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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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23.04.2013 12:22
von anuphti
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Vogel hat Folgendes geschrieben: | Okay, Du klingst gekränkt. Wahrscheinlich würde ich es auch nicht mögen, wenn jemand mit meiner Story rummacht, ist wahr. Ich werde es für die Zukunft lassen. |
Ne ne, Vogel
Seitenlinie verramscht auch die Ideen von anderen (War da nicht mal was mit dem Orient Express? )
Der hält das aus, wenn man sich von ihm inspirieren lässt (siehe das Smiley am Ende von seinem Beitrag)
Keine falsche Zurückhaltung, diese Story lädt gerade dazu ein darüber nachzudenken, wie man das Ganze noch überspitzen kann
Goldene Latsche .... (war da nicht einmal das "ich verneige mich vor einer Badelatsche-Seminar )
Herzliche Grüße
Nuff
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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seitenlinie Reißwolf
Beiträge: 1829
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23.04.2013 12:26
von seitenlinie
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Jawoll!
Und Nuffi ist nicht Tante Friedel!
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Sun Wukong Eselsohr
S Alter: 44 Beiträge: 459
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S 23.04.2013 13:09
von Sun Wukong
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Auch im Licht dieser Diskussion eine Stilübung von mir. Gibt es nicht auch ein berühmtes Reclam-Büchlein, in dem die "selbe" Geschichte in zig Stilen behandelt wird?
Kein Tag wie jeder andere (Melancho-Remix)
Jeden Tag erschien das Gesicht von Nele bleich am Fenster ihrer Wohnung. Dann schaute sie heraus und betrachtete all die Oberflächen der Häuser, Autos, Menschen. Herauszuschauen, das war ihre Art. Herausschauen beruhigte sie.
Aber eines Tages schaute sie heraus und sah doch sich selbst. Dort unten. Inmitten von Menschen an der Kreuzung. Die Nele auf der Straße strahlte Lebendigkeit aus. Wie versteinert stand Nele nun am Fenster und sah zu, wie ein Auto neben der Nele auf der Straße hielt. Sie schien sich mit dem Fahrer angeregt zu unterhalten und ihre Augenbrauen tanzten dabei. Dann stieg die Nele auf der Straße ein und das Auto fuhr fort. Fort von hier.
Da überkam die Nele am Fenster ein Zittern. Sie ging ins Bad und schaute in den Spiegel, betrachtete ihre Augen, als ob sie versuchte hineinzuschauen. Hineinzuschauen war etwas anderes als Hinauszuschauen. Nele versuchte, ihre Augenbrauen tanzen zu lassen, so wie die Nele von der Straße. Falsch. Es sah einfach falsch aus. Nele atmete tief ein und aus.
Trotzdem stand die Nele vom Fenster bald dort, wo noch vor kurzem die strahlende Nele gestanden hatte. Doch so lange sie auch dort stand, da kam kein Auto und da kam kein Glück. Und Nele verkrampfte mehr und mehr und ward schließlich zu Stein. Heute ist die Statue der traurigen Nele eine beliebte Sehenswürdigkeit und viele Touristen lassen sich mit breitem Grinsen neben ihr fotografieren.
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adelbo Reißwolf
Beiträge: 1830 Wohnort: Im heiligen Hafen
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23.04.2013 14:42
von adelbo
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Also ich finde, dass das Original die beste Version ist.
Habe mich sehr geärgert, dass ich nicht meinem Impuls gefolgt bin und meinen letzten Kommentar wie folgt begonnen habe:
Hallo Seitenlinie, Hallo Nuff.
Denn nach dem Kommentar von Anupthi war ich mir ziemlich sicher, dass Inko gleich Seitenlinie ist.
Interessanter Thread, nach dem Motto, man lernt doch nie aus.
_________________ „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“
Bertrand Russell |
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Ralf Langer Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 699 Wohnort: Gelsenkirchen
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23.04.2013 14:58
von Ralf Langer
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Hallo seitenlinie,
Frau Helmschutz (Wilma althochdeutsch)hat einen sonderbaren Tag, eigentlich ihren Letzten. Wer kennt es nicht. Du begegnest dir selbst. Halt nicht im Spiegel, so auf der Straße, und da sagt das Universum, das es so nicht geht, ein und die selbe Person zweimal in einem Kontinuum. also muß eine Wilma sterben. Kennt man ja von Western: Einer von uns ist zuviel in der Stadt.
Aber in modernen Zeiten wird ja nicht mehr soviel auf der Straße herumgeballert. Also kommt die Tram und nimmt die eine Wilma mit Rchtung Sonnenuntergang und alles ist wieder gut.
Fühlte mich beim Lesen köstlich „verarscht“.
Und ziehe meinen Hut vor dem gelungenen Humbug,mit seinen höchst universellen philosphisch- physikalischen Kern.
lg Ralf
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Gast
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23.04.2013 15:20
von Gast
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Ein richtig schöner Faden ist das hier ...
@ Seitenlinie
Weisst du, ich habe allergrösste Achtung vor "Versuchen" aller Art, ich finde es es wahnsinnig schwer, humorige Sachen zu schreiben, mir kam da ein Humor durch, der mich durchaus berührt. Dass wir geschmacklich eher nicht so auf einer Linie sind, macht doch nix, und klar, Qualität wünsche ich mir immer, im Trash will ich eigentlich eins: mich nicht langweilen Und ich wurde ziemlich gut unterhalten
Sun Wukong - ich glaube, ich habe selten so gelacht wie bei seiner Dan Brown/Kafka Geschichte, ich könnte mich heute noch in den Hintern beissen, dass ich das nicht nominiert habe damals.
Und das hier:
Sun Wukong hat Folgendes geschrieben: | Sie schien sich mit dem Fahrer angeregt zu unterhalten und ihre Augenbrauen tanzten dabei. Dann stieg die Nele auf der Straße ein und das Auto fuhr fort. Fort von hier. |
Bloss: die Version ist keine humorige, sie ist traurig, richtig traurig. (Wie ein naives Gemälde traurig sein kann)
Vogels Version finde ich interessant, er führt gut vor, wie ein Erzähler auf einer ganz bestimmte Ebene gezeigt wird und konsequent von dort aus berichtet.
Mir gefiel die Originalversion, ich habe das nicht deutlich genug gesagt? Ich hätt' es grammatisch wohl anders gelöst, ist aber nicht mein Text, und komm mir nicht mit Physik vs. LitWiss, jetzt, gell?
LG
Lorraine
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Sun Wukong Eselsohr
S Alter: 44 Beiträge: 459
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S 23.04.2013 18:25
von Sun Wukong
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Lorraine hat Folgendes geschrieben: | Bloss: die Version ist keine humorige, sie ist traurig, richtig traurig. (Wie ein naives Gemälde traurig sein kann) | Das war die Absicht aus dem selben Ablauf, bloß durch Änderung der Darstellung und den Details (ok, und dem Schluß) eine konträre Wirkung entstehen zu lassen.
Denn in Seitenlinies Handlungsidee des "sich selbst sehens, bloss sexier" steckt noch nicht direkt Komik oder Tragik, sondern erst in der Erzählform und dem geschilderten Umgang der Frau mit der Situation.
Und mein "Erzähler" versteckt sich hinter vielen Wiederholungen und im Vergleich zum Original sehr reduziertem Wortschatz. "Karg. Alles war karg." o.ä.
(Und dazu: Lorraine hat Folgendes geschrieben: | ich glaube, ich habe selten so gelacht wie bei deiner Dan Brown/Kafka Geschichte | Vielen Dank! Es kam damals nur eine nette Rückmeldung von kskreativ, deshalb freut es mich, wenn der Text dennoch einigen positiv in Erinnerung blieb.)
Christian
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Bananenfischin Show-don't-Tellefant
Moderatorin
Beiträge: 5339 Wohnort: NRW
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23.04.2013 19:28
von Bananenfischin
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Finde ich sehr interessant, die verschiedenen Versionen.
Zu Wort melde ich mich aber eigentlich mit einem kurzen off topic an Christian:
Sun Wukong hat Folgendes geschrieben: | Gibt es nicht auch ein berühmtes Reclam-Büchlein, in dem die "selbe" Geschichte in zig Stilen behandelt wird? |
Vielleicht meinst du "Stilübungen" von Queneau? Meine Ausgabe ist von Suhrkamp, ich weiß nicht, ob es das von Reclam auch gibt. Ist auf jeden Fall sehr empfehlenswert.
Liebe Grüße
Bananenfischin
_________________ Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge
Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft
I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf) |
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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23.04.2013 21:30
von Mardii
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seitenlinie hat Folgendes geschrieben: | Hallo Mardii,
bitte nicht so spitz, wir sind nun mal sehr unterschiedlich gestrickt. Sag mir lieber, was du mitnehmen konntest - sonst werf’ ich mich vor die Straßenbahn. |
Ich bleib bei spitz, aber fürchte dich nicht, nur virtuell, kommt keine echte Dampfwalze.
Es bleibt auch dabei: Die Geschichte ist schlecht. Zuerst sollte sie schlecht werden, dann verlor der Erzähler die Kontrolle. Vielleicht schon hier (?):
Zitat: |
Wilma Strunz schaute aus dem Fenster. Das tat sie jeden Tag, man kann sogar sagen öfter.
Plötzlich ging auf der Straße eine Frau vorbei, die genauso aussah wie Wilma Strunz. |
Es bieten sich schon unschlagbare Möglichkeiten, eine spannende Geschichte zu erzählen. Was hat die Frau auf einmal? Was geht ab da auf der Straße, wo sie dabei ist und gleichzeitig hier oben? Dann geht die Geschichte weiter - witzig - aber mehr nicht. Das Potential wird nicht ausgeschöpft. Es stellt sich nur heraus, diese Frau ist doof und lässt sich am Schluss auch noch überfahren.
So weit finde ich das okay, aber ich sehe da keinen satirisch-kritischen Anklang. Die Story sagt am Schluss einfach: Bäh! Dumm gelaufen. und sonst nichts.
LG
Mardii
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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Vogel Eselsohr
Beiträge: 436
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23.04.2013 21:35
von Vogel
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Ja, das wollte ich eigentlich auch noch anmerken, dass mir nicht klar ist, was das Satirische an der Geschichte sein soll.
_________________
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Sun Wukong Eselsohr
S Alter: 44 Beiträge: 459
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S 23.04.2013 21:35
von Sun Wukong
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Bananenfischin hat Folgendes geschrieben: | Vielleicht meinst du "Stilübungen" von Queneau? Meine Ausgabe ist von Suhrkamp, ich weiß nicht, ob es das von Reclam auch gibt. Ist auf jeden Fall sehr empfehlenswert. |
Queneau! Genau, das war das Buch, in das ich mal reinschauen will. Danke für den Hinweis.
Christian
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seitenlinie Reißwolf
Beiträge: 1829
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23.04.2013 23:36
von seitenlinie
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Mardii hat Folgendes geschrieben: | Es bieten sich schon unschlagbare Möglichkeiten, eine spannende Geschichte zu erzählen.
Was hat die Frau auf einmal? Was geht ab da auf der Straße, wo sie dabei ist und gleichzeitig hier oben? |
Was sie auf einmal hat und was dort abgeht? Das steht drin, Mardii.
Ich glaube, du erwartest nach dem ersten Satz die Einführung des Charakters, seine Vertiefung und Entwicklung.
Und weil das nicht kommt, verliert der Erzähler die Kontrolle und der Text ist Schrott.
Hallo Ralf
Danke, das hast du griffig und anschaulich formuliert!
Besonders gefällt mir die Formel: Einer von uns ist zuviel in der Stadt. Darin steckt der Schlüssel für das tragische Ende.
Und zur Satire.
Wilma ist total empört über das Flittchen und würde die Erscheinung am liebsten abschießen. Dummerweise zeigt
diese Vision sie selbst und offenbart ihre geheimsten Sehnsüchte.
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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25.04.2013 00:26
von Mardii
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seitenlinie hat Folgendes geschrieben: | Wilma ist total empört über das Flittchen und würde die Erscheinung am liebsten abschießen. Dummerweise zeigt
diese Vision sie selbst und offenbart ihre geheimsten Sehnsüchte. |
Aber warum kramt sie vorher umständlich ihr Outfit aus dem Schrank? Wenn sie es selbst ist, möchte sie sofort hinunter, um auch rechtzeitig zur Stelle zu sein. Zieht sie sich umständlich die Klamotten an, um die Jüngere auszustechen? Hat sie etwa einen Selbsthass oder will sie den Muckimann eigentlich um die Ecke bringen?
Nein, sie ist zu doof. Als sie endlich runter kommt, ist der Zug natürlich schon abgefahren und sie gafft in den Sonnenuntergang, während hinterrücks der fiese Straßenbahnfahrer dreimal klingelt, ohne auf die Bremse zu treten. Denn jeder Zugführer, der da jemand ohne Rührung auf der Straße stehen sieht, der beim ersten Klingeln nicht reagiert, kann sich schon den Bremsweg ausrechnen. Also ist er doch daran Schuld.
So langsam kapier ich es.
Enttäuschend finde ich, dass du die andere Wilma nun doch eine Vision nennst. Ralfs Interpretation trifft ja gerade, weil sie es nochmal ist, also ganz wirklich und deswegen liquidiert werden muss. Wenn die andere Wilma nicht wirklich ist, braucht die erste nicht zu sterben. Sie muss nur, wenn sie der anderen nach dem Leben trachten kann. Sie muss also existieren.
Ich hab eben doch recht.
LG
Mardii
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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seitenlinie Reißwolf
Beiträge: 1829
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25.04.2013 09:40
von seitenlinie
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Mardii hat Folgendes geschrieben: | Enttäuschend finde ich, dass du die andere Wilma nun doch eine Vision nennst. Ralfs Interpretation trifft ja gerade, weil sie es nochmal ist, also ganz wirklich und deswegen liquidiert werden muss. |
Für Wilma ist das schon wirklich, wie auch der Sonnenuntergang. Für den Straßenbahnfahrer aber nicht.
Sonst hätten wir ein anderes Dilemma.
Wir hätten eine Transformation, eine Verpuppung, bei der beide Formen kurzzeitig nebeneinander bestehen.
Die alte Wilma wäre überflüssig, weil sie ihren Traum realisiert hat. Wir hätten kein tragisches Ende.
Außerdem könnte Wilma dann gleich aus dem Fenster fallen.
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