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Die Lüge im Glas


 
 
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Vincent Vice.
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 33
Beiträge: 428
Wohnort: Heute


Beitrag19.05.2013 12:26
Die Lüge im Glas
von Vincent Vice.
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Die Lüge im Glas

Was...
... ist geschehen?
Ich muss mich schon zwingen
dich anzusehen.

Du tust das auch

Wer...
... bist du geworden?
Ich schau in leere Augen.
Gebrochen, verdorben.

Du tust das auch

Wo...
... hast du dich verirrt?
Ich such einen Weg
der dich wieder führt.

Du tust das auch

Wann...
... wurdest du, wie du bist?
Ich schüttle den Kopf
um zu verdrängen, was ist.

Du tust das auch

Wie...
... konntest du brechen?
Ich versuche für dich
tröstend zu lächeln.

Du... tust das nicht



_________________
Wenn der scheiß Berg nicht zum Propheten kommt, fahr ich halt ans Meer.
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Vincent Vice.
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 33
Beiträge: 428
Wohnort: Heute


Beitrag19.05.2013 12:29

von Vincent Vice.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

ich finde dieses Gedicht ist vom Gerüst her recht interessant.
Aber ich habe das starke Gefühl, dass es hier noch an Feinschliff fehlt.

Ich wäre allen dankbar, die mir Verbesserungsvorschläge und einen Gesamteindruck hinterlassen könnten.

Liebe Grüße

W


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Kanezzo
Geschlecht:männlichWortedrechsler
K

Alter: 32
Beiträge: 83
Wohnort: Gießen


K
Beitrag19.05.2013 22:43

von Kanezzo
Antworten mit Zitat

Hallo Vincent,

ich finde dein Gedicht ganz großartig!

Das Bild, das mir vor dem Inneren Auge erscheint ist ein Paar, dass womöglich irgendwo draußen vor einem Restaurant sitzt. Was früher nah und vertraut war ist jetzt irgendwie anders und beklemmend. Alles wirkt erzwungen und nicht mehr nach richtiger Liebe, sondern irgendwie falsch und unecht. Obwohl beide es merken, sagt niemand etwas...das muss aber auch niemand, da die Blicke der beiden Bände sprechen. Wo er vielleicht noch Hoffnung sieht oder aus der Situation etwas Gutes machen möchte, will sie das nicht.

Das ist die bildliche Vorstellung, die sich bei mir ergibt, wenn ich das Gedicht lese (gut möglich, dass du eine ganz andere hast). Aber auf jedenfall ist das Gedicht meiner Meinung nach super aufgebaut und sehr bildlich.

Aus der ersten Strophe würde ich das "schon" herausstreichen und in Strophe drei erscheint mir der Reim nicht so flüssig "Ich such einen Weg
der dich wieder führt." Ganz besonders gelungen finde ich die vorletzte Strophe. Vom Klang her super und auch die Worte schaffen ein tolles Bild in meinem Kopf Wink
Die letzte Strophe finde ich auch gut, allerdings würde ich mich hier aus dem bisherigen Rythmus etwas lösen, ist jedoch reine Geschmackssache glaube ich.

Vorschlag für Strophe drei:

"Wo...
Sind deine Gedanken?
Ich versuch sie zu lesen, doch steh ich vor Schranken

Du tust das auch."

Vorschlag für Strophe fünf:

"Wie...
konntest du gehen?
Hab unsre Fehler und Lügen zu gut übersehen.
Zu gut verdrängt, gebrochen, verschenkt.
Dich will ich wieder, will retten was war und tanzen und lachen und lieben wie immer!

Doch du willst das nicht."


Sind lediglich ein paar Anregungen, in welche Richtung man es noch so verändern konnte, aber alles in allem: ein super Gedicht, gefällt mir sehr gut, zumal ich eine ähnliche Sitation erst vor kurzem erlebt habe.

Liebe Grüße


_________________
~Wer A sagt muss nicht auch B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war.~ B. Brecht
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Vincent Vice.
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 33
Beiträge: 428
Wohnort: Heute


Beitrag19.05.2013 23:23

von Vincent Vice.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Kanezzo,

vielen Dank für deine Bewertung.
Freut mich, dass dir das Gedicht gefallen hat.
Ich finde deine Interpretation besonders spannend, da ich ursprünglich tatsächlich vor hatte von einem Paar zu schreiben, welches sich auseinander gelebt hat.

Inzwischen ist dieses Gedicht ein Wenig anders gemeint, aber ganz offenbar bin ich noch zu nah am ersten Gedanken und habe die Auflösung zu sehr verschlüsselt.

Denn eigentlich geht es um eine Person, die in den Spiegel blickt und nicht mehr der Mensch ist, der sie sein will.
Der Spiegel imitiert alle Bewegungen. Das wollte ich mit "Du tust das auch" verdeutlichten. Das Lächeln am Schluss imitiert der Spiegel nicht, was bedeuten soll, dass es bei dem versuchten Lächeln bleibt.
Deshalb auch der Titel: "Die Lüge im Glas".
Die Person will nicht wahr haben, was der Spiegel ihr zeigt.

Es freut mich, dass ich dich mit diesem Gedicht ansprechen konnte, wenn auch in einer Weise, die so überhaupt nicht beabsichtigt war. smile

Vielleicht bekomme ich noch eine Inspiration, wie ich die Auflösung etwas besser verpacken kann, dann werde ich eine überarbeitete Version einstellen.

Vielen Dank für dein Kommentar.

Bis dahin und liebe Grüße

W


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Kanezzo
Geschlecht:männlichWortedrechsler
K

Alter: 32
Beiträge: 83
Wohnort: Gießen


K
Beitrag19.05.2013 23:47

von Kanezzo
Antworten mit Zitat

Wow, auch sehr interessant, daran hatte ich wirklich nicht gedacht, aber eine Interessante Betrachtungsweise. Bei der Überschrift "Lüge im Glas" habe ich automatisch das Paar vor Augen gesehen, wie sie beide abwechselnd in ihre Wein oder Wasserglässer starren, nicht wissend über das, was sie dem Gegenüber sagen sollen. Quasi "die Lüge im Glas suchend" Smile
Aber sehr spannend, wie unterschiedlich man eine Sache interpretieren kann. Ich hoffe, du bekommst noch mehr Vorschläge und Meinungen. Sollte mir noch etwas einfallen, melde ich mich nochmal.

Alles Liebe!


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Vincent Vice.
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 33
Beiträge: 428
Wohnort: Heute


Beitrag20.05.2013 20:51

von Vincent Vice.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ja, wirklich spannend, wie verschieden man ein Gedicht interpretieren kann. Mir gefällt auch deine Idee, gerade im Bezug auf den Titel sehr gut.

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Nayeli Irkalla
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 41
Beiträge: 1083
Wohnort: Ruhrgebiet
Extrem Süßes!


Beitrag21.05.2013 21:01
Re: Die Lüge im Glas
von Nayeli Irkalla
Antworten mit Zitat

Mein erster Eindruck zu dem Gedicht war etwas, was ich mal im Deutschunterricht als sogenannte "Tagebuch-Literatur" kennengelernt habe. Etwas, was man im Grunde schreibt, um Dinge selbst besser verstehen und verarbeiten zu können.

Beim genaueren Hinsehen entdecke ich: Das lyrische Ich hat eine Form gewählt. Es sind nicht einfach nur niedergeschriebene Worte. Die W-Fragen ... Auch die kenne ich noch von früher. Und immer wieder: "Du tust das auch". Beide spiegeln sich - und doch ist zwischen ihnen Leere und Stille.

Gedicht heißt immer "sprachlich etwas verdichten", lehrte mich meine Sensei. Tut dieses Gedicht das? Oder erschöpft es sich in der Form?

Meine Gedanken dazu sind zwiespältig. Ich mag an Lyrik, wenn sie Bilder, Fäden, Eindrücke, Überraschungen, Bilder und Ahnungen in meinem Kopf zaubert. Ich mag die Vergleiche, Metaphern, die Anrisse von Dingen, die viel tiefer gehen.

Finde ich sie in diesem Gedicht?

Zwei Mal ist etwas "gebrochen", einmal die Augen, später das lyrische "Du". Das sind Metaphern und Bilder, doch sie sind nicht neu, sie sind altbekannt und verfehlen es, mich zu überraschen und zu verwundern. Genauso die leeren Augen und der verlorene Weg bzw. das lyrische Ich, dass einen Weg sucht, der wieder zum lyrischen Du führt.

Und doch ... bleibt der Titel, die seltsame Metapher, das seltsame Bild. Und das tröstliche Lächeln des LI für das LD, das dem LI umgekehrt das gleiche Lächeln verweigert. Und der Text bleibt trotzdem lange genug in meinem Kopf hängen, dass ich noch mehrere Tage später im Forum auf Seite zwei suche, um doch eine Art von Feedback dazu abzugeben. Anscheinend hat er doch etwas in mir berührt, Fäden in mir angestoßen und eine Ahnung von "mehr" in meinen Kopf gezaubert, auch wenn ich anhand der Bilder oder des Aufbaus des Gedichtes nicht erkennen kann, wo es herkommt.

Vielleicht liegt es daran, dass die Gefühle hinter den Worten so unmittelbar und echt scheinen, selbst wenn sie sich beim ersten Hinsehen auf die Form zu beschränken scheinen? Denn wenn es nur das wäre, hätte ich mich heute nicht noch mal hingesetzt und eben dieses Feedback zu schreiben versucht.

Vielleicht liegt in der gegenseitigen Spiegelung tatsächlich eine ganz andere Form von Verdichtung als ich sie klassischerweise in einem Gedicht erwarte.

Vincent Vice. hat Folgendes geschrieben:
Die Lüge im Glas

Was...
... ist geschehen?
Ich muss mich schon zwingen
dich anzusehen.

Du tust das auch

Wer...
... bist du geworden?
Ich schau in leere Augen.
Gebrochen, verdorben.

Du tust das auch

Wo...
... hast du dich verirrt?
Ich such einen Weg
der dich wieder führt.

Du tust das auch

Wann...
... wurdest du, wie du bist?
Ich schüttle den Kopf
um zu verdrängen, was ist.

Du tust das auch

Wie...
... konntest du brechen?
Ich versuche für dich
tröstend zu lächeln.

Du... tust das nicht
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Vincent Vice.
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 33
Beiträge: 428
Wohnort: Heute


Beitrag22.05.2013 08:19

von Vincent Vice.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Nayeli Irkalla,

vielen, vielen Dank für dein ausführliches Feedback und deine Meinung zu diesem Gedicht.
Du hast recht, das Gedicht benutzt leider relativ schwache, bzw. verbrauchte Reimwörter.
Dennoch bin ich natürlich ein Wenig stolz darauf, dass es etwas in dir auslösen konnte und dich auch nach dem ersten Mal lesen noch beschäftigt hat.

Wie ich schon zu Kanezzo sagte, war mein Grundgedanke hinter diesen Zeilen eigentlich ein anderer.
Nämlich eine Person, die ihr Spiegelbild nicht mehr erträgt.
Und eigentlich hatte ich vor eine neue Version des Gedichts einzustellen, die meinen Gedanken besser entschlüsselt.
Doch nach euren Kommentaren gefällt es mir, dass jeder etwas anderes in diesem Gedicht sieht.
Und wenn diese Zeilen es trotz der verbrauchten Wortwahl schaffen dich zu bewegen, dann sollte ich dir doch nicht meine Gedanken aufzwingen.

Danke für deine Meinung

W


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Nayeli Irkalla
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 41
Beiträge: 1083
Wohnort: Ruhrgebiet
Extrem Süßes!


Beitrag22.05.2013 12:49

von Nayeli Irkalla
Antworten mit Zitat

Die neue Version würde mich ehrlich gesagt interessieren smile. Mit deiner Deutung würde das Gedicht in meinen Augen nämlich sehr gewinnen - anscheinend ist das die unterschwellige Ebene, die ich gespürt habe.

Aber mach es ein bisschen deutlicher noch, damit man es beim Lesen tatsächlich auch merkt smile.
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