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[Rom-Anfang] Piratengeschichte


 
 
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JacksAppendix
Gast






Beitrag25.11.2007 14:45
[Rom-Anfang] Piratengeschichte
von JacksAppendix
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Mal wieder ein Buch angefangen. Mal wieder nix draus geworden.

Wenn man auf der großen Inselstraße immer nach Westen reist, alle Piratenangriffe überlebt, nicht auf die scheinbare Gastfreundlichkeit der Kanna-Inseln hereinfällt und schließlich zu den Inseln kommt, die keinerlei natürliche Bodenschätze und ebenso wenig strategischen Nutzen bieten, dann entdeckt man auch bald – gesetzt dem Fall man übersieht sie nicht – die scheinbar nutzloseste von ihnen.
Die SCHEINBAR nutzloseste... aber vermutlich ist sie das auch wirklich, denn was sollte schon auf Luma zu holen sein außer einem üblen Kater und vielleicht einigen Knochenbrüchen? Denn da sie für die Politiker bedeutungslos war, hatte sich auf der Insel eine viel interessantere Menschengruppe angesiedelt: Gesocks. Freibeuter, Abenteurer, Wirte ohne Lizenz und weitere ungewaschene Kerle mit ähnlichen Berufen, wenn man es denn „Berufe“ nennen darf. Die meisten von ihnen machten immer nur ein paar Tage Rast, da auf Luma wie gesagt nicht viel – wenn überhaupt etwas – zu holen ist. Nur einige misanthropische Einsiedler hatten sich im dichten Dschungel niedergelassen und ein paar Giftmischer hatten hier ihre schäbigen Wirtshäuser gebaut, um den Reisenden ihren gepanschten Fusel zu verkaufen. Eine von diesen vielleicht zwei, drei Kaschemmen auf Luma war Bonta’s Bar.
Könnten Gebäude sprechen, dann hätte man von Bonta’s Bar wohl nicht viel erfahren. Sie hätte wohl gerade mal einen Rülpser und einen Furz zustande gebracht und wäre dann wieder eingeschlafen.
Ähnlich sah es im Inneren der aus morschem Holz zusammengezimmerten Spelunke aus: An den wenigen runden Holztischen und der Theke gammelten vereinzelt ein paar Schnapsleichen herum und wer noch bei Bewusstsein war, soff, bis dieses endgültig aus ihm gewichen war.
Diese trostlose, ziemlich unhygienische, schnell Übelkeit erregende und auch sonst irgendwie muffige Umgebung war nun schon seit zwei Jahren die Heimat von Ichto, einem glücklosen Abenteurer, der als Ausreißer mit großen Ambitionen in diesen Teil der Inselstraße gekommen war und zunächst als bezahlter Scherge bei belanglosen Expeditionen teilgenommen hatte. Unglücklicherweise hatte seine Karriere auch später keinen Aufschwung mehr genommen und so blieb er eine Art drittklassiger Touristenführer, der gelegentlich auch mal die Wege der Illegalität beschritt.. Er konnte sich mittlerweile nicht mal mehr aufraffen das kleine Inseldreieck zu verlassen, welches aus Luma, dem sehr kleinen Kappa-Eiland und Gama bestand, wo es immerhin eine richtige Kleinstadt gab.
So hing er die meiste Zeit in Bonta’s Bar rum, wenn er nicht gerade einige Wochen oder Monate in irgendjemandes Auftrag auf einer der drei Inseln unterwegs war, um etwas zu finden, etwas verschwinden zu lassen, jemanden zu führen oder jemanden zu entführen. Und obwohl er Bonta, dem Wirt, immer wieder versicherte, dass das Wasser, welches von manchen Tieren abgeschlagen wurde, besser schmeckte als sein Bier, und seine Würstchen eher den Eindruck von Exkrementen als von Fleisch erweckten, kam er immer wieder in seine Bar zurück, vermutlich aus dem Grund, das ein so gewaltiger Verlierer war, wie ihm Bonta immer wieder versicherte.
Und dennoch wussten Ichto und Bonta, dass sie einander vertrauen konnten, und da Vertrauen in einer Halsabschneidergegend wie der Inselstraße so viel wert ist wie Gold, schätzte jeder von ihnen den anderen sehr.
In diesem Zustand waren sie durch ein Schlüsselerlebnis gelangt, welches sich kurz nach Ichtos ersten Besuch in der Bar ereignet hatte. Er war nun schon eine ganze Zeit in der Gegend gewesen, hatte sich mittlerweile mit seiner Erfolglosigkeit abgefunden und war mal wieder blank gewesen. Mitten in der Nacht hatte er versucht, die wenigen Sachen aus Bonta’s Bar zu schaffen, die einen Wert hatten, wobei Bonta ihn erwischte. Aber gerade als sie ihre Waffen ziehen und aufeinander losgehen wollten, fiel Bonta der Beutel mit Ichtos letztem Geld aus der Schürze, welchen er ihm am Tag zuvor entwendet hatte. Darüber mussten die beiden so lachen, dass sie ihre Waffen weglegten, Bonta einen ausgab und sie sich den Rest der Nacht unterhielten. Seitdem waren sie so etwas wie Freunde.
Auch an diesem Tag saß Ichto wieder an Bontas Theke und starrte auf den Boden seines leeren Bierkrugs. Er beobachtete, wie sich dort ein beeindruckender Mikrokosmos vor ihm entfaltete. Im brackigen Rest des Getränks, welches sich darin befunden hatte, schwamm gerade der mickrige Stummel einer Zigarre umringt von ab und zu platzenden Schaumblasen und Aschfetzen. Ichto fühlte sich an Planeten, Monde und Sterne erinnert und begann über die Herkunft Materias zu sinnieren, wie es schon viele weise Männer vor ihm getan hatten, allerdings wohl auf anderem Niveau. „Könnte es wohl sein...“, unterbrach er plötzlich die absolute Stille der Bar und ließ Bonta aufblicken, der seit mindestens zehn Minuten den selben Krug abtrocknete. „Könnte es wohl sein, dass unsere ganze Welt und alles drumrum einfach der Rückstand im Bierkrug  eines viel größeren Wesens ist?“ Bonta blickte Ichto eine Zeit lang an, ohne etwas anderes zu tun als ein paar mal zu blinzeln. Er wunderte sich immer wieder, auf welche Ideen die Betrunkenen kamen.
„Kann sein.“, murmelte er und fuhr fort den Krug abzutrocknen, an dem sich längst kein Tropfen Flüssigkeit mehr befand. Normaler Weise genügte eine derartige Antwort den Saufbolden und sie verfielen wieder in ihren wachkomaartigen Trancezustand. Aber an manchen, bei Bonta nicht sehr beliebten Tagen waren sie viel gesprächiger. “Glaubst du wirklich?“, staunte Ichto mit großen Augen. „Aber was wäre dann, wenn dieses Wesen den Rest auch noch trinkt oder den Krug auskippt?“
Bonta seufzte.
„Woa, das is’ ja echt ´ne gruselige Vorstellung.“, fing auf einmal ein kauziger, älterer Pirat an, der nur wenige Plätze von Ichto entfernt an der Theke saß. „Vielleicht wäre das dann die Apokalypse von der so viele Religionen reden, oder Mann?“
„Die große Flut wird allen Schmutz wegschwemmen!“, grölte ein Seemann, um dessen Hals eine Kette mit klerikalen Symbolen baumelte, an einem der Tische und sackte dann sofort laut schnarchend zusammen.
Bonta trocknete weiter ab und versuchte sie zu ignorieren.
„Ich hab’ mal gehört,“; schaltete sich schon wieder einer ein, „dass man an manchen Stellen der Ozeane Alkohol im Wasser nachgewiesen hat. Das würde dann ja wohl für deine These sprechen.“
„Mag ja sein.“, sagte nun schon wieder ein anderer. „Aber wo ist dann dieses riesige Wesen? Ich meine: Wo steht es drauf?“
Bonta fasste sich an die Stirn.
„Vielleicht sitzt es an der Theke in einem Wirtshaus. Mit anderen, ähnlichen Wesen. So wie wir hier. Nur größer.“, überlegte der Kauzige und strich sich über den verfilzten Bart.
Bonta starrte nur noch seinen Krug an und bemerkte überrascht, dass dieser vollkommen trocken war .
„Möglicherweise“, setzte nun Ichto wieder an, „trinkt das Wesen deshalb nicht aus, weil gerade Sperrstunde ist. Überlegt doch mal: Eine ewig lange Sperrstunde und wenn die mal vorbei ist, wird unser Universum ausgetrunken.“
„Ja Mann, ich kann’s mir vorstellen.“, lallte der schräge Pirat neben ihm und starrte in die Leere, als sehe er dort fantastisches.
Eine kleine Panik ergriff Besitz von Bonta. Er wusste, was gleich passieren würde und blickte sich verzweifelt um. Aber alle Gläser und Krüge in seiner Umgebung waren gnadenlos trocken und erbarmungslos sauber.
„Was meinst du denn dazu, Bonta?“, fragte Ichto.
„Warum trinkst du nicht noch ein Bierchen, Ichto? Geht aufs Haus.“, sagte Bonta und reichte ihm einen vollen Krug.
„Okay.“ Ichto zuckte mit den Schultern und fing wieder an zu trinken.
Wie durch ein Wunder fingen die anderen wieder an, stumm in die Gegend zu stieren. „Es klappt doch immer wieder.“, dachten Bonta und Ichto gleichzeitig.

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Locard
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Beitrag26.11.2007 23:37

von Locard
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Einen tollen guten Abend, lieber Jack Appendix, oder doch Captain Jack Appendix?! wink

Ich weiß nicht. Du bist mir sympathisch und trotzdem hasse ich dich lol2 Du stellst einen viel zu langen Text hier ein und fängst ihn richtig gut an, dass ich immer wieder auf diese Seite zurückkehren muss. Aber dennoch kann ich ihn nicht am Stück lesen lol2 Erkennst du mein Dilemma?! Nun ja, wie dem auch sei, lirum larum, ich drucke mir die Version aus und rezensiere sie morgen auf der Zugfahrt zur Uni. Morgen Abend bekommst du dann einen grandiosen Kommentar von mir lol2 (Vielleicht sollte ich nicht so hoch pokern ...)

PS:
Offizier 1: Ich sagte keine Lügen!
Offizier 2: Und wenn er die Wahrheit sagt?
Offizier 1: Wenn er die Wahrheit sagen würde, hätte er sie uns nicht gesagt!
Captain (!) Jack Sparrow: Es sei denn er wüsste, dass ihr die Wahrheit nicht glaubt, selbst wenn er sie sagt..


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Mana
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Apollon
Beitrag26.11.2007 23:47

von Mana
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Lieber Jacks,

ich habe deinen Text jetzt noch net durchgelesen aber ich werds gleich.
Im vorraus aber schon mal eine klitzekleine anmerkung^^:

Zitat:
Mal wieder ein Buch angefangen. Mal wieder nix draus geworden.


Des ist, so finde ich keine schöne einladung deinen Text zu lesen.
So schlecht wirste es ja wohl net finden, oder?

schreib doch lieber etwas neutraler, sowas wie:

Mal wieder ein Buch angefangen, bin mir aber noch net so sicher. Was meint ihr?


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Probber
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Beitrag27.11.2007 02:49

von Probber
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Ach, diesen Einleitungssatz finde ich nicht sonderlich abschreckend.
Ich schlußfolgere nicht automatisch, daß der Autor unzufrieden war. Ich mutmaße eher, daß ihm die Ideen ausgegangen sind oder ihm was Besseres über's Papier lief.

Ich habe deinen Text auf eine für mich sehr unorthodoxe Art gelesen und auch rezensiert. Weil mein Drucker 'Seite 2' als obere Seite ausgespuckt hat, habe ich in der Mitte angefangen. Aber wie sich später zum Glück rausstellte, machte das keinen großen Unterschied, weil ich schon in den ersten Sätzen ein Bild von Ichto hatte. Das gibt mir über den Anfang zu denken, den ich aber eigentlich ganz in Ordnung finde.  Wink

Mir sind etliche Zeichenfehler aufgefallen: Groß/Kleinschreibung, Kommata und sowas. Wenn du möchtest, kann ich dir die später gesondert nochmal zeigen.
Aber zunächst das Wesentliche (ich hoffe, ich greife Locard da nicht vor):

Zitat:
Die meisten von ihnen machten immer nur ein paar Tage Rast, da auf Luma, wie gesagt, nicht viel – wenn überhaupt etwas – zu holen ist.

Mir gefällt der Satz so nicht. Der fettgedruckte Bereich ist eine Apposition, ein Einschub (Die Kommata habe ich dir gratis eingefügt), also im Prinzip genau, wie die Gedankenstriche. Das 'wie gesagt' würde ich weg lassen.

Zitat:
Darüber mussten die beiden so lachen, dass sie ihre Waffen weglegten, Bonta einen ausgab und sie sich den Rest der Nacht unterhielten. Seitdem waren sie so etwas wie Freunde.

Das leuchtet mir nicht so richtig ein. Wenn ich die Geschichte weiterlese, habe ich keinerlei Anzeichen einer Vertrautheit gefunden. Ichto und Bonta sind wie normaler Stammbetrunkener und Wirt, Bonta ist sogar eher ditanziert. Das mag zwar darin begründet sein, daß er eher rauer Natur ist, aber das würde er meiner Meinung nach entsprechend anders ausdrücken.

Zitat:
... unterbrach er plötzlich die absolute Stille der Bar und ließ Bonta aufblicken, der seit mindestens zehn Minuten den selben Krug abtrocknete.

Dieser Gag ist schon ziemlich alt und ausgelutscht. Bedienst du dich absichtlich dieses Klischees oder ist dir nichts besseres eingefallen?

Zitat:
Überlegt doch mal: Eine ewig lange Sperrstunde und wenn die mal vorbei ist, wird unser Universum ausgetrunken.

Mir gefällt der Vergleich nicht. Jeder Biertrinker weiß, daß man die meisten Biersorten nach spätestens einer Stunde wegkippen kann. Der Geschmack ist dann nur noch schal.
Diese großen Wesen müssen schon sehr durstig sein, um dann noch diesen allerletzten Rest zu trinken.
Ich würde eher ansetzen, daß ein übergroßer Wirt nach der Sperrstunde beginnt, aufzuräumen und das Glas sauber spült.
So kannst du auch Bonta besser in Bedrängnis bringen.

Zitat:
Wie durch ein Wunder fingen die anderen wieder an, stumm in die Gegend zu stieren. „Es klappt doch immer wieder.“, dachten Bonta und Ichto gleichzeitig.

Hier erkenne ich erst, daß die beiden sich etwas besser kennen.
Die Pointe an sich ist ziemlich gut.

Die Geschichte an sich ist nicht übel, aber als Anfang für ein Buch schon etwas dürftig. Ich kann mir auch schwer vorstellen, wie du darauf aufbauen möchtest.
Auf besonderen Wunsch verzichte ich auf eine Benotung.
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JacksAppendix
Gast






Beitrag27.11.2007 16:05

von JacksAppendix
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Oy Probber,
vielen Dank für deine freundliche Bewertung. Den Text hatte ich tatsächlich nicht eingefroren, weil ich ihn scheiße finde (dann hätt ich ihn nicht hier reingestellt), sondern weil ich nicht wusste, wie ich meine wagen Ideen für den Rest umsetzen sollte.
Ja, ich bin nicht so ein Biertrinker, daher hatte ich das nicht bedacht. Zwar könnte man auch sagen, dass Piraten so knapp bei Kasse sind, dass sie einfach alles saufen (und von sich auf andere schließen), aber im Grunde hast du Recht. Werde ich ändern.
Das mit dem 10-Minuten-Krugabtrocknen hatte ich jetzt eigentlich nicht sooo als Gag gesehen, sondern eher als Beschreibung der Tristesse. Aber verfällt nicht jeder Möchtegern-Schriftsteller mal in Klischees? Werd mir die Stelle aber nochmal angucken.
Danke auch, dass du auf die Benotung verzichtest, wenn ich immer so hilfreiche Kritiken kriegen würde wie deine, bräuchte man die wirklich nicht mehr. Ich kann mir die Note auch schon etwas vorstellen. Ich hab bei solchen Humor-Texten immer ein bisschen den Stock im Arsch.
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Locard
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Beitrag27.11.2007 20:02

von Locard
Antworten mit Zitat

Souuu,

ich habe mir heute wirklich einige Gedanken zu deinem Text und zu meinem Kommentar gemacht. Wenn ich jetzt so mal meinen Zettel bzw deinen auseinandergenommen Text anschaue, habe ich wirklich viele Bemerkungen gemacht - manche wichtiger, manche nicht so gravierend und auch etwas kleinkariert wink Ich weiß nicht, in wie weit du ihn kommentiert haben willst, aber ich denke (weil's in der Talentschmiede steht) schon etwas detaillierter.
Vorweg möchte ich betonen, dass du ein schweres Erbe angetreten und ein allgegenwärtiges tadelloses Beispiel hast, welches dir immer wieder zum Verhängnis werden kann - und zwar den guten Captain (!) Jack Sparrow, seine Crew und der Fluch der Karibik. Wie du siehst, ist die erste Assoziation bei dem Begriff Piratengeschichte eben diese Vorlage. Man wird daran gemessen - gewollt oder ungewollt. Nicht leichter haben es die Fantasykollegen mit dem grandiosen Tolkien wink

Bevor ich einen allgemeinen Eindruck wiedergeben werde, zeige ich dir meine Kommentare bezüglich einiger Textstellen. Viel Spaß!

Zitat:
Wenn man auf der großen Inselstraße immer nach Westen reist, alle Piratenangriffe überlebt, nicht auf die scheinbare Gastfreundlichkeit der Kanna-Inseln hereinfällt und schließlich zu den Inseln kommt, die keinerlei natürliche Bodenschätze und ebenso wenig strategischen Nutzen bieten, dann entdeckt man auch bald – gesetzt dem Fall man übersieht sie nicht – die scheinbar nutzloseste von ihnen.

Nach meinem Geschmack immer noch ein toller, interessanter Anfang, der ein Monstrum von einem Satz ist! Einschübe, Nebensätze, Hauptsätze sind wild in den Mixer geraten. Der Satz strotzt auch nur so vor Informationen über die Inselgruppe, die Insel selbst, die Menschen, das Gemüt, den Nutzen etc. Man wird förmlich davon erschlagen und mit dem Rest begraben! Kürze ihn etwas und formuliere ihn knackig!

Zitat:
Die SCHEINBAR nutzloseste... aber vermutlich ist sie das auch wirklich, denn was sollte schon auf Luma zu holen sein außer einem üblen Kater und vielleicht einigen Knochenbrüchen? Denn da sie für die Politiker bedeutungslos war

Hui! Also, zunächst würde ich dieses betonte GROSSSCHREIBEN weglassen! Warum benutzt du es überhaupt?! Klar, du willst auf das scheinbar hinweisen, aber das geht auch anders. Die Wiederholung an sich ist bereits eine Verdeutlichung. Was die hier angeht "..." hast du hoffentlich nur versucht, eine Fliege zu verscheuchen, die sich auf deiner Tastatur niedergelassen hat wink Meiner Meinung nach sind diese drei Punkte überflüssig und ...
Weiterhin finde ich den Ausdruck "Knochenbrüche" unpassend. Kater und Knochenbrüche. Das ist für mich schon zu überladen, zu spitz. Warum ausgerechnet Knochenbrüche und nicht nur blaue Augen?
Dann noch das Wort "Politiker", der sich auch nicht so recht zu deiner Wortwahl einfügen will. Der Begriff ist für mich auch zu allgemein, als sei dir keine treffende Bezeichnung eingefallen. Denn, große Politik wird auf Luma ja nicht gemacht.
Als letztes finde ich auch seltsam, dass du erwähnst wie scheinbar nutzlos ist, und danach das noch vermutest. Scheinbar besagt ja, dass es bloß den Anschein hat, aber eben nicht so ist. Woha, verwirrend ...

Zitat:
[...]Wirte ohne Lizenz[...]

Brauchten Wirte wirklich eine Lizenz?! Und wen interessierte es, wenn sie eine haben oder eben nicht? Die Gesetzlosen scheren sich doch einen feuchten Hering darum, oder sind sie bei diesem Thema verständnisvoll?

Zitat:
[...]um den Reisenden [...] eine Art drittklassiger Touristenführer

Die ganze Zeit versuchst du, Luma als Ghetto darzustellen, kehrst das Öde, Langweilige, Stinkende und Trostlose nach außen. Es ist eine Insel für Verlierer von Verlierern und warum in aller Welt sollten da unbedingt Touristen (gab es solche auch schon früher?!) hinkommen?! Gibt es einen tollen Meeresbusen oder einen sprechenden Affen, der einen Flohzirkus betreibt?

Zitat:
Könnten Gebäude sprechen, dann hätte man von Bonta’s Bar wohl nicht viel erfahren. Sie hätte wohl gerade mal einen Rülpser und einen Furz zustande gebracht und wäre dann wieder eingeschlafen.
Ähnlich sah es im Inneren der aus morschem Holz zusammengezimmerten Spelunke aus

Hier fehlt die äußere Beschreibung der Bar! Sonst macht das "Ähnlich" keinen Sinn!

Zitat:
da Vertrauen in einer Halsabschneidergegend wie der Inselstraße so viel wert ist wie Gold

Dieser Satz machte mich auch skeptisch. Vertrauen in einer Halsabschneidergegend?! Eine eben solche Gegend ist doch bekannt dafür, dass jeder jeden über und unter den Tischt zieht, betrügt, was das Zeug hält! Warum sollte dort jemand Vertrauen zu einer Person entwickeln, wenn man damit rechnen muss, hinterrücks von jener erstochen und anschließend beraubt zu werden.

Zu der großen Philosophenrunde noch folgendes:
Sie hat durchaus unterhaltungswert, wenn man nichts tiefgehendes erwartet. Auf mich hat es den Anschein, als versuchtest du, hochtrabende Dinge herunter zu brechen, allerdings kratzt du eher an der Oberfläche. Der Rest liegt verborgen, viel tiefer! Was ich hier sehe ist bloß die Spitze des Eisbergs wink Trotzdem schaffst du hier einen schönen Bogen von der Zigarette im Bier auf die Philosophie - das Motiv ist oke!
Ich würde ebenfalls weniger Personen agieren lassen und mehr aus deinem Protagonisten herauskitzeln. Immerhin ist es, der den Leser durch die Geschichte begleiten wird, oder?!

Ich hoffe, du hast es bis hierher geschafft und bist nicht der Verzweifelung nahe. Keine Sorge, so schlimm ist er gar nicht wink Er ist noch viel schlimmer lol2 (kleiner Scherz)
Abschließend möchte ich sagen, dass mir der Auszug gut gefallen hat. er hat etwas, was ich gar nicht zu sagen vermöge. Er ist gut gewürzt, allerdings fehlt ihm der Pfeffer im Arsch, um mitreißend zu sein!!!! Als Kinder- und Jugendroman bestens geeignet, weil er eben eine lockere Leichtigkeit vorlebt - eben durch deinen Stil! Es fehlt so das große Unheil dieser schrecklichen Welt, die uns Erwachsenen bekannt ist. Der Text ist in einfachen Worten geschrieben, macht keine Schnörkel, Öhsen, Salti, Umdrehungen oder hat Ecken oder Kanten.
Dennoch könntest du hier und da Dinge beim Namen nennen (bspw: die klerikalen Symbole, die benutzten Waffen, etc).
Achso, teilweise habe ich das Gefühl, als sei nicht alles durchdacht worden, sondern ist eher vom Einfall direkt auf dem Papier gelandet (das Kennenlernen von Bonta und Ichto, oder dass der Stummel auch oben geschwommen wäre, wenn der Krug nocht voll war). Man kann aber darüber hinwegsehen wink
Noch etwas: Besonders toll finde ich die Namen!!!! Wie kommst du auf soetwas? (die tragen übrigens auch zu der kindlichen Leichtigkeit bei!) Darf ich mir da eine Scheibe von dir abschneiden?

Sou! Ich freue mich auf deine Überarbeitung und Fortsetzung der Geschichte! Ich bin wirklich gespannt wie es denn nun weitergeht mit Ichto und auf welche Abenteuer er sich begibt. Die Geschichte hat unheimliches Potenzial!!!! Ich wünschte, mir wäre soetwas eingefallen Rolling Eyes Menno ...

Ahoi!

PS: Was dich als Roman zweifeln lässt, könnte die Tatsache sein, dass es eher nach einer direkt geschriebenen Geschichte klingt, als nach einem strukturierten Roman. Du hast deine Idee einfach herunter geschrieben, oder?


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JacksAppendix
Gast






Beitrag27.11.2007 21:40

von JacksAppendix
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Zitat:
PS: Was dich als Roman zweifeln lässt, könnte die Tatsache sein, dass es eher nach einer direkt geschriebenen Geschichte klingt, als nach einem strukturierten Roman. Du hast deine Idee einfach herunter geschrieben, oder?


Ja, genau so ist es. Ich bin etwas plotfaul.

Puh, was eine Kritik. Ich danke dir auch von ganzem Herzen. Ich glaub, ich habe nie bessere Kritiken bekommen als zu diesem Text (nicht im Sinne von positiv, sondern im Sinne von hilfreich).
Da krieg ich ja richtig Lust, diesen eingefrorenen Text doch noch zu reanimieren.

Das du gerade die Namen gut findest überrascht mich ja. Ich finde meine Fantasie-Konstrukt-Namen eigentlich immer irgendwie scheiße. Aber wenn sie dir gefallen - umso besser.
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Locard
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Beitrag27.11.2007 21:48

von Locard
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JacksAppendix hat Folgendes geschrieben:

Da krieg ich ja richtig Lust, diesen eingefrorenen Text doch noch zu reanimieren.


Unbedingt wink


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Probber
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Beitrag27.11.2007 22:03

von Probber
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Freut mich, daß wir dich weitergebracht haben. Da weiß man als Rezensent, daß sich die Mühe lohnt.  Daumen hoch
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