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Nicki Bücherwurm
Alter: 68 Beiträge: 3611 Wohnort: Mönchengladbach
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23.10.2012 09:54 Ist das noch Kultur? von Nicki
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Heute morgen schlug ich unsere Tageszeitung auf. Stadtnachrichten-Lokale Kultur. Eine großformatige Seite beschäftigte sich dort mit den Mönchengladbacher Krimitagen. Ist eine schöne Sache, diverse Veranstaltungen an diversen Orten. So weit ich weiß, wurden im Rahmen dieser Tage im letzten Jahr sogar eine Lesung im Kühlhaus eines Bestattungsunternehmens organisiert. Finde ich okay, passte zum Setting.
Auf der heutigen Seite prangte ein Foto der gestrigen Lesung. Eine Autorin saß vorne an einem Pult an einem Mikrofon, ihr Buch lag vor ihr.
Im Veranstaltungsraum ca 20-15 runde Tische, an denen jweils 4 Personen saßen und frühstückten!
Ich dachte zunächst, ich hätte mich verguckt, aber alle hatten entweder eine Tasse in der Hand oder ein Brötchen usw. Niemand sah zur lesenden Autorin.
Jetzt frage ich mich, ist es für einen Autor überhaupt möglich, konzentriert zu lesen, wenn vor ihm die gesamte "Zuhörerschaft" schmatzt und kaut und knistert und klirrt und ...
Werden demnächst bei Lesungen Popkorneimer und Cola verkauft, wie im Kino, wo man auch nicht mehr in Ruhe einem Film zusehen und lauschen kann?
Die von mir genannte Lesung fand in unserem Kulturzentrum statt. Was ist das für eine Kultur?
_________________ MfG
Nicki
"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
"Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." A.Einstein
*Sommerblues* September 2017 Eisermann Verlag
*Trommelfeuer* November 2017 Eisermann Verlag
*Silvesterliebe* 30. November 2018 Eisermann Verlag
*Gestohlene Jahre* Work in Progress |
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Nicki Bücherwurm
Alter: 68 Beiträge: 3611 Wohnort: Mönchengladbach
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23.10.2012 11:47
von Nicki
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hier noch der passende Link dazu:
http://www.rp-online.de/niederrhein-sued/moenchengladbach/nachrichten/mordlust-im-kulturzentrum-1.3040283
_________________ MfG
Nicki
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4299
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23.10.2012 11:50
von hobbes
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Das hört sich tatsächlich etwas seltsam an. Ich hab zwar auch schon von Lesungen gehört, bei denen es nebenbei Weinverkostungen oder auch ganze Menüs gab - wobei, vielleicht war es auch eher so, dass es nebenbei Literatur gab Hm.
Allerdings habe ich mir das immer so vorgestellt: Essen (bzw. Wein) - Lesung - Essen - Lesung - also abwechselnd, nicht gleichzeitig. Und ausserdem schon auch mit der Idee, dass das Thema der Lesung irgendwas mit dem Druhmherum zu tun hat. Also z.B. ein schwedischer Abend oder so. Köttbullar und Liza Marklund. Uh, deprimierend. Vielleicht doch lieber Italien.
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Nordlicht Waldschrätin
Beiträge: 3755
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23.10.2012 16:42
von Nordlicht
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Hm, ehrlich gesagt finde ich das Lesen im Kühlhaus eines Bestattungsunternehmen wesentlich geschmackloser als wenn ein Lesungspublikum nebenher Brötchen isst ...
_________________ If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood |
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adelbo Reißwolf
Beiträge: 1830 Wohnort: Im heiligen Hafen
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23.10.2012 20:09
von adelbo
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Zitat: | Hm, ehrlich gesagt finde ich das Lesen im Kühlhaus eines Bestattungsunternehmen wesentlich geschmackloser als wenn ein Lesungspublikum nebenher Brötchen isst ...
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Da werden wohl die Gedenkreden gelesen oder finden da wirklich und wahrhaftig Lesungen statt???
_________________ „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“
Bertrand Russell |
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Merlinor Art & Brain
Alter: 72 Beiträge: 8672 Wohnort: Bayern
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23.10.2012 20:20
von Merlinor
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Hallo Nicki
Ich hab das mal hierher verschoben.
Da passt es besser hin, finde ich, als in den SmallTalk.
LG Merlinor
_________________ „Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“
MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942 |
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Ruth Klammeraffe
Alter: 43 Beiträge: 831 Wohnort: Monnem
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23.10.2012 22:35
von Ruth
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Dann wurde wohl kein unappetitlicher Krimi gelesen. Weiß nicht, ob bei einem skandinavischen Schocker das Frühstücksei noch schmeckt ...
Irgendwo habe ich mal die Schilderung einer Autorin gelesen, die von Landfrauen zu einer morgendlichen Lesung eingeladen wurde. Und da gab es auch ein riesiges Frühstücksbuffett, hinter dem sie kaum zu sehen war. Sie fand das auch befremdlich, aber das ist dann wohl kein ganz ungewöhnliches Veranstaltungskonzept.
Ich könnte gleichzeitig essen und zuhören, ich esse auch gelegentlich beim Fernsehen, das ist wohl eher dann keine Esskultur.
Ist halt die Frage, wie laut die Leute beim Essen waren, aber ich würde nicht pauschal sagen, dass man abgelenkt ist, bloß weil man nicht reglos auf einem Stuhl sitzt. Hörbücher hören viele ja auch beim Autofahren oder Bügeln.
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Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5104 Wohnort: Schlüchtern
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23.10.2012 23:06
von Harald
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Hört sich zwar blöd an, aber eventuell war das eine Lesung im Frühstücksraum einer Firma oder Behörde - und die Anwesenden hatten keine andere Chance, ihr Frühstück zu vertilgen als Essen und Zuhören ...
So lange niemand auf die Idee kommt, im Toilettenzwischenraum einer Autobahnraststätte zwischen Herren- und Damentoilette eine Lesung zu veranstalten sehe ich immer noch einen gewissen kulturellen Anspruch gewahrt!
Obwohl, eine Lesung über die Niagarafälle könnte ich mir dort auch vorstellen ...
_________________ Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker
Harald
Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste! |
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Nicki Bücherwurm
Alter: 68 Beiträge: 3611 Wohnort: Mönchengladbach
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23.10.2012 23:09
von Nicki
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Ich habe versucht, mich in die Lage der Autorin zu versetzen. Wenn ich da vorne stehen würde und lesen vor ca fünfzig bis sechzig Personen, von denen vielleicht zehn in meine Richtung schauen, weiter zehn fragen ihr Gegenüber nach einer Tasse Kaffee, andere trinken, schlürfen oder kauen geräuschvoll.
Ich finde das schlichtweg unhöflich. Ich glaube nicht, dass die meisten bei dieser Frühstückslesung konzentriert zuhören konnten. Die waren wohl eher der Geselligkeit wegen da.
Im Kino ist es doch nicht anders. Meinen letzten Kinobesuch vor zwei Jahren fand ich sehr frustrierend. Es gab keine Zeitspanne länger als ca fünf Minuten, in denen nicht einer zum Klo gerannt ist, weil ja während der Vorstellung ein großer Becher Cola getrunken werden muss. Rechts und links raschelt das Popkorn. Und alle paar Minuten erklingt ein anderer Klingelton.
Als mein Sohn während einer Theateraufführung mit der Schulklasse ein Schauspiel ansah, waren auch da Leute im Publikum, die das Haus mit einem Kino verwechselten, sie hatten ein Tüte Chips dabei.
_________________ MfG
Nicki
"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
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Maria Evolutionsbremse
Alter: 52 Beiträge: 5998
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23.10.2012 23:18
von Maria
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Versteh was du meinst, Nicki. Ich esse, lese und nehme parallel auch noch die Nachrichten wahr, das ist nicht das Problem. Die totale Überfütterung und Reizüberflutung eben. Gehe ich aber auf eine Lesung habe ich schon das Bedürfnis meine Aufmerksamkeit der "Attraktion", nämlich dem Autoren, zu widmen und nicht nebenbei noch zu essen oder auf dem Handy rumzutippen oder was man nicht sonst noch so alles gleichzeitig machen kann. Ist auch für mich eine Frage der Würdigung/Wertschätzung.
Nix gegen Eventgastronomie, aber in der Regel isst man schon in den Pausen, maximal noch begleitet von Fahrstuhlmusik.
Aber auch das ist wohl diese Zeit, in der sich viele auf nichts mehr konzentrieren wollen können. All-in-one, nur keine Zeit verschwenden - wenn ich schon ne Stunde irgendwo rumsitzen muss, dann doch bitte mit satt werden und himmel hilf, wohin mit den Händen? ^^
edit: wobei ich Lesungen in besonderen Räumlichkeiten gut finde. Z.B. die Krimilesungen in den Räumen der Pathologie oder im Schießkeller oder in Gefängiszellen im LKA in München.
_________________ Give me sweet lies, and keep your bitter truths.
Tyrion Lannister |
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lupus Bücherwurm
Alter: 56 Beiträge: 3913 Wohnort: wien
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23.10.2012 23:47
von lupus
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Wenn Kultur Teil des Lebens sein soll, warum sollte man dann das Leben von der Kultur trennen; kein Ort, keine Situation ist für Kultur ungeeignet und wenn die Kultur, die Kluturschaffenden meinen, es gäbe Orte, Gegenden, Situationen, Leute, die ihrer nicht würdig sind, sind sie es, die den Orten, Situationen, Leuten nicht würdig (Pietätlosigkeit und ähnliches ausgeschlossen) [Pathos off]
Im Fin de Ciecle und in der Zwischenkriegszeit war es üblich, dass die Kaffeehausliteraten und die tatsächlichen Literaten im Central, im Griensteidl, im Herrenhof gesessen sind, geschrieben haben, diskutiert haben, gesoffen haben und dann is plötzlich einer aufgestanden und hat aus seinen Werken rezitiert oder ein Gedicht, das er eben geschrieben hat, vorgetragen oder ein politisches Pamphlet und die Leute haben weitergeschreiben, weiterdiskutiert, weitergesoffen. Und wenn am Ende ein paar zugehört haben, war es ein Erfolg. Wenn die Leute trotzdem zuhören, dann is das Buch gut.
Das waren Leute wie Altenberg, Kraus, Schnitzler, Hoffmannsthal, Polgar, Friedell, Musil, Roth, Torberg, Werfel und auch Leute von denen der Polgar einmal gesagt hat: "Es gibt so viele denen nix einfällt, wenn sie im Central sitzen. Und woanders noch viel weniger." (Und die sind auch nie aufgestanden, vielleicht, weil sie es nicht mochten, wenn andere aßen und tranken, wenn sie ihre Literatur vortrugen)
P.S.: und wer nicht vorlesen kann, wenn andere essen, der soll halt ins Publikum, zwischen den Tischen durchgehen und seinen Text auswendig vortragen.
_________________ lg Wolfgang
gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben
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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi |
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G.T. Klammeraffe
G Alter: 38 Beiträge: 674
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alexx Wortedrechsler
A Alter: 48 Beiträge: 80
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A 24.10.2012 07:56
von alexx
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Hallo Nicki,
danke für den Beitrag und den Link.
Das Foto wirkt auf den ersten Blick durchaus irritierend - tatsächlich so, als ob Brötchen und Kaffee wichtiger wären als der Text der Autorin ...
Auf der anderen Seite ist es ein toller Erfolg, wenn man 50 - 60 Leute zu einer Lesung bekommt, wenn man sie mit einem Frühstück dazu verlockt und so ihr Interesse wecken kann, ist vermutlich nichts dagegen einzuwenden. In der heutigen Zeit, wo alles gratis und geschenkt sein muss, vielleicht kein falscher Weg.
Für mich persönlich klingt es gar nicht so schlecht: Wenn ich lesen müsste (vor Leuten! Puh!) wäre es mir ganz recht, wenn die ihr Brötchen anstarren und nicht mich.
Hier wäre es gut zu wissen, wie die Geräuschkulisse im Saal war - nur Geklirre, Privatgespräche, oder doch mehrheitlich interessierte Zuhörer?
Als Kulturveranstaltung würde ich es sehr wohl durchgehen lassen (das hat Lupus gut auf den Punkt gebracht), so ziemlich alles ist erlaubt, um Aufmerksamkeit zu erregen und Berührungspunkte mit Literatur/Kultur im Allgemeinen zu schaffen. Wie der Erfolg aussieht, was die Leute sich von den Lesungen merkten, bleibt dahin gestellt. Aber es ist ein Anfang, eine Veranstaltung, ein ziemlich voller Raum. Wenn man Lesungen vor 5 Leuten kennt (dürfte gar nicht so unüblich sein), ein Erfolg.
Liebe Grüße, Alexx
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Guerillero Eselsohr
Beiträge: 410 Wohnort: In einem kleinen Dorf
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26.10.2012 11:48
von Guerillero
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Ich finde das einfach respektlos der Autorin gegenüber.
Wir leben zwar in einer Zeit, in der es üblich ist, alles gleichzeitig zu tun und nur noch auf Reize zu reagieren, wenn diese quantitativ reichlich vorhanden sind, aber gutheißen muss ich das nicht! In meiner Vergangenheit als Musiker habe ich mich erfolgreich dagegen gewehrt, "Musik zum Bier" zu liefern und solche Veranstaltungen besuche ich auch nicht. Wenn ich meine Arbeit vortrage, dann erwarte ich Aufmerksamkeit; wenn ich die Leistung anderer erleben will, dann erbringe ich volle Aufmerksamkeit.
Natürlich gehört für mich zu einem guten Frühstück eine Zeitung, in der ich in aller Ruhe blättere und lese, während ich mich genüsslich meinen Croissants hingebe. Nebenbei höre ich sogar noch laut Musik. Davon bekommen jedoch die Macher der Zeitung, die Redakteure, Journalisten und Kolumnisten, nichts mit. Wäre einer von denen im Raum, so würde ich sofort Teller und Tasse zur Seite schieben und mich ganz meinem Gegenüber widmen.
Mit Kultur hat das Verhalten der Lesungs-Frühstücker tatsächlich etwas zu tun, jedenfalls im ursprünglichen Sinne des Wortes (von lateinisch: cultura „Bearbeitung, Pflege, Ackerbau“, von colere „wohnen, pflegen, verehren, den Acker bestellen“; ist im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt). Mit Respekt allerdings nicht!
Als Leserin der gezeigten Veranstaltung hätte ich sofort mein Buch zugeschlagen und mir ein Frühstücksgedeck bringen lassen.
Liebe Grüße
Guerillero
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Brazil Wortedrechsler
Alter: 39 Beiträge: 51 Wohnort: Wien
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26.10.2012 12:23
von Brazil
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Spannendes Thema. Ich konzentriere mich gerne voll und ganz auf die Kunst. Ich hasse es, wenn Leute im Museum telefonieren, ich gehe nur in Kinos mit Popcornverbot, ich ertrag es auch nicht, wenn jemand meint weil Jazz in einem Keller gespielt wird, man an runden Tischen sitzt und es eh laut ist wäre es ok über die neuen Wintertrends zu diskutieren (ein Bier würd ich mir da allerdings gefallen lassen). Das ist aber mein Zuschau-/-hörverhalten, wenn Leute sich beim Frühstück einfach ein bisschen mit Literatur berieseln lassen wollen, meinetwegen. Und wenn eine Autorin gefunden wird, die sich darauf einlässt, warum nicht? Wie viele Hollywoodfilme werden gemacht um Menschen mit dem selben Bedürfnis zu befriedigen.
Ich finde es schade, wenn Menschen nicht die Geduld haben sich die Zeit für etwas zu nehmen, ich finde es auch schade, wenn Menschen es verlernen auf Feinheiten zu achten und nur noch mit Action, Lautstärke und Sensation zu beeindrucken sind. Aber ich denke die Zuhörer müssen selbst merken, dass ihnen auf diese Art was entgeht.
Neulich in der Bibliothek war ich Zeugin einer lustigen Episode:
Eine Kundin hat sich bei den Hörbüchern beraten lassen. Sie wollte aber nur was einfaches, das sie bequem hören kann wenn sie kocht. Die Diskussion zog sich bestimmt 15 Minuten hin. Die Bibliotheksmitarbeiterin schlug ihr verschiedene Hörbücher vor, aber sie meinte nur, die hätte sie schon probiert, das wäre ihr zu kompliziert beim Kochen und bei der Hausarbeit. Besonders "dieser Allende" sei viel zu kompliziert.
Die Moral von der Geschichte: Wenn jemand "Kultur" als Hintergrundgeräusch in seinem Leben will ist das für mich ok, wenn sich seine Auswahl an "Kultur" nur noch danach richtet, obs möglichst leichte Unterhaltung ist, finde ich das traurig, wenn Autoren, Filmemacher, Musiker,... nur noch dieses Bedürfnis nach Unterhaltung befriedigen dann mach ich mir Sorgen.
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lupus Bücherwurm
Alter: 56 Beiträge: 3913 Wohnort: wien
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26.10.2012 14:09
von lupus
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kurzer Einwand:
ich halte das für Kultur-Snobbismus
die Darstellung, dies sei genuin eine Erscheinung der gegenwärtigen Gesellschaft ist historisch nicht haltbar
_________________ lg Wolfgang
gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben
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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi |
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Guerillero Eselsohr
Beiträge: 410 Wohnort: In einem kleinen Dorf
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26.10.2012 14:18
von Guerillero
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lupus hat Folgendes geschrieben: | kurzer Einwand:
ich halte das für Kultur-Snobbismus
die Darstellung, dies sei genuin eine Erscheinung der gegenwärtigen Gesellschaft ist historisch nicht haltbar |
Was hat das mit Brötchen zu tun?
Liebe Grüße
Guerillero
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Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5104 Wohnort: Schlüchtern
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26.10.2012 14:34
von Harald
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Schaut mal hier ...
http://www.kulturwerk2010.de/wordpress/
Vor allem hier ...
http://www.kulturwerk2010.de/wordpress/events/
9. Nov.
"MenÜett"
_________________ Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker
Harald
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Brazil Wortedrechsler
Alter: 39 Beiträge: 51 Wohnort: Wien
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26.10.2012 14:52
von Brazil
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Dass das Snobismus ist, ist mir klar. Ich habe schon viele Gespräche darüber führen müssen. Deshalb sage ich bewusst: Das ist mein Zuhörverhalten. Das mag daran liegen, dass mein Leben recht leise verläuft und mir solche "Events" schnell zu viel sind, das mag auch daran liegen, dass ich grundsätzlich Menschenansammlungen eher meide.
Mich stört noch nichtmal die Respektlosigkeit gegenüber Kulturschaffenden. Ich finde es einfach schade, die Güte von Literatur, Kunst, Musik nach ihrer Kampatibilität zu Alltagsbeschäftigungen zu bewerten. Die Musik zum joggen, die Literatur zum kochen, Sex vor dem Fernseher, Kunst in der Mittagspause?
Ist einfach nicht meins.
Woraus du liest, dass ich das für eine Erscheinung der gegenwärtigen Gesellschaft halte, ist mir nicht ganz klar.
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sleepless_lives Schall und Wahn
Administrator Alter: 58 Beiträge: 6477 Wohnort: München
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26.10.2012 15:10
von sleepless_lives
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Kann ich mich nicht so drüber aufregen. Wenn es Musik wäre, wo man mit Nebengeräuschen in das Medium der Übertragung selbst eingreift, vielleicht, aber bei einer Lesung, Mikrophon-verstärkt ... Ist ja auch nicht Theater, wo die Schauspieler unter Umständen extreme Gefühle spielen. Trotzdem hätten wir damals gern Gastronomie im Theater gehabt wegen der dringend benötigten Zusatzeinnahmen, die das bringt. Bestellungen können halt nicht während der Vorstellungen aufgenommen werden, das ist klar. Auch bei meinen eigenen Stücken hätte ich nichts dagegen gehabt, die Leute hätten schon mit dem Essen aufgehört und ich hätte wahrscheinlich voraussagen, wann genau im Stück. Hungrige und müde Leute im Publikum sind mehr ein Problem. Wenn du jemand dir gegenüber hast, der am Einschlafen ist. Und vielleicht nur, weil er es nicht mehr geschafft hat, seinen Kaffee vor der Lesung zu trinken.
War wohl nicht so spannend, was die Autorin gelesen hat.
_________________ Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)
If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright) |
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lupus Bücherwurm
Alter: 56 Beiträge: 3913 Wohnort: wien
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26.10.2012 18:28
von lupus
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Brazil hat Folgendes geschrieben: | Woraus du liest, dass ich das für eine Erscheinung der gegenwärtigen Gesellschaft halte, ist mir nicht ganz klar. |
das war nicht nurauf dich gemünzt,
Zitat: | Guerillero: Wir leben zwar in einer Zeit, in der es üblich ist, alles gleichzeitig zu tun und nur noch auf Reize zu reagieren, wenn diese quantitativ reichlich vorhanden sind, aber gutheißen muss ich das nicht! |
aber auch,
Zitat: | wenn Menschen es verlernen auf Feinheiten zu achten und nur noch mit Action |
und @ Guerillero:
was hat was mit Brötchen zu tun??
lgl
_________________ lg Wolfgang
gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben
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alexx Wortedrechsler
A Alter: 48 Beiträge: 80
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