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ZatMel
Eselsohr
Z


Beiträge: 438
Wohnort: Köln


Z
Beitrag21.03.2014 14:42
Journal
von ZatMel
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Der Anfang einer tagebuchartigen Geschichte, die ich vor einiger Zeit geschrieben habe.
Viel Spaß!
zatmel

„Komm schon! So schwer kann das doch nicht sein!“, rief Jess mir zu und sprang zurück auf Anfang. Auf meinen Anfang, wohlgemerkt.
„Du gehst hier herum.“
Sie lief mit ihren kleinen und abgehackten Pinguinschritten einmal um das Sofa herum und kam gegenüber von mir zu stehen.
„Nimmst meine Hand.“
Sie nahm ziemlich genervt ihre fiktive Hand.
„Und schaust mir liebend in die Augen.“
Sie sah sich selbst fiktiv und recht schmachtend in die Augen.
„Und steckst mir den Ring an diesen Finger!“
Sie wiederholte die Bewegung am Finger hoch und runter circa zehnmal bevor sie ihre immer noch sehr fiktive und ekelhaft feuchte und nach saurer Kuhmilch stinkende Hand wieder losließ. Ich musste grinsen. Fehler. Sie warf ihre Arme wie eines dieser amerikanischen Blasebalgmännchen der Autoverkäufer in die Luft, fuchtelte wild damit herum, stampfte dabei wütend im Kreis und schnaubte verächtlich, wie ein Pferd auf LSD. Ich sah sie genauso fragend an wie der Rest.
„Äh…“ Unsicher sah ich zu Sara, meiner besten Freundin, die am Tisch saß. Diese zuckte kaum merklich mit den Schultern. Es hing wohl jetzt allein an mir: „Was genau habe ich anders gemacht?“
„Mann! Du hast die falsche Hand genommen!!“
Sie nahm ihre zweite fiktive Hand, die genauso aussah wie die erste, und wedelte mit dieser in der Luft herum.
„Ahhhh! Ich fange an zu verstehen…“
Ich schlug mir gegen die Stirn. Was aber wohl nicht zufriedenstellend genug gewesen sein musste. Ich hörte Sara hinter mir wie sie versuchte sich ein Lachen zu verkneifen. Keine große Hilfe. Fragend sah ich Jess immer noch an. Mein Blick schien sie nicht zu beruhigen… Ihre vier Hände schalteten einen Gang höher und schienen Schaum aus der Luft schlagen zu wollen. Anlass nochmal das Wort zu ergreifen… „Guuuut, dann…. Steck ich den Finger an die andere Hand.“ Sara lachte laut auf. Hastig versuchte ich mich zu korrigieren. „Ähm, ich mein den Ring an den Finger. Den anderen, mein ich.“
Jess sah mich noch wütender an. Man konnte ihre Gedanken lesen. Sie standen da, mitten auf der Bühne und brannten lichterloh wie diese Kreuze, die der KKK immer und überall dabei hat, nur bedeuten sie hier: ‚Keine-Kompetenz-Kerl.’ Mein neuer Spitzname. Mit dem Untertitel: ‚Wie unfähig! Wieso rafft er es einfach nicht!? Es ist eine Plage sich mit diesen untalentierten Vollidioten herumzuschlagen! So etwas spielt die Hauptrolle!’ Ich versuchte die Leuchtschrift der Beleidigung zu ignorieren und bemühte mich möglichst cool die Richtung vorzugeben.
„An den an der anderen dann. Ja.“ Ich lächelte. Ziemlich bescheuert wie das Glucksen um mich herum mir zu verstehen gab, Jess schien sich allerdings damit zufrieden zu geben. Ich räusperte mich und wusste nun beim besten Willen nicht mehr wem ich wohin was stecken sollte (und ich weiß wie zweideutig das klingt… keine große Hilfe, danke…), aber ich konnte Jess’s Nerven, mit denen sie wieder auf dem Sofa Platz genommen hatte, nicht noch einmal strapazieren. Womöglich würde sie dann den Raum verlassen.
‚Hmmmm…’ Kurz war ich versucht es doch zu tun… Ich setzte schon an als meine Vernunft mich mit einem Schlag auf den Hinterkopf zur Besinnung brachte. Nun galt es auf mein Glück zu hoffen und den Richtigen Ring, Finger oder Hand zu erwischen. Aus dem Off vor der Bühne, im Publikumsraum, erklang nun die Stimme von Marcus.
„Okay, das wäre dann wohl geklärt. Dann machen wir das Ganze einfach noch mal von vorne.“ Der Ton in seiner Stimme beruhigte mich. Es war bekannt, dass Jess eine Diva war. Und sie wusste es auch. Und deshalb sah sie auch nicht ein wieso sie sich ändern sollte.

Darf ich vorstellen? Das ist Jessica „Jess“ Hartmann, die Diva, oder das Gift. Seit Jahren kenne ich sie und seit Jahren plage ich mich mit ihr herum. Das klingt vielleicht etwas falsch. Ich mag sie. Ehrlich. Wir sind sehr gut befreundet, aber ab und zu regt sie einen einfach so auf, dass man nichts dagegen hätte wenn sie mitsamt ihrer arroganten, rechthaberischen und aufgeblasenen Art platzen und der Schleim, der übrig bleibt, in den Ritzen des Bühnenbodens auf nimmer wieder sehen versickern würde. Aber das ist total lieb gemeint.

Seit ungefähr vier Jahren bin ich Mitglied der wohl bekanntesten und wohl auch besten Theatergruppe der Universität hier. Und ja, da klingt selbstverständlich Stolz mit. Dank dieser Schule habe ich so viel Erfahrung gesammelt, dass ich tatsächlich in die reelle Welt gehen kann ohne dabei umzukommen. Also, ich meine natürlich die Berufswelt. Das Problem bestand nur darin, dass ich das wusste. Aber die Welt noch nicht…

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hartlaubd
Geschlecht:männlichWortedrechsler
H

Alter: 33
Beiträge: 62
Wohnort: Aschaffenburg


H
Beitrag23.03.2014 21:41
Re: Journal
von hartlaubd
Antworten mit Zitat

Hallo,

mal ein paar kurze Hinweise von mir:

Zitat:

Sie lief mit ihren kleinen und abgehackten Pinguinschritten einmal um das Sofa herum und kam gegenüber von mir zu stehen.


Zitat:

„Nimmst meine Hand.“
Sie nahm ziemlich genervt ihre fiktive Hand.
„Und schaust mir liebend in die Augen.“
Sie sah sich selbst fiktiv und recht schmachtend in die Augen.
„Und steckst mir den Ring an diesen Finger!“
Sie wiederholte die Bewegung am Finger hoch und runter circa zehnmal bevor sie ihre immer noch sehr fiktive und ekelhaft feuchte und nach saurer Kuhmilch stinkende Hand wieder losließ. Ich musste grinsen. Fehler. Sie warf ihre Arme wie eines dieser amerikanischen Blasebalgmännchen der Autoverkäufer in die Luft, fuchtelte wild damit herum, stampfte dabei wütend im Kreis und schnaubte verächtlich, wie ein Pferd auf LSD. Ich sah sie genauso fragend an wie der Rest.


Ziemlich häufig "Sie" als Satzanfang, oder? Und ist jedes schnaubende Pferd auf LSD? Was ist denn ausgerechnet an diesem Pferd anders?
 
Zitat:

‚Wie unfähig! Wieso rafft er es einfach nicht!? Es ist eine Plage sich mit diesen untalentierten Vollidioten herumzuschlagen! So etwas spielt die Hauptrolle!’


Etwas? Da fällt dir bestimmt ein schöneres Wort ein.

Zitat:
Ich setzte schon an als meine Vernunft mich mit einem Schlag auf den Hinterkopf zur Besinnung brachte.


Seltsame Formulierung.

Zitat:

Und sie wusste es auch. Und deshalb sah sie auch nicht ein wieso sie sich ändern sollte.


Klingt etwas unrund.

Zitat:

Darf ich vorstellen? Das ist Jessica „Jess“ Hartmann, die Diva, oder das Gift. Seit Jahren kenne ich sie und seit Jahren plage ich mich mit ihr herum. Das klingt vielleicht etwas falsch. Ich mag sie. Ehrlich. Wir sind sehr gut befreundet, aber ab und zu regt sie einen einfach so auf, dass man nichts dagegen hätte wenn sie mitsamt ihrer arroganten, rechthaberischen und aufgeblasenen Art platzen und der Schleim, der übrig bleibt, in den Ritzen des Bühnenbodens auf nimmer wieder sehen versickern würde. Aber das ist total lieb gemeint.


Warum ist der letzte Satz nun lieb gemeint?

Grüße.
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ZatMel
Eselsohr
Z


Beiträge: 438
Wohnort: Köln


Z
Beitrag03.04.2014 14:15

von ZatMel
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo!
Vielen lieben Dank fürs Lesen und fürs Feedback!
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Faelwen
Geschlecht:weiblichErklärbär


Beiträge: 4



Beitrag03.04.2014 21:49

von Faelwen
Antworten mit Zitat

Hallo Zatmel,

ich habe deine Geschichte gelesen und fand sie interessant. Allerdings hatte ich ein paar Probleme, zu verstehen, welche(r) Hand/Ring/Finger gerade gemeint ist. Ich als praktisch denkender Mensch frage mich da, warum Jess die Dinge nicht beim Namen nennt: also linke oder rechte Hand, Ring an den Ringfinger etc ?  Dann würde es der Ich-Erzähler sicher auch schneller verstehen.
Mag sein, dass es zu Jessicas divenhafter Art gehört, dass sie sich nicht herablassen will, etwas genau zu erklären, und sich lieber über ihre dilettantischen Kollegen aufregt. Der Ich-Erzähler hat anscheinend aber auch kein großes Interesse zu erfahren, was er falsch gemacht hat. Sonst könnte er ja nachfragen, welche Hand oder welcher Finger gemeint ist.
Insgesamt unterscheiden sich beide Charaktere in meinen Augen nicht viel: beide sind sehr von sich selber eingenommen. Da fällt es mir als Leserin schwer zu entscheiden, wem ich meine Sympathie schenken soll. Am nettesten finde ich noch Sara, die beste Freundin, die sich schlauerweise aus der Diskussion raushält.

Ansonsten sind mir noch mehrere fehlende Kommas aufgefallen. Und mit einigen deiner Vergleiche kann ich nicht viel anfangen (amerikanische Blasebalgmännchen, nach saurer Kuhmilch stinkende Hand; der Schleim, der übrig bleibt ...)

LG,
Faelwen
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