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Silly Gast
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22.04.2006 18:23 [ROM] Eine Liebesgeschichte von Silly
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Hallo,
ich bin gerade auf dieses Forum gestoßen und ganz begeistert, was es so alles gibt .
Ich schreibe an einem Roman - jedenfalls habe ich schon ziemlich viel Seiten zusammen - und es ist meine dritte längere Geschichte.
Hier kommen also ein paar Zeilen...über Anregungen würde ich mich sehr freuen.
* * *
Lisa hatte den Koffer fallen lassen und sich über den Tresen gebeugt. Den Kugelschreiber in der Hand begann sie das Meldeformular auszufüllen. ââ?¬Å¾Ich bin gleich wieder bei Ihnenââ?¬Å?, hatte Frau Schröder, ihre gewichtige Wirtin gesagt und war die Treppe hinaufgeächzt. Jetzt kam sie wieder heran und warf einen Blick auf das Formular, das Lisa ihr zuschob. ââ?¬Å¾Heute ist richtig was los. Wir haben nämlich noch einen Auszugââ?¬Å?, meinte sie gerade, als Lisa einen jungen Mann in ausgewaschenen vormals blauen Jeans und einem grauen T-Shirt, das auch schon bessere Tage gesehen hatte, mit einer Kiste im Arm die Treppe herunterkommen sah. ââ?¬Å¾Das ist die letzte, Frau Schröderââ?¬Å?, rief er der Hausherrin zu, dann glitt sein Blick weiter zu Lisa und verharrte lächelnd auf ihrem Gesicht.
ââ?¬Å¾Halloââ?¬Å?, murmelte er und war schon aus der Tür. Lisa schaute ein wenig überrascht auf den leeren Türrahmen, als er eine Minute später ohne Kiste wieder eintrat. Er hatte den Schlüssel in der Hand und legte ihn auf den Tisch. ââ?¬Å¾Schade, dass ich jetzt auszieheââ?¬Å?, sagte er, und Lisa blickte ihn aus den Augenwinkeln an. Sprach er mit ihr oder der Wirtin? Dann sah sie sein schelmisches Lächeln und das Blitzen in seinen grauen Augen. Lisa wünschte, ihr würde ein frecher Konter einfallen, doch ihr Kopf war natürlich wie leergefegt. So sah sie ihn mit großen Augen an und schnaubte leicht, damit er merkte, dass er sich gar nichts einzubilden brauchte.
Jetzt sprach er wieder mit der Wirtin. Hörte sich wohl gerne reden? Lisa musterte ihn von der Seite. Er hatte kurzes blondes Haar, eine spitze Nase und ein unheimlich breites Grinsen. Er sah spitzbübisch aus wie ein Schuljunge, der etwas ausgefressen hatte und sich im Stillen darüber freute und darauf wartete, dass ihm jemand auf die Schliche kam. Lisa schätzte ihn auf Anfang dreißig.
Als er alles mit Frau Schröder besprochen hatte, die ihn ergeben anlächelte, wandte er sich zum Gehen, doch sein Blick blieb an Lisa hängen. ââ?¬Å¾Viel Spaß in Freiburgââ?¬Å?, sagte er und verschwand aus der Tür.
ââ?¬Å¾Vielleicht sieht man sich malââ?¬Å?, rief Lisa ihm hinterher, doch ihre Worte verhallten wahrscheinlich ungehört. Dumme Pute, schalt sie sich selbst. Da traf sie gleich am ersten Tag so einen gut aussehenden Mann und ihr fehlten natürlich die richtigen Worte.
Frau Schröder schritt mit festem Schritt die Treppe hinauf und zeigte Lisa ihr Zuhause für die nächsten drei Monate. Es war ein kleines Zimmer mit einem Schrank, einem Bett und einem großen alten Schreibtisch. ââ?¬Å¾Die Küchenzeile im Flur können Sie benutzenââ?¬Å?, sagte die Pensionsherrin und wies auf den Kühlschrank, der etwas versteckt auf der anderen Seite stand. ââ?¬Å¾Im Moment sind Sie mein einziger Gast, aber nächste Woche kommen Urlauber für eine Woche. Wann möchten Sie frühstücken? Ich richte mich ganz nach Ihnen. Lange schlafen kann ich sowieso nicht mehr, meine Gicht, wissen Sie. Das wird von Jahr zu Jahr schlimmer.ââ?¬Å? Lisa sah die Frau mit großen Augen an und sagte ihr schnell eine Frühstückszeit für die nächsten Tage, damit sie ihre Ruhe hatte. Dann schleppte sie die zwei Koffer die Treppe hinauf und ließ ihre Zimmertür leise ins Schloss fallen. Sie streifte die Schuhe ab und sank auf das Bett, schmiegte ihre Wange in das Kopfkissen und schaute auf die geblümte Tapete. Oh je, dieser Anblick stand ihr nun noch drei Monate bevor. Blümchentapete, das war ja schlimmer als der schlimmste Albtraum. Für einen Moment schob sich die Erinnerung an das breite Lächeln des Blondschopfs in ihre Gedanken. Ich bin nicht hier, um mich zu verlieben, dachte Lisa, nein, ich bin hier um zu arbeiten und in drei Monaten bin ich Abteilungsleiterin. Wie das klang, einfach nur gut. Sie war so froh, dass die vielen Fortbildungen und Seminare endlich Früchte warfen. Seit drei Jahren hatte sie bei jeder Sonderaufgabe, jedem Zusatzdienst hier gerufen, um nicht auf ihrem Sachbearbeiterstuhl zu versauern. Für ein Privatleben hatte sie kaum Zeit gehabt, jedenfalls nicht für einen Mann und so sollte es vorerst auch bleiben. Wieder zurück in Berlin würde es bestimmt viel Zeit kosten, sich in die neue Aufgabe gut einzuarbeiten. Ich habe es geschafft, lächelnd sah sie sich um. Nun gut, das Zimmer war nicht gerade begeisternd, aber wahrscheinlich würde sie sowieso abends lange arbeiten. Natürlich war es ihr schwer gefallen Berlin und ihre Freunde zu verlassen, doch Lisa war gespannt auf die neuen Eindrücke und die große Herausforderung hier in der Hauptverwaltung an diesem interessanten Projekt mitzuwirken. Es war sozusagen ihre Probezeit, hier musste sie beweisen, dass sie für die Position die Richtige war.
Trotz ihrer erwartungsvollen Vorfreude träumte sie in dieser Nacht von grauen Augen und einem charmanten Lächeln. Am nächsten Morgen war sie vor dem Weckerklingeln munter und sah hinauf zur Decke, die Bilder ihres Traumes immer noch vor Augen. Ich könnte Frau Schröder fragen, überlegte Lisa, aber wahrscheinlich war er auf Montage hier gewesen. Nach Urlaub hatte er ja nicht ausgesehen. Aber wenn ich sie frage, riskiere ich einen Monolog über Krankheiten, das ganze Frühstück lang. Will ich das wirklich? So wichtig war er auch nicht. Ein ruhiges Frühstück war auf jeden Fall wichtiger.
Und es war wirklich ruhig. Frau Schröder schien erst am Nachmittag zu Hochform aufzulaufen und so aß Lisa in aller Stille ihr Brötchen.
* * *
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