Anthologie 12 – Sonnen-Erwachen (Solarpunk), Münchner Schreiberlinge, 31.03.2024

[Bananenfischin]

Münchner Schreiberlinge e. V.: Anthologie 12 – Sonnen-Erwachen

Im Frühjahr des Jahres 2027 trat plötzlich eine nie dagewesene Bedrohung auf: Nach Strahlungsaustritt bei einem Kernkraft-Störfall in Frankreich waren einzelne Exemplare der nördlichen Subspezies der Europäischen Wanderheuschrecke (Locusta migratoria) mutiert. Sie vermehrten sich rasch und zogen in Schwärmen über alle anderen Kontinente.

Keine Pflanze war vor ihren scharfen Kiefern sicher – Obst, Getreide, Gemüsepflanzen, alles Essbare fraßen sie weg. Das Vieh verhungerte und die Verwüstung der menschlichen Nahrung war so bedrohlich, dass sich alle Staaten  zusammenschlossen, um den allgegenwärtigen Feind gemeinsam zu bekämpfen.

Durch die Hungersnöte kam es zu großen Migrationsbewegungen und kriegerischen Auseinandersetzungen. Die menschliche Spezies schien an ihren Ende angekommen zu sein…

50 Jahre später hat sich jedoch alles verändert. Menschen leben anders zusammen und ihre neuen Grundsätze lauten:
»Platz für Menschen ist wertvoller als autogerechte Städte.«
»Sonnenklar: Patriarchat schadet uns allen.«
»Inklusion und eine bunte Gesellschaft bringen uns voran.«
»Lassen wir ein Land im Stich, so sind wir alle verloren.«
»Die Zukunft der Kinder ist so wichtig wie unser heutiges Leben.«

Wenn diese Menschen auf die Jahre ab 2027 zurückblicken, dann herrschen Unglaube, Verwirrung und Unverständnis vor.

Um der jüngeren Generation zu helfen, zu verstehen, was geschah und wie der Wandel vonstatten ging, ruft die UE (United Earth, die Nachfolgeorganisation der UNO) alle Interessierten weltweit zu einem besonderen Wettbewerb auf:

»Werdet mit euren eigenen Berichten Teil der weltweiten Edition

FACETTEN DES AUFBRUCHS.

Bittet eure Großeltern oder andere ältere Menschen über die Jahre des Wandels zu berichten! Wie waren die ersten Jahre nach der Niederkämpfung der Heuschrecken-Plage?
Schreibt ihre Geschichten auf, damit alle sie erfahren können!«

Du findest das Szenario spannend und möchtest mit einer eigenen Geschichte an der Ausschreibung teilnehmen?

Die Geschichte soll entweder ganz oder Großteils in der Zeit des Aufbruchs spielen, also nach der Niederkämpfung der Plage. Wenn gewünscht, darf in Rückblicken auch frühere Zeit thematisiert werden, solange die Rückblicke nicht den Schwerpunkt der Geschichte bilden.

Bitte beachte ebenso:

1. Als Solarpunk-Anthologie geht es um positive Zukunft-Erzählungen. Natürlich dürfen auch Konflikte eine große Rolle spielen. Es wäre aber nicht im Sinne der Ausschreibung, aus solchen Konflikten ein dystopisches Szenario zu entwickeln.

2. Gründe für das neue Zusammenleben: Es darf KEINE Mutation   der Menschen geben. Die Menschen, welche in einer Solarpunkgesellschaft leben, sollen keine besonderen Kräfte o.ä. haben, sondern nur mit unseren Fähigkeiten auskommen. Außerdem (wenn ihr die Vergangenheit betrachtet) muss einen logisch nachvollziehbaren Grund dafür geben, warum diese Menschen sich nun plötzlich derart sozial und kooperativ verhalten und an die Zukunft der Kinder denken …

3. Diese Anthologie wird ein (vom freien Software-Projekt SPBuchsatz gesponsertes) professionelles Sensitivity Reading (SR) erhalten.

    Einsendung an: ausschreibung(at)muenchner-schreiberlinge.de (Herausgeber*innen: Saskia Dreßler und Karl-Heinz Zimmer)
    Länge: zwischen 15.000 und 20.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen)
    Dateiformat: docx oder odt, Normseite, Anführungszeichen bitte mit »Chevrons«
    Pro Autor*in ein Beitrag
    Jeder Beitrag muss eigenständig verfasst sein
    Einsendezeitraum: 01.10.2023. bis 31.03.2024
Wir arbeiten mit CN (Content Notes), bitte schickt diese mit eurer Geschichte mit.

Ebenso benötigen wir eine Autor*innenvita.

Jeder Beitrag muss eigenständig verfasst sein und darf keine Rechte Dritter verletzen. Gewaltverherrlichung wie auch kriminelle, unsittliche oder diskriminierende Inhalte sind ausdrücklich nicht erwünscht! Beim Verfassen der Geschichte dürfen keine KI-Programme (wie ChatGPT, oder ähnliche) verwendet werden: Gesucht sind von Menschen selbst erdachte und formulierte Texte, also authentische Schriftstellerei im klassischen Sinn. Die Rechte liegen bei den Autor*innen, Teilnahme erst ab 18 Jahre.

Wir freuen uns immer über einen Bezug zu München, egal ob persönlich oder im Text, es ist aber keine Voraussetzung dafür, an der Ausschreibung teilzunehmen oder gar in die Anthologie aufgenommen zu werden. Diese Ausschreibung ist offen für alle!

Wir behalten uns vor, aus den eingesandten Geschichten eine Auswahl zu treffen. Die Geschichten erhalten bei Annahme ein Lektorat und Korrektorat, bitte plant entsprechend Zeit für die Überarbeitung ein.

Autor*innen erhalten einen Pauschalbetrag von 5 Euro als Honorar, ein E-Book als Beleg und können Print-Exemplare zum vergünstigten Preis erwerben. Die Erlöse aus dem Verkauf der Anthologie kommen unserem gemeinnützigen Verein zugute.

Quelle


Danke an holg.

Viel Erfolg!

[Eris Ado]

Aus diesen Grundsätzen könnte man wunderbare Dystopien entwickeln. Aber das ist ja nicht erlaubt.

[Willebroer]

Mir fiele dazu nur eine Satire ein. Aber das ist ja auch nicht erlaubt.

[etcetera]

Na ja, erinnert mich an längst vergangene Zeiten, als die Schüler mit Aufgaben konfrontiert wurden, wie "Schreibt einen Aufsatz darüber, warum der Wehrdienst für unsere Demokratie so wichtig ist." Oder in gewissen Ländern, wo man darüber schreiben darf, warum der Präsident ein Segen für das ganze Land sei. Oder für die jungen Chinesen, die darüber schreiben dürfen, warum die Herrschaft der kommunistischen Partei eine wahre Edeltat darstellt und höchstes Glück für das ganze Volk bedeutet.
Kommt natürlich ein wenig getarnt herüber*, allerdings ist die Tarnung recht kümmerlich. Ist ja alles sonnenklar!

*Edit: Es ist eindeutig ein ideologisch motivierter Wettbewerb, denn es soll hier eine vorgegebene Weltanschauung argumentativ dargestellt werden. So verstehe ich die Aufgabenstellung. Ein korrekter Wettbewerb würde uns danach fragen, wie wir es sehen, würde uns die Freiheit lassen, es nach unseren eigenen Vorstellungen zu verfassen - eigentlich ist das Ganze eine Beleidigung unserer kreativen Intelligenz!

[DieGunkel]

Echt heftig: Keine Dystonien, keine Satire, sondern vielleicht ein ideologisch motivierter Wettbewerb oder doch mal schauen, ob „Schreiberlinge“ der Spezies Mensch zu positivem Umdenken in der Lage sind.  Und wie das aussehen könnte?! Ups, macht mich auch spontan ratlos 😳 : eine Weltanschauung ohne Außerirdische, Mutationen, Patriarchtum, Machtgehabe, kein rettender „Gott“ - nur Mensch.

Ich sehe das Ganze nicht als eine Beleidigung unserer kreativen Intelligenz, sondern als Herausforderungen. Mal positiv nachdenken, was traue ich unserer „Gattung“ zu? Dafür brauchen wir echt keine KI!

Ich lasse mich drauf ein, wer sich noch?

[etcetera]

Wenn Du magst.
Habe mir die Schreiberlinge mal angeschaut, wirken gar nicht so schräg, im Grunde ein sympathischer Haufen. Ich schätze mal, dass ihnen ihr Enthusiasmus durchgegangen ist, zusammen mit einem Schuss Naivität kann dann so etwas dabei herauskommen. Trotzdem, Ideologien (auch nett gemeinte) sollten von der Kunst ferngehalten werden.

Habe im Internet (www.hanisauland.de) eine Erklärung für Kinder gefunden: als Ideologien bezeichnet man Weltanschauungen, die vorgeben, für alle gesellschaftlichen Probleme die richtige Lösung zu haben

[Levo]

Die Naivität und der Optimismus ist Genre-immanent  https://de.wikipedia.org/wiki/Solarpunk und nicht den Ausschreibern geschuldet.
Ich kann mir leider kein optimistisches Setting mit Menschen nach der Heuschreckenapokalypse vorstellen, das spannend genug wäre, daher mach ich sicher nicht mit. Bisher fand ich Solarpunkstorys auch nicht so packend - weil die Auflösung eben positiv ist. Widerspricht meiner Erwartung zu sehr.

[etcetera]

So ist das also ...

[holg]

[Levo]

Ich munkel nichts von Indoktrination ... aber ich hoffe, Du meinst nicht mich.
Und klar, man könnte die Mad Max-Welt in die positive Zukunft führen - nur ich kann mir erzähltechnisch keinen spannenden Konflikt dazu vorstellen. Das ist vielleicht denkfaul, aber vielleicht auch nicht mein Genre.

[etcetera]

Keine Sorge, Levo. Du wirst wahrscheinlich nicht mit diesen konstruierten Unterstellungen angegriffen, ebenso, was das "denkfaul" angeht. Diese Eselskappe sollte mir übergezogen werden, denn ich denke, daß dieses eindrucksvolle Werturteil* wohl eher an mich gerichtet war, zumindest ergibt es sich so aus dem Kontext.
Ich bin mir aber nicht zu 100% sicher, der ganze Post von holg war ein wenig konfus. Vielleicht kann er uns weiterhelfen?

*denkfaul = unfähig zu einer komplexen geistigen Tätigkeit

[Maunzilla]

Klingt nach einem Wettbewerb von Woko Haram.  

[DieGunkel]

Hab da auch ein wenig recherchiert und für mich hat die Ausschreibung nun so ein „Geschmäckle“.

Ist hier im Forum jemand, der bei dem „Münchener Schreiberlingen“ ist oder allgemein Erfahrungen, weitere Kenntnisse zu ihnen hat?

🙏 danke

[holg]

[Willebroer]

[holg]

[sleepless_lives]

[nebenfluss]

[DieGunkel]

[nebenfluss]

Was mich an der Aufgabenstellung eher stört:
Sie ist einerseits sehr spezifisch - zum einen der Ausgangspunkt des AKW-Störfalls und der Heuschreckenmutation, siehe sleepless, zum anderen versucht man mit den fünf neuen Grundsätzen praktisch alle Probleme der Menschheit auf einmal zu beseitigen - entweder, um Dystopien/Konzentration auf Nebenwirkungen vorzubeugen, oder aber - so würde ich es zugunsten einer eigenen Geschichte interpretieren - eine Auswahl an Thematiken zu ermöglichen: Das hieße, es müssten nicht alle zugleich beachten werden.
Andererseits ist die Aufgabenstellung lang und komplex, was - das kennen wir im Prinzip auch von dsfo-Wettbewerben - bei sehr wortwörtlicher Auslegung Fragen aufwirft. So wird z. B. behauptet, alle Staaten hätten sich zusammengeschlossen, um "den allgegenwärtigen Feind zu bekämpfen". Im nächsten Satz ist dann von kriegerischen Auseinandersetzungen (offenbar der Staaten untereinander) die Rede. Als wäre das einfach aus Versatzstücken zusammegepuzzelt, ohne deren Wechselwirkungen im Blick zu haben.

Aber mei, es ist ein Angebot und eine Herausforderung. Man kann es annehmen oder eben nicht.

[Maunzilla]

Früher gab es den sozialistischen Realismus, heute nennt man das wohl woken Idealismus. Eine neue Zeitgeistströmung. So etwas kommt und geht in der Kulturgeschichte. Man kann mitmachen oder nicht. Die Nachwelt entscheidet, was besteht und was vergeht.

[Willebroer]

Früher nannte man das "Gesinnungsaufsatz". Das gab es auch in Westen, nur besser getarnt. Es kommt eben alles zurück. Natürlich unter neuem Namen - wie die Trolle in einem Forum.