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fkneyer Wortedrechsler
Alter: 63 Beiträge: 87 Wohnort: Im Filstal
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21.08.2021 11:12 Übersetzung dazu schreiben? von fkneyer
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Guten Morgen
bei Englisch würde sich das erürbigen, doch wie sieht es aus, wenn ein kurzer Dialog im Text in einer weniger bekannten Sprache geführt wird.
Sollte man dann die Übersetzung unmittelbar an die fremdsprachigen Sätze anhängen? Etwa so (hier slowakisch)
»Je niekto doma? (Ist jemand zu Hause?)«
»Mám len jednu otázku! (Ich habe nur eine Frage)«
Man könnte die Übersetzung auch im Anhang unterbringen, aber ich finde das für den Leser recht unbequem.
Was denkt ihr?
fkneyer
_________________ Das Leben ist eine Betaversion. Wäre es das nicht, hätte man eine Bedienungsanleitung dazu bekommen |
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BrianG Klammeraffe
Alter: 47 Beiträge: 714
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21.08.2021 11:27
von BrianG
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Je nach Relevanz würde ich folgende Zugänge wählen:
Wenn die Fremdsprache nur ein "Gimmik" sein soll, das keinerlei weitere Relevanz hat, würde ich sie erst gar nicht verwenden sondern stattdessen so schreiben:
"Ist jemand zu Hause?", fragte er/sie auf Slowakisch.
Wenn die Verwendung der Fremdsprache aus irgendeinem Grund nötig sein sollte, würde ich zwei Fälle unterscheiden:
(A) Ist es relevant, dass die Figuren nicht verstehen, was gesagt wird? Dann würde ich die Übersetzung gänzlich weglassen. Manche Leser haben dann zwar einen bilingual bonus, aber die Figuren (und ein Großteil der Leser) haben halt keine Ahnung, was da gesprochen wird.
(B) Ist es relevant, dass die Leser verstehen, was da gesagt wird, würde ich mit Fußnoten arbeiten.
Meine 2 Cent.
_________________ Aus dem Chaos sprach die Stimme: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen."
Und ich lächelte und war froh.
Und es kam schlimmer. |
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Thomas74 Exposéadler
Alter: 49 Beiträge: 2346 Wohnort: Annaburg
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21.08.2021 11:29
von Thomas74
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Man kann es auch anders lösen.
Zitat: | "Je niekto doma?", brüllte er in den leeren Flur. Doch es war niemand zu Hause. |
By the way: Ich wusste gar nicht, dass Slowenisch der polnischen Sprache, die ich etwas spreche, so ähnlich ist. (nikt w domu?)
_________________ Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen. |
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fkneyer Wortedrechsler
Alter: 63 Beiträge: 87 Wohnort: Im Filstal
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21.08.2021 11:46
von fkneyer
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Danke!
Von herausragender Relevanz ist der kurze Dialog nicht (es kommen noch zwei weitere Sätze dazu), ich lasse die Übersetzung weg
fkneyer
_________________ Das Leben ist eine Betaversion. Wäre es das nicht, hätte man eine Bedienungsanleitung dazu bekommen |
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5448 Wohnort: OWL
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21.08.2021 13:23
von Willebroer
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fkneyer hat Folgendes geschrieben: | Danke!
Von herausragender Relevanz ist der kurze Dialog nicht (es kommen noch zwei weitere Sätze dazu), ich lasse die Übersetzung weg
fkneyer |
Das mag aus deiner Sicht stimmen, aber woher weiß der Leser, ob und wie relevant der Dialog ist? Er könnte auch glauben, der Autor wäre zu faul zum Übersetzen.
Wenn man allerdings alles aus Perspektive des Nichtsprachlers beschreibt, dann darf man gar nicht übersetzen. Sonst würde man ja auktorial werden.
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pattilad Gänsefüßchen
Alter: 57 Beiträge: 21 Wohnort: Sachsen
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22.08.2021 00:29
von pattilad
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Thomas74 hat Folgendes geschrieben: | Man kann es auch anders lösen.
Zitat: | "Je niekto doma?", brüllte er in den leeren Flur. Doch es war niemand zu Hause. |
By the way: Ich wusste gar nicht, dass Slowenisch der polnischen Sprache, die ich etwas spreche, so ähnlich ist. (nikt w domu?) |
Ich lese häufiger solche Passagen und finde, dass es auf die Art sehr elegant gelöst ist.
Die Version in Klammern sieht eher unkreativ aus, als wisse der Autor nicht, wie er es hätte besser machen können.
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Leveret Pale Klammeraffe
Alter: 25 Beiträge: 786 Wohnort: Jenseits der Berge des Wahnsinns
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22.08.2021 12:49
von Leveret Pale
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Ob und wie man übersetzt, hängt sehr von der jeweiligen Perspektive und der Art der Geschichte ab. In der Regel ist es aber am besten, wenn man meiner Meinung nach nicht übersetzt, da dies die Atmosphäre erhält. Bei kurzen fremdsprachigen Passagen, kann der Leser sich in der Regel aus dem Kontext erschließen, worum es geht und wenn er wirklich wissen will, was da steht, kann man das heutzutage innerhalb von Sekunden mit dem Google Translator oder DeepL nachschlagen.
Wie Willebroer bereits anmerkt: Wenn der Charakter aus dessen Sicht man schreibt, die Sprache auch nicht versteht, sollte man auf keinen Fall übersetzen. Wenn der Leser es nicht versteht, erlebt er ja das gleiche Unverständnis wie der Charakter, was die Immersion erhöht.
Wenn ein Ich-Erzähler die Sprachen beherrscht, die vorkommen - und wenn sie nicht exzessiv oft verkommen - sollte man meiner Erfahrung nach auch die Sprachen nicht übersetzen, damit die Authentizität erhalten bleibt. Aber das hängt auch vom Text ab.
In dem großartig atmosphärisch dichten Roman "Die geheime Geschichte" von Donna Tartt geht es um Studenten, die die Klassiker und damit Altgriechisch und Latein studieren. Immer wieder tauschen sie sich auf Altgriechisch kurz aus z.B. wenn jemand anderes im Raum ist, weil niemand sonst die Sprache spricht. Die meisten Leser können auch kein Altgriechisch und dennoch übersetzt die Autorin die Altgriechischen Sätze nicht, höchstens fügt der Erzähler an ein oder zwei Stellen in einem darauffolgenden Nebensatz eine kurze sinngemäße Übersetzung an. Ansonst bleibt dem Leser nichts als sich zu wundern und aus dem Kontext zu entschlüsseln oder nachzuschlagen, aber gerade das trägt auch zu der unglaublich dichten Atmosphäre bei.
In meinem letzten Roman kamen einzelne Dialogpassagen in Französisch, Italienisch und Englisch vor - alles Sprachen, die der Ich-Erzähler kennt. Die Geschichte ist auch angelegt als eine selbst verfasste Memoire und deswegen übersetze ich auch nicht. Bei den Lesern kam das bisher sehr gut an - nur einer hat sich in der Lovelybooksleserunde beschwert, dass es eine Rede auf Englisch in dem Buch gibt, wodurch sein Vater Schwierigkeiten hätte es zu lesen.
Letztendlich gibt es hier keine festen Regeln. Es hängt alles davon ab, welchen Effekt du beim Leser erzielen willst. Versuch dich in deinen Erzähler und in deine Leser zu versetzen und frag dich einfach: Wer ist der Erzähler hier und warum kann er die Sprache überhaupt wiedergeben? (wenn der Erzähler die Sprache selbst nicht kann, dann macht eine wörtliche Wiedergabe unter umständen auch gar keinen Sinn) Warum muss oder sollte hier ein fremdsprachige Passage sein? Wie wirkt das auf den Leser? Stärkt es die Atmosphäre? Kann man sich die Bedeutung auch aus dem Kontext erklären?
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