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Du, ich und die anderen


 
 
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Lelouche
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L


Beiträge: 9



L
Beitrag13.01.2013 16:44
Du, ich und die anderen
von Lelouche
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Auch, wenn es wohl eher ungewöhnlich ist, wollte ich gerne vor Beginn der Geschichte etwas sagen / schreiben.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich bei dieser Kurzgeschichte ausgesprochen unsicher bin, vor allem da ich etwas in dieser Richtung noch niemals geschrieben habe. Ich habe ein wenig Sorge, dass sie viel zu platt und kitschig wirkt, ohne richtige Substanz.
Auch da sie wirklich wenig direkte Handlung beinhaltet.

Ich bin mir bewusst, dass die Geschichte einer Menge Überarbeitung bedarf, weiß allerdings nicht, wo ich da am besten ansetzen sollte.
Auch der Titel gefällt mir noch überhaupt nicht.

Vorwort (das vielleicht ein wenig Fehl am Platze war) Ende.


Du, ich und die anderen

Ich höre, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wird. Ich lasse die Hände ins Abwaschwasser zurücksinken und ein Blick auf die Uhr über der Küchentür verrät mir, dass er nicht gerade erst von der Arbeit nach Hause kommt.
Seufzend ziehe ich den Stöpsel aus dem Waschbecken. Ich würde den Abwasch heute ja sowieso nicht mehr beenden. Stattdessen nehme ich mir ein Küchenhandtuch, trockne mir die Hände ab und gehe dann heraus auf den Flur.
Shane ist gerade dabei, sich die Schuhe auszuziehen, als ich auf den matt erleuchteten Flur hinaustrete.
„Hallo, Schatz“, sage ich nur, woraufhin er den Kopf hebt.
Er streift sich den zweiten Schuh vom Fuß und kommt schnell auf mich zu. Im nächsten Moment finde ich mich in seinen Armen wieder und er hat mich zu einem Kuss herangezogen. Mir wird ein wenig übel, als ich das Aftershave rieche, das an seiner Kleidung haftet, allerdings weder von ihm noch von mir stammt.
Ich schaffe es jedoch nicht, mir darüber länger Gedanken zu machen, da ich bereits in unser gemeinsames Schlafzimmer geschoben werde. Mit immer intensiveren Küssen, drückt mich Shane auf unser Bett und ich gebe ihm nach und lasse mich in die Kissen sinken. Ich weiß, dass ich alles dafür tun werde, um diesen Geruch von ihm loszubekommen. Und seine Klamotten werden direkt in die Wäsche wandern.
Während Shane langsam anfängt, mich auszuziehen, muss ich mich unwillkürlich fragen, bei wem er wohl gewesen ist. Ob es sein Kollege war, den er mir sogar einmal vorgestellt hat? Möglich. Doch es gibt zu viele andere Möglichkeiten, als dass ich es genau sagen könnte.
Ich keuche kurz auf, als Shane damit beginnt, meinen Oberkörper zu küssen und auch ich schäle ihn nun ein wenig zu hektisch aus seiner Kleidung. Der Geruch eines anderen Mannes hat in unserem Bett nichts verloren. Hier gehören allein wir hin, egal, mit wem Shane oder ich sonst schlafen.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, wer von uns beiden damit angefangen hat. Es muss während einer von Shanes längeren Geschäftsreisen gewesen sein, doch wer von uns beiden als erster im Bett eines anderen gelandet ist, weiß ich wirklich nicht mehr. Vielleicht hätten wir doch niemals zusammenziehen sollen.
Unsere Beziehung war nie einfach. Nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass schwule Paare in der Öffentlichkeit immer noch schief angesehen werden. Doch wir hatten beschlossen, zusammenzuziehen und uns ein gemeinsames Heim aufzubauen. Wenn ich so darüber nachdenke, war das in etwa der Zeitpunkt, wo alles angefangen hat. Hat also letztendlich tatsächlich unser Beschluss, miteinander glücklich zu sein, alles kaputt gemacht?
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Shane über meine Innenschenkel fährt und ich kurz erzittere. Ein kurzer Kuss, dann setze ich immer wieder Küsse auf seine Halsbeuge und sein Schlüsselbein und fahre mit der Zunge Linien. Ich will diesen Kerl nicht an ihm riechen, mir wird schlecht von seinem Geruch. Shane sollte ihn wirklich dazu bringen, ein anderes Aftershave zu benutzen.

Es ist Sonntagmorgen und Shane und ich sitzen gemeinsam in dem Café bei uns in der Nähe. Eine Tradition, die im Laufe der Zeit irgendwie im Sande verlaufen ist. Doch meine Verabredung für heute hat abgesagt, weshalb ich spontan beschlossen habe, dass wir ja mal wieder gemeinsam frühstücken könnten. Etwas, das in letzter Zeit selten vorkommt.
Kurz gleitet mein Blick zu Shane. Er nippt an seinem Kaffee und ist in die Zeitung vertieft. Ich senke meinen Blick. Vor mir liegen ein paar Unterlagen aus meinem Job, die ich durcharbeiten muss und auch ich trinke ab und zu einen Schluck von meinem Kaffee. Allerdings mit Milch und Zucker, ich mag keinen schwarzen Kaffee. Das ist schon immer eine Sache gewesen, die ich an Shane nicht verstanden habe. Wie kann man nur schwarzen Kaffee trinken?
Ein weiterer Blick wandert zu Shane herüber. Irgendwie befürchte ich, dass ich mich nicht auf meine Arbeit werde konzentrieren können. Zu viele Dinge spuken in meinem Kopf herum, angefangen von meinem abgesagten Date bis hin zu dem letzten Abend, an dem Shane so spät nach Hause kam, noch immer mit dem Geruch eines anderen Mannes an ihm heftend.
Manchmal frage ich mich, wie wir nur in eine solche Misere geraten konnten. Es geht nun schon eine gefühlte Ewigkeit so – wir betrügen uns gegenseitig, nur um den Schmerz zu verdrängen, dass der jeweils andere genau das gleiche tut. Um die Leere zu füllen, die dieses Wissen in uns hinterlässt.
Es scheint ausweglos zu sein, wir kommen da einfach nicht mehr raus. Unsere Beziehung ist schon lange zum Scheitern verurteilt. Und dennoch beenden wir sie nicht. Wir machen weiter wie bisher, mimen nach außen das harmonische Paar – ja, besonders diese Situation gerade muss furchtbar harmonisch auf andere wirken. Wie wir uns hier so vollkommen ruhig und gelassen gegenüber sitzen, unseren Kaffee trinken und die Sommersonne unseren Tisch langsam aufheizt. Doch tatsächlich ist unsere Beziehung vermutlich schon lange nicht mehr zu retten.
Und dennoch beenden wir es nicht. Würde ich das jemandem erzählen, würde die erste Frage bestimmt lauten, wieso nicht. Die Antwort ist einfach und dennoch würde sie keiner verstehen. Weil ich Shane liebe. Wir lieben uns, haben uns nur irgendwie in etwas verrannt, aus dem wir nicht mehr rauskommen. Ich kann diese Beziehung einfach nicht beenden, viel zu sehr hänge ich an ihm. Ich bin abhängig von ihm.
Und solange er noch Abends nach Hause kommt, wenn er bei einem anderen Mann war und solange er mich noch immer genauso verlangend küsst, obwohl er gerade mit jemand anderem geschlafen hat, solange ist alles in Ordnung.
Erst jetzt merke ich, dass ich die ganze Zeit meine Kaffeetasse in meinen Händen hin und her gedreht habe und der Kaffee selbst inzwischen kalt ist. Und plötzlich kann ich einfach nicht anders. Ich stelle die Tasse vor mir auf dem Tisch ab und greife stattdessen nach Shanes Hand, die noch immer seine Tasse hält.
Er sieht auf und schaut mich fragend an.
„Du weißt, dass ich dich über alles liebe, oder?“, frage ich und sehe ihm dabei direkt in die Augen. Ich musste das einfach sagen. Kurz sieht er überrascht aus, dann lächelt er.
„Natürlich. Ich liebe dich auch.“ Er stellt seine Tasse ab, nimmt meine Hand richtig in seine und beugt sich dann leicht vor. Der Kuss ist kurz, doch mit so viel Gefühl wie schon lange nicht mehr. Dann lehnt er sich zurück und wendet sich wieder der Zeitung zu, doch er behält meine Hand in seiner.

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Amaryllis
Geschlecht:weiblichForenschmetterling

Alter: 38
Beiträge: 1380

Das goldene Stundenglas Das Silberne Pfand


Beitrag14.01.2013 10:52

von Amaryllis
Antworten mit Zitat

Hallo Lelouche,

mich konnte deine Geschichte nicht wirklich überzeugen. Das liegt vielleicht daran, dass ich immer das Gefühl hatte, dass dein LI eine Frau ist. Ich hab keine Ahnung warum, am Geschirr abwaschen liegt es jedenfalls nicht. Die Stimme kommt mir jedenfalls weiblich vor und das hat mich ein wenig aus der Geschichte rausgerissen. Wäre es schlimm, wenn der Prota eine Frau wäre? Könntest du dann aus diesem weiteren Zwiespalt (der Partner ist "bi" und braucht die andere Komponente noch) nicht vielleicht mehr herausholen als aus dieser Konstellation?

Ich finde auch, dass die Motivation der Seitensprünge nicht gut heraus kommt. Sicher, ein Seitensprung kann passieren - aber dass daraus diese Praxis wird, dass keiner der beiden versucht, etwas dagegen zu unternehmen, da fehlt mir noch ein wenig die Tiefe, die Nachvollziehbarkeit.

Gut fand ich die Stelle, wo du erklärst, warum sich dein LI damit abgefunden hat, warum er es in Kauf nimmt, aber leider eben nicht, wie es soweit gekommen ist, das ist mir zu mager.

Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter!
Liebe Grüße,
Ama


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Mein Leben ist ein Scherbenhaufen...
Aber ich bin der Fakir.
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Lelouche
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
L


Beiträge: 9



L
Beitrag14.01.2013 18:03

von Lelouche
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Amaryllis hat Folgendes geschrieben:
Wäre es schlimm, wenn der Prota eine Frau wäre? Könntest du dann aus diesem weiteren Zwiespalt (der Partner ist "bi" und braucht die andere Komponente noch) nicht vielleicht mehr herausholen als aus dieser Konstellation?


Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Der Grund, warum beide männlich sind lag auch einfach in meiner "Inspiration" begründet. Als mir die Geschichte in den Sinn kam (es war mehr oder weniger eine Spontanidee), hatte ich die beiden halt als männlich im Kopf.
Zumal ich hier halt auch die Komponente mit einspielen lassen wollte, dass es gleichgeschlechtliche Paare noch immer nicht ganz leicht in der Gesellschaft haben (wenn dieser Punkt auch nur am Rande erwähnt wurde).
Ich werde jedenfalls mal darüber nachdenken, die Protagonistenrolle umzuschreiben oder ihr zumindest kein festes Geschlecht zu geben, sodass es dem Leser überlassen bleibt.

Amaryllis hat Folgendes geschrieben:
Ich finde auch, dass die Motivation der Seitensprünge nicht gut heraus kommt. Sicher, ein Seitensprung kann passieren - aber dass daraus diese Praxis wird, dass keiner der beiden versucht, etwas dagegen zu unternehmen, da fehlt mir noch ein wenig die Tiefe, die Nachvollziehbarkeit.


Gut, dass du das sagst, auf solche Dinge kam es mir an. Ich persönlich hatte auch das Gefühl, dass es ein wenig zu platt war, wusste jedoch nicht genau, woran das lag.
Hast du vielleicht eine Idee, wie man das ganze nachvollziehbarer gestalten könnte, ohne auf jedes Detail einzugehen. Immerhin möchte ich daraus keinen Roman machen, sondern es größten Teils auf Andeutungen belassen. Dass es dadurch nicht nachvollziehbar wird, ist natürlich schlecht.
Hast du da eventuell Ratschläge, wo man da ansetzen könnte?

Jedenfalls danke für die Ratschläge.
Wie gesagt, in dieser Richtung habe ich noch nie etwas geschrieben und ich weiß auch nicht, ob ich das in Zukunft noch werde, doch zumindest an dieser Kurzgeschichte würde ich gerne so lange arbeiten, bis sie zumindest akzeptabel wird.

Wenn dir (oder anderen Forenmitgliedern) also noch etwas zur Verbesserung einfällt, immer raus damit  Wink
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Iane
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
I


Beiträge: 39
Wohnort: hinter Bayern, in der ADHS-WG


I
Beitrag14.01.2013 20:20
Re: Du, ich und die anderen
von Iane
Antworten mit Zitat

Hallo Lelouche,
dein Text hat mich stellenweise berührt, zum Teil ist er für meinen Geschmack zu langatmig und nicht richtig nachvollziehbar. Dass es sich um Männer handelt, hat mich nicht gestört.

Zitat:
ich lasse die Hände ins Abwaschwasser zurücksinken


schönes Bild

Zitat:
und ein Blick auf die Uhr über der Küchentür verrät mir, dass er nicht gerade erst von der Arbeit nach Hause kommt.


holprig, vielleicht eher:
er kommt spät heute, anscheinend hat er sich nach der Arbeit noch amüsiert/ ein Date gehabt/ etwas vorgehabt...


Zitat:
Seufzend ziehe ich den Stöpsel aus dem Waschbecken. Ich würde den Abwasch heute ja sowieso nicht mehr beenden. Stattdessen nehme ich mir ein Küchenhandtuch, trockne mir die Hände ab und gehe dann heraus auf den Flur.


schön beschrieben

Zitat:
Im nächsten Moment finde ich mich in seinen Armen wieder und er hat mich zu einem Kuss herangezogen. Mir wird ein wenig übel, als ich das Aftershave rieche, das an seiner Kleidung haftet, allerdings weder von ihm noch von mir stammt.
Ich schaffe es jedoch nicht, mir darüber länger Gedanken zu machen, da ich bereits in unser gemeinsames Schlafzimmer geschoben werde. Mit immer intensiveren Küssen, drückt mich Shane auf unser Bett und ich gebe ihm nach und lasse mich in die Kissen sinken. Ich weiß, dass ich alles dafür tun werde, um diesen Geruch von ihm loszubekommen.

Und seine Klamotten werden direkt in die Wäsche wandern.
Während Shane langsam anfängt, mich auszuziehen, muss ich mich unwillkürlich fragen, bei wem er wohl gewesen ist. Ob es sein Kollege war, den er mir sogar einmal vorgestellt hat? Möglich. Doch es gibt zu viele andere Möglichkeiten, als dass ich es genau sagen könnte.
Ich keuche kurz auf, als Shane damit beginnt, meinen Oberkörper zu küssen und auch ich schäle ihn nun ein wenig zu hektisch aus seiner Kleidung.


mich stört das "zu" an dieser Stelle

Zitat:
Der Geruch eines anderen Mannes hat in unserem Bett nichts verloren. Hier gehören allein wir hin, egal, mit wem Shane oder ich sonst schlafen.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, wer von uns beiden damit angefangen hat. Es muss während einer von Shanes längeren Geschäftsreisen gewesen sein, doch wer von uns beiden als erster im Bett eines anderen gelandet ist, weiß ich wirklich nicht mehr. Vielleicht hätten wir doch niemals zusammenziehen sollen.
Unsere Beziehung war nie einfach. Nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass schwule Paare in der Öffentlichkeit immer noch schief angesehen werden. Doch wir hatten beschlossen, zusammenzuziehen und uns ein gemeinsames Heim aufzubauen. Wenn ich so darüber nachdenke, war das in etwa der Zeitpunkt, wo alles angefangen hat. Hat also letztendlich tatsächlich unser Beschluss, miteinander glücklich zu sein, alles kaputt gemacht?
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Shane über meine Innenschenkel fährt und ich kurz erzittere. Ein kurzer Kuss, dann setze ich immer wieder Küsse auf seine Halsbeuge und sein Schlüsselbein und fahre mit der Zunge Linien. Ich will diesen Kerl nicht an ihm riechen, mir wird schlecht von seinem Geruch.


Hier passt für mich was nicht zusammen, es wird bereits zum zweitenmal der Übelkeit erregende Geruch des Anderen erwähnt. Nach dieser Formulierung müsste er ihm endlich an die Gurgel gehen, anstatt sich so wiederstandslos hinzugeben.

Zitat:
Shane sollte ihn wirklich dazu bringen, ein anderes Aftershave zu benutzen.


der Geruch (schon wieder) törnt ihn ja anscheinend völlig ab, aber trotzdem läßt er sich auf das Liebesspiel ein, find ich unlogisch (aber ich bin ja auch eine Frau...)

Zitat:
Es ist Sonntagmorgen und Shane und ich sitzen gemeinsam in dem Café bei uns in der Nähe. Eine Tradition, die im Laufe der Zeit irgendwie im Sande verlaufen ist. Doch meine Verabredung für heute hat abgesagt, weshalb ich spontan beschlossen habe, dass wir ja mal wieder gemeinsam frühstücken könnten. Etwas, das in letzter Zeit selten vorkommt.
Kurz gleitet mein Blick zu Shane. Er nippt an seinem Kaffee und ist in die Zeitung vertieft.


Schon komisch alles, gestern fremdgegangen, danach leidenschaftlichen Sex mit dem Partner und jetzt liest er Zeitung... zu wenig Drama oder wenigstens Gefühlsregung für mich, um nachvollziehbar zu sein.

Zitat:
Ich senke meinen Blick. Vor mir liegen ein paar Unterlagen aus meinem Job, die ich durcharbeiten muss und auch ich trinke ab und zu einen Schluck von meinem Kaffee. Allerdings mit Milch und Zucker, ich mag keinen schwarzen Kaffee. Das ist schon immer eine Sache gewesen, die ich an Shane nicht verstanden habe. Wie kann man nur schwarzen Kaffee trinken?

Ein weiterer Blick wandert zu Shane herüber. Irgendwie befürchte ich, dass ich mich nicht auf meine Arbeit werde konzentrieren können.
/quote]

Klingt holprig, besser fände ich: So werde ich es nie schaffen, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren.

Zitat:
Zu viele Dinge spuken in meinem Kopf herum, angefangen von meinem abgesagten Date bis hin zu dem letzten Abend, an dem Shane so spät nach Hause kam, noch immer mit dem Geruch eines anderen Mannes an ihm heftend. (haftend)

Manchmal frage ich  mich, (Ich frage mich...) wie wir nur in eine solche Misere geraten konnten. Es geht nun schon eine gefühlte Ewigkeit so – wir betrügen uns gegenseitig, nur um den Schmerz zu verdrängen, dass der jeweils andere genau das gleiche tut. Um die Leere zu füllen, die dieses Wissen in uns hinterlässt.


Auch umständlich, klingt wie ein Telefongespräch mit dem besten Freund, in so einem Laberton.
Vielleicht: Es geht nun schon eine gefühlte Ewigkeit so – wir betrügen uns gegenseitig, um die eigene Einsamkeit nicht zu spüren.


Zitat:
Es scheint ausweglos zu sein, wir kommen da nicht mehr raus.
Unsere Beziehung ist schon lange zum Scheitern verurteilt. Und dennoch beenden wir sie einfach nicht. Wir machen weiter wie bisher, mimen nach außen das harmonische Paar – ja, besonders diese Situation gerade muss furchtbar harmonisch auf andere wirken. Wie wir uns hier so vollkommen ruhig und gelassen gegenüber sitzen, unseren Kaffee trinken und die Sommersonne unseren Tisch langsam aufheizt. Doch tatsächlich ist unsere Beziehung vermutlich schon lange nicht mehr zu retten.


Das blau markierte finde ich überflüssig.

Zitat:
Und dennoch beenden wir es nicht.


Das weiß der Leser jetzt schon...

Zitat:
Würde ich das jemandem erzählen, würde die erste Frage bestimmt lauten, wieso nicht. Die Antwort ist einfach und dennoch würde sie keiner verstehen. Weil ich Shane liebe.


Diesen Absatz finde ich zu lässig umgangssprachlich, wie ein banales Telefongespräch eben.

Zitat:
Wir lieben uns, haben uns nur irgendwie in etwas verrannt, aus dem wir nicht mehr rauskommen. Ich kann diese Beziehung einfach nicht beenden, viel zu sehr hänge ich an ihm. Ich bin abhängig von ihm.
Und solange er noch Abends nach Hause kommt, wenn er bei einem anderen Mann war und solange er mich noch immer genauso verlangend küsst, obwohl er gerade mit jemand anderem geschlafen hat, solange ist alles in Ordnung.


Da schleicht sich ein selbstmitleidiger Jammerton ein, der mir den Ich-Erzähler unsympathisch macht. Er wehrt sich ja gar nicht, auch seine Gefühle wirken so, als würde er sich selber nicht wichtig nehmen.

Zitat:
Erst jetzt merke ich, dass ich die ganze Zeit meine Kaffeetasse in meinen Händen hin und her gedreht habe und der Kaffee selbst inzwischen kalt ist. Und plötzlich kann ich einfach nicht anders. Ich stelle die Tasse vor mir auf dem Tisch ab und greife stattdessen nach Shanes Hand, die noch immer seine Tasse hält.
Er sieht auf und schaut mich fragend an.
„Du weißt, dass ich dich über alles liebe, oder?“, frage ich und sehe ihm dabei direkt in die Augen. Ich musste das einfach sagen.


Deine Befürchtung hat sich spätestens hier bewarheitet. Kitsch pur.

Zitat:
Kurz sieht er überrascht aus, dann lächelt er.
„Natürlich. Ich liebe dich auch.“ Er stellt seine Tasse ab, nimmt meine Hand richtig in seine und beugt sich dann leicht vor. Der Kuss ist kurz, doch mit so viel Gefühl wie schon lange nicht mehr. Dann lehnt er sich zurück und wendet sich wieder der Zeitung zu, doch er behält meine Hand in seiner.


Oh je, die sind ja beide nicht zu retten. Tut mir leid.
Den Anfang fand ich noch passabel, aber diese Wendung ist schon sehr unvorteilhaft für deine Charaktere. Ich kann das nicht ernst nehmen.


Liebe Grüße, nicht persönlich nehmen,

Iane.


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Der Vorteil der Klugheit besteht darin, daß man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
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Ruck zuck hängt die Kiefer tiefer.
(Quelle unbekannt)
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Amaryllis
Geschlecht:weiblichForenschmetterling

Alter: 38
Beiträge: 1380

Das goldene Stundenglas Das Silberne Pfand


Beitrag15.01.2013 09:46

von Amaryllis
Antworten mit Zitat

Lelouche hat Folgendes geschrieben:

Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Der Grund, warum beide männlich sind lag auch einfach in meiner "Inspiration" begründet. Als mir die Geschichte in den Sinn kam (es war mehr oder weniger eine Spontanidee), hatte ich die beiden halt als männlich im Kopf.
Zumal ich hier halt auch die Komponente mit einspielen lassen wollte, dass es gleichgeschlechtliche Paare noch immer nicht ganz leicht in der Gesellschaft haben (wenn dieser Punkt auch nur am Rande erwähnt wurde).

Ist auch ok - aber dann würde ich auf das mit der Gesellschaft vielleicht noch ein bisschen mehr eingehen, es wird ja homosexuellen Menschen auch immer wieder unterstellt, dass sie nicht monogam sein können, vielleicht ist das ja auch irgendwo ein Auslöser oder spielt bei der ganzen Geschichte eine Rolle?


Lelouche hat Folgendes geschrieben:

Hast du vielleicht eine Idee, wie man das ganze nachvollziehbarer gestalten könnte, ohne auf jedes Detail einzugehen. Immerhin möchte ich daraus keinen Roman machen, sondern es größten Teils auf Andeutungen belassen. Dass es dadurch nicht nachvollziehbar wird, ist natürlich schlecht.
Hast du da eventuell Ratschläge, wo man da ansetzen könnte?

Hm... das erste, was mir eingefallen ist, wäre es mit "Ritzen" zu vergleichen. Es ist eine Art Bestrafung, für sich selbst, es ist wie ein Zwang. Vielleicht könnte das erste Mal auch eine Art Vergeltung gewesen sein, die wiederum zu einer Reaktion geführt hat, eine Art Teufelskreis also.
Das Problem ist hier, dass ich persönlich eine solche Entwicklung prinzipiell schwer nachvollziehen kann. Also wie jemand von Liebe sprechen kann, wenn man sich gegenseitig die ganze Zeit bescheißt. Eine offene Beziehung, ja, das ist was anderes. Vielleicht könnte man es auch von der Perspektive angehen, also dass Shane eine offene Beziehung wollte, aber sie im Endeffekt beide nicht damit glücklich geworden sind.

Ich weiß nicht, ob dir das weiterhilft - vielleicht magst du ja noch versuchen, einfach so (ohne Einbindung in die Geschichte vorerst) zu beschreiben, wie du dir das vorgestellt hast, wie es passiert ist, wie sieht die Vorgeschichte für dich aus. Dann könnte man immer noch versuchen, das Ganze auf Anspielungen zu reduzieren.

Hoffe, das hilft dir irgendwie weiter.
Liebe Grüße,
Ama


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