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Grober Entwurf einer Parabel


 
 
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drhilbert
Gänsefüßchen
D


Beiträge: 15



D
Beitrag14.10.2017 14:09
Grober Entwurf einer Parabel
von drhilbert
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Folgender Text sollte eine philosophische / existenzialistische Parabel in Form einer Kurzgeschichte werden. Derzeit ist es nur ein Fragment dafür. Weiterhin hat es nicht im Ganzen die Struktur einer Geschichte, sondern vielmehr wird beschrieben was der fertige Text sein sollte.

Natürlich sind die Schwächen eklatant und zahlreich. Mir auch in Teilen bereits bekannt, dennoch wage ich mal es hier zu posten. Dankbar bin ich für _jeden_ Hinweis, Kommentar und Verbesserungsvorschlag bzw. Änderungsvorschlag. Selbst jeden Verriss, den der Text sicher mehr als verdient hat.

Schauplatz: Ein alter Bahnhof erbaut aus einem gigantischen, teils morschen Holzskelett.
Der Bahnhof ist eine Großbaustelle bei der es so scheint als ob sie nie fertig wird und es ist schwierig das richtige
Gleis zu erreichen.
Protagonist: Ein Mitte 20 jähriger namenloser Mann, Typ Einzelgänger, mag weder Menschen noch das Leben und leidet an Depressionen.
Geschichte:
Der junge Mann hat es eilig zum Gleis zu kommen.
Auf dem Weg bemerkt er plötzlich wie jemand seinen Rucksack festhält.
In der Tat: Hinter ihm läuft eine Bahnbedienstete, die ihn am Rucksack gepackt hat.
Sie möchte ihm erklären wo er lang gehen muss, zusammen mit drei anderen Bahnmitarbeitern und
einer Gruppe von Reisenden.
Aber er weigert sich. Er kann die Bevormundung nicht ausstehen, möchte seinen eigenen Weg gehen.
So behauptet er einfach gar nicht zum Gleis zu müssen und befreit sich von ihrer Bevormundung.
Dann geht er einen gesonderten Weg, den er von früher zu kennen glaubt. Allerdings hat sich der Bahnhof durch
die Bauarbeiten zu stark verändert und er kann sich darin nicht mehr zurechtfinden.
Er verläuft sich im alten Bahnhof. Er dringt tiefer und tiefer ein und kommt an alten,
ausrangierten Gleisen an.
Er ist allein und findet keinen Ausgang mehr. Schließlich ruft er um Hilfe, aber niemand kann ihn mehr hören.
Nach einem Tag, der von Verzweiflung geprägt ist, sitzt er apathisch am Boden der riesigen Halle, starrt nur auf das Schild "Einsturzgefahr, Betreten verboten", rot umrandet.
Schließlich kristallisiert sich in seinem Kopf ein Plan.   
Er wird die gesamte Superstruktur der nunmehr morschen, ausrangierten Bahnhofshalle zum Einsturz bringen.
In den Holzbalken sucht er die schwächste Stelle und zerstört soviele Stützbalken bis alles zusammenstürzt.
Als alles einzustürzen beginnt rettet er sich im letzten Moment in einen Granitvorsprung und kauert sich in eine Ecke, solange bis das Spektakel vorüber ist.
Am Ende ist er begraben unter Tonnen von Holz.
Nach Tagen kann er befreit werden, halb verhungert und zitternd, aber weitgehend unverletzt.
Als er raus kommt erfährt er, dass alle Menschen, tausende Menschen, durch den Einsturz gestorben sind, als der anliegende
Bahnhofsteil durch die Schockwelle ebenfalls eingestürzt war. Er hat als einziger überlebt.
Auf dem Weg zum Krankenwagen wird er von der Bahnmitarbeiterin gesehen, die ihn damals zum richtigen Gleis lotsen wollte.
Sie sieht ihn, ihre Augen weiten sich. Er sieht sie auch, aber er verzieht keine Miene.
Zum ersten mal in seinem Leben empfindet er vollkommenes Glück, er fühlt sich befreit, eine Last ist gewichen, ein Stein vom Herzen gefallen.

Weitere Werke von drhilbert:
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kioto
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 71
Beiträge: 442
Wohnort: Rendsburg


Beitrag14.10.2017 19:50

von kioto
Antworten mit Zitat

Hallo drhilbert,

Du hast einen Text vorgestellt, der ja eigentlich eine Inhaltsangabe ist. Somit gibt es keine literarische Form zu kritisieren und ich muss mich damit inhaltlich auseinander setzen, was nicht einfacher ist. Eine klassische Parabel soll in Form eines Gleichnisses ein für gut befundenes Verhalten fordern oder schlechtes tadeln.
Meine Interpretation:
In deinem Entwurf setzt sich der leicht autistische wirkende Prota über Regeln hinweg, verschuldet den Tod tausender Menschen und kommt dadurch zum vollkommenen Glück. Könnte auf den 9/11 Attentäter Mohammed Attar oder auf Mao Zedong oder andere Revolutionäre passen, die ihre Ziele ohne Rücksicht auf andere durchsetzen. Diese Interpretation ist aber, das möchte ich betonen, erst einmal vollkommen wert- und moralfrei und deshalb ist dein Plot durchaus schlüssig und sinnig. Die Wertung bleibt nachher dem Leser überlassen. Deine Aufgabe als Autor wäre es nun, das Gerüst mit entsprechenden Worten so angenehm und interessant zu verkleiden, dass es den Leser fesselt und er es bis zu Ende liest.

Gruß Werner


_________________
Stanislav Lem: Literatur versucht, gewöhnliche Dinge ungewöhnlich zu beschreiben, man erfährt fast alles über fast nichts.
Phantastik beschreibt ungewöhnliche Dinge (leider m.M.) meist gewöhnlich, man erfährt fast nicht über fast alles.

Gruß, Werner am NO-Kanal
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MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag18.10.2017 22:36

von MoL
Antworten mit Zitat

Lieber Drhilbert!

drhilbert hat Folgendes geschrieben:
Folgender Text sollte eine philosophische / existenzialistische Parabel in Form einer Kurzgeschichte werden. Derzeit ist es nur ein Fragment dafür. Weiterhin hat es nicht im Ganzen die Struktur einer Geschichte, sondern vielmehr wird beschrieben was der fertige Text sein sollte.

Natürlich sind die Schwächen eklatant und zahlreich. Mir auch in Teilen bereits bekannt, dennoch wage ich mal es hier zu posten.


Ich würde Dir ja gerne was zu Deinem Text sagen - nur geht das nicht!

Wie Kioto bereits sagte, handelt es sich eher um eine Inhaltsangabe. Um es mal ganz unverblümt auszudrücken: Das kann ein Meisterwerk oder der größte Schrott werden! Das weiß ich eben nicht, denn das Entscheidende, die Ausformulierung des Textes, liegt (noch) nicht vor.
Wie wäre es also, wenn Du Dich daran begibst und Dir DANN hier Rückmeldungen holst? Smile


_________________
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gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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Pickman
Geschlecht:männlichPlottdrossel


Beiträge: 2293
Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare


Beitrag19.10.2017 03:28

von Pickman
Antworten mit Zitat

Hi drhilbert,

Dein Einstand gibt mir eine ausreichend genaue Vorstellung von der Handlung, die Dir vorschwebt. Leider verstehe ich die Botschaft Deiner Parabel nicht. Wenn ich die hätte, könnte ich sagen, ob die Handlung dazu passt.

An einer Stelle scheint sich ein Widerspruch aufzutun. Wenn Dein Protagonist der einzige Überlebende ist, kann er der auskunftsfreudigen Bahnkollegin nach dem Einsturz nicht mehr begegnen.

Beste Grüße

Pickman
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drhilbert
Gänsefüßchen
D


Beiträge: 15



D
Beitrag20.10.2017 01:29

von drhilbert
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@kioto: Das ist eine interessante Interpretation, da sie Sinn ergeben könnte. Allerdings verursacht der Prota ja nicht den Tod sovieler Menschen, weil er es von langer Hand geplant hat und inspiriert wurde durch eine bestimmte Ideologie, wie die 9/11 Terroristen. Aber es könnte auf andere Terroristen zutreffen, Leute wie Timothy McVeigh oder Theodore Kaczynski, die ja von der Gesellschaft frustrierte Einzelgänger waren.

Allerdings hatte ich nicht direkt an Terrorismus gedacht, da eigentlich alle Elemente der (unfertigen) Story allegorisch gemeint sind. Die Parabel (und der enthaltende Tadel) richtet sich an die Gesellschaft, welche repräsentiert wird durch die anderen Menschen und das fragile Konstrukt des Bahnhofs. Da sie (die Gesellschaft) in ihrer zunehmenden Komplexität und zunehmend einengenden Vorstellungen von angemessenem Denken / Denkverboten, keinen geeigneten Raum bietet für abweichende Meinungen und eigensinniges Verhalten, bleibt dem jeweils frustrierten Einzelgänger keine Wahl mehr als an ihren Grundfesten zu rütteln. Da er sich in ihr nicht zurechtfindet und sie ihm jede Freiheit raubt sich auszudrücken, empfindet der Prota die Zerschlagung der Gesellschaft als befreiend und Glück spendend. Ein Gegenpol zum Prota könnten Leute wie Aaron Swartz oder Jack Kevorkian sein, die ihre kritische Einstellung gegenüber der Gesellschaft und ihren Fehlern in eher konstruktive Bahnen gelenkt hatten, wobei dann aber mit tragischem Ausgang für sie selbst.

Das in angemessene Form einer Kurzgeschichte zu bringen fällt mir schwerer. Für Tipps bin ich dankbar.

@Pickman: Das ist kein Widerspruch, da die Frau ja an dem Tag (in der "Story" steht: "Nach einem Tag...") frei hatte. Wink
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