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Show don't tell – Gefühle beschreiben

 
 
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Rapunzel
Leseratte
R


Beiträge: 102



R
Beitrag09.12.2023 11:24

von Rapunzel
Antworten mit Zitat

RocketJo hat Folgendes geschrieben:
Ich oute mich mal, dass ich sogar ein Buch hier liegen habe, wo jemand die üblichen Reaktionen zu verschiedenen starken Gefühlen zusammengetragen hat. Unterteilt in körperliche Reaktionen (äußerlich), biologische Reaktionen (innerlich), mentale Reaktionen und Anzeichen dafür, dass jemand das Gefühl unterdrückt bzw. schon länger hegt. Außerdem gibt es eine kurze Erklärung zum Gefühl und einen Hinweis, zu welchen anderen Gefühlen es führen kann.

Ich arbeite damit recht gern, um meine üblichen Reaktionen aufzubrechen (die meisten meiner Figuren kratzen sich am Kopf, als hätten sie Läuse und nicht, als seien sie verwirrt *lol*). Die Angaben in dem Buch sind dabei so gehalten, dass ich sie realtiv gut in eine Handlung einbauen kann, auch mit Kulisse und Requisit. Außerdem muss ich die Hilfestellung immer seltener in Anspruch nehmen ^^

Und Rodge hat recht, es ist wichtig, dass es zur Figur und zur Situation passt.
Mein Heerführer würde niemals vor Trauer vor Leuten weinen. Er tritt dann erst recht herrisch auf, um seine Gefühle zu überspielen. Und generell mache ich viel über Dialog und (in den entsprechenden Erzählperspektiven) über Gedanken (ok, da übe ich noch ^^). Ich komme aber auch ganz ganz ursprünglich mal aus dem Theaterbereich, vielleicht hat es damit zu tun.

Wenn man schon bei Tipps ist:
Gedichte und Songtexte sind gut, um das Gleichgewicht zu lernen (Tell ist ja nicht grundlegend böse!). Theaterstücke bringen dir realtiv viel darüber bei, wie man die Gefühle einer Figur nur mit Worten ausdrücken kann. Generell lohnen sich Ausflüge in andere Gattungen schon sehr ^^



Kannst du mir sagen, wie das Buch heißt?
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Pickman
Geschlecht:männlichPlottdrossel


Beiträge: 2299
Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare


Beitrag09.12.2023 13:05

von Pickman
Antworten mit Zitat

RocketJo war, so sagt es ihr Profil, zuletzt im März im Forum unterwegs. Vielleicht erhältst Du schneller eine Antwort von ihr, wenn Du ihr Profil aufsuchst und Dich von dort auf ihre Homepage klickst. Dort ist ihre E-Mail-Adresse hinterlegt.

_________________
Tempus fugit.
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Globo85
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 38
Beiträge: 744
Wohnort: Saarland
Das silberne Eis in der Waffel DSFo-Sponsor


Beitrag09.12.2023 13:08

von Globo85
Antworten mit Zitat

Oder du überfliegst den Faden ein paar Postings weiter, dort hat sie das Buch genannt.

Zitat:
A. Ackerman & B. Puglisi - The Emotion Thesaurus. A Writer's Guide to Character Expression


Ich weiß nicht, ob es das mittlerweile auf Deutsch gibt. Ich habs auf Englisch gelesen und kann es ebenfalls empfehlen.
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Hugin_Hrabnaz
Geschlecht:männlich(N)Ich-Erzähler

Alter: 48
Beiträge: 248
Wohnort: Ulm


Beitrag16.02.2024 00:50

von Hugin_Hrabnaz
Antworten mit Zitat

Mit der Maxime "show don't tell!" stehe ich auch ein wenig auf Kriegsfuß, seit ich sie vor Jahren erstmals in einem Schreibratgeber wahrgenommen habe. Den Hintergrund begreife ich natürlich, und das Ziel, das damit erreicht werden soll: Ereignisnähe, Fühlbarkeit, Unmittelbarkeit, Konkretes statt Abstraktion.

Mit diesem Hintergrund ist es sicher auch ein guter Rat, sich dieser Technik bewusst zu sein, und des Effekts, den es haben kann, wenn man sich ihrer bedient. Aber wie es von Vorrednern schon gesagt wurde, wäre es meines Erachtens falsch, sich wirkllich jedes Mal darauf einzulassen, wenn der Stylecheck deines Lieblingsprogramms dir ein verbum sentiendi oder ein entsprechendes Attribut anstreicht. Patchwork macht das recht elegant und sagt nur: "Bitte prüfen, ob das vielleicht eine Chance für 'show don't tell!' ist."

Für mich ist es nur selten falsch, zu sagen "Sie hatte Angst." oder "Sorgenvoll öffnete er die Türe." - Ja, es ist abstrakt, aber jeder lebende und fühlende Mensch kann etwas mit den Begriffen Angst und Sorgen anfangen, und sie haben auch eine sehr spezifische Konnotation, die der Leser einordnen kann. Der Leser weiß, wie sich Angst anfühlt, also kann man auch mit dem Abstraktum arbeiten, außer wenn es in diesem einen Fall eben auf die Physis dieser speziellen Angst ankommt. Wenn die Situation so entscheidend und dramaturgisch so wichtig ist, dass der Leser genau hier in aller Intensität den Schmerz, die Angst, die Sorgen des Protagonisten spüren soll.

Für mich ist die Maxime "show don't tell!" daher ein Effekt, mit dem man sparsam und bewusst arbeiten sollte, wenn er wirklich entscheidend wichtig ist. Sie sollte entschiedende Szenen beleben. Wenn ich sie gewohnheitsmäßig einsetze, dann laufe ich meines Erachtens Gefahr, eine künstliche und umständliche Überdramatisierung zu erzeugen, die am Ende dazu führt, dass der Leser sich so sehr an Gänsehäute, flaue Mägen, kalte Schauer und weit aufgerissene Augen gewöhnt, daran abstumpft, dass die wirklichen Kernszenen der inneren Dramatik des Stücks am Ende verpuffen. Das ist ein bisschen wie mit den Jump Scares im Horrorfilm. Wenn du das Stilelement zwei- oder dreimal im Film einsetzt, dann erschrecken die Menschen. Wenn alle 90 Sekunden ein Monster aus dem Dunkel kommt, wird's sehr schnell vorhersehbar, langweilig, stumpf.

Dazu kommt eben, dass es figuren-, story- und genrebedingt dazu kommen kann, dass gewisse Emotionen so oft auftauchen, auch bei der selben Person, dass es einfach okay ist, sie nur ein- oder zweimal intensiv zu beschreiben und ansonsten zu verschlagworten. Wenn dein Protagonist chronisch krank ist, und immer wieder die exakt gleichen Schmerzen wiederkehren, ja, dann sollte an wichtigen Stellen wirklich detailliert gezeigt werden, wie es ihm dabei geht. Wenn er aber in jedem Kapitel mehrfach durch das Martyrium geht, muss irgendwann auch mal gut sein mit, "die Schmerzen kamen zurück...", und nur noch das genauer zu beschreiben, was dieses Mal anders ist.

Zuletzt kann ein zu genaues Beschreiben diffuser Gefühle auch gewollten Interpretationsspielraum einengen und damit dem Leser Freiräume für die eigene Fantasie nehmen. Sollte man auch nicht außer Acht lassen. Manche spüren Angst im flauen Magen, andere an einem Schauer über den Rücken, der nächste am steigenden Puls, manche an allem davon. Manchmal ist es sicher auch okay, dem Leser den Freiraum zu lassen, die Angst des Protagonisten vielleicht anders zu fühlen, als der Autor seine Angst fühlt, nämlich so, wie sich Angst für den Leser im Normalfall anfühlt.

Von daher, ja, wie immer: Ein guter Schreibrat, wenn man Rat als Anstoß zum Hinterfragen begreift, und nicht als Auftrag, sich vermeintlichen Regeln zu unterwerfen. Am Ende kann "Show" richtig sein, aber "Tell" auch. Man spricht nicht umsonst von den großen "Storytellern" und nicht von "Storyshowern". Man sollte sich halt bewusst entscheiden, situationsabhängig, und wissen, warum man es tut. Um dieses Bewusstsein zu schaffen, ist es okay, über den Grundsatz mal intensiv reflektiert zu haben.

Letzte Bemerkung:
Und es ist natürlich gut, sich bei guten Autoren oder Ratgebern darüber zu informieren, wie man die Maxime technisch gut und inhaltlich überzeugend umsetzt, wenn man sich entschieden hat, sie anzuwenden. Keine Frage. In das von Euch empfohlene Ackermann/Puglisi habe ich mal hinein geblättert. Macht einen guten Eindruck. Ich erwäge einen Kauf.
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3227
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag05.03.2024 15:45

von Taranisa
Antworten mit Zitat

@RocketJo: Meinst du diese Seite? Das ist zumindest, was ich nach einiger Suche finden konnte.
https://www.formulierungsmonster.de/


_________________
Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
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Ralphie
Geschlecht:männlichForenonkel

Alter: 71
Beiträge: 6415
Wohnort: 50189 Elsdorf
DSFo-Sponsor


Beitrag05.03.2024 15:53

von Ralphie
Antworten mit Zitat

"Thomas kochte vor Wut" ist immer noch die bessere Lösung.
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Ralphie
Geschlecht:männlichForenonkel

Alter: 71
Beiträge: 6415
Wohnort: 50189 Elsdorf
DSFo-Sponsor


Beitrag05.03.2024 15:54

von Ralphie
Antworten mit Zitat

Oder: "Wütend warf er ihr eine Serviette ins Gesicht."
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