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Ein Kapitel aus Gnadenlos


 
 
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fkneyer
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 63
Beiträge: 87
Wohnort: Im Filstal


Beitrag26.04.2018 18:38
Ein Kapitel aus Gnadenlos
von fkneyer
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Das ist ein kurzes Kapitel aus meinem Manu. Ich bin voller Selbstzweifel und habe keine Ahnung ob der Text etwas taugt. Zwei Testleser und auch ich (natürlich) fanden das Fragment gar nicht mal so schlecht
Ist natürlich aus dem Zusammenhang gerissen, aber es  geht mir um Stil und Sprache.
Ist der Lehrer ausreichend sadistisch gezeichnet?
Ist Thomas' Reaktion nachvollziehbar?
Könnten die Dialoge in so einer Situation so ablaufen?

Egal, ich stell das einfach mal zur Diskussion
Mehr als dass das Teil zerissen wird, kann ja nicht passieren

Der Titel ist natürlich nur vorläufig
-----------

Mit flackerndem Blick schaute der etwa 17-jährige, recht kräftige Junge zu der Gestalt auf, die sich vor ihm aufgebaut hatte.
Die Arme in die Hüften gestemmt stand Herr Hiltner vor ihm und funkelte ihn unheilverkündend an. Thomas war sich keiner Schuld bewusst. Er hatte keine Ahnung, welche Laus dem bösartig anmutenden Pädagogen einmal mehr über die Leber gelaufen sein mochte.
Ganz egal, ob er oder einer der anderen Zöglinge einen Fehler gemacht hatte, Hiltner brauchte keinen Grund für eine Strafe, ihm ging es nur um die Demütigung.
»Dachtest du wirklich, ich würde dir und deinen Kumpanen nicht auf die Schliche kommen? Haltet ihr mich für blöde?« donnerte Hiltner und knallte - wie zur Unterstützung seiner Worte - dem Jungen seine flache Hand ins Gesicht.
Der peitschende Schlag erschreckte ihn fast mehr als der unmittelbar folgende, brennende Schmerz. »Ich ... ich ... wir ... wollten ...«, stotterte der Junge zitternd.
»Wer ist wir?« fauchte Hiltner, »ich will jetzt sofort die Namen der anderen wissen.«
»NEIN, niemals, nicht von mir«, murmelte der Junge leise, obwohl er nur zu gut wusste, was eine Widerrede bedeutete.
»Du ... du wagst es, mir zu widersprechen. Du wagst es wirklich?« fragte der Lehrer.
Thomas nahm seinen ganzen, noch verbliebenen, Mut zusammen und antwortete mit überraschend fester Stimme: »Ich widerspreche nicht. Ich werde meine Freunde niemals an jemandem wie sie verraten!«
PATSCH!! Eine weitere Ohrfeige klatschte dem Jungen ins Gesicht. Der erneute Schmerz war schon eher auszuhalten.
»Jemanden wie mich? Was bin ich für dich? Wer bin ich? Raus' mit der Sprache!« knurrte Hiltner, wieder eine Ohrfeige.
Unbändige Wut hatte von dem Jungen Besitz ergriffen, der letzte Rest logischen Denkens hätte ihm sagen müssen, dass er die folgenden Worte bitter büßen würde. Aber es war ihm egal, so was von egal. Irgendwann war die Grenze dessen überschritten, was er bereit war, hinzunehmen.
Bebend vor Wut und unterdrückter Aggression schrie er Hiltner mit sich überschlagender Stimme an: »Sie haben den Namen Lehrer nicht verdient! Sie sind nichts anderes als ein abscheulicher Sadist! Krank! Man sollte Sie irgendwo einsperren und den Schlüssel wegwerfen!«
Hiltner stand mit offenem Mund da. Er konnte nicht fassen, was sich der kleine Rotzlöffel erlaubte. »Wie bitte?«
Bevor er jedoch den weiterreden konnte, unterbrach ihn der Junge - allein  das war schon beinahe Blasphemie.
»Halt dein dreckiges Maul!« Thomas war nun alles egal, zu viel hatte sich in den vergangenen Monaten aufgestaut, es musste raus, nur raus...
Hiltner ballte die rechte Hand zur Faust und holte zu einem schweren Schlag aus. Doch plötzlich hielt er inne. Der Junge schien noch nicht fertig zu sein. Schön, aufgeschoben war nicht aufgehoben, Hiltner würde sich auch noch den Rest des jugendlichen Protestes anhören - Zeit für die Bestrafung war auch noch hinterher. Er höhnte: »Noch was, du kleine Ratte?«
»Allerdings. Und ich bin keine Ratte, merk' dir das! Ratten fressen ihre Beute. Und merk' dir das heutige Datum, merk' dir es sehr gut! Denn heute ist der erste Tag deines restlichen Lebens.«
Unwillkürlich musste Hiltner laut lachen. Was bildete sich diese Ratte ein? Drohen? Ihm? Er beschloss, mit der Züchtigung zu warten. Er wollte auch noch den Rest der Hasstirade hören.
»Bist. Du. Fertig?« provozierte er den Jungen noch ein bisschen.
»Gleich«, sagte Thomas. Es kam jetzt nicht mehr darauf an. Nichts, was er noch sagte, würde an den Folgen etwas ändern, »gleich bin ich fertig, dann kannst du zuschlagen. Nur eines noch. Noch kann ich mich nicht gegen dich wehren. Aber der Tag wird kommen. Und dann werde ich keine Ratte sein, die dich frisst. Nein, ich werde dich zerfetzen, nichts wird von dir übrigbleiben, gar nichts. Und jetzt los … schlag' zu.«
Und das tat Hiltner dann ... seine Fäuste wirbelten auf den Jungen zu.
Thomas hielt nur die Arme schützend über den Kopf, Schlag um Schlag prasselte auf ihn ein ... irgendwann brach er blutüberströmt zusammen ... der Rest war Dunkelheit.



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IvoCH
Eselsohr


Beiträge: 219
Wohnort: Südosten


Beitrag26.04.2018 19:51

von IvoCH
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Also, die erste Frage, die sich stellt, ist: In welcher Zeit spielt dein Text?
Für ein Klassenzimmer aus heutiger Zeit, geht meines Erachtens das Handeln dieses Lehrers gar nicht. Er hätte seinen Job ziemlich rasch los...
Hiltner? Echt jetzt? Ich finde dieser Name in Kombination seines sadistischen Verhalten gewagt, beinahe schwierig. Ich hatte sofort Adolf H. im Kopf. Aber vielleicht ist diese Assoziation bewusst provoziert, denn wäre die Frage, welches Interesse hat man als Autor daran?
Du schreibst im Übrigen sehr distanziert.
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fkneyer
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 63
Beiträge: 87
Wohnort: Im Filstal


Beitrag26.04.2018 20:02

von fkneyer
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IvoCH hat Folgendes geschrieben:
Also, die erste Frage, die sich stellt, ist: In welcher Zeit spielt dein Text?

Die Handlung ist in 2016 angesidelt
IvoCH hat Folgendes geschrieben:
Für ein Klassenzimmer aus heutiger Zeit ...

Die Szene spielt sich nicht in einem Klassenzimmer ab. Und auch nicht in einer "normalen" Schule. Es ist ein Eliteinternat
IvoCH hat Folgendes geschrieben:
Hiltner? Echt jetzt?

Ja. Auf deine Assoziation bin ich nicht gekommen.
Der Name ist abgewandelt, ich kannte mal jemanden, der ähnliche Charakterzüge hatte
IvoCH hat Folgendes geschrieben:
Du schreibst im Übrigen sehr distanziert.

Das verstehe ich nicht! Was meinst du mit distanziert?
Der Leser ist doch in der Rolle des Beobachters, oder habe etwas falsch verstanden?


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IvoCH
Eselsohr


Beiträge: 219
Wohnort: Südosten


Beitrag26.04.2018 20:57

von IvoCH
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Wenn das 2016 spielt, ist das Schrott, entschuldige meine Wortwahl.
Herr Hiltner könnte nach dieser Aktion seinem Schreibtisch räumen. LEHRER, DER HANDGREIFLICH WIRD, IST EIN NOGOE.


Wie wäre es, wenn du den Sadismus, welcher dieser Lehrer tatsächlich ausmacht, eher psychisch beschreibst?
- Hiltner stellt Thomas vor der ganzen Klassen bloss.
- Er stellt ihm eine hochkomplexe Matheauflage, die für Thomas unlösbar ist (Hiltner weiss das) aber er pocht darauf dass Thomas es heute noch löst. Gleichzeitig redet der Lehrer immer auf den Schüler ein: Du bist nichts, Du kannst nichts. Du bist nur hier, weil dein Vater ein hohes Tier ist.
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hobbes
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Beitrag26.04.2018 23:41

von hobbes
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Hallo fkneyer,

mich hättest du nach drei Sätzen verloren. So als Leserin. Im Grunde fast schon mit den ersten drei Wörtern, aber das wäre dann doch ganz schön streng smile
Jedenfalls - ein flackernder Blick, was soll das denn sein, wie soll das aussehen? Ich weiß, man liest das hier und da, das macht es aber nicht besser. Eine Kerze flackert. Ein Blick nicht.

Dann der "recht kräftige" Junge - was macht diese Information im Text? Den 17jährigen finde ich auch schon fast zu viel oder zu sehr "hier Leser, ich hab Informationen für dich." Vielleicht willst du betonen, dass der kräftige Junge eigentlich keinen Grund hätte, sich zu fürchten? Mir ist das trotzdem zu viel an Information mit der Holzhammer-Methode.
Vor allem, wenn wir Thomas vorher schon kennengelernt haben.

Dann: "funkelte ihn unheilverkündend" - das ist so aus der Kategorie tell, don't show. Noch dazu ein eher ausgelutscher Ausdruck, mit dem ich mich auch noch nie habe anfreunden können.

 
Zitat:
Thomas war sich keiner Schuld bewusst. Er hatte keine Ahnung, welche Laus dem bösartig anmutenden Pädagogen einmal mehr über die Leber gelaufen sein mochte.

Das ist doppelt gemoppelt (keine Schuld - keine Ahnung, welche ...). Und auch so plakativ. Zu plakativ für meinen Geschmack.
Und der bösartig anmutende Pädagoge - das ist auch so ein Ausdruck, der mich davon treibt. Einmal vom Ausdruck her, also die reine Wortwahl. Die passt andererseits zum Zögling aus dem nächsten Satz - es klingt so, hm, ein wenig antiquiert.
Was ja nichts schlimmes sein muss. Meine Sprache ist es halt nicht oder zumindest nicht auf Dauer.
Dann ist es aber auch wieder plakativ. Du sagst mir, was ich denken soll, du sagst mir, was ich sehe (-> liebe Leserin, das ist der Gute, das der Böse, so in die Richtung). Das will ich aber lieber selbst entdecken bzw. herauslesen.

Ich habe den Rest nun auch noch gelesen - mir geht das alles ein wenig zu schnell. Monatelang hat sich was aufgestaut und dann braucht es nur ein paar Zeilen, um Thomas zum Ausflippen zu bringen.
Das kann natürlich auch sein, aber dazu fehlt mir hier noch etwas, der zündende Funke quasi. Er hat doch "nur" zwei Ohrfeigen bekommen? Da hat er doch sicher schon schlimmeres mitgemacht oder mitangesehen?

Was ich auch merkwürdig finde, ist der Wechsel vom Sie zum Du. Einmal verwirrt er mich tatsächlich beim Lesen, weil ich erst nicht zuordnen konnte, wer jetzt spricht. Außerdem nehme ich es Thomas nicht ab, dass er (so schnell) zum Du wechseln würde. So ein Sie ist doch in so einem Fall in einen hineingeprügelt, egal, wie sehr das Fass gerade überläuft.

Noch etwas - die Perspektive. Wer erzählt hier eigentlich, also aus welcher Sicht wird erzählt? "Innenansichten" sind ja von beiden enthalten. Und klar, das geht natürlich auch, aber ich bin mir nicht sicher, ob es in diesem Fall gewollt ist, bzw. ob du weißt, wer diesen Ausschnitt erzählt.

Ich fürchte, deinen Selbstzweifeln hat dieser Kommentar nicht sonderlich gut getan. Ich kann nichts dafür, dein Titel hat mich verleitet smile
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Valentin
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 39
Beiträge: 177



Beitrag27.04.2018 09:41

von Valentin
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Hallo fkneyer,

ich finde es schwierig mich mit Thomas zu identifizieren oder mit ihm mitzufühlen. Dafür bist du mir zu weit weg von dem Prota.
Es gibt einen Tipp, den ich mal bei einem Ratgeber gelesen habe - kann dir jetzt leider nicht sagen aus welchem. Der lautet: Schreib die Szene aus Sicht der Person, die am meisten zu verlieren hat.
Wer wäre das in deiner Szene? Thomas oder Hiltner?

Innerhalb des Textes wechselst du, meiner Meinung nach, mehrmals die Perspektive.

Zitat:
Mit flackerndem Blick schaute der etwa 17-jährige, recht kräftige Junge zu der Gestalt auf, die sich vor ihm aufgebaut hatte.


Der erste Satz klingt wie eine Beschreibung aus Sicht einer dritten, nicht sichtbaren Person in der Szenen, da sie weder aus Sicht von Hiltner noch von Thomas ist. Zugleich scheint sie Thomas auch nicht zu kennen. "etwas 17-jährige". Würde sie ihn kennen, dann wüsste sie, dass er 16 oder 17 oder beinahe 17 wäre. "Etwa" klingt wie eine Schätzung.

Dann wechselst du in Thomas' Haut, bis zu dem Satz:
Zitat:
Unbändige Wut hatte von dem Jungen Besitz ergriffen, der letzte Rest logischen Denkens hätte ihm sagen müssen, dass er die folgenden Worte bitter büßen würde.

Hier baust du wieder Distanz auf, indem du passiv von dem Jungen erzählst.

Und hier wechselst du in die Haut von Hiltner:

Zitat:
Der Junge schien noch nicht fertig zu sein. Schön, aufgeschoben war nicht aufgehoben, Hiltner würde sich auch noch den Rest des jugendlichen Protestes anhören - Zeit für die Bestrafung war auch noch hinterher.


Sowas kann man schon machen. Spannung kommt dann eher nicht auf - außer du hast einen allwissenden Erzähler, der dem Leser Hinweise auf ein bevorstehendes Übel gibt, von dem die Charaktere noch nichts ahnen.
Probier doch mal die ganze Szene über in der Haut von Hiltner oder Thomas zu bleiben.

Drei Fragen aus reinem Interesse: Was hat Hiltner denn zu verlieren, dass er dermaßen brutal reagiert? Und wieso will Thomas ihm nicht sagen, wer die Mitverschwörer sind? Was steht für die beiden auf dem Spiel?

Bei aller Kritik, gilt es jedoch auch ein Lob auszusprechen: Es kostet verdammt viel Mut mit einem eigenen Text, über dem man sicherlich einige Zeit gebrütet hat, an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich ziehe meinen Hut vor dir. Lass dich nicht entmutigen. Versuch die Kritikpunkte, die dir vielversprechend oder sinnvoll erscheinen, umzusetzen und hol dir danach das nächste Feedback.

Beste Grüße
Calvin


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“Books aren't written - they're rewritten. Including your own. It is one of the hardest things to accept, especially after the seventh rewrite hasn't quite done it.” - Michael Crichton
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fkneyer
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Beitrag27.04.2018 16:31

von fkneyer
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Danke, vielen Dank an euch alle
Ich sehe schon, dass ich noch viel lernen muss. Ihn werde jeden einzelnen Kritikpunkt beherzigen und dann überarbeiten. Jetzt weiß ich auch, warum mein ganzes Manu - obwohl noch nicht fertig - bereits mehr als 300 Normseiten umfasst. Ich denke, da ist Kürzen angesagt
Bis zur nächsten Vorstellung wird es also dauern ...

LG
Friedhelm


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fkneyer
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Beitrag29.04.2018 09:34

von fkneyer
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IvoCH hat Folgendes geschrieben:
Du schreibst im Übrigen sehr distanziert.


Hier muss ich nochmals einhaken. Habe in den letzten Tagen über deine Anmerkung nachgedacht und bin zum Ergebnis gekommen, dass eine weniger distanzierte Schreibweise so sein sollte, als ob der Erzähler der jeweiligen Handlungsperson quasi auf der Schulter sitzt und die Handlung / die Umgebung/ die anderen Protas usw.  beobachtet ?

@Calvin Tower
Was ich noch nicht verstehe ist, wie ich als Erzähler aus der Sicht eines Protas erzählen kann, ohne in die Ich-Form zu wechseln?
Vielleicht doch so, wie oben beschrieben, dass der Erzähler der jeweiligen Person auf der Schulter sitzt?


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Seraiya
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Beitrag29.04.2018 10:12

von Seraiya
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Hallo fkneyer,


Ich habe die Kommentare der anderen nur überflogen, wiederhole also vielleicht etwas.

Der erste Satz ist für mich bereits ein umständliches Konstrukt und zu detailliert. Mich würdest du erreichen, indem du dich auf das Wesentliche beschränkst:
Zitat:
Mit flackerndem Blick schaute der Junge zu der Gestalt auf, die sich vor ihm aufgebaut hatte.     
(Der flackernde Blick und ich werden nicht warm, ich kann mir darunter nichts vorstellen. Falls du meinst, dass seine Augenlider zucken, solltest du das so schreiben.)

Insgesamt scheinst du wert darauf zu legen, dass man auf jeden Fall weiß, wie bösartig der Lehrer ist und wie unterdrückt die Schüler, doch das andauernde Benennen ermüdet nur. Es ist interessanter die Persönlichkeiten anhand ihrer Handlungen, Gedanken, Emotionen kennenzulernen. Dafür musst du nicht aus der Ich-Perspektive schreiben, sondern kannst es auktorial machen oder im Wechsel personal. Oder auktorial und dann in die Köpfe der Personen springen.

Was mir noch aufstößt, ist die Logik. Zunächst hier:
Zitat:
  Thomas war sich keiner Schuld bewusst. Er hatte keine Ahnung, welche Laus dem bösartig anmutenden Pädagogen einmal mehr über die Leber gelaufen sein mochte.      

und dann das:
Zitat:
  Thomas nahm seinen ganzen, noch verbliebenen, Mut zusammen und antwortete mit überraschend fester Stimme: »Ich widerspreche nicht. Ich werde meine Freunde niemals an jemandem wie sie verraten!«   

Dass er sich keiner Schuld bewusst ist, stellst du als Tatsache dar, nicht als etwas, das er dem Lehrer vorgaukelt. Doch es stimmt offensichtlich nicht.
Die Szene an sich ist für mich persönlich unglaubwürdig und müsste noch ausgearbeitet werden. Das Nachhaken des Lehrers, was die Gedanken von Thomas über ihn betrifft, erscheint mir wie ein schlichtes Zeit schinden, das es braucht, um die Situation hochkochen zu lassen. Ich weiß nicht, das ist natürlich der Punkt der Szene, der zum Ende führt, aber es wirkt auf mich trotzdem nicht und hängt in der Luft. Würde sich dieser Lehrer denn tatsächlich für die Gedanken interessieren und sich beschimpfen lassen? Und falls ja, wartet er dann nur, um den Jungen zu Brei zu schlagen? Das ist nicht sehr einfallsreich von jemandem, dem es angeblich um Demütigung geht.

Dann der Gedanke mit dem Eliteinternat, das macht es noch unglaubwürdiger. Solch ein Typ Lehrer würde nach der ersten Ohrfeige vor die Tür gesetzt, allein um die zahlenden Eltern nicht zu verärgern. Diese Szene in 2016 anzusiedeln erscheint mir nicht richtig, aber okay, so etwas könnte passieren, wenn das drumherum stimmig ist, die Lehrerschaft dieses Verhalten toleriert oder untertsützt und die Schüler sich aus bestimmten Gründen nicht mitteilen.

Es gäbe aus meiner Sicht einiges zu streichen und neues einzufügen.
Für mich steht das Gerüst der Szene, aber jeder Balken hängt schief, da kann man noch einiges machen.


LG,
Seraiya


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fkneyer
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Wohnort: Im Filstal


Beitrag29.04.2018 11:58

von fkneyer
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Danke Seraiya
so langsam wird mir klar, wo es hakt.
Ich arbeite bereits an einer umfassenden Renovierung, das Überarbeitung zu nennen, wäre zu wenig.

LG
Friedhelm


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