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Ein Ausflug nach Köln oder Was passiert, wenn zwei fast kölsche Mädels mit dem Auto nach Köln fahre


 
 
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bibo50
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 63
Beiträge: 78
Wohnort: NRW


Beitrag03.09.2015 11:02
Ein Ausflug nach Köln oder Was passiert, wenn zwei fast kölsche Mädels mit dem Auto nach Köln fahre
von bibo50
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

„Das ist ganz einfach!“ Der fachkundige Dieter aus Köln erklärt den Weg.
„Bis zum Friesenplatz und dann immer geradeaus. Ganz einfach!“

„Fährst du mit mir?“, fragt mich meine Freundin, „Dieter kann nicht.“
„Na klar!“
Ich würde meine Freundin natürlich mit meinem Wissen über Kölns Straßennetze unterstützen. Immerhin wusste ich, dass man auf keinen Fall falsch fahren durfte, denn zurück kommt man in Köln nur schwer. Ich sage nur: Einbahnstraßen!
An dieser Stelle sei verraten: Zeit meines Führerscheinbesitzes – und das sind immerhin schon vierunddreißig Jahre – habe ich mich erfolgreich geweigert, mit dem Auto nach Köln zu fahren. Als Beifahrer gerne – aber als Fahrer? Niemals!

„Soll ich mein Navi mitnehmen? Vorsichtshalber?“, frage ich.
„Nein ich habe eins.“
„Jut. Dann kann ja nix passieren.“

Wir machen uns auf den Weg. Ich staune, dass meine Freundin den Weg bis kurz vor das Ziel sicher mit ihrem Auto ansteuert. Ohne Navi!
„Boah, du kennst dich aber aus!“
Sofort habe ich vollstes Vertrauen, dass sie innerhalb von Minuten im richtigen Parkhaus steht.
„Hier bin ich immer zu Dieter gefahren, als er noch in Köln wohnte.“
Ich bestaune Dieters ehemaliges Fenster.
„Holst du mal meinen Notizblock raus. Der ist da in meiner Tasche. Da wo der Brief steckt steht wo wir hinmüssen.
Sie fährt zielsicher weiter, ich krame den Block raus. Der Brief guckt raus, die Seite ist schnell gefunden.
„Ähh ... hier steht: Friesenstrasse Parkhaus – Kaiser-Wilhelm-Ring Ausgang.
„Ok, Dieter sagt: immer geradeaus, da kommt man genau dorthin.
„Aha.“
Wir gucken ... kein Friesenplatz – also weiter gerade aus.
Der nächste Platz. Kein Friesenplatz – weiter geradeaus.
„Hier sind ein paar Schilder für Parkhäuser.“
Ich lese angestrengt.
„Nee, das sind die falschen Parkhäuser, die heißen alle anders.“
„Wir sind ja auch noch gar nicht am Friesenplatz. Muss ich jetzt weiter geradeaus?“
„Ja klar, hat Dieter doch gesagt.“
Wir fahren wieder ein paar Minuten geradeaus.
„Guck mal, ist das jetzt hier der Friesenplatz?“
„Nee, der heißt anders.“
„Ja dann weiter geradeaus.“
„Genau.“
„Lies jetzt mal das Schild was da kommt.“
„Immer noch nicht Friesenplatz. Aber da kommen wieder Parkhausschilder ... nee, sind die falschen. Weiter geradeaus.“
„Hier ... guck ... Friesenplatz.“
„Perfekt. Und jetzt?“
„Ähh... lies noch mal in dem Buch. Wohin jetzt?“
„Parkhaus Friesenstrasse.“
„Aha ... wo ist die?“
„Keine Ahnung, aber muss ja in der Nähe sein. Wir sind ja am Friesenplatz.“
„Ja klar. So ich bieg jetzt hier mal ab.“
„Ja mach mal.“
Wir biegen von der Straße, die wir immer geradeaus gefahren sind, ab und begeben uns in die Wirren von Kölns Straßennetz.
„Wo sind wir denn jetzt hier?“
„Wat weiß ich? Keine Ahnung. Was steht denn hier auf dem Straßenschild?“
Um nicht weiter vom eigentlichen Weg abzukommen, biegen wir wieder ab.
„Siehst du hier irgendwo die Friesenstraße?“
Ich beuge mich von rechts nach links und nach vorn ...
„Nee, keine Friesenstraße.“
„Scheiße wo sind wir denn jetzt?“
„Keine Ahnung.“
ABER: Da wir unsere minimalen Ortskenntnisse ja schon vorher kannten, sind wir vorausschauend knappe zwei Stunden früher losgefahren.
Ein ortskundiger Kölnkenner hätte den Weg in zirka eine guten halben Stunde gefunden.
Unser Termin war um 11 Uhr.
Jetzt war es 10.30 Uhr.
Wir halten an einer Straßenecke.
„Kein Problem, wir haben noch eine halbe Stunde und müssen ja eigentlich fast schon da sein.“
„Ich mach jetzt mal mein Navi an.“
Meine Freundin tippt und tippt.
„Boah, Scheiß Verbindung!“
Tippt.
Tippt weiter.
Wartet.
„Und ... was gefunden?“
„Nee noch nicht.“
Tippt.
Tippt immer noch.
10.35 Uhr.
Tippt.
Ich gucke mir die Gebäude an, suche nach einem Hinweis.
Nichts.
Sie tippt immer noch.
„Hast du einen Kuli?“, frage ich.
Keine Antwort. Sie tippt konzentriert.
„Ach, ich glaub ich hab einen“, kommuniziere ich mit mir selbst.
Ich krame in meinem Beutel, finde einen halben Kuli. Das reicht – er schreibt.
„Ich steig mal aus und frage jemanden.“
Keine Antwort. Sie tippt immer noch hochkonzentriert.
Ich steige aus. Von weitem sehe ich einen älteren Herrn. Der sieht aus, als wohne er schon sein Leben lang in Köln. Den frage ich.
„Wo finde ich denn hier das Parkhaus in der Friesenstraße?“
Er lächelt und ich sehe in seinem Gesicht: Mädel du bist quasi schon da!
Er erklärt mir den Weg: Die nächste rechts und dann die zweite links. Dann müssten wir da sein.
Ich steige wieder ein. Meine Freundin tippt immer noch konzentriert.
„Hör auf zu tippen, ich weiß den Weg!“
Wir fahren die beschriebene Route.
10.45 Uhr.
Friesenstraße. Ziemlich eng und klein. Überall Lieferwagen und Autos am Straßenrand.
Hektisch suchen wir das Parkhaus. Nichts zu sehen.
Wir kommen an ein Schild „Parkhaus“.
„So, ich fahr jetzt hier mal rein.“
Wir fahren einen ziemlich steilen Weg runter.
Rechts abbiegen ins Parkhaus und schon stehen wir vor der Schranke.
Parkticket gezogen und weiter.
„Ich fahr noch eine runter, da ist sicher mehr Platz.“
Fährt man in einem Parkhaus nicht eigentlich hoch statt runter, fragen wir uns.
Ein Parkplatz ist schnell gefunden. Wir suchen die Tür zum Treppenhaus. Es gibt keinen Aufzug.
„Wir sind ja jetzt zweimal runter gefahren, also müssen wir auch zweimal wieder hoch.“
Meine Logik. Ist da was verkehrt dran? Nichts, oder?
Wir gehen also zwei Etagen hoch und es riecht verdammt gut. Wir öffnen die Tür und mein Magen sagt: Hier duftet es so lecker – ich will essen!
Wir blicken rechts in eine riesige Küche in der es brutzelt und dampft.
„Hääh? Wo sind wir denn jetzt?“
„In einer Küche, siehste doch!“
Aha.
Wir blicken nach links, wo uns mehrere verdutzte Gesichter anschauen. Einige Personen in schicker schwarz-weißer Bedienstetenkleidung sitzen auf einem winzigen Balkon rund um einen noch winzigeren Tisch und rauchen.
„Oh, ich glaube, wir haben uns verlaufen. Wo sind wir denn hier?“, fragt meine Freundin mit einem Grinsen im Gesicht.
„Sie sind hier in der Hotelküche vom ... Hotel. “
Ich hab leider vergessen, wie das Hotel hieß, sonst würde ich für so viel Freundlichkeit Werbung machen.
Wir mussten wieder eine Etage runter. Wieso eigentlich? Das erschließt sich mir immer noch nicht.
Na jedenfalls sind wir auf der Straße angekommen.
Eigentlich sollten wir laut Dieter das Parkhaus am Ausgang „Kaiser-Wilhelm-Ring“ verlassen. Aber hier in diesem Parkhaus gab es nur diesen einen Ausgang. Friesenstraße. Na die hatten wir auf jeden Fall gefunden.
8 Minuten noch bis zum Termin.
„Wohin gehen wir denn jetzt?“
„Keine Ahnung. Lass uns mal jemanden fragen.“
Nach Auskunft einer netten Dame, die garantiert auch schon ihr Leben lang in Köln wohnte, haben wir den Weg fast ganz schnell gefunden. Fast.
Denn die Straße, in die wir wollten, fanden wir doch nicht direkt. Sie hieß anders.
Also wieder jemanden fragen. Der Imbissverkäufer schaute uns etwas ungläubig an und zeigte auf den weiteren Straßenverlauf.
„Welche Hausnummer?“ (Hab ich jetzt vergessen)
„Immer geradeaus.“
Ich bin skeptisch. „Die Straße heißt doch ganz anders“, werfe ich ein, doch meine Freundin geht zielstrebig immer weiter und zählt die Hausnummern ab.
„Hier! Wir sind da.“
Tatsächlich! Wir sind da. Wir haben es gefunden.
10.59 Uhr.
Wir sind pünktlich.

Der Rückweg war ebenfalls etwas unkonventionell und ist ausschließlich mit weiblicher Logik zu erklären.
Aber so viel sei verraten.
Wir sind noch am gleichen Tag wieder zu Hause angekommen.

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Violet_Pixie
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V
Beitrag03.09.2015 23:53

von Violet_Pixie
Antworten mit Zitat

Hallo bibo50,

Zuerst mal würde ich gern wissen, ob dies der Anfang einer Geschichte sein soll?
Oder ist es schlicht eine selbst erlebte Kurzgeschichte?

Wie auch immer: Es hat mich nicht gepackt. Ich fand es weder witzig, noch wirklich interessant geschrieben. Tatsächlich wollte ich mehrmals abbrechen, habe es mir aber dann doch ganz durchgelesen. Zwei Mal.

Neben zeitlichen Unstimmigkeiten und Wortwiederholungen fehlt mir einfach der Bezug zu den zwei Frauen. Und zu Dieter. Man bekommt überhaupt keinen Zugang zu den Personen. Die gesamte Fahrt ist emotionslos beschrieben.
Dabei kann man aus dieser Szene was richtig gutes machen ...

Vielleicht war das nüchterne Beschreiben ja deine Absicht?

Denk dran: Dies ist nur meine Meinung Embarassed
LG
Violet
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bibo50
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

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Beitrag04.09.2015 09:05

von bibo50
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Violet,

danke für dein Feedback. Ich habe kein Problem mit deiner Meinung Very Happy .

Es ist eine vor kurzem erlebte Geschichte.
Ich schätze, man müsste die Personen dazu kennen.

Naja, war ein Versuch.
Schade, dass das Witzige an dem Ganzen nicht so rüber kommt.

Ich warte mal ab, ob noch jemand etwas dazu sagt.

Einen sonnigen Tag wünscht
Birgit


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hobbes
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Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
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Beitrag04.09.2015 09:35

von hobbes
Antworten mit Zitat

bibo50 hat Folgendes geschrieben:
Es ist eine vor kurzem erlebte Geschichte.

Tja, und das ist das Problem daran. Erlebte Geschichten kannst du so nicht erzählen, das zieht sich einfach zu lange hin und ziemlich bald höre ich auf zu lesen, weil es sich wiederholt bzw. langweilig wird.

Wenn du was draus machen willst, musst du kürzen, pointieren, darfst nicht 100%ig bei der Wahrheit bleiben.
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Rodge
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Beitrag04.09.2015 09:57

von Rodge
Antworten mit Zitat

Hallo Birgit,

ich vermute mal, du hast das sehr intensiv erlebt. Leider kann ich das beim Lesen nicht nachvollziehen, auf mich wirkt es langweilig. Für mich sieht es so aus, als gäbe es weder ein zentrales Thema noch einen Konflikt noch sonst etwas, das mich interessieren könnte, irgendwie so das Motto "Zwei suchen einen Parkplatz".

Grüße
Rodge
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gold
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Beiträge: 4943
Wohnort: unter Wasser
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Beitrag04.09.2015 13:36

von gold
Antworten mit Zitat

Liebe Birgit,

 ich hab mich köstlich amüsiert. Ich finde, du hast die Atmosphäre gut eingefangen. Die Situation des Sich-bekloppt-Anstellen.(Ich hoffe, Du nimmst das nicht persönlich). Ich konnte mir Euch vorstellen, wie Ihr sucht und sucht und sucht..., wie dann Deine Freundin zum Schluss das Navi `raussucht und immer noch eintippt, als Ihr schon fast am Ziel seid, ist auch realistisch.

Beim Lesen habe ich mich an zwei noch nicht so weit zurückliegende Situationen erinnert:
Ich habe a) etwas Ähnliches in Köln erlebt, habe trotz Navi den Lesungsort nicht gefunden Rolling Eyes
und b) Mit einer Freundin u.a. ein Autobahnsuchspiel durchgeführt, auf unserer Fahrt nach Rügen Laughing ...

Liebe Grüße
gold


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Tape Dispenser
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Beiträge: 272



T
Beitrag04.09.2015 23:27

von Tape Dispenser
Antworten mit Zitat

Hallo Bibo50

Lesen lässt sich die Geschichte gut, zumal jeder schonmal eine ähnliche Situation erlebt hat, sich also auch gut in diese Lage hineinversetzen kann.
Was der Story fehlt, ist eine Pointe und noch ein paar Widrigkeiten mehr, die sich während der Fahrt ergeben. Ich als Leser fühle mich jedenfalls am Schluss enttäuscht. Schließlich kommen die beiden pünktlich und so furchtbar ungewöhnliche Sachen sind ja nun auch nicht wirklich passiert.

Um mehr Spannung reinzubringen, würde ich entweder versuchen, dem stattfindenden Termin eine größere Dringlichkeit zu geben, oder die Widrigkeiten zu erhöhen, vielleicht auch beides. so liest es sich jedenfalls wie eine harmlose Anekdote, die man rasch wieder vergisst.
Frage: Was wollten die eigentlich da?
Was wäre passiert, wenn sie zu spät gekommen wären?
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orientsonne
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Beitrag06.09.2015 09:39

von orientsonne
Antworten mit Zitat

Hallo Bibo 50,

ich schließe mich der Meinung von Tape Dispenser an.

Eine durchaus amüsante Episode, allerdings recht lang dafür, dass nicht viel passiert.

Die Geschichte würde deutlich gewinnen, wenn bekannt wäre, wo sie genau hinwollen - und was passiert, wenn sie zu spät sind.

Was könnte es sein?
Ein Casting für Germany's next Topmodel oder eine andere Fernsehhow oder TV-Sendung?
Eine Hochzeit?
Eine Preisverleihung?
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bibo50
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Beitrag06.09.2015 10:03

von bibo50
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank für eure Meinungen.

Ich muss euch recht geben.
In meinem Kopf ist die Dringlichkeit des Termins präsent.
Beim Leser natürlich nicht.
Es ist eine sehr private Sache gewesen, von daher lass ich das einfach so stehen.

Allerdings möchte ich mich an weitere Kurzgeschichten wagen. Dafür habe ich wertvolle Infos hier bekommen.
Ich danke euch!

Einen sonnigen Sonntag wünscht Euch
Bibo


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nebenfluss
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Beiträge: 5982
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Beitrag06.09.2015 13:22

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

EDIT: Habe die Kommentare nach dem von hobbes erst nach Absenden dieses Beitrags gelesen. Ich lass ihn einfach trotzdem so stehen, auch wenn er nun etwas "hinterherhinkt".

************

Hallo Birgit,

ich stelle mich weder zum begeisterten noch beim enttäuschten Lager, sondern irgendwo dazwischen. Bei mir kommt das an wie so ein persönliches Erlebnis, wie man sie manchmal auf Parties erzählt bekommt - ganz unterhaltsam, jedenfalls besser als schon wieder so zu tun als hätte man Ahnung von Fußball (so eine Irrfahrt hat immerhin jeder schon irgendwann erlebt). Die Erzählerin lacht selbst am meisten, ich dagegen lächle nur, die ganze Zeit, mal tatsächlich amüsiert, dann wieder nur über die euphorische Darbietung der Erzählerin (und ihrer Freundin, die sie ständig korrigiert), dann wieder aus reiner Höflichkeit.
Vielleicht reicht dir das ja. Aber da der Text in der Werkstatt steht, wäre es vielleicht auch ganz interessant, was da noch an unverbrauchten Potenzial drin schlummert.

hobbes hat Folgendes geschrieben:
Wenn du was draus machen willst, musst du kürzen, pointieren, darfst nicht 100%ig bei der Wahrheit bleiben.

Oder, im Klugschwätzer-Sprech: In der fiktionalen Prosa geht es nicht um Wahrheit, sondern um Wahrhaftigkeit. Konsequenz und Geschlossenheit innerhalb der Erzählung ersetzen 1:1 Abbildungsversuche der Wirklichkeit.

So gesehen ist vor allem dieses Spannungselement viel zu halbherzig eingesetzt:
Zitat:
Unser Termin war um 11 Uhr.
Jetzt war es 10.30 Uhr.

Termine interessieren niemanden. Ein "Termin" ist eine allgemeine, abstrakte Angelegenheit, die keine Spur nach Erdbeben/Psychodrama/Leben-am-aufgezwirbelten-Faden klingt. Der Thrill, hier die Zeit ablaufen zu lassen, verpufft komplett, weil der Leser gar nicht weiß, was überhaupt auf dem Spiel steht und du ihm (und deinen beiden Charakteren!) damit die in der Fiktion so wichtigen "Was wäre wenn"-Fragen verbaust.
Wie kommt's? Ich vermute, weil du bei der Wahrheit bleiben wolltest und der Termin selbst völlig unspektakulär war.
Also fröhlich drauflos gelogen! Ihr wart unterwegs zu deiner Hochzeit. Na gut, das ist abgedroschen. Ein Pflichttermin, Beerdigung ihres entfernten Onkels. Auch nicht? Ein Bewerbungsgespräch viellecht? Das würde mir z. B. ganz gut gefallen. Es gibt natürlich x weitere, darunter bestimmt auch orginellere Varianten.
Natürlich reicht die Nennung des Termins nicht, sondern es wirkt durch die ganze Geschichte hindurch: Wie die Frauen gekleidet sind, was sie dabei haben, welche Befürchtungen ihnen durch den Kopf gehen.

Natürlich ist das zunächst nur ein Gedankenspiel. Du hörst damit auf, aus deinem realen Leben zu berichten und fängst an, es zu gestalten und damit zu verfremden, um es einer Lesererwartung anzupassen. Ob du das willst, kannst du nur selbst entscheiden.


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