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Vanir7777 Wortedrechsler
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Beiträge: 96
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V 08.05.2012 19:01 Kurzgeschichte - unsere Abhängigkeit gegenüber der Technik von Vanir7777
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Hallo alle zusammen!
In der Schule muss ich ein Referat über Technikethik halten und ich dachte mir, das ich den Vortrag mit einer kleinen Geschichte beginne. (Mal was anderes, wisst ihr;))
Heute im Unterricht (ja, ich weiß das sollte man nicht) verspürte ich dann den unbändigen Drang loszuschreiben und hier ist sie, meine erste eigene Kurzgeschichte, abseits des PokaPro/FFF !
Ich hoffe sie gefällt euch, leider habe ich noch keinen Titel gefunden, der passen würde...
Und noch eine Frage am Rande, ist es verpönt Kurzgeschichten in der Ich-Form zu schreiben?
Als der Strom ausfiel, war es zehn Uhr morgens. Unser Chef gängelte uns dazu, noch zwei Stunden zu warten, bis auch ihm klar war, das der Strom nicht so schnell wieder kommen würde. In dieser Zeit wollte ich einige Anrufe tätigen, aber auch mein Handy war tot. Trotzdem hoffte ich, dass die Straßenbahn fuhr, wurde aber bitter enttäuscht. Den ganzen Weg bis zu meiner Wohnung musste ich laufen. Es war schon Nachmittag, als ich ankam und überall wo ich vorbeigekommen war, schien das Leben stehengeblieben zu sein. Sogar die Autos standen auf der Straße und wollten keinen Zentimeter mehr vorwärts rollen. Alle Leute die ich gesehen hatte, waren bloß verdutzt, noch nicht erschrocken oder gar panisch. Doch ich war mir sicher, das würde sich ändern, wenn dieser Zustand weiter anhielt.
Gedankenverloren drehte ich den Schlüssel im Schloss und war plötzlich froh darüber, dass ich keinen dieser neumodischen Finger-Printer verwendete. In meiner Wohnung war alles still. Beinahe unheimlich. Kein Kühlschrank der summte, kein Radio das mich mit fröhlicher Musik begrüßte. Ich ging in die Küche und wollte mir ein Glas Wasser einlassen, der Wasserhahn spuckte nur ein paar Schlucke aus, dann kam nichts mehr. Schreck fuhr mir in die Glieder, wenn selbst die Wasserversorgung nicht mehr arbeitete, wer weiß, was dann noch passierten würde...
Was mich innerlich erzittern ließ, war, dass ich nicht die Möglichkeit hatte, meine Eltern anzurufen, meiner Freundin zu sagen, wo ich gerade war, oder auch nur Nachrichten zu sehen. Mein Leben fiel in diesem Moment der Erkenntnis, wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Ich kam mir so hilflos vor, ganz alleine. Ohne Handy, Fernseher oder Internet. Ich war nackt wie ein Baby, auf zwischenmenschliche Kommunikation angewiesen, um nicht zu sterben. Es fühlte sich an wie in eiskaltes Wasser geworfen zu werden – allerdings ohne Rettungsring.
Als ich mich wieder beruhigt hatte, lief ich unruhig in der Wohnung auf und ab, bis Nadine kam. Wortlos fiel sie mir um den Hals. Mein Herz flatterte, wie schön sie zu sehen!
Wir aßen eine Kleinigkeit und machten uns dann auf, ihre Großmutter im Altenheim zu besuchen. Wahrscheinlich musste man sie erst beruhigen, weil ihr Fernseher nicht mehr lief, aber mit ihr zu sprechen, ohne Hansi Hinterseer im Hintergrund würde Nadine auch gefallen.
Wenn der Strom und alles andere dann immer noch nicht funktionierte (was ich irgendwie im Gefühl hatte), würden wir meine Eltern besuchen gehen, die in einem weit abgelegenen Dorf wohnten. Wer weiß wie lange wir brauchen würden um dorthin zu kommen.
Vielleicht blieben wir dann einfach dort. Alle zusammen.
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ney Leseratte
Beiträge: 187 Wohnort: Leipzig
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08.05.2012 20:24
von ney
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hallo Vanir,
eine feine kleine Kurzgeschichte über die menschliche Technikabhängigkeit ist dir da gelungen.
beim Lesen bin ich lediglich über einige wenige Interpunktionsfehlerchen gestolpert, aber insgesamt hast du einen sehr flüssigen Stil.
hier allerdings Zitat: | Als ich mich wieder beruhigt hatte, lief ich unruhig in der Wohnung auf und ab | scheint mir die Situation etwas widersprüchlich: wieso läuft sie unruhig durch die WG, da sie sich doch beruhigt hat?
am Schluss gab es auch so eine Stelle, die mir nicht ganz logisch erschien. es hieß erst, nicht einmal Autos und öffentliche Verkehrsmittel bewegten sich mehr ... wie also gelangen die Prota und ihre Freundin zu dem Altersheim? (ok, das könnte sich in der Nähe der WG befinden, aber ...) wie kommen sie in das weit entfernte Dorf der Eltern?
wobei mir die Aussage dahinter gut gefallen hat.
Zitat: | Alle Leute die ich gesehen hatte |
evtl. klingt "Alle Leute, die mir entgegen kamen" dynamischer ... ist aber nur ein Vorschlag.
Zitat: | Ich war nackt wie ein Baby, auf zwischenmenschliche Kommunikation angewiesen, um nicht zu sterben. |
die Ironie dieses Satzes ist köstlich! man glaubt ja immer, mit allen möglichen Leuten vernetzt zu sein und in Kontakt zu stehen, aber kaum fällt mal der Strom aus, bemerkt man, wie isoliert man eigentlich tatsächlich lebt. daher: guter Satz!
oh, und bezüglich deiner Frage nach der Perspektive in Kurzgeschichten sehe ich keinen Grund, weshalb die Ich-Perspektive tabu sein soll. im Gegenteil ist sie sogar sehr beliebt (z.b. bei Poe, Kafka, Murakami, ...) ^^
liebe Grüße
ney
_________________ all lives end. all hearts are broken. caring is not an advantage. |
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Vanir7777 Wortedrechsler
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Beiträge: 96
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ney Leseratte
Beiträge: 187 Wohnort: Leipzig
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08.05.2012 21:44
von ney
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ah, der Prota ist männlich ... irgendwie hatte ich beim Lesen das Gefühl, es sei eine Frau (könnte jetzt aber nicht sagen, weswegen ^^') ich hoffe, du nimmst mir die Verwechslung nicht übel
_________________ all lives end. all hearts are broken. caring is not an advantage. |
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Vanir7777 Wortedrechsler
V
Beiträge: 96
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