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Vom Hörensagen


 
 
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Eskay Scots
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
E

Alter: 51
Beiträge: 17
Wohnort: Berlin


E
Beitrag21.05.2014 22:59

von Eskay Scots
Antworten mit Zitat

Hi Klemens,

habe Deinen Text soeben gelesen und bin tief beeindruckt.
Es ist jetzt leider schon zu spät (und ich bin, wie immer, schon zum umfallen müde), um ausführlich darauf eingehen zu können, aber mein Lob wollte ich gleich aussprechen.
Obwohl die Thematik eine andere ist, fühle ich mich sehr an: "Das weiße Band" erinnert.

Habe das Ende dieses Threads überflogen. Eine kurze Anmerkung: Ich würde UtherP widersprechen wollen: ich finden den Teil des Ausbruchs der Mutter keinesfalls zu lang, nicht nur weil mir (was natürlich nur begrenzte Bedeutung hat, da ich ja noch blutiger Anfänger bin) keine Längen aufgefallen sind, sondern auch, weil er den Rhythmus Deiner Absatzlängen unterbricht und damit diesen Teil als "Höhepunkt", in der der Leser endlich Gewissheit erlangt, darüber, was er ja die ganze Zeit ahnt, unterstreicht.
Das ein demenzkranker Mensch so etwas vielleicht nicht könnte, spielt beim Lesen für mich keine Rolle, auch weil ich finde, dass Du genug Raum auch für andere Deutungen der Erkrankung der Mutter gelassen hast. Es könnte auch eine schwere Depression sein, die zur vollkommenen Antriebslosigkeit der Mutter führt.

Und zu Schluss muss ich dennoch fragen (auch wenn mich mich als Dussel oute): es geht nicht nur um Kindesmisbrauch sondern auch um Kindstötung, oder?

Sehr gerne gelesen (und sicher noch ein zweites Mal)

LG
Simone
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2942
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag22.05.2014 07:52

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Hallo Simone,

ich wollte dir ja eigentlich gestern noch antworten - bei mir war's aber noch etwas später. Dein Lob war trotzdem ein schöner Abschluss des gestrigen Tages, danke dafür.
"Das weiße Band" kenne ich zwar nicht (bin ohnehin nicht so der Filmexperte), habe mir aber den entsprechenden Wikipedia-Artikel durchgelesen und denke schon, dass es da gewisse Ähnlichkeiten gibt.

Eskay Scots hat Folgendes geschrieben:
Habe das Ende dieses Threads überflogen. Eine kurze Anmerkung: Ich würde UtherP widersprechen wollen: ich finden den Teil des Ausbruchs der Mutter keinesfalls zu lang, nicht nur weil mir (was natürlich nur begrenzte Bedeutung hat, da ich ja noch blutiger Anfänger bin) keine Längen aufgefallen sind, sondern auch, weil er den Rhythmus Deiner Absatzlängen unterbricht und damit diesen Teil als "Höhepunkt", in der der Leser endlich Gewissheit erlangt, darüber, was er ja die ganze Zeit ahnt, unterstreicht.


Ja, die Sache mit dem "Höhepunkt" ist der Grund, weshalb ich hier die Absatzlänge variiert habe; ich bin ja immer noch am Überarbeiten und habe mich inzwischen von der Idee, diesen Absatz noch einmal zu unterteilen, wieder verabschiedet. Wo ich UtherP zustimme, ist, dass noch ein oder zwei Hinweise auf den "Ablauf" dieser Szene, auf die Reaktionen der Tochter oder der "Anderen" fehlen.

Zitat:
Das ein demenzkranker Mensch so etwas vielleicht nicht könnte, spielt beim Lesen für mich keine Rolle, auch weil ich finde, dass Du genug Raum auch für andere Deutungen der Erkrankung der Mutter gelassen hast. Es könnte auch eine schwere Depression sein, die zur vollkommenen Antriebslosigkeit der Mutter führt.


Stimmt, ich habe die "Krankheit" der Mutter durchaus bewusst nicht näher spezifiziert - auch, weil es im Grunde nichts zur Sache tut. Nach meinen Erfahrungen sind die Auswirkungen einer Demenz auch stark von der Biografie des Betroffenen und seiner Lebenssituation abhängig - da begebe ich mich jetzt aber in das Terrain der Spekulation - so dass ich auch die Möglichkeit eines solchen "Ausbruchs" nicht völlig ausschließen würde. Aber wie gesagt, eine genaue Diagnose braucht es an diesem Punkt mE auch nicht.

Zitat:
Und zu Schluss muss ich dennoch fragen (auch wenn mich mich als Dussel oute): es geht nicht nur um Kindesmisbrauch sondern auch um Kindstötung, oder?


Ja. Genauer gesagt um Tötung eines Neugeborenen. Und nein, ich halte diese Frage nicht für dusselig.

Vielen Dank jedenfalls für deinen Kommentar. Und wenn sich jetzt oder beim nochmaligen Lesen noch Fragen oder Anmerkungen finden, gerne her damit.

Gruß,
Klemens


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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag22.05.2014 15:34

von Mardii
Antworten mit Zitat

Hallo Klemens,

ich melde mich zu deinem Text einmal vorläufig zu Wort, um dir zu zeigen, dass er auf weiteres Interesse stößt. So gebe ich auch nur einen vorläufigen Eindruck wieder.

Lesetechnisch und stilistisch finde ich den Einstieg komplex bis kompliziert. Bisher habe ich bis zum neunten Abschnitt gelesen und einen Blick auf den Schluss und deine Kommentare geworfen. Anfangs hatte ich Probleme eine Zuordnung der Figuren oder erzählenden Stimmen zu finden. Das angesprochene Du konnte ich nicht identifizieren und welche Rolle der Ich-Erzähler spielt, war für mich nicht ersichtlich.

Es gibt einen Abschnitt, der mir etwas Klärung brachte, aber sich auf den Schluss bezogen wieder verunklärt. Das ist die Stelle, als die Pflegesituation der Mutter dargestellt wird, muss ungefähr in Abschnitt 6 gewesen sein.
Wie gesagt, ich habe den Text noch nicht komplett gelesen und ich denke, dass ich besser verstehe, wenn ich ganz durch bin.

Das erstmal vorläufig von mir.

Stilistisch gefällt es mir teils, aber es schwankt mir etwas zu sehr zwischen gedanklicher Betrachtung und kriminalistischer Aufdeckung des Geschehens (das denke ich besonders zum Ende der Geschichte).
Es hat auch etwas von der Art von einigen Texten Thomas Bernhards und der amerikanischen Popliteraten, an manchen Stellen. Burroughs schrieb ähnlich eindringlich oder man kann sagen aufdringlich, was das beschwörende Wiederholen von Worten und Satzteilen betrifft.

So, ich halte mal die Luft an und lese lieber weiter.

Liebe Grüße
Mardii Smile


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`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2942
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag22.05.2014 16:30

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Hallo Mardii,

auch dir natürlich ein Dankeschön für dein Interesse. Und ich warte sehr gespannt auf deinen schlussendlichen Eindruck.

Mardii hat Folgendes geschrieben:
Lesetechnisch und stilistisch finde ich den Einstieg komplex bis kompliziert.


Der hat mir auch lange Zeit Kopfzerbrechen bereitet, weil ich hier natürlich mit dem Stabat Mater, der Muttergottes mit der Weihwasserschale und dem Kind, das es nie gegeben hat gleich in die Vollen gehe und dem Leser wenig Möglichkeit biete, sich zu orientieren. Daher kann ich diesen Einwand sehr gut verstehen:

Zitat:
Anfangs hatte ich Probleme eine Zuordnung der Figuren oder erzählenden Stimmen zu finden. Das angesprochene Du konnte ich nicht identifizieren und welche Rolle der Ich-Erzähler spielt, war für mich nicht ersichtlich.


Die unkonventionelle Art der Erzählung bedingt einfach, dass ich darauf vertrauen muss, dass man sich irgendwann darin eingelesen hat - immerhin wird das, denke ich, dadurch erleichtert, dass es im Grunde (abgesehen von den Einschüben, die im fertigen Buch aber auch klar vom restlichen Text abgegrenzt sind) nur eine Erzählstimme und nur eine Erzählsituation gibt, die auch konsequent eingehalten werden. Sollte also dein Eindruck hier

Zitat:
Es gibt einen Abschnitt, der mir etwas Klärung brachte, aber sich auf den Schluss bezogen wieder verunklärt. Das ist die Stelle, als die Pflegesituation der Mutter dargestellt wird, muss ungefähr in Abschnitt 6 gewesen sein.


am Ende noch bestehen, wäre ich für einen Hinweis auf die verunklärende Stelle dankbar, denn das muss sich dann um einen Fehler meinerseits handeln.

Zitat:
Es hat auch etwas von der Art von einigen Texten Thomas Bernhards und der amerikanischen Popliteraten, an manchen Stellen. Burroughs schrieb ähnlich eindringlich oder man kann sagen aufdringlich, was das beschwörende Wiederholen von Worten und Satzteilen betrifft.


Borroughs, muss ich zu meiner Schande gestehen, kenne ich ebensowenig wie andere Vertreter der amerikanischen Popliteratur. Thomas Bernhard ist natürlich ein großes Vorbild von mir, wobei "Vom Hörensagen" mein erster Text ist, der sich Anleihen der Bernhard'schen Sprache bedient und in den jeweiligen Überarbeitungen auch immer mehr ent-bernhardisiert wurde; die frühen Versionen, auch die, die nicht online sind, waren da noch um einiges heftiger.

Ich wünsche dir jedenfalls viel Spaß bei der weiteren Lektüre und, wie gesagt, warte gespannt auf dein Fazit.

Gruß,
Klemens


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Merope
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 715
Wohnort: Am Ende des Tals
Der Goldene Käse


Beitrag23.05.2014 18:44
Anmerkungen 1. Hälfte
von Merope
Antworten mit Zitat

Hallo Klemens,

bisher habe ich die Hälfte gelesen. Ja, ich finde den Text neugierig machend. Interessant.
Dazu jetzt die Anmerkungen...:
Beim Lesen des Beginns kam mir bei der 'Taubheit des Unterleibs' der Verdacht: Abort/Geburt. Menses eher weniger.
Dass sich später die Nässe des Fahrersitzes durch den Hosenboden drückt, ist mir zu diesem Zeitpunkt nicht ganz klar: Dann müsste der Hosenboden trocken gewesen sein, sonst würde sie es nicht spüren.
War er vorher nass von Blut/Fruchtwasser - und ist getrocknet? Hat sie die Kleidung gewechselt?
Zitat:
aus akurat akkurat angelegten Schützengräben kratzt der Weizen die Erde unter ihren Stiefelsohlen auf, mit spröden, tastenden Fingern; das blonde Auge zusammengekniffen,

blondes Auge??? Hmh. Dichterische Freiheit...
Zitat:
in dem sich zu diesem Zeitpunkt ein, zwei Dokumente, das Bildnis des Heiligen Christopher und

Da das Ganze in Bayern spielt: Warum nicht Heiliger Christopherus?
Zitat:
weil es ihr unmöglich sei, sich davon zu trennen. Schon zuvor sei es für sie undenkbar gewesen, sich von diesem elendigen Kruzifix

Die Kursivschreibung hat sich mir noch nicht ganz erschlossen. Verwendest Du sie dann - und nur dann -, wenn sie etwas betont?
Evt. könnte man hier auch umgangssprachlich steigern: elendiglich. Ist zwar nicht korrekt, da Adverb - so kann es aber auch gebraucht werden.
Zitat:
Die Mutter sei noch nicht mit beiden Füßen über der
Türschwelle gewesen, da habe sich sie auch schon ihre Finger ins Weihwasser getunkt


Zitat:
alles Unausgesprochene auf den Tisch zu bringen, wie sie es ausdrückt. Es sei, sagt sie, jetzt endlich an der Zeit, all das auf den Tisch zu legen, was bisher unter den Tisch gekehrt worden sei – angefangen bei den beiden Frauen, der leiblichen und der heiligen Mutter, die beide stets den Mund gehalten hätten und stumm geblieben seien. Um endlich reinen Tisch zu machen, wie sie es ausdrückt, müsse ihr Geständnis zwangsläufig dort beginnen, wo diese beiden Frauen geschwiegen hätten.

Das zweimalige "wie sie es ausdrückt" ist mir etwas zuviel.

Zitat:
Am Vortag hatten wir gemeinsam auf dem Friedhofshügel gestanden, ich hatte neben ihr gestanden, als sie vor dem verunkrauteten...
In diesem Absatz schreibst Du 6x "hatte". Auch das ist mir ein wenig zu oft.
Zitat:
Sie könnte den Sterbezettel des Vaters aus dem Gotteslob

Ha - den Ausdruck hatte ich noch nicht bewusst gehört. Musste ich nachschauen. Ab 1975 hieß das so. OK - wenn das in die Zeit passt...
Zitat:
Sterbezettel auf die Stirn kleben wie eine Briefmarke, Jetzt bist du frei, geh, ich hab dich freigemacht,

Nach der Briefmarke würde ich einen Punkt setzen und den Satz beenden.
Zitat:
Oftmals sei es ja so gewesen, dass man am Nachmittag zu Kaffee und Kuchen vorbeigekommen sei und die Mutter mit noch ungekämmtem Haar und im Nachthemd auf dem Scheslon sitzend angetroffen habe – es sei also oftmals fraglich gewesen, ob die Mutter an diesen Tagen überhaupt schon am Mittagstisch gesessen oder wenigstens eine rudimentäre Körperpflege erfahren habe.

Das Scheslon (Chaiselongue) mag ich besonders. Allerdings passt mir dann das "rudimentär" nicht dazu.
Außerdem erwähnst Du den Kuchen - der wird aber im nächsten Absatz nicht aufgegriffen.
Zitat:
frage ich mich, worüber diese Hexen sich unterhalten, in all den Nächten, die sie in den Kronen von Malven und Akazien verbringen;

Tja - hier bin ich kleinlich. Malven gibt's nur als krautige Pflanzen, Halbsträucher und Sträucher.
Wenn Du afrikanische Malvengewächse meinst; Affenbrotbaum etc., ist das etwas Anderes. Warum schreibst Du nicht Affenbrotbaum?
Zitat:
kitzeln diese Hexen ihre geheimen Sehnsüchte aus ihr heraus, deren
miserables Flüstern sie im Wind verstreuen

Miserables Flüstern? Armseliges Flüstern? Erzeugt bei mir kein richtiges Bild...
Zitat:
Trotzdem warst du der Einzige gewesen, dem so sie von ihrer ausbleibenden Regel erzählt hatte.


Das war die erste Hälfte... Wink
Merope
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

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Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag23.05.2014 21:49
Re: Anmerkungen 1. Hälfte
von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Guten Abend Merope (huch, ein neuer Avatar - ist das grade in Mode?),

da hat es sich ja wirklich gelohnt, dass ich noch nicht mit der finalen Überarbeitung begonnen habe. Hätte ich nicht gedacht, dass zu diesem Zeitpunkt nochmal so viele hilfreiche Anmerkungen kommen - die kann ich jetzt alle noch berücksichtigen. Super.

En detail:

Merope hat Folgendes geschrieben:
Beim Lesen des Beginns kam mir bei der 'Taubheit des Unterleibs' der Verdacht: Abort/Geburt. Menses eher weniger.
Dass sich später die Nässe des Fahrersitzes durch den Hosenboden drückt, ist mir zu diesem Zeitpunkt nicht ganz klar: Dann müsste der Hosenboden trocken gewesen sein, sonst würde sie es nicht spüren.
War er vorher nass von Blut/Fruchtwasser - und ist getrocknet? Hat sie die Kleidung gewechselt?


Wenn du nichts dagegen hast, würde ich an dieser Stelle abwarten, bis du den kompletten Text gelesen hast, und dann nochmal drauf zurückkommen.

Zitat:
Zitat:
aus akurat akkurat angelegten Schützengräben kratzt der Weizen die Erde unter ihren Stiefelsohlen auf, mit spröden, tastenden Fingern; das blonde Auge zusammengekniffen,

blondes Auge??? Hmh. Dichterische Freiheit...


Du ahnst nicht, wie oft dieses blonde Auge schon auf der Kippe stand, aber bisher hat es jede Überarbeitung überlebt. Ich verwende ja in "Vom Hörensagen" eine - für meine Verhältnisse - sehr reduzierte Sprache, da muss ich mir anscheinend ein paar Ausrutscher ins Poetische behalten.
Akkurat habe ich korrigiert, danke.

Zitat:
Zitat:
in dem sich zu diesem Zeitpunkt ein, zwei Dokumente, das Bildnis des Heiligen Christopher und

Da das Ganze in Bayern spielt: Warum nicht Heiliger Christopherus?


Der Bayern-Verdacht kam hier schon mal auf, es spielt aber tatsächlich in Baden-Württemberg, in einem dieser tiefschwarzen Dörfer, von denen Arnold Stadler mal schrieb, dass in ihnen alles katholisch sei. Und da drückt sich vielleicht die Sparsamkeit des Schwaben/Badeners aus, denn "Christopherus" hat eine Silbe mehr als "Christopher", deshalb lässt man den Ersteren in den Büchern stehen und spricht selbst vom Letzteren. Ausgesprochen: Chrischtoffer

Zitat:
Zitat:
weil es ihr unmöglich sei, sich davon zu trennen. Schon zuvor sei es für sie undenkbar gewesen, sich von diesem elendigen Kruzifix

Die Kursivschreibung hat sich mir noch nicht ganz erschlossen. Verwendest Du sie dann - und nur dann -, wenn sie etwas betont?
Evt. könnte man hier auch umgangssprachlich steigern: elendiglich. Ist zwar nicht korrekt, da Adverb - so kann es aber auch gebraucht werden.


Zur Kursivschreibung: Da gibt es tatsächlich kein System, ich habe die eher gefühlsmäßig verwendet, und zwar zum einen bei Worten, die betont werden sollen, zum anderen bei Ausdrücken, die sozusagen als feststehende Begriffe im Sprachgebrauch vorhanden sind und ähnlich Zitaten verwendet werden.
Zum "elendiglich" - auch da wieder der Verweis auf die Sprachökonomie. Im Grunde müsste das sogar das "elende Kruzifix" stehen, ich war mir aber nicht sicher, ob das gebräuchlich genug ist. "Elendiglich" wäre für die Gegend, aus der ich komme, Schriftdeutsch.

Zitat:
Zitat:
Die Mutter sei noch nicht mit beiden Füßen über der
Türschwelle gewesen, da habe sich sie auch schon ihre Finger ins Weihwasser getunkt


Vielen Dank, ist korrigiert.

Zitat:
Zitat:
alles Unausgesprochene auf den Tisch zu bringen, wie sie es ausdrückt. Es sei, sagt sie, jetzt endlich an der Zeit, all das auf den Tisch zu legen, was bisher unter den Tisch gekehrt worden sei – angefangen bei den beiden Frauen, der leiblichen und der heiligen Mutter, die beide stets den Mund gehalten hätten und stumm geblieben seien. Um endlich reinen Tisch zu machen, wie sie es ausdrückt, müsse ihr Geständnis zwangsläufig dort beginnen, wo diese beiden Frauen geschwiegen hätten.

Das zweimalige "wie sie es ausdrückt" ist mir etwas zuviel.


Danke für den Hinweis, dann fliegt eins der beiden raus.

Zitat:
Zitat:
Am Vortag hatten wir gemeinsam auf dem Friedhofshügel gestanden, ich hatte neben ihr gestanden, als sie vor dem verunkrauteten...
In diesem Absatz schreibst Du 6x "hatte". Auch das ist mir ein wenig zu oft.


Auch hier: Danke - da werde ich mir was überlegen, um das ein bisschen aufzulösen.

Zitat:
Zitat:
Sie könnte den Sterbezettel des Vaters aus dem Gotteslob

Ha - den Ausdruck hatte ich noch nicht bewusst gehört. Musste ich nachschauen. Ab 1975 hieß das so. OK - wenn das in die Zeit passt...


Ich kenne aus meiner Kindheit in den 80ern beide Ausdrücke, Gotteslob und Gesangs-/Gebetsbuch. Beides wird auch heute noch verwendet. Ich finde, Gotteslob ist das schönere Wort.

Zitat:
Zitat:
Sterbezettel auf die Stirn kleben wie eine Briefmarke, Jetzt bist du frei, geh, ich hab dich freigemacht,

Nach der Briefmarke würde ich einen Punkt setzen und den Satz beenden.


Wie wär's mit einem Doppelpunkt?

Zitat:
Zitat:
Oftmals sei es ja so gewesen, dass man am Nachmittag zu Kaffee und Kuchen vorbeigekommen sei und die Mutter mit noch ungekämmtem Haar und im Nachthemd auf dem Scheslon sitzend angetroffen habe – es sei also oftmals fraglich gewesen, ob die Mutter an diesen Tagen überhaupt schon am Mittagstisch gesessen oder wenigstens eine rudimentäre Körperpflege erfahren habe.

Das Scheslon (Chaiselongue) mag ich besonders. Allerdings passt mir dann das "rudimentär" nicht dazu.
Außerdem erwähnst Du den Kuchen - der wird aber im nächsten Absatz nicht aufgegriffen.


Meinst du, "rudimentär" klingt zu abgehoben? Hm, kann sein. Dann muss ich mir da evtl. was anderes für überlegen.
Ja, "Kaffee und Kuchen" ist auch eher ein feststehender Ausdruck, der die Tageszeit beschreibt, zu der überhaupt Besuche abgestattet werden - um Zwölfe gibt's Mittagessen, nachmittags um Drei ist Kaffee und Kuchen, um Sechse gibt's Vesper und ab Sieben wird niemandem mehr die Tür aufgemacht. So kenn' ich das zumindest.

Zitat:
Zitat:
frage ich mich, worüber diese Hexen sich unterhalten, in all den Nächten, die sie in den Kronen von Malven und Akazien verbringen;

Tja - hier bin ich kleinlich. Malven gibt's nur als krautige Pflanzen, Halbsträucher und Sträucher.
Wenn Du afrikanische Malvengewächse meinst; Affenbrotbaum etc., ist das etwas Anderes. Warum schreibst Du nicht Affenbrotbaum?


Ich merke schon, die Botanik ist meine Stärke nicht. Dann muss ich da wohl nochmal recherchieren, denn "Affenbrotbäumen" hat ja gleich drei Silben mehr als "Malven" und würde mir den ganzen Satzrhythmus kaputtmachen.

Zitat:
Zitat:
kitzeln diese Hexen ihre geheimen Sehnsüchte aus ihr heraus, deren
miserables Flüstern sie im Wind verstreuen

Miserables Flüstern? Armseliges Flüstern? Erzeugt bei mir kein richtiges Bild...


Hm, sorry, das werde ich stehen lassen, das gefällt mir zu sehr.

Zitat:
Zitat:
Trotzdem warst du der Einzige gewesen, dem so sie von ihrer ausbleibenden Regel erzählt hatte.


Ist bereits geändert.

Zitat:
Das war die erste Hälfte... Wink


Dann sage ich an dieser Stelle nochmal herzlichen Dank für die intensive Beschäftigung mit meinem Text und warte auf die zweite Hälfte Very Happy

Gruß,
Klemens


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Merope
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Der Goldene Käse


Beitrag24.05.2014 10:49
Re: Anmerkungen 1. Hälfte
von Merope
Antworten mit Zitat

Hallo Klemens,

kurz zu Deinem Feedback:
Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Guten Abend Merope (huch, ein neuer Avatar - ist das grade in Mode?)

Da es draußen Sommer wird, kann ein kühlender Avatar nicht schaden. Wink
Zitat:
Du ahnst nicht, wie oft dieses blonde Auge schon auf der Kippe stand, aber bisher hat es jede Überarbeitung überlebt. Ich verwende ja in "Vom Hörensagen" eine - für meine Verhältnisse - sehr reduzierte Sprache, da muss ich mir anscheinend ein paar Ausrutscher ins Poetische behalten.

Kein Problem - wenn es bewusst und gezielt geschrieben wurde.
Zitat:
Der Bayern-Verdacht kam hier schon mal auf, es spielt aber tatsächlich in Baden-Württemberg, in einem dieser tiefschwarzen Dörfer, von denen Arnold Stadler mal schrieb, dass in ihnen alles katholisch sei.

OK. Für Nordlichter ist das egal - Süden beginnt ja oft bei denen südlich von Hannover.
Für Bayern ist es aber nicht eindeutig zu erkennen, wo das Ganze spielt. Schwarz und erzkatholisch gibt es da auch. Vielleicht einen deutlicheren umgangsprachlicheren Hinweis, damit die Region und das Idiom besser herauskommen?
Zitat:
Zur Kursivschreibung: Da gibt es tatsächlich kein System, ich habe die eher gefühlsmäßig verwendet, und zwar zum einen bei Worten, die betont werden sollen, zum anderen bei Ausdrücken, die sozusagen als feststehende Begriffe im Sprachgebrauch vorhanden sind und ähnlich Zitaten verwendet werden.

OK. Vielleicht brauchst Du ja nicht alle Kursiven.

Zitat:
Wie wär's mit einem Doppelpunkt?

Doppelpunkt nach der Briefmarke ist noch besser!
Zitat:
Meinst du, "rudimentär" klingt zu abgehoben? Hm, kann sein. Dann muss ich mir da evtl. was anderes für überlegen.

Ich empfinde das als Bruhc. Wenn er beabsichtigt ist: dann OK. Wenn nicht, würde ich im Sprachfluss bleiben - und nach Scheslon passt rudimentär nicht so wirklich.
Zitat:
Ja, "Kaffee und Kuchen" ist auch eher ein feststehender Ausdruck, der die Tageszeit beschreibt, zu der überhaupt Besuche abgestattet werden - um Zwölfe gibt's Mittagessen, nachmittags um Drei ist Kaffee und Kuchen, um Sechse gibt's Vesper und ab Sieben wird niemandem mehr die Tür aufgemacht. So kenn' ich das zumindest.

Diese gesamte formulierung ist so nett und treffend - die würde ich irgendwie einbauen. Oder ist das schon wieder mein beanstandetes Infodumping? Wink
Ich kenn den Ausdruck. Ich fand nur, der (sicherlich nicht vorhandene) Kuchen wäre evtl. noch einer Erwähnung wert gewesen.
Zitat:
Ich merke schon, die Botanik ist meine Stärke nicht. Dann muss ich da wohl nochmal recherchieren, denn "Affenbrotbäumen" hat ja gleich drei Silben mehr als "Malven" und würde mir den ganzen Satzrhythmus kaputtmachen.

Muss ja auch kein Affenbrotbaum sein. Gibt noch andere Vertreter der Malvaceae in Afrika, die als Bäume groß genug sind, um Hexen zu tragen.

So - dann werde ich mal weiterlesen...
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Klemens_Fitte
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Beitrag24.05.2014 13:19
Re: Anmerkungen 1. Hälfte
von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Hallo nochmal,

Merope hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Du ahnst nicht, wie oft dieses blonde Auge schon auf der Kippe stand, aber bisher hat es jede Überarbeitung überlebt. Ich verwende ja in "Vom Hörensagen" eine - für meine Verhältnisse - sehr reduzierte Sprache, da muss ich mir anscheinend ein paar Ausrutscher ins Poetische behalten.

Kein Problem - wenn es bewusst und gezielt geschrieben wurde.


Ich weiß natürlich, dass es immer schlecht ist, wenn man ein Bild erklären muss, denn das bedeutet, dass man sich nicht richtig ausgedrückt hat - mit dem "blonden Auge" meine ich das Weizenkorn - aber manchmal muss ich eben das Risiko eingehen, dass nicht alles beim Leser so ankommt, wie ich mir das vorstelle.

Zitat:
Zitat:
Der Bayern-Verdacht kam hier schon mal auf, es spielt aber tatsächlich in Baden-Württemberg, in einem dieser tiefschwarzen Dörfer, von denen Arnold Stadler mal schrieb, dass in ihnen alles katholisch sei.

OK. Für Nordlichter ist das egal - Süden beginnt ja oft bei denen südlich von Hannover.
Für Bayern ist es aber nicht eindeutig zu erkennen, wo das Ganze spielt. Schwarz und erzkatholisch gibt es da auch. Vielleicht einen deutlicheren umgangsprachlicheren Hinweis, damit die Region und das Idiom besser herauskommen?


Naja, ich hab das ja nur nochmal erwähnt, weil eben die Bayern-Assoziation hier schon mal kam, ich glaube von EWJoe. Im Grunde ist es ja egal, ob die Geschichte in Bayern oder Baden-Württemberg spielt; und selbst wenn es wichtig wäre, stehe ich dieser Transkription von Dialekten immer skeptisch gegenüber. Arnold Stadler, in der Nähe von Meßkirch geboren, macht das in seinen Texten manchmal, aber zu meiner Sprache passt es nicht ganz. Und in einer Gegend, in der sich der Dialekt teilweise von Dorf zu Dorf ändert, ist es auch schwierig, über die Verwendung oder die Schreibweise bestimmter Ausdrücke eine regionale Einordnung zu erreichen.

Zitat:
Zitat:
Zur Kursivschreibung: Da gibt es tatsächlich kein System, ich habe die eher gefühlsmäßig verwendet, und zwar zum einen bei Worten, die betont werden sollen, zum anderen bei Ausdrücken, die sozusagen als feststehende Begriffe im Sprachgebrauch vorhanden sind und ähnlich Zitaten verwendet werden.

OK. Vielleicht brauchst Du ja nicht alle Kursiven.


Ich werde sie auf jeden Fall nochmal auf die jeweilige Funktion hin abklopfen, ja.

Zitat:
Zitat:
Wie wär's mit einem Doppelpunkt?

Doppelpunkt nach der Briefmarke ist noch besser!


Gut, dann mache ich das so.

Zitat:
Zitat:
Meinst du, "rudimentär" klingt zu abgehoben? Hm, kann sein. Dann muss ich mir da evtl. was anderes für überlegen.

Ich empfinde das als Bruhc. Wenn er beabsichtigt ist: dann OK. Wenn nicht, würde ich im Sprachfluss bleiben - und nach Scheslon passt rudimentär nicht so wirklich.


Ich habe jetzt vorläufig mal noch "allernötigste" und "gebotene Körperpflege" in Betracht gezogen. Vielleicht (hoffentlich) fällt mir noch was Besseres ein.

Zitat:
Zitat:
Ja, "Kaffee und Kuchen" ist auch eher ein feststehender Ausdruck, der die Tageszeit beschreibt, zu der überhaupt Besuche abgestattet werden - um Zwölfe gibt's Mittagessen, nachmittags um Drei ist Kaffee und Kuchen, um Sechse gibt's Vesper und ab Sieben wird niemandem mehr die Tür aufgemacht. So kenn' ich das zumindest.

Diese gesamte formulierung ist so nett und treffend - die würde ich irgendwie einbauen. Oder ist das schon wieder mein beanstandetes Infodumping? Wink
Ich kenn den Ausdruck. Ich fand nur, der (sicherlich nicht vorhandene) Kuchen wäre evtl. noch einer Erwähnung wert gewesen.


Ja, die obige Formulierung kriege ich so nicht unter. Aber was hältst du davon, wenn ich im nächsten Absatz irgendwo noch "es habe zu Kaffee und Kuchen nicht einmal Kuchen gegeben" o.ä. unterbringe?

Gruß,
Klemens


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Der Goldene Käse


Beitrag25.05.2014 07:23

von Merope
Antworten mit Zitat

Hi Klemens,

betr. rudimentär:
Zitat:
Ich habe jetzt vorläufig mal noch "allernötigste" und "gebotene Körperpflege" in Betracht gezogen. Vielleicht (hoffentlich) fällt mir noch was Besseres ein.
Alternativen: Grundpflege, Minimalpflege, einfachste Körperpflege
Zitat:
Aber was hältst du davon, wenn ich im nächsten Absatz irgendwo noch "es habe zu Kaffee und Kuchen nicht einmal Kuchen gegeben" o.ä. unterbringe?
Ja, warum nicht?

Nun zum zweiten Teil, wie versprochen:
Zitat:
In einem Zustand verzweifelter Frivolität, wie man sich mir gegenüber ausgedrückt hat, habe sie sich zum Ende hin an die bereitwilligen Schultern und Münder dieser
Die "verzweifelte Frivolität" als Dorfausdruck?? Sehr gehobene Sprache der Dörfler.
Zitat:
wie sehr sie in diesen Geschichten und (in?) der herabwürdigenden Rolle aufgegangen

Zitat:
zurückgehen zu ihren Erzählungen, in denen sie sich selbst auf die Suche nach dem Anfang ihrer leiblichen Krisen gemacht hatte.
"leiblichen Krisen"? Verstehe, was Du meinst. Bin aber dennoch über den Ausdruck gestolpert.

BTW: Ich habe einen Teil der zweiten Hälfte laut gelesen. Dabei bin ich bei ein paar Sachen hängengeblieben. Zusätzlich fiel mir auf, dass er sich gut lesen lässt. Vielleicht solltest Du bei einer Publikation zumindest einen Hörtrailer in Betracht ziehen. Ein Sprecher + evtl. Der Fragende als Extra-Sprecher dazu. Genügt aber einer. Oder eine.
Zitat:
ihr Unglück, wie sie es ausgedrückt hatte, durch die fixe Idee einer Vorbestimmung, eines Martyriums zu adeln

Das "adeln" hat was - aber auch nicht. Ich weiß nicht so recht.
Der Ausdruck "wie sie es ausgedrückt hatte/wie sie es ausdrückt" kommt im gesamten Text recht oft vor (zähl mal durch..).
Zitat:
Die plötzliche Hilfsbedürftigkeit der Mutter habe sie endgültig, wie ihr heute klar sie sei, zum Dorf verdammt.

Zitat:
Nicht selten, sagt sie, habe sie damals während der Morgentoilette neben der Mutter gestanden und sei gewissermaßen an der Weigerung der Mutter verzweifelt, sich das Nachthemd aus- oder die Bluse anzuziehen.
anziehen zu lassen?
Zitat:
Wieder und wieder habe sie am Mittagstisch gesessen und das Glas wieder aufgestellt,
Bin nicht ganz sicher: sei sie...gesessen und habe das Glas...
Zitat:
das ganze Dorf erwarte also von ihr, der Tochter, dass sie diesem mütterlichen Wunsch Folge leisten leiste, wie sie sich damals ausgedrückt hatte.

Zitat:
müsse auf Wallfahrt, müsse zum Wallfahrtsort, müsse endlich um Vergebung flehen, wie die Mutter sich ausgedrückt habe.
Sagte sie wirklich: um Vergebung flehen? Glaub ich nicht. Wenn Du den Halbsatz  "wie die Mutter sich ausgedrückt habe." weglässt, glaube ich es.
Zitat:
leider habe sie den Schuhkarton mit den Fotografien erst gefunden, als der Vater längst der Erde und die Mutter längst der Krankheit übergeben worden seien
Müsste hier nicht "nachdem" statt "als" stehen (Vorzeitigkeit)?
Zitat:
aber sowie (als?) ich vor Wut von der Eckbank aufspringe, fällt mein Blick aus dem Stubenfenster und ich sehe, dass unten an der Biegung der Dorfstraße der Polizeiwagen auftaucht.
Ich mag das Geschriebene - bin aber sicher, dass es durch etwas Politur noch besser wird.
Zurück zum Anfang.

Ich hatte geschrieben:
Zitat:
Dass sich später die Nässe des Fahrersitzes durch den Hosenboden drückt, ist mir zu diesem Zeitpunkt nicht ganz klar: Dann müsste der Hosenboden trocken gewesen sein, sonst würde sie es nicht spüren.
War er vorher nass von Blut/Fruchtwasser - und ist getrocknet? Hat sie die Kleidung gewechselt?
Die Fragen stellen sich mir noch immer.

Danke. dass Du den Text als PDF hineingestellt hast, sonst wäre mir das zu mühsam gewesen. So konnte ich in zwei Schwüngen durchlesen, auffällige Stellen markieren und mit meinem Kommentar versehen.

Schöne Grüße und viel Erfolg mit der Erzählung,

Merope
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Klemens_Fitte
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Beitrag25.05.2014 18:10

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Hi Merope,

Merope hat Folgendes geschrieben:
betr. rudimentär:
Zitat:
Ich habe jetzt vorläufig mal noch "allernötigste" und "gebotene Körperpflege" in Betracht gezogen. Vielleicht (hoffentlich) fällt mir noch was Besseres ein.
Alternativen: Grundpflege, Minimalpflege, einfachste Körperpflege

"einfachste" ginge natürlich auch. Hm, ich grüble mal weiter.

Zitat:
Zitat:
In einem Zustand verzweifelter Frivolität, wie man sich mir gegenüber ausgedrückt hat, habe sie sich zum Ende hin an die bereitwilligen Schultern und Münder dieser
Die "verzweifelte Frivolität" als Dorfausdruck?? Sehr gehobene Sprache der Dörfler.


Stimmt, das ist wohl noch ein Relikt einer frühen Version, als es noch der Ausdruck des Erzählers war; für die Dörfler passt der natürlich nicht. Ich bastle was mit "ordinär", danke.

Zitat:
Zitat:
wie sehr sie in diesen Geschichten und (in?) der herabwürdigenden Rolle aufgegangen


Da sie ja in beidem aufgeht, dachte ich eigentlich, auf das zweite "in" verzichten zu können.

Zitat:
Zitat:
zurückgehen zu ihren Erzählungen, in denen sie sich selbst auf die Suche nach dem Anfang ihrer leiblichen Krisen gemacht hatte.
"leiblichen Krisen"? Verstehe, was Du meinst. Bin aber dennoch über den Ausdruck gestolpert.


Wenn man versteht, was gemeint ist, ist doch schon mal super, das ist bei meinen Texten ja nicht immer so Very Happy Gelegentliches Stolpern finde ich gar nicht mal so schlimm.

Zitat:
BTW: Ich habe einen Teil der zweiten Hälfte laut gelesen. Dabei bin ich bei ein paar Sachen hängengeblieben. Zusätzlich fiel mir auf, dass er sich gut lesen lässt. Vielleicht solltest Du bei einer Publikation zumindest einen Hörtrailer in Betracht ziehen. Ein Sprecher + evtl. Der Fragende als Extra-Sprecher dazu. Genügt aber einer. Oder eine.


Ja, der Text wurde definitiv mit einem starken Fokus auf der Sprechkomponente geschrieben, und ich freue mich schon auf die ersten Lesungen damit. Mit der Idee eines Buchtrailers habe ich mich noch gar nicht beschäftigt, klingt aber interessant - mir liegen diese Vermarktungsdinge ja gar nicht, aber mal sehen, vielleicht greife ich den Vorschlag auf, sobald es Richtung Veröffentlichung geht.

Zitat:
Zitat:
ihr Unglück, wie sie es ausgedrückt hatte, durch die fixe Idee einer Vorbestimmung, eines Martyriums zu adeln

Das "adeln" hat was - aber auch nicht. Ich weiß nicht so recht.


Mir fielen noch "weihen" oder "über-/erhöhen" ein - von den Alternativen finde ich "adeln" eigentlich am schönsten.

Zitat:
Der Ausdruck "wie sie es ausgedrückt hatte/wie sie es ausdrückt" kommt im gesamten Text recht oft vor (zähl mal durch..).


Hm, ja, das ist auch durchaus so gedacht. Vermeiden möchte ich es nur, wenn sich diese Wendungen innerhalb eines Absatzes zu sehr wiederholen.

Zitat:
Zitat:
Die plötzliche Hilfsbedürftigkeit der Mutter habe sie endgültig, wie ihr heute klar sie sei, zum Dorf verdammt.


Ist korrigiert.

Zitat:
Zitat:
Nicht selten, sagt sie, habe sie damals während der Morgentoilette neben der Mutter gestanden und sei gewissermaßen an der Weigerung der Mutter verzweifelt, sich das Nachthemd aus- oder die Bluse anzuziehen.
anziehen zu lassen?


Ist viel besser, ja. Danke.

Zitat:
Zitat:
Wieder und wieder habe sie am Mittagstisch gesessen und das Glas wieder aufgestellt,
Bin nicht ganz sicher: sei sie...gesessen und habe das Glas...


Beide Hilfsverben sind bei "sitzen", soweit ich weiß, gebräuchlich.

Zitat:
Zitat:
das ganze Dorf erwarte also von ihr, der Tochter, dass sie diesem mütterlichen Wunsch Folge leisten leiste, wie sie sich damals ausgedrückt hatte.


Ist korrigiert, danke.

Zitat:
Zitat:
müsse auf Wallfahrt, müsse zum Wallfahrtsort, müsse endlich um Vergebung flehen, wie die Mutter sich ausgedrückt habe.
Sagte sie wirklich: um Vergebung flehen? Glaub ich nicht. Wenn Du den Halbsatz  "wie die Mutter sich ausgedrückt habe." weglässt, glaube ich es.


Hm, den Halbsatz brauche ich aber, es geht ja um die Aussage der Mutter. Würdest du es glauben, wenn ich "um Vergebung flehen" durch "um Vergebung bitten" ersetze oder liegt das Problem woanders?

Zitat:
Zitat:
leider habe sie den Schuhkarton mit den Fotografien erst gefunden, als der Vater längst der Erde und die Mutter längst der Krankheit übergeben worden seien
Müsste hier nicht "nachdem" statt "als" stehen (Vorzeitigkeit)?


Soweit ich weiß, kann "als" auch in der Form verwendet werden, um Vor- oder Nachzeitigkeit auszudrücken.

Zitat:
Zitat:
aber sowie (als?) ich vor Wut von der Eckbank aufspringe, fällt mein Blick aus dem Stubenfenster und ich sehe, dass unten an der Biegung der Dorfstraße der Polizeiwagen auftaucht.


"sowie" gefällt mir besser, weil es eben auch noch diese umgangssprachliche Komponente drin hat.

Zitat:
Ich mag das Geschriebene - bin aber sicher, dass es durch etwas Politur noch besser wird.


Absolut, das Polieren ist mir grade bei diesem Text sehr, sehr wichtig - daher auch nochmal vielen Dank für deine Anmerkungen.

Zitat:
Zurück zum Anfang.

Ich hatte geschrieben:
Zitat:
Dass sich später die Nässe des Fahrersitzes durch den Hosenboden drückt, ist mir zu diesem Zeitpunkt nicht ganz klar: Dann müsste der Hosenboden trocken gewesen sein, sonst würde sie es nicht spüren.
War er vorher nass von Blut/Fruchtwasser - und ist getrocknet? Hat sie die Kleidung gewechselt?
Die Fragen stellen sich mir noch immer.


Ach je, jetzt verstehe ich, was du meinst - da stand ich gestern wirklich auf dem Schlauch, sorry. Ja, wenn sowohl Fahrersitz als auch Hosenboden bereits nass sind, ergibt der Satz natürlich keinen Sinn, haste Recht. Ich hab's mir notiert und werd's ändern.

Zitat:
Schöne Grüße und viel Erfolg mit der Erzählung,

Merope


Vielen Dank, auch fürs Lesen und Kommentieren.

Gruß,
Klemens


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Eskay Scots
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E
Beitrag25.05.2014 20:07

von Eskay Scots
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Hi Klemens,

schalt mich mal kurz dazwischen.
Nur eben zum "rudimentär". Ich finds eigentlich nicht so schlecht, aber was hältst Du sonst von "elementar"?
Mehr morgen.

LG

Simone
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Klemens_Fitte
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Beitrag25.05.2014 21:36

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Eskay Scots hat Folgendes geschrieben:
Nur eben zum "rudimentär". Ich finds eigentlich nicht so schlecht, aber was hältst Du sonst von "elementar"?


Hi Simone,

"elementar" hat natürlich das gleiche Problem wie "rudimentär", nämlich dass es als Fremdwort erstmal eher, ja, fremd wirkt. Andererseits gehört es auch zu den Charakteristika "meines" Dörflers, dass er gerne mal Fremdwörter bemüht, besonders dann, wenn er sich echauffiert oder den Experten geben will. Insofern fände ich die "elementarste Pflege" in der Unsinnigkeit des Ausdrucks wieder sehr, sehr passend. Kommt auf jeden Fall mal in die engere Wahl.

Dann bis morgen,
Klemens


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Ithanea
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Beitrag25.05.2014 22:23

von Ithanea
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Hallo Klemens und alle anderen,

ich hätte mich am "rudimentär" und an der "Frivolität" nicht gestört, das passt irgendwie, genau wie du sagst, zum Dörfler, der sich schlau hervorheben will und seine Expertenmeinung kund tun möchte. Solche zwar gehobenen, aber doch teilweise altertümlichen Worte passen für mich perfekt in deine Geschichte.

Zur Ortsdiskussion: Als Dorfschwäbin, die nun in Bayern Franken lebt, habe ich das Setting durch das "net" sofort in Baden-Württemberg lokalisiert (nein, nicht ganz sofort, aber nach und nach ergibt sich ein treffendes Bild), aber da mache ich vielleicht einen nicht allzu großen Prozentsatz deiner Zielgruppe aus. Auch Kaffee und Kuchen als Tageszeit fand ich klasse und tatsächlich, im zwei Kilometer entfernten Nachbardorf spricht man wirklich völlig anders. Ich habe schon fast Angst bekommen, aus dem Dorf deiner Geschichte zu kommen Laughing


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Klemens_Fitte
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Beitrag25.05.2014 23:01

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Hallo Ithanea,

Ithanea hat Folgendes geschrieben:
ich hätte mich am "rudimentär" und an der "Frivolität" nicht gestört, das passt irgendwie, genau wie du sagst, zum Dörfler, der sich schlau hervorheben will und seine Expertenmeinung kund tun möchte. Solche zwar gehobenen, aber doch teilweise altertümlichen Worte passen für mich perfekt in deine Geschichte.


ihr macht es einem ja echt nicht leicht smile extra Nee, im Ernst, ich finde es ja toll, wie hier der Finger in die Wunde gelegt wird und ich gezwungen bin, liebgewonnene Formulierungen auf den Prüfstand zu stellen.
Momentan gefällt mir Simones Vorschlag "elementar" sehr, und Meropes Hinweis hat mir gezeigt, dass "verzweifelte Frivolität" nicht ganz der Ausdruck ist, auf den ich hinauswollte. Momentan denke ich über "beispiellose Liederlichkeit", "unfassbare Schamlosigkeit" und "in einem unfassbar ordinären Zustand" nach - das trifft schon eher den Kern, denke ich.

Zitat:
Zur Ortsdiskussion: Als Dorfschwäbin, die nun in Bayern Franken lebt, habe ich das Setting durch das "net" sofort in Baden-Württemberg lokalisiert (nein, nicht ganz sofort, aber nach und nach ergibt sich ein treffendes Bild), aber da mache ich vielleicht einen nicht allzu großen Prozentsatz deiner Zielgruppe aus. Auch Kaffee und Kuchen als Tageszeit fand ich klasse und tatsächlich, im zwei Kilometer entfernten Nachbardorf spricht man wirklich völlig anders. Ich habe schon fast Angst bekommen, aus dem Dorf deiner Geschichte zu kommen Laughing


Na, wenn das Lokalkolorit für dich als "Betroffene" so gut rauskommt, bin ich ja zufrieden. Und wer weiß, vielleicht lagst du ja mit deiner Befürchtung gar nicht so falsch… Twisted Evil

Gruß,
Klemens


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Merope
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Der Goldene Käse


Beitrag26.05.2014 07:14

von Merope
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Hallo Klemens,
betr. Frivolität:
Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Stimmt, das ist wohl noch ein Relikt einer frühen Version, als es noch der Ausdruck des Erzählers war; für die Dörfler passt der natürlich nicht. Ich bastle was mit "ordinär", danke.
Das mit der Liederlichkeit, die Du in Deiner anderen Antwort erwähnst, passt schon gut.

Re:Martyrium
Zitat:
Mir fielen noch "weihen" oder "über-/erhöhen" ein - von den Alternativen finde ich "adeln" eigentlich am schönsten.
veredeln? Mit Lorbeer bekränzen?

Zitat:
Hm, den Halbsatz brauche ich aber, es geht ja um die Aussage der Mutter. Würdest du es glauben, wenn ich "um Vergebung flehen" durch "um Vergebung bitten" ersetze oder liegt das Problem woanders?
Um Vergebung bitten ist besser, mMn. Denn dass sie wortwörtlich gesagt haben soll: "Ich muss um Vergebung flehen." - kann ich mir nicht wirklich vorstellen - um Vergebung bitten. schon.

Zitat:
Ach je, jetzt verstehe ich, was du meinst - da stand ich gestern wirklich auf dem Schlauch, sorry. Ja, wenn sowohl Fahrersitz als auch Hosenboden bereits nass sind, ergibt der Satz natürlich keinen Sinn, haste Recht. Ich hab's mir notiert und werd's ändern.
Gut. So hatte ich das gemeint. Wink

Zitat:
Vielen Dank, auch fürs Lesen und Kommentieren.
Gern geschehen.

Noch einmal zu den Ausdrücken: Frivolität, rudimentär etc.:
Natürlich passen die in den Text (wenn es der Erzähler sagt). Wenn sie aber den Dörflern in den Mund geschoben werden, muss man sich schon die Frage stellen, ob das sein kann. Natürlich gibt's auch im Dorf 'Studierte', wo so etwas einfliesst. Aber dann müsste/sollte das vielleicht an der jeweiligen Person festgemacht werden.

Schöne Grüße,
Merope
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Klemens_Fitte
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Beitrag26.05.2014 09:53

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Hi Merope,

Merope hat Folgendes geschrieben:
betr. Frivolität:
Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Stimmt, das ist wohl noch ein Relikt einer frühen Version, als es noch der Ausdruck des Erzählers war; für die Dörfler passt der natürlich nicht. Ich bastle was mit "ordinär", danke.
Das mit der Liederlichkeit, die Du in Deiner anderen Antwort erwähnst, passt schon gut.


Dann wird es wohl etwas in der Richtung.

Zitat:
Re:Martyrium
Zitat:
Mir fielen noch "weihen" oder "über-/erhöhen" ein - von den Alternativen finde ich "adeln" eigentlich am schönsten.
veredeln? Mit Lorbeer bekränzen?


"veredeln" kommt mir zu sehr aus dem botanischen Bereich, und der Lorbeer hat sowas Heidnisches und ist auch etwas umständlicher in der Formulierung - ich denke, ich bleibe beim "adeln".

Zitat:
Zitat:
Hm, den Halbsatz brauche ich aber, es geht ja um die Aussage der Mutter. Würdest du es glauben, wenn ich "um Vergebung flehen" durch "um Vergebung bitten" ersetze oder liegt das Problem woanders?
Um Vergebung bitten ist besser, mMn. Denn dass sie wortwörtlich gesagt haben soll: "Ich muss um Vergebung flehen." - kann ich mir nicht wirklich vorstellen - um Vergebung bitten. schon.


Gut, wird geändert.

Zitat:
Noch einmal zu den Ausdrücken: Frivolität, rudimentär etc.:
Natürlich passen die in den Text (wenn es der Erzähler sagt). Wenn sie aber den Dörflern in den Mund geschoben werden, muss man sich schon die Frage stellen, ob das sein kann. Natürlich gibt's auch im Dorf 'Studierte', wo so etwas einfliesst. Aber dann müsste/sollte das vielleicht an der jeweiligen Person festgemacht werden.


Ich weiß nicht, ob das unbedingt ein 'Studierter' sein muss, denn zwischen dem wirklich einsilbigen 'Bauern' und dem 'Studierten' gibt es zumindest bei meinen Dörflern ja noch einige Abstufungen - da ist auch der Bankangestellte dabei, der Spediteur, der Angestellte im öffentlichen Dienst etc. Und die mögen teilweise über ein einfaches Weltbild verfügen, lesen aber Zeitung und schauen die Tagesthemen.
Natürlich könnte ich das im Text selbst verankern, diese verschiedenen Charaktere und ihre Ausdrucksweise, und ich habe auch große Lust dazu, mal einen solchen Text zu schreiben - aber "Vom Hörensagen" möchte ich gerne in dieser allgemeinen und reduzierten Form belassen; zum einen, weil es gewissermaßen auch den Reiz dieser Erzählung ausmacht, zum anderen, weil für ein größeres Projekt meine Fähig- und Möglichkeiten (noch) nicht ausreichen.

Gruß,
Klemens


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Ithanea
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Beitrag26.05.2014 15:14

von Ithanea
Antworten mit Zitat

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:

ihr macht es einem ja echt nicht leicht smile extra Nee, im Ernst, ich finde es ja toll, wie hier der Finger in die Wunde gelegt wird und ich gezwungen bin, liebgewonnene Formulierungen auf den Prüfstand zu stellen.
Momentan gefällt mir Simones Vorschlag "elementar" sehr, und Meropes Hinweis hat mir gezeigt, dass "verzweifelte Frivolität" nicht ganz der Ausdruck ist, auf den ich hinauswollte. Momentan denke ich über "beispiellose Liederlichkeit", "unfassbare Schamlosigkeit" und "in einem unfassbar ordinären Zustand" nach - das trifft schon eher den Kern, denke ich.

Na klar, ich wollte damit die Einwürfe von Merope und Simone auch gar nicht abschwächen, je mehr Meinungen und Eindrücke umso besser, und am Ende musst du entscheiden, was deine Aussage am Besten trifft.
Die "unfassbare Schamlosigkeit" und den "unfassbar ordinären Zustand" finde ich auch sehr - mindestens genauso gut.
Das tolle an diesen Ausdrücken ist für mich, dass man sie nicht tagtäglich hört, und sie, wie gesagt, zwar schon einen gehobenen Klang haben, aber durch diesen angestaubten Charakter so gut zu diesen Dörflern und dieser Geschichte passen.

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
diese verschiedenen Charaktere und ihre Ausdrucksweise, und ich habe auch große Lust dazu, mal einen solchen Text zu schreiben
Auja!

Edit: Und jetzt gefällt mir die "beispiellose Liederlichkeit" wieder besser
...ich fürchte, du wirst es nicht einfach haben mit der Überarbeitung. Laughing


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Klemens_Fitte
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Beitrag26.05.2014 17:19

von Klemens_Fitte
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Ithanea hat Folgendes geschrieben:
Na klar, ich wollte damit die Einwürfe von Merope und Simone auch gar nicht abschwächen, je mehr Meinungen und Eindrücke umso besser, und am Ende musst du entscheiden, was deine Aussage am Besten trifft.
Die "unfassbare Schamlosigkeit" und den "unfassbar ordinären Zustand" finde ich auch sehr - mindestens genauso gut.


Bis zur Veröffentlichung ist ja noch etwas Zeit zum Grübeln. Und sich zwischen drei oder vier Alternativen entscheiden zu müssen ist doch wesentlich angenehmer, als ratlos vor einem leeren Blatt oder einem angefangenen Satz zu hocken.

Zitat:
Das tolle an diesen Ausdrücken ist für mich, dass man sie nicht tagtäglich hört, und sie, wie gesagt, zwar schon einen gehobenen Klang haben, aber durch diesen angestaubten Charakter so gut zu diesen Dörflern und dieser Geschichte passen.


Ja, mir gefällt eben vor allem auch der Bruch zwischen diesen angestaubten Ausdrücken und dem Computer oder der SMS; da drängt sich, finde ich, ein "altes" Denken und eine "alte" Ausdrucksweise in eine äußerlich "moderne" Welt. Leider muss ich dann wohl in Kauf nehmen, dass man eben auch über das ein oder andere Wort stolpert (wie auch das berüchtigte "Automobil").

Zitat:
Edit: Und jetzt gefällt mir die "beispiellose Liederlichkeit" wieder besser
...ich fürchte, du wirst es nicht einfach haben mit der Überarbeitung. Laughing


Mir gefällt die "Liederlichkeit" vor allem deshalb, weil sie Verschiedenes, ein moralisch verwerfliches Verhalten und ein unordentliches Äußeres, einen nachlässigen und wenig regelkonformen Lebenswandel ausdrücken kann.


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Mardii
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Beitrag27.05.2014 18:44

von Mardii
Antworten mit Zitat

Hallo Klemens,

dein Text bietet Einiges an Diskussionspotential, ich denke, du bist dir darüber durchaus bewusst. Nachdem ich ihn ein zweites Mal aufmerksamer gelesen habe, kann ich mich dem allgemeinen Lob anschliessen. Du hast eine Art des intensiven Schreibens, der sehr nahe geht und trotz der stilistischen Eigenart fesselt und nachdenklich macht. Trotzdem möchte ich ein paar Anmerkungen machen und erläutern, wie mein Rezeptionsvorgang abgelaufen ist.

Aufmerksames Lesen ist angesagt, keine leichte Forumskost, die man schnell mal überfliegen kann.
Wenn man den ersten Teil nicht vollends verstanden hat, ist man schon auf dem Holzweg beim weiteren Lesen. Mir jedenfalls ging es so, dass ich das "Bündel" in meinem Geiste habe vollkommen links liegen lassen. Ich verstand, es handelte sich um eine ältere Frau, die in einer näheren Beziehung zum Erzähler steht und die vom Wege, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne, abgekommen ist. Dazu fällt mir ein, es sind schon viele Nebenstränge des Handlungsschauplatzes in diesem Abschnitt vorhanden, dass man für den Beginn einer längeren Erzählung, das Ein oder Andere wieder vergisst und dazu gehörte für mich das abgelegte Bündel. Die Symptome einer gerade stattgefundenen Geburt der Protagonistin, genügten mir offenbar nicht. Es sind auch nicht ausgewiesene Symptome der Nachgeburt. Ich denke nicht unbedingt daran, wenn ich lese:

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Als es getan ist, setzt sie sich wieder ans Steuer und schließt ihre zitternden Finger um die starre Lenkvorrichtung. Nässe drückt sich vom Fahrersitz durch ihren Hosenboden und verliert sich in der Taubheit ihres Unterleibs. Der Rückspiegel wirft ihr einen kritischen Blick zu, wirft ihr den kritischen Augenblick zurück, den sie damals, vor Jahrzehnten, in die Kameralinse gerichtet hatte:


Diese Frau kann in meinen Augen eine starke Regelblutung gehabt haben oder es handelt sich um jemand, der eine Blasenerkrankung hat.

In meinem Kopf machte sich die Vorstellung breit, die Frau sei die Mutter des Erzählers und auf merkwürdige Art blieb mir diese Idee für einen Gutteil der Geschichte erhalten. Tiens.

Im weiteren Verlauf ist sehr viel von religiösen Requisiten, wie Kreuz und Weihwasser die Rede. Das verfestigte meine Vorstellung und erst gegen Kapitel 8 wurde ich stutzig. Smile

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Es gibt einen Abschnitt, der mir etwas Klärung brachte, aber sich auf den Schluss bezogen wieder verunklärt. Das ist die Stelle, als die Pflegesituation der Mutter dargestellt wird, muss ungefähr in Abschnitt 6 gewesen sein.


am Ende noch bestehen, wäre ich für einen Hinweis auf die verunklärende Stelle dankbar, denn das muss sich dann um einen Fehler meinerseits handeln.


So besehen enthält Kapitel 4 keinen Fehler von dir. Oder vielleicht doch? Beim zweiten Lesen fiel mir die Stelle auf, als erwartet wird, dass ein Automobil die Strasse einbiegt. Wenn man sich so weit ins Missverstehen verstiegen hat, wie ich, kann es sich bei diesem Automobil um allerhand Sorten von A. handeln. Laughing
Irritiert haben mich vor allem die Einschübe, in denen der Erzähler die Protagonistin als du anspricht. Das brachte mich zum Teil vollkommen aus dem Text. Ich war ziemlich auf die Situation fixiert, dass ein Bruder seiner Schwester, die mit der Pflege der Mutter betraut ist, Vorwürfe über einen Unfall der kranken Mutter macht.

Aber was war in Teil 8 oder Kap. 3, dass mich aufmerksam machte auf meinen Holzweg? Smile

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Endlose Stoßgebete habe sie damals an die Dunkelheit unter den Laken gerichtet, bis sie mürbe geworden sei. Regelmäßig habe sie aus Spiel am Marterpfahl gestanden und sich vorgestellt, ein Kind im Bauch zu tragen, von dem sie nicht habe sagen können, wie sie dazu gekommen sei. Es sei, hatte sie damals gesagt, ja nicht daran zu denken gewesen, die Mutter nach dem Geheimnis der kleinen Kinder zu fragen – und so habe sie sich irgendwann mit der Vorstellung begnügt, einer der Wilden habe ihr dieses Kind gemacht, in einem geheimen, nur den Hexenmeistern bekannten Ritual.


Der Abschnitt war in seinem Kontext für mich ein klarer Wink mit dem Zaunpfahl. Das ist auch einer der besten Abschnitte, weil er sehr nah an das Mädchen, die Frau geht. Dennoch fällt es mir immer noch schwer die Beziehung des Erzählers zu der Protagonistin einzuordnen. Ich denke, sie ist seine ehemalige Frau, nachdem ich mir überlegt habe, wie ich verschiedenen Hinweise einordnen soll.
Da gibt es einmal den Hinweis im schon erwähnten Teil 4.

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:

Mit einem fahrbaren Untersatz, sagt sie, hätten wir am letzten Abend in die Stadt fahren, unter Leute gehen können, und ich füge stillschweigend hinzu, dass wir unter sogenannte normale Leute hätten gehen können, in eine der Kneipen, in denen sie sich noch kein Hausverbot eingehandelt hat, in denen man es noch dabei bewenden lässt, sich hinter ihrem Rücken das Maul über sie zu zerreißen. In denen sie stillschweigend ertragen und am Ende des Abends stillschweigend vor die Tür gesetzt wird, im Schlepptau eine ihrer Männergeschichten. Ich stelle ich mir vor, wie sie sich meine aufdringlichen Hände von den Hüften streift, für die Dauer einer Zigarette, an diesem, wie sie es ausdrückt, letzten Abend.


Das sind sehr emotional geprägte Zeilen, wo ich spüre, dass es sich um eine sehr nahe Beziehung zwischen Erzähler und Protagonistin handelt.

Ich las den Text in meinem Missverstehen als multiperspektiv geschrieben, in denen sich der Erzähler in verschiedene Personen versetzt und ihnen eine Stimme gibt. Es gibt ja mehrere Personen, die ihre Stimme erheben, im ein oder anderen Sinn. Die Gedanken des Erzählers schweifen im Umkreis der Frau, die eigentlicher Handlungsträger ist. (So viel zu meiner Entschuldigung).
Ich denke, dass du noch einiges tun kannst, um etwas mehr Klarheit in deine Geschichte zu bringen. Ich würde es mir jedenfalls wünschen, denn sie hat sehr viel Kraft, vor allem emotional. Ich werde mich noch eine Weile damit beschäftigen.

Liebe Grüße
Mardii


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Ridickully
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Klemens_Fitte
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Beitrag27.05.2014 20:10

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Hallo nochmal, Mardii,

zunächst einmal danke für dein Lob - ich habe natürlich gehofft, dass dieser Text zu einigen Diskussionen anregt, ich war und bin mir aber auch bewusst, dass er für die Präsentationsform 'Internetforum' doch recht sperrig ist und es durch den zerstückelten Charakter leicht zu Missverständnissen kommen kann; daher freut es mich auch besonders, dass du mir hier aufzeigst, wie du beim Lesen auf den Holzweg geraten bist.
Ich gehe gleich noch genauer auf deinen Kommentar ein, möchte ihn aber für mich erstmal mit diesem Satz zusammenfassen:
Mardii hat Folgendes geschrieben:
Wenn man den ersten Teil nicht vollends verstanden hat, ist man schon auf dem Holzweg beim weiteren Lesen.

Ich glaube ja, dass der Knackpunkt nicht einmal der Prolog ist, denn der ist ja schon eher dazu gedacht, Interesse zu wecken und Spuren zu legen, die man als Leser erst später wieder aufgreift (es gibt ja durchaus Motive, die auf die Geburtsthematik verweisen, mit dem Säugling, dem Bündel, der Fruchtdeinesleibes etc.), sondern vor allem der Einstieg ins erste Kapitel, wenn die eigentliche Erzählsituation vorgestellt wird. Das muss sofort sitzen, da müssen auch die Bezüge klar sein, da stimme ich dir zu.

Das erste Kapitel beginnt ja so:

Zitat:
Am Morgen hatte man sie abgeholt.

Stabat Mater dolorosa – Christi Mutter stand mit Schmerzen, werde ich später in mein Notizbuch eintragen und damit meine Schilderung des heutigen Morgens beginnen, an dem wir beide – sie: am Stubenfenster stehend, und ich: auf der Eckbank sitzend – das Auftauchen des Automobils an der Biegung der Dorfstraße erwarten.

Gleich zu Beginn hattest du ihr versprechen müssen, keine Geschichte draus zu machen.


Im Grunde hängt das weitere Verständnis des Lesers davon ab, dass mit "sie" und "ihr" die Protagonistin gemeint ist und mit "du" bzw. "ich" der Erzähler. Wenn man das verstanden hat, ist die eigentliche Perspektive etabliert, die sich auch im weiteren Verlauf ja nicht mehr ändert.
Natürlich habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie ich dieses sofortige Verständnis des Lesers erreichen kann - zum Beispiel auch, dass sich das "Abholen" im ersten Satz auf das "Automobil" bezieht. Daher ist das "Bühnenbild" szs. im grünen Satz ja explizit erwähnt. Aber dennoch besteht die Gefahr, wenn man durch den Prolog schon etwas verwirrt ist, dass man diesen Hinweis überliest.
Noch etwas: Ein Testleser hat mich darauf hingewiesen, dass im blau markierten Satz der Ich-Erzähler ein wenig aus seiner Perspektive springt, in die Zukunft - das werde ich wieder ändern, in
Zitat:
nehme ich mir vor, später in mein Notizbuch einzutragen

damit die "Sicht" des Erzählers in diesen Abschnitten auch wirklich auf die Gegenwart beschränkt bleibt.

Anders sieht es ja bei den Du-Einschüben aus:

Mardii hat Folgendes geschrieben:
Irritiert haben mich vor allem die Einschübe, in denen der Erzähler die Protagonistin als du anspricht.

Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob es sich dabei noch um dein ursprüngliches Missverstehen handelt, daher nochmal: Das "Du" in diesen Einschüben bezieht sich nicht auf die Protagonistin, sondern auf den Erzähler selbst, der hier seine eigenen Gedanken nochmal aus einer späteren Sicht kommentiert und hinterfragt. Das werde ich auch gleich am Anfang klarstellen, indem ich diesen Satz
Zitat:
Schließlich hattest du auch den Rosenkranz aufbewahrt, der in der großelterlichen Schlafstube gehangen hatte.

streiche und durch einen Einschub ersetze, aus dem klar hervorgeht, wer mit dem "Du" gemeint ist, bspw.
Zitat:
Von deinem Platz auf der Eckbank hattest du zur Stubentür geblickt

oder ähnliches.

Das hier
Zitat:
In meinem Kopf machte sich die Vorstellung breit, die Frau sei die Mutter des Erzählers und auf merkwürdige Art blieb mir diese Idee für einen Gutteil der Geschichte erhalten.

finde ich übrigens sehr interessant, ich weiß aber nicht, wie ich diese falsche Vorstellung verhindern könnte. Mir war gar nicht in den Sinn gekommen, dass man das so lesen könnte - hatte noch jemand dieses Problem?

Zitat:
Dennoch fällt es mir immer noch schwer die Beziehung des Erzählers zu der Protagonistin einzuordnen.

Das ergibt sich natürlich auch daraus, dass gerade diese Beziehung der beiden vom Erzähler selbst sehr im Vagen gehalten wird. Und selbst der Schluss bietet ja wieder nur Anlass für weitere Spekulationen.

Zitat:
Das sind sehr emotional geprägte Zeilen, wo ich spüre, dass es sich um eine sehr nahe Beziehung zwischen Erzähler und Protagonistin handelt.

Richtig. Und gerade diese emotionale Bindung lässt es natürlich seltsam erscheinen, dass die Beziehung der beiden nie wirklich thematisiert wird und auch die Protagonistin selbst als Figur nicht greifbar wird. Ich bin mir immer noch unschlüssig, ob es sich dabei um einen Mangel handelt oder ob diese Offenheit auch den Reiz des Textes ausmachen kann.

Ich glaube, meine Antwort auf deinen Kommentar macht deutlich, dass es mir sehr schwer fällt, mich in die Perspektive des "unbedarften" Lesers zu versetzen, der vom Weg abkommt und sich dann hoffnungslos im Unterholz verliert. Ich werde mir aber definitiv Gedanken darüber machen, wie ich den Einstieg klarer gestalten kann. Dein Kommentar hat mir auf jeden Fall schon einmal einige Problemstellen aufgezeigt und somit sehr weitergeholfen.

Gruß,
Klemens


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Abendstern
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Beitrag30.05.2014 11:12

von Abendstern
Antworten mit Zitat

Hallo Klemens puuhh ich bin gerade auf Seite 2 und mehr schaffte ich nicht, aber kommt noch. Also da ist kein Dialog bis jetzt zu lesen. Alles wird von einem Person erzählt. Ich kann mir gut vorstellen, das ich das auch schreiben würde. Vielleicht hast du gemerkt, das ich manchmal in meinen Texten auch dahingehend geschrieben habe, worüber andere mich kritisierten. Das was mir gefiel und worin ich mich verliebt hatte und immer noch bin: Dein Wortwahl, dein Wortschatz und die ist ellenlang. 'Die Geschichte ist sehr spannend bis auf Seite 2.. Ich komme eigentlich so gut mit bis jetzt. Mal schauen wie es dann weiter geht. Ich würde dieses Buch aufjedenfall kaufen.

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Klemens_Fitte
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Beitrag30.05.2014 11:44

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Hallo Abendstern,

lass dir ruhig Zeit mit dem Lesen, der Text läuft ja nicht davon. Dein Lob freut mich natürlich riesig, und du hast Recht: Ich finde es sehr reizvoll, so einen Text ganz ohne Dialoge zu schreiben. Viele meiner liebsten Autoren - Thomas Bernhard, Norbert Gstrein, Peter Handke, Josef Winkler (hm, alles Österreicher, wie mir grade auffällt, anscheinend habe ich da eine Affinität für) - kommen in ihren Büchern fast gänzlich ohne Dialoge aus, und trotzdem kommen dabei spannende/fesselnde Texte bei rum, finde ich.

Dann wünsche ich dir mal viel Spaß beim Weiterlesen.

Gruß,
Klemens


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