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Begegnungen

 
 
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Jeremia
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Beiträge: 12
Wohnort: Bielefeld


J
Beitrag30.11.2007 21:44
Begegnungen
von Jeremia
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Begegnungen

Konstantin Sauerwein, erfolgreicher Geschäftsmann als auch kauziger Geselle, ging unbekümmert auf seinem gewohnten Gang durch den großzügig angelegten Stadtpark. Er sorgte sich nicht und sah sehr zufrieden aus. Wie hätte er auch anders sollen? Er konnte nicht wissen, in welch einer ungewöhnlichen und prekären Situation er sich gleich schon wieder finden würde.
Sauerwein war einer jener Zeitgenossen, die ihre Freizeit damit verbrachten, Unsummen an Geld in antiquarische Gegenstände zu stecken. War er am Wochenende nicht dienstlich unterwegs, so besuchte er Messen, Auktionen oder kleine Lädchen in der Altstadt, die spezialisiert darauf waren Antiquitäten zu verkaufen, zu restaurieren oder anzukaufen. Hier ließ Sauerwein so manchen Euro mit einem Lächeln auf den Lippen, wenn er ein echtes Schnäppchen ergattern konnte und das womöglich unter Preis. Hauptsache, es war alt und besaß einen gewissen Sammlerwert. Seine Passion reichte von Möbeln zu kleineren Accessoires bis hin zu Bekleidung. Es gab nichts, was er nicht schon in seiner Sammlung daheim zu haben schien. Sein Haus, in einer gut situierten Wohngegend gelegen, bewohnte er allein. Mit Frauen hatte er nie das rechte Glück gehabt und auch nicht die rechte Zeit, wohl aber beides für Antiquitäten und wertvollen Nippes. Er besaß geradezu ein goldenes Händchen für derlei Angelegenheiten. Dementsprechend sah sein, im klassizistischen Bausstil erworbenes Haus, von innen selbst schon aus wie ein Antiquitätenladen. Ein unermesslicher Wert an Holz und Leinwand, Keramik, Glas und Stoffen türmte sich hier und zierte Zimmer und Wände.
Seine jüngst zurückliegende Anschaffung trug er auf seinem jetzigen Spaziergang bei sich - genauer gesagt auf dem Kopf. Es handelte sich um eine Melone, natürlich keine zum essen, sondern ein Bowler, wie die besagte Kopfbedeckung in England betitelt wird. Schon als Kind hatte sich Sauerwein begeistern können für die unvergessliche britische Fernsehserie „Mit Schirm, Charme und Melone“. Er liebte die Ausstattung der Folgen und hier ganz besonders die Hauptperson John Steet  in seinem immer akkuraten dress mit Melone. Letzte Woche, während einer Geschäftsreise in Schweden, entdeckte er in einem kleinen antiquarischen Hofladen die heiß begehrte Kopfbedeckung. Hutgröße und äußerer Zustand waren ideal und so hieß er sie nach einigen Minuten sein Eigen.
Stolz trug er sie und genoss die interessierten und neugierig wohlwollenden Seitenblicke der anderen Passanten und Spaziergänger, die trotz des leichten Regens unterwegs waren. Im Park angekommen war er allein und hing seinen Gedanken nach. Seine versilberte Taschenuhr zeigte sechzehn Uhr an. Durch das Wetter bedingt, war hier im Grünen kaum ein Mensch weit und breit zu sehen. Nachdenklich spazierte er auf dem leicht matschigen und erdigen Weg, der umrahmt war von hohen Bäumen, buschigem Gestrüpp und zahllosen Rasenflächen.
Wie aus dem Nichts tauchte da plötzlich ein Mann, sehr vornehm gekleidet, vor ihm auf und riss Sauerwein aus seinen Überlegungen. Er erschrak ein wenig, denn er hätte schwören können, ganz allein seine Kreise durch den Park zu ziehen. Wie dem auch sei, er nickte höflich und lächelte einen Gruß zu dem anderen. Dieser sah jedoch ganz und gar nicht freundlich aus und machte ein derart verdrießliches Gesicht, dass Sauerwein sich wunderte.
„Sie schmücken sich wohl gerne mit fremden Federn!“ sagte der Mann barsch und blickte feindselig.
„Bitte?“, antwortete Sauerwein fragend.
„Jetzt tun sie doch nicht so! Sie schmücken sich wohl gerne mit fremden Federn!“
Sauerwein war sehr verwundert und auch ein wenig eingeschüchtert.
„Ich verstehe nicht, was sie meinen!“
„Den Hut, ich meine den Hut! So wie es aussieht, ist das doch wohl meiner!“
„Nein nein“, betonte Sauerwein, „den habe ich ehrlich erworben in einem kleinen Hofladen….
„Ach ja!“ Der andere ließ ihn gar nicht ausreden. „Gestohlen meinen sie. Sie sind ein Dieb und sonst nichts! Sagen sie mir sofort, wo sie ihn her haben? Wie haben sie ihn in ihren Besitz gebracht?“
„Ich versichere ihnen…..“
„Eine gute Versicherung werden sie auch brauchen, wenn ich mit ihnen fertig bin! Das eine verspreche ich, so wahr ich hier stehe. Wir zwei, sie und ich, sind noch längst nicht fertig miteinander. Sie hören von mir!“
Daraufhin machte sich der Fremde wütend und aufgebracht davon. Sauerwein schaute dem Mann sprachlos hinterher und vernahm hier und da ein leises Fluchen. Er drehte sich und schaute, ob es vielleicht einen Zeugen für diese bodenlose Unverschämtheit gegeben hatte, aber es war niemand zu sehen. Da er nicht der spontanste war, wollte Sauerwein dem Herren wenigstens jetzt noch etwas hinterher rufen. Aber er war fort. Er wird wohl in einen der zahlreichen Seitenwege eingebogen sein, dachte er noch. Nicht mehr ganz so unbekümmert wie zuvor, machte er kehrt und ging nach Hause.
Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Fremde eigentümlich angezogen war. Diese Art von Anzügen wurde heutzutage nicht mehr hergestellt. Und in der Tat passte eine Melone ausgezeichnet dazu. Es handelte sich  bestimmt um einen Sammler, ganz so wie er selbst einer war. Hatte dieser Kerl denn wirklich damit gerechnet, er, Konstantin Sauerwein, würde seine Melone einfach so hergeben? Was für ein Narr! Sich etwas derartiges herauszunehmen!
Im Nieselregen kam Sauerwein zu Hause an. Seine Laune war längst nicht mehr die beste, denn er ärgerte sich doch mehr als er sich eingestehen wollte, über die unliebsame Begegnung. Er legte seinen langen, schwarzen Mantel ab und verstaute den Bowler immer noch stolz und mit ein wenig Zärtlichkeit in seiner Bewegung auf der  Garderobe. In der Küche bereitete er sich einen Tee. Mit dem heißen Wasser, das er in einem Teekessel aus dem 19. Jahrhundert zu kochen pflegte, goss er gerade eben den losen Schwarztee auf, als es unvermittelt an der Tür klingelte.
Unwissend wer da klingeln sollte, denn Sauerwein hatte keine Freunde die ihn einfach so besuchen kamen, hierzu brauchte man einen festen Termin, ging er in den Flur zur schweren Eichenhaustür und öffnete diese. Draußen stand eine alte und gebückte Frau. Sie schaute Sauerwein an und er schaute zurück, ein wenig vorwurfvoll, ob der unliebsamen Störung. Gleich würde sie ihn fragen, ob er nicht Spenden wollte! Für Kinder in Entwicklungsländern, für bedrohte Tierarten, für den Elefanten im Zoo oder für gebückte kleine Mütterchen wie sie da vor der Tür standen. Er kannte sie alle und wies sie jedes Mal schroff und unhöflich ab. Im Begriff dies auch jetzt zu tun, hielt er plötzlich inne, da die Frau mit einem heiseren und brüchigen Stimmchen etwas fragte.
„Sie haben es doch noch?“
Sauerwein verwirrt, weil er nicht wusste was sie meinte und sich sicher war, dass er nichts von dieser Frau geliehen hatte, zeigte sich einen Moment sprachlos. Währenddessen schaute ihn die Alte nickend,  lächelnd und um Bestätigung heischend, an.
„Was meinen sie, und wer sind sie überhaupt!“
„Na, sie werden es doch wohl noch haben. Es ist doch ein schönes Stück und so praktisch.“
Schön, fragte er sich, und praktisch? Schön war diese Haustür auch, aus dem 19. Jahrhundert und er könnte sie praktisch der Alten vor der Nase zuschlagen.
„Was meinen sie und was wollen sie von mir! Ich gebe nichts und das schon gar nicht an der Haustür.“
Die Frau kicherte.
„Aber natürlich haben sie es noch!“
Ehe sich Sauerwein versah, verschwand die Alte flink wie ein Wiesel im Haus. Er hatte die Tür ein wenig zu weit aufgemacht.
„Hören sie! kommen sie zurück oder ich rufe die Polizei! Was bilden sie sich ein, Kommen sie zurück!“
Hastig lief er hinterher, vergaß die Haustür zu schließen und rannte hinein. Dort fand er die Frau nach einigem Suchen in der Küche vor dem Buffet stehen. Ein alter, aus dem 18. Jahrhundert stammender Schrank, ein wenig rustikal, sehr bäuerlich eben, aber dafür sehr wertvoll.
Wie eine Kennerin solcher Dinge strich sie über das Holz und begutachtete das Stück.
„Sie haben sehr gut darauf aufgepasst.“
„Würden sie bitte augenblicklich mein Haus verlassen. Sofort!“
Das letzte Wort schrie er heraus. Doch die unbekannte Besucherin blieb unbeeindruckt und sah Sauerwein gutmütig an.
„Meine Söhne werden dann morgen vorbeikommen und ihn abhohlen“!
Während sie dies sagte, klopfte sie auf das Buffet als sei es ein alter Gaul.
„Was ist…….!“
Er war wie vom Donner gerührt.
„Niemand wird hier irgendwas holen, ohne dass ich meine Zustimmung geben werde. Haben sie mich verstanden!“
Sauerwein steigerte sich derart in seiner Wut, dass er erst ein paar Momente später bemerkte, dass die Frau nicht mehr da war. Er rannte wie ein Wilder durch das Haus tobte und schrie wie am Spieß. Die Alte aber, war verschwunden.
An der Haustür angekommen, bemerkte er, dass diese noch offen stand und fluchte ein wenig auf die Straße hinaus, bis ein vorbeigehendes Pärchen ihn verwundert ansah und seinen Schritt beschleunigte.

Die Nacht verbrachte Sauerwein in unruhigem Schlaf. Dementsprechend, fühlte er sich am Morgen nicht besonders wohl und kraftlos. Pausenlos gingen ihm die Begegnungen des gestrigen Tages durch den Kopf. Sie lagen da wie unwirkliche Träume und doch war er sich sicher, das alles ganz real erlebt zu haben.
Der Tag verlief ruhig. Entgegengesetzt seiner Gewohnheit studierte er nicht die Fachzeitschriften für Antiquitätenliebhaber und schaute nach möglichen Messen, sondern erwischte sich immer wieder aufs Neue dabei, wie er sich hinter dem Vorhang des Küchenfensters versteckte und nach draußen spähte. Es blieb jedoch ruhig. Endlich entschloss er sich, den Sonntagabend im Wohnzimmer, in seinem Lieblingssessel zu verbringen, ein Stück aus der Biedermeierzeit. Zuvor goss er sich einen Cognac an seiner kleinen Minibar ein und genoss die wohltuende Ruhe und das Brennen des Alkohols auf der Zunge.
Von einem lauten Schellen wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Gerade eben hatte er sich damit abgefunden, dass er den vergangen Tag als Einbildung abtun könne. Es klingelte wieder. Er stand auf und ging zögernd auf ein altes Telefon zu. Man musste es noch in die Hand nehmen um hineinzusprechen und zum Hören einen kleinen Trichter an die Ohrmuschel halten.
„Sauerwein!“
Er war nicht ohne Skepsis, was man verstehen muss. Das Telefon, war ein antiquarisches Stück, wahrscheinlich nicht mehr zu gebrauchen und zudem nicht einmal an eine Telefonbuchse angeschlossen.
„Herr Sauerwein, ich bin froh Sie zu erreichen“, klang eine blecherne Stimme aus dem Trichter.
„Ja, ich……!“
Mehr brachte Sauerwein nicht heraus und wollte am liebsten in Ohnmacht fallen.
„Wie ich sehe, oder besser höre…..“, es folgte ein nach Bestätigung heischendes Lachen, „ funktioniert es ja noch hervorragend!“
„Ich komme dann in etwa einer Stunde vorbei und hohle es wieder ab.“
Der Fremde beendete das Gespräch, natürlich nicht ahnend, dass Sauerwein kurz vor einem Zusammenbruch stand. Er ließ den Hörtrichter fallen, wollte wieder Platz nehmen, als es an der Tür klingelte. Eigentlich wollte er nicht hingehen, nicht öffnen, die Rollläden herunterlassen, die Polizei rufen, seinen Arzt kontaktieren und sich im Bett verkriechen.
Aus irgendeinem Grund öffnete er dennoch die Haustür. Bevor er wusste wie ihm geschah, strömten sie auch alle schon zur Tür hinein. Die alte Dame mit ihren beiden sehr kräftigen Söhnen, der Mann aus dem Park, der immer noch schimpfend und fluchend jetzt die Melone suchte und mit ihnen viele andere Menschen - Menschen die er nie in seinem Leben gesehen hatte und die aussahen, als wären sie einem Historienfilm entsprungen. Manche lachten, einige ärgerten sich ob der unmöglichen Umstände. Ein paar grüßten höflich, die meisten schoben Sauerwein jedoch einfach aus dem Weg. Vor Sauerwein spielte sich ein unbeschreibbares Durcheinander ab. Das Stimmengewirr vermische sich mit dem Rücken und Stoßen von Möbeln.
Unfähig, sich selbst zu rühren beobachtete er die Ersten, die schon wieder das Haus verlassen wollten. Immer hatten sie irgendein Möbel oder Accessoire bei sich, welches sie mit sich führten. Ließen sie aber die Haustür hinter sich, lösten sich die Gestalten samt ihrer Last in Luft auf. In Abständen kamen weitere Besucher und folgten dem Lärm in das Haus.
An seinem Verstand zweifelnd brach Sauerwein an seiner Haustür zusammen und kauerte dort, bis es endlich ruhig war. Mit den Nerven am Ende schleppte er sich in das Haus zurück und starrte apathisch um sich. Alle seine Stücke, seine Lieblinge, seine kostbaren Möbel waren fort. Alles was Ihm geblieben war, waren eine Hand voll Kleinmöbel, die er in einem Möbelhaus erworben hatte. Die nackten Wände und kahlen Räume wirkten wie verlassen und kalt.



Von einem lauten Schreien aufmerksam gemacht, kamen einige Nachbarn zum Anwesen Sauerweins und fanden ihn verstört, abwechselnd lachend, dann wieder weinend im leeren Wohnzimmer vor. Keinem gelang es ihn zu beruhigen. Darum schrillten schon bald Sirenen durch das Wohnviertel und ein Krankenwagen kam vor dem Ort des Schicksals zum stehen. Die weißgekleideten Männer zogen Sauerwein auf die Beine, legten ihn auf eine Bahre und brachten ihn zum Einsatzwagen.
Auch die Polizei wurde eingeschaltet, da man vermutete, Sauerwein sei Opfer eines groß angelegten Raubes geworden. Die überregionalen Fahndungen auf dem Schwarzmarkt und bei Trödelhändlern kamen zu keinem Ergebnis. All die Befragungen der Kriminalpolizei in denen Sauerwein alles schildern sollte was sich zugetragen hatte, blieben erfolglos, da der Verhörte nichts sagen konnte geschweige denn dazu im Stande war. Vom Arzt wurde ihm eine schwere schizoaffektive Depression diagnostiziert. Konstantin Sauerwein wurde in die örtliche psychiatrische Klinik eingewiesen. Angeblich, so flüsterten die Nachbarn, duldete er kein Möbelstück in seinem Zimmer, was zur Folge hatte, dass er sie zum Fenster oder zur Tür wieder heraus warf. Kürzlich erst wurde Konstantin Sauerwein in den Langzeitbereich verlegt.



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Gabi
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Beitrag30.11.2007 23:09

von Gabi
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Gute Beschreibung des Irrewerdens und ich finde den Namen Sauerwein mehr wie passend.

Ich geh jetzt weder auf die Rechtschreibung oder sonstige grammatikalischen Sachen ein, aber hier hat mich etwas gestört.

Seine jüngst zurückliegende Anschaffung trug er auf seinem jetzigen Spaziergang bei sich - genauer gesagt auf dem Kopf. Es handelte sich um eine Melone, natürlich keine zum essen, sondern ein Bowler, wie die besagte Kopfbedeckung in England betitelt wird.

Den Satz kannst du getrost weglassen, denn nach Pan Tau, weiß jeder was eine Melone, als Kopfbedeckung ist.

L.G.
Gabi
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Jeremia
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J
Beitrag01.12.2007 00:08

von Jeremia
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Eigentlich wurde die Geschichte mehrfach korrektur gelesen. Wenn Du irgendetwas an Rechtschreibfehlern bemerkt hast, wäre ich dankbar für eine Rückmeldung.  Buch

Eigentlich geht es nicht um Irre werden. Es ist eine phantastische Geschichte und die Begegnungen somit real.  Smile

LG

Mirko


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Gabi
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Beitrag01.12.2007 00:41

von Gabi
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Also ich hatte den Eindruck, dass Sauerwein sich alles nur eingebildet hatte. Ich denke, dich interessiert sicherlich, was der Leser denkt und das ist bei mir nun eben der Fall gewesen. Ich habe es aber nicht als Negativ empfunden. Geht es denn weiter, dann bin ich auf jeden Fall dabei.
Rechtschreibefehler sind bei dir wirklich selten und nicht sonderlich erwähnenswert, aber wenn du sie unbedingt wissen willst. (Fühl mich dabei immer so kleinkariert)

natürlich keine zum Essen,

Er liebte die Ausstattung der Folgen und hier ganz besonders die Hauptperson John Steet in seinem immer akkuraten Dress mit Melone.

Gruß Gabi
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MosesBob
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Beitrag01.12.2007 09:15
Re: Begegnungen
von MosesBob
Antworten mit Zitat

Hallo Jeremia!

Da du Gabi schon gebeten hast, die Rechtschreibfehler zu nennen, die ihr aufgefallen sind, damit du sie korrigieren kannst, gehe ich in meiner Rezension bei Gelegenheit auch darauf ein. Den Schwerpunkt lege ich aber auf Inhalt und Schreibweise.

Hier und dort verstecken sich übrigens auch ein paar Kommafehler, u. a.:

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
An seinem Verstand zweifelnd brach Sauerwein an seiner Haustür zusammen und kauerte dort, bis es endlich ruhig war.

Komma hinter „zweifelnd“.

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Mit den Nerven am Ende schleppte er sich in das Haus zurück und starrte apathisch um sich.

Komma hinter „Ende“.

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Alles was Ihm geblieben war, waren eine Hand voll Kleinmöbel, die er in einem Möbelhaus erworben hatte.

Komma hinter „Alles“.





Nun aber der Reihe nach.

Der Anfang deiner Geschichte vollzieht sich sehr schleppend. Ich musste mich dazu zwingen, weiterzulesen, denn gerade in den ersten Absätzen finden sich einige, wie ich finde, unschöne Formulierungen.

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Konstantin Sauerwein, erfolgreicher Geschäftsmann als auch kauziger Geselle, ging unbekümmert auf seinem gewohnten Gang durch den großzügig angelegten Stadtpark. Er sorgte sich nicht und sah sehr zufrieden aus. Wie hätte er auch anders sollen? Er konnte nicht wissen, in welch einer ungewöhnlichen und prekären Situation er sich gleich schon wieder finden würde.
Sauerwein war einer jener Zeitgenossen, die ihre Freizeit damit verbrachten, Unsummen an Geld in antiquarische Gegenstände zu stecken.

Fett markiert habe ich hier zunächst die Wortdoppelungen, die zum einen ungünstig, vor allem aber unnötig sind. Erwähnt seien sie hier eigentlich nur, weil sie sich im Verlauf der Geschichte häufen (weiter unten habe ich noch ein anderes Beispiel).

Darüber hinaus bin ich mir unschlüssig, ob die Formulierung „erfolgreicher Geschäftsmann als auch kauziger Geselle“ ohne ein vorheriges „sowohl“ funktioniert: sowohl erfolgreicher Geschäftsmann als auch kauziger Geselle“

Für mich klingt es gewöhnungsbedürftig – und falsch wegen seiner Bedeutung. Ein Geselle ist ein Kamerad, ein Gefährte, eventuell ein Freund. Wenn du etwas später auf das soziale Umfeld Sauerweins eingehst, bezeichnest du ihn jedoch folgendermaßen:

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Unwissend wer da klingeln sollte, denn Sauerwein hatte keine Freunde die ihn einfach so besuchen kamen, hierzu brauchte man einen festen Termin, ging er in den Flur zur schweren Eichenhaustür und öffnete diese.

Das klingt nich gerade nach einem Gesellen. Auch der übrige Eindruck, den ich von Sauerwein bekommen habe, passt eher zu einem kauzigen Einzelgänger, zu einem Eigenbrötler und Sonderling. Aber nicht zu einem Gesellen.

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Hier ließ Sauerwein so manchen Euro mit einem Lächeln auf den Lippen, wenn er ein echtes Schnäppchen ergattern konnte und das womöglich unter Preis.

Doppelt gemoppelt! Ein Schnäppchen zu ergattern, das womöglich unter Preis war, ist so, als würde man eine Leiche finden, die wahrscheinlich tot ist.

Schnäppchen = bes. preisgünstig angebotene [Marken]ware, Dienstleistung o. Ä.: ein S. machen (etw. vorteilhaft kaufen). (Duden)
 
Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Hauptsache, es war alt und besaß einen gewissen Sammlerwert. Seine Passion reichte von Möbeln zu kleineren Accessoires bis hin zu Bekleidung. Es gab nichts, was er nicht schon in seiner Sammlung daheim zu haben schien.

„schien“ steht hier an der falschen Stelle. Was er Zuhause hat, ist Fakt. Er besitzt es und scheint es sich nicht nur zu besitzen. Besser: Es schien nichts zu geben, was er nicht schon Daheim in seiner Sammlung hatte.

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Dementsprechend sah sein, im klassizistischen Bausstil erworbenes Haus, von innen selbst schon aus wie ein Antiquitätenladen.

Richtig: Baustil.

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Seine jüngst zurückliegende Anschaffung trug er auf seinem jetzigen Spaziergang bei sich - genauer gesagt auf dem Kopf. Es handelte sich um eine Melone, natürlich keine zum essen, sondern ein Bowler, wie die besagte Kopfbedeckung in England betitelt wird.

1. Zum Essen.
2. einen Bowler (… keine Melone zum Essen, sondern einen Bowler …)

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Schon als Kind hatte sich Sauerwein begeistern können für die unvergessliche britische Fernsehserie „Mit Schirm, Charme und Melone“. Er liebte die Ausstattung der Folgen und hier ganz besonders die Hauptperson John Steet in seinem immer akkuraten dress mit Melone.

Richtig: Dress (das ist ja mittlerweile eingedeutscht und wird nur noch im Englischen klein geschrieben)

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Im Park angekommen war er allein und hing seinen Gedanken nach.

Er ist doch schon längst im Park angekommen:

Konstantin Sauerwein, erfolgreicher Geschäftsmann als auch kauziger Geselle, ging unbekümmert auf seinem gewohnten Gang durch den großzügig angelegten Stadtpark.

Dieser Satz gibt zu verstehen, dass er sich schon im Park befindet.

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Fremde eigentümlich angezogen war.

… gewesen war! Denn er steht ja nicht mehr vor ihm. Dass er eigentümtlich angezogen war, ist ja eine Erinnerung, eine rückblickende Feststellung, keine gegenwärtige.

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Dementsprechend, fühlte er sich am Morgen nicht besonders wohl und kraftlos.

Dieser Satz braucht kein Komma.

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Gerade eben hatte er sich damit abgefunden, dass er den vergangen Tag als Einbildung abtun könne.

1. vergangenen
2. Der Satz sagt aus, dass er sich damit abgefunden hat, den Tag als Einbildung abtun zu können. Noch präziser: Er hat sich damit abgefunden, es zu können. Ich bezweifle, dass das deine Absicht war.

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
„Herr Sauerwein, ich bin froh Sie zu erreichen“, klang eine blecherne Stimme aus dem Trichter.
„Ja, ich……!“
Mehr brachte Sauerwein nicht heraus und wollte am liebsten in Ohnmacht fallen.
„Wie ich sehe, oder besser höre…..“, es folgte ein nach Bestätigung heischendes Lachen, „ funktioniert es ja noch hervorragend!“
„Ich komme dann in etwa einer Stunde vorbei und hohle es wieder ab.“

Sauerwein möchte am Liebsten in Ohnmacht fallen an einer Stelle, an der der Leser gar nicht wissen kann, warum. Das kann er erst in der darauffolgenden wörtlichen Rede, weil sie dem Wortlaut seiner gestrigen Bekanntschaften entspricht und somit eine Art Déjà-Vu hervorruft. Um die Verwirrung komplett zu machen, zweiteilst du diese wörtliche Rede sogar noch, obwohl sie von ein und derselben Person stammt (dem Anrufer). Deswegen darf der letzte hier zitierte Satz keine eigenen Anführungszeichen bekommen, sondern muss nahtlos an den vorherigen Satz anschließen:

„Wie ich sehe, oder besser höre…..“, es folgte ein nach Bestätigung heischendes Lachen, „ funktioniert es ja noch hervorragend! Ich komme dann in etwa einer Stunde vorbei und hohle es wieder ab.“

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Unfähig, sich selbst zu rühren beobachtete er die Ersten, die schon wieder das Haus verlassen wollten.

1. Komma hinter „rühren“.
2. „Selbst“ gehört gestrichen. Wer sonst soll ihn rühren, außer er selbst?

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Immer hatten sie irgendein Möbel oder Accessoire bei sich, welches sie mit sich führten.

Wenn sie es dabei hatten, führten sie es selbstverständlich mit sich. Würden sie es nicht mitführen, hätten sie es nicht dabei. Also: Wieder doppelt gemoppelt.

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Alle seine Stücke, seine Lieblinge, seine kostbaren Möbel waren fort. Alles was Ihm geblieben war, waren eine Hand voll Kleinmöbel, die er in einem Möbelhaus erworben hatte. Die nackten Wände und kahlen Räume wirkten wie verlassen und kalt.

Zu viel Möbel.

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Die weißgekleideten Männer zogen Sauerwein auf die Beine, legten ihn auf eine Bahre und brachten ihn zum Einsatzwagen.

Sanitäter bzw. Rettungsassistenten und Notärzte nicht nur in weiß gekleidet. Noch nicht mal hauptsächlich. Meist sind es nur das Polo-Hemd oder der Pullover, die weiß sind.
 
Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Angeblich, so flüsterten die Nachbarn, duldete er kein Möbelstück in seinem Zimmer, was zur Folge hatte, dass er sie zum Fenster oder zur Tür wieder heraus warf.

Total ungünstig formuliert! Der Satz sagt bestenfalls aus, dass er die Nachbarn zum Fenster oder zur Tür rauswarf, weil er keine Möbelstücke duldete. Tatsächlich spinnt die Logik hier aber gänzlich: Dadurch, dass er kein Möbelstück duldet, schmeißt er es zum Fenster hinaus? Nein, das geht so nicht.






Fazit: Die Idee finde ich klasse. Die Umsetzung leider nicht. Deine Schreibe wirkt unsicher, manchmal sogar unbeholfen. Ich habe den Eindruck, als wolltest du partout nicht schreiben, wie du bist. Das verfälscht den Text und verkompliziert ihn. Der Ton, den du anschlagen möchtest und von dem ich hoffe, ihn richtig interpretiert zu haben, passt hervorragend zu dem eigenbrötlerischen Einzelgänger. Er wirkt vornehm, distanziert, vorsichtig und bedacht. Die Theorie ist wirklich gut, aber die Praxis hinkt stark hinterher. Ich würde dir raten, einfacher zu schreiben und einige Sätze eingehender zu reflektieren, bevor du sie aufschreibst. Hin und wieder hatte ich den Eindruck, als hättest du noch über eine Formulierung nachgedacht, während deine Finger schon wild über die Tastatur huschten. Dieses instinktive Schreiben scheint mir bei dir noch ausbaufähig.

Du schreibst, das Sauermann ein Geschäftsmann ist. Ich kann mich nur leider an keine Stelle erinnern, die mir verrät, welcher Art seine Geschäfte sind. Decken sie sich vielleicht mit seiner Passion? Apropos: Eigentlich wird erst relativ spät klar, für welche Art von Antiquitäten er sich interessiert:

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
In der Küche bereitete er sich einen Tee. Mit dem heißen Wasser, das er in einem Teekessel aus dem 19. Jahrhundert zu kochen pflegte, goss er gerade eben den losen Schwarztee auf, als es unvermittelt an der Tür klingelte.

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Schön war diese Haustür auch, aus dem 19. Jahrhundert und er könnte sie praktisch der Alten vor der Nase zuschlagen.

Jeremia hat Folgendes geschrieben:
Ein alter, aus dem 18. Jahrhundert stammender Schrank, ein wenig rustikal, sehr bäuerlich eben, aber dafür sehr wertvoll.

Das sind die die einzigen Stellen, die sein Faible präzisieren, indem sie ihm immerhin eine Epoche zuordnen. "Antiquitäten" ist ansonsten ein breitgefächerter Begriff mit zahlreichen Stilrichtungen.

Also nochmal: Deine Idee gefällt mir wahnsinnig gut, nur die Umsetzung lässt viele Wünsche offen.

Grüße,

Martin


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Jeremia
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Beitrag01.12.2007 19:35

von Jeremia
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Vielen Dank für die Rückmeldungen. Es schleicht sich doch immer wieder etwas ein, was man selber nicht bemerkt. Werde den Text noch durchgehen und einige Dinge daran ändern.

merci

Mirko Wink


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MosesBob
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Beitrag01.12.2007 19:44

von MosesBob
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Hallo Mirko!

Versuch vor allem, einfacher zu schreiben. Sobald du merkst, dass du bei einem Satz ins Schleudern kommst und dich verkrampfst, lehnst du dich am besten zurück, faltest die Hände hinter dem Kopf zusammen und überlegst dir genau, wie du die Information verpacken willst. Nimm dir ruhig Zeit dafür. Eine solche Überarbeitung ist meistens nicht in ein paar Minuten oder Stunden getan.

Mach it, Junge! smile

Beste Grüße,

Martin


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