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Scherbensänger Gänsefüßchen
Alter: 45 Beiträge: 21 Wohnort: Schleswig-Holstein
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14.05.2016 21:30
von Scherbensänger
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Schwierig. Ich trenne da zwischen Autor und Buch. Ich recherchiere bei neuen Büchern auch nicht, was da für ein Mensch dahintersteckt.
Wenn ich gerade an der Buchreihe gesüchtelt hätte, als er die Äußerungen kundtat, hätte ich das nächste Buch wohl trotzdem gekauft. Die Geschichten waren einfach toll.
Darf ich mal so frei sein und meine Lieblingsszene zu zitieren. Was habe ich damals gelacht:
Zitat: | „Die Nüsse müssen weg!“ Zunächst konnte ich unmöglich damit etwas anfangen, schon gar nicht eine Verbindung zu mir herstellen. Soweit ich wußte, aß Gustav nie Nüsse, von mir ganz zu schweigen. Welche Nüsse meinte sie bloß? Besorgniserregende Dimensionen begann der sich immer öfter wiederholende Ausspruch anzunehmen, als ich registrierte, daß er stets in meiner Gegenwart getan wurde. Und unmittelbar schaurig wurde es, wenn sie langsam, aber sicher dazu überging, ihre Oberlippe gegen die Nasenwurzel zu kräuseln, mich anklagend anzustarren, theatralisch irgendwelche eingebildeten ekligen Gerüche aus der Luft zu erschnuppern und gekünstelt zu seufzen (na?): „Die Nüsse müssen weg!“ Das Geheimnis der Nüsse beschäftigte mich besonders, da der Bezug zwischen „Nüsse“ und meiner Wenigkeit von Tag zu Tag unmißverständlicher wurde. Wie dieser Bezug aber aussehen sollte, wurde mir nicht klar. So hockte ich mich in einer ruhigen Minute, als die beiden außer Haus waren, in der Toilette auf den Waschbeckenrand, betrachtete mich selbst im Spiegel und überlegte mit der ganzen Schärfe meines Verstands. Ich hielt Ausschau nach etwas Nußartigem an mir, präziser gesagt nach etwas „Nüsse“-artigem, denn sie sprach ja andauernd in der Mehrzahl. Nein, da war nichts zu sehen im Spiegelbild, jedenfalls nichts, was mit Nüssen zu vergleichen gewesen wäre. Außer vielleicht - aber das war ja völlig weithergeholt, das war absurd, lachhaft, nicht nur lachhaft, das war ... (2)
Ich sah sie dort im Spiegel zwischen meinen Oberschenkeln baumeln wie heilige Früchte im Gefilde der Seligen, wie Offenbarungen der Kraft und der Herrlichkeit, meine Nüsse! |
Großartiger Autor, nicht so großartiger Mensch. Deswegen werde ich aber mitnichten eine Bücherverbrennung starten.
_________________ Unser Leben ist das Produkt unserer Gedanken. (Marcus Aurelius) |
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Nina C Klammeraffe
Alter: 36 Beiträge: 992 Wohnort: Op dr\' Jück
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05.07.2016 23:06
von Nina C
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Pirincci fand ich früher toll... nun hat er mein ebay-Konto bereichert. Wenn sie dort jemand (für 1-2€ *g*) kauft, sieht er keinen Pfennig und alle sind zufrieden...
Liebe Grüße,
Nina
_________________ Wenn ihr nicht die gequälten Sklaven der Zeit sein wollt, macht euch trunken, ohn’ Unterlass! Mit Wein, mit Poesie mit Tugend, wie es euch gefällt. (Charles Baudelaire) |
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MoL Quelle
Beiträge: 1838 Wohnort: NRW
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05.07.2016 23:40 Re: Ich lese das nicht. Punkt. von MoL
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YukiTheCat hat Folgendes geschrieben: | Das wirklich erschreckende war, dass ich als Jugendliche seine Ideen total originell fand; im Nachhinein erkenne ich aber, dass er seine kranken Vorstellungen bereits in diesen frühen Büchern verpackt hatte. |
Woher hättest du das wissen sollen? Meine hochgeschätze ehemalige Geschichtslehrerin pflegte immer zu sagen: "Im Nachhinein ist Geschichte immer erklärbar!"
YukiTheCat hat Folgendes geschrieben: | Ging es euch auch schonmal so, dass ihr euch von Autoren "getrennt" habt? Nicht, weil seine/ihre schriftstellerische Leistung abgenommen hat o. Ä., sondern weil ihr euch einfach nicht mehr mit ihm/ihr "identifizieren" konntet? |
Bei einem Autor ist mir das noch nicht passiert, wohl aber bei Schauspielern und Sängern bzw. Musikern. Da kann ich Film oder Lied noch so gut gefunden haben. Wenn ich - meist zufällig, ich suche jetzt nicht danach - mitbekomme, dass die etwas total Mieses getan oder gesagt haben und sich das nicht im Laufe der Zeit irgendwie auflöst, dann war es das für mich. Ich kann da nicht zwischen "Privatmensch" und "Produkt" trennen.
Aber das geht mir generell so. Z.B. könnte ich einen lieb gewonnenen Menschen nie häßlich finden und anders herum einen fiesen Menschen nie (äußerlich) attraktiv.
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Blaubeere Wortedrechsler
Beiträge: 75 Wohnort: Hessen/Wetteraukreis
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07.07.2016 16:09
von Blaubeere
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Ich sehe es ähnlich wie Scherbensänger. Mich interessiert in erster Linie das Buch bezw. die Geschichte darin. Wer oder was der Autor für ein Mensch ist, ist für mich zweitrangig. Er könnte auch ein menschliches Schwein sein, wenn die Geschichte gut ist, würde ich auch die Fortsetzung kaufen.
LG
Blaubeere
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Ynishii Eselsohr
Alter: 47 Beiträge: 355 Wohnort: Erde
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08.07.2016 14:35
von Ynishii
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Blaubeere hat Folgendes geschrieben: | Ich sehe es ähnlich wie Scherbensänger. Mich interessiert in erster Linie das Buch bezw. die Geschichte darin. Wer oder was der Autor für ein Mensch ist, ist für mich zweitrangig. Er könnte auch ein menschliches Schwein sein, wenn die Geschichte gut ist, würde ich auch die Fortsetzung kaufen.
LG
Blaubeere |
Sehe ich genauso. Wer die Geschichten nicht mag, soll sie nicht lesen aber ein guter Autor bleibt ein guter Autor, ganz unabhängig von seiner politischen Gesinnung.
Außerdem ist der deutsche Buchhandel nicht die Inquisition und hat nicht zu bestimmen, was ich lese.
Gerade deshalb bleibt zumindest "Felidae" auch weiterhin fester Bestandteil meiner Bibliothek. Weil es ein gutes Buch ist.
Gerne werden auch im nachhinein Dinge in Schriften hineininterpretiert, die da so nicht stehen und auch nie standen, bloß weil man den Verfasser ablehnt. Das sehe ich eher skeptisch. Es hat so was von tratschenden Hausfrauen, denen die Neue von nebenan nicht gefällt.
_________________ Verehrt mich nicht an dunklen Orten. Tretet hinaus in die Welt und macht sie bunt. - Arthamos, Gott der Künste (auch »Der Bunte« genannt)
Ich kann beweisen, dass dem Schöpfungsprozess eine gewisse kreative Eigeninitiative innewohnt. - Dr. Aurora Fleming |
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Nina C Klammeraffe
Alter: 36 Beiträge: 992 Wohnort: Op dr\' Jück
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12.07.2016 22:22
von Nina C
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Ich kann das nicht so scharf trennen, muss ich gestehen. Zugegebenermaßen lade ich mir nicht gerade zu jedem Autor die vollständige Biographie runter. Aber wenn jemand offensichtlich ein Mistsack ist, muss er eben auf mich als Leser verzichten.
Ich kaufe ja z.B. auch kein Nestlé oder Novartis – dabei stellt sich für mich nicht die Frage, ob mir die Produkte schmecken oder helfen, sondern ob ich damit leben kann, dass die jeweiligen Firmen die Welt ein Stück schlechter machen, ums mal ganz profan auszudrücken. Wieso sollte ich dann ausgerechnet bei Büchern anders handeln?
Liebe Grüße,
Nina
_________________ Wenn ihr nicht die gequälten Sklaven der Zeit sein wollt, macht euch trunken, ohn’ Unterlass! Mit Wein, mit Poesie mit Tugend, wie es euch gefällt. (Charles Baudelaire) |
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kioto Eselsohr
Alter: 71 Beiträge: 442 Wohnort: Rendsburg
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15.07.2016 20:55
von kioto
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Hallo,
Bin durch Zufall auf diese Diskussion gestoßen. Ich kenne nicht die Qualität oder den Inhalt seiner Bücher, aber die Ablehnung seines letzten Buches scheint wohl gerechtfertigt. Ich will aber trotzdem warnen, es wurden schon mal Bücher verbrannt in Deutschland, weil die Autoren nicht genehm waren. Und die Schlösser Neuschwanstein oder Sanssouci reißt man auch nicht ab, obwohl die Erbauer verrückte Geldverschwender oder Leuteschinder und Kriegstreiber waren.
Ob man immer gut und moralisch handelt, beweist sich nicht in Gesten sondern dann, wenn es hart auf hart kommt und man trotzdem bei seiner Überzeugung bleibt.
Ich fand die Maßnahme, seine Katzenkrimis aus dem Handel zu verbannen, doch schon ein bischen bräunlich befleckt.
In ihrer Biographie von Voltaire beschrieb Evelyn Beatrice Hall seine Grundüberzeugung mit dem Satz:
„Ich lehne ab, was Sie sagen, aber ich werde bis auf den Tod Ihr Recht verteidigen, es zu sagen"
Gruß Werner
_________________ Stanislav Lem: Literatur versucht, gewöhnliche Dinge ungewöhnlich zu beschreiben, man erfährt fast alles über fast nichts.
Phantastik beschreibt ungewöhnliche Dinge (leider m.M.) meist gewöhnlich, man erfährt fast nicht über fast alles.
Gruß, Werner am NO-Kanal |
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