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tintenteufelchen Leseratte
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Caliban Eselsohr
Alter: 49 Beiträge: 306 Wohnort: Passau
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21.01.2023 20:13
von Caliban
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1: Stört nicht, gibt ja einige erfolgreiche Romane, die in der Ich-Perspektive geschrieben wurden.
2: Ich denke nicht. 'Mein' muss man auch oft verwenden.
Ich persönlich hasse die Ich-Perspektive. Hab mal eine Novelle als Test geschrieben, und das hat mir gereicht und meine Abneigung bestätigt. Am Ende ist das reine Geschmackssache.
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tintenteufelchen Leseratte
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Pickman Plottdrossel
Beiträge: 2293 Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare
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21.01.2023 20:23
von Pickman
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Hi tintenteufelchen,
über diese Frage habe ich mir noch gar keinen Kopf gemacht, obwohl die Ich- meine bevorzugte Perspektive ist. Mein letzter Roman kommt auf 6 bis 7 "ich" pro Normseite. Ich halte das nicht für problematisch. Der Ich-Erzähler ist ja nicht der einzige Akteur.
Nun zu Deinen Fragen.
1. Nein, mich zumindest stört es nicht. Auch nicht bei anderen, und ich habe gerade Der dünne Mann von Raimond Chandler gelesen.
2. Da fällt mir erstmal nichts ein.
Cheers
Pickman
_________________ Tempus fugit. |
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tintenteufelchen Leseratte
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Tetz Eselsohr
Alter: 44 Beiträge: 272 Wohnort: Saarland
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21.01.2023 20:38
von Tetz
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Ich schreibe ja auch gerade das erste Mal in der Ich-Perspektive und ich hab da jetzt gar nicht drauf geachtet. Hab versucht, dass nicht jeder Satz mit "Ich" anfängt, sind aber auch echt viele drin. Scheint bisher aber keinen wirklich zu stören...
_________________ Auf Krawall gebürsteter TroubleMaker mit destruktiver Einstellung |
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tintenteufelchen Leseratte
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3227 Wohnort: Frankenberg/Eder
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21.01.2023 21:49
von Taranisa
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Außer bei Übungen in der Schreibwerkstatt schrieb ich bislang nur in der personalen Perspektive. Hierbei kann ich genauso tief im Kopf der Figur sein wie in der Ich-Perspektive.
Zur Frage 1: Solange ich am Anfang der Geschichte erfahre, wer "ich" ist, um eine Vorstellung zu bekommen, sehe ich kein Problem darin.
Zur Frage 2: Beobachte mal deine Gedanken. Gewiss denkst du nicht ständig "ich". Deinen Beispielsatz würde ich z.B. so formulieren: "Ich könnte in den Tisch beißen. Ohne Schule schwänzen keine sechs in Mathe und keine enttäuscht guckende Mama. Statt Spaß mit der PlayStation nun Quälerei mit dem Lernen."
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024 |
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tintenteufelchen Leseratte
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tintenteufelchen Leseratte
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Pickman Plottdrossel
Beiträge: 2293 Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare
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21.01.2023 22:29
von Pickman
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tintenteufelchen hat Folgendes geschrieben: | Wie kommst du auf einer Normseite auf nur sieben „Ich“???? Ich hab nicht gezählt, es sind bei mir aber bestimmt sieben in 20 Sätzen. |
Das hängt davon ab, wie viel Gefühl-/Handlung-/Sprechanteil dem Ich-Erzähler zukommt und wie viel anderen Akteuren.
_________________ Tempus fugit. |
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5448 Wohnort: OWL
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22.01.2023 01:19
von Willebroer
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Im Grunde ist doch die Ich-Form die natürlichste Variante des Erzählens. Warum also diese Scheu?
Wenn man die er oder sie zählt, kommt man auch auf eine Menge. Es verteilt sich nur anders, weil es mehr Synonyme gibt.
Im Grunde ist es sogar ein Vorteil, weil Monotonie im Satzbau bei der Ich-Form eher auffällt. Dann kann man dran arbeiten.
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Jürgen Sorko Gänsefüßchen
Alter: 38 Beiträge: 43 Wohnort: Klagenfurt (Österreich)
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22.01.2023 01:58
von Jürgen Sorko
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Mich stören viele "Ichs" nicht, solange nicht jeder Satz mit "ich" beginnt.
Es gibt auch eine Möglichkeit, es mit einem Stil etwas zu umgehen. Richard Schwartz macht es z.B. bei den Eisraben-Chroniken so.
Zitat: | Stehe auf einer Wiese in einer kleinen Waldlichtung und höre das Rascheln der Blätter an den Bäumen, fühle den Wind in meinem Haar und an meinen Beinen. Ein Schmetterling fliegt an mir vorbei, in der Ferne höre ich Vögel zwitschern. Über mir spannt sich ein azurblauer Sommerhimmel mit ein paar kleinen Schäfchenwölkchen.
Ein paar Schritte von mir entfernt bahnt sich ein kleiner fröhlich gurgelnder Bach seinen Weg durch die Lichtung.
Von irgendwoher höre ich ein Pferd wiehern.
Ein Sommertag wie aus einem Bilderbuch.
Blinzele und hebe die Hand, um an meine Wangen zu fassen und die Tränen wegzuwischen, während ich an mir heruntersehe. Ich trage ein einfaches Leinenkleid, kratzig und grob geschnitten, und meine Füße stecken in einfachen Sandalen.
Muss heftig schlucken, als ich sehe, wie sich erst meine große Fußzehe wie durch Magie bewegt. Dann mein ganzer Fuß. |
Aus der Leseprobe von hier: https://www.piper.de/buecher/fluchbrecher-isbn-978-3-492-28210-9
War im ersten Moment etwas ungewohnt zu lesen, aber die Gewöhnung stellte sich schnell ein. Würde es jedoch nicht als besser oder schlechter ansehen, einfach anders.
lg Jürgen
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5448 Wohnort: OWL
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22.01.2023 02:12
von Willebroer
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Ich finde das Beispiel nicht optimal. Gerade Sinneseindrücke - wie hier - kann man auch gut direkt wiedergeben:
Die Vögel singen - statt "Ich höre die Vögel singen"
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Maunzilla Exposéadler
Beiträge: 2837
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22.01.2023 05:14
von Maunzilla
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Als Leser mag ich diese Art zu Erzählen nicht besonders und nutze sie daher selber höchstens für Kurzgeschichten.
_________________ "Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^= |
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Pickman Plottdrossel
Beiträge: 2293 Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare
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22.01.2023 08:50
von Pickman
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Willebroer hat Folgendes geschrieben: | Ich finde das Beispiel nicht optimal. Gerade Sinneseindrücke - wie hier - kann man auch gut direkt wiedergeben:
Die Vögel singen - statt "Ich höre die Vögel singen" |
Das sehe ich auch so.
Hinzu kommt, dass das systematische Weglassen von "ich" am Satzanfang, etwas ist, das den Sprecher in einer bestimmten Weise charakterisiert. Das kann man nicht mit jedem machen.
_________________ Tempus fugit. |
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Jürgen Sorko Gänsefüßchen
Alter: 38 Beiträge: 43 Wohnort: Klagenfurt (Österreich)
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24.01.2023 19:57
von Jürgen Sorko
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Scheint ein allgemeiner Tenor zu sein, dass dieser Stil nicht so gut ankommt. Ich wollte es als Alternative dennoch aufzeigen. Ich selbst würde so auch nicht schreiben.
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Abari Alla breve
Alter: 43 Beiträge: 1838 Wohnort: ich-jetzt-hier
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24.01.2023 20:13 Re: Ich-Perspektive von Abari
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tintenteufelchen hat Folgendes geschrieben: | erstmalig schreibe ich in der Ich-Perspektive und bin direkt auf ein Problem gestoßen: Die leidige Wiederholung von „Ich“. Beim personalen Erzähler lässt sich das gut umschiffen, indem man zum Beispiel ab und an den Namen des Protagonisten nimmt. Aber beim Ich-Erzähler?
Daher meine Fragen:
1. Stört es den Leser überhaupt oder überliest er es wie beispielsweise das Inquit „sagte er“?
2. Gibt es eine elegante Möglichkeit, das „Ich“ zu vermeiden? Nicht nur beim Satzanfang - das kriege ich hin. |
Ich mag die Ich-Erzähler. Allerdings bist Du gezwungen, öfter die Vogelschau einzunehmen, als Dir lieb ist/Du gewohnt bist. Auch die Gefahr der Shan-Perspektive ist ziemlich hoch.
Nichtsdestotrotz kannst Du viel tiefer in die Gedankenwelt des Erzählers einsteigen als auktorial/personal. Deswegen: Viel Erfolg!
_________________ Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.
LG
Abari |
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tintenteufelchen Leseratte
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5448 Wohnort: OWL
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24.01.2023 20:18
von Willebroer
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Jürgen Sorko hat Folgendes geschrieben: | Scheint ein allgemeiner Tenor zu sein, dass dieser Stil nicht so gut ankommt. Ich wollte es als Alternative dennoch aufzeigen. Ich selbst würde so auch nicht schreiben. |
Kategorisch ausschließen sollte man gar nichts. Dazu ist die literarische Welt zu vielgestaltig - vor allem wenn man darunter alles Geschriebene versteht. Also ruhig mal was ausprobieren! Kostet ja (fast) nix.
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Abari Alla breve
Alter: 43 Beiträge: 1838 Wohnort: ich-jetzt-hier
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24.01.2023 20:37 Re: Ich-Perspektive von Abari
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tintenteufelchen hat Folgendes geschrieben: | Mittlerweile habe ich mich ein bisschen warmgeschrieben in der Perspektive. Ab und zu erwische ich mich allerdings, wie ich in den personalen Erzähler abdrifte. Schwierig. |
Das ist lediglich eine Frage der Disziplin. Du musst dann sehr genau unterscheiden, was der Erzähler wissen kann und was nicht. Wissen kann er immer und sehr genau seine Sinneswahrnehmungen und sein Denken. Nicht wissen dasselbe bei den anderen. In der Ich-Perspektive zu schreiben heißt: Ganz bei sich zu sein. Vielleicht hilft das, wenn Du Dir das vor Augen führst.
Desweiteren musst Du die umstehenden Figuren sicher führen. Der Ich-Erzähler kann bestenfalls deren Befinden mutmaßen und wird selbst bei seiner Partnerin irren. Dafür kannst Du voll und ganz in der Welt des Erzählers aufgehen. Das ist die trostvolle Seite der Medaille.
_________________ Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.
LG
Abari |
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Kiara Reißwolf
Alter: 44 Beiträge: 1403 Wohnort: bayerisch-Schwaben
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25.01.2023 13:50 Re: Ich-Perspektive von Kiara
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Abari hat Folgendes geschrieben: | tintenteufelchen hat Folgendes geschrieben: | Mittlerweile habe ich mich ein bisschen warmgeschrieben in der Perspektive. Ab und zu erwische ich mich allerdings, wie ich in den personalen Erzähler abdrifte. Schwierig. |
Das ist lediglich eine Frage der Disziplin. Du musst dann sehr genau unterscheiden, was der Erzähler wissen kann und was nicht. Wissen kann er immer und sehr genau seine Sinneswahrnehmungen und sein Denken. Nicht wissen dasselbe bei den anderen. In der Ich-Perspektive zu schreiben heißt: Ganz bei sich zu sein. Vielleicht hilft das, wenn Du Dir das vor Augen führst.
Desweiteren musst Du die umstehenden Figuren sicher führen. Der Ich-Erzähler kann bestenfalls deren Befinden mutmaßen und wird selbst bei seiner Partnerin irren. Dafür kannst Du voll und ganz in der Welt des Erzählers aufgehen. Das ist die trostvolle Seite der Medaille. |
Schön umschrieben.
Ich liebe die Ich-Perspektive fürs Schreiben, mag sie aber nicht so gerne beim Lesen. Tja...
Meine beide Histos sind in der Ich-Perspektive geschrieben, der zweite sogar aus zwei Ichs. Auch der dritte wird von zwei Ichs erzählt. Ich bleibe dem Stil bei dieser Reihe treu.
Viel Spaß beim Schreiben!
_________________ Zum Schweigen fehlen mir die Worte.
- Düstere Lande: Das Mahnmal (2018)
- Düstere Lande: Schatten des Zorns (2020)
- Düstere Lande: Die dritte Klinge (2023) |
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