Euer Votum: Der bessere Einstieg (7-11)

[Lanea]

Hallo ihr Lieben,

nachdem ich eigentlich längst fertig war, habe ich gestern wieder alles rausgekramt und umgeschmissen. Vielleicht drück ich mich nur vor dem Abschicken, jedenfalls habe ich schon wieder zwei neue Varianten für die ersten Sätze im ersten Kapitel..
Sagt mir doch bitte, was ich besser findet bzw. was ihr lieber lesen würdet, wenn ihr ca. neun Jahre alt wärt
Kurzer Hinweise noch: Vor diesem ruhigen Einstieg ins erste Kapitel steht ein Prolog, in dem es schon "Action/Dialog" gab.

Anm. d. Red: Alle Namen geändert

Variante 1:

Sehnsüchtig sah Nuri den vorüberziehenden Vögeln nach, die in der Ferne rasch kleiner wurden. Aus Vögeln wurden Punkte, dann Pünktchen und schließlich verschwanden sie ganz. Er fragte sich, wohin sie flogen.
Niemand wusste es. Noch nie hatte jemand Yurikana verlassen und nachgesehen. Den Menschen genügte ihre winzige Insel, auf der ein Tag war wie der andere.

Neben ihm kauerte ein kleines Mädchen am Strand. Es interessierte sich nicht im Geringsten für die Vogelfrage sondern bohrte mit einem Stock Löcher in den Sand.

Variante 2
Nuri lag am Strand, sah in den Himmel und fragte sich, wohin die vorüberziehenden Vögel flogen. Niemand wusste es, denn keiner verließ je die Insel.
 
Neben ihm kauerte ein kleines Mädchen. Es interessierte sich nicht im Geringsten für die Vogelfrage sondern bohrte mit einem Stock eifrig Löcher in den Sand.



Was ist besser, kurz und knapp oder ein bisschen mehr?
Oje, ich hoffe nur, dass nicht einer meiner unzähligen verworfenen Anfänge DER einzig Wahre war...

Grüße
Lanea

[Fahrender Gaukler]

Variante 1 gefällt mir besser. Die zweite ist zwar unmittelbarer, aber es geht dabei auch Inhalt verloren, nicht zuletzt die Sehnsucht, mit der Nuri den Vögeln nachblickt. Darüber hinaus erweckt die zweite Variante einen gehetzteren Eindruck als die erste - zumindest im direkten Vergleich. Dabei scheint mir die Szene, oder besser gesagt der Anfang, jedoch von idyllischer Ruhe geprägt zu sein, bei der ich entsprechende Stimmungsmache durchaus bevorzugen würde. In der zweiten Variante ist davon jedoch fast nicht mehr übrig.

Hilft das?

[JT]

Hallo Lanea,
ich schließe mich der Aussage von Fahrender Gaukler eins zu eins an.
Ist auch mein Eindruck/Gefühl beim Lesen.
LG JT

[Mohna]

Hallo Lanea, auch ich finde die 1. Variante besser, habe dazu aber auch noch zwei Anregungen:
Ich finde "Vögel" ein bisschen vage ... bennene sie doch: Kraniche, Mauersegler ... was für Vögel auch immer auf der Insel in den Süden ziehen.

Für mich hieße es auch: Aus den Vögeln wurden Punkte ...

Außerdem finde ich das mit der "Vogelfrage" etwas seltsam, nicht den Ausdruck, sondern: Das Mädchen weiß ja gar nicht, mit welcher Frage sich Nuri gerade beschäftigt -
Es interessierte sich nicht im geringsten für den Flug der Vögel / für den großen Vogelschwarm, der über ihrem Kopf hinwegzog , sondern bohrte ...

Nur als Anregung.

Viele Grüße von Mohna

[Berti_Baum]

Ja, die 1. Variante ist besser.

[Nightflyer]

Variante 3)

Gleicher Text wie Variante 1, Text von

[Jenni]

Mir gefällt absolut auch die erste Variante besser. (Und nicht nur besser, sondern sehr gut!) Gerade das sehnsüchtige Nachblicken und auch, wie die Vögel am Horizont kleiner werden, finde ich sehr anschaulich und schön.

Meine ganz paar kleinen Anmerkungen:
Nach "Noch nie hatte jemand Yurikana verlassen" würde ich einen Punkt machen. Zumindest hat mich das Wort "nachgesehen" hier irritiert.
Im zweiten Absatz würde ich den Namen des Jungen nochmal aufnehmen, weil Du dazwischen über die Inselbewohner und nicht mehr über Yuri (oder wie er wirklich heißt) redest. Und Mohnas Anmerkung zu der "Vogelfrage" schließe ich mich an, da hat sie ja schon gute Alternativen vorgeschlagen.

(Jetzt verstehe ich auch, wo die Diskussion über niemand und keiner herrührte, wo ich so auf dem Schlauch stand.)

[Lanea]

Wow, das ist ja mal ein eindeutiges Votum  
Das ist schön, das heißt nämlich "kurz" hat nicht immer die Nase vorn  

Vielen Dank für eure rasche Reaktion und die Anregungen, das hat mir sehr geholfen. (Und "nachgesehen" kommt raus, "den" rein)

Zur Vogelfrage:
Hm, interessanter Hinweis Ich dachte, es sei lustiges Wording für Kinder. Wird daraus, dass das Mädchen nicht aufsieht, nicht ausreichend klar, dass sie sich nicht für die Vögel interessiert? Erschließt sich daraus nicht,  dass Nuri mit seinen Gedanken alleine ist?


Zu der konkreten Benennung der Vögel:
Ich weiß, in allen Schreibratgebern etc. heißt es immer "Mach's konkret": Blumen sind Astern und Gras ist Heidekraut...
Aber in diesem Fall macht es mir Bauchweh. Wenn ich im ersten Satz eine tatsächlich existente Vogelart nenne, suggeriert das doch, wir seien in unserer Welt. Sind wir aber nicht. Nehme ich einen Fantasievogel ohne zu erklären, dass dieser Name nun ein Vogelname ist, wirkt es verwirrend; mit Erklärung stört es den Textfluss.
Außerdem fühlt sich "Vögel" für mich stärker nach "generellem Fernweh" an als z.B. "Möwen" (ich rieche Krabben     ) oder Kraniche (so traurig, so japanisch). Aber das ist natürlich sehr subjektiv.

[Lanea]

In der ersten Variante erwähne ich ja nicht, dass er am Strand liegt. Stellt ihr es euch trotzdem so vor?
Ich nehme an, wenn in dem folgenden Dialog mit der Kleinen steht:

[Beobachter]

Ich bin wie alle hier für den 1. Einstieg. Allerdings muss ich sagen, dass ich - gerade in Bezug auf ein Kinderbuch - gut finde, wenn du schreibst "... verlassen und nachgesehen." Für Erwachsene ist klar, dass niemand irgendwo nachgesehen hat, wenn er eine Insel noch nie verlassen hat, für Kinder nicht zwingend, zumal, wenn es sich um ein Fantasybuch handelt. Es gibt da so viele Möglichkeiten, irgendwo nachzusehen: in einer Kristallkugel, in Träumen, in ... keine Ahnung, Kinder kennen sich damit besser aus. Ich habe lange als Übungsleiter mit Kindern gearbeitet, und war immer wieder über eine gewisse Logik erstaunt, die man mit zunehmendem Alter verliert.

Auch gefällt mir (rein subjektiv) "Aus Vögeln... u.s.w." besser als "Aus den Vögeln." Bei Ersterem ist es das vage Gefühl von Sehnsucht, das (mich) anspricht, bei Letzterem bezieht man sich schon wieder zu sehr auf bestimmte Vögel, auch wenn sie nicht näher erläutert werden. Aber so, wie ich den Text verstehe, soll es ja nur um das Gefühl von Sehnsucht gehen, und das finde ich vage besser ausgedrückt.

Ob Nuri als liegend beschrieben wird oder nicht, ist egal. In dem Moment, in dem er sich aufrichtet, wird es auch für Kinderlogik klar, dass er nicht gestanden haben kann.

[Lanea]

Beobachter, du haust mich um. Man hätte kaum präziser sagen können, was ich gerne hören will  

Merci