Schnulze

[Hamliey]

Auf einer Hügelwiese im Schatten von Feigenbaumblättern wälzte sich Frederick auf einer blumig bestickten Decke, die sich sanft Farben von der milchsternbewachsenen Wiese abhob. Warme Sonnenstrahlen, die bisweilen durch das Geäst blitzten und eine frühlingskühle Brise hielten seinen Körper wohlig temperiert. Ähnlich der Gänsehaut, die kurzzeitig beim Eintauchen in eine warme Badewanne entsteht, genoss Frederick tiefseufzend die Wellen der Entspannung.

Da erinnerte er sich wieder an die Gründe, die ihn zu diesem Ort geführt haben.

Mit zitternden Händen und einem Kloß im Hals öffnete er nun das Tagebuch seiner verstorbenen Freundin, Emma. Sein Herz schlug schneller, während er Seite um Seite durchblätterte und sich darauf vorbereitete, in eine Welt einzutauchen, die er bisher nicht kannte. Die Zeilen, die er nun entdeckte, würden seine Beziehung zu Emma für immer in Frage stellen.

Die ersten Einträge ließen ihn noch verträumt lächeln, denn sie erinnerten an die magischen Momente ihrer Liebe. Doch je weiter Frederick las, desto mehr wurde er von den Geheimnissen, Fantasien und Unsicherheiten, die Emma verborgen hatte, in den Bann gezogen. Die Worte auf den Seiten öffneten ein dunkles Kapitel, das er nie erwartet hätte.

In Emmas Tagebuch fand Frederick Enthüllungen über ihre tiefsten Fantasien, die nicht mit ihren gemeinsamen Erlebnissen übereinstimmten. Er las von unsichtbaren Banden, die sie in ihre Gedankenwelt zogen, während sie noch in seinen Armen lag. Die Unsicherheiten, die sie so geschickt vor ihm verborgen hatte, kamen plötzlich ans Licht. Frederick fühlte sich, als ob der Boden unter ihm weggezogen wurde, und der einst so vertraute Himmel über ihm begann zu verdunkeln.

In den Zeilen fand Frederick auch Andeutungen über einen Mord. Zwar war es nur eine düstere Metapher, doch die Bedeutung erschütterte ihn zutiefst. Es war ein Mord an der Unschuld ihrer Beziehung, an den Illusionen, die sie aufgebaut hatten. Doch der Schmerz und die Dunkelheit, die sich nun offenbarten, waren real und unverkennbar.

Der Schock durchzog Frederick wie ein eisiger Wind, der über die Wiese fegte. Sein Verstand kämpfte gegen die aufkommende Wut und den Schmerz an, während er sich fragte, ob ihre ganze Beziehung eine Lüge gewesen war. Die Zweifel nagten an ihm und die Fragen häuften sich. Wie konnte er so blind gewesen sein?

Die Hügelwiese, die einst ein Ort der Liebe und Harmonie gewesen war, schien nun von dunklen Schatten überschwemmt zu sein. Frederick blieb reglos sitzen, das Tagebuch immer noch in seinen Händen, während er versuchte, die verlorenen Teile von Emmas Welt und ihrer Beziehung zusammenzusetzen. Der Kampf zwischen der Realität und den Geheimnissen, die er entdeckt hatte, tobte in seinem Inneren, und Frederick fand keinen Ausweg aus dem emotionalen Labyrinth, das sich vor ihm auftat. Wie sollte er je wieder Vertrauen fassen können? Wie konnte er sich selbst vorwerfen, dass er die Wahrheit nicht gesehen hatte?

[Ralphie]

Danke für den Milchstern.

 

[Hamliey]

sonderangebot bei aldi vorhin

[nebenfluss]

[AmandaLovedale]

Hallo Hamliey,

dass gerade von dir jetzt ein Text mit dem Titel 'Schnulze' kommt, hat mich natürlich magisch angezogen 😜

Drei kleine Anmerkungen von mir zu deinem Text.
1. Der Satz, den Nebenfluss ansprach, ist auch mir ins Auge gestochen. Vor allem das 'sich sanft Farben abheben'. Ich musste es zweimal lesen und konnte es mir dennoch nicht wirklich vorstellen.

2. Für meinen Geschmack ist es etwas viel foreshadowing. Die Zeilen, die er nun entdeckte, würden seine Beziehung zu Emma für immer in Frage stellen. ... Die Worte auf den Seiten öffneten ein dunkles Kapitel, das er nie erwartet hätte.

Und 3. - direkt im Zusammenhang mit 2. Ich würde gerne mehr vom wirklichen Inhalt des Tagebuches erfahren, als nur von seiner Reaktion darauf zu lesen. Etwas mehr "Show" statt "Tell". Wenn du verstehst, was ich meine. So erlebt man das geschilderte nicht wirklich, sondern bekommt es durch die Emotionen des Protagonisten gefiltert. Ich würde gerne etwas mehr mitfühlen können, da ich finde, dass die Geschichte durchaus Potenzial hat.

Aber das ist wie immer nur mein persönlicher Eindruck.

Liebe Grüße
Amanda

[Hamliey]

Vielen Dank für das Feedback, Amanda, und auch für deine Rückmeldung, Nebenfluss. Dass der eine Satz nicht verständlich war, wusste ich nicht. Das ist gut zu wissen! Danke.

Verständlich Amanda, warum dich eine Schnulze, die von mir kommt, anzieht.

Mit solchen und anderen Texten werde ich auch in Zukunft die Leserinnen und Leser begeistern, ja zu verzaubern wissen.  

Im Moment arbeite ich bereits an einer anderen Version, die schon bald im Trash oder, was momentan viel wahrscheinlicher scheint, in der Werkstatt zu finden sein wird. Seid gespannt!

[AmandaLovedale]

[Uoni]

[Calvin Hobbs]

[nebenfluss]

[Hamliey]

[nebenfluss]

[Pathetisch3000]

Ich mag den Text. Statt sich zu fragen wie ein Text sein könnte, kann man ihn manchmal auch einfach stehen lassen. Hier zumindest in großen Teilen.
Hab mich irgendwie angesprochen gefühlt, ich könnte mir diese Szene eins zu eins so vorstellen, existierte so ein Tagebuch etc.
Find das auch nicht flach oder schnulzig eigentlich, beschreibt halt nur ne Situation. Adjektive sinds auch nicht zu viele mMn, bin da aber selbst oft nicht der sparsamste, tiktok wär auch nix für mich (vielleicht mal son Video mit Twerks oder war das Instagram?).

Peace out,
M.

[Hamliey]

Freut mich, gefällt es dir, Pathetisch3000. Guter Nickname übrigens