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Cheyenne Leseratte
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Beiträge: 105
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C 19.12.2016 03:01 Das Elfchen und der Wolpertinger von Cheyenne
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Neue Version »
Es spielt ein Elfchen im Morgentau
allein mit Worten jonglieren.
Bastelt daraus gar bunte Girlanden;
sie hat ja nichts zu verlieren.
Sie lacht und sie tanzt um die Blumen.
Ihr Röckchen dreht sich geschwind.
Frech zieht sie die Maus an den Ohren,
und wirft gelben Blütenstaub in den Wind.
Wie sie so tanzt und wie sie da singt,
kommt der Wolpertinger aus dem Versteck,
schaut eine Weile dem Treiben zu,
schüttelt den Kopf und rennt weg.
Er ist der Meister der Wortgeflechte,
der Geist, der Liedern Glanz verleiht.
Sie geht ihn suchen in jeden Bau,
ja, ist sie noch ganz gescheit.
Die Biene hält den Atem an,
drei Käfer erstarren vor Schreck.
Die Ameisen stehen zum Kampf bereit,
selbst die Made schaut aus dem Dreck.
Der Wolpertinger greift die winzige Hand
erstaunt von dem freundlichen Licht
in ihren Augen und in ihrem Herz,
er ist doch kein so garstiger Wicht.
Das sieht der böse Wiesentroll,
vor Zorn tritt er die nächste Mücke.
„Denen werd‘ ich die Freude versau’n,“
schwört er ihn hämischer Tücke.
So brodelt und braut er tief in der Erde
einen widerlichen Zwietrachtlikör.
Den schüttet er heimlich in ihre Getränke,
seither verstehen sie sich nicht mehr.
Alle Worte wirken wie Pfeile,
treffen garantiert ihr trauriges Ziel.
So sehr sie sich auch bemühen,
da wird es dem Elfchen zu viel.
Der Troll aber hüpft und kreischt,
das war ein wahrer Halunkenstreich.
Keiner soll diesen Zauber lösen,
er ist der größte Schluri im Reich.
Das Elfchen tanzt allein um die Blumen,
der Wolpertinger grollt in seinem Versteck.
Werden sie je dahinter kommen,
dies hatte nur den einzigen Zweck.
Ihre Freundschaft zu zerstören.
Weitere Werke von Cheyenne:
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Soleatus Reißwolf
Beiträge: 1000
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23.12.2016 11:51
von Soleatus
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Hallo Cheyenne!
Reimverse sind nicht das dichterische Mittel der Wahl im 21. Jahrhundert; und Erzählgedichte, gar längere, eine ausgestorbene und vergessene Gattung. (Beides weiß ich gut, weil ich selbst viele Erzählungen in Reimversen schreibe.) Meint: Der "Rechtfertigunsdruck" ist bei solchen Texten riesig, auf Wohlwollen dürfen sie nicht rechnen; und wirklich gut gemacht zu sein ist daher Voraussetzung für ein Wahrgenommenwerden, aber noch lange keine Sicherheit.
Dein Text hat also ohnehin schon einen großen Rucksack auf dem Rücken, und leider vergrößerst du das Gewicht noch durch eine sehr freie Versgestaltung in Bezug auf die Anzahl und Anordnung der betonten Silben (was den Vortrag mühsam macht und einen erfahrenen Leser voraussetzt); und durch eine gewisse Gleichgültigkeit in Bezug auf das "Wie" des Erzählens (es klingt oft wie "Das ist so schon gut genug").
Bleibt die Geschichte an sich. Die ist mir (!) zu schlicht gestrickt; zu wenig aufregend, wenn du so willst, und mit einem seltsam unberührenden Ende. Aber da fehlen mir wahrscheinlich nur die richtigen Fühler!
Gruß,
Soleatus
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Cheyenne Leseratte
C
Beiträge: 105
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Soleatus Reißwolf
Beiträge: 1000
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25.12.2016 12:20
von Soleatus
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Hallo Cheyenne,
du fragst: "Muss eine gestrenge Metrik wirklich immer sein?" Sicherlich nicht. Nur macht ein ungewohntes Metrum einen Text weniger zugänglich; und wenn er die Leser ohnehin nicht lockt, weil er ein längeres Erzählgedicht ist, ist diese Gestaltung nicht weise?! "Wer schreibt, will gelesen werden". (Ob du diesen Text flüssig lesen kannst, ist kein Maßstab; das kann man als Verfasser immer.)
Gruß,
Soleatus
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Matthias Jecker Eselsohr
M
Beiträge: 328
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M 25.12.2016 12:46 Re: Das Elfchen und der Wolpertinger von Matthias Jecker
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Hallo cheyenne und soleatus.
Diese Ernst-Kreidolf-Genre-Bilderbuchgeschichte wickelt sich streng nach Schema ab. Das und die Länge einer im Grunde kaum stattfindenden Handlung kann einen verführen, den Text als altbacken und öde ins tiefste Archiv zu vergraben.
Aber ich finde, dass die "lyrische" (damit meine ich Wort, Melodie und Rhythmus) Qualität der Verse so zu wenig gewürdigt wäre. Vielleicht lässt sich der Leser zu sehr von der vierzeiligen Strophenform blenden? Deshalb habe ich die geändert. Ausserdem an einigen wenigen Stellen etwas mehr flow zu kriegen versucht. An wenigen, denn als Ganzes gesehen hat der Text einen soliden Grundflow.
Ich fände es schade, wenn solch musikalische Texte in ein mehr oder weniger "streng" metrisches Gedicht verschlimmbessert würden.
Hier meine leichten Änderungen, gemacht, um die Musik des Textes stärker hervorhzuheben:
Es spielt ein Elfchen im Morgentau allein mit Worten jonglieren.
Bastelt daraus gar bunte Girlanden; sie hat ja nichts zu verlieren.
Sie lacht und sie tanzt um die Blumen. Ihr Röckchen dreht sich geschwind.
Frech zieht sie die Maus an den Ohren, und wirft Blütenstaub in den Wind.
Wie sie so tanzt und wie sie da singt, kommt der Wolpertinger aus dem Versteck, schaut eine Weile dem Treiben zu, schüttelt den Kopf und rennt weg.
Er ist der Meister der Wortgeflechte, der Geist, der Liedern Glanz verleiht.
Sie geht ihn suchen in jeden Bau, ja, ist sie noch ganz gescheit?
Die Biene hält den Atem an, drei Käfer erstarren vor Schreck.
Die Ameisen stehen zum Kampf bereit, selbst die Made schaut aus dem Dreck.
Der Wolpertinger greift die winzige Hand, erstaunt von dem freundlichen Licht in ihren Augen und in ihrem Herz, er ist doch kein so garstiger Wicht.
Das sieht der böse Wiesentroll, vor Zorn tritt er die nächste Mücke. „Denen werd‘ ich die Freude versau’n,“ schwört er voll hämischer Tücke.
Dann brodelt und braut er tief in der Erde einen widerlichen Zwietrachtlikör.
Den schüttet er heimlich in ihr Getränk, seither verstehen sie sich nicht mehr.
Alle Worte wirken wie Pfeile, treffen hart in ihr trauriges Ziel,
so sehr sie sich auch bemühen. Da wird es dem Elfchen zu viel.
Der Troll aber hüpft und kreischt, das war ein Halunkenstreich! Keiner soll diesen Zauber lösen! Er ist der größte Schluri im Reich.
Elfchen tanzt allein um die Blumen, der Wolpertinger grollt in seinem Versteck.
Werden sie je dahinter kommen, dass so vieles geschah nur zum Zweck,
eine Freundschaft zu zerstören?
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2452 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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25.12.2016 19:43
von menetekel
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Das ist m. E. eine gute Idee, Matthias!
Macht das Gedicht beim Lesen flüssiger, bringt es eher in Richtung lyrische Prosa und wirkt in jeder Hinsicht zeitgemäßer.
[Und jenseits aller Häme: Geh bei deinen eigenen Arbeiten öfter mal ebenso vor ...]
Liebe Grüße
m.
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Cheyenne Leseratte
C
Beiträge: 105
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Soleatus Reißwolf
Beiträge: 1000
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25.12.2016 21:08
von Soleatus
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Hallo Cheyenne,
es geht nicht darum, was "mir gelegener kommt", und auch nicht ums "Modische", und schon gar nicht darum, was ich für mich als "langweilig" empfinde (dein Ausdruck, allerdings); sondern darum, wie man einen derartigen Text im 21. Jahrhundert (und da leben wir nun mal und werden als Schreibende wahrgenommen) so gestaltet, dass er von den Lesern angenommen wird. Wenn dir das nicht wichtig ist (und darauf eingegen tust du nicht wirklich) - auch gut; es ist deins.
Für eine "Neue Version" erstellst du eine neue Antwort mit dem entsprechenden Text und klickst dann vor dem Abschicken auf "Neue Version" (unter dem Beitragsfenster); dann wird aus dem Eingangsbeitrag auf diese Antwort mit der neuen Fassung verlinkt.
Gruß,
Soleatus
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Cheyenne Leseratte
C
Beiträge: 105
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C 25.12.2016 21:26
von Cheyenne
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Hallo Soleatus,
aber ja doch. Mit "gelegener kommen", war nicht dein persönlicher Geschmack gemeint, sondern die angemahnte Annahmebereitschaft der Leser für einen Text. Ich habe mich auf deinen Kommentar bezogen. Das "langweilig" war eine freie Übersetzung meinerseits für "zu wenig aufregend".
Die Version von Matthias gefällt mir wirklich besser, im Moment, was nicht bedeutet, es ist damit Fini. Sollte mir noch Besseres einfallen, Aufregenderes, mit einer Überraschung am Ende, werde ich weiter am Text zu arbeiten. Oder falls mir ein Kommentar einen weiteren Lichtblick schenkt und mich auf die richtigen Sprünge bringt.
Natürlich möchte ich, dass mein Text nicht nur gelesen, sondern gerne gelesen wird. Das ist doch selbstredend, lieber Soleatus. Und selbstverständlich sind mir Kommentare wie deiner sehr willkommen, die mir aufzeigen woran es mangelt. Aber, ändern finde ich schwieriger wie neu schreiben und meistens brauche ich dafür erheblich länger. Und dann brauche ich auch erst mal neue Ideen.
Und danke für deine Erklärung zur Einstellung für neue Versionen.
Mit lieben Grüßen
Cheyenne
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Cheyenne Leseratte
C
Beiträge: 105
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C 25.12.2016 21:28
von Cheyenne
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Das Elfchen und der Wolpertinger
Es spielt ein Elfchen im Morgentau allein mit Worten jonglieren.
Bastelt daraus gar bunte Girlanden; sie hat ja nichts zu verlieren.
Sie lacht und sie tanzt um die Blumen. Ihr Röckchen dreht sich geschwind.
Frech zieht sie die Maus an den Ohren, und wirft Blütenstaub in den Wind.
Wie sie so tanzt und wie sie da singt, kommt der Wolpertinger aus dem Versteck, schaut eine Weile dem Treiben zu, schüttelt den Kopf und rennt weg.
Er ist der Meister der Wortgeflechte, der Geist, der Liedern Glanz verleiht.
Sie geht ihn suchen in jeden Bau, ja, ist sie noch ganz gescheit?
Die Biene hält den Atem an, drei Käfer erstarren vor Schreck.
Die Ameisen stehen zum Kampf bereit, selbst die Made schaut aus dem Dreck.
Der Wolpertinger greift die winzige Hand, erstaunt von dem freundlichen Licht in ihren Augen und in ihrem Herz, er ist doch kein so garstiger Wicht.
Das sieht der böse Wiesentroll, vor Zorn tritt er die nächste Mücke. „Denen werd‘ ich die Freude versau’n,“ schwört er voll hämischer Tücke.
Dann brodelt und braut er tief in der Erde einen widerlichen Zwietrachtlikör.
Den schüttet er heimlich in ihre Getränke, seither verstehen sie sich nicht mehr.
Alle Worte wirken wie Pfeile, treffen hart in ihr trauriges Ziel,
so sehr sie sich auch bemühen. Da wird es dem Elfchen zu viel.
Der Troll aber hüpft und kreischt: "Das war ein Halunkenstreich! Keiner soll diesen Zauber lösen!" Er ist der größte Schluri im Reich.
Elfchen tanzt allein um die Blumen, der Wolpertinger grollt in seinem Versteck.
Werden sie je dahinter kommen, dass so vieles geschah nur zum Zweck,
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