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a-Moll (AT)


 
 
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ZatMel
Eselsohr
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Beiträge: 438
Wohnort: Köln


Z
Beitrag04.03.2014 22:50
a-Moll (AT)
von ZatMel
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Hallo zusammen,
Hier der Anfang einer kleinen Geschichte über Musik. Und natürlich Liebe.
Ich habe es schon mehrmals überarbeitet und Lesern gegeben, aber was haltet ihr vom Einstieg. (Das ist Teil des 1. Kapitels.)
Viel Spaß und Danke schon mal!
zatmel

Der Rhythmus von Nirvanas Smells Like Teen Spirit bestimmt den Takt ihrer Schritte. Sie hat die Stöpsel der Kopfhörer ganz tief in ihre Ohren gestopft, um keinen Ton zu verpassen. Sara grinst in sich hinein. Dass es so geil sein würde, hatte keiner erwartet. Sie hatte es geahnt, aber trotzdem: es hatte alle umgehauen! Strike! Home Run! Tor! Sara ist kein Experte im Sport, deshalb gehen ihr schneller als sie denken kann die Vokabeln aus. Egal! Sie ist heute die geilste Sau im ganzen Viertel! Und daran kann auch der Mangel an Sportbegriffen nichts ändern! In your face!
Sie schlängelt sich zwischen den fleißigen Finanzmarktameisen Londons die High Kensington Street hinab. Trotz des obligatorischen Kaffeebechers in der Hand und den Kopfhörern im Ohr, wirkt sie neben den Männern im Anzug fehl am Platz: sie trägt eine alte, lila Lederjacke, eine dunkle Jeans mit Löchern und die ältesten Chucks im Umkreis von fünf Kilometern. Das lange, zerzauste, blonde Haar hat sie mit einem dunkelblauen Sternchenschal gebändigt. Es ist offensichtlich: sie hat, im Gegensatz zu den meisten Menschen um sie herum, ihr Bett noch nicht gesehen. Denn sie hat die ganze Nacht gefeiert! Ihren Erfolg. Den Erfolg der Band. Die Musik, die wie Magie alle begeistert hat!
Es ist 8:30 Uhr, an einem Mittwochmorgen. Die meisten der Banker biegen an der Tubestation High Kensington ab und verschwinden im Londoner Untergrund, um zu ihren Schreibtischen zu hetzen. Sara aber folgt der Straße weiter und biegt schließlich in die Wright’s Lane ein.
Dort befindet sich hinter der Hausnummer 27 die Firma für die sie arbeitet: J.A.M. Entertainment. Winkend läuft sie durch die Drehtür an John, dem Pförtner, der überrascht auf seine Armbanduhr sieht und ihr anerkennend zunickt, vorbei. Sie springt, kurz bevor sich seine Türen mit einem leisen Dingdong schließen, in den Fahrstuhl und drückt auf die goldene Metallneun. Lautlos schießt der Fahrstuhl nach oben.
Mit dem gleichen Dingdong öffnen sich seine Türen wieder und Sara schlendert den langen mit Teppich ausgelegten Flur entlang, biegt nach rechts ab und betritt ihr Büro. Durch die bodentiefen Fenster hinter dem vollgepackten Schreibtisch hat man einen wunderbaren Blick über den Hyde Park mit seinen sanften Hügeln. Dünne Nebelschwaden ziehen über die nassen Wiesen und erste Sonnenstrahlen brechen hindurch. Unten auf der Straße ergießen sich immer mehr Autos in die Adern der Stadt und die Rushhour beginnt. Zufrieden entledigt sich Sara ihrer Jacke und wirft sie auf einen der beiden Besuchersessel, die vor dem Schreibtisch stehen.
„Guten Morgen, Jungs!“, sagt sie zu einem Foto, das auf dem Schreibtisch steht. Das Bild lächelt zurück: drei junge Musiker, Sara in ihrer Mitte, kaum zu erkennen mit dem kurzen dunkellila Pagenkopf, alle vier mit V.I.P. Pässen um den Hals. Sie lachen und ihre Augen strahlen. Sara greift nach der Fernbedienung, die auf einem zugeklappten Laptop liegt und drückt den kleinen Playknopf. Sofort ertönt Musik. Alex Clares Up all night.
… und dazu Sonnenaufgang. Geil. Sara lässt sich auf das rote Sofa plumpsen, das den hinteren Teil des Raums dominiert und nimmt einen Schluck von ihrem Kaffee. Sie wirft den MP3-Player auf den Sofatisch, der über und über mit Musikmagazinen bedeckt ist, und angelt sich dabei das erste Magazin auf dem Stapel ganz rechts. Druckfrisch. Sie beginnt zu blättern und findet was sie sucht. Konzentriert beginnen ihre Augen über die Zeilen zu gleiten und allmählich wird ihr Lächeln zu einem breiten Grinsen.
… Die ausgezeichnete Struktur und Balance in den Songs des neuen Albums haben etwas vollkommen Neuartiges an sich. Die Schwierigkeiten der Band scheinen mit Bravour überwunden worden zu sein und man kann sich auf eine Stunde richtig guter Rock’n’Roll Musik freuen. „The Horizon“ bekommt 5 von 5 Sternen. Ein Muss für jeden Plattenschrank!
 Sie lässt das Magazin fallen und greift nach dem iPad, das neben dem Zeitschriftenstapel liegt. Ein paar Klicks später: Wer hat hier gezaubert? titelt der Rolling Stone. Eine kleine Falte taucht zwischen ihren Augenbrauen auf und gespannt beginnt sie zu lesen.
Eine Band, von der man schon dachte sie wäre Vergangenheit, ist zurück. Und das mit einem Tusch, der selbst Beethoven beeindruckt hätte. Weiter unten im Artikel hält Sara plötzlich inne. „Am Anfang war es hart. Ich glaube, auf jede Note kommen drei Tropfen Blut und vier Tropfen Schweiß?“, fragt Sänger Kyle in die Runde. „Du hast die Arschtritte vergessen!“, ergänzt Freddy lachend. Auf die Frage von wem die kamen, schweigt die Band und grinst. Dass die Band sich wieder blendend versteht, ist nicht mehr zu übersehen. Sie geht demnächst auf Tour und man sollte sich die Tickets schnell sichern.
Sara sinkt zufrieden summend in die Kissen und die Falte verschwindet wieder. Mit einem Knall fliegt die Tür auf und ein kleines, schlankes Mädchen mit dunklen Haaren, die zu abstehenden Zöpfen gebändigt sind, kommt herein gestürmt.
„Ich werd bekloppt! Wie geil war das denn gestern?!“
Es ist Luzie, Saras beste Freundin Schrägstrich Mitbewohnerin Schrägstrich Arbeitskollegin. Sie fällt Sara um den Hals und bleibt auf ihr liegen.
„Wahnsinn, Mädchen!“ Sie tätschelt Saras Kopf. Sie zieht einen Zettel aus ihrer Hosentasche.
„Hier. Guck mal: die Idioten, die sie beim letzten Gig total verrissen haben, werfen mit Lobeshymnen um sich!“ Mit dem Finger fährt sie suchend die Zeilen ab. An der richtigen Stelle beginnt sie zu lesen. „Die Band hat ihre Mitte gefunden und Musik geschrieben, die direkt in Herz, Leib und Seele übergeht, ohne dass man etwas dagegen tun kann. Diese Schleimer! Du kannst mir glauben, dass die als letztes auf die Interviewliste kommen! Was haben die letztes Mal noch geschrieben?“
„Wenn das Musik sein soll, dann ist das hier die Bibel.“, zitiert Sara aus dem Gedächtnis und verzieht dabei das Gesicht.
„Letzter auf der Liste. Aber so was von!“
Luzie ist Koordinatorin in der Öffentlichkeits- und Pressearbeit und kümmert sich um die Termine und Auftritte verschiedener Bands, seien es Interviews, Fotoshootings oder Videodrehs.
„Damit bin ich mehr als einverstanden!“, lacht Sara.
„Wir sollten sie mal fragen, ob sie eine Umbenennung ihres Schmierblattes vorhaben.“
„Die Bibel für Musik? Da wäre die Welt aber schlimm dran, wenn deren Blatt tatsächlich Glaubensgrundlage würde…“, gibt Sara zu bedenken.
„Wer hat denn hier noch immer die gleichen Klamotten an wie gestern Abend?“, schalt es von der Tür herein. Mike, groß, immer noch extrem gutaussehend für seine Vierzig, ist der Vizechef des Labels und Saras Abteilungschef. Er lehnt sich in diesem Moment an den Türrahmen. Luzie schwingt sich von Sara und bleibt in den Kissen neben ihr liegen. Sie mustert Saras Klamotten und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Ich dachte mir gleich, dass dieser Geruch sicher kein Deo ist.“, stichelt sie in Richtung Sara, die Luzie dafür eins mit einem Kissen überzieht. Mike löst sich vom Türrahmen und nimmt im Sofasessel Platz.
„Ich wusste, es wird gut.“, sagt er und nickt anerkennend. „Glückwunsch.“
„O-ho! Hört, hört! Der Chef lobt! Welch seltene Begebenheit!“, frotzelt Luzie und bietet Mike ein High-Five an, dass dieser gerne annimmt.
„Pass bloß auf, Luzie, sonst werde ich mir heute deine Aufgaben auch mal ganz genau anschauen.“, gibt Mike mit einem Augenzwinkern zurück. Luzie verzieht schuldig das Gesicht und steht auf.
„Dann mach ich mich mal besser an die Arbeit bevor du deine Drohung noch wahr machst!“
„Ermutigung, Luzie, Ermutigung! Ich würde dir doch niemals drohen!“, kontert Mike.
„Ja daaann!“ Sie winkt Sara noch einmal kurz zu und die Tür fällt hinter ihr ins Schloss.
„Darf ich dir einen Kaffee anbieten?“, fragt Sara und dreht die Musik etwas leiser.
„Sehr gerne!“
Sara füllt zwei Tassen mit Kaffee, den Anne, die Sekretärin wohlweislich schon bereit gestellt hat. Sie reicht ihm eine Tasse und setzt sich.
„Für dich ohne Milch und Zucker?“, fragt er als er sich selbst zwei Löffel in die schwarze Suppe kippt.
„Wie lange kennen wir uns jetzt schon?“, fragt Sara gespielt entrüstet.
„Lange!“, entgegnet Mike und legt den Zuckerlöffel beiseite. „Trotzdem: du hast mich überrascht!“
Sara hebt abwehrend die Hände. „Ich hab nur getan was du wolltest und die Jungs in die richtige Richtung geschubst.“
„Und so nebenbei ein Album kreiert, dass noch einige Zeit von sich Reden machen wird.“
„Ich habe nur dabei gestanden. Die Musik kam nicht von mir.“
„Aber viele Ideen…“ Mike setzt sich auf und stellt die Tasse vor sich ab. „Die Jungs haben mir erzählt, dass du am musikalischen Prozess nicht ganz unbeteiligt warst? Also, am Schreibprozess…?“, fügt er ernst hinzu. Ohne die Augen von ihr zu nehmen wartet er auf eine Antwort. Saras Blick wandert beschämt zu Boden und sie beginnt auf ihrer Unterlippe herumzukauen, was sie immer tut wenn ihr etwas unangenehm ist. Schließlich sieht sie Mike an.
„Aber nur ein ganz kleines bisschen…“
Mike grinst. „Ich wusste es… Aber ich drücke ein Auge zu. Das bleibt unter uns. Ich nehme das als „aktives Coaching“.“ Er überlegt einen Moment und sein Gesicht wird etwas ernster. „Ich freue mich wenn du endlich wieder etwas Musik aus dir raus lässt. Seit dem Unfall hast du das nicht getan…“ Sein Blick schnellt für eine Millisekunde zum Bild auf dem Schreibtisch. Sara wird schlagartig einige Nuancen blasser und schluckt. Kurz wird es still im Raum.
„Sara, ich finde es okay. Irgendwann muss dein Leben weitergehen… Guck mich mal an.“ Unwillig hebt Sara den Kopf. „Wenn du die ganzen Ideen und Melodien nicht irgendwann aus dir raus lässt, dann wirst du früher oder später nur noch singen können wenn du eine Frage beantwortest! Und das wäre echt nervig!“ Ein Lächeln huscht über Saras Gesicht.
„So ist das schon viel besser!“ Vorsichtig wählt er seine nächsten Worte. „Du hast Sally wieder hier im Büro?“
Sara folgt seinem Blick zur Gitarre, die an der Wand auf dem Boden liegt. Eine dunkelbraune, gewachste Akustikgitarre von Gibson. Sara hatte sie nach ihrer Großmutter benannt. Wegen des sanften Tons, den man ihr entlocken kann.
„Ja. Ich konnte sie nicht mehr so alleine zu Hause lassen…“, sagt Sara ohne den Blick von Sally zu nehmen. Mike schmunzelt. Die Zärtlichkeit mit der Sara von ihrer Lieblingsgitarre spricht hat etwas Mütterliches. Es wundert ihn nicht. Sally war neben Sara die Einzige gewesen, die den Unfall überlebt hatte…
Sara grinst. „Sie darf auch mit in den Urlaub fahren!“
„Ach, ja. Urlaub…“ Er reibt sich die Hände. „Darüber wollte ich mit dir reden.“
Sara starrt ihn ungläubig an. „Mike, das war so ausgemacht.“ Sie setzt ihre Tasse ab. Etwas zu energisch: ein Teil des Kaffees fängt an vorsichtig die Tischplatte in dünnen, braunen Rinnsalen zu erkunden. „Wir warten noch das Albumrelease ab und dann ZACK!“ Ihre Hand schießt mit einer schnellen Bewegung in Richtung Decke. „Ab in den Urlaub! Ans Meer!“
Mike sieht sie unglücklich an. „Ich weiß, aber es gibt da einen Fall. Drei Leute haben sich schon versucht und ich weiß einfach nicht mehr weiter.“
Sara steht auf und geht zu Sally hinüber. „Und du weißt erst seit heute morgen, dass alles nichts gebracht hat und ich da jetzt ran soll?“, fragt sie sarkastisch über die Schulter. Demonstrativ beginnt sie Sally in ihre Hülle zu packen.
„Nein, natürlich nicht. Aber nach gestern Abend denke ich, du bist genau die Richtige, um die wieder in die Spur zu bekommen.“
Sara richtet sich auf. „Nein, ich bin genau die Richtige, um jetzt in den Urlaub zu fahren und um ein paar schöne Wellen zu reiten.“ Herausfordernd sieht sie Mike an.
„Wenn ich dir sage um wen es sich handelt, dann denkst du vielleicht anders…“ Sara nimmt Sally, nun hübsch verpackt, und legt sie aufs Sofa.
„Das glaube ich nicht.“ Sie sieht Mike böse an.
„Okay, gib mir eine Chance. Du siehst sie dir einmal kurz an und wenn du sagst „Nein, ich nicht“, dann fährst du in den Urlaub, okay?“ Mit einem treuherzigen Lächeln schmachtet er Sara an. Sie weicht seinem Blick nicht schnell genug aus und wird schwach. Scheiße.
„Boa, Mann!“ Sie verdreht genervt die Augen. „Ich gebe dir eine Stunde. Eine!“

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Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag04.03.2014 23:09

von Einar Inperson
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Hallo,

nur ganz kurz:

Mein erster Gedanke, dass es ein ziemlicher langer Text ist. Trotzdem angefangen zu Lesen und bis zum Schluss dran geblieben.

Hat mir sehr gut gefallen.


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis

si tu n'es pas là, je ne suis plus le même

"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer
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ZatMel
Eselsohr
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Beiträge: 438
Wohnort: Köln


Z
Beitrag05.03.2014 22:59

von ZatMel
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Danke!
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Murmel
Geschlecht:weiblichSchlichter und Stänker

Alter: 68
Beiträge: 6367
Wohnort: USA
DSFo-Sponsor


Beitrag07.03.2014 01:53
Re: a-Moll (AT)
von Murmel
Antworten mit Zitat

Hallo ZatMel

Ich fürchte es gibt eine ganze Latte von Dingen, die du dir noch einmal vergegenwärtigen solltest.

Deine Story fängt leicht verwirrend an, finde ich. Da ist jemand, der freut sich, aber es dauert ewig, bis wir wissen, warum.
Du lässt das Ganze in London spielen, aber lässt sie Baseball Begriffe aufzählen, sehr unwahrscheinlich dass sie die kennt - wenn dann kennt sie britische Sportbegriffe.
Dein Stil soll peppig sein, dazu verwendest du Gedanken vom internen Erzähler, der Rest ist auktorial... jedenfalls so ein bisschen auktorial. Das beißt sich leider.

Was ich viel gravierender finde, ist das Fehlen von etwas, das mich reizen würde, weiterzulesen. Vielleicht kommt es noch, aber dann zu spät. Ich sehe bisher nur eine Tussi, die sich freut, weil ihre Band mit ihrer Hilfe einen Erfolg gelandet hat. So what? Ok, sie will in den Urlaub und soll nun Mike helfen, aber ich weiß nicht... reicht mir das?

Ich denke schon, dass du auf dem richtigen Weg bist, aber es ist zu unruhig und zu verwirrend. Schnelles Tempo schön und gut, aber ein bisschen mehr Ruhe würde der Einleitung gut tun.




ZatMel hat Folgendes geschrieben:
Der Rhythmus von Nirvanas Smells Like Teen Spirit bestimmt den Takt ihrer Schritte. (solche Zitate gehören in Anführungszeichen) Sie Sara hat die Stöpsel der Kopfhörer ganz tief in ihre Ohren gestopft, um keinen Ton zu verpassen. Sara Sie grinst in sich hinein. Dass es so geil sein würde, hatte keiner erwartet. (was denn?) Sie hatte es geahnt, aber trotzdem: es hatte alle umgehauen! Strike! Home Run! Tor! (intern) Sara ist kein Experte im Sport, deshalb gehen ihr schneller als sie denken kann die Vokabeln aus. (auktorial) Egal! Sie ist heute die geilste Sau im ganzen Viertel! Und daran kann auch der Mangel an Sportbegriffen nichts ändern! In your face! (intern)
Sie schlängelt sich zwischen den fleißigen Finanzmarktameisen Londons die High Kensington Street hinab. (Wie kann sie sich schlängeln? Läuft sie wie eine Schlange?)Trotz des obligatorischen Kaffeebechers in der Hand und den Kopfhörern im Ohr, wirkt sie neben den Männern im Anzug fehl am Platz: sie trägt eine alte, lila Lederjacke, eine dunkle Jeans mit Löchern und die ältesten Chucks im Umkreis von fünf Kilometern. Das lange, zerzauste, blonde Haar hat sie mit einem dunkelblauen Sternchenschal gebändigt. Es ist offensichtlich: sie hat, im Gegensatz zu den meisten Menschen um sie herum, ihr Bett noch nicht gesehen. Denn sie hat die ganze Nacht gefeiert! (auktorial) Ihren Erfolg. Den Erfolg der Band. Die Musik, die wie Magie alle begeistert hat! (eigentlich intern)


_________________
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Biggi
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 52
Beiträge: 782
Wohnort: BY



Beitrag07.03.2014 13:45

von Biggi
Antworten mit Zitat

Hallo ZatMel,

ich musste gerade schon über den ersten Satz grinsen. Der Titel des Liedes (den ich abgesehen davon, gleich mal kursiv stellen würde), kam mir bekannt vor aus einem Roman, den ich gerade in den Fingern hatte.
Ich würde also sagen, wenn Du nicht diese Autorin bist - wovon ich ausgehe -, denk Dir vielleicht lieber einen anderen aus; es sei denn, das soll eine Hommage an sie werden. wink

Ich bleibe ehrlich: von der Wortwahl her recht sauber, Zeichensetzung eher naja (aber das würde ins Detail gehen), Inhalt: ah ja, so ...
Schließe mich Murmel an, dass es mich nicht hineinzieht.
Weil Du mit diesem Anfang vorhattest, Spannung zu erzeugen, wo ich für mich keine Chance dafür sehe.
Ich möchte etwas direkter in ihre Gedanken zu diesem tollen Wahnsinnserlebnis, damit ich mitgehen kann = ich möchte die Karten auf dem Tisch haben.
Momentan lässt Du mich noch nebenher rennen und ich habe Zeit zu fragen: warum eigentlich? Das funktioniert also für mich noch nicht und deswegen fange ich auch noch nicht mit der Kommakorrektur an.

Perspektivgeschichten sind natürlich Dinge, über die selbst "fortgeschrittenere" Schreiberlinge noch stolpern. Manches ließe ich durchgehen, wenn ich mir ihre innere Stimme vorstelle, manches nicht, aber darauf hat Dich Murmel ebenfalls schon hingewiesen.

Ich würde fürs Erste sagen: schreib mal weiter und achte auf die Dinge, die sie Dir aufgezeigt hat, und dann überarbeite den Anfang. Der bleibt selten in der ersten Version und wenn Du selbst weißt, wie die Geschichte ausgeht, schreiben sich die ersten Seiten vermutlich wie von alleine.

Good luck,
Biggi
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LeoModest
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 142
Wohnort: Travemünde


Beitrag07.03.2014 22:18

von LeoModest
Antworten mit Zitat

Zunächst mal, ich finde es nicht schlimm, dass nicht sofort klar ist, woher die Begeisterung kommt. Mir gefällt es, wenn sich alles erst sukzessive erklärt.

Den Stil finde ich persönlich etwas zu salopp, zu alltäglich. Authentizität im Ausdruck driftet meines Erachtens schnell in unliterarische Oberflächlichkeit ab; allerdings sind Gespräche ohnehin unglaublich schwierig (, weshalb ich da auch neulich einen Thread in der Selbsthilfe eröffnet habe...).

Was ich außerdem noch leicht kritisieren wollte: diese Hinführung zu diesem Unfall. Verzeihe, aber ich finde, dass ist nicht allzu elegant gelöst. Als Leser denke ich mir hier: "Aha, die Dame hatte einen Unfall, macht seitdem keine Musik mehr: dieser Unfall ist wichtig, er wird in der Geschichte eine wichtige Rolle spielen; hier wird er aber nur angedeutet um Spannung zu erzeugen." Verstehst du? Mir scheint, dass du es subtil versuchen wolltest, dieses Element einzubauen, aber es wirkt doch eher ungelenk.
Wie könnte man es besser machen? Grundsätzlich - wenn es sich um einen Roman handelt - würde ich noch etwas warten. Ich persönlich (Geschmack?!) mag es nicht so, wenn man mit der Tür ins Haus fällt. So wie es ist, stelle ich mir aber nun vor, dass der Unfall große Folgen hatte (wohl eher psychisch als physisch, sie scheint fit zu sein) und sie demnach keine Musik mehr macht (sind ihre Bandmitglieder verstorben?). Vermutlich wird aber im Laufe der Geschichte diese Thematik aufgegriffen und - welch schönes Ende! - sie wird sich nach langem Kampf und langer Weigerung doch wieder der Musik widmen und glücklich werden. Wenn das hier richtige Vermutungen sind, so unterstreicht dies, dass es ein bisschen vorhersehbar ist.
(Falls ich unrecht habe, so bitte ich um Verzeihung: ich habe mal einen ähnlichen Anfang zu einer Geschichte gelesen, wo es nämlich genau darum ging!)

In einem Worte, ich würde diesen Unfall entweder explizit von Anfang an erwähnen und alles aufklären - ergo keine Spannung, aber der Leser weiß einfach Bescheid. Oder subtiler herangehen.

Schließlich: Ich finde es interessant, wie die Protagonistin dieser Band zum Erfolg verhilft. Was ich aber frage: wie macht sie das? Einfach nur sagen, dass sie es macht, finde ich zu oberflächlich. Kennst du zufällig den Film 'The English Teacher'? Ein grauslicher Film, wenn du mich fragst. Es geht da um diesen immens talentierten Jungautoren, dessen Theaterstück ja der himmlische Wahnsinn ist: aber es wird nicht klar, warum, was toll an diesem Stück ist. Verstehst du? Behaupten, dass die Protagonistin ein Genie ist reicht nicht. Eine banale Zeitungskritik nennen ist ebenso nicht überzeugend - ich fänd' es dagegen großartig, wenn du klar erklären könntest, was sie gemacht hat, worin ihr Genie liegt, worin die Großartigkeit der CD liegt: das wäre spannendes Lesematerial.

Ich hoffe, das hat ein wenig geholfen!

Beste Grüße

Leo
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lilaluna
Gänsefüßchen
L


Beiträge: 35



L
Beitrag08.03.2014 11:04

von lilaluna
Antworten mit Zitat

Eigentlich hatte ich zu diesem kleinen Stück  chicklit nichts sagen wollen. Aber ich hab über @LeoModests Kritik, die ich in allen Punkten für zutreffend halte, ein bisschen lachen müssen und sag jetzt doch noch was..

Natürlich kommt man, wenn man bis ans Ende des Textes gelesen hat, zu der Frage, was an dieser kleinen Zicke denn so dolle sei, dass ein Bildermagazin, das mindestens ein Woche vor dem Erscheinen schon Redaktionsschluss hat, bereits am Tag nach dem Konzert eine Eloge über die Künstlerin schiebt, ohne wirklich zu erklären, warum.

Und da sind wir am Punkt, lieber Leo. Vor allem im Falle der Schlagermusik fragt sich der Hörer nicht immer, aber sehr oft staunend, warum ausgerechnet dieser oder jener Mist (angeblich) so weit vorn ist. Und kommt, wenn er sich Mühe gibt, bis zu der ernüchternden Erkenntnis, dass man eigentlich gar nichts können muss, um in diesem Genre Erfolg zu haben. Man muss nicht mal singen können. Man ist Bestandteil einer "Produktion", bei der es jede Menge unheilige Allianzen gibt.

Es ist daher müßig, nach dem "Können" eines Mädchens zu fragen. Es gibt sehr, sehr viele Mädchen, die wirklich etwas drauf haben. Aber das ist kein Kriterium dafür, ob sie in der U-Musik Erfolg haben oder nicht. Da gelten ganz andere Spielregeln.

Grüße von Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick and Titch, Boy George, einem Mr. Bieber, Milli Vanilli, dem Napalm-Duo, von Peter Graus und der Quattro-Suzi.

Und natürlich auch von

lilaluna
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ZatMel
Eselsohr
Z


Beiträge: 438
Wohnort: Köln


Z
Beitrag08.03.2014 12:04

von ZatMel
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Hallo zusammen,
Vielen lieben Dank für die Kritik, und dass ihr euch die Zeit genommen habt, alles zu lesen!
Ich kann in den meisten Punkten nachvollziehen, was ihr meint. Ich hab auch schon ein paar Ideen, wie ich das raus-/hinbekomme. Smile

Noch ne Frage an Biggi und Leo: Welche Bücher habt ihr denn gelesen? Das interessiert mich.

Ich wünsche euch ein sonniges Wochenende!

Liebste Grüße,
zatmel
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LeoModest
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 142
Wohnort: Travemünde


Beitrag08.03.2014 12:20

von LeoModest
Antworten mit Zitat

Sehr gerne, Zatmel, kein Problem!

Welche Bücher ich gelesen habe? Wow, tolle Frage. Meine großen Helden sind Tolstoi, Mann, Dostojewski, Proust und Dickens - seit kurzem in ganz anderer Art habe ich auch Thomas Bernhard zu lieben gelernt.

Ein Buch, welches ich sogar fast noch erwähnt hätte, ist aber dies hier: 'Doktor Faustus' von Thomas Mann, weil da geht es auch um ein Musikgenie. 'Adrian Leverkühn' wird als Erfinder der Zwölftontechnik (statt Arnold Schönberg) vorgestellt, es gibt viele musiktheoretische Passagen, seine einzelnen Werke werden recht ausführlich dargelegt, selbst die Töne werden einmal genannt, weil sie den Namen seiner 'Geliebten' ('Esmeralda') andeuten. Da gelingt es Mann eben glaubhaft zu erklären, warum der Protagonist ein Genie ist.

Tolstoi ist meiner Meinung nach in jeder Hinsicht der vollkommene Schriftsteller, weshalb ich auch eine subtile Einführung der Unfallthematik vorschlage. Er bettet seine Geschehnisse sehr raffiniert in die Geschichte ein. Er schreibt kurze Kapitel, jedes einzelne hat eine kleine Pointe, Aussage oder Botschaft - und zusammen genommen bilden sie eine längere Episode, die schlussendlich die Handlung in einer Hinsicht bedeutend voranbringt. So liebe ich Literatur: und Tolstoi lesen hilft jedem Schriftsteller, wenn man ihn mit der richtigen Einstellung liest (die falsche ist nämlich deprimierend, weil man sich dann alle vier Sätze denkt, dass man mit dem Schreiben aufhören soll, weil man es niemals schaffen kann, solch ein Gigant zu werden...).

Ich hoffe, das beantwortet deine Frage und hilft ein wenig... Smile
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ZatMel
Eselsohr
Z


Beiträge: 438
Wohnort: Köln


Z
Beitrag09.03.2014 23:50

von ZatMel
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Sehr schön Leo,
Ich glaube, ich hab mich etwas falsch ausgedrückt! Smile
Die Autoren habe ich auch schon alle durch, aber danke für die ausführliche Antwort!
Ich meinte eigentlich deine Antwort, hier das Zitat:
"Vermutlich wird aber im Laufe der Geschichte diese Thematik aufgegriffen und - welch schönes Ende! - sie wird sich nach langem Kampf und langer Weigerung doch wieder der Musik widmen und glücklich werden. Wenn das hier richtige Vermutungen sind, so unterstreicht dies, dass es ein bisschen vorhersehbar ist.
(Falls ich unrecht habe, so bitte ich um Verzeihung: ich habe mal einen ähnlichen Anfang zu einer Geschichte gelesen, wo es nämlich genau darum ging!)"

Daran bin ich sehr interessiert! Und lieben Dank für deine Ausführungen. Und die "Schönberg"-Geschichte: da gebe ich dir vollkommen Recht. Selbst für eine Musikerin war das ziemlich genial zu lesen.

Ganz liebe Grüße,
zatmel
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LeoModest
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 142
Wohnort: Travemünde


Beitrag10.03.2014 00:33

von LeoModest
Antworten mit Zitat

Hi ZatMel,

leider kann ich dir da nicht weiterhelfen. Die Geschichte, auf die ich mich bezog, war auch eine Art Leseprobe wie hier - nur eine persönliche Freundin damals.
Folglich kannst du es also nicht nachlesen, tut mir leid. Dennoch war die Geschichte letztlich so: Frau lernt Mann kennen - der bittet sie, am Set eines Films mitzuarbeiten - sie taucht auf - und rennt sofort weg, weil so krass negative Erinnerungen aufkommen. Es wird angedeutet, dass sie ihren besten Freund (Geliebten?) bei einem Bühnenunfall verloren hat.
Ich weiß gar nicht, ob ich das Ende je gelesen habe: aber es schien sehr, sehr eindeutig darauf hinaus zu laufen, dass sie diese Angst überwindet und als Schauspielerin große Erfolge feiern wird. Daran erinnerte mich dieser Anfang also ein bisschen. Wenn dies weiterhilft, so freue ich mich - ansonsten, nichts für ungut! Smile
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