Piwi

[Noelia]

Teil 1

„Willst du noch weg?“ Sabrina stand in der Küchentür und an ihrem Blick merkte Boris sofort, dass ihr sein Aufbruch gar nicht gefiel. Ein wenig von oben herab beobachte sie ihn, wie er in seine ausgelatschten Sneakers schlüpfte.
„Nur auf ein Bier mit Piwi. Hörte sich dringend an, keine Ahnung was da los ist.“
„Das kann ich dir sagen. Jenni hat ihm den Laufpass gegeben.“
Sabrina verschwand wieder in der Küche. Boris hielt inne und rollte mit den Augen. Er hatte jetzt keine Lust den Therapeuten zu spielen. Er folgte seiner Freundin in die Küche und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Es wird nicht so spät.“

Als er die Haustür öffnete, wich er erschrocken zurück. Vor ihm stand Jenni und schaute ihn aus rotverheulten Augen an.
„Ist.. Brina.. da?“, fragte sie schluchzend.
Etwas eingeschüchtert und vollkommen überfordert mit einer heulenden Frau umzugehen, trat Boris einen Schritt zur Seite.
„Ja klar, ähm, komm doch rein, ich muss sowieso los.“
Er wartete bis Jenni eingetreten war und machte sich schnellen Schrittes durch das Treppenhaus hinunter auf die Straße.
Na, Bravo. Alles was ich jetzt nicht gebrauchen kann ist so ein Beziehungsdrama. Ein wahrscheinlich betrunkener Piwi an der Theke, eine verheulte Jenni bei uns im Wohnzimmer und ich darf später dann noch alles mit meiner Freundin diskutieren.
Gegenüber befand sich das „Irish-Pub“ , in dem sich Boris oft mit Piwi und den Jungs traf um sich abends noch ein oder auch zwei Bierchen hinter die Stirn zu gießen und dazu ein Runde Billard zu spielen.

Als Boris eintrat kam ihm bereits Frank, der Barkeeper, entgegen.
„Hey Mann, gut das du da bist.“
Irritiert runzelte Boris die Stirn.
„Mach mir mal ein Guinness und dem Trauerklos Piwi auch. Ist er schon da?“
„Piwi braucht kein Guinness mehr. Der ist fertig für heute.“ Frank deutet mit dem Kopf nach links.
Tief atmend ging Boris um die Theke herum und erblickte Piwi in einer dunklen Ecke des Pubs. Er saß auf einer dieser dunkelroten Lederbänke, den Kopf in die Hände gestützt über einen Sektkühler gebeugt. Neben ihm auf dem Tisch eine Ansammlung leerer Schnapsgläser, Bierflaschen und ein überquellender Aschenbecher. Piwi ging es augenscheinlich schlecht. Schwankend drohte er immer wieder vornüberzufallen.
Boris trat auf ihn zu und klopfte ihm leicht auf die Schulter.
„Mensch Junge, ist alles paletti?“
Piwi übergab sich, schoß dabei aber leider über das Ziel hinaus, verfehlte den Sektkühler locker und traf das rechte Hosenbein und die Sneakers von Boris.

Angeekelt verzog der das Gesicht und betete still zu Gott, dass er Piwi hier raus in sein Bett befördern konnte und das möglichst sofort.
„Nix is baleddi!“ lallte Piwi, wischte sich mit dem Handrücken quer übers Gesicht. Und richtete sich unbeholfen auf. Er schlug Boris auf die Schulter.
„Weissu, mein Freund, es is so, ich bin heude morn auffestanden un da wa noch alles prima.“
Wild gestikulierend stand Piwi wackelig vor Boris, der weiterhin das Gesicht verzog, denn Piwis roch aus dem Mund wie ein verrauchter Schnapsladen.
„Un plöslich,“ fuhr er fort „steht Schenni da mit gepackter Tasche un sacht su mir: Ich gehe jetzt, es reicht Peter! Un wenn se Peter sacht.. uiuiui, dann is der Karren schon tief im Dreck, das sach ich dir.“
Piwi wankte zum Tresen und riss dabei mehrere Barhocker zu Boden.
„Hee Franky alter Haudegen, mach mir un meim Kumpel Boris ma noch n Guinness.“
„Ich glaube es reicht für heute Piwi, lass uns nach Hause gehen!“ Boris fasste ihm leicht um sein Handgelenk und dirigierte ihn Richtung Ausgang.
Gemeinsam gingen sie langsam schwankend durch der Pub. Die Gäste sahen belustigt aber auch mitleidig zu und Boris fühlte sich mehr als peinlich berührt.
Sie schafften es raus aber dort ließ sich Piwi wie ein nasser Sack auf die Steinstufen fallen.
Umständlich fischte er aus seiner Tasche ein Päckchen Zigaretten, und versucht erfolglos sich eine Kippe anzuzünden.
Boris nahm ihm diese Aufgabe ab und steckte ihm eine brennende Zigarette zwischen die Lippen.

[Vidora]

Hallo Noelia,

[Neraniel]

Hi!
Ich kann mich meiner Vorrednerin nur anschließen. Dein Stil ist jetzt nicht makellos, aber gut. Nur an einigen Stellen fehlte mir irgendwie etwas.. dazwischen. Manchmal waren die Übergänge zu abrupt. Wie hier zum Beispiel:

[KayMan]

Hi Noelia,

nette Geschichte von einem Einzel-Saufgelage   .
Bin selber noch nicht stilsicher um dich zu kritisieren und das Zitieren klappt auch nicht, wie du gleich sehen wirst...
Ein paar Anmerkungen trotzdem:
Warum beobachtet sie ihn von oben herab? Bückt er sich beim Sneakers anziehen?
Völlig überraschend ist, dass Piwi-Peter schon hackedicht ist, als Boris ankommt. Es hörte sich ja zunächst so an, als hätten die beiden gerade erst ein Date ausgemacht.
[quote]„Nur auf ein Bier mit Piwi. Hörte sich dringend an, keine Ahnung was da los ist.“[\quote]
Falls ja, hätte Boris das sofort hören müssen, denn man lallt ja normalerweise nicht von jetzt auf gleich blödes Zeug. Falls sie es aber schon früher ausgemacht haben, müsste ein Hinweis darauf her: "Wir haben uns schon heute Mittag verabredet" oder sowas.
Warum schüchtert ihn Jenni ein, als sie heulend vor der Tür steht? Kennen sie sich nicht und sie ist ein Koloss von Weib? Würde ich weglassen.
[quote] Ein wahrscheinlich betrunkener Piwi an der Theke, eine verheulte Jenni bei uns im Wohnzimmer [\quote]
also hat er wohl doch schon dummes Zeug gelabert, sonst würde er das jetzt nicht vermuten (s.o.)...
[quote] ein oder auch zwei Bierchen hinter die Stirn zu gießen [quote]
Den Ausdruck hab ich noch nie gehört. Hinter die Binde kippen ja, aber hinter die Stirn, das geht rein anatomisch nicht, fürchte ich.
[quote] „Hey Mann, gut das du da bist.“ [quote]
Dass lieber mit Doppel-s. Genauso beim Trauerkloß.
[quote] Tief atmend ging Boris um die Theke herum [quote]
Warum atmet er tief? Vor Anspannung?

[quote] ..über einen Sektkühler gebeugt. Neben ihm auf dem Tisch eine Ansammlung leerer Schnapsgläser, Bierflaschen und ein überquellender Aschenbecher. [quote]
Und wo ist die leere Schampusflasche   ?

[quote] „Mensch Junge, ist alles paletti?“[quote]
Absolut unpassende Frage bei der vorangegangenen Aufzählung von bleihaltigem Zeug.

[quote]Angeekelt verzog der das Gesicht und betete still zu Gott, dass er Piwi hier raus in sein Bett befördern konnte und das möglichst sofort.?“[quote]
Also nett wäre es gewesen, wenn er sich wenigstens noch beherrschen hätte können, bis er vor der Tür gewesen wäre. Die arme Kellnerin, die das aufputzen muss!
Nur angeekelt? Dann sind sie echt gute Freunde. Wer lässt sich auf die Schuhe kotzen und betet erstmal statt einen kleinen Fluch auf den Lippen zu haben?

Wäre echt interessant, worauf du hinaus willst. Sie packt ihr Zeug, er säuft sich halbtot und beide haben ein Pärchen als beste Freunde und Paarberater, die sich jetzt überlegen können, wie sich Jenni und Peter wieder kriegen...

Frohes Schaffen,
KayMan

[KayMan]

*jetzt war's doppelt*

[Michael]

Hallo Noelia,

bis auf die ein, zwei Anmerkungen meiner Vorredner gibt es absolut nichts zu mäkeln.

Sehr flüssig und schön geschrieben. Hat mir richtig gut gefallen. Du schreibst sehr nüchtern und klar, ohne große Umschweife und Verzottelungen.

Was mir besonders ins Auge sticht, ist die Besoffenensprache. Herrlich!

LG
Michael
 

[Neraniel]

@ KayMan:
Du musst beim Zitieren einen backslash und keinen slash verwenden.
macht man mit "Alt Gr" und der ß bzw ?-Taste. ^^

[quote][quote] ..über einen Sektkühler gebeugt. Neben ihm auf dem Tisch eine Ansammlung leerer Schnapsgläser, Bierflaschen und ein überquellender Aschenbecher.

[KayMan]

Hi Alex,

[Neraniel]

Hey KayMan,

Sollte nicht irgendwie böse klingen und ich wollte dich nicht anfahren. Hab den Smiley auch ein wenig zu spät gesetzt, der das ganze in seiner Ernsthaftigkeit abschwächen sollte.  Fand den Gedanken nur ein wenig abwegig, weil ich mir zum Beispiel ein Kriegsszenario vorstellen musste, wo jemand als Anregung vorschlägt: "Warum müssen soviele Menschen sterben? Das ist nicht nett!" Zugegeben, Vergleich hinkt vielleicht ein bisschen, aber ich hoffe du weißt jetzt, wieso ich so amüsiert war.

Und hey, mit dieser Forensoftware klarzukommen ist auch sone Sache. Ich kenn mich damit auch nicht besonders aus.


Viel Erfolg bei deinen Werken, kannst ja mal ein paar reinstellen, falls dus nicht schon getan hast.


Alex

[Noelia]

Hallo Vidora!
Lieben Dank für deinen Kommentar. Deine Änderungen werden so übernommen.

[Noelia]

Teil 2

„Wenn ich nur wüsste wo Schenni jetz is, dann könnten wir nochma redn weisste?“
„Verschieb das lieber mal ein bisschen, außerdem sitzt sie jetzt gerade oben bei Sabrina.“
Er merkte sofort, dass er das hätte besser nicht sagen sollen und biss sich auf die Unterlippe.
Piwi erhob sich.
„Dann gehen wir jetz rauf un dann klärn wir das. Ich lass mich nich einfach so abserviern.“
„Das ist eine ganz schlechte Idee!“ Boris vergrub sein Gesicht in den Händen und sank auf seine angezogenen Knie.
Womit hab ich das verdient? Ich bin vollgekotzt und mein Kumpel dreht durch und ich wollte einfach nur ein Feierabend-Bier trinken.
Lautes Hupen riss Boris aus seinen Gedanken und als er aufblickte torkelte sein besoffener Kumpel Piwi in Schlangenlinien über die vierspurige Straße und das mitten im Feierabendverkehr.
Boris sprang auf und versuchte ihm zu folgen aber es war kein Durchkommen.
„Alter, mach jetzt keinen Mist!“ rief er über die Straße. Aber Piwi lief unbeirrt weiter.
Mit einer abwehrenden Handbewegung setzte Boris sich wieder auf die Steintreppe vor dem Pub, denn an der Tür ist ohne Schlüssel sowieso Endstation.
 
Boris seufzte und beobachtete wie Piwi im Hauseingang verschwand.
Erschrocken sprang er auf und schlug sich an die Oberschenkel, an die Gesäßtasche. Nichts.
Ihm wurde heiß und kalt gleichzeitig.
„Scheiße!“, schrie er und rannte ebenso unbeirrt wie Piwi zuvor über die Straße, beide Hände entschuldigend in die Höhe gestreckt.
Gerade rechtzeitig erreichte er die Haustür bevor sie ins Schloß fiel. Er sprintete die Treppen rauf, nahm drei Stufen gleichzeitig und erreichte völlig atemlos den vierten Stock, wo er mit Entsetzen feststellte, dass Piwi bereits durch die Wohnungstür geschlüpft war.
„Nein, nein, nein...“ murmelte er und versuchte sich im Treppenhaus erst einmal zu beruhigen.
Tief durchatmen, Boris. Es wird alles gut. Es ist alles unter Kontrolle.
Es war nur leider nichts unter Kontrolle, gar nichts.

Als er ins Wohnzimmer trat, kniete Piwi mitten im Wohnzimmer. Auf seinem Shirt fanden sich Spuren von Erbrochenem. Jenni weinte und Sabrina schlang ihre Arme tröstend um ihre bebenden Schultern. Das Wohnzimmer sah aus wie ein Handgranatenwurfstand. Eine Vase lag in mehrere Teile zerlegt auf dem Fußboden und das Bücherregal hatte anscheinend auch im Weg gestanden. Piwi hatte zudem eine von Sabrinas geliebten Grünpflanzen aus dem Topf gerissen und hielt sie Jenni schief grinsend unter die Nase.
„Schenni, Mäuschen, wir könn doch noch ma redn. Komm wieda nach Hause. Ich liebe dich doch un was soll ich denn ohne dich machen, Schätzchn.“
„Lass mich doch einfach in Ruhe, was willst du hier. Wie siehst du überhaupt aus. Du stinkst zehn Meter gegen den Wind. Hau ab!“
„Schenni, aba...“ Piwi übergab sich erneut auf dem Wohnzimmer-Teppich, diesmal schoss es ihm sogar aus der Nase. Sabrinas Augen verformten sich zu engen Schlitzen und spätestens jetzt war Boris klar wie tief auch er mittlerweile in der Scheiße steckte.
„Boris jetzt tu was!“ zischte Sabrina und schlang die Arme noch enger um die mittlerweile laut heulende Jenni.
Piwi versuchte derweil mit der Tischdecke, die er ohne Rücksicht auf die daraufstehenden Gegenstände heruntergezogen hatte, sein Erbrochenes weg zu wischen, was das Malheur aber nur verschlimmerte.
„Ok, Piwi komm steh auf, ich schmeiß dich jetzt ins Bett und den Rest klären wir morgen.“
Piwi wehrte sich gegen Boris und versuchte mit Nachdruck Jenni die zerrupfte Topfpflanze in die Hand zu drücken.
„Komm schon Schenni.“
Piwi ließ sich fallen wie ein quengelndes Kind und Boris schleifte ihn an einer Hand aus dem Wohnzimmer durch den Flur ins Schlafzimmer, wo er sich wiederwillig und nur mit hohem Kraftaufwand auf das Bett schmeißen ließ.

Sabrina folgte Boris, riss den Kleiderschrank auf und zog einige Kleidungsstücke heraus um sie in einen Rucksack zu stopfen.
„Brinchen, was hast du vor?“
„Ja, glaubst du allen Ernstes ich bleibe hier? Verflucht Boris! Was hast du dir bei der Aktion gedacht? Nichts mal wieder, das ist mir mehr als klar. Ich lasse Jenni jetzt nicht allein. Ich bin weg!“
Die Tür schlug zu und Boris stöhnte auf.
„Ich sach doch, Boris, Frauen sin su allm fähig!“
„Halt die Klappe, Piwi!“

[Neraniel]

Wie geil!

Ging genauso unterhaltsam weiter, wie sie begonnen hat. Super!

Nur eine Sache fällt für mich ein bisschen raus:

[Noelia]

Ich gebe dir in beiden Punkten Recht. Ähm, bei dem ersten Beispiel ist wohl was mit der Kursiv-Schrift schief gelaufen .

Und die Fragezeichen sind auch verschwunden!!

Ich reiche mal ein paar nach: ???  

Freut mich wenn dich meine Fingerübung amüsiert. Das ist das größte Lob!!!

Gruß Noelia

[Ralphie]

Gut gemacht.

[Noelia]

Danke Ralphie!
Das bedeutet mir sehr viel!
Ich freue mich sehr!

Ganz liebe Grüße
Noelia

[Maria]

ich würd hieran mal garnix ändern. Das ist so richtig aus dem Leben. Und ich hab schon wieder Mitleid, mit dem, der bricht... zum kotzen.

1a

[Fahrender Gaukler]

Hi Noelchen!

Ich finde die Idee gut und auch die Umsetzung weitgehend gelungen. Bevor ich es mir aber mit Mariechen verscherze, die scheinbar jedwede Änderung als Frevel exorbitanten Ausmaßes erachten würde und mir im Zuge dessen mit zwischen die Zähne geklemmtem Messer nachdrücklich zu Leibe rücken würde, verschiebe ich das Anbringen meiner Verbesserungsvorschläge entweder auf morgen oder warte darauf, dass mir Ihre Heiligkeit ihren Segen erteilt.

Bis hierhin als nur ein kurzes Lob, vor allem die Dialoge haben mir sehr gefallen.


Gruß,

~~Der Gaukler

[Noelia]

[Noelia]

Ach ja und wenn der dritte und letzte Teil mit der Überarbeitung durch ist, dann könnte ich es ja mal mit der Vertonung versuchen.
Mit ein oder zwei Mass Bier hnter der Stirn wirds auch was!!

[Maria]

[Alogius]

Eine Vertonung wäre echt ein interessantes Experiment.

Mir gefallen beide Teile wirklich sehr. Erstens schön flüssig geschrieben (von bereits gemachten Anmerkungen abgesehen), zweitens sprachlich auch angemessen und wunderbar umgesetzt. Und wer kennt sie nicht, diese abgedrehten Nächte...?^^
Habe mich bisher prächtig amüsiert.

Vielen Dank
Tom

[Noelia]

Freut mich, Tom.

Ich bastel jetzt mal kräftig am Ende rum.

Noelchen