Wunderkerze´s wundersamer Wortlikör - Heitere Gedichte für alle, die da Trübsal blasen

[wunderkerze]

Herzliche Weihnachtsgrüße nach Berlin.
Es sollte einfach und liedhaft sein. Vielleicht vertont es mal einer, und es wird noch ein "Song" daraus.

[DieGunkel]

Hallo Wunderkerze,

Hänge grad bisserl im Vorweihnachtlichen Winterblues und bin über deine Gedichte gestolpert. Hat mich reingezogen und lachend wieder ausgeworfen. Rolle immer noch lachend auf dem Sofa hin und her…

Von „Krüppelreime“ hab ich morgen Bauchmuskelkater😁

Bitte mehr davon! Danke dafür.
DieGunkel

[wunderkerze]

Hallo DieGunkel,
wie schön! Denn: Ein Tag, an dem du nicht lachst, ist ein verlorener Tag.
In diesem Sinne: Fröhliche Weihnacht.

[wunderkerze]

Der schlaue O-Bus

Ein alter O-Bus, gelb wie Stroh,
verlor im Rheinischen sein O,
und dann, auf glatter Straß´, am Baum
auch noch sein s – s´ist kaum zu glau´m.

Und nicht nur das. Auf holpr´ger Piste
sprang auch das u noch von der Kiste.
Da stand es nun, das B, alleene,
der Wind blies Schnee um seine Beene.

Da kam auch schon das s gekrochen,
die Finger kalt, das Herz gebrochen.
Und mit erhöht vereinten Kräften
versuchten sie, die Karre wieder aufzurächten,

und auch das O und dann das u,
die kamen auch ganz bald hinzu.
Doch klamme Finger helfen wenig
ja wenn im Winter Frost ist Kenig.

Hei!, das Vehikel wurd´ zum suB-O,
ganz unbekannt sogar dem Schuh-Bo.
Jedoch das Teil wusst´ sich zu hölfin
war jetzt so schlau wie eine Wölfin.

Es fuhr ganz schnell nach Engelland,
dort, wo es bess´re Wege fand.
Fuhr rückwärts da, ganz läusefrech
im Linksverkehr – da wunderst dech!

[wunderkerze]

Das Gedicht ohne Worte

Meine Muse ist ein flottes Pflänzchen,
ich mache gern mit ihr ein Morgentänzchen.
Doch heute ruft sie laut und mit Gegähne:
O bitte nicht! Hab wieder mal Migräne.

Die üble Nachricht fährt mir in die Knochen.
Ich stehe auf, will erst mal Kaffee kochen.
Nun, auch der stärkste Kaffee macht noch keine Verse,
es sei denn schlechte oder gar perverse.

Nun sitz ich einsam über brauner Brühe,
ich denk und denke, geb mir alle Mühe.
Mir fällt nichts ein, bald Abend ist´s schon wieder.
Verdammt!, ruf ich, dann schreib ich´s trotzdem nieder!

Gibt´s denn nicht Lieder ohne alle Worte?
Dann schreib ich eben eines von der Sorte.
Auf auf, nur Mut und ran! Es wird schon glücken.
Ich zeig´s euch hier, sogar aus freien Stücken:

 . . . . . . !!! ; ; ; ; , , , , , , , ,  –  – ? ? : : :

[wunderkerze]

Weihnachten im Rattennest

Weihnachtszeit, o Zeit der Stille,
Händeschütteln, Friedenswille,
dunkle Nächte, helle Stuben,
in den Straßen Märchenbuden.

Glockenklang zieht durch die Lüfte,
in der Wohnung Bratendüfte
draußen LED-Girlanden,
Tannenbaum ist auch vorhanden –  –
 
 Denkste! Nicht in unsrer Klause!
Mutter, standhaft, nennt´s „Zuhause“,
„Rattennest“ ruft Vater dreister.
Hier ist Schmalhans Küchenmeister.

Weihnachtsbaum – bei diesen Preisen?
Portemonnaie durchpflügt von Schneisen.
Haben doch nen Kleiderständer!
Kugeln ran, paar bunte Bänder:

Welcher Glanz in dieser Stube,
eben noch ne Schlangengrube.
Mutter deckt die Abendtafel,
in der Glotze Festgeschwafel.

Wiener Wurst, Discounterware,
wie´s so war schon all die Jahre,
und dazu noch Bratkartoffeln.
Oma sucht die Filzpantoffeln.

Opa greint: „Wo bliwwt de Kloaren?
Durscht bliwwt Durscht trotz achtzick Joahren!“
Vater sagt: Erst wird gesungen!
Wieder ist ein Ros entsprungen.

Rosalind, der steile Kusen,
will mit Rüdiger nicht schmusen.
Der, mit Skrupeln nicht versehen,
tritt ihr kräftig auf die Zehen.

Spitze Schreie, Fäusteballen,
Vogelzeigen, Türenknallen,
auf den Wangen Zornesblässe.
Evchens Windel tropft vor Nässe.

Vater brüllt: Hört auf zu kabbeln!
Wieder hört man Opa brabbeln:
„Erika, wo bliwwt de Kloaren?
Durscht bliwwt Durscht trotz achtzick Joahren!“

Oma kann jetzt endlich kacken,
fühlts den Darm schon kräftig Zwacken.
Auf dem Weg zum stillen Örtchen
spricht sie leise ein paar Wörtchen,

reißt dabei den Ständer nieder.
Vater: Weihnachten? Nie wieder!
Mutter ruft: „Halt mal die Klappe!“
Legt die Würstchen auf die Pappe.

„Hört jetzt auf herumzustoffeln,
nehmt euch lieber Bratkartoffeln!“
Opa, rau: „Wo bliwwt de Kloaren?
Durscht bliwwt Durscht trotz achtzick Joahren!“

Haben leider nur ein Gläschen,
war einmal ein Blumenväschen.
Das ist jetzt an aller Lippen,
und nicht nur, um dran zu nippen.

Mutter kriegt ganz rote Wangen,
Rosalind ruft unbefangen:
„Friede, Freude, Eierkuchen!“
Diese Eintracht müsst ihr suchen.

[Arminius]

Hallo wunderkerze,
zum Jahresende ist eine gute Gelegenheit, mal "Danke!" zu sagen. Jeder Beitrag ein Brüller - da bleibt kein Auge trocken. Man liest sich fest und denkt, besser kann's nicht werden, um dann doch eines Besseren belehrt zu werden.
Schöne Weihnachtstage!
Arminius

[HansGlogger]

dem schließe ich mich an

[Gast]

Hab's heute erst entdeckt - und mich eingeschmunzelt
Hier werde ich jetzt weiterlesen ...

[wunderkerze]

Silvestersprüche

Gute Vorsätze für´s neue Jahr
sind wie Spatzen in der Heck´:
Kommst du ihnen allzu nah,
dann fliegen sie einfach weg.
*
Du fragst: Wie wird wohl das neue Jahr?
Das alte war nicht eben wunderbar.
Bliebst du im alten frisch und gesund,
dann besteht zur Sorge wirklich kein Grund.
*
Silvesterknall und Sektgeperle
machen noch nicht  ganze Kerle.
Erst zum Manne wird der Wicht
wenn er auch hält was er verspricht.
*
Böllerkrach und Kraftgesänge,
Kirchenglocken, Orgelklänge:
Vertrieben sind die alten Geister,
doch die neuen sind oft dreister.
*
Käm das Neue mit der Bahn,
hätten wir noch reichlich Zeit.
Denn Verspätung ist jetzt Plan,
Zukunft bleibt Vergangenheit.
*
Du fragst, was bringt das neue Jahr,
Krankheit, Tod oder Tyrannei?
Wie düster die Aussicht auch sei:
Erwiderte Liebe hält die Seele klar.
*
Das neue Jahr in seinem Lauf
hält weder Ochs noch Esel auf.
Doch bringt es, das ist zweifelsfrei,
so manche üble Eselei.

*
Für alle Likörliebhaber*innen
ein frohes und gesundes neues Jahr.
Wunderkerze

[wohe]

Hi wunderkerze,
hier ein Danke für Deine immer wieder gern gelesenen Gedichte des letzten Jahres.
Ich hoffe, Du kredenzt uns auch weiterhin möglichst viel davon.
MfG Wohe

[wunderkerze]

Der Winter ist ein kranker Mann

1
 Winter, bist wohl ein kranker Mann,
der sein Wasser nicht halten kann?
Oder hast du, wie manche unken,
an Silvester zu viel Sekt getrunken?

Bist ein Meister im Wasserlassen,
Bäche und Flüsse können´s kaum fassen.
Volle Kanäle mit sterbenden Ratten,
Wiesen und Felder - jetzt Seenplatten.

Hörst nicht des Bauern bitteres Klagen?
Siehst nicht die Menschen Zittern und Zagen?
Alter, ich bitt dich: Hör auf zu saufen,
oder geh, dir nen Blasentee kaufen.

2
Schüttest noch gestern manche Träne
über Menschen, Tiere und See,
hüllst dich heute mit grausiger Häme
landesweit in Eis und Schnee.

Bist mal grimmig und bist mal heiter,
schlimmer noch als der April.
Weißt wohl nicht recht: was mach ich nun weiter?
Doch der Lenz, der weiß, was er will.

[wunderkerze]

Ampeltausch

Was ist bloß los im kalten Berlin,
da geht´s immer nur: Ampel, Ampel.
Ich höre schon lange nicht mehr hin,
auf dieses öde Regierungs-Gestrampel.

Auf dem Rathaus haben wir auch eine,
eine von den zierlichen, barocken –
na, Sie wissen schon, was ich meine –
mit einem Satz klingender Glocken.

Die sollten sie mal auf den Bundestag setzten,
Musik beruhigt ja bekanntlich die Nerven.
Die andere kann sich auf dem Rathausturm fetzen.
So könnte man etliche Debatten entschärfen.

[wunderkerze]

Das Experiment

Ich ging so meiner Wege hin,
an nichts zu denken war mein Sinn.
Ich war noch jung, fast noch ein Kind,
die Nase stets hart in den Wind.

Mein Herz war lauter, weit die Brust,
der Sinn voll von Entdeckerlust.
Die Welt war groß, noch unbekannt,
die meisten Dinge unbenannt.

Da sah ich den Elektrozaun,
dahinter Kühe, schwarz und braun.
Schon rannte mich die Frage an:
Urin, ob der wohl leiten kann,

´nen schwachen Strom nur, wenig Volt?
Und schon war er herausgeholt.
Ich stand ganz fest und zielte gut,
auf diesen Draht zur Rinder-Hut.

Sprang schnell zurück, ganz überrascht:
So wenig Strom, und so viel Kraft!
Den Schlag fühlt ich wohl ohne Zorn.
Nur unten nicht, jedoch ganz vorn.

[wohe]

Spitze!

[wunderkerze]

Die drei Perlen

Drei Perlen sah ich am Wegesrand
und zückte schon die Finderhand,
doch heben konnte ich sie nicht,
verteufelt schwer war ihr Gewicht.

Ein Rabe, der zu kurzer Rast
sich niederließ auf einen Ast,
ich sprach ihn an: „O Vogel mein,
die sollten doch so schwer nicht sein!“

Der Rabe, alten Gottes Mann,
fing darauf eine Rede an.
„Die Perlen“, sprach er, „sind zwar klein
und über alle Maßen fein,

doch schwerer als die halbe Welt
und schwerer noch als alles Geld.“
Enttäuscht rief ich dem Raben zu:
„Warum, mein Freund, orakelst du?“

„Die erste“, gab er mir Bescheid,
„die Freiheit ist es. Und die zweit´:
Des reinen Herzen froher Mut.
Die dritt´: Der reifen Liebe Glut.“

[wunderkerze]

Zwei Laune-Heber

1
Rotwein ist für alte Knaben
eine von den besten Gaben
rief der Dichter mit dem Barte
von des Alters hoher Warte.

Aber diese alten Knaben
lieben auch noch andre Gaben:
Wenn sie Frauen lächeln sehen,
sei´s nur im Vorübergehen.  

2
Sag nicht immer: Hätte, würde.
Diese Wörter: Eine Hürde
für ein unbeschwertes Geben
und ein selbstbestimmtes Leben.

Sag doch einfach: Ja, ich mache,
ist doch meine eigne Sache!
Musst nicht grade Burgen bauen,
trotzdem steigt das Selbstvertrauen.

[wunderkerze]

Der verlorene Reim

Gestern – schlimmster aller Tage,
angefüllt mit Frust und Plage!
Hatte einen Reim verloren,
kurz, nachdem er wohlgeboren.

Lüpfte Kissen, lüpfte Decken,
wollte schon mein Eh´weib wecken –
diese schönste aller Frauen
(dichte gern im Morgengrauen).

Suchte vornen, suchte hinden,
konnte nicht das Reimwort finden,
suchte unten, suchte oben –
weg war es, wie Staub zerstoben.

Ging zurück in meine Kammer,
Augen blind vor stillem Jammer,
konnte nicht ein Wörtchen finden,
um nen neuen Reim zu binden.

Raufte mir die schütt´ren Haare,
dachte schon an Tod und Bare.
Oben schrie der Windelscheißer –

was reimt sich bloß auf Federweißer?

[Christof Lais Sperl]

[wunderkerze]

Spatz und Hornisse

Ein Spatz, in warmer Frühlingssonne,
singt sein bescheiden Lied mit Wonne.
Da kommt ne dicke Superwespe,
setzt sich daneben ins Geäste.

„An deiner Stell´ würd ich verstummen“,
fängt die Hornisse an zu brummen,
„kein Lied von dir könnt wohl gefallen
vor Amseln oder Nachtigallen.“

„Dass ich schlecht singe, ist wohl richtig“,
 sagt da der Spatz, „doch das ist wichtig:
Nicht einer würde mich verfluchen,
Und sieht er mich, das Weite suchen.“

[wohe]

Wie immer: Klasse

[wunderkerze]

Die verliebte Feuerwanze

Eine kleine Feuerwanze
fordert jeden auf zum Tanze,
ganz erfüllt von heißer Liebe.
Ja, auch Wanzen haben Triebe.

Wünscht sich sehr, dass eine käme,
der zur Braut sie endlich nähme,
wartet schon so viele Tage
dass ein Prinz das Ja-Wort sage.

Trifft da eine Feuerkröte,
was die Sehnsucht noch erhöhte.
Schnapp! Was soll ich dazu sagen . . .
Wartet jetzt im Krötenmagen.