Komplette Passagen aus anderer Literatur übernehmen?

[Nothingface]

Hi
mal eine strange Frage:

In meinem Roman geht es um ein Mädchen, das unter Anderem noch nie Sex hatte.
Sie leidet auch an verschiedensten Persönlichkeitsstörungen und unterschiedlichen Arten der Schizophrenie.
Okay, jetzt passiert es, dass sie im Lauf der Geschichte verschiedenste Männer kennenlernt und mit ihnen schläft. Am Ende des Buches findet man heraus, dass diese Männer alle Einbildung waren. Den Sex mit den eingebildeten Männern habe ich Anfangs so beschrieben, wie Sex in vielen Pornos dargestellt wird (also sehr übertrieben und graphisch), weil sie Sex ja nur von Filmen oder der Porno-Industrie kennt, und denkt, das ganze läuft wirklich so. Irgendwann hat sie tatsächlich ihr erstes Mal und obwohl der Leser natürlich denkt, es ist nicht ihr erstes Mal (das alles wird ja erst am Ende aufgeklärt), ist dieser, echte Sex ganz anders, als ihre Exzesse zuvor im Buch..

Okay, jetzt zu meiner frage, da dieses Mädchen sich während des eingebildeten Sex nur an die Dinge halten kann, die sie aus Filmen und Literatur kennt, spiele ich gerade mit dem Gedanken Passagen eins zu eins aus Büchern wie zb "Shades of Gray" zu übernehmen und nur die Namen auszutauschen. Das hätte den Effekt, dass ein Leser der das jeweilige Buch kennt, welches ich zitiere, beim lesen ein komisches Gefühl bekommt und vielleicht, ohne es selbst zu merken sagt: Das kenn ich doch irgendwoher...

Kann man das einfach machen, wenn es einem Zweck dient?

[nothingisreal]

Ausgezeichnete Frage. Soweit ich weiß darf man zitieren. Aber wie groß die Passagen sein dürfen, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Das wollte ich selbst wissen, weil ich das gleiche Problem habe - nein, es geht hier nicht um Sex. Aber das eine oder andere Buch wird zitiert.

[Nothingface]

Oh, ich sollte dazu sagen, dass ich natürlich im Laufe der Geschichte keine Quellen angeben kann, woher diese Auszüge stammen, sonst verrate ich ja alles.

Das könnte ich ja am Ende in einem Index machen ...
Ich merke schon beim schreiben dieses Eintrags, wie schwierig sich das ganze gestalten wird, wortwörtliche Zitate zu übernehmen, ohne anzugeben woher sie stammen ...

Aber vielleicht hat ja Jemand einen Tipp

[Nothingface]

Hey Nothingisreal,

Deine Idee ist nicht schlecht. Ich werd mal drüber nachdenken.
Danke dir!

[nothingisreal]

Außerdem hätte ich ein Problem beim Lesen deines Buches, wenn dein Stil von Sekunde zu Sekunde sich plötzlich ändern würde... Ich würde mich fragen, ob nicht auch du eine psychische Störung hast

[Nothingface]

Na das fänd ich gar nichts so schlimm. Ein solcher Stilbruch würde den Effekt, den ich beim Leser erzeugen will ja sogar verstärken.

Verdammt, ich seh schon ... Ich werde Shades of Gray lesen müssen. Hätte nicht gedacht, dass ich das mal sagen werde.

[Pat Langdon]

[nothingisreal]

[Jenni]

Wenn du es liest, wirst du feststellen, dass die Sexszenen in SoG nur aus ungefähr zwanzig verschiedenen Wörtern bestehen. Aus diesem sehr begrenzten Wortschatz solltest du locker eine eigene Szene hinbekommen, bei der trotzdem jeder SoG-Leser sich genervt erinnert fühlt. Ohne abschreiben zu müssen.

[Nothingface]

Ja ich denke ich werde mich auch eher an die Idee halten, dass ich den Prota etwas lesen lasse, wie zum Beispiel Shades of Gray und dann später nur so ähnliche Szenen schreibe.
So bin ich auf der sicheren Seite und mein Vorhaben funktioniert genauso.


Selbst wenn das ganze rechtlich zu machen ist, ist es wahrscheinlich doch zu viel Aufwand für ein winziges Detail, das man auch anders gestalten könnte ...


Dank euch!!

[Fahrender Gaukler]

Davon rate ich dringend ab. Egal, welchen Sinn und Zweck man damit verfolgen will, es rechtfertigt niemals das Abschreiben ganzer Passagen aus einem anderen Buch. Das ist ein Verstoß gegen das Urheberrecht und kann juristische Konsequenzen nach sich ziehen, da das Zitatrecht an jede Menge Bedingungen geknüpft ist, die in der Praxis extrem schwer zu erfüllen sind. Außerdem ist es schlechter Stil.

Ich würde die Idee verwerfen, ganz ehrlich. Schau mal hier, welch hohe Wellen ein solches Vorgehen schlagen kann.

[nothingisreal]

Ich glaube nicht, dass das schlechter Stil ist. Man kann es durchaus einarbeiten - also die Zitate.

Aber die Frage nach dem Recht ist hingegen eine andere.

Man ist auf jeden Fall auf der sicheren Seite, wenn man nicht zitiert, sondern nur erwähnt, dass sie beispielsweise das Buch A vom Autor B las.

Außerdem: Schreib doch selbst ein Buch. Geb ihn ein Titel, einen fiktiven Namen und lass es das Lieblingsbuch der Protagonistin sein. Und da kannst du zitieren, bis der Arzt kommt.

[Paradigma]

Das mit den Sexszenen aus billigen Pornos finde ich eigentlich eine gute Idee - nur wird das tatsächlich an den Urheberrechtsproblemen scheitern.

Ansonsten könntest du vermutlich einfach 2-3 Szenen (wiederholen sich eh immer, oder?) in einen großen Mixer packen, einmal auf den Knopf drücken und das ganze neu zusammen basteln.

[nothingisreal]

[Nothingface]

Okay, hab jetzt grade einiges umgeschrieben und mich der Idee bedient, fiktive Bücher und Filme in meine Geschichte einzubinden, die dann vom Prota eins zu eins nachgestellt werden.

So läuft nichts Gefahr kopiert zu werden und mir bleibt bei allem komplette kreative Freiheit


Danke für euren Input und die Idee, ohne die ich sicher noch um einiges länger an der Sache gesessen hätte!!!

[sleepless_lives]

Tolle Idee.

Wenn es künstlerisch motiviert ist, kannst du eine Menge machen, was Anspielungen, Anlehnungen und Zitate angeht. Das nennt man dann einfach Intertextualität. "Künstlerisch" ist im juristischen Sinn zu verstehen, keine Ahnung wie das genau definiert ist, ich bin kein Jurist. (Dass ein Buch das Lieblingsbuch der Heldin ist, ist aber sicher nicht ausreichend, um längere Passagen daraus zu zitieren). Die Quellenangaben können am Schluss stehen.

In deinem Fall würde ich aber gar nicht genau zitieren, weil ja alles durch die Persönlichkeit deiner Protagonistin gefiltert wird. Das heißt, du könntest eine beliebige Sexszene aus "Shades of Grey" oder ähnlichem nehmen, auch die Wortwahl bis zu einem gewissen Grad (falls die typisch und erkennbar ist), sie dann aber neu schreiben, durch die Augen deiner Protagonistin gesehen. Die würde in ihrer Phantasie sicher einige Sachen betonen, andere weglassen, weil sie ihr, da ohne Erfahrung, nicht viel sagen.

[nothingisreal]