen Strang, zu der Frage, ob man nur über das schreiben kann, was man kennt. Da kam der Einwand, dass ja nicht nur Mörder Krimis schreiben können, sondern dass es durchaus möglich sein muss, sich in die Psyche eines Mörders hineinzuversetzen, auch wenn man selbst nicht getötet hat.

Das sehe ich für mich persönlich zwiespältig. Ich selbst habe auch gewisse Schwierigkeiten, über etwas zu schreiben, was ich nicht ausprobiert habe. In meinem Manuskript kommt jemand vor, der in seiner Vergangenheit schwer Kokainabhängig war. Mir half, dass ich tatsächlich jemanden kenne, der das hinter sich hat und dessen Verhalten ich leidvoll studieren konnte (er war damals mein Chef). Und den Rest habe ich mir angelesen. Ich hoffe, das kommt im Manuskript nun nicht allzu holprig rüber. Wahrscheinlich werden Leute, die selbst schwer kokainabhängig waren, diese Stelle als naiv belächeln, andererseits wird das wohl nicht auf allzu viele potentielle Leser zutreffen...
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
nothingisreal
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3994
Wohnort: unter einer Brücke


Beitrag06.02.2017 11:50

von nothingisreal
Antworten mit Zitat

Hallo Selanna,

solange man nicht das Gefühl hat, die gleiche Geschichte mit nur anderen Namen zu lesen, ist alles in Ordnung. Viele Autoren haben gleiche Muster in ihren Geschichten.
Mach dir nicht so viele Gedanken.

LG NIR


_________________
"Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
kioto
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 71
Beiträge: 442
Wohnort: Rendsburg


Beitrag06.02.2017 13:14

von kioto
Antworten mit Zitat

"Viele Autoren haben gleiche Muster in ihren Geschichte"

und waren sehr erfolgreich dabei.

Karl May - immer der beleidigte und bedrohte Superheld, der gegen lokale Bösewichte kämpft
Agatha Christie - Immer reiche viktorianische Familien, fast immer 3 Morde pro Roman
Edgar Wallace - Immer die entführte reiche Erbin.

Gruß Werner


_________________
Stanislav Lem: Literatur versucht, gewöhnliche Dinge ungewöhnlich zu beschreiben, man erfährt fast alles über fast nichts.
Phantastik beschreibt ungewöhnliche Dinge (leider m.M.) meist gewöhnlich, man erfährt fast nicht über fast alles.

Gruß, Werner am NO-Kanal
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag06.02.2017 15:06

von Selanna
pdf-Datei Antworten mit Zitat

kioto hat Folgendes geschrieben:

Karl May - immer der beleidigte und bedrohte Superheld, der gegen lokale Bösewichte kämpft
Agatha Christie - Immer reiche viktorianische Familien, fast immer 3 Morde pro Roman
Edgar Wallace - Immer die entführte reiche Erbin.


Hallo Werner!
 Laughing
Du deprimierst mich wieder ein Stück, denn als ich vor Jahren einen Sammelband von Christie las, dachte ich mir: Oh Mann, das ist ja immer dasselbe! Rolling Eyes
Nein, im Ernst, ich glaube fast, es würde lohnen, den Faden für große Schriftstellerbeispiele, die sich wiederholen, zu eröffnen.  Very Happy
Oder hier einfach weitermachen.

Liebe Grüße
Selanna


_________________
Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
kioto
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 71
Beiträge: 442
Wohnort: Rendsburg


Beitrag06.02.2017 15:37

von kioto
Antworten mit Zitat

Hallo Selanna,
Das Verwenden gleicher Muster muss nicht schlecht sein, wenn es mit sprachlicher Qualität kompensiert wird. Bei Belletristik erleichtert es das Lesen. Man kann das Buch aus der Hand legen, macht 3 Tage später weiter und ist wieder drin. Ich bin nie so ein richtiger Literaturleser gewesen, technisches Studium, Job als Projektmanager, da ist man gezwungen, alles schnell zu lesen und nur die wichtige Info rauszuziehen. Ich versuche gerade, mir diese Angewohnheit, bei wenig Info im Text erst ein, dann 2 Worte, dann einen  Satz, dann einen Absatz zu überspringen, abzugewöhnen.
Ich habe immer gerne SF gelesen, erst durch Lem und andere Qualitätsautoren habe ich das Erstarren in Stereotypen und das fast vollständige Fehlen von Literatur in diesem Bereich bemerkt. Das war auch der Punkt, an dem ich auf die Idee kam, es mal selber zu versuchen.
Aktuell habe ich mir 2 Bücher von Bodo Kirchhoff (Bücherpreis 2016) besorgt und versuche mich an einer Analyse. In Widerfahrnis passiert wenig, der Text wird aber kunstvoll arrangiert. Der Schundroman besteht ausschließlich aus Stereotypen, auch die Sprache ist wenig anspruchsvoll.  
Leider führt die Beschäftigung mit der Schreiberei dazu, dass man fast keinen Film im Fernsehen mehr sehen kann. Man weiß immer schon. wie es weitergehen wird.
Gruß Werner


_________________
Stanislav Lem: Literatur versucht, gewöhnliche Dinge ungewöhnlich zu beschreiben, man erfährt fast alles über fast nichts.
Phantastik beschreibt ungewöhnliche Dinge (leider m.M.) meist gewöhnlich, man erfährt fast nicht über fast alles.

Gruß, Werner am NO-Kanal
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Murmel
Geschlecht:weiblichSchlichter und Stänker

Alter: 68
Beiträge: 6367
Wohnort: USA
DSFo-Sponsor


Beitrag06.02.2017 15:52

von Murmel
Antworten mit Zitat

Ich denke auch, dass man als Autor in erster Linie auf seinen eigenen Erfahrungsschatz zurückgreift und ihn verarbeitet, daher gibt es bei vielen Autoren wiederkehrende Themen und Motivationen. Dieser Erfahrungsschatz muss nicht unbedingt eigenes Erleben sein, es können auch Geschichten sein, die einem zum Nachdenken angeregt haben.

Woher sonst soll die Umsetzung von Ideen kommen, als von den Tiefen unseres Gehirns?

Ein Problem entsteht nur, wenn das Muster zu offensichtlich ist und der Leser sich gelangweilt fühlt. Wenn er meint, er hat dich durchschaut, dann kauft er dich nicht mehr.

Bestimmte Muster werden vom Genre erwartet . Liebesromane sind, vor allem die schlichteren, sehr nach Rezept gestrickt. Das Thema Liebe wiederholt sich naturgemäß sehr. Dazu noch ein paar Konflikte, fertig.

Aber auch bei Krimis oder Thriller gibt es das. Ein Actionthriller verlangt ein anderes Muster als ein Psychothriller. Was nun, wenn man eine Serie aufbauen soll, muss man dann nicht in dem selbst gesteckten Rahmen bleiben?

Mir geht das so. Mit "Bocktot" habe ich ein bestimmtes Muster vorgegeben. Sollte es einen Band 2 geben, dann werden die Leser gewisse Erwartungen haben. Der erste Band beschäftigte sich mit dem Thema des Grenzbereichs der Schuld. Und auch die Wechselbeziehung zwischen Opfer und Täter, die es manchmal gibt.
Unbewusst, wie es einem halt so geht, hat auch Band 2, an dessen Konzept ich gerade arbeite, ein ähnliches Thema. Vielleicht weil's mich interessiert. Überhaupt interessieren mich Täter, die aus der Situation heraus zu etwas getrieben werden, was sie normal nie tun würden.


_________________
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Mina Minus
Leseratte
M


Beiträge: 173



M
Beitrag06.02.2017 17:19

von Mina Minus
Antworten mit Zitat

Bei mir ist das auch so, dass alle Romane unter einem bestimmten Motto zusammengefasst werden könnten und dieses jeweils aus ganz unterschiedlichen Perspektiven bearbeiten. Und wer mich kennt, der wird das auch bemerken - zumindest meinen Testlesern ist das aufgefallen.
Ich finde das nicht schlimm.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag06.02.2017 17:49

von Selanna
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@Werner
Zitat:

Aktuell habe ich mir 2 Bücher von Bodo Kirchhoff (Bücherpreis 2016) besorgt und versuche mich an einer Analyse. In Widerfahrnis passiert wenig, der Text wird aber kunstvoll arrangiert. Der Schundroman besteht ausschließlich aus Stereotypen, auch die Sprache ist wenig anspruchsvoll.  

Ich hoffe sehr, dass ich irgendwo dazwischen bin. Ich bin kein Kirchhoff, aber ich hoffe, obwohl Liebe in meinen Büchern schon ein großes Thema ist, keinen "Schund" zu schreiben. Stereotype versuche ich zu brechen und gerade was Liebe angeht, ist es bei mir ein weiteres wiederkehrendes Motiv, dass sich meine Paare eben NICHT kriegen und wenn sie zusammenbleiben, ist es oft eben NICHT die große Seligkeit und Liebe - übrigens habe ich den Verdacht, dass gerade das mir von so manchem Leser übelgenommen werden könnte.

Zitat:
Leider führt die Beschäftigung mit der Schreiberei dazu, dass man fast keinen Film im Fernsehen mehr sehen kann. Man weiß immer schon. wie es weitergehen wird.

Kennst Du Game of Thrones? Der Plot ist wirklich mutig und wenn Du mir sagst, Du hast gewusst, wie die erste Staffel endet, dann bin ich schwer beeindruckt (außer Du hast das Buch gelesen, dann bin ich nicht schwer beeindruckt, wenn Du von vornherein geahnt hast, wie die Staffel endet Laughing )

@Murmel:
Zitat:
Ein Problem entsteht nur, wenn das Muster zu offensichtlich ist und der Leser sich gelangweilt fühlt. Wenn er meint, er hat dich durchschaut, dann kauft er dich nicht mehr.

Das befürchte ich auch. Vllt nicht, wenn ich in beiden Manuskripten am Rand Alkoholprobleme thematisiere, aber wenn sich die zwei Hauptfiguren jedes Mal nicht kriegen oder zumindest kein Happy Ende haben, dann glaube ich schon, dass manche das Interesse verlieren.
In einer Serie habe ich diesbezüglich weit weniger Bedenken. Wenn im zweiten Teil einer Krimiserie der Kommissar nicht mehr unter seinem Eigenbrödlertum leidet oder im fünften Band die neue Hauptfigur in einer Wikingerreihe, in der der bisherige Prota seine Taten immer kritisch reflektiert hat, plötzlich ein selbstzufriedener Haudrauf wird, dann verliere ich sogar das Interesse an der Serie. Hier muss man Stränge, Motive, Eigenheiten weiterführen, denke ich. Also Deinen Band zwei würde ich dementsprechend kaufen wink Wenn aber in Deiner imaginären zweiten Krimireihe genau dieselben Motive auftauchen, alles um dieselbe Problematik kreist, dann hättest Du dasselbe Dilemma wie ich (ein Dilemma, das ich nach den bisherigen Beiträgen nicht mehr als so schlimm empfinde wink )

@Mina Minus:
Danke auch Dir fürs Melden. Vielleicht könnte man sich mit gewissen festen Themen sogar eine feste Leserschaft erarbeiten? Tja, wenn man schon drei Bücher veröffentlicht hätte, könnte man diese Frage eher beantworten Laughing

Liebe Grüße
Selanna


_________________
Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
kioto
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 71
Beiträge: 442
Wohnort: Rendsburg


Beitrag06.02.2017 19:01

von kioto
Antworten mit Zitat

@Selanna


Mein Zitat:
Leider führt die Beschäftigung mit der Schreiberei dazu, dass man fast keinen Film im Fernsehen mehr sehen kann. Man weiß immer schon. wie es weitergehen wird.

Selanna Zitat:
Kennst Du Game of Thrones? Der Plot ist wirklich mutig und wenn Du mir sagst, Du hast gewusst, wie die erste Staffel endet, dann bin ich schwer beeindruckt (außer Du hast das Buch gelesen, dann bin ich nicht schwer beeindruckt, wenn Du von vornherein geahnt hast, wie die Staffel endet.

Ich sprach auch nur von Filmen.  Games of Throne ist eine Fantasie low Budget Serie, nicht so mein Fall.

Beispiel: Bei Mel Gibsons Apokalyptico war der Held kurz von Schluss in einer wirklich ausweglosen Situation und floh schwer verletzt vor blutrünstigen Azteken. Als die Küste als Fluchtziel auftauchte, sagte ich zu meiner Frau, jetzt kommen garantiert die Spanier. So wars auch. Wieso das seine Rettung war, ließ der Drehbuchautor offen. Der Film war zu Ende.

Gruß Werner


_________________
Stanislav Lem: Literatur versucht, gewöhnliche Dinge ungewöhnlich zu beschreiben, man erfährt fast alles über fast nichts.
Phantastik beschreibt ungewöhnliche Dinge (leider m.M.) meist gewöhnlich, man erfährt fast nicht über fast alles.

Gruß, Werner am NO-Kanal
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag06.02.2017 19:46

von Selanna
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Werner Very Happy

Zitat:
Ich sprach auch nur von Filmen.  Games of Throne ist eine Fantasie low Budget Serie, nicht so mein Fall.

Ich wollte nur darauf hinaus, dass bei Georg Martins Buchverfilmung unerwartet Hauptprotagonisten getötet werden und man mit den Wendungen oft nicht rechnet... das war alles. Ich stimme Dir auch zu, dass die Mehrheit der Filme im Fernsehen, insbesondere die, die fürs Fernsehen gedreht wurden, sehr vorhersehbar sind. Gerade wenn Du die Szene in Apocalyptico so frustrierst schilderst, dann kann ich hier eben eine Szene aus der Serie entgegenhalten, in der Du bis zum Schluss denkst, der Held entkommt, irgendjemand hilft, irgendwo wird sich schon ein Schlupfloch auftun - und plötzlich ist er tot und Du denkst Dir: Moment, das war doch die Hauptfigur, wie kann das sein?
Aber ich hoffe, ich bin jetzt in kein Fettnäpfchen getreten Wink
Übrigens, gerade wenn Du Filme schlechter und langweiliger findest, sind Serien (auch fernab von Game of Thrones natürlich) wirklich eine gute Alternative. Und das ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern ich zitiere aus Feuilletons Embarassed

Noch einmal liebe Grüße
Selanna

Edit: So, Riesenexkurs, ist hoffe, ich werde nicht in dem ersten allgemeinen Faden, den ich eröffnet habe, gleich ermahnt...


_________________
Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Terhoven
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 401



Beitrag14.02.2017 10:03

von Terhoven
Antworten mit Zitat

Noch ein großartiger Autor, der ein Thema wiederholt:
Remarque verarbeitet den 1. Weltkrieg und die Zeit danach in mehreren Büchern (Im Westen nichts Neues, Der Weg zurück, Der schwarze Obelisk, Drei Kameraden), in denen sich die Charaktere sogar ähneln. Manchmal überleben sie, manchmal nicht
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
spinat.ist.was.anderes
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 502
Wohnort: Hamburg (ab und zu)


Beitrag14.02.2017 10:09
Re: Themen, die sich in verschiedenen Manuskripten wiederholen
von spinat.ist.was.anderes
Antworten mit Zitat

Selanna hat Folgendes geschrieben:


Wie schlimm findet Ihr das? So schlimm, dass Ihr eine der Figuren umschreiben würdet?

Wenn die Figur jedes Mal anders mit dem Problem umgeht, würde ich nicht umschreiben. Viele Autoren haben "ihr" Thema, das ist normal.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag14.02.2017 10:54

von Selanna
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@Belfort: Auch Dir ein verspätetes Danke fürs Melden, ich war wohl am 2.6. mit Blindheit geschlagen Shocked

Es kommt eben auch drauf an, wie die Recherchemöglichkeiten und die Variäteten sind. Wenn Du jemanden kennst, der früher Koks nahm und bereit ist, Dir davon zu erzählen, hast Du ja in dem Fall tolle Unterstützung gefunden. Und Du hast ein Thema, das mit Sicherheit jeder Süchtige anders erlebt und das man unterschiedlich, aber deswegen nicht falsch schildern kann.
 Ich habe letztes Jahr eine Figur reiten lernen lassen und mich in Bücher, Internet und Youtube-Videos vertieft und trotzdem wette ich, dass viele Reiter Aspekte bemerken werden, über die sie die Stirn runzeln, denn beim Reitenlernen wird es nicht sehr viele unterschiedliche Wege geben Wink Und da stell ich mir dann schon immer die Frage, ob man nicht bei seinen Leisten bleiben sollte... (oder bei den Leisten, die man zumindest vom Sehen gut kennt).

@NIR:
Der 6.2. war nicht mein Durchblicktag, darum auch Dir ein sehr verspätetes Danke. Aber ein herzliches, denn das ist jetzt schon das zweite Mal, dass Du mich so nett ermutigst Very Happy

@Terhoven:
Ja, das stimmt. Und ich denke, Remarque ist sogar ein extremes Beispiel, weil bei ihm tritt wohl das ein, was ich oben schon einmal ansprach: Nur wenn Dir eines der Remarque-Bücher gefallen hat, kaufst Du Dir ein zweites, denn Du weißt, was auf Dich zukommt. Wenn Dir schon das erste von Remarque nicht gefiel, wirst Du einem zweiten Werk von ihm keine Chance geben - weil Du eben weißt, was auf Dich zukommt. Das heißt, hier hat ein Autor einen Weltbestseller und dadurch einen Fankreis, aber auch einen Ruf, der manche Leser von vornherein abschreckt (zB die nicht kleine Menge, die nichts über Kriege lesen möchte).

@spinat.ist.was.anderes:
Danke! Ja, das Problem ist jedes Mal anders dargestellt, immerhin. Ich schreibe vorerst nichts um (bis zum einsichtigen Veto der Agentur, die mich unbedingt haben will, aber die wohl noch gegründet werden muss), aber in der nächsten Geschichte will ich trotzdem mal andere Themen finden. Denn wenn die Themen, die bei mir ständig auftauchen, "meine" Themen sind, finde ich die Themenauswahl deprimierend Crying or Very sad

Liebe Grüße
Selanna


_________________
Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Selbsthilfe -> Plot, Handlung und Spannungsaufbau
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Hallo Welt! sagte die schreibende Tig...
von Tigerlilie
Tigerlilie Roter Teppich & Check-In 3 26.04.2024 16:33 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Agenten, Verlage und Verleger
Nur mal in die Runde gefragt
von Alfred Wallon
Alfred Wallon Agenten, Verlage und Verleger 8 26.04.2024 13:01 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Rezensionen
,,Die Ärztin“- ein Theaterstück m...
von Oneeyedpirate
Oneeyedpirate Rezensionen 0 19.04.2024 22:53 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Feedback
Zieh die Flügel aus!
von Tisssop
Tisssop Feedback 2 15.04.2024 20:39 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Rezensionen
"Die Ärztin"-ein Theaters...
von writersblockandtea
writersblockandtea Rezensionen 0 08.04.2024 13:59 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchBuchEmpfehlung

von nicolailevin

von JT

von Michel

von EdgarAllanPoe

von nebenfluss

von Thomas74

von Merope

von denLars

von Schreibmaschine

von Tiefgang

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!