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Der seltsame Zwang des Klaas B.


 
 
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Zense
Gänsefüßchen


Beiträge: 22



Beitrag10.01.2016 11:10
Der seltsame Zwang des Klaas B.
von Zense
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Einstand 2.

Nach unzähligen Kommaübungen und Kommaalbträumen,
nun mein zweiter Text zum Einstand.


Der seltsame Zwang des Klaas B.

Klaas war drei Jahre alt, da sagte seine Mutter: „Mit Klaas stimmt etwas
nicht“.
Wenn sie mit ihrem Sohn sprach oder ihn anfasste, sah Klaas ihr nie in die
Augen, sondern schien einen imaginären Punkt zu fixieren. Gegenüber
dem Vater zeigte Klaas keine Auffälligkeiten.
„Ach was“ sagte der Vater.
Das erste Jahr in der Grundschule war Klaas maßlos überfordert. Fast
schien es, als müsste er eine Sonderschule besuchen. Im zweiten Jahr
hingegen hatte er keine Probleme dem Unterricht zu folgen. Seine
Leistungen schwankten, innerhalb verschiedener Fächer, von Jahr zu Jahr
erheblich, wofür weder seine Eltern noch das Lehrpersonal eine
zufriedenstellende Erklärung fanden.
„Mit Klaas stimmt etwas nicht“ sagten seine Lehrer.
In der Hauptschule litt Klaas unter ständigen Erektionen. Besonders
unangenehm war ihm dies im Sportunterricht oder beim Schwimmen. Er
gewöhnte sich an, vor jeder Sportstunde, zu onanieren. Nicht nur im
Völkerball war er ein leichtes Opfer, in allen Sportarten versagte er
kläglich. Die meiste Zeit verbrachte er auf der Reservebank, was ihm
durchaus recht war.
„Mit dem stimmt etwas nicht“ sagten seine Mitschüler.
Klaas war nicht groß, aber von kräftiger Statur und als die Schulschläger
ihn ins Visier nahmen, brach er dem Größten unter ihnen mit einem Schlag
die Nase. Danach ließen sie ihn in Frieden. Obwohl Klaas sich zu Literatur
und Kunst hingezogen fühlte, begann er eine Lehre als Maurer. Geschickt
und zuverlässig, wie er war, schaffte er die Gesellenprüfung mit
Leichtigkeit und bezog eine kleine Mietwohnung. Auf einem Dorffest
lernte er Tina kennen. Beide waren betrunken und fühlten sich zueinander
hingezogen. Seine Angewohnheit, ständig auf den Boden zu schauen,
wenn sie mit ihm sprach, hielt sie für Schüchternheit. Beim Sex verblieb
Klaas am liebsten mit dem Kopf zwischen Tinas Beinen. Beim Küssen
hingegen fühlte er keinerlei Erregung, bis er sich ihren Mund als eine
feuchte Vagina vorstellte.

Nach einem gemeinsamen Urlaub, betrachtete Tina die Fotos die Klaas
gemacht hatte. Auf keinem Foto war ihr Kopf zu sehen.
„Mit dir stimmt doch etwas nicht... Abgesehen vom Sex bist du für rein gar
nichts zu gebrauchen“ sagte sie und trennte sich von ihm. Klaas verfiel in
Depressionen und sah sich genötigt, einen Psychiater aufzusuchen.
„Es geht schon so, seit ich denken kann“ sagte Klaas.
„In der Schule wurde es immer schlimmer... Es begann mich zu
beherrschen... Mich aufzufressen... Ich kann nichts dagegen tun. Sobald
ich eine Frau sehe, muss ich ihr auf den Schritt starren. Meine Gedanken
drehen sich nur noch um die Vagina dieser Frau. Wie sie riecht, sich
anfühlt, ob sie rasiert ist... Wie sie bei Berührung reagiert...“.

Selbst nach einem halben Jahr Behandlung zeigte sich bei ihm keine
Besserung. Seine Wochenenden verbrachte er damit, im Park zu sitzen und
Frauen zu beobachten. Gerne ging er auch zum Bahnhof und stellte sich
unter den Fußgängerübergang. Er fing sogar mit dem Rauchen an, nur um
weniger aufzufallen.
Eines Tages, der Sommer neigte sich dem Ende zu, sah er eine reife,
rothaarige Frau, mit langen gekräuselten Haaren, in einem eng
anliegenden, hellgrünen Kleid. Sie eilte über die Straße und ging mit
schnellen Schritten in Richtung Bushaltestelle. Klaas war von ihrer
Erscheinung fasziniert, die Art wie sie ging, wie sich ihre Pobacken,
rhythmisch, wie zwei massige Schiffskolben, unter ihrem Kleid auf und ab
bewegten. Klaas konnte nicht länger an sich halten, er musste ihren Schritt
sehen und so lief er ohne zu zögern, wie hypnotisiert, über die Straße,
vernahm ein Quietschen und kam erst im Krankenwagen wieder zu
Bewusstsein.
Bilder rasten an seinem inneren Auge vorbei, der Schritt von Tina, der
Schritt seiner Kunstlehrerin, der Schritt von Heike, in die er als Kind
verliebt gewesen war. Schritt für Schritt zog sein Leben an ihm vorüber.
Etwas Mächtiges wollte ihn aufsaugen, vergebens versuchte er, sich
im riesigen Schamhaar seiner Mutter festzukrallen. Ein kaum hörbarer Laut
entglitt seiner Kehle, kurz bevor die Dunkelheit ihn für immer verschlang.

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Tomhome
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Beitrag10.01.2016 23:18

von Tomhome
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Klaas erhob sich aus seinem leblosen Körper. Ohne sich selbst noch mal anzusehen, flog er der rothaarigen Frau hinterher, er musste ihren Schritt ansehen. Als Geist konnte er durch die Kleidung sehen und das machte er auch, als er sie fand. Ihre Vagina war völlig ausgeleiert und die Schamlippen hingen ausgefranst herunter.

Wegen so einer alten Schabracke, musste ein junger Mann,
 in seinen besten voll im Saft stehenden Jahren  sterben .


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Ich denke, also bin ich ....Hier falsch!
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Tomhome
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Beitrag10.01.2016 23:22

von Tomhome
Antworten mit Zitat

Klaas erhob sich aus seinem leblosen Körper. Ohne sich selbst noch mal anzusehen, flog er der rothaarigen Frau hinterher, er musste ihren Schritt ansehen. Als Geist konnte er durch die Kleidung sehen und das machte er auch, als er sie fand. Ihre Vagina war völlig ausgeleiert und die Schamlippen hingen ausgefranst herunter.

Wegen so einer alten Schabracke, musste ein junger Mann,
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V.K.B.
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Beitrag11.01.2016 05:40

von V.K.B.
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Hallo Zense,
leider muss ich sagen, ich fand deine erste Geschichte wesentlich besser, dieser hier kann ich nicht so viel abgewinnen. Ich habe lange darüber nachgedacht, kann aber keinen tieferen Sinn entdecken. Da wird also einem jungen Mann sein Fetisch zum Verhängnis, aber was willst du uns damit sagen? Den vorletzten Satz mit dem Schamhaar der Mutter finde ich nur unfreiwillig komisch, wie auch das Bild mit den Schiffskolben. Und das "Schritt für Schritt"-Wortspiel (wenn auch an sich nicht völlig unwitzig) finde ich hier unpassend, willst du dich über deinen Protagonisten lustig machen?  

Ist aber nur meine persönliche Meinung.

Was ich völlig unangebracht finde ist der Kommentar von Tomhome! Auch wenn man einer Geschichte wenig abgewinnen kann, sollte man sie nicht einfach nur verarschen!


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Hang the cosmic muse!

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Zense
Gänsefüßchen


Beiträge: 22



Beitrag11.01.2016 08:16

von Zense
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@ Tomehome

45 Jahre? Sicher?

Hallo V.K.B, danke für die Rückmeldung. (Auch bei "Sonja").

Die "Schiffskolben" sind der Streichung entgangen und gehören weg. Mit dem Ende bin ich auch nicht zufrieden.
Zur Zeit ist die Story bei mir eher ein Mittel zu dem Zweck, rhythmisch und flüssig schreiben zu lernen. Biographisches, wie bei der ersten Geschichte, wirkt da gleich authentischer.
Aber mit der Zeit/Übung, stellt sich bei mir, so hoffe ich mal, auch ein Gefühl für Storyentwicklung ein.
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Tomhome
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Beitrag11.01.2016 10:26

von Tomhome
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Wieso muss man die Schiffskolben weglassen, wenn es die Gedanken eines Menschen mit dem etwas nicht stimmt sind . Da kann man noch viel schlimmere Sachen schreiben um seine Abgründe hervor zu heben. Schritt für Schritt ist das beste an der Geschichte, weil es den zwanghaften Fetisch von Klaas noch mal hervor hebt. Sein ganzes Leben wird davon dirigiert.
Für mich stellt sich die Frage ob es sich hier nur um Klaas dreht, oder um die Abgründe aller Menschen. Man könnte  es ausweiden und mal nachschauen, was bei den Menschen nicht stimmt, welche sagen ,, BEI DEM STIMMT WAS NICHT**


P.S. IN MEINEM AUSWEIS STEHT ICH WÄRE 1970 GEBOREN. MUSS AUCH ÖFTERS MAL NACHSCHAUEN OB DAS WIRKLICH STIMMT.


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Zense
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Beiträge: 22



Beitrag11.01.2016 10:48

von Zense
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Hallo,

Nun, hatte mich gewundert, wieso ein Mann von 45, eine reife Frau als alte Schabracke bezeichnet... (Mir gefielen in der Schulzeit die Lehrerin meist besser als meine Mitschülerinnen), aber das mit dem Ausweis kenne ich. Muss auch öfters mal nachschauen...

Nun, die "Schiffskolben" passen nicht in den Schreibstil der Geschichte, finde ich. Streiche auch gerne.

LG
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Heidi
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Beitrag11.01.2016 11:28
Re: Der seltsame Zwang des Klaas B.
von Heidi
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Hallo Zense,

die ersten Sätze deiner Geschichte machen mich neugierig. Im Mittelteil entsteht dann ein großes Fragezeichen. Nach dem Lesen bin ich verwirrt. Der Schluss kommt etwas unschlüssig daher.
Ich frage mich, was genau deine Geschichte sein soll. Eher dramatisch oder eher lustig? Das kommt, meiner Meinung nach, nicht heraus.

Für ein Drama (was gut zum Thema passen würde) fehlt mir die Tiefe. Ich begegne deinem Protagonisten distanziert, da du mich nicht an seinem Innenleben teilhaben lässt.
Den ersten Satz finde ich stark. Ich will sofort wissen, warum Klaas´ Mama findet, dass mit ihrem Sohn etwas nicht stimmt. Da du aber die Gefühle deines Protagonisten völlig außen vor lässt, wird diese Frage für mich nicht beantwortet. Ich weiß nicht, mit wem ich es zu tun habe. Du schaffst eine Atmosphäre, die mir nicht erlaubt, mit ihm mitzufühlen.

Zense hat Folgendes geschrieben:
Er fing sogar mit dem Rauchen an, nur um
weniger aufzufallen.


Dieser Satz ist für mich, abgesehen vom Eingangssatz, der interessanteste. Hier erfahre ich ansatzweise, was in Klaas vorgeht.

Insgesamt halte ich es für schwierig, eine ganze Lebensgeschichte in so einem kurzen Abschnitt zu erzählen.

Falls du die Geschichte eher im Bereich Humor ansiedelst, dann triffst du meinen Geschmack absolut nicht. Sich über die Zwänge eines Menschen lustig zu machen, finde ich niveaulos.

Liebe Grüße
Heidi
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Zense
Gänsefüßchen


Beiträge: 22



Beitrag11.01.2016 12:08

von Zense
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Hallo Heidi,

Der Tonfall sollte eher neutral sein, weder Drama noch humoristisch.

Der Hauptfehler ist, wie du sagst, die Zeitspanne. Die ist für eine Kurzgeschichte viel zu lang, weshalb die Geschichte auch nicht funktionieren kann. Und die fehlende Aussage (Sinn). Anfängerfehler.

LG,

Zense
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V.K.B.
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Beitrag12.01.2016 03:33

von V.K.B.
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Ich denke, mit der Zeitspanne hat das nichts zu tun. Man kann durchaus in Kurzgeschichten mehrere Jahre abdecken, vielleicht sogar Jahrhunderte. Ich weiß nicht mehr von wem oder wie die hieß, aber ich mal eine englische SciFi Kurzgeschichte gelesen, in der es um die soziale Entwicklung einer fiktiven Stadt im Laufe von 3 Jahrhunderten ging, und die war richtig gut!

Was deiner Geschichte meiner Meinung nach fehlt ist irgendein überraschendes Element. Irgendwas, was der Leser nicht erwartet. So wie es jetzt ist plätschert alles nur so vor sich hin und auch das Ende ist wenig überraschend und damit ziemlich nichtssagend.

Vielleicht könnte man am Ende irgendwas über Klaas erfahren, dass irgendwie zeigt, dass er sein ganzes Leben lang missverstanden und abgestempelt wurde, aber es ihm eigentlich um irgendwas ganz anderes ging? Ich weiß aber auch nicht, was das sein könnte, war nur so eine fixe Idee, wie man die Geschichte vielleicht retten könnte.

Gruß,
VKB


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Seraiya
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Beiträge: 924



Beitrag12.01.2016 03:42

von Seraiya
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Hallo Zense,

Das Format gefällt mir nicht. Aber der Text hat mir irgendwie gefallen, owbohl das so gar nicht meine Baustelle ist.
Das Ende fand ich seltsam, unüberlegt - was ich aber nicht beurteilen kann. Ließ mir das Ganze zu sehr ins Lächerliche abdriften.


LG,
Seraiya


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Zense
Gänsefüßchen


Beiträge: 22



Beitrag12.01.2016 08:27

von Zense
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Danke für die Tipps...

Den Schluss hab ich ganz gestrichen und so ist die Geschichte, denke ich,
wesentlich besser. Werde aber nicht weiter daran rumdoktern,
sondern bei der nächsten Geschichte den Focus gleich auf die Story legen.



Der seltsame Zwang des Klaas B.

Klaas war drei Jahre alt, da sagte seine Mutter: „Mit Klaas stimmt etwas
nicht“.
Wenn sie mit ihrem Sohn sprach oder ihn anfasste, sah Klaas ihr nie in die
Augen, sondern schien einen imaginären Punkt zu fixieren. Gegenüber
dem Vater zeigte Klaas keine Auffälligkeiten.
„Ach was“ sagte der Vater.
Das erste Jahr in der Grundschule war Klaas maßlos überfordert. Fast
schien es, als müsste er eine Sonderschule besuchen. Im zweiten Jahr
hingegen hatte er keine Probleme dem Unterricht zu folgen. Seine
Leistungen schwankten, innerhalb verschiedener Fächer, von Jahr zu Jahr
erheblich, wofür weder seine Eltern noch das Lehrpersonal eine
zufriedenstellende Erklärung fanden.
„Mit Klaas stimmt etwas nicht“ sagten seine Lehrer.
In der Hauptschule litt Klaas unter ständigen Erektionen. Besonders
unangenehm war ihm dies im Sportunterricht oder beim Schwimmen. Er
gewöhnte sich an, vor jeder Sportstunde, zu onanieren. Nicht nur im
Völkerball war er ein leichtes Opfer, in allen Sportarten versagte er
kläglich. Die meiste Zeit verbrachte er auf der Reservebank, was ihm
durchaus recht war.
„Mit dem stimmt etwas nicht“ sagten seine Mitschüler.
Klaas war nicht groß, aber von kräftiger Statur und als die Schulschläger
ihn ins Visier nahmen, brach er dem Größten unter ihnen mit einem Schlag
die Nase. Danach ließen sie ihn in Frieden. Obwohl Klaas sich zu Literatur
und Kunst hingezogen fühlte, begann er eine Lehre als Maurer. Geschickt
und zuverlässig, wie er war, schaffte er die Gesellenprüfung mit
Leichtigkeit und bezog eine kleine Mietwohnung.
Seine Wochenenden verbrachte er damit, im Park zu sitzen und
Frauen zu beobachten. Gerne ging er auch zum Bahnhof und stellte sich
unter den Fußgängerübergang. Er fing sogar mit dem Rauchen an, nur um
weniger aufzufallen.
Auf einem Dorffest lernte er Tina kennen. Beide waren betrunken und
fühlten sich zueinander hingezogen. Seine Angewohnheit, ständig auf den
Boden zu schauen, wenn sie mit ihm sprach, hielt sie für Schüchternheit.
Beim Sex verblieb Klaas am liebsten mit dem Kopf zwischen Tinas Beinen.
Nach einem gemeinsamen Urlaub, betrachtete Tina die Fotos die Klaas
gemacht hatte. Auf keinem Foto war ihr Kopf zu sehen.
„Mit dir stimmt doch etwas nicht“ sagte Tina.
„Es geht schon so, seit ich denken kann“ sagte Klaas.
„In der Schule wurde es immer schlimmer... Es begann mich zu beherrschen...
Mich aufzufressen... Ich kann nichts dagegen tun. Sobald ich eine Frau
sehe, muss ich ihr auf den Schritt starren und denke nur noch an ihre Muschi.
Wie sie riecht, sich anfühlt, ob sie rasiert ist... Wie sie bei Berührung reagiert...“.
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Moses
Geschlecht:männlichErklärbär
M

Alter: 46
Beiträge: 1
Wohnort: München


M
Beitrag12.01.2016 15:45

von Moses
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In Syrien so was nicht normal.

_________________
Ich kam sah und siegte.
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Zense
Gänsefüßchen


Beiträge: 22



Beitrag12.01.2016 16:24

von Zense
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Wie heißt das nochmal... fängt mit "T" an und hört mir "roll" auf?
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2942
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag13.01.2016 14:01

von Klemens_Fitte
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Hallo Zense,

zunächst von mir an dieser Stelle: willkommen im Forum.
Nachdem ich mit deinem ersten Einstandstext nicht allzu viel anfangen konnte, finde ich hier vieles, das mir sehr zusagt; und das hat vor allem mit der sprachlichen Form zu tun. Ich bin mir nicht sicher, wie bewusst dieser Text in seiner Sprache gesetzt ist – du schriebst öfter davon, erst einmal lernen zu wollen, einen lesbaren Satz zu schreiben –, ich finde hier aber nur wenige der Fehler, die unerfahrene oder am Anfang stehende Autoren oft machen. Kann sein, dass das auch durch die Reduktion der sprachlichen Mittel begünstigt ist – mir gefällt das jedenfalls sehr. Vor allem gefällt mir der Verzicht auf eine Dramatisierung des Erzählten; dieser Text tut gar nicht erst so, als könnte er mir eine Innenansicht seines Protagonisten liefern, obwohl er mir Intimes vermittelt, verbleibt er in einer Distanz und Neutralität, von der der Text ungemein profitiert. Ebenso gut gesetzt finde ich die zeitlichen Sprünge, die sich sehr unauffällig in den Text einfügen und trotzdem jeder Forderung nach regelkonformem Erzählen (Spannungsbogen, überraschende Wendung, Auflösung, Moral etc.) eine Absage erteilen.

Wenn ich mir für dein weiteres Verbleiben im Forum etwas wünschen dürfte, wäre es ein wenig mehr Zutrauen in deine Texte; so fand ich beispielsweise das Streichen der letzten Absätze sehr schade, nicht nur, weil der mE sehr zentrale Satz "Schritt für Schritt zog sein Leben an ihm vorüber" dadurch entfällt, sondern auch, weil keine adäquate Alternative, aus dem Text auszusteigen, geboten wird. Um es anders zu sagen:
Zense hat Folgendes geschrieben:
„In der Schule wurde es immer schlimmer... Es begann mich zu beherrschen...
Mich aufzufressen... Ich kann nichts dagegen tun. Sobald ich eine Frau
sehe, muss ich ihr auf den Schritt starren und denke nur noch an ihre Muschi.
Wie sie riecht, sich anfühlt, ob sie rasiert ist... Wie sie bei Berührung reagiert...“.

Der Text endet hier nicht, das kannst du mir nicht weismachen.

Über kleine Ausrutscher in den Formulierungen könnte man noch ebenso gut reden wie über die Zeichensetzung, das ist aber nichts, was nicht noch warten könnte. Erstmal wollte ich nur rückmelden, dass ich das hier sehr gern gelesen habe – vielleicht auch gerade deshalb, weil es nicht in der langweiligen Routine geübter Schreiber feststeckt und trotzdem ahnen lässt, dass da einer schreibt, der schreiben kann.

Liebe Grüße,
Klemens


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100% Fitte

»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
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Zense
Gänsefüßchen


Beiträge: 22



Beitrag13.01.2016 16:27

von Zense
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Hallo Klemens_Fitte,

Danke für die Ermutigung. Vor gut 6 Jahren wollte ich bereits mit Prosa beginnen, kam aber nicht viel weiter, als einige Ratgeber zu lesen. Allerdings hatte ich in den letzten Jahren einige Song Texte (und Musik) geschrieben und da lernt man schon, Wörter bewusst zu gebrauchen. Der neutrale Ton ist gewollt.
Dennoch ist Prosa ein anderes Gebiet und mir fehlt noch "das Gefühl", eine Story zu entwickeln. Deshalb werde ich erstmal mit kleinen Texten fortfahren, bis ich eine gewisse Sicherheit verspüre. Dann wächst auch das Zutrauen in das eigene Schreiben.

Liebe Grüße,

Zense
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Zense
Gänsefüßchen


Beiträge: 22



Beitrag13.01.2016 17:27

von Zense
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Nach längerer Überlegung noch eine "Fertig, Ende, Aus" Schlussfassung dieses kleinen Textes.


Der seltsame Zwang des Klaas B.

Klaas war drei Jahre alt, da sagte seine Mutter: „Mit Klaas stimmt etwas
nicht“.
Wenn sie mit ihrem Sohn sprach oder ihn anfasste, sah Klaas ihr nie in die
Augen, sondern schien einen imaginären Punkt zu fixieren. Gegenüber
dem Vater zeigte Klaas keine Auffälligkeiten.
„Ach was“ sagte der Vater.
Das erste Jahr in der Grundschule war Klaas maßlos überfordert. Fast
schien es, als müsste er eine Sonderschule besuchen. Im zweiten Jahr
hingegen hatte er keine Probleme dem Unterricht zu folgen. Seine
Leistungen schwankten, innerhalb verschiedener Fächer, von Jahr zu Jahr
erheblich, wofür weder seine Eltern noch das Lehrpersonal eine
zufriedenstellende Erklärung fanden.
„Mit Klaas stimmt etwas nicht“ sagten seine Lehrer.
In der Hauptschule litt Klaas unter ständigen Erektionen. Besonders
unangenehm war ihm dies im Sportunterricht oder beim Schwimmen. Er
gewöhnte sich an, vor jeder Sportstunde, zu onanieren. Nicht nur im
Völkerball war er ein leichtes Opfer, in allen Sportarten versagte er
kläglich. Die meiste Zeit verbrachte er auf der Reservebank, was ihm
durchaus recht war.
„Mit dem stimmt etwas nicht“ sagten seine Mitschüler.
Klaas war nicht groß, aber von kräftiger Statur und als die Schläger der Schule
ihn ins Visier nahmen, brach er dem Größten unter ihnen mit einem Schlag
die Nase. Danach ließen sie ihn in Frieden. Obwohl Klaas sich zu Literatur
und Kunst hingezogen fühlte, begann er eine Lehre als Maurer. Geschickt
und zuverlässig, wie er war, schaffte er die Gesellenprüfung mit
Leichtigkeit und bezog eine kleine Mietwohnung. Auf einem Dorffest
lernte er Tina kennen. Beide waren betrunken und fühlten sich zueinander
hingezogen. Seine Angewohnheit, ständig auf den Boden zu schauen,
wenn sie mit ihm sprach, hielt sie für Schüchternheit. Beim Sex verblieb
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„In der Schule wurde es immer schlimmer... Es begann mich zu
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drehen sich nur noch um die Vagina dieser Frau. Wie sie riecht, sich
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Seine Wochenenden verbrachte Klaas damit, im Park zu sitzen und
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unter den Fußgängerübergang. Er fing sogar mit dem Rauchen an, nur um
weniger aufzufallen.
Eines Tages, der Sommer neigte sich dem Ende zu, sah er eine rothaarige
Frau, in einem hellgrünen Kleid. Sie eilte über die Straße und ging mit
schnellen Schritten in Richtung Bushaltestelle. Klaas war von ihrer
Erscheinung fasziniert, ihrer Art sich zu bewegen, er musste ihren Schritt
sehen und so lief er, ohne zu zögern, wie hypnotisiert, über die Straße.

Als er das Bewusstsein wiedererlangte, rasten unzählige Bilder an seinem
inneren Auge vorbei, der Schritt von Tina, der Schritt seiner Kunstlehrerin,
der Schritt von Heike, in die er als Kind verliebt gewesen war. Schritt für
Schritt zog sein Leben an ihm vorüber. Ein Schamhaar, gleich einem Seil,
vor Augen, griff er mit beiden Händen ins Leere, bevor die Dunkelheit ihn
für immer verschlang.
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