Pornogeburts neuer Style

[nebenfluss]

»Pornogeburt, auf deinem neuen Album Geschlechterkampf deluxe genderst du. Wie kam es dazu?«
»Das war am Morgen nach Silvester. Die Bitsch, mit der ich mich ins neue Jahr gekokst hatte, meinte, sie geht mal zum*r Bäcker*in, gucken, ob der*die offen hat. Ich so: ›Alte, hast du 'ne Sprachstörung oder was?‹ Da hat sie mir erklärt, dass dieses Gendern bei manchen Tussis gerade der heiße Scheiß ist. Das wurde dann mein Vorsatz für 2024. Wer zurückbleibt, verliert. Man muss ständig neue Fans recruten.«
»Du hoffst also, den Mega-Success von Doppelwumms Gold durch das Erschließen neuer Markets noch toppen zu können? Ist dafür Form wichtiger als Content?«
»Yo, form is art. Der US-Underground-Act Pornborn ist ja bekanntlich MBI. Ich finde es nice, zu experimenten. Der Content bleibt derselbe, und wenn’s meine Familie ernährt, ist mir das sehr recht.«
»Ist es nicht schwierig, flye Lyrics im Gender Rap zu schreiben?«
»Wie gesagt, ich suche immer die Challenge. Ich rhyme zum Beispiel ›meine Dealer*innen‹ auf ›Schwein, uh, Spielerin, ne?‹ Das geht, checkt man aber erst im Kontext.«
»Ja, das hat mich beim Hören auch geflasht, wie groovy diese Lines crashen. Dann fällt auf Geschlechterkampf deluxe noch die hohe Dichte an Ballads auf.«
»Das liegt an den vielen Glottisschlägen. Ich muss mir erst einen neuen Breathflow antrainieren, da startet man besser slow, damit man das richtig verinnerlicht und später auch überzeugend performen kann.«
»Viel Glück dabei! Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Wurdest du eigentlich wirklich während eines Pornodrehs gezeugt?«
»Lass meine Mutter aus dem Game, Schlampe.«
»Pornogeburt, vielen Dank für das Interview.«

[Charlie Brokenwood]

[Patrick Schuler]

Amüsant, aber zielst du damit auch auf etwas ab? Immerhin hast du die Jugendsprach (zwar überpitzt) getroffen. Gut, der Text hat durchaus Spaß gemacht, das Ende ist witzig, aber einen tieferen Sinn hat der nicht, oder?

Nicht dass das nötig wäre ...es ist eine nur eine Frage.

Ich grüße dich
Patrick

[Charlie Brokenwood]

Achso.....wollte noch schreiben: Ich musste lachen.
Kann aber nicht sagen, ob ich den "gefällt-mir-Button" gedrückt hätte. Dazu wäre ich vermutlich zu feige gewesen.

[nebenfluss]

Hallo Charlie,

[nebenfluss]

Hallo Patrick,

[Charlie Brokenwood]

[Christof Lais Sperl]

...made my day.
...aber: recruiten.
"Pornogeburts" gefällt mir genauso gut wie "Aluhuts Finest"!

[nebenfluss]

[Häherfeder]

Ich finde den Text sehr unterhaltsam

[nebenfluss]

[nebenfluss]

[BlueNote]

Hi n.!

Mir hat der Text gut gefallen. Für mich wird hier der völlig überflüssige verbale Geschlechterkampf (der Genderfanatiker) etwas vorgeführt. So zumindest lese ich das.
Die Frage "Wurdest du eigentlich wirklich während eines Pornodrehs gezeugt?" fand ich witzig. Ich wurde in einem Freudenhaus geboren ...
erzähle ich gerne. Und das stimmt ...fast. Wäre ich nur ein Jahr jünger.

[Charlie Brokenwood]

[nebenfluss]

Hallo BlueNote, hallo Charlie again,

schön, dass in den Kommentaren jetzt auch mal der Begriff des Genderns fällt. Bis jetzt kam vor allem Amusement, ohne dass man es für erwähnenswert gehalten hätte, dafür einen Grund anzugeben. Im Faden "Gendern in literarischen Texten" gewinne ich allerdings gerade den Eindruck, dass sich das auch schon wieder erübrigt haben könnte. Dann hinge Pornogeburt mit seinem vermeindlichen Trendsetting dem Zeitgeist hinterher, was auch eine sehr schöne (unbeabsichtigte) Lesart des Textes wäre.