Ist das denn jetzt geklaut?

[Wolkenflügel]

Hallo liebe DSFOler,

ich quäle mich schon seit ein paar Wochen mit dem Gedanken, ob ich denn nun jetzt die Idee geklaut habe oder ob ich sie nur umgewandelt habe - und ob es denn erlaubt ist, sie zu übernehmen.
Zu viel verraten möchte ich nicht, denn schließlich will ich da draus was machen, ist ja logisch.

Nun aber zu meinem Problem.
Einige von euch kennen sicher "His Dark Materials" ("Der Goldene Kompass" und die beiden Fortsetzungen). Darin gibt es sogenannte Dæmonen. Ein Dæmon ist eine Tiergestalt, die zu dem Menschen, zu dem sie gehört, eine sehr starke Verbindung hat. Der Dæmon ist die Seele eines Menschen; das Tier und der Mensch gehören untrennbar zusammen.

Ich hab in meiner Geschichte nun so etwas ähnliches erschaffen (heißt natürlich auch anders), nur dass dies durch Zufall passiert ist und nur ein Teil der Seele in diesem echten Tier steckt.

Ist das nun Ideenklau oder kann man das durchaus verwenden? Ich bin mir gerade sehr unsicher ...

Freue mich über Meinungen eurerseits.
Wolkenflügel

[KeTam]

Hallo Wolkenflügel,

m.M.n. ist das nicht geklaut. Du übernimmst ja nicht den Plot sondern ein Detail und das auch nur abgewandelt. Wenn dich bestimmte Details anderer Bücher inspirieren, du daraus was Eigenes entwickelst, ist das doch vollkommen okay. Ich denke, das lässt sich doch gar nicht vermeiden, alles ist in irgendeiner Form schon mal geschrieben worden.

Lg, KeTam.

[Melanie]

Ich komme da ja immer mit einem sehr platten Beispiel. Wenn ich einen Krimi schreibe, in dem das Opfer mit dem Messer erstochen wird ... dann ist das eine Art zu morden, die tausende von Autoren vor mir genutzt haben, um ihre Protagonisten um die Ecke zu bringen. Trotzdem klaue ich niemande die Idee.

Wenn du deinen Protas Wesen an die Seite stellst, die untrennbar-seelengleich zu ihnen gehören, dann ist der goldene Kompass sicher nicht das einzige Buch, in dem ähnliches vorkommt. Mir fällt ganz spontan mindestens ein weiteres Beispiel ein.

[Pat Langdon]

Hi Wolkenflügel,
im Bereich SF gibt es X-Serien. Sie alle benutzen Telepathie usw. Nicht zuletzt auch die Dinge, die Ende der 70ger in Star Wars vorkamen. Viele weitere Bücher basieren auf diesen Ideen. Wenn man das nicht berücksichtigt, (weil ein möglicher Leser das mit Sicherheit kennt), ist man schon total out.
Damit meine ich natürlich nicht die Dialoge, Figuren, Handlungsstränge o.ä. Einfach die "normale" Telepathie, Telekinese usw.
Solange du deine Figur anders gestaltest, keine Dialoge oder Handlungen bernimmst, ist es deine Idee. Wenn sich dann der Leser an einen anderen Roman erinnert fühlt....
Aber es ist tatsächlich so, dass Morde schon 1000fach begangen wurden.
Mach dir keine Sorgen, solange du nix aus einem anderem Buch konkret übernimmst.
LG
Traumfänger

[Gast]

Grundsätzlich: Ideen kann man immer klauen, denn eine Idee ist nicht schützbar.

Geschütz werden können bzw. sind nur Sachen wie: Muster, Marken, Umsetzungen einer Idee (Patent) oder ein Werk, mit einer ausreichenden Schöpfungshöhe.

Also: wenn du die Idee geklaut hast, ist das dennoch i.O. - solange du nicht geschützte Teile berührst. Also z.B. gegen Wortmarken verstößt oder ganze Ausschnitte abschreibst.

Was du da hast - das Teile der Seele auf/in einem anderen Wesen sind, darauf übertragen werden - das gibt es in ... ach ich kann dir gar nicht aufzählen wie vielen Varianten.

Vergiss aber nicht: der Leser, das ominöse Wesen, mag das Gefühl von Unoriginell und Geklaut gar nicht - darin liegt ein gewisses Risiko.

[seitenlinie]

Die Idee kann nicht geschützt werden. Solange du keine Passagen direkt übernimmst oder den gesamten
Handlungsfaden, besteht rechtlich kein Problem.

J.K. Rowling hat sich reichlich aus der Mythologie bedient und die Leser halten ihr das nicht vor.

Wenn man Ideen oder Prinzipien übernimmt, sollte die Geschichte eine neue Qualität bekommen und nicht
mehr viel mit dem Original gemeinsam haben. Sonst wirkt es wie eine abgeschmackte Kopie.

[Harald]

Eine Uralt-SF Idee sind z.B. die "lebenden Felle", hochentwickelte Organismen, die mit den Trägern eine Symbiose eingehen, gedanklich mit ihnen kommunizieren, sie bei Kämpfen dadurch so schnell machen, dass sie praktisch unverwundbar sind, mir mikrofeinen "Fellhaaren" in den Körper eindringen und ihn regenerieren, ihn wärmen undsoweiterundsofort.
 Fatalerweise sind sie ohne  Wirtskörper wehrlos und nicht lange überlebensfähig ...

Gelesen habe ich das vor weit mehr als vierzig Jahren, keine Ahnung, wo, Titel Fehlanzeige.



 

[Wolkenflügel]

Ich danke euch vielmals! Jetzt bin ich beruhigt und werde weiterhin an der Idee feilen

[Ahriman]

Keine Sorge, das kann nicht mehr geklaut sein, weil die prinzipielle Grundidee schon wer weiß wie oft verwendet wurde. Mir fallen jetzt gerade die Leute vom Planeten Pern und ihre Drachen und Feuerechsen ein. (Autor Anne McCaffrey - die Romane sind großartig).
Aber ähnliches habe ich schon oft gelesen. Das kann auch so weit gehen, daß der Symbiont den Menschen beherrscht, dem er im Nacken sitzt. Findet sich bei K.H.Scheer schon um 1950, oder auch bei Robert A. Heinlein.

[Wolkenflügel]

Dankeschön, Ahrimann! Freut mich, dass du mir geantwortet hast.