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AdaGro Wortedrechsler
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Beiträge: 71 Wohnort: unbekannt verzogen
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A 01.12.2023 15:32 Wolf und Rabe von AdaGro
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Ein Wolf und ein Rabe gingen zusammen ein Stück des Weges. Der Wolf trabte im lockeren Schritt und der Rabe flog wie ein Segler neben ihm. An einer Quelle erblickten sie ein Reh, das gierig Wasser trank.
“Welch ein schönes Geschöpf”, leckte sich der Wolf das Maul und versteckte sich hinter einem Baum. Der Rabe aber setzte sich auf einen Ast über ihn. Er blickte hinab zur Quelle, sah den grazilen Körper und sah das Fell, das vor Feuchtigkeit dampfte. Jemand hatte das Reh gehetzt. Der Rabe schaute sich um, aber niemand war zu sehen. Mit schrägem Kopf spähte er zum Wipfel des Baumes. Die Blätter drehten und schüttelten sich.
Plötzlich hob das Reh den Kopf. Heftig vibrierten seine Nüstern. Tief zog es den Wind durch die Nasenflügel. Es trat von der Quelle weg und einen Schritt auf beide zu. Zornig stampfte es mit dem Huf auf den Boden und motzte: “He, komm heraus aus deinem Versteck, sonst….”
In den Augen des Wolfes loderte ein Feuer auf. Ihre Worte brachten sein Blut zum Schwingen. Und faule Schritte vortäuschend, verließ er den nutzlos gewordenen Platz. Ihm lief das Wasser im Munde zusammen und lüstern fragte er: “Sonst was?”
Das Reh erschrak. Noch nie hatte es solch einen großen und schönen Wolf gesehen. Unter seinem Fell spannten sich die Muskeln. Schweif und Kopf reckte er stolz in die Höhe.
Schon ihr erster Blick verriet dem Wolf, dass er ihr gefiel. Langsam schlich er um sie herum, immer darauf bedacht, dass sie nur das Beste von ihm sah. Schmeichelnd flüsterte er: “ Hab keine Angst vor mir. Mein Wanst ist voll”, und blähte seinen Leib auf wie einen Ballon. Das Reh stutzte, der Wolf hatte recht.
Derweil hockte der Rabe still auf seinem Ast und belauschte beide. Es schmerzte ihn, dass der Wolf immer das bekam, was er wollte und für ihn, dem Raben, nur die Reste blieben. Er empfand sich auch als ein schönes Tier. Sein Federkleid flimmerte wie ein dunkler Spiegel und sein Schnabel war kräftig wie die Krallen des Wolfes. Mit seinen Augen aber konnte er jedem Lebewesen tief in die Seele tauchen. Dort sah er, wie sie wirklich waren.
A.GRO
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Arminius Reißwolf
Alter: 65 Beiträge: 1239 Wohnort: An der Elbe
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01.12.2023 16:15
von Arminius
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Schöne Fabel. Allerdings kommt der mehrfache Wechsel von "es" (Reh) zu "ihre" zu abrupt. Du könntest zuvor "die Ricke" einflechten und bei "ihr" bleiben; das würde das Problem lösen.
Die eine oder andere Wendung wäre noch zu überdenken, z.B. Ihre Worte brachten sein Blut zum Schwingen. ...in Wallung?
oder
“Welch ein schönes Geschöpf”, leckte sich der Wolf das Maul ...sagte der Wolf und leckte sich das Maul.
oder
Sein Federkleid flimmerte wie ein dunkler Spiegel ...glänzte wie...
oder
...und motzte: “He, komm heraus aus deinem Versteck, sonst….” Motzen (im Sinne von maulen, meckern, kritisieren) finde ich in diesem Zusammenhang unpassend. Es klingt vielmehr nach einer Warnung oder gar Drohung.
Mit schrägem Kopf spähte er zum Wipfel des Baumes. Die Blätter drehten und schüttelten sich. Auf diese Sätze könnte man verzichten; sie sagen nichts Wesentliches aus.
Treffender wäre der Titel "Der Wolf, das Reh und der Rabe".
Grüße
Arminius
_________________ A mind is like a parachute. It doesn´t work if it is not open (Frank Zappa)
There is more stupidity than hydrogen in the universe, and it has a longer shelf life (Frank Zappa)
Information is not knowledge. Knowledge is not wisdom. Wisdom is not truth. Truth is not beauty. Beauty is not love. Love is not music. Music is the best (Frank Zappa) |
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abentroth Eselsohr
Beiträge: 257
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01.12.2023 16:44 Re: Wolf und Rabe von abentroth
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Da hat Arminius schon mehr entdeckt, als mir aufgefallen ist. Der von ihm angemerkte Sprung von "das Reh" zu "sie" hat mich beim Lesen auch stolpern lassen.
Vielleicht noch: AdaGro hat Folgendes geschrieben: | "Welch ein schönes Geschöpf", leckte sich der Wolf das Maul und versteckte sich hinter einem Baum. | Hier fände ich etwas wie Zitat: | "Welch ein schönes Geschöpf!" Der Wolf leckte sich das Maul und versteckte sich hinter einem Baum. | geeigneter - sich das Maul leckend dürfte er Schwierigkeiten haben, die Worte herauszubringen.
Gern gelesen!
Gruß,
abentroth
--
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AdaGro Wortedrechsler
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Beiträge: 71 Wohnort: unbekannt verzogen
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AdaGro Wortedrechsler
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Beiträge: 71 Wohnort: unbekannt verzogen
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A 05.12.2023 11:49 Wolf und Rabe überarbeitet von AdaGro
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Ein Wolf und ein Rabe gingen zusammen ein Stück des Weges. Der Wolf trabte im lockeren Schritt und der Rabe flog wie ein Segler neben ihm. An einer Quelle erblickten sie ein Reh, das gierig Wasser trank.
“Welch ein schönes Geschöpf!” Der Wolf leckte sich das Maul und versteckte sich hinter einem Baum. Der Rabe aber setzte sich auf einen Ast über ihn. Er blickte hinab zur Quelle, sah den grazilen Körper und sah das Fell, das vor Feuchtigkeit dampfte. Jemand hatte das Reh gehetzt. Der Rabe schaute sich um, aber niemand war zu sehen. Mit schrägem Kopf spähte er zum Wipfel des Baumes. Die Blätter drehten und schüttelten sich.
Plötzlich hob das Reh den Kopf. Heftig vibrierten seine Nüstern. Tief zog es den Wind durch die Nasenflügel. Es trat von der Quelle weg und einen Schritt auf beide zu. Zornig stampfte es mit dem Huf auf den Boden und motzte: “He, komm heraus aus deinem Versteck, sonst….”
In den Augen des Wolfes loderte ein Feuer auf. Die Worte des Rehs brachten sein Blut zum Schwingen. Und faule Schritte vortäuschend, verließ er den nutzlos gewordenen Platz. Ihm lief das Wasser im Munde zusammen und lüstern fragte er: “Sonst was?”
Das Reh erschrak. Noch nie hatte es solch einen großen und schönen Wolf gesehen. Unter seinem Fell spannten sich die Muskeln. Schweif und Kopf reckte er stolz in die Höhe.
Schon der erste Blick verriet dem Wolf, dass er dem Reh gefiel. Langsam schlich er im Kreis, immer darauf bedacht, dass es nur das Beste von ihm sah. Schmeichelnd flüsterte er: “ Hab keine Angst vor mir. Mein Wanst ist voll”, und blähte seinen Leib auf wie einen Ballon. Das Reh stutzte, der Wolf hatte recht.
Derweil hockte der Rabe still auf seinem Ast und belauschte beide. Es schmerzte ihn, dass der Wolf immer das bekam, was er wollte und für ihn, dem Raben, nur die Reste blieben. Er empfand sich auch als ein schönes Tier. Sein Federkleid flimmerte wie ein dunkler Spiegel und sein Schnabel war kräftig wie die Krallen des Wolfes. Mit seinen Augen aber konnte er jedem Lebewesen tief in die Seele tauchen. Dort sah er, wie sie wirklich waren.
A.GRO
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