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Kindergeschichte (6 bis 10)


 
 
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Molaleli
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 50
Beiträge: 51
Wohnort: Fürstenfeldbruck


Beitrag02.09.2014 11:24
Kindergeschichte (6 bis 10)
von Molaleli
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Neue Version »

Hier kommt mein erster Beitrag, eine zeitgenössische Geschichte für Kinder, die zum Nachdenken anregen soll. Ich bin gespannt auf euer Feedback!

Das Spiel

An einem Tag in den Sommerferien ging Mama mit Lukas‘ kleinem Bruder einkaufen. Sie nahm den Kinderwagen und ihre Tasche, öffnete die Haustür und sagte zu Lukas: "In spätestens einer Stunde bin ich wieder da. Wenn der Postbote klingelt, kannst du ja vorher zur Sicherheit durchs Fenster gucken und die Post annehmen. Ansonsten machst du bitte niemandem auf. Und mit dem Tablet spielst du bitte nicht, das kannst du später machen, wenn ich wieder da bin. Bis dann!"
"Alles klar, Mama, du kannst dich auf mich verlassen. Bin ja jetzt schon in der vierten Klasse. Tschüs!", rief Lukas und schloss die Haustür hinter seiner Mutter.
Er schaute ihr durchs Fenster nach, bis sie mit dem Kinderwagen um die Ecke gebogen war. Danach ging er zum Wohnzimmerschrank, nahm Mamas Tablet heraus, schaltete es ein, tippte auf das Symbol für eines seiner Lieblingsspiele und machte es sich auf dem Sofa gemütlich. Bis Mama zurückkommen würde, wäre er längst fertig und würde in seinem Zimmer liegen und lesen. So könnte er eine Zusatzrunde am Tablet spielen, ohne dass es jemand wusste. Zufrieden tauchte er in seine Spielwelt ein und versank in den bunten, bewegten Bildern.
Plötzlich drehte sich der Schlüssel im Schloss und Mama schob den Kinderwagen, in dem sein kleiner Bruder schlief, in den Flur. Lukas hatte keine Zeit mehr, das Tablet an seinen Platz zurückzustellen. Wie angewurzelt stand er da, als Mama ins Wohnzimmer kam.
Ihr Blick fiel auf das Tablet, das er hinter seinem Rücken zu verstecken versuchte.
 "Was ist das denn? Hast du jetzt etwa doch gespielt?", fragte sie und sah ihn misstrauisch an.
 "Nein, nein, ich hab dich nur gerade kommen hören und wollte fragen, ob ich jetzt spielen darf." Lukas hoffte, dass er überzeugend klang. Seine Mutter nahm das Tablet in die Hand.
 "Das Gerät ist ja ganz warm. Du hast sehr wohl damit gespielt. Lüg mich bitte nicht an."
 Mamas Stimme klang ein wenig ärgerlich und zugleich enttäuscht.
"Nein ... ich habe etwas im Internet nachgeschaut, deswegen ist es warm."
 Lukas war ganz überrascht, dass ihm so schnell diese Ausrede eingefallen war. Mama blickte skeptisch drein.
"Was hast du denn nachgeschaut?", wollte sie wissen.
 "Etwas über Eisenbahnen", log Lukas. Mama tippte ein paarmal auf den Bildschirm und sah ihm in die Augen. "Da ist keine Eisenbahnseite geöffnet. Du warst nicht im Netz. Hör bitte auf, mich anzulügen. Das macht das Vertrauen zwischen uns kaputt." Sie sah angespannt und irgendwie ein wenig traurig aus.
"Ich hab aber nicht gespielt!", beharrte Lukas und schaute auf den Boden.
„Hast du das Farmspiel oder mit dem virtuellen Haustier gespielt?", fragte Mama.
"Gar nichts!"
"Welches von beiden hast du gespielt?" Mama ließ nicht locker.
"Keins, hab ich doch gesagt!"
"Es ist aber wichtig, dass du noch weißt, welches von beiden du gespielt hast."
Lukas war verwirrt. "Warum denn? Ich ... ich habe mit dem virtuellen Haustier gespielt. Wieso ist das wichtig?"
Mama sah ihn an. Ihr Gesicht war ernst, doch ihr Blick liebevoll. "Damit du nachher mit dem richtigen Spiel weitermachen kannst. Verstehst du, es geht mir nicht darum, dich zu bestrafen und dir das Spielen zu verbieten. Ich möchte nur einfach nicht, dass du mich anlügst."
Da schossen Lukas plötzlich die Tränen in die Augen, obwohl er doch schon in der vierten Klasse war.



_________________
Es ist besser, ein kleines Licht anzuzünden, als über die große Dunkelheit zu klagen.
(aus China)
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Lotta
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 58
Beiträge: 260
Wohnort: Wunderland


Beitrag02.09.2014 12:49
Re: Kindergeschichte (6 bis 10)
von Lotta
Antworten mit Zitat

Hallo Molaleli,

ich finde die Idee gut, die Botschaft ist wohl, "Vertrauen und nicht lügen".

Mir stellt sich beim Lesen des Textes die Frage, warum lügt Lukas? Wo ist da von seiner Seite Vertrauen, wie hier z.B. zu seiner Mutter. Und zudem - die Mutter erscheint mir ganz sanft. Warum also?

Die Kinder, die das lesen, werden sich mit Sicherheit diese Frage stellen - warum lügt er?

Ansonsten, ich würde mir wünschen, dass der Protag. mehr Bilder vermittelt, Persönlichkeit hat. Man kann viel mit Dialogen machen. Kinder, um die sechs, sieben Jahre lieben bunte Dialoge. (Edit: ältere Kinder natürlich auch).

Mir fehlen die Emotionen oft im Text. Ein Beispiel - statt "schaute skeptisch" - die Mimik beschreiben.

Grob zusammengefasst - Körpersprache zeigen, Mimik zeigen. Mehr Dialoge verwenden, Emotionen zeigen. Kurzum - dem Text viel mehr Lebendigkeit verleihen.

Mal einige Anmerkungen von mir, schau, was für dich passt. Und bitte als Vorschläge anzusehen.

LG., Lotta






Molaleli hat Folgendes geschrieben:
Hier kommt mein erster Beitrag, eine zeitgenössische Geschichte für Kinder, die zum Nachdenken anregen soll. Ich bin gespannt auf euer Feedback!

Das Spiel

An einem Tag in den Sommerferien ging Mama mit Lukas‘ kleinem Bruder einkaufen.

Kinder (ganz besonders) brauchen Bilder. Was macht den Sommertag aus? Wie heißt der kleine Bruder, wie schaut er aus? Kann ganz kurz sein, müsste aber eine Besonderheit, oder auch mehrere Besonderheiten sein, die nicht alltäglich sind.

Sie nahm den Kinderwagen und ihre Tasche, öffnete die Haustür und sagte zu Lukas: "In spätestens einer Stunde bin ich wieder da. Wenn der Postbote klingelt, kannst du ja vorher zur Sicherheit durchs Fenster gucken und die Post annehmen. Ansonsten machst du bitte niemandem auf. Und mit dem Tablet spielst du bitte nicht, das kannst du später machen, wenn ich wieder da bin. Bis dann!"

Was ist das für ein Kinderwagen? Quietscht ein Rad? Quengelt er? Schaut Lukas noch mal in den Kinderwagen? Schnarcht das Baby eine Symphonie? Hat er rosige Pausbacken? Schmeißt er seinen Nuckel aus dem Wagen? Kurzum - welche Bilder?

"Alles klar, Mama, du kannst dich auf mich verlassen. Bin ja jetzt schon in der vierten Klasse. Tschüs!", rief Lukas und schloss die Haustür hinter seiner Mutter.

"Alles klar, du kannst dich auf mich verlassen.." sagen die meisten Kinder nicht. Ich würde Formulierungen aus der heutigen Zeit verwenden.

Er schaute ihr durchs Fenster nach, bis sie mit dem Kinderwagen um die Ecke gebogen war. Danach ging er zum Wohnzimmerschrank, nahm Mamas Tablet heraus, schaltete es ein, tippte auf das Symbol für eines seiner Lieblingsspiele und machte es sich auf dem Sofa gemütlich.

Keine Emotionen. Kinder wollen aber drin sein. Sie haben gewaltige Emotionen.

Bis Mama zurückkommen würde, wäre er längst fertig und würde in seinem Zimmer liegen und lesen. So könnte er eine Zusatzrunde am Tablet spielen, ohne dass es jemand wusste.

Erzählweise geändert? Denkt das Lukas?

Zufrieden tauchte er in seine Spielwelt ein und versank in den bunten, bewegten Bildern.
Plötzlich drehte sich der Schlüssel im Schloss und Mama schob den Kinderwagen, in dem sein kleiner Bruder schlief, in den Flur. Lukas hatte keine Zeit mehr, das Tablet an seinen Platz zurückzustellen. Wie angewurzelt stand er da, als Mama ins Wohnzimmer kam.

Wie sieht "er versank" aus? Welche bewegten Bilder sind es? Ich würde es gut finden, wenn er tatsächlich eingetaucht ist, und aus dieser Welt aprupt gerissen wird. Dafür braucht es Emotionen.

Ihr Blick fiel auf das Tablet, das er hinter seinem Rücken zu verstecken versuchte.
 "Was ist das denn? (etwa das Tablet?) Hast du jetzt etwa doch gespielt?", fragte sie und sah ihn misstrauisch an.
Das Misstrauen zeigen.


 "Nein, nein, ich hab dich nur gerade kommen hören und wollte fragen, ob ich jetzt spielen darf."
 
Es ist für Lukas eine ganz schlimme Situation, da müssen Emotionen rein, in Dialogen, in Handlungen.

Lukas hoffte, dass er überzeugend klang. Seine Mutter nahm das Tablet in die Hand.

 "Das Gerät ist ja ganz warm. Du hast sehr wohl damit gespielt. Lüg mich bitte nicht an."
 Mamas Stimme klang ein wenig ärgerlich und zugleich enttäuscht.

Wie schaut ein wenig ärgerlich aus. Wie zeigt sich ihre Enttäuschung?

Hier mach ich erst mal Schluss.

***

"Nein ... ich habe etwas im Internet nachgeschaut, deswegen ist es warm."
 Lukas war ganz überrascht, dass ihm so schnell diese Ausrede eingefallen war. Mama blickte skeptisch drein.
"Was hast du denn nachgeschaut?", wollte sie wissen.
 "Etwas über Eisenbahnen", log Lukas. Mama tippte ein paarmal auf den Bildschirm und sah ihm in die Augen. "Da ist keine Eisenbahnseite geöffnet. Du warst nicht im Netz. Hör bitte auf, mich anzulügen. Das macht das Vertrauen zwischen uns kaputt." Sie sah angespannt und irgendwie ein wenig traurig aus.
"Ich hab aber nicht gespielt!", beharrte Lukas und schaute auf den Boden.
„Hast du das Farmspiel oder mit dem virtuellen Haustier gespielt?", fragte Mama.
"Gar nichts!"
"Welches von beiden hast du gespielt?" Mama ließ nicht locker.
"Keins, hab ich doch gesagt!"
"Es ist aber wichtig, dass du noch weißt, welches von beiden du gespielt hast."
Lukas war verwirrt. "Warum denn? Ich ... ich habe mit dem virtuellen Haustier gespielt. Wieso ist das wichtig?"
Mama sah ihn an. Ihr Gesicht war ernst, doch ihr Blick liebevoll. "Damit du nachher mit dem richtigen Spiel weitermachen kannst. Verstehst du, es geht mir nicht darum, dich zu bestrafen und dir das Spielen zu verbieten. Ich möchte nur einfach nicht, dass du mich anlügst."
Da schossen Lukas plötzlich die Tränen in die Augen, obwohl er doch schon in der vierten Klasse war.
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Molaleli
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Alter: 50
Beiträge: 51
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Beitrag02.09.2014 14:11

von Molaleli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Lotta,

danke für dein ausführliches Feedback!
Ich finde es interessant, dass du eine gewisse Ausführlichkeit in Sachen inneres Erleben, Bilder usw. vermisst - ich hatte bewusst darauf verzichtet, um mehr Raum zum Nachdenken und Spekulieren zu lassen ("Wie fühlt er sich?" "Warum macht er das wohl?")
Vielleicht habe ich die Geschichte eher in einem Schulbuch gesehen, wo damit gearbeitet wird, als in einem Band für Erstleser.

Die Frage, warum Lukas lügt, ist, denke ich, aus Kindersicht, leicht zu beantworten: Weil er Angst vor negativen Konsequenzen hat, nachdem er eine Bitte der Mutter bewusst ignoriert hat.
Das Überraschende für ihn ist die völlig unerwartete Reaktion der Mutter, aus der er sicherlich mehr lernt als aus jeder Art von Sanktion oder Strafe.
Darüber, dass die Mutter sehr sanft rüberkommt, muss ich noch nachdenken. Ich fand sie eher recht hartnäckig mit ihren Fragen, und sie überprüft ja auch jede von Lukas' Ausreden sofort.

Die zweite Hälfte der Geschichte besteht hauptsächlich aus Dialog, denkst du nicht, dass ich das unnötig in die Länge ziehe, wenn ich sie noch ausführlicher gestalte?

Die Vorschläge in Sachen mehr Emotionen, Bilder und Mimik habe ich in einer neuen Version versucht umzusetzen, ich schließe sie hier gleich an:


Das Spiel

An einem Vormittag in den Sommerferien ging Mama mit Lukas‘ kleinem Bruder Simon einkaufen. Sie nahm den Kinderwagen und ihre rote Handtasche mit dem Gespenst-Anhänger, öffnete die Haustür und sagte zu Lukas: "In spätestens einer Stunde bin ich wieder da. Wenn der Postbote klingelt, kannst du ja vorher zur Sicherheit durchs Fenster gucken und die Post annehmen. Ansonsten machst du bitte niemandem auf. Und mit dem Tablet spielst du bitte nicht, das kannst du später machen, wenn ich wieder da bin. Bis dann!"
"Ok, Mama, ist gebongt. Bin ja jetzt schließlich schon in der vierten Klasse. Tschüs!", rief Lukas und schloss die Haustür hinter seiner Mutter. Es fühlte sich gut an, einmal ganz allein im Haus zu sein. Fast so, als wäre man schon erwachsen.
Er schaute Mama durchs Fenster nach, bis sie mit dem Kinderwagen um die Ecke gebogen war. Die Sonne schien auf das leuchtend rote Hausdach gegenüber. Im Nachbarsgarten war das Planschbecken schon aufgestellt. Es würde ein heißer Tag werden. Lukas überlegte kurz. Was sollte er jetzt am besten tun?
Er ging langsam zum Wohnzimmerschrank, nahm Mamas Tablet heraus, schaltete es ein, tippte auf das Symbol für eines seiner Lieblingsspiele und machte es sich auf dem Sofa gemütlich. Bis Mama zurückkommen würde, wäre er längst fertig und würde in seinem Zimmer liegen und lesen. So könnte er einfach so eine Zusatzrunde am Tablet spielen, ohne dass es jemand wusste. Und wenn es niemand wusste, dann war es ja auch irgendwie in Ordnung, oder? Zufrieden tauchte er in seine Spielwelt ein und versank in den bunten, bewegten Bildern. Er fütterte seine Kühe und Schweine, sammelte Hühnereier ein, pflanzte Erdbeeren und Tomaten, erntete Mais und Weizen, backte Schokoladentorte und Speckkuchen, belud ein Schiff mit Fracht, angelte einen seltenen Fisch, fütterte seine Hunde, kaufte ein Diamantcollier, sprengte in seiner Mine, um neues Gold zu finden und ...
Plötzlich drehte sich der Schlüssel im Schloss und Mama schob den Kinderwagen, in dem sein kleiner Bruder schlief, in den Flur. Lukas hatte keine Zeit mehr, das Tablet an seinen Platz zurückzustellen. Wie angewurzelt stand er da, als Mama ins Wohnzimmer kam.
Ihr Blick fiel auf das Tablet, das er hinter seinem Rücken zu verstecken versuchte.
 "Was hast du denn da? Etwa das Tablet? Hast du jetzt doch gespielt?", fragte sie und runzelte die Stirn.
 "Nein, nein, ich hab dich nur gerade kommen hören und wollte fragen, ob ich jetzt spielen darf." Lukas spürte sein Herz klopfen und hoffte, dass Mama es nicht hören konnte. Seine Hände fühlten sich plötzlich feucht an. Mama nahm das Tablet in die Hand.
"Das Gerät ist ja ganz warm. Du hast sehr wohl damit gespielt.“ Mamas Stimme klang ärgerlich. „Lüg mich bitte nicht an“, fügte sie leise hinzu.
"Nein ....“ Lukas schluckte. „Ich habe etwas im Internet nachgeschaut, deswegen ist es warm."
Lukas war ganz überrascht, dass ihm so schnell diese Ausrede eingefallen war. Mama hob die Augenbrauen. Sie sah nicht überzeugt aus.
"Was hast du denn nachgeschaut?", wollte sie wissen.
 "Etwas über Eisenbahnen", log Lukas. Mama tippte ein paarmal auf den Bildschirm und sah ihm in die Augen. "Da ist keine Eisenbahnseite geöffnet. Du warst nicht im Netz. Hör bitte auf, mich anzulügen. Das macht das Vertrauen zwischen uns kaputt." Sie sah angespannt und irgendwie ein wenig traurig aus.
"Ich hab aber nicht gespielt!", beharrte Lukas und schaute auf seine Füße. Am liebsten wäre er auf der Stelle im Erdboden versunken.
„Hast du das Farmspiel oder mit dem virtuellen Haustier gespielt?", fragte Mama.
"Gar nichts!"
"Welches von beiden hast du gespielt?" Mama ließ nicht locker.
"Keins, hab ich doch gesagt!"
"Es ist aber wichtig, dass du noch weißt, welches von beiden du gespielt hast."
Lukas war verwirrt. "Warum denn? Ich ... ich habe das Farmspiel gespielt. Wieso ist das wichtig?"
Mama sah ihn an. Ihr Gesicht war ernst. "Damit du nachher mit dem richtigen Spiel weitermachen kannst. Verstehst du, es geht mir nicht darum, dich zu bestrafen und dir das Spielen zu verbieten. Ich möchte nur einfach nicht, dass du mich anlügst."
Da schossen Lukas plötzlich die Tränen in die Augen, obwohl er doch schon in der vierten Klasse war.


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Lotta
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Beitrag02.09.2014 15:27

von Lotta
Antworten mit Zitat

Hallo Molaleli,

ich würde nicht so sehr auf´s Spekulieren setzen. Wenn du die Geschichte vorliest, wirst du prompt Fragen bekommen, was gemeint ist. Wenn die Kinder es lesen, kann es passieren, dass sie es nicht zu Ende lesen. Das ist wirklich nicht bös gemeint von mir.

Ich schreibe später noch mal was dazu, muss gleich los.

Die Idee finde ich wirklich gut, und ich liebe Kinderliteratur. Von daher, ich habe viel hier im Forum und auch anderweitig gelernt, und bin noch dabei, bis zu letzten Atemzug, wie man so schön sagt.

Und - Himmel, bin ich froh, dass hier endlich mal wieder jemand mit einer Kindergeschichte aufschlägt! Very Happy

Fühl dich hier einfach mal gut aufgehoben.

Auf den Text gehe ich, wie erwähnt, später ein. Also dann...

LG., Lotta

Edit: Kurz noch - Ich rufe nachher mal meine Tochter an und frage ob die Kleine weiß, was ein Tablet ist (ich geh mal davon aus, dass sie es weiß). Sie besitzt z.B. keins. Meine Tochter kann mir gewiss auch sagen, wer im Freundeskreis/Schule von den Sechs- und Siebenjährigen ein Tablet besitzt.

Molaleli hat Folgendes geschrieben:
Hallo Lotta,

danke für dein ausführliches Feedback!
Ich finde es interessant, dass du eine gewisse Ausführlichkeit in Sachen inneres Erleben, Bilder usw. vermisst - ich hatte bewusst darauf verzichtet, um mehr Raum zum Nachdenken und Spekulieren zu lassen ("Wie fühlt er sich?" "Warum macht er das wohl?")
Vielleicht habe ich die Geschichte eher in einem Schulbuch gesehen, wo damit gearbeitet wird, als in einem Band für Erstleser.

Die Frage, warum Lukas lügt, ist, denke ich, aus Kindersicht, leicht zu beantworten: Weil er Angst vor negativen Konsequenzen hat, nachdem er eine Bitte der Mutter bewusst ignoriert hat.
Das Überraschende für ihn ist die völlig unerwartete Reaktion der Mutter, aus der er sicherlich mehr lernt als aus jeder Art von Sanktion oder Strafe.
Darüber, dass die Mutter sehr sanft rüberkommt, muss ich noch nachdenken. Ich fand sie eher recht hartnäckig mit ihren Fragen, und sie überprüft ja auch jede von Lukas' Ausreden sofort.

Die zweite Hälfte der Geschichte besteht hauptsächlich aus Dialog, denkst du nicht, dass ich das unnötig in die Länge ziehe, wenn ich sie noch ausführlicher gestalte?
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Molaleli
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Beitrag02.09.2014 16:59

von Molaleli
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Hallo Lotta,
die Frage mit der Bekanntheit des Tablets habe ich mir auch schon gestellt. Die meisten kennen eher das i-pad, aber ich finde es ungut, eine bestimmte Marke zu nennen.
Lukas aus der Geschichte besitzt ja kein eigenes, er benutzt das seiner Mutter für zwei bestimmte Spiele. Das ist bei meinen Kindern (8 und 10 Jahre) und bei einigen ihrer Freunde ähnlich.
Ein Nintendo wäre wohl gerade bei den jüngeren Kindern bekannter, aber da fällt die Internet-Ausrede dann weg ...
LG Molaleli


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Lotta
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Beitrag02.09.2014 19:46

von Lotta
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Hallo Molaleli,

die Überarbeitung gefällt mir besser.

Zu meiner Frage: "Warum lügt er?", stand eigentlich für: "Warum lügt ein Kind? Warum getraut es sich nicht, die Wahrheit zu sagen?"
 Die Kinder werden das beim Vorlesen oder selbst Lesen fragen.
Hat die Mama Eigenschaften, die besonders sind? Wie schaut die Mama aus? Hat sie einen Dutt? Brille? Schürze? Jedenfalls sehe ich sie so in dem Text.
Warum hat Lukas so schreckliche Angst vor der Strafe seiner Mutter? (verweise ich im Text noch mal konkret darauf).

Wie gesagt, alles meine Eindrücke. Das können andere ganz anders sehen.

LG., Lotta


Molaleli hat Folgendes geschrieben:
Hallo Lotta,

danke für dein ausführliches Feedback!
Ich finde es interessant, dass du eine gewisse Ausführlichkeit in Sachen inneres Erleben, Bilder usw. vermisst - ich hatte bewusst darauf verzichtet, um mehr Raum zum Nachdenken und Spekulieren zu lassen ("Wie fühlt er sich?" "Warum macht er das wohl?")
Vielleicht habe ich die Geschichte eher in einem Schulbuch gesehen, wo damit gearbeitet wird, als in einem Band für Erstleser.

Die Frage, warum Lukas lügt, ist, denke ich, aus Kindersicht, leicht zu beantworten: Weil er Angst vor negativen Konsequenzen hat, nachdem er eine Bitte der Mutter bewusst ignoriert hat.
Das Überraschende für ihn ist die völlig unerwartete Reaktion der Mutter, aus der er sicherlich mehr lernt als aus jeder Art von Sanktion oder Strafe.
Warum hat er Angst vor negativen Konsequenzen?
Wie schwer waren die Konsequenzen? Von der Mama? Von wem?
(Ich quäl dich grad, ich weiß.)


Darüber, dass die Mutter sehr sanft rüberkommt, muss ich noch nachdenken. Ich fand sie eher recht hartnäckig mit ihren Fragen, und sie überprüft ja auch jede von Lukas' Ausreden sofort.

Die zweite Hälfte der Geschichte besteht hauptsächlich aus Dialog, denkst du nicht, dass ich das unnötig in die Länge ziehe, wenn ich sie noch ausführlicher gestalte?

Bunte Dialoge können unendlich für Kinder sein, aber sie müssen dabei sein, drin sein, begeistert werden.
Ich, für meinen Geschmack, würde mit knackigen Dialogen anfangen, und erst recht in dieser Altersgruppe. Hast du die Kids sofort, gelingt es dir, sie im Text zu behalten.


Die Vorschläge in Sachen mehr Emotionen, Bilder und Mimik habe ich in einer neuen Version versucht umzusetzen, ich schließe sie hier gleich an:

Meine Anmerkungen:

Das Spiel

An einem Vormittag in den Sommerferien ging Mama mit Lukas‘ kleinem Bruder Simon einkaufen. Sie nahm den Kinderwagen und ihre rote Handtasche mit dem Gespenst-Anhänger,

Duhuu, warum hat die Mama da einen Gespenst-Anhänger dran? Was ist das für ein Gespenst? Der Arthur?

öffnete die Haustür und sagte zu Lukas: "In spätestens einer Stunde bin ich wieder da. Wenn der Postbote klingelt, kannst du ja vorher zur Sicherheit durchs Fenster gucken und die Post annehmen.

Mama hat gesagt, ich darf niemand Fremden die Tür öffnen. Neulich hat sich einer als Postbote verkleidet, und dann war das ein Dieb, hat der Polizist in der Schule erzählt.

Ansonsten machst du bitte niemandem auf. Und mit dem Tablet spielst du bitte nicht, das kannst du später machen, wenn ich wieder da bin. Bis dann!"
"Ok, Mama, ist gebongt. Bin ja jetzt schließlich schon in der vierten Klasse. Tschüs!", rief Lukas und schloss die Haustür hinter seiner Mutter. Es fühlte sich gut an, einmal ganz allein im Haus zu sein. Fast so, als wäre man schon erwachsen.

Wie zeigen sich seine Gefühle? Hat die Mutter einen gewissen Blick? Zwinkert sie? Zeigt sie, dass sie ihm nicht so recht glauben mag?

Er schaute Mama durchs Fenster nach, bis sie mit dem Kinderwagen um die Ecke gebogen war. Die Sonne schien auf das leuchtend rote Hausdach gegenüber. Im Nachbarsgarten war das Planschbecken schon aufgestellt. Es würde ein heißer Tag werden. Lukas überlegte kurz. Was sollte er jetzt am besten tun?

Diese Beschreibungen verwirren mich. Warum dies?

Er ging langsam zum Wohnzimmerschrank, nahm Mamas Tablet heraus, schaltete es ein, tippte auf das Symbol für eines seiner Lieblingsspiele und machte es sich auf dem Sofa gemütlich.

Bis Mama zurückkommen würde, wäre er längst fertig und würde in seinem Zimmer liegen und lesen. So könnte er einfach so eine Zusatzrunde am Tablet spielen, ohne dass es jemand wusste. Und wenn es niemand wusste, dann war es ja auch irgendwie in Ordnung, oder?
Denkt er das alles?


Zufrieden tauchte er in seine Spielwelt ein und versank in den bunten, bewegten Bildern. Er fütterte seine Kühe und Schweine, sammelte Hühnereier ein, pflanzte Erdbeeren und Tomaten, erntete Mais und Weizen, backte Schokoladentorte und Speckkuchen, belud ein Schiff mit Fracht, angelte einen seltenen Fisch, fütterte seine Hunde, kaufte ein Diamantcollier, sprengte in seiner Mine, um neues Gold zu finden und ...

....ganz viele Informationen. Meines Erachtens zu viele.

Plötzlich drehte sich der Schlüssel im Schloss und Mama schob den Kinderwagen, in dem sein kleiner Bruder schlief, in den Flur.

Welche Geräusche sind zu hören?

Lukas hatte keine Zeit mehr, das Tablet an seinen Platz zurückzustellen.

Aus dem Schrank genommen und jetzt nicht an den Platz gestellt?

Wie angewurzelt stand er da, als Mama ins Wohnzimmer kam.
Ihr Blick fiel auf das Tablet, das er hinter seinem Rücken zu verstecken versuchte.

Sie erkannte also das Tablet?

Warum fragt sie dann:
 "Was hast du denn da? Etwa das Tablet? Hast du jetzt doch gespielt?", fragte sie und runzelte die Stirn.
 "Nein, nein, ich hab dich nur gerade kommen hören und wollte fragen, ob ich jetzt spielen darf." Lukas spürte sein Herz klopfen und hoffte, dass Mama es nicht hören konnte. Seine Hände fühlten sich plötzlich feucht an. Mama nahm das Tablet in die Hand.
"Das Gerät ist ja ganz warm. Du hast sehr wohl damit gespielt.“ Mamas Stimme klang ärgerlich. „Lüg mich bitte nicht an“, fügte sie leise hinzu.
"Nein ....“ Lukas schluckte. „Ich habe etwas im Internet nachgeschaut, deswegen ist es warm."
Warum hat er solche eine Angst vor seiner Mutter?

Lukas war ganz überrascht, dass ihm so schnell diese Ausrede eingefallen war. Mama hob die Augenbrauen. Sie sah nicht überzeugt aus.
"Was hast du denn nachgeschaut?", wollte sie wissen.
 "Etwas über Eisenbahnen", log Lukas. Mama tippte ein paarmal auf den Bildschirm und sah ihm in die Augen. "Da ist keine Eisenbahnseite geöffnet. Du warst nicht im Netz. Hör bitte auf, mich anzulügen. Das macht das Vertrauen zwischen uns kaputt."

"...Das macht das Vertrauen zwischen uns kaputt." (Würde ich so nicht formulieren.)

Sie sah angespannt und irgendwie ein wenig traurig aus.
Wie sieht das denn aus, angespannt, traurig?

"Ich hab aber nicht gespielt!", beharrte Lukas und schaute auf seine Füße. Am liebsten wäre er auf der Stelle im Erdboden versunken.

„Hast du das Farmspiel oder mit dem virtuellen Haustier gespielt?", fragte Mama.
"Gar nichts!"
"Welches von beiden hast du gespielt?" Mama ließ nicht locker.
"Keins, hab ich doch gesagt!"
"Es ist aber wichtig, dass du noch weißt, welches von beiden du gespielt hast."
Lukas war verwirrt. "Warum denn? Ich ... ich habe das Farmspiel gespielt. Wieso ist das wichtig?"

Ich bin verwirrt. Warum verneint er das so lange?

Mama sah ihn an. Ihr Gesicht war ernst. "Damit du nachher mit dem richtigen Spiel weitermachen kannst. Verstehst du, es geht mir nicht darum, dich zu bestrafen und dir das Spielen zu verbieten. Ich möchte nur einfach nicht, dass du mich anlügst."
Da schossen Lukas plötzlich die Tränen in die Augen, obwohl er doch schon in der vierten Klasse war.

Ich verstehe die Logik nicht. Hilfe! Vielleicht hab ich auch einfach nur ein Brett vorm Kopf !?
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Molaleli
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Wohnort: Fürstenfeldbruck


Beitrag03.09.2014 10:21

von Molaleli
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Hallo Lotta,

danke nochmals für dein ausführliches Feedback!
Ich denke, wir unterscheiden uns wohl grundsätzlich in Bezug auf die Altersgruppe, die wir als potentielle Leser vor Augen haben. Da finde ich die (vorgegebene) Spanne von 7 bis 10 Jahren ein wenig problematisch, weil in der Zeit extrem viel passiert.
Meine eigenen Kinder sind da vermutlich eher eine Ausnahme; meine Mittlere hat in der ersten Klasse schon den Michel aus Lönneberga verschlungen. Sie würde sich sicher nicht fragen, warum der Junge in dieser Situation lügt, weil sowohl sie selbst (8) als auch ihr Bruder (10) oder ihre Freundinnen immer wieder mal versucht sind, die Wahrheit zurückzuhalten oder zu manipulieren, sei es in der Frage "Hast du nicht heute bei deiner Freundin schon ein Eis gegessen?" oder "Bist du auch tatsächlich den vereinbarten Schulweg nach Hause gegangen?". Und damit sind meine Kinder nicht allein; erst kürzlich hat mich eine Freundin ratlos gefragt, was sie tun kann, damit ihr Zehnjähriger nicht immer wieder wie gedruckt lügt, teilweise wegen irgenwelcher Lappalien ("Wie weit bist du denn mit dem Hund spazieren gelaufen?") Das Lügen, oder vielleicht besser formuliert, das Schwindeln ist in dieser Altersgruppe nach meiner Erfahrung ein großes Thema, und es muss dabei nicht um eine panische Angst vor Strafen gehen. In meiner Geschichte wäre eine eventuell zu befürchtende Konsequenz, die vielleicht auch schon einmal in einer ähnlichen Situation eingetreten ist, z. B. ein Spielverbot für den kommenden Tag. Ein Kind muss nicht eine Riesenangst vor seiner Mutter haben, um sie anzuschwindeln, aber Eltern können ihrem Kind nicht vertrauen und ihm dadurch auch weniger zutrauen, wenn es nicht die Wahrheit sagt.
Die Reaktion der Mutter ist bewusst unerwartet für das Kind, möglicherweise ist ihr die Idee dazu im Lauf des Gesprächs selbst erst gekommen; sie soll dem Kind zeigen, dass die Mutter ihm vertrauen möchte, dies aber nur kann, wenn das Kind auch in unangenehmen Situationen die Wahrheit sagt und zu seinen Fehlern steht.
Deswegen baut die Mutter Lukas auch eine Art Brücke, bis er es endlich schafft, auszusprechen, welches Spiel und damit auch dass er überhaupt gespielt hat. Dadurch, dass er es zugegeben hat (und so etwas fällt Kindern, nach meinem Gefühl vor allem Jungs, unglaublich schwer ...), fühlt er sich innerlich erleichtert, und die Anspannung löst sich. Als dann auch noch die befürchtete "Strafe" ausbleibt, erkennt er, dass seine Angst vor der Reaktion Mutter völlig unbegründet war und dass sie ihm sein Verhalten nicht nachträgt. Vielleicht wird er in Zukunft in solchen und ähnlichen Situationen gleich zugeben, dass er "Mist gebaut hat". Dadurch lernt er, dass er seinen Eltern vertrauen kann, weil sie hinter ihm stehen, und die Eltern können auch Vertrauen in ihn setzen, weil er offen zu ihnen ist.

Vielleicht liege ich falsch, aber ich hatte die Geschichte bewusst minimalistisch geplant, sodass das Äußere (wie heißt der Bruder, wie sieht die Mutter aus) nicht wichtig ist, weil es für jedes Kind ohnehin eigene Bilder im Kopf gibt, wie Mamas aussehen. (Wo bei dir die Assoziation mit Dutt und Brille herkommt, ist mir nicht klar; verhält sie sich so altmodisch?)

Die Art von Vorlesegeschichte für kleinere Kinder, in der ein niedliches Baby beschrieben wird, hatte ich dabei nicht im Sinn; deswegen gefällt mir auch eigentlich meine ursprüngliche Version eigentlich besser als die neue, ausführlichere.
Das Postbotenthema habe ich wohl etwas unüberlegt mit reingebracht; bei uns ist das immer derselbe, und die Kinder kennen ihn, aber deine "Zwischenfrage" ist durchaus berechtigt. Das werde ich noch ändern.

Gedankenwiedergabe in der Art "Es würde ein heißer Tag werden" umschreibt natürlich Lukas' Gedankenwelt. Das ist ja charakteristisch für den personalen Erzählstil, aber möglicherweise sind jüngere Kinder damit überfordert? Vielleicht sollte ich mal ein paar Testleser aus der Altesgruppe heranziehen.

Vielleicht habe ich auch mit dieser Art Geschichte nicht das richtige Vehikel gewählt, um all diese Gedanken und Botschaften rüberzubringen?
Mich würde auch der Eindruck anderer Forumsmitglieder interessieren.

An einer Kindererzählung in einem bilder- und dialogreichen Stil schreibe ich gerade, eigentlich soll es sogar ein kleines Buch werden. Demnächst werde ich das erste Kapitel hier einmal vorstellen und bin gespannt auf deine Meinung!

Liebe Grüße
Molaleli


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Beiträge: 260
Wohnort: Wunderland


Beitrag03.09.2014 11:14

von Lotta
Antworten mit Zitat

Hallo Molaleli,

mir geht es nicht um Erklärungen/Beschreibungen, es geht um das Erkennbare im Text.
Eine Sache ist ganz wichtig - du musst nicht nur die Kinder erreichen, sondern auch die Erwachsenen. Auch sie müssen begeistert werden, denn sie sind es, die die Bücher kaufen.



Molaleli hat Folgendes geschrieben:
Hallo Lotta,

danke nochmals für dein ausführliches Feedback!
Ich denke, wir unterscheiden uns wohl grundsätzlich in Bezug auf die Altersgruppe, die wir als potentielle Leser vor Augen haben. Da finde ich die (vorgegebene) Spanne von 7 bis 10 Jahren ein wenig problematisch, weil in der Zeit extrem viel passiert.

Ich bin verwirrt - ich schreibe für eben diese Altersgruppe.

Meine eigenen Kinder sind da vermutlich eher eine Ausnahme; meine Mittlere hat in der ersten Klasse schon den Michel aus Lönneberga verschlungen. Sie würde sich sicher nicht fragen, warum der Junge in dieser Situation lügt, weil sowohl sie selbst (8) als auch ihr Bruder (10) oder ihre Freundinnen immer wieder mal versucht sind, die Wahrheit zurückzuhalten oder zu manipulieren, sei es in der Frage "Hast du nicht heute bei deiner Freundin schon ein Eis gegessen?" oder "Bist du auch tatsächlich den vereinbarten Schulweg nach Hause gegangen?". Und damit sind meine Kinder nicht allein; erst kürzlich hat mich eine Freundin ratlos gefragt, was sie tun kann, damit ihr Zehnjähriger nicht immer wieder wie gedruckt lügt, teilweise wegen irgenwelcher Lappalien ("Wie weit bist du denn mit dem Hund spazieren gelaufen?") Das Lügen, oder vielleicht besser formuliert, das Schwindeln ist in dieser Altersgruppe nach meiner Erfahrung ein großes Thema, und es muss dabei nicht um eine panische Angst vor Strafen gehen.

Ich möchte trotzdem wissen, warum dein Protagonist Schweißausbrüche und Herzklopfen kriegt und augenscheinlich große Angst vor der Mutter hat. Oder warum hat er diese Zustände? Keine Erklärungen des Erzählers, sondern in der Geschichte zu ersehen.

In meiner Geschichte wäre eine eventuell zu befürchtende Konsequenz, die vielleicht auch schon einmal in einer ähnlichen Situation eingetreten ist, z. B. ein Spielverbot für den kommenden Tag. Ein Kind muss nicht eine Riesenangst vor seiner Mutter haben, um sie anzuschwindeln, aber Eltern können ihrem Kind nicht vertrauen und ihm dadurch auch weniger zutrauen, wenn es nicht die Wahrheit sagt.

Das weiß ich wohl. Und wie schaut es mit dem Vertrauen zu seiner Mutter aus? Wie waren denn sonst ihre Reaktionen, eben vor dieser Schwindelei?

Die Reaktion der Mutter ist bewusst unerwartet für das Kind, möglicherweise ist ihr die Idee dazu im Lauf des Gesprächs selbst erst gekommen; sie soll dem Kind zeigen, dass die Mutter ihm vertrauen möchte, dies aber nur kann, wenn das Kind auch in unangenehmen Situationen die Wahrheit sagt und zu seinen Fehlern steht.
Deswegen baut die Mutter Lukas auch eine Art Brücke, bis er es endlich schafft, auszusprechen, welches Spiel und damit auch dass er überhaupt gespielt hat.

Woher weiß ich das alles? Erkennt ein Kind diese Brücke?

Dadurch, dass er es zugegeben hat (und so etwas fällt Kindern, nach meinem Gefühl vor allem Jungs, unglaublich schwer ...), fühlt er sich innerlich erleichtert, und die Anspannung löst sich. Als dann auch noch die befürchtete "Strafe" ausbleibt,

Die befürchtete Strafe aus der Vergangenheit?

erkennt er, dass seine Angst vor der Reaktion Mutter völlig unbegründet war und dass sie ihm sein Verhalten nicht nachträgt. Vielleicht wird er in Zukunft in solchen und ähnlichen Situationen gleich zugeben, dass er "Mist gebaut hat". Dadurch lernt er, dass er seinen Eltern vertrauen kann, weil sie hinter ihm stehen, und die Eltern können auch Vertrauen in ihn setzen, weil er offen zu ihnen ist.

Die Botschaft ist eine Gute. Es müsste zu erkennen sein. Ich erkenne das im Text nicht.

Vielleicht liege ich falsch, aber ich hatte die Geschichte bewusst minimalistisch geplant, sodass das Äußere (wie heißt der Bruder, wie sieht die Mutter aus) nicht wichtig ist, weil es für jedes Kind ohnehin eigene Bilder im Kopf gibt, wie Mamas aussehen. (Wo bei dir die Assoziation mit Dutt und Brille herkommt, ist mir nicht klar; verhält sie sich so altmodisch?)

Das meinte ich - nicht die Beschreibungen machen unbedingt Sinn, sondern Bilder. Ich habe kein Bild von der Mutter, deshalb habe ich mal provoziert, Brille, Dutt. Ich habe auch von den anderen Figuren kein Bild.
Ich verwende meist wenige Äußerlichkeiten bei den Nebenfiguren, versuche, Bilder zu vermitteln. Die Protagonistin hat schrille Äußerlichkeiten, neben den Inneren. Das verwende ich ganz bewusst.
Hat Lukas irgendwelche Besonderheiten (äußerlich, innerlich), die mich motivieren, weiterzulesen?


Die Art von Vorlesegeschichte für kleinere Kinder, in der ein niedliches Baby beschrieben wird, hatte ich dabei nicht im Sinn; deswegen gefällt mir auch eigentlich meine ursprüngliche Version eigentlich besser als die neue, ausführlichere.

Unsere Kleine fragt mit Sicherheit nach. Sie möchte ein Bild vom kleinen Bruder haben, z.B. "Karlchen mit dem Piratenschnuller".

Das Postbotenthema habe ich wohl etwas unüberlegt mit reingebracht; bei uns ist das immer derselbe, und die Kinder kennen ihn, aber deine "Zwischenfrage" ist durchaus berechtigt. Das werde ich noch ändern.

Gedankenwiedergabe in der Art "Es würde ein heißer Tag werden" umschreibt natürlich Lukas' Gedankenwelt. Das ist ja charakteristisch für den personalen Erzählstil, aber möglicherweise sind jüngere Kinder damit überfordert?

Darum ging es mir nicht.

Vielleicht sollte ich mal ein paar Testleser aus der Altesgruppe heranziehen.

Das ist es ja. Es gibt viele Meinungen und Ansichten. Man schaut, wie und wo´s passt.

Vielleicht habe ich auch mit dieser Art Geschichte nicht das richtige Vehikel gewählt, um all diese Gedanken und Botschaften rüberzubringen?
Mich würde auch der Eindruck anderer Forumsmitglieder interessieren.

An einer Kindererzählung in einem bilder- und dialogreichen Stil schreibe ich gerade, eigentlich soll es sogar ein kleines Buch werden. Demnächst werde ich das erste Kapitel hier einmal vorstellen und bin gespannt auf deine Meinung!

Ja gern, bin gespannt. Daumen hoch

Liebe Grüße
Molaleli


Liebe Grüße, Lotta
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Molaleli
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Beitrag03.09.2014 12:32

von Molaleli
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Hallo Lotta,

noch mal ein paar kurze Antworten auf deine Fragen / Bemerkungen, bevor ich mich daran mache, die Geschichte noch mal grundlegend zu überarbeiten.

Findest du die Altersgruppe 6 bis 10 nicht auch sehr inhomogen? Mir würde 8 bis 11 besser gefallen, denn Sechsjährige sind noch sehr in der magischen Welt verwurzelt, während viele Zehnjährige manches schon ganz anders wahrnehmen.

Ich möchte trotzdem wissen, warum dein Protagonist Schweißausbrüche und Herzklopfen kriegt und augenscheinlich große Angst vor der Mutter hat. Oder warum hat er diese Zustände? Keine Erklärungen des Erzählers, sondern in der Geschichte zu ersehen.
Diese Zustände hat er ja erst in der überarbeiteten Version bekommen, als ich versucht habe, deinem Vorschlag mit mehr Bildern, mehr Emotion Rechnung zu tragen. Dadurch entsteht ein Eindruck von Angst, den ich so eigentlich nicht erwecken wollte.


Und wie schaut es mit dem Vertrauen zu seiner Mutter aus? Wie waren denn sonst ihre Reaktionen, eben vor dieser Schwindelei?
Denkst du, in die Geschichte sollte mit hinein, dass er über vergangene ähnliche Situationen nachdenkt, und wie die Mutter reagiert hat bzw. jetzt reagieren könnte?


Woher weiß ich das alles? Erkennt ein Kind diese Brücke?
Das ist die Frage. Vielleicht überfordere ich jüngere Leser damit auch ...


Die Botschaft ist eine Gute. Es müsste zu erkennen sein. Ich erkenne das im Text nicht.
Würdest du das alles explizit so hineinschreiben und erklären, wie ich es dir dargelegt habe?

Das meinte ich - nicht die Beschreibungen machen unbedingt Sinn, sondern Bilder. Ich habe kein Bild von der Mutter, deshalb habe ich mal provoziert, Brille, Dutt. Ich habe auch von den anderen Figuren kein Bild.
Ich verwende meist wenige Äußerlichkeiten bei den Nebenfiguren, versuche, Bilder zu vermitteln. Die Protagonistin hat schrille Äußerlichkeiten, neben den Inneren. Das verwende ich ganz bewusst.
Hat Lukas irgendwelche Besonderheiten (äußerlich, innerlich), die mich motivieren, weiterzulesen?

Muss er äußerliche Besonderheiten haben, um für ein Kind als Identifikationsfigur interessant zu sein? Er ist allein zu Hause und tut etwas, was er eigentlich nicht darf. Das hätte mich als Kind genug interessiert, um weiterzulesen, auch wenn ich nicht weiß, wie die Mutter aussieht, oder ob der kleine Bruder einen Piratenschnuller hat (süße Idee übrigens!)


Unsere Kleine fragt mit Sicherheit nach. Sie möchte ein Bild vom kleinen Bruder haben, z.B. "Karlchen mit dem Piratenschnuller".
Genau das meine ich. Die Geschichte ist in ihrer ersten Version eher für etwas ältere Kinder gedacht. Ansonsten muss ich sie vom ganzen Grundtenor her ändern. Mal sehen, ob ich verstanden habe, was du meinst.


Gedankenwiedergabe in der Art "Es würde ein heißer Tag werden" umschreibt natürlich Lukas' Gedankenwelt. Das ist ja charakteristisch für den personalen Erzählstil, aber möglicherweise sind jüngere Kinder damit überfordert?

Darum ging es mir nicht.

Du hast aber zweimal gefragt, ob Lukas das denkt Smile

Liebe Grüße und danke
Molaleli


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Beitrag03.09.2014 12:54

von Lotta
Antworten mit Zitat

Molaleli hat Folgendes geschrieben:
Hallo Lotta,

noch mal ein paar kurze Antworten auf deine Fragen / Bemerkungen, bevor ich mich daran mache, die Geschichte noch mal grundlegend zu überarbeiten.

Findest du die Altersgruppe 6 bis 10 nicht auch sehr inhomogen? Mir würde 8 bis 11 besser gefallen, denn Sechsjährige sind noch sehr in der magischen Welt verwurzelt, während viele Zehnjährige manches schon ganz anders wahrnehmen.

Das ist schwierig. Ich ordne z.B. meine Geschichte bei 7/8 Jahre ein.
Es ist nicht einfach. Nach den ersten Kapiteln packe ich das ganz gut, muss aber noch viele Male in der Überarbeitung beäugt werden. Aber das sollte den Schreibfluss nicht behindern, denn dann wird das bei mir nix.
Ich habe jemanden, wenn ich unschlüssig bin, die ein wenig schubst. Aber das ist nicht oft. Aber auf alle Fälle hilfreich.


Gedankenwiedergabe in der Art "Es würde ein heißer Tag werden" umschreibt natürlich Lukas' Gedankenwelt. Das ist ja charakteristisch für den personalen Erzählstil, aber möglicherweise sind jüngere Kinder damit überfordert?

Darum ging es mir nicht
Du hast aber zweimal gefragt, ob Lukas das denkt Smile

Ja, das will ich ja auch wissen, denkt Lukas das? Vielleicht: "Lukas dachte...."? "...Lukas träumte..."?

Liebe Grüße und danke
Molaleli

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Beitrag03.09.2014 14:34

von Lotta
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Hallo Molaleli,

weil du vom "Michel aus Lönneberga" schriebst, hab ich mal einen link eingestellt.
Gut auch, wie die differenzierte Erzählweise dargestellt wird.
https://www.youtube.com/watch?v=Zp0YIOaxZFM

Wikipedia:
".....Astrid Lindgren wählt für die Michel-Romane die Perspektive einer auktorialen Erzählerin (siehe Typologisches Modell der Erzählsituationen), welche angebliche Aufzeichnungen von Michels Mutter als Quelle benutzt. Diese Verdoppelung der Perspektive schafft interessante Möglichkeiten, zwischen einem reinen Nacherzählen der Vorlage (die Aufzeichnungen der Mutter) und eingestreuten Kommentaren der Erzählerin zu wechseln, was auch für fortgeschrittene Leser reizvoll ist......", weiterzulesen bei:
http://de.wikipedia.org/wiki/Michel_aus_L%C3%B6nneberga#Michel_mit_doppeltem_Boden

Vielleicht ist es jetzt verständlicher, was ich meine?

LG., Lotta
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Beitrag04.09.2014 12:16

von Molaleli
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Hallo Lotta,
danke für die Links; habe sie gerade erst gesehen und werde nachher gleich reinlesen.
Einstweilen habe ich meine Geschichte noch einmal überarbeitet und dabei versucht, deine Anregungen im Hinterkopf zu behalten. Wahrscheinlich hatte ich in der ersten Version eher ein erwachsenes Publikum vor Augen.

Hier die neueste Version:

Das Spiel

„Ach, jetzt habe ich glatt heute Vormittag beim Einkaufen die Milch vergessen!“ Mama runzelte die Stirn und schloss die Kühlschranktür. „Ich muss noch mal zum Supermarkt. Magst du so lang allein hierbleiben?“
Lukas, der am Küchentisch saß und gerade einen Apfel verputzte, schaute seine Mutter an. „Und was ist mit Simon? Auf den mag ich aber nicht aufpassen. Der sabbert mir alle meine Playmobil-Ritter voll“, brummte er und sah seinen kleinen Bruder an, der auf seiner Spieldecke lag und brabbelnd an einem Gummihäschen lutschte.
„Den nehme ich natürlich mit!“ Mama lachte und band sich ihre braunen Locken zu einem Pferdeschwanz zusammen.
„Dann bleib ich inzwischen hier.“ Lukas kaute an seinem letzten Apfelschnitz.
Wenige Minuten später stand Mama mit dem Kinderwagen im Flur. Simon hatte die Mütze mit den Teddyohren auf und nuckelte an seinem grünen Froschschnuller. An Mamas Schulter baumelte die bauchige rote Handtasche mit dem Gespenster-Anhänger, den Lukas ihr letztes Jahr gebastelt hatte. Sie öffnete die Haustür. "In spätestens einer halben Stunde bin ich wieder da. Du kannst ja so lange an deinem tollen Roboterbild weitermalen. Mein Tablet nimmst du aber bitte nicht, damit hast du ja heute Vormittag schon gespielt. Ich möchte nicht, dass du mehr als eine halbe Stunde am Tag mit diesen Spielchen verbringst!"
"Ok, Mama, ist gebongt. Bin ja jetzt schließlich schon fast in der vierten Klasse. Tschüs!", rief Lukas und schloss die Haustür hinter seiner Mutter. Es fühlte sich gut an, einmal ganz allein zu Hause zu sein. Fast so, als wäre man schon erwachsen. Mama traute ihm zu, dass er allein auf das Haus aufpasste. Wenn jetzt ein Feuer ausbrechen würde, wusste Lukas, was zu tun war: Er musste die 112 wählen. Aber natürlich würde kein Feuer ausbrechen. Er war ja schon groß und passte gut auf.
Lukas schaute Mama durchs Fenster nach, bis sie mit dem Kinderwagen um die Ecke gebogen war. Ihr Pferdeschwanz wippte bei jedem Schritt.
Dann sah er sich um. Das Roboterbild wollte er nicht fertigmalen, dazu hatte er jetzt keine Lust. Er musste etwas Besonderes tun, denn es war ja auch eine besondere Gelegenheit … Langsam ging er zum Wohnzimmerschrank, nahm Mamas Tablet heraus, schaltete es ein, tippte auf das Symbol für eines seiner Lieblingsspiele und machte es sich auf dem Sofa gemütlich.
„Was machst du da eigentlich, Lukas?“, meldete sich eine leise Stimme in ihm. „Du sollst doch das Tablet nicht nehmen!“
Ach was. Bis Mama zurückkommen würde, wäre er längst fertig und würde in seinem Zimmer liegen und malen. So könnte er einfach so eine Zusatzrunde am Tablet spielen, ohne dass es jemand wusste. Und wenn es niemand wusste, dann war es ja auch irgendwie in Ordnung, oder? Lukas horchte in sich hinein. Die Stimme sagte nichts mehr.
Zufrieden tauchte er in seine Spielwelt ein und versank in den bunten, bewegten Bildern. Er fütterte seine Kühe, sammelte Hühnereier ein, pflanzte Erdbeeren, erntete Weizen, backte Schokoladentorte,  kaufte ein Diamantcollier, sprengte in seiner Mine, um neues Gold zu finden und ...
Plötzlich drehte sich der Schlüssel im Schloss und Mama schob den Kinderwagen, in dem sein kleiner Bruder schlief, in den Flur. Die Reifen quietschten kurz, dann hörte Lukas, wie Mama den Schlüsse ans Schlüsselbrett hängte. Lukas schlich auf Zehenspitzen vom Sofa zum Schrank, um das Tablet aufzuräumen, als Mama ins Wohnzimmer kam.
Sie sah, dass er etwas hinter seinem Rücken zu verstecken versuchte.
 "Hallo mein Schatz! Was hast du denn da? Etwa das Tablet? Hast du jetzt etwa doch gespielt?", fragte sie und runzelte die Stirn.
 "Nein, nein, ich hab dich nur gerade kommen hören und wollte fragen, ob ich jetzt spielen darf." Mama hatte ihn ertappt. Wenn ihm jetzt keine gute Ausrede einfiel, würde sie ihm sicher das Tablet für morgen verbieten, weil er heimlich gespielt hatte. Mama nahm das Tablet in die Hand.
"Das Gerät ist ja ganz warm. Du hast sehr wohl damit gespielt.“ Mamas Stimme klang enttäuscht. „Lüg mich bitte nicht an“, fügte sie leise hinzu.
"Nein ....“ Lukas versuchte ein Lächeln. „Ich habe etwas im Internet nachgeschaut, deswegen ist es warm."
Lukas war ganz überrascht, dass ihm so schnell diese geniale Ausrede eingefallen war. Mama hob die Augenbrauen. Sie sah nicht überzeugt aus.
"Was hast du denn nachgeschaut?", wollte sie wissen.
 "Etwas über Eisenbahnen", schwindelte Lukas. Eisenbahnen waren sein großes Hobby, deswegen würde ihm Mama das bestimmt glauben. Mama tippte ein paarmal auf den Bildschirm und sah ihm in die Augen. "Da ist keine Eisenbahnseite geöffnet. Du warst nicht im Netz. Hör bitte auf, mich anzulügen. Sonst kann ich dir in Zukunft nicht mehr vertrauen." Jetzt sah sie tatsächlich traurig aus.
"Ich hab aber nicht gespielt!", beharrte Lukas und schaute auf seine Füße. Eigentlich wollte er Mama nicht traurig machen. Aber er konnte auch nicht zugeben, dass er nicht die Wahrheit gesagt hatte. Er schaffte es einfach nicht. Lukas schämte sich und war zugleich wütend auf sich selbst.
„Hast du das Farmspiel oder mit dem virtuellen Haustier gespielt?", fragte Mama sanft.
"Gar nichts!"
"Welches von beiden hast du gespielt?" Mama ließ nicht locker.
"Keins, hab ich doch gesagt!"
"Es ist aber wichtig, dass du noch weißt, welches von beiden du gespielt hast." Mama machte ein geheimnisvolles Gesicht.
Lukas war verwirrt. Was war das denn für eine Frage? War Mama denn nicht böse, weil sie ihn beim Lügen ertappt hatte? Er stammelte: "Warum denn? Ich ... ich habe das Farmspiel gespielt. Wieso ist das wichtig?"
Mama sah ihn an. War da etwa ein Lächeln? "Damit du nachher mit dem richtigen Spiel weitermachen kannst. Verstehst du, es geht mir nicht darum, dich zu bestrafen oder dir das Spielen zu verbieten. Ich möchte nur einfach, dass du mir immer die Wahrheit sagst."
Da schossen Lukas plötzlich die Tränen in die Augen, obwohl er doch schon fast in der vierten Klasse war.


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Beitrag05.09.2014 12:17

von Lotta
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Hallo Molaleli,

hm, schwierig. Du hast dir viel Arbeit gemacht, aber es müsste am Text noch an einigen Stellen gefeilt und gehobelt werden.

Lukas erscheint mir als braver Junge, der sonst auf´s Wort hört, noch nie geschwindelt hat und es ihm so schlecht dabei ergeht, weil er es noch nie getan hat. Es kommt mir nicht glaubwürdig rüber. Ich nehme dem Erzähler diese Geschichte einfach nicht ab. Welcher zehnjährige Junge ist so wie Lukas? Es mag sie geben, aber die meisten Lausbuben sind anders.

Nur mal als Hinweis - meine Anmerkungen musst du um Himmels Willen nicht umsetzen. Es ist nicht mein Anliegen, in deinen Text einzugreifen.

Deine Frage bez. der Altersgruppe -  auch ab 10 Jahre aufwärts sind Kinder wild, benehmen sich manchmal oder öfter wie der Deibel, lassen´s krachen, sind traurig, wollen getröstet werden.

Ich kenne noch alle Bücher meiner Kinder (ein Sohn ist auch dabei), und die „wilden Klerle“ „Fußball“ usw., ach ja das waren echt wilde Zeiten, (nicht nur für die Kinder), die wir unsere Zeit am Spielfeldrand verbrachten. Mein Sohn war alles andere, nur nicht wie dein Protagonist.

Ich komme mit deinen Erzählweisen im Text durcheinander, vielleicht kannst du mal hier rein schnuppern.
http://www.dsfo.de/dsfopedia/index.php/Perspektive#Wechsel_des_Perspektivtr.C3.A4gers
In deinem Text von mir gekennzeichnet - einrücken plus Bindestrich. Eines von beiden reicht normalerweise (man möge mich korrigieren.)

Nimm dir Zeit, lese in Kinderbüchern, lass dich inspirieren. Ein sehr gutes Buch, finde ich, ist, „Waldo und seine Freunde- Lügen haben kurze Beine“ (von Hans Wilhelm.)

Das Internet birgt viele Plattformen, rund um die Schreiberei. Wichtig ist, das Handwerk zu festigen. So verfahre ich zumindest.

***

Ich beziehe mich nur auf einiges im Text.

***

Das Spiel

„Ach, jetzt habe ich glatt heute Vormittag beim Einkaufen die Milch vergessen!“
Mama runzelte die Stirn und schloss die Kühlschranktür. „Ich muss noch mal zum Supermarkt.
(Den zweiten Satz würde ich an den Anfang stellen.)
Magst du so lang allein hierbleiben?“
(Sprechen Mamas tatsächlich so?)
Lukas, der am Küchentisch saß und gerade einen Apfel verputzte, schaute seine Mutter an. „Und was ist mit Simon? Auf den mag ich aber nicht aufpassen. Der sabbert mir alle meine Playmobil-Ritter voll“, brummte er und sah seinen kleinen Bruder an, der auf seiner Spieldecke lag und brabbelnd an einem Gummihäschen lutschte.
(Ich würde es so formulieren: „Lukas war nicht begeistert. Er biss in den Apfel und brummte: „Auf Simon pass ich aber nicht auf. Neulich hat er mein Playmobilwald vollgesabbert. Nee, das kommt mir nicht in die Tüte, nicht mit mir." Klein Simon lag brabbelnd auf der Piraten-Kuscheldecke und knabberte zufrieden an seinem Gummihäschen.)
„Den nehme ich natürlich mit!“ Mama lachte und band sich ihre braunen Locken zu einem Pferdeschwanz zusammen.
„Dann bleib ich inzwischen hier.“ (So spricht kaum ein Kind)

Lukas kaute an seinem letzten Apfelschnitz.
Wenige Minuten später stand Mama mit dem Kinderwagen im Flur. Simon hatte die Mütze mit den Teddyohren auf und nuckelte an seinem grünen Froschschnuller. An Mamas Schulter baumelte die bauchige rote Handtasche mit dem Gespenster-Anhänger, den Lukas ihr letztes Jahr gebastelt hatte. Sie öffnete die Haustür. "In spätestens einer halben Stunde bin ich wieder da. Du kannst ja so lange an deinem tollen Roboterbild weitermalen. Mein Tablet nimmst du aber bitte nicht, damit hast du ja heute Vormittag schon gespielt. Ich möchte nicht, dass du mehr als eine halbe Stunde am Tag mit diesen Spielchen verbringst!"
(Die Mutter weist auf das Tablet hin. Warum? Es muss doch einen Grund dafür geben. Hat er das schon öfter gemacht? Warum sonst kommt sie auf solchen Gedanken?)
"Ok, Mama, ist gebongt. Bin ja jetzt schließlich schon fast in der vierten Klasse. Tschüs!", rief Lukas und schloss die Haustür hinter seiner Mutter.
(Weil er bereits in der vierten Klasse ist, nimmt er das Tablet nicht zur Hand?)

- Es fühlte sich gut an, einmal ganz allein zu Hause zu sein. Fast so, als wäre man schon erwachsen. Mama traute ihm zu, dass er allein auf das Haus aufpasste. Wenn jetzt ein Feuer ausbrechen würde, wusste Lukas, was zu tun war: Er musste die 112 wählen. Aber natürlich würde kein Feuer ausbrechen. Er war ja schon groß und passte gut auf -
(Wie kommt er auf solche Gedanken? Ist er tatsächlich der erste Mal allein, mit 10 Jahren? Ist es so was Besonderes?)

Lukas schaute Mama durchs Fenster nach, bis sie mit dem Kinderwagen um die Ecke gebogen war. Ihr Pferdeschwanz wippte bei jedem Schritt.
(Wo ist das Setting? Dorf? Randbezirk? Also aus dem Fenster eines Reihenhauses? Denn aus großer Höhe finde ich das eher unwahrscheinlich, da er das Fenster öffnen müsste?)

Dann sah er sich um. Das Roboterbild wollte er nicht fertigmalen, dazu hatte er jetzt keine Lust. Er musste etwas Besonderes tun (musste er oder wollte er?), denn es war ja auch eine besondere Gelegenheit … Langsam ging er zum Wohnzimmerschrank, nahm Mamas Tablet heraus, schaltete es ein, tippte auf das Symbol (für) eines seiner Lieblingsspiele und machte es sich auf dem Sofa gemütlich.

„Was machst du da eigentlich, Lukas?“, meldete sich eine leise Stimme in ihm. „Du sollst doch das Tablet nicht nehmen!“
(Die Perspektive verwirrt mich. Nach mehrmaligem Lesen verstand ich dann.)

 - Ach was. Bis Mama zurückkommen würde, wäre er längst fertig und würde in seinem Zimmer liegen und malen. So könnte er einfach so eine Zusatzrunde am Tablet spielen, ohne dass es jemand wusste. Und wenn es niemand wusste, dann war es ja auch irgendwie in Ordnung, oder? -

Lukas horchte in sich hinein. Die Stimme sagte nichts mehr.
Zufrieden tauchte er in seine Spielwelt ein und versank in den bunten, bewegten Bildern. Er fütterte seine Kühe, sammelte Hühnereier ein, pflanzte Erdbeeren, erntete Weizen, backte Schokoladentorte,  kaufte ein Diamantcollier, sprengte in seiner Mine, um neues Gold zu finden und ...
Plötzlich drehte sich der Schlüssel im Schloss und Mama schob den Kinderwagen, in dem sein kleiner Bruder schlief (dass es sein kleiner Bruder ist, der im Kinderwagen liegt, wissen wir ja bereits), in den Flur. Die Reifen quietschten kurz, dann hörte Lukas, wie Mama den Schlüsse(l) ans Schlüsselbrett hängte. Lukas schlich auf Zehenspitzen vom Sofa zum Schrank, um das Tablet aufzuräumen (ist das eine regionale Redewendung „aufzuräumen?“ Ansonsten evtl. – wegzupacken, zu verstecken ...), als Mama ins Wohnzimmer kam.
Sie sah, dass er etwas hinter seinem Rücken zu verstecken versuchte.
 "Hallo mein Schatz! (sage ich so was, wenn ich sauer bin?) Was hast du denn da? Etwa das Tablet? Hast du jetzt etwa doch gespielt?", (fragte sie) (erübrigt sich, weil hinter der Frage ein Fragezeichen steht) und runzelte die Stirn.
 "Nein, nein, ich hab dich nur gerade kommen hören und wollte fragen, ob ich jetzt spielen darf."

 - Mama hatte ihn ertappt. Wenn ihm jetzt keine gute Ausrede einfiel, würde sie ihm sicher das Tablet für morgen verbieten, weil er
heimlich gespielt hatte. -

 Mama nahm das Tablet in die Hand. (nahm ihm das Tablet aus der Hand)
"Das Gerät ist ja ganz warm. Du hast sehr wohl damit gespielt.“ Mamas Stimme klang enttäuscht. „Lüg mich bitte nicht an“, fügte sie leise hinzu.
"Nein ....“ Lukas versuchte ein Lächeln. „Ich habe etwas im Internet nachgeschaut, deswegen ist es warm."

- Lukas war ganz überrascht, dass ihm so schnell diese geniale Ausrede eingefallen war. Mama hob die Augenbrauen. Sie sah nicht überzeugt aus.-

"Was hast du denn nachgeschaut?", (wollte sie wissen.) (erübrigt sich)
 "Etwas über Eisenbahnen", schwindelte Lukas.

- Eisenbahnen waren sein großes Hobby, deswegen würde ihm Mama das bestimmt glauben.-
(Es geht doch um das Tablet an sich?)

 Mama tippte ein paarmal auf den Bildschirm und sah ihm in die Augen. "Da ist keine Eisenbahnseite geöffnet. Du warst nicht im Netz. Hör bitte auf, mich anzulügen. Sonst kann ich dir in Zukunft nicht mehr vertrauen." Jetzt sah sie tatsächlich traurig aus.
"Ich hab aber nicht gespielt!", beharrte Lukas und schaute auf seine Füße. Eigentlich wollte er Mama nicht traurig machen. Aber er konnte auch nicht zugeben, dass er nicht die Wahrheit gesagt hatte. Er schaffte es einfach nicht. Lukas schämte sich und war zugleich wütend auf sich selbst.
„Hast du das Farmspiel oder mit dem virtuellen Haustier gespielt?", fragte Mama sanft.
(Warum ist das Farmspiel oder virtuelles Haustier von Bedeutung?)

"Gar nichts!"
"Welches von beiden hast du gespielt?" Mama ließ nicht locker.
"Keins, hab ich doch gesagt!"
"Es ist aber wichtig, dass du noch weißt, welches von beiden du gespielt hast." Mama machte ein geheimnisvolles Gesicht.

Lukas war verwirrt. Was war das denn für eine Frage? War Mama denn nicht böse, weil sie ihn beim Lügen ertappt hatte? Er stammelte: "Warum denn? Ich ... ich habe das Farmspiel gespielt. Wieso ist das wichtig?"
Mama sah ihn an. War da etwa ein Lächeln? "Damit du nachher mit dem richtigen Spiel weitermachen kannst.
(Mama ist so schnell nicht mehr sauer und macht eine Kehrtwende?)

Verstehst du, es geht mir nicht darum, dich zu bestrafen oder dir das Spielen zu verbieten. Ich möchte nur einfach, dass du mir immer die Wahrheit sagst."
Da schossen Lukas plötzlich die Tränen in die Augen, obwohl er doch schon fast in der vierten Klasse war.

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Beitrag06.09.2014 10:29

von Molaleli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Lotta,
danke für dein ausführliches und ehrliches Feedback!
Änderungsvorschläge deinerseits, die mich überzeugen, setze ich gern um - wenn das für dich so in Ordnung ist?

Ehrlich gesagt bin ich schon ein wenig frustriert, dass ich scheinbar - zumindest bei dir - so gar nicht das rüberbekomme, was ich mit der Geschichte intendiert habe. Sad
Rein schriftstellerisch bin ich zwar durchaus noch ein Neuling, doch das Schreiben ist mir eigentlich schon geläufig, und bislang habe ich für meine kreativen Versuche in Studium und Aufbaustudium (literarische Übersetzung) meist deutlich weniger negatives Feedback erhalten als von dir ...

Vielleicht liegt es ja auch wirklich am Thema selbst ...?

Ich habe ja auch drei Kinder und auch früher öfter mit Kindern gearbeitet, deshalb denke ich schon, dass ich weiß, wie Kinder so sind. Scheinbar bekomme ich es in der Geschichte aber nicht transportiert.


Die Story mit dem Tablet habe ich in fast genau dieser Weise vor einigen Monaten mit meinem Ältesten erlebt, und seine Reaktion auf meine völlig spontane Eingebung, ihn für das Schwindeln nicht zu bestrafen, sondern quasi das (ihm extrem schwerfallende) Zugeben der Wahrheit zu belohnen und ihn so zum Nachdenken zu bringen (er ist zum Sofa gelaufen und hat den Kopf unter einem Kissen versteckt, damit ich seine Tränen nicht sehe) hat mich so berührt, dass ich das irgendwie literarisch festhalten wollte.
Natürlich kenne ich seine wahren Gefühle nicht, deswegen habe ich sie auch in der ersten Version nur am Rande explizit erwähnt. Ich habe das Gefühl, je ausführlicher ich die ganze Sache beschreibe, desto weniger überzeugend erscheinen die Emotionen, obwohl sich der Dialog selbst real fast genauso abgespielt hat.
Möglicherweise war das ganze wirklich eine Ausnahmesituation, die sich anderswo so nicht ereignet hätte? (Obwohl meine Kids in Sachen Schwindeln, Frechsein, Fäkalsprache und Sich-wie-ein-Sack-Affen-Benehmen definitiv völlig dem bundesdeutschen Durchschnitt entsprechen dürften ...)

Was denkst du, wo liegt hier der Knoten bei mir?

Deine Anmerkungen mit der Sprache verstehe ich, da muss ich noch mehr auf Authentizität achten. Vielleicht liegt das Problem bei mir darin begründet, dass ich zwar aus dem süddeutschen Raum mit bayerischem Dialekthintergrund komme, in meinem Bekanntenkreis aber sehr viele zugezogene Kinder sind. Die sprechen insgesamt gesehen alle sehr uneinheitlich. Mein Sohn würde z. B. wörtlich sagen: "Ich bleib derweil da, aber auf den Simon pass ich fei net auf." Unser Nachbarssohn (Hamburg) würde niemals bei Simon den Artikel verwenden und "derweil" oder "fei" auch nicht. Der verwendet andererseits Formulierungen wie "ich hab mir ganz dolle wehgetan", wo unsere Kinder sagen "ich hab mir voll wehgetan." Für mich manchmal schwierig , da einen literarischen Wiedergabemodus zu finden, der möglichst überregional, aber nicht zu unauthentisch daherkommt. Seufz.

Deine Schwierigkeiten mit dem Wechsel der Erzählperspektive verstehe ich immer noch nicht wirklich - irgendwie scheine ich da ein Brett vor dem Kopf zu haben ... Mir ist die Einteilung der Erzählsituationen nach Stanzel (auktorial, personal, Ich und neutral) geläufiger als die von Genette, auf die du verweist - dennoch kann ich nach wie vor nicht 100%ig nachvollziehen, wo du den Bruch empfindest.
Die Geschichte soll aus Lukas' Perspektive erzählt sein, aber in der 3. Person. (Da müsste dann zugegebenermaßen z. B. das "verputzt" am Anfang wohl weg, das wirkt in der Tat eher auktorial-bewertend.) Ansonsten gibt es aber keine Erzählerwertungen, keine Vor- oder Rückgriffe, keine Innenperspektive von anderen Figuren (hier: Mutter), sondern nur Lukas' visuelle Wahrnehmungen, seine Gedanken, Gefühle. Wo und inwiefern genau wechselt da die Perspektive?
Oder ist es nur die Gedankenwiedergabe selbst, die du als unpassend empfindest? Ich finde die Formulierung im Stil von
Er hörte eine Geräusch. Was war das nur?
irgendwie flüssiger als
Er hörte ein Geräusch und dachte: "Was ist das nur?"
Oder bin ich schon wieder komplett auf der falschen Fährte??

Warum findest du es wichtig, explizit zu wissen, ob Lukas schon öfter heimlich gespielt hat oder allein zu Hause war? Ist das für diese spezielle Situation von Bedeutung?
Meine Tochter ist 8 1/2 und war noch nie allein zu Hause, weil sie das nicht möchte. Mein Sohn war schon oft allein.
Den Lukas in der Geschichte habe ich ein Jahr jünger gemacht ("fast schon in der vierten Klasse"); an der ersten Stelle passt die Aussage vom Kontext her nicht mehr, da hast du recht. Werde ich noch mal ändern.
Auch die Mutter ist eigentlich nicht mehr so "sauer" auf ihn; ich habe eher die Attribute "enttäuscht" und "traurig" in dern Vordergrund gestellt. Wirkt sie trotzdem so aufgebracht, dass ihre Reaktion am Ende als "Kehrtwende" erscheint?

Ich lasse die Geschichte jetzt mal eine Weile liegen; vielleicht fallen mir ja manche Dinge besser auf, wenn ich wieder ein wenig Distanz bekomme.


Liebe Grüße und danke, dass du dir so viel Zeit nimmst!


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Lotta
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Beitrag07.09.2014 08:43

von Lotta
Antworten mit Zitat

Hallo Molaleli,

ich weiß nicht, wie ich dir rüberbringen kann, was ich meine. Ich muss gestehen, dass ich hier an meine Grenzen gestoßen bin.
Ich versuchs noch mal.


Hallo Lotta,

Ehrlich gesagt bin ich schon ein wenig frustriert, dass ich scheinbar - zumindest bei dir - so gar nicht das rüberbekomme, was ich mit der Geschichte intendiert habe.  
Rein schriftstellerisch bin ich zwar durchaus noch ein Neuling, doch das Schreiben ist mir eigentlich schon geläufig, und bislang habe ich für meine kreativen Versuche in Studium und Aufbaustudium (literarische Übersetzung) meist deutlich weniger negatives Feedback erhalten als von dir ...

Sag ich doch, Geschmäcker sind verschieden. Wenn anderen die Geschichte so geschrieben gefällt, dann ist vollkommen in Ordnung.

Vielleicht liegt es ja auch wirklich am Thema selbst ...?

Nein, das glaub ich nicht.

Ich habe ja auch drei Kinder und auch früher öfter mit Kindern gearbeitet, deshalb denke ich schon, dass ich weiß, wie Kinder so sind. Scheinbar bekomme ich es in der Geschichte aber nicht transportiert.

Auf mich wirkt es so, ja.

Die Story mit dem Tablet habe ich in fast genau dieser Weise vor einigen Monaten mit meinem Ältesten erlebt, und seine Reaktion auf meine völlig spontane Eingebung, ihn für das Schwindeln nicht zu bestrafen, sondern quasi das (ihm extrem schwerfallende) Zugeben der Wahrheit zu belohnen und ihn so zum Nachdenken zu bringen (er ist zum Sofa gelaufen und hat den Kopf unter einem Kissen versteckt, damit ich seine Tränen nicht sehe) hat mich so berührt, dass ich das irgendwie literarisch festhalten wollte.
Natürlich kenne ich seine wahren Gefühle nicht, deswegen habe ich sie auch in der ersten Version nur am Rande explizit erwähnt. Ich habe das Gefühl, je ausführlicher ich die ganze Sache beschreibe, desto weniger überzeugend erscheinen die Emotionen, obwohl sich der Dialog selbst real fast genauso abgespielt hat.
Möglicherweise war das ganze wirklich eine Ausnahmesituation, die sich anderswo so nicht ereignet hätte? (Obwohl meine Kids in Sachen Schwindeln, Frechsein, Fäkalsprache und Sich-wie-ein-Sack-Affen-Benehmen definitiv völlig dem bundesdeutschen Durchschnitt entsprechen dürften ...)

Was denkst du, wo liegt hier der Knoten bei mir?

Das weiß ich leider nicht.

Deine Anmerkungen mit der Sprache verstehe ich, da muss ich noch mehr auf Authentizität achten. Vielleicht liegt das Problem bei mir darin begründet, dass ich zwar aus dem süddeutschen Raum mit bayerischem Dialekthintergrund komme, in meinem Bekanntenkreis aber sehr viele zugezogene Kinder sind. Die sprechen insgesamt gesehen alle sehr uneinheitlich. Mein Sohn würde z. B. wörtlich sagen: "Ich bleib derweil da, aber auf den Simon pass ich fei net auf." Unser Nachbarssohn (Hamburg) würde niemals bei Simon den Artikel verwenden und "derweil" oder "fei" auch nicht. Der verwendet andererseits Formulierungen wie "ich hab mir ganz dolle wehgetan", wo unsere Kinder sagen "ich hab mir voll wehgetan." Für mich manchmal schwierig , da einen literarischen Wiedergabemodus zu finden, der möglichst überregional, aber nicht zu unauthentisch daherkommt. Seufz.

Nein, das ist falsch angekommen. Es ging mir nur um das Wort „aufräumen“, ich habe es so, in diesem Zusammenhang noch nie gehört. Meine Frage war - Tippfehler, oder regional?  Und wenn es „regional“ ist, würde ich es trotzdem vermeiden.

Deine Schwierigkeiten mit dem Wechsel der Erzählperspektive verstehe ich immer noch nicht wirklich - irgendwie scheine ich da ein Brett vor dem Kopf zu haben ... Mir ist die Einteilung der Erzählsituationen nach Stanzel (auktorial, personal, Ich und neutral) geläufiger als die von Genette, auf die du verweist - dennoch kann ich nach wie vor nicht 100%ig nachvollziehen, wo du den Bruch empfindest.

Den Perspektiven einen Namen zu geben, habe ich aufgegeben, es gibt viele Vermischungen, vieles ist erlaubt. Was ich mit dem Link bezweckte, war, „hervorheben“, weil es sich für mich besser liest. Ich denke, Kindern  könnte das ähnlich ergehen. Lese ich vor, ändere ich die Intonation meiner Stimme. Schreibe ich, mach ich es deutlich. Muss aber nicht so gehandhabt werden.

Die Geschichte soll aus Lukas' Perspektive erzählt sein, aber in der 3. Person. (Da müsste dann zugegebenermaßen z. B. das "verputzt" am Anfang wohl weg, das wirkt in der Tat eher auktorial-bewertend.)

„verputzt“ finde ich ok. Warum soll das weg? Ich steh grad auf der Leitung.

Ansonsten gibt es aber keine Erzählerwertungen, keine Vor- oder Rückgriffe, keine Innenperspektive von anderen Figuren (hier: Mutter), sondern nur Lukas' visuelle Wahrnehmungen, seine Gedanken, Gefühle. Wo und inwiefern genau wechselt da die Perspektive?
Oder ist es nur die Gedankenwiedergabe selbst, die du als unpassend empfindest? Ich finde die Formulierung im Stil von
Er hörte eine Geräusch. Was war das nur?
irgendwie flüssiger als
Er hörte ein Geräusch und dachte: "Was ist das nur?"

Das Erste ist flüssiger.

Oder bin ich schon wieder komplett auf der falschen Fährte??

Wie erwähnt, ich beiß mich nicht mehr an den Begrifflichkeiten der Erzählweisen fest, weil mitunter eine klare Trennung gar nicht zu erreichen ist. Erlaubt ist viel. Mir geht’s darum, worüber ich stolpere.
Mich persönlich behindert es beim Schreiben, deshalb feile ich erst in der Überarbeitung daran rum.


„Was machst du da eigentlich, Lukas?“, meldete sich eine leise Stimme in ihm. „Du sollst doch das Tablet nicht nehmen!“

Ich dachte beim ersten Lesen, die Mutter wäre so rasch zurück. Von daher würde ich es hervorheben.

Ein anderes Beispiel:aus deinem Text:  

„- Es fühlte sich gut an, einmal ganz allein zu Hause zu sein. Fast so, als wäre man schon erwachsen. Mama traute ihm zu, dass er allein auf das Haus aufpasste. Wenn jetzt ein Feuer ausbrechen würde, wusste Lukas, was zu tun war: Er musste die 112 wählen. Aber natürlich würde kein Feuer ausbrechen. Er war ja schon groß und passte gut auf -“

Hier bist du dichter dran an deinem Protagonisten, und das würde ich der personalen Erzählweise zuordnen.

Warum findest du es wichtig, explizit zu wissen, ob Lukas schon öfter heimlich gespielt hat oder allein zu Hause war? Ist das für diese spezielle Situation von Bedeutung?

Weil er so heftig reagierte, als er erwischt wurde. Weil er Angst vor der Konsequenz hatte. Weil dort steht: "...Es fühlte sich gut an, einmal ganz allein zu Hause zu sein..."
Ich lese heraus, es ist das erste mal und ist somit etwas Besonderes. "Endlich mal allein" - "Hee, endlich wieder allein".....und hier die Emotionen...


Meine Tochter ist 8 1/2 und war noch nie allein zu Hause, weil sie das nicht möchte. Mein Sohn war schon oft allein.
Den Lukas in der Geschichte habe ich ein Jahr jünger gemacht ("fast schon in der vierten Klasse"); an der ersten Stelle passt die Aussage vom Kontext her nicht mehr, da hast du recht. Werde ich noch mal ändern.
Auch die Mutter ist eigentlich nicht mehr so "sauer" auf ihn; ich habe eher die Attribute "enttäuscht" und "traurig" in dern Vordergrund gestellt. Wirkt sie trotzdem so aufgebracht, dass ihre Reaktion am Ende als "Kehrtwende" erscheint?

Ok., mein Fehler.

Ich lasse die Geschichte jetzt mal eine Weile liegen; vielleicht fallen mir ja manche Dinge besser auf, wenn ich wieder ein wenig Distanz bekomme.

Liebe Grüße und danke, dass du dir so viel Zeit nimmst!

Auch liebe Grüße, Lotta
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Molaleli
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Alter: 50
Beiträge: 51
Wohnort: Fürstenfeldbruck


Beitrag07.09.2014 10:14

von Molaleli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Lotta,

danke, dass du's noch mal versucht hast Smile

Wie gesagt, ich lasse die Geschichte mal eine Weile liegen; trotzdem noch ein paar kurze Rückfragen:

In Bezug auf die Sprache im Dialog hatte ich den Eindruck, dass es nicht nur die Wendung "etwas aufräumen" für "wegräumen" (ist wohl süddeutsch ...) ist, an der du dich stößt. Du hast ja an mehreren Stellen in den verschiedenen Versionen rückgefragt "sprechen Kinder / Mamas so?" Da muss ich mich schon noch um mehr Authentizität bemühen, wenn dir das so oft auffällt. Du scheinst mir in Sachen Kinderliteratur sehr erfahren zu sein.


Den Perspektiven einen Namen zu geben, habe ich aufgegeben, es gibt viele Vermischungen, vieles ist erlaubt.
Das sehe ich definitiv genauso.
Aber wenn du über etwas stolperst, möchte ich das gern nachvollziehen können, und dazu sind die Bezeichnungen vielleicht doch hilfreich?


„verputzt“ finde ich ok. Warum soll das weg? Ich steh grad auf der Leitung.
Weil das einen eher auktorialen Eindruck vermittelt (Erzähler steht über allem und bewertet, was er sieht usw.) Ich möchte aber eher aus der Sicht des Jungen schreiben, und der hätte dieses Wort vermutlich nicht gewählt.

„Was machst du da eigentlich, Lukas?“, meldete sich eine leise Stimme in ihm. „Du sollst doch das Tablet nicht nehmen!“

Ich dachte beim ersten Lesen, die Mutter wäre so rasch zurück. Von daher würde ich es hervorheben.
Da stimme ich dir zu. Das sind genau die Sachen, die man selbst beim Lesen nicht bemerkt ...

Ein anderes Beispiel:aus deinem Text:  

„- Es fühlte sich gut an, einmal ganz allein zu Hause zu sein. Fast so, als wäre man schon erwachsen. Mama traute ihm zu, dass er allein auf das Haus aufpasste. Wenn jetzt ein Feuer ausbrechen würde, wusste Lukas, was zu tun war: Er musste die 112 wählen. Aber natürlich würde kein Feuer ausbrechen. Er war ja schon groß und passte gut auf -“

Hier bist du dichter dran an deinem Protagonisten, und das würde ich der personalen Erzählweise zuordnen.
Genau. Und ist das problematisch? Was würdest du da anders machen?

Warum findest du es wichtig, explizit zu wissen, ob Lukas schon öfter heimlich gespielt hat oder allein zu Hause war? Ist das für diese spezielle Situation von Bedeutung?

Weil er so heftig reagierte, als er erwischt wurde. Weil er Angst vor der Konsequenz hatte. Weil dort steht: "...Es fühlte sich gut an, einmal ganz allein zu Hause zu sein..."
Ich lese heraus, es ist das erste mal und ist somit etwas Besonderes. "Endlich mal allein" - "Hee, endlich wieder allein".....und hier die Emotionen...

Es könnte ja eines der ersten Male sein. Findest du das für einen Neunjährigen zu unglaubwürdig?  Oder wo wäre da evtl. noch ein inhaltliches Problem?


Liebe Grüße
Molaleli


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