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nach dem kalten


 
 
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
P

Alter: 71
Beiträge: 2509



P
Beitrag04.05.2013 23:32
nach dem kalten
von Perry
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

nach dem kalten


nichts hat sich verändert
stellte den malvenstock
ins regenwarme freie

jetzt warte ich auf blüten
zwittrig radiärsymetrisch
locken sie bienen an

die der jungen königin
summend sagen bin
bereit zum hochzeitsflug

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Lupo
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 364
Wohnort: Pegnesien


Beitrag05.05.2013 06:46
Freier
von Lupo
Antworten mit Zitat

Der Malvenstock, der nach dem Überwintern wieder ins Freie gelangt, dürfte kaum eine Futter- eher eine Zierpflanze sein, so dass es am  Drohnensammelplatz nur zufällig in der Nähe dessen Standorts von Männchen wimmeln wird. Die Lockwirkung der von Dir botanisch korrekt beschriebenen Blüten zielt nämlich auf die Nektar-suchenden Arbeiterinnen, die nicht am Hochzeitsflug teilnehmen. Die begattenden Drohnen saugen selbstständig keine Blütenabsonderungen, sondern werden gefüttert.
Lieber Perry, Du wartest also auf fliegende Bienen und stellst einen scheinbaren Zusammenhang her mit deren Verhalten und dem Malvenstock. Das mindert Dein Sprachgebilde aber nur inhaltlich, denn ich lese die klangvollen Zeilen anhand von flüssig zu artikulierenden Wörtern, muss mich nur bei "zwittrig radiärsymmetrisch" (bitte mit zwei m) etwas konzentrieren und sehe ein deutliches Bild.
Lediglich das "nichts" erscheint mir rätselhaft. Indem Du ausdrücklich hervorhebst, dass keine Veränderung stattgefunden hat, frage ich mich, "was" sich hätte verändern können, und ob der status quo nicht ganz selbstverständlich sein sollte.
Lenzlaunig, Lupo
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag05.05.2013 08:24

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

nach dem kalten


nichts hat sich verändert
stellte den malvenstock
ins regenwarme freie

jetzt warte ich auf blüten
zwittrig radiärsymetrisch
locken sie bienen an

die der jungen königin
summend sagen bin
bereit zum hochzeitsflug

-------------------------------------

Hallo Perry,


scheinbar ist noch kein Leben erwacht – denken die Menschen Wink / hier das schöne
Textbild, jenes, uns anmachende Leben,
das explizit sichtbare, anzulocken.
Da der Malvenstock ...
werden’s wieder die Bienen sein, die uns eine neue Lebendigkeit anzeigen,
die uns gedankenspinnend in die Hoch-zeit der Königin assoziieren lassen,
als wolle Leben sich erwachend vervielfältigen – wird es auch (wieder)

Für mich hier im Text guut fühlbar.


... ich bin da nur Laie, um solche eindrucksvollen Hintergründe, die von Lupo beschrieben, nur ansatzweise zu wissen (also jene Problematik, ob Dein Bild Bienen-immanent nun botanisch-faunal kausal stimmig oder unstimmig ist – oder einer lyrischen Assoziation doch allemal genügt – sei’s drum ...) – hätte dbzgl folgenden Vorschlag,
dem möglichen Ratio-Chaos vllt folgend (krittelnd) zu entrinnen ...

wie auch zu dem Wort „radiärsymmetrisch (mich machts überhaupt nicht an Wink , allein schon vokal-tonal - zumal das mMn hervorstechende Malvenblütenbild doch die Glockenform auch ist (für mich). / ... auch empfinde ich das einleitende, absolute “nichts“ als zu überknallig (wofür?) – wäre hier ein “noch nicht“ einleitend nicht treffender ... ???

mal wie folgt meine Krittels Smile


nach dem kalten


noch hat sich nichts verändert
stellte den malvenstock
ins regenwarme frei(e)

jetzt warte ich auf blüten
zwittrig glockensymmetrisch
locken sie bienen– ..................... <-- das ehemals “an“ wäre mir zuviel / nun jetzt einen Umbruch
......................................................... zu Bienen– zeit und als quasi zeilenübergreifendes Koinon
zeit der jungen königin .............. <-- mMn entgeht dieses neue Bild “Zeit“ der bienenden Real-Kausalproblematik Wink
summend zu sagen bin
bereit zum hochzeitsflug



ehrlich gesagt – so schlecht ist doch meine Änderung gar nicht, oder Wink / ... könnte doch in den originalen Sprachduktus passen ...


Perry, Dir wieder ein nektarendes Tschüss, Frank ... bis dann


-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
P

Alter: 71
Beiträge: 2509



P
Beitrag05.05.2013 13:08

von Perry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Lupo,
danke für dein fachliches Hinterfragen.
Der Text ist natürlich keine wissenschaftliche Abhandlung über das Fortpflanzungsverhalten von Bienen. Ich nutze hier die Bildebene Blüten, Bienen, Hochzeitstanz von Königin und Drohnen, um das jährlich  Aufbrechen der (Fortpflanzungs)Gefühle in der Natur und damit auch im Menschen darzustellen.
Die von Dir angeführte Drohnenaktivität, findet z. B. nicht mehr in der Realebene statt, sondern bereits in der übertragenen Lesart.
Was das "nichts" anbelangt, ist es ein Ausdruck für die Resignation, die das LI empfindet, weil es ihm die eigene Vergänglichkeit vor Augen führt.
LG
Perry
PS: Danke für den Hinweis auf das fehlende "m."

Hallo Frank,

die Bedeutung des "nichts" habe ich im Re-Komm zu Lupo bereits erläutert.

Das "radiärsymmetrisch" ist zusammen mit dem "zwittrig" eine bewusste Zäsur im ansonsten eher weichen Frühlingsklang, denn es soll dieses alles überlagernde "nichts" hinter den berechnenden Fortpflanzungsritualen hervorheben. Der Natur/Evolution sind Gefühle nur als Steuerungsmittel wichtig, das seelische Empfinden der Handelnden ist ihr unwichtig.  
Dein Vorschlag "glockensymmetrisch" ist mir da zu weich und zudem ein "weißer Schimmel", was die Symmetrie anbelangt.  Wink

Was die "bienen- / zeit" betrifft, würde es zwar eine neue Ebene in den Text bringen, ist aber leider in der übertragenen Aussage etwas schwammig, den Bienenzeit ist bis auf den Winter fast ganzjährig, auch wenn das Frühlingsschwärmen die wohl wichtigste ist.

Unbenommen davon behalte ich deine Vorschläge aber weiter im Auge, denn manchmal kommt der Aha-Effekt erst mit etwas Abstand zum Text.

Danke für deine Auseinandersetzung mit den Bilder, an der mir vor allem die Beschreibung der Eingangsstimmung besonders gefallen hat.

LG
Perry
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag06.05.2013 13:51

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Perry,

ich sehe hier ein LI, eingebunden in den Kreislauf der Jahreszeiten, wer weiß wie lange schon? Lange genug, um über das Immer-Wieder und das Immer -Noch-So nachzudenken. Sehe ein schon älteres LI, eines mit dem Blick schon auf ein größeres Stück Vergangenheit. Der sinnierende Blick setzt ein nach dem Winter (dem kalten).
Schon der Titel zeigt deutlich neben der Naturebene, die nur Reflexionsebene ist, die Ebene des Menschen und seine Gefühle an.

nach dem kalten

Zitat:
nichts hat sich verändert
stellte den malvenstock
ins regenwarme freie


Hier stutze ich an zwei Stellen und versuche die Autorenentscheidung zu verstehen: einmal für die Wortwahl (nichts) und zum andere für die Zeitwahl (stelle). Vielleicht hat sich „nicht alles“ verändert. Die Gewohnheiten zum Beispiel, den Malvenstock hinaus zu setzen, auch nicht das Empfinden gegenüber dem Erwachen der Natur, aber ansonsten hat sich doch eine Menge verändert im und beim LI.
Diese erste Zeile hat eine Ausschließlichkeit, die den Leserblick dann auf genau das in den Strophen beschriebene Ereignis fokussiert. Wenn da stünde: nicht alles hat sich verändert, dann öffnet es neben dem, das geblieben ist auch den Blick für das, was sich verändert hat, und zwischen den Zeilen ja erzählt wird.
Warum Vergangenheit, warum diese Betonung auf ein zeitliches Hintereinander. Auch mit dem „jetzt“ in Strophe 2 wird dieses Hintereinander wieder aufgenommen. Fällt nicht im Gedicht alle Zeit in diesen lyrischen Moment zusammen? All die Male des Hinausstellens vom Malvenstock, all die Wartemomente? Fallen sie nicht in diesen einen Gedichtmoment hinein. Ich würde in der Gegenwart bleiben.

Zitat:
jetzt warte ich auf blüten
zwittrig radiärsymetrisch
locken sie bienen an


Ich sehe ein LI. Das betrachtend wartet, auf das, was mit Sicherheit eintreten wird, das Blühen der Malve und das Heranschweben der Bienen, die sich wiederholenden Ereignisse in der Natur und die sich wiederholenden Gedanken und Erinnerten Momente im Leben. Aber das ist ein zittriges Konstrukt, diese Blüten und das Warten, dann auf beides beziehe ich die mittlere Zeile, wobei ich zittrig als Wortwahl gut finde, „radiärsymmetrisch“ jedoch künstlich innerhalb dieser Sprache und damit vielleicht auch übergewichtig. (Nur meine Meinung)

Zitat:
die der jungen königin
summend sagen bin
bereit zum hochzeitsflug

Ich habe kein Problem mit den Bienen. Sehe hier deutlich zwei Ebenen. Das Bild der Bienen wird in der Textwirklichkeit als Betrachtungsebene benutzt. In der 2. Strophe ist es der Blick in die Natur, das LI wartet auf die Bienen, es weiß, dass es die Arbeitsbienen sind, dass sie Nektar saugen, aber dann baut das LI daraus eine neue Wirklichkeit, eine lyrische: warum sollen diese fleißigen Arbeiterbienen der Königin nicht auch Botschaften bringen? Und spätestens bei dem „bin bereit“, redet das LI von sich und seiner Botschaft an die junge Königin (wofür sie auch immer steht, nicht für die Bienenkönigin).
Für mich ist die Trennung der Textebenen sauber gemacht, auch der Übergang von der einen in die andere.
Die Botschaft für mich ist zum Schluss: Das LI ist bereit zum Hochzeitsflug.

Auch ein sich immer wiederholender Gedanke, der in dieser Endlosschleife von kalten Zeiten und Warten auf die Bienen und das Erkennen von Bereitschaften und das Aussenden von Botschaften sich immer wieder neu einstellt? Und werden sie gehört???
Vielleicht darum das „nichts hat sich verändert“?

Es gehen mir so einige Gedanken durch den Kopf, bei diesem Text, wobei mich die Eingangszeile immer noch ein wenig irritiert.

Gerne gelesen. Liebe Grüße Aranka


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"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
P

Alter: 71
Beiträge: 2509



P
Beitrag06.05.2013 22:40
Hallo Aranka,
von Perry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

danke für dein Wägen der Bilder. Du hast die Stimmung des LI gut herausgespürt, dieses immer neue Hingeben ans Leben, obwohl es längst für sich den Plan der Schöpfung erfüllt und durchschaut zu haben glaubt.
Was das "nichts" anbelangt, bezieht es sich auf das Wesentliche des immer Gleichen.
Mit dem stellte, warte und bereit sein zum Hochzeitsflug wollte ich dem Aktuellen einen eigenen (Zeit)Raum im Haus des Seins geben.
LG
Perry
PS: Es heißt übrigens "zwittrig" und nicht zittrig, was die Vielseitigkeit der Natur unterstreicht, die z. B. auf das Geschlechterspiel des Menschen nicht angewiesen ist, um sich fortzupflanzen.
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