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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Lyrik -> Trash
Wunderkerze´s wundersamer Wortlikör - Heitere Gedichte für alle, die da Trübsal blasen


 
 
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wunderkerze
Eselsohr
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Beitrag21.02.2023 21:26

von wunderkerze
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Der Klang der Mandolinen

 Jemand spielt mit wenig Takt die Mandoline,
vor ihm, im Abendrot, ´ne reife Mandarine.
Na gut, es ist kein Ohrenschmausen,
manch einer hält´s für Ohrensausen.

Am Fensterbrett, ein Schmetterling, ´ne Nonne,
betrachtet diese reife Frucht mit Wonne.
Sogar die angefaulte Apfelsine
hat schon Besuch: ´ne Honigbiene –  

He, alter Schreiber, bist du toll?
Sülzt uns hier die Ohren voll!
Mit lauter Trivialitäten!
Solltest mal dein Reimegärtchen jäten!

Wo bleiben Witz und tiefere Bedeutung?
Wo bleibt der Kick zur Seelenhäutung?
Man reimt doch nicht des Reimens wegen!
Man reimt, man reimt –  

 Ja eben. Hier geht es nicht um Wohlgeklimper,
und auch ein falscher Ton verrenkt uns keine Wimper.
Auch nicht, dass es sich trefflich reime
oder sonst was in die Ohren greine.

Hier geht’s –  – Verdammt! –  – Ich will´s ja g´rad erklären:
um weitaus höh´re Lebens-Sphären.
Nichts fördert mehr die Kunst-Erbauung
als eine gute Reimverdauung.

Ganz schlimm ist harte Darmverstopfung,
da neigt der Mensch schnell zur Vertopfung,
verliert auch schnell die Lust am Reime-Hecken
Und Lyrik – ha!, nicht ums Verrecken!

Drum dacht´ ich: Mandarinen, Apfelsinen, auch andre -inen
mit ihrem Hochgehalt an wicht´gen Vitaminen
geschlürft zum Klang der Mandolinen:
da bläht sich nichts – ich sag es Ihnen!

Vermieden ist das Purgatorium,
der Mensch sitzt aufrecht, nicht mehr krumm,
Und Lyrik-Lust erkeimt mit Brausen –
oder ist´s doch eher Ohrensausen?


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wunderkerze
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wunderkerze
Eselsohr
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Beitrag08.03.2023 20:36

von wunderkerze
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märz

satte regenschleier
hängen über stadt und weiher
wohin ich auch schau
alles nur grau

da! zwischen wolkenfrust
ein fleckchen himmelslust
steh auf mein herz
vergiss den winterschmerz

schon fliegt es fort
an einen heiteren ort
über dem wolkengrau
hinein ins himmelblau

und der blick schweift weit
in der blendenden helligkeit
schon ist gewissheit da:
der frühling ist nah


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wunderkerze
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wohe
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Beitrag09.03.2023 15:31

von wohe
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Daumen hoch²
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wunderkerze
Eselsohr
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Beitrag20.03.2023 17:52

von wunderkerze
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Drei Unzen Unsinn

arsch – irsch – orsch

1
Der Oberfeld ruft barsch:
Soldaten! Auf! Marschmarsch!
Der Schnee, vom Nachtfrost harsch,
legt viele auf den Arsch.

2
Ein Jäger auf der Pirsch –
er trinkt gern einen Kirsch –
verfehlt den alten Hirsch -
der Wandrer fällt – knirsch, knirsch.

3
Der dicke Angler Schorsch
fängt endlich einen Dorsch.
Er rennt nach Haus ganz forsch –
die Brück´ war leider morsch.


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wunderkerze
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anuphti
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Beitrag20.03.2023 20:15

von anuphti
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Federfuchser hat Folgendes geschrieben:
arsch – irsch – orsch – ursch

Der Oberfeld ruft barsch:
Soldaten! Auf! Marschmarsch!
Der Schnee, vom Nachtfrost harsch,
legt viele auf den Arsch.

Ein Jäger auf der Pirsch –
er trinkt gern einen Kirsch –
verfehlt den alten Hirsch.
Der Wandrer liegt im Girsch.

Der dicke Angler Schorsch
fängt endlich einen Dorsch.
Er rennt nach Haus ganz forsch –
die Brück´ war leider morsch.

Ein junger Schreiber-Bursch
fand keinen Reim auf „ursch“.
Ach, rief er, ist doch wurscht!
Jetzt hab ich erst mal Durscht.


Federfuchser hat das zuerst geschrieben?
Oder hat er bei Dir abgeschrieben?

Liebe Grüße
Nuff


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wunderkerze
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Beitrag20.03.2023 21:58

von wunderkerze
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Weder noch. Federfuchser und wunderkerze bilden ein Autorenpaar (mit verschiedenen Accounts!), das sich gelegendlich Gedichte nund Geschichten schenkt. Hier hat wunderkerze einfach übersehen, dass federfuchser diesen Post schon anderswo gepostet hat. Er bittet höflich um Entschuldigung und reicht als Ersatz folgende Wunderkerze nach:



Pi-Pa-Po

Pi
Zuviel Pi-
ment in den Pi-
roggen lässt Frau Pi-
atigorska  pi-
scherd unter pi-
nien hocken.

Pa
Ein hübscher Pa-
derborner Pa-
ternoster-Pa-
ge verwirrt den Pa-
stor mit Pa-
rasiten auf der Pa-
gennase.

Po
Oma schummelt beim Po-
ker, Opa leidet an Po-
dagra. Ein musikalischer Po-
lizist übt wieder Po-
saune.  Ein reiselustiger Po-
le fährt an den Po-
larkreis und erfriert sich den Po-
dex.
Schade!


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anuphti
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Beitrag20.03.2023 23:36

von anuphti
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wunderkerze hat Folgendes geschrieben:
Das längste Gedicht der Welt

ein jäger auf der pirsch
verfolgt den alten hirsch
am bache blüht der girsch


Das Gedicht hat 20 verschiedene Buchstaben, denen wir 20 beliebige Plätze zuweisen, etwa so:

nei jäger auf der pirsch
verfolgt den alten girsch
am bache blüht der hirsch

oder
ein gäjer auf der irpsch
vergolft den alten hirsch
am bache bühlt der grisch

usw.

Nach den Regeln der abzählenden Kombinatorik drückt n! (Fakultät) die Anzahl der Möglichkeiten aus, unterscheidbare Gegenstände in einer Reihe anzuordnen. Falls X eine n elementige Menge ist (in diesem Fall 20 unterschiedliche Buchstaben), so ist n! auch die Anzahl der bijektiven Abbildungen X → X (die Anzahl der Permutationen), bei unserem Gedicht also
20! = 2.432.902.008.176.640.000 Möglichkeiten.
Wenn wir nun alle Möglichkeiten perlschnurartig aneinanderreihen
erhalten wir ein Buchstabenband, das vom Wetterhahn
des Rathauses von Dumsdorf bis zum Mond reicht.
Ich glaube nicht, dass je ein gleichlanges
oder längeres Gedicht verfasst wurde.


Du hast die Geschichte mit dem Hirsch aber auch schon mal gepostet.


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wunderkerze
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Beitrag21.03.2023 18:33

von wunderkerze
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Passiert schon mal.
Gruß wunderkerze


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Beitrag04.04.2023 19:13

von wunderkerze
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Gedanken der Hündin Marlene beim Anhören
eines Dorfmusikanten-Streichquartetts


Zuckendes Kinn, taschentuchunterlegt,
schiefer Mund, zungenspitzenbewegt,
Herrchens Bogen mal weich mal hart,
verschleierter Blick. Man spielt Mo-zart.

Der Zweiten Geige gefällt die Sequenz,
erweist der Ersten dafür ihre Reverenz.
Nur: Von Taktgefühl keinen Schimmer.
Klopft mit dem Fuß! Die lernt es nimmer.

Die Bratsche. Wieder mal schlechter Laune.
Schrubbt, dass die Äpfel fallen vom Baume.
Was, ein Solo? Auf, auf, Notenbezwinger!
Tja, wären da nicht die dicken Finger.

Hinter der Kniegeige Meyers Hans.
Hält das Cello wie ´ne schlachtreife Gans.
Den darf man überhaupt nicht fragen!
Nickt alles ab, was die Anderen so sagen.

Die Zweite Geige ist wieder mal ´raus.
Herrchen zieht strafend die Stirne kraus,
und Meyers Hans grinst höhniglich:
Auf Wiedersehen beim Doppelstrich!

Frauchen kommt mit den belegten Schnittchen,
ruft heiter: „So, meine Herren, ich bitt´schön!“
Der Kaffee duftet, erquickend und labend.
Trotz allem: Es wird ein gemütlicher Abend.


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Beitrag14.04.2023 16:15

von wunderkerze
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April

Nun lachst du wieder, treuloser Geselle!
Warst doch eben noch von Tränen nass!
Gerade noch an des Winters Schwelle:
plötzlich ist Sommer. Krass!

Alter Hallodri! Bist keiner von den Treuen,
treibst mit uns so deine Scherz´,
scheinst Beständigkeit zu scheuen,
ärger noch als dein Bruder, der März!

Flirtest mit allen Wettern und Winden,
feierst fröhliche Feste mit Boreas und Zephir.
Die Verliebten frieren unter den Linden.
Wirfst lachend Hagel auf Mensch und Tier.

Doch irgendwie wirst du mir fehlen,
Zu meckern gibt´s immer allerlei.
Die Amseln schmettern´s aus vollen Kehlen:
Heil dir, o Vater des Mai.


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Beitrag25.04.2023 18:59

von wunderkerze
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Beim Schälen reifer Pampelmusen

Meine liebsten Alltagsbusen
sind pralle reife Pampelmusen.
Ihr Übermaß an sauren Säften
erhält mich allezeit bei Kräften.

Da liegen sie in feister Rundung,
ganz makellos und mir zur Mundung.
Doch nicht nur den Gehalt an Vitaminen,
noch sehr viel mehr schätz´ ich an ihnen. –

Es ist nicht nur an trüben Tagen,
dass Sorgen mir die Seel´ zernagen.
Die Welt: Ein Ort der Katastrophen,
trotz Gigabite und Philosophen.

Und weiter keimt die Tyrannei!
Doch heißt es nicht: Der Mensch sei frei?
Wie soll man da noch Verse finden?
Muss nicht der Frust die Feder binden? –

Schon schäl´ ich ihre weichen Schalen:
Der Anblick mindert meine Qualen,
das reine Weiß der inn´ren Hüllen
wird mein Gemüt mit Hoffnung füllen:

Das gibt es noch, das Unbefleckte,
das Makellose, Unentdeckte,
wie Neuschnee auf gefor´nen Wegen:
Für meinen Mut der reinste Segen.

Fast scheu´ ich mich, das Werk zu enden.
 Hör´ ich jetzt auf? Das heißt verschwenden!
Ich sage: Danke, große Mutter!
Für deinen Trost – und für dein Futter!


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Beitrag03.05.2023 16:49

von wunderkerze
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Antiromantisches Maigedicht

Die Vögel singen wie bezahlt,
die Sonne lacht, der Landwirt kahlt.
Die Nächte sind noch bitterkalt.
Der Hasso strullt auf den Asphalt.

Ein Kuckuck tief im Walde schreit,
verkündet so sein Herzeleid.
Für unsern Kuckuck in der Uhr
ist so etwas Geräuschmüll nur.

Gerlinde zählt das letzte Geld,
und Vater treibt sie Säu´ aufs Feld.
Die Vögel singen wie bezahlt,
die Sonne lacht, der Meiler strahlt.

 Uns Oma macht ein schön Gesicht.
Die Gicht, die sticht sie heute nicht.
Der Opa hustet wie ein Pferd
und spuckt den Qualster in den Herd.

Der dicke Biker stürzt vom Rad.
Sein Herz ist schwach, zu steil der Pfad.
Die Vögel singen wie bestrahlt,
die Sonne lacht, die Witwe zahlt.

Die Welt indes bleibt immer gleich.
Zuweilen gibt es eine Leich.
Dann wiederum ein neues Kind,
von dem die Meike gerad´ entbind´t.

Wer wird denn wohl der Vater sein?
Wer fragt danach im holden Mai´n?
Die Vögel singen wie beklopft,
der Wiesengrund von Gülle tropft.


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wohe
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Beitrag04.05.2023 08:38

von wohe
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Zitat:
Der dicke Biker stürzt vom Rad.
Sein Herz ist schwach, zu steil der Pfad.
Da musste ich gleich mal in den Spiegel schauen --> alles klar, falle nicht in diese Kategorie --> kann jetzt beruhigt aufs Rad.
Wieder mal sehr amüsant. Fein das.

MfG Wohe
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Beitrag16.05.2023 17:04

von wunderkerze
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Mailied

       Hab nicht Koro-
         na pfeif La Palo-
            ma noch andere Vi-
               ren die irritie-
                       ren

                tanz schon am Mor-
                   gen ohn´ Kummer und Sorg-
                      en durch Wald und Wie-
                        se in warmer Bri-
                                 se

                       die Zeit geht wei-
                          ter nicht immer hei-
                             ter lass solche Flau-
                               sen beizeiten sau-
                                       sen

                                denk nicht ans Ster-
                                   ben höchstens ans Er-
                                     ben ich will noch le-
                                       ben und Liebe ge-
                                              ben


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Beitrag27.05.2023 19:30

von wunderkerze
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Mein bester Freund

Mein Bauch ist wie der Mond so rund
er hängt mir übern Hosenbund.
Er ist mein Freund, mein Nahrungsgrund,
wir sind geborn zur selben Stund.

Die Haut so weiß wie frischer Schnee
und weich wie Götterspeisgelee.
Wenn ich mit ihm spazieren geh
geht er voran, rund um den See.

Was ich an ihm besonders acht´
ist seine große Fassungskraft.
Er hat schon manch Fass Bier geschafft
und manche Sau hinweggerafft.

Ich hüt ihn wie mein Augenlicht,
denn billig war der Gute nicht.
Bevor mir einst das Auge bricht,
verkauf ich ihn zum Leergewicht.


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Ralphie
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Beiträge: 6418
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Beitrag28.05.2023 08:49

von Ralphie
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Sich kaputt lachen
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wohe
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Alter: 71
Beiträge: 641
Wohnort: Berlin


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Beitrag28.05.2023 09:55

von wohe
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Ich schließe mich Ralphies Kommentar an.
Mal wieder richtig gut.
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wunderkerze
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Beitrag23.06.2023 18:29

von wunderkerze
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Zu hoch gegriffen

Ein Dichterling von ein´gen Graden
wollt´ gern in eig´nen Versen baden.
Er dichtet, dass die Schwarte kracht,
nicht nur am Tag, auch in der Nacht.

Die Verse, prall wie reife Birnen,
sie purzeln aus des Dichters Hirnen.
Doch eines Nachts, der Versfluss stockt,
ein Teufel auf dem Versfuß hockt.

Er will den Abendstern besingen –
die Verse wollen nicht gelingen.
Das rechte Wort ist wie verlegt,
das Reimwort, das den Rhythmus hegt.

Wie´s er auch dreht, er kann´s nicht fassen,
doch andrerseits, er will´s nicht lassen.
Zu herrlich ist des Himmels Pracht,
besonders kurz vor Mitternacht.

Schon spürt er leichtes Vorhofflimmern,
in seinen Augen Tränen schimmern.
Zu kraus ist die vertrackte Metrik
für diesen Möchtegern-Poetnik.

Da sieht er einen Funken grüßen:
Ein Käferlein auf Freiersfüßen.
Ist auch ein Stern in tiefer Nacht –
und plötzlich ist der Vers gemacht.


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wohe
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Beitrag23.06.2023 21:24

von wohe
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Zitat:
Schon spürt er leichtes Vorhofflimmern
und dann
Zitat:
Da sieht er einen Funken grüßen:
Ein Käferlein auf Freiersfüßen.
Genial! Das rettet den Samstagabend definitiv.
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Beitrag04.07.2023 16:16

von wunderkerze
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Die Geschichte vom glücklosen Ur

Ein Ur, nach langer Einsamkeit,
sucht eine Urin, denn zu zweit
erblühn dem Herzen neuer Flieder,
so denkt er, und auch frohe Lieder.

„Doch wo auf dieser weiten Welt
lebt bloß die Frau, die mir gefällt?
Und die, auch das ist zu bedenken,
gewillt ist, Liebe mir zu schenken?“

Schon trabt er über Tal und Hügel
geschwind, als hätt´ er Adlerflügel,
vom Morgen- bis zum Abendstern,
Nur: Die Erfüllung liegt noch fern.

Doch da, bei milder Morgensonne –
Ein Blick, ein Schrei: O welche Wonne!
Die Urin, holdes Götterbild!
Sein liebestolles Herz schlägt wild.

Er spricht sie an. „Was bist du schön,
du Quell und Nahrung vieler Söhn`!
Komm´ just daher auf Freiers Füßen,
so komm näher doch, lass dich grüßen!“

„Bin schon verlobt“, gibt sie zurück,
„dein Werben ist jetzt ohne Glück.“
Das Ur erfasst ´ne schwarze Woge.
„Wer ist es denn?“ – „Ein Urologe!“


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Beitrag12.07.2023 09:54

von wunderkerze
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Zu kurz gegriffen

Ein Autonarr, für alte Kisten,
gefahren schon auf manchen Pisten,
will seinen Schatz so gern bedichten
zum Namenstag, für Enkel, Nichten.

Schon fängt er an, ´nen Vers zu schinden,
doch da, ein Wort, er kann´s nicht finden,
das rechtes Wort, und rhythmus-gebend,
er sucht und sucht, vor Eifer bebend.

Doch keines passt in Verses Lücke,
nicht eines taugt zu Reimes Brücke.
Zu kurz, zu kurz!, hört er sich schäumen.
Das Morgenrot liegt auf den Bäumen.
  
Doch endlich – kaum kann er es fassen –
weiß er, warum kein Wort will passen:
Es liegt nicht an des Verses Enge.
Es ist des alten Wagens Überlänge.


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Beitrag25.07.2023 09:53

von wunderkerze
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Der Optimist

Was soll das schlechte Leben!
Komm, geh´n wir einen heben!
Steck bis zum Kinn in der Scheiße –
Herr Ober, zwei kühle Weiße!
Aber mit Schuss!

Lass doch die Erde beben,
und Dörfer talwärts schweben,
lass doch die Welt versinken –
da hilft nur eines: Trinken.
Das ist ein Muss!

Herr Ober! Für uns ´nen Kurzen!
Pardon, ich muss mal furzen.
So, jetzt ist mir viel leichter,
 der Kummer allemal seichter.
So ein Stuss.

Mein Leben? Ein stetes Gepoker.
Doch ohne die nötigen Joker.
Meine Frau? Ha!, hat mich verlassen.
Ich kann es noch nicht fassen:
Kein Gruß, kein Kuss.

Ist plötzlich auf und davon,
zum Liebhaber irgendwo bei Bonn.
Sitz da mit leeren Händen
vor kahlen Wohnzimmerwänden.
Ist kein Genuss.

Doch ha!, werd´s allen schon zeigen,
den richtigen Marsch schon geigen.
Krieg morgen neue Beißer.
Gute Nacht dann, ihr alten Scheißer!
 ´ne harte Nuss!


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