die welt steht stil

[Perry]

die welt steht still

bäume tragen schwer am überreifen
der früchte warten auf den nordwind
damit er sie von ihrer last befreit

die schnäbel ins geplusterte gesteckt
verstummt selbst das gezwitscher
der vögel die dem letzten akt harren

ein windstoß reißt den vorhang auf
schneefall kündet ullers auftritt an
er schießt mir den apfel vom kopf

[holg]

Von den Bildern her ist mMn der Stillstand, das Abwarten (warten, verstummt, harren) gut eingefangen.

Die Zeilen stehen zumeist vereinzelt, jede für sich ein Bild. Das gefällt mir, beschwört Kargheit, Weite.

das "der" der zweiten Zeile erschließt sich mir nicht. Weder vom Flow her noch vom Sinn. Auch Zeile 3 kann noch ein bisschen Arbeit vertragen.

Als ich zuletzt nachgesehen habe (vor drei Minuten) wurde "harren" noch mit Genitiv gebildet, also "die des letzten Aktes harren", was mMn die Zeile nicht schlechter macht.

Die letzte Zeile empfinde ich als lahme Pointe. Wenn du schon den alten Uller bringst, geht da bestimmt mehr.

[Perry]

danke für dein kritisches Beäugen.

bäume tragen schwer am überreifen / der früchte
(sie) warten auf den nordwind

Der Zeilenbruch soll das "überreifen" hinterfragend betonen
und das Weglassen von "sie" ist hier der lyrische Verdichtung geschuldet.

Wo, bzw. wann Du einen Genetiv bei "harren" gelesen hast, kann ich Dir nicht beantworten, bei mir stand -auch im Entwurf- nie einer dort.

Mythos (Uller) und Literatur (Willhelm Tell) ist für mich nicht "lahm", sondern eher inspirierend, aber das kann jeder sehen wie er will.

LG
Perry

[Gast]

Vergiss es Holg,

Perry versteht konstruktive Kritik meistens nicht.

M.

[holg]

Hab mich unklar ausgedrückt: laut Duden sollte da ein Genitiv stehen.

Und genau das, dass erst mit Uller (immerhin Gott des Winters, der Jagd, etc.) sehr alte Mythologie beschworen wird und dann nur zur Tell’schen Apfelnummer (Bezug zu Herbst?) dienen darf, will sich mir nicht fügen.
Das ist, als würdest du Thor anrufen um ne Nuss zu knacken.
Da schließt sich kein Kreis, das passt mMn nicht in den Kontext, ist wenig originell.

Z.B.: Wenn am Ende ein Apfel fiele, passte es zum Anfang.

[Perry]

Hallo Mononchrom,
lass bitte solche Anspielungen, sie fallen nur auf dich selbst zurück.
LG
Perry

Hallo holg,
da ich keinen Genetiv haben will, werde ich wohl eine andere Formulierung suchen müsen.
Deine Argumentation zum Schlussbild ist für mich nicht schlüssig, denn Uller wird oft auch als Pfeilschütze abgebildet. Die Überleitung zum Willhelm Tell Bild soll in den Schluss einfach auch eine Bewegung im Sinn von das Leben geht weiter bringen.
Danke für deine Sicht, die in diesem Fall nicht meine ist.
LG
Perry

[Perry]

hier eine neue Version:

die welt steht still

bäume tragen schwer am überreifen
der früchte ersehnen den nordwind
damit er sie von ihrer last befreit

die schnäbel ins geplusterte gesteckt
verstummt den letzten akt erwartend
selbst das gezwitscher der vögel

ein windstoß reißt den vorhang auf
schneefall kündet ullers auftritt an
er schießt mir den apfel vom kopf

LG
Perry

[firstoffertio]

ein Vorschlag von mir:

die welt steht still

bäume tragen schwer am übereifer
der früchte ersehnen den nordwind
damit er sie von ihrer last befreit

die schnäbel ins geplusterte gesteckt
verstummt den letzten akt erwartend
selbst das gezwitscher der vögel

ein windstoß reißt den vorhang auf
schneefall kündet den abgang an
mir fällt ein apfel auf den kopf

[Perry]

Danke für deinen Vorschlag, der dem "Zufall" eine Chance gibt.
Mal sehen, was der Uller noch so im Köcher hat.
LG
Perry
PS: Den "Übereifer" erachte ich dagegen als wenig stimmig.