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Textarbeit - Inhalt und Form

 
 
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

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Beitrag28.02.2012 14:53

von lupus
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Servus LiB,

warum dir das gerade in letzter Zeit auffällt irritiert mich ein wenig, weil gerade in den letzten Tagen und Wochen, jene Texte besonders umstritten, bzw. meistdiskutiert waren, die inkognito gepostet wurden. Hier Seilschaften erkennen zu können, scheint mir nur ex post möglich, zum Zeitpunkt des Postens eher nicht, weshalb - mit Verlaub - ich die Seilschaftenidee eher für konstruiert halte.

nun, was die Kritiker betrifft:
jeder Kritiker muss wohl auch, wie der Autor selbst, damit rechnen selbst wieder kritisiert zu werden. Man kann das als Angriff gestalten (was wohl tunlichst zu vermeiden ist, aber halt - wie bei der Ursprungskritik selbst - eine Frage der Persönlichkeit ist) oder indem die man in der Textanalyse die anderen Kritiken versucht (unpersönlich) zu widerlegen.

wenn ich kritisiere, freu ich mich eigentlich, wenn ich dazu lerne von anderen, die mir meine Meinung widerlegen, wobei ich aber zugeben muss, dass ich dabei schon auf Argumente wert legen, genau so wie ich versuche, meine Meinung mit Argumente zu unterlegen, egal, ob die Meinung nun positiv oder negativ ausfällt.

edit: es kommt doch regelmäßig vor, dass man verschiedener Meinung ist, und ich frag mich echt, wie oft ich mich schon gefreut hab, wenn ich im Nachhinein feststelle: hey, der Text is ja doch richtig klasse, weil irgend jemand, die Gustostückerln aufgezeigt hat, die ich übersehn hab, oder die von mir identifizierten Schwachstellen, als eigentliche Kunstgriffe erklärt. Und vice versa) Is doch schön, nur so lernt man. Eine Meinungsänderung als Schwäche darstellen? Wer mag, soll's machen ... ich halt nicht viel davon.

die Annahme, irgendjemand hier - und ich hab das schon ein paar Mal geschrieben - bräuchte jemanden, an dessen Meinung er/sie sich orientieren kann, halte ich eigentlich für eine Unterstellung. Und zwar in zweierlei Hinsicht:

zum einen wird angedacht, dass Kritiker nicht in der Lage wären, (zumindest zu versuche - wir sind ja alle keine Profis) objektiv an die Sache heranzugehen,

zum anderen wird angedacht, dass es hier Leute gibt, die nicht in der Lage wären, sich selbst - und zwar unabhängig von Vorkritikern - sich ihre Meinung zu bilden.

Und noch ganz kurz:
Falls Texte nicht inkognito eingestellt werden, ist die von dir beschriebene Reaktion völlig logisch. Auch im Bücherladen/auch vom Feuilleton wird (menschlich halt) ein bekannter Autor, der sich seine Meriten verdient hat, anders behandelt, als ein Newcomer, oder einer, der sich bisher nicht besonders ausgezeichnet hat. Man kann/sollte versuchen, da selbst gegenzusteuern, aber sich im Klaren darüber sein, dass es ein Versuch bleibt.

möglicherweise könnte man eine Funktion einbauen, die die Kritiker inkognito setzt, allerdings würde das zu einer, aus meiner Sicht kontraproduktiven, Entpersönlichung des Forums führen. Und zu noch mehr Streitigkeiten, weil man nicht weiß mit wem man es zu tun hat. Und Kommunikation ist eben auch ein sich anpassen ans Vis à Vis.

lgl


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lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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lady-in-black
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Der goldene Käfig Extrem Süßes!


Beitrag28.02.2012 15:23

von lady-in-black
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lupus hat Folgendes geschrieben:
warum dir das gerade in letzter Zeit auffällt irritiert mich ein wenig, weil gerade in den letzten Tagen und Wochen, jene Texte besonders umstritten, bzw. meistdiskutiert waren, die inkognito gepostet wurden. Hier Seilschaften erkennen zu können, scheint mir nur ex post möglich, zum Zeitpunkt des Postens eher nicht, weshalb - mit Verlaub - ich die Seilschaftenidee eher für konstruiert halte.


Servus lupus,  Smile

ich zitiere gerne noch einmal meine "Diskussionsgrundlage", in der ich gerade nicht davon gesprochen hatte, dass es mir erst in letzter Zeit/kürzlich aufgefallen ist, geschweige denn von "Seilschaften" sprach.  Wink

lady-in-black hat Folgendes geschrieben:

Denn ich habe zunehmend den Eindruck gewonnen, dass das WIE oder WAS an dem WER ausgerichtet wird.

WER ist der Autor? XY?  Shocked  huch ... da sage ich lieber nichts dazu.
WER hat da gerade kritisiert? Z?  Shocked huch ... da sage ich lieber nichts dazu.
...


Du meintest außerdem:
lupus hat Folgendes geschrieben:
...zum anderen wird angedacht, dass es hier Leute gibt, die nicht in der Lage wären, sich selbst - und zwar unabhängig von Vorkritikern - sich ihre Meinung zu bilden.


Nein, gerade das habe ich nicht angedacht. Es geht aber durchaus auch in die Richtung, dass nicht alle User (insbesondere auch neue User) über das notwendige "Selbstbewusstsein" verfügen, sich mit einer gegenteiligen Meinung einzubringen.
Und das finde ich sehr bedauerlich, denn es sollte gerade der vielfältige Mix sein, der dem Autoren die Möglichkeit gibt, seinen eigenen Text realistisch einzuschätzen.

Und es ist leider nicht fiktiv oder gar konstruiert, sondern zunehmende Normalität hier im Forum geworden, dass man eher PN's mit Kritiken bekommt, als dass diese Meinung im Thread geäußert wird.


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- Ich würde mich gerne geistig mit Dir duellieren ... aber ich sehe Du bist leider unbewaffnet.
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- Ich spreche fließend ironisch, auch im sarkastischen Dialekt.
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Gast







Beitrag28.02.2012 16:00

von Gast
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Die Frage von lib war doch: Beeinflusst das WER die Textarbeit.

Daraus folgen noch lange keine Seilschaften. Nach meinem Verständnis. Hm ... Confused

Wenn das WER beeinflusst, ob und wie ich mich zu einem Text äußere, dann ist es eher naheliegend, dass bei inkognito-Texten das Diskutieren ausbricht. Im Sinne von: 'Ach, hätt ich gewusst, dass der das ist, hätt ich lieber nix gesagt' oder anders gesagt, oderoder ...

Aber all das ist Mutmaßerei, m.E. Kann auch einfach am Thema Hure liegen, an Mondphasen, dem Wetter ...

*
ganz unabhängig vom dsfo spielt das WER, ob ich will oder nicht, eine Rolle. Denn wenn ich einen Autor kenne (im Sinne: seine Arbeit, seine Ideen, seinen Stil), dann ordne ich Texte anders ein, ich bin von Erwartungen geprägt, ich kenne gewisse Extravaganzen usw.

Das hat positive Effekte (man spricht z.B. nicht hundertmal darüber, ob ein bestimmtes Stilmittel nun taugt oder nicht) und negative (ich stelle gewisse Stilmittel eben nicht mehr in Frage)

*

aber vielleicht ist die viel wichtigere Frage: Inwieweit spielt Forendynamik eine Rolle.

Forendynamik meint übrigens nicht nur reale Prozesse - sondern auch empfundene. Im virtuellen Raum glaubt man schnell mal, jemand habe was gegen einen, vermutet Absprachen, wo keine sind und umgekehrt: man unterschätzt genauso gern, was so alles hintenherum läuft ...

Man kommt sich fix mal blöd vor, man möchte gern mit den Leuten auskommen, man mag jemanden und will den nicht bloßstellen usw. usf.

Das ist so und wird immer so sein. Ist auch ok - birgt aber die Gefahr, dass Alphatiere dominieren und eben nur noch bestimmte Strömungen ... weites Feld. Kürzer: wenn Foren sich verengen, warum auch immer, geht Mannigfaltigkeit verloren ...

Was dagegen?

Rückrat hilft. Dazu stehen, was man zu sagen hat und sich zugleich nicht allzu ernst nehmen. Und auch die Kritiker nicht zu ernst nehmen.

Ein Forum ist so, wie die Leute, die sich drin einbringen.
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Murmel
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Beitrag28.02.2012 16:36

von Murmel
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debruma hat Folgendes geschrieben:
Ein Forum ist so, wie die Leute, die sich drin einbringen.

Absolut. Nur, und das ist die Krux, unterscheidet sich das DSFo von vielen anderen Foren dadurch, dass hier ernsthafte Textarbeit geleistet werden sollte. Zumindest von der Mehrheit der hier Postenden habe ich den Eindruck, dass sie ein Ziel vor Augen haben, das mehr als nur Aufmerksamkeit erhaschen heißt, und die es verdient haben, dass sich jeder Kritiker so ehrlich und so unbeeinflusst wie möglich mit ihrem Text umgeht. Das ist beinahe eine moralische Verpflichtung, die man als Kritiker hat. Daher tut es auch weh oder ist lästig, wenn ein Text schnell hingeklingelt wird oder zum Aufmerksamkeiterheischen verwendet wird.

Der Ton macht die Musik, daher vermeide ich Neuuser und Anfänger. Ich lobe selten, das gebe ich zu, und wenn, dann auch oftmals entgegen der allgemeinen Meinung - und umgekehrt. Leider muss ich feststellen, und das mit dem leider meine ich ernst, dass ich mit meiner Einschätzung von Werken zu oft richtig liege, wenn diese den Lektoren und Agenten vorgelegt werden. Sollte ich das immer sagen? Dem Autor die Schneid abkaufen oder riskieren, als die Kassandra im Forum herumzuhüpfen? Sage einmal einem hoffnungsfrohen Autor, dass sein Werk noch nicht veröffentlichungsreif ist! Selbst wenn du tausendmal recht hast, stehst du als die Böse da. Der Autor verschließt lieber die Ohren, als dass er sich hinsetzt und an seinem Werk arbeitet. Aber dann, wenn die Absagen kommen, ist das Gejammer groß. Liebe Leute, es ist gefährlich, sich auf Kritiker zu verlassen, die noch nicht einmal einen Agenten sich angeln konnten oder gar einen echten Verlagsvertrag haben! Denn die Vertragsinhaber sind wenigstens schon mal nur noch halbblind in dem Heer der blinden Hühner.

Das ist die andere Seite der Kritik. Die Seele des ernsthaften Kritikers ist ebenso verletztlich wie die des Autors.


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MT
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Beitrag28.02.2012 16:41

von MT
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debruma hat Folgendes geschrieben:
Ein Forum ist so, wie die Leute, die sich drin einbringen.


Oder - frei nach Lacassagne - Jede Gesellschaft bekommt das Forum, das es verdient.  Very Happy

Leute, sollte man hier mal einen Gang runterschalten? Das Schreiben prosaischer Texte muss man lernen, und das Kritisieren prosaischer Texte muss man ebenfalls lernen. Es geht vielfach - ich sagte es bereits an anderer Stelle - um Respekt. Und insofern (aber auch nur insofern!) trenne ich (selbstverständlich) nicht zwischen Text und Autor. Auch bei einem Inkognito-Text weiß ich schließlich, dass sich dahinter ein Schreiberling bewegt, der sich etwas bei seinem Text gedacht hat, der Mühe, Zeit und Arbeit investiert hat. Der Text, den er zu Tage gebracht hat, mag kein Glanzstück sein, aber ihm zu sagen, "Komm, pack ein, taugt nix", ist aus meiner Sicht ein respektloser Umgang mit Mitmenschen. Und eben solcherlei "Kritiken" sind es, die immer mehr zu lesen sind. Das hat aus meiner Sicht nichts mit Sachlichkeit und Anstand zu tun; das ist einfach nur überflüssig.

Ich muss als Autor nicht erst von einer Schneelawine begraben worden sein, um darüber authentisch schreiben zu können. Ich muss auch nicht als Prostituierte tätig gewesen sein, um über das Metier authentisch schreiben zu können. Die Kunst ist doch, dass ich darüber schreibe, und meine Leser die Geschichte(n) als glaubhaft empfinden. Kehlmann hat auch nicht im siebzehnten/achtzehnten Jahrundert gelebt, um glaubhaft über Gauß und Humboldt schreiben zu können. Und Flaubert war keine Frau, trotzdem hat er Madame Bovary mit einer Authentizität dargestellt, die ihresgleichen sucht. Was also soll diese Diskussion? Es geht um Überzeugungsarbeit, die ein Autor beim Leser zu leisten hat. Bei dem einen Autor klappt das besser, bei dem anderen nicht so gut. Dem Letztgenannten aber sogleich zu sagen, "lass mal, bringt nix", ist anmaßend und weit von jeder konstruktiven Textarbeit entfernt.

Es ist wie mit einem Kind, das Dir ein Bild gemalt hat. Das Kind ist stolz darauf, es hält sein Bild für gelungen. Das tut es, weil es vielleicht noch nicht so gut weiß, wie das mit dem Malen besser geht. Dennoch traut es sich aus der Deckung. Niemand würde doch dem Kind raten, es solle seine Stifte lieber einem Freund schenken, nur weil das Bild aus Sicht des Beschenkten nichts taugt.
So ähnlich ist es doch mit uns Hobbyautoren. Wir alle üben. Und wir alle lernen an guter Textkritik und werden mit der Zeit beim Schreiben reifer. Jeder hat Respekt für seine Malversuche verdient.
Dieser Respekt fehlt mir gelegentlich.

LGMT


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Nordlicht
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Beitrag28.02.2012 16:49

von Nordlicht
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debruma hat Folgendes geschrieben:
ganz unabhängig vom dsfo spielt das WER, ob ich will oder nicht, eine Rolle. Denn wenn ich einen Autor kenne (im Sinne: seine Arbeit, seine Ideen, seinen Stil), dann ordne ich Texte anders ein, ich bin von Erwartungen geprägt, ich kenne gewisse Extravaganzen usw.

Das hat positive Effekte (man spricht z.B. nicht hundertmal darüber, ob ein bestimmtes Stilmittel nun taugt oder nicht) und negative (ich stelle gewisse Stilmittel eben nicht mehr in Frage)


Aber wieso sollte einen das davon abhalten, einem Autoren zu sagen, hier, das funktioniert so nicht, das kannst du besser? So blind liest man doch hoffentlich nicht. Ich denke auch, dass man mit der Zeit Leute hat, deren Schreibstil, Themen usw einem liegen. Aber ich glaube nicht, dass ich deswegen zum Kuschelkritiker werde Laughing
Wozu auch? Ich arbeite hier gern mit den Leuten, die veröffentlicht werden möchten. Was hilft es da, einen Text hochzujubeln, der einem persönlich zwar gefällt, aber aus Marktperspektive betrachtet mangelhaft ist? Dann wäre man ja wieder an dem Punkt angekommen, wo man Texte seinen Freunden zu lesen gibt.


debruma hat Folgendes geschrieben:
Man kommt sich fix mal blöd vor, man möchte gern mit den Leuten auskommen, man mag jemanden und will den nicht bloßstellen usw. usf.

Das ist so und wird immer so sein. Ist auch ok - birgt aber die Gefahr, dass Alphatiere dominieren und eben nur noch bestimmte Strömungen ... weites Feld. Kürzer: wenn Foren sich verengen, warum auch immer, geht Mannigfaltigkeit verloren ...

Was dagegen?

Rückrat hilft. Dazu stehen, was man zu sagen hat und sich zugleich nicht allzu ernst nehmen. Und auch die Kritiker nicht zu ernst nehmen.

Ein Forum ist so, wie die Leute, die sich drin einbringen.


Insofern kann ich den Sinn dieser ganzen Diskussion nicht nachvollziehen. An ein goldenes Regelwerk der Kritik kann und wird sich nicht jeder halten (zum Glück), die Einen kritisieren so, die Andern so. Daher sind letztendlich auch die ausschweifenden Diskussionen, die sich bei manchen Texten entfalten, die Kuschelkritiken und Großmäuligkeit unvermeidbar. Weil das Forum eben so ist, wie die Leute, die sich drin einbringen.


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derSibirier
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Beitrag28.02.2012 17:11

von derSibirier
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Zitat:
Liebe Leute, es ist gefährlich, sich auf Kritiker zu verlassen, die noch nicht einmal einen Agenten sich angeln konnten oder gar einen echten Verlagsvertrag haben!


Ja, liebe Murmel, so ist es, meistens sind es diejenigen, die noch keinen müden Euro mit dem eigenen Geschreibsel verdient haben, die am lautesten schreien.

Positive Textkritik bringt den aufstrebenden Autor kein Stückchen weiter, ein guter Kritiker konzentriert sich auf die Schwachstellen eines Textes, aber nicht jeder Autor möchte von denen wissen.

Grüße
Sibirier
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kskreativ
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Beitrag28.02.2012 17:20

von kskreativ
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Zitat:
Positive Textkritik bringt den aufstrebenden Autor kein Stückchen weiter,

Das ist Blödsinn. oder hast du deine Mathehausaufgaben nur durch Ohrfeigen gelernt? Lob, sofern es keine Lobhudelei ist, motiviert und das ist genauso wichtig wie ehrliche Kritik.

LG, Karin


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lupus
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Beitrag28.02.2012 17:23

von lupus
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derSibirier hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Liebe Leute, es ist gefährlich, sich auf Kritiker zu verlassen, die noch nicht einmal einen Agenten sich angeln konnten oder gar einen echten Verlagsvertrag haben!


Ja, liebe Murmel, so ist es, meistens sind es diejenigen, die noch keinen müden Euro mit dem eigenen Geschreibsel verdient haben, die am lautesten schreien.

nun, es gibt genügend Autoren, die eine Menge Kohle verdient haben und dennoch nicht schreiben können (wie sagt John Irving so schön: es gibt eine Menge Nicht-Romane von Nicht-Schriftstellern in den Regalen der Buchläden)

und nehmen wir z.B. Wolf Haas. Der hat sicher vor seiner ersten Veröffentlichung schon besser geschrieben, als wir alle hier zusammen genommen. Der wäre also erst nach seiner ersten Veröffentlichung zur Kritik berechtigt gewesen? Ich würde mich einer solchen Chance zu lernen, nicht berauben wollen.


Positive Textkritik bringt den aufstrebenden Autor kein Stückchen weiter, ein guter Kritiker konzentriert sich auf die Schwachstellen eines Textes, aber nicht jeder Autor möchte von denen wissen.

lerntheoretisch wäre dem entgegen zu halten, dass:
1.) positive Affirmation (also das Aufzeigen und Ausarbeitung von Stärken) langfristig zu besseren Ergebnissen führt, aber natürlich nicht der einzige Weg sein darf und kann
2.) auch die negative Kritik positiv formuliert werden sollte, um einen entsprechenden Lerneffekt zu erzielen

Auch Lektoren (sobald man mit ihnen zusammenarbeitet) zeigen nicht nur die Schwächen auf, sondern reden von der Vertiefung von Stärken und zwar wegen 1.)




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MT
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Wohnort: Im Süden (Niedersachsens)


Beitrag28.02.2012 17:23

von MT
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Murmel hat Folgendes geschrieben:
Liebe Leute, es ist gefährlich, sich auf Kritiker zu verlassen, die noch nicht einmal einen Agenten sich angeln konnten oder gar einen echten Verlagsvertrag haben!

Richtig. Und dennoch macht der Ton die Musik.


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Siegfried Lenz
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Gast







Beitrag28.02.2012 17:37

von Gast
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Ich möchte Murmels Post mit einem dicken, fettem Haken versehen.

Sowohl was die Schwierigkeit angeht, als Kritiker immer und ständig in den Nesseln zu sitzen - als auch, dass Autoren sich fragen müssen, ob sie hören wollen, was zu sagen wäre.

Wobei ich als großes Problem dabei sehe, dass viele hier noch gar nichts wissen, was sie wollen und wohin. Es ist ein völlig anderer Keks, ob ich zu Cora will oder zu Suhrkamp. Ob mir die literarische Idee schwerer wiegt, als die Verkäuflichkeit. (Soll es auch geben Rolling Eyes ) Oder ob ich vielleicht einfach nur Freude daran habe, Text zu machen - unabhängig von professionellen Ansprüchen.
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Murmel
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Beitrag28.02.2012 17:41

von Murmel
Antworten mit Zitat

MT hat Folgendes geschrieben:
Murmel hat Folgendes geschrieben:
Liebe Leute, es ist gefährlich, sich auf Kritiker zu verlassen, die noch nicht einmal einen Agenten sich angeln konnten oder gar einen echten Verlagsvertrag haben!

Richtig. Und dennoch macht der Ton die Musik.


Das sage ich auch. Respektlos sollte keine Kritik sein.

kskreativ hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Positive Textkritik bringt den aufstrebenden Autor kein Stückchen weiter,

Das ist Blödsinn. oder hast du deine Mathehausaufgaben nur durch Ohrfeigen gelernt? Lob, sofern es keine Lobhudelei ist, motiviert und das ist genauso wichtig wie ehrliche Kritik.

Der Vergleich hinkt in sofern, dass die Negativkritik eines Lehrers in Form von schlechten Noten daherkommt. Von daher hat es ein Schullehrer einfacher oder gar die Pflicht, überwiegend positiv einzuwirken.

Erinner dich an das Reiten, die meisten Reitlehrer kritisieren viel mehr, als dass sie loben - und das zu Recht. Zudem schreien sie alle - naturbedingt.  Laughing

Vor Jahren habe ich an einem Creative Wrting Kurs teilgenommen, da gab es folgende Regel: Mindestens ein Positivum soll der Kritiker finden. Kritiken, die nur Negatives oder Pauschalverurteilung enthielten, wurden vom Lehrer entfernt. Das erzähle ich euch zum Nachdenken.


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Biggi
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Beitrag28.02.2012 17:43

von Biggi
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Sollten ab heute all jene den Mund halten, die ihr Geld für die Wurst auf'm Brot auf anderen legalen Wegen verdienen und noch nicht das Verpuppungsstadium erreicht haben (ob aufgrund eigener Einschätzung oder trotz des Versuchs)...? Uiuiui, daran mag ich aber nicht glauben.

Stelle ich einen Text ein, möchte ich wissen, ob und wie er ankommt. Dass mir großteils (z.T. text- und kritikerfahrene) Laien auf dem Sektor antworten, ist mir bewusst und ich warte förmlich auf die "Könner", die sich die Zeit nehmen und mir eine Geschichte verreißen, wenn sie es in ihren Augen verdient hat. Selbst wenn dreiundzwanzig andere davor sie in den höchsten Tönen gelobt haben.
 
Dann knöpfe ich mir das Teil noch einmal vor. 'Stimme zu, wird geändert' oder 'Sehe ich anders, weil mein Held anders tickt'. Ob ich dem Kritiker das haarklein auseinanderlege und damit als borniert dastehe, bleibt mir überlassen, danken werde ich ihm auf jeden Fall für die Mühe, die er sich mit meinem Text gegeben hat.
Zeit ist schließlich Geld und jedes Wort, das er an mich richtet, landet nicht in seinem nächsten Roman. Ich darf also stolz darauf sein, dass ich es ihm wert war.

Aber eins muss auch klar sein: wenn ich nur schreibe, um ALLEN zu gefallen, bin ich hier fehl am Platz, dann muss ich für meine Festplatte schreiben, die ist so geduldig wie einst das Papier.

Mit der Zeit baut sich ein - ich will es mal so nennen - Fanclub auf. Reaktionen kommen im Schnitt von denselben Leuten, wenn sie diesen oder jenen Namen sehen. Ui, toll, fein gemacht... Fehlt die eine oder andere gewohnte Stimme, hat man schon ein flaues Gefühl, das war eventuell nix.

Meldet sich dann gar ein Voll-Profi zu Wort, weiß man, was es geschlagen hat? Dann war der Text so interessant, dass er dessen Meinung verdient hat und er hatte gerade etwas Luft.
Die Krönung ist, wenn vom Profi ein Lob kommt. Würde ein zweiter Profi dem widersprechen oder es setzen lassen und sagen: na, heute gönn ich's ihm mal... Schwierig.

Allerdings: wenn es der "breiten Masse" gefallen hat, könnte es daran gelegen haben, dass es a) nur Mainstream war, richtig gut für deren Ansprüche an die Kunst oder b) tatsächlich gut für eine Agentur, die sich gleich ein ganzes Buch in dem Stil wünschen würde, um dafür einen der raren Programmplätze zu reservieren.

Die Chance, Profi zu werden, sind  - etwas abhängig vom Genre,- nicht zu riesig. Man kann hier gelobt werden, so viel man will, bekuschelt oder sonstwas, da draußen im Verlagswesen weht nochmal ein ganz anderer Wind, den wir uns hier in der DSFo-Atmosphäre nicht vorstellen können (und wollen). Da kann es passieren, dass sogar ein Agentenvertrag nichts dazu beiträgt, auch nur einen müden Cent mit "anerkannt" gutem Schreibstil zu verdienen. Weil kein Platz frei ist im Programm. Und das habe ich nicht nur einmal gehört, es darf als statistisch gesichert angesehen werden, dass es das gibt!

Summa summarum: Schreiben und kritisieren heißt die Devise.
Nicht aus purer Freundschaft nett, aber auch nicht aus Feindschaft ungebremst. A weng friedlich halt...

Als Kritikempfänger merke ich, wer mit Sprachgefühl und Sinn für großteils erfundene Szenen an die Sache herangeht und wer nicht. Das für mich einzuschätzen, bleibt mir überlassen als Hobbyautor. Wink So lang, bis ich mich verpuppe und endlich schlüpfen darf oder vom Vogel gefressen wurde.
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lupus
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Beitrag28.02.2012 17:48

von lupus
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debruma hat Folgendes geschrieben:
Ich möchte Murmels Post mit einem dicken, fettem Haken versehen.

Sowohl was die Schwierigkeit angeht, als Kritiker immer und ständig in den Nesseln zu sitzen - als auch, dass Autoren sich fragen müssen, ob sie hören wollen, was zu sagen wäre.

man sitzt als Kritiker nie in den Nesseln, sondern erhält immer wieder die Möglichkeit durch die Beschäftigung mit Texten und mit den Gegenargumenten, sich zu verbessern. Die Frage danach WAS der Autor hören will, stellt sich doch gar nicht.

Wobei ich als großes Problem dabei sehe, dass viele hier noch gar nichts wissen, was sie wollen und wohin. Es ist ein völlig anderer Keks, ob ich zu Cora will oder zu Suhrkamp. Ob mir die literarische Idee schwerer wiegt, als die Verkäuflichkeit. (Soll es auch geben Rolling Eyes ) Oder ob ich vielleicht einfach nur Freude daran habe, Text zu machen - unabhängig von professionellen Ansprüchen.


die Ansprüche des Autors sollten im Idealfall aus dem Text ersichtlich werden. Ein Text der zur reinen Unterhaltung dienen soll is ja - siehe LiB, siehe letzter Text von MT - als solcher erkennbar. Ebenso Texte, die "literarischen" Anspruch erheben.

Zur Feststellung der Qualität sollte es unerheblich sein, ob jemand das nur aus Spaß an der Freud macht, oder ob er davon leben will. Text ist Text. Gegebenenfalls hat ja Autor immer die Möglichkeit, eine kurze Vorbemerkung zu schreiben.
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Nordlicht
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Beitrag28.02.2012 17:59

von Nordlicht
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derSibirier hat Folgendes geschrieben:
Positive Textkritik bringt den aufstrebenden Autor kein Stückchen weiter, ein guter Kritiker konzentriert sich auf die Schwachstellen eines Textes, aber nicht jeder Autor möchte von denen wissen.


Dann ist mein Agent ein furchtbar schlechter Kritiker Laughing Ein Wunder, dass er sich seit bald 40 Jahren im Geschäft halten kann, trotz dieses schrecklichen Mangels, der gewiss sein Vorlektorat ungemein behindern muss und seine Autoren kein Stück weiterbringt.

Ich verstehe nicht, warum du deine Textkritiken oft mit einem solchen Maß an Überheblichkeit und Arroganz verfasst. Ist ja nicht gerade so, als gehöre dir Heyne, und selbst wenn, würden solche Kritiken, wie du sie oft von dir gibst, nur durch einen Mangel an Professionalität bestechen Wink
Allein durch deinen anmaßenden Ton verlierst du dir Leute, die dich ernst nehmen. "Entschuldigung" ist übrigens kein Schimpfwort.


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derSibirier
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D
Beitrag28.02.2012 18:32

von derSibirier
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Liebes Nordlicht

Wenn du ständig versuchst, deinen Stil zu verbessern, dann wirst du einmal dort angekommen sein, wo in deinen Sätzen oder Texten nur noch das zu lesen ist, was du selbst als für unbedingt notwendig erachtest, um verstanden zu werden. Vielen Menschen empfinden diese Schreibweise als arrogant, denn diese Sprache verzichtet auf das ganze *hdl* und *seufz* Geplumpse oder andere Jammereien. Nur das, was mitzuteilen ist, ist zu lesen.
Meine Schreibweise ist nicht mein Charakter. Sie ist mein literarischer Stil.
Und meine Kritiken sind in meinem Stil geschrieben.
Mit mir als Mensch hat das nichts zu tun.
Leider nehmen einige von euch meine Kritiken immer persönlich.
Das ist schade, aber deswegen ändere ich meinen Stil nicht.

Grüße
Sibirier
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MT
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Beitrag28.02.2012 18:42

von MT
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Noch etwas; aus meiner Sicht stellt sich das Ganze in etwa so dar:

Ein Textmetzger sagt: "Das ist schlecht"
Ein Textkritiker sagt: "Ist ist nicht gut"

Und noch ordentlicher:

Ein Textmetzger sagt: "Das ist [= objektiv] schlecht"
Ein Textkritiker sagt: "Meines Erachtens [= subjektiv] ist das nicht gut"

Ich habe vor einigen Jahren ein (aus meiner Sicht sehr professionelles) Schreibseminar besucht (geführt von der Inhaberin einer sehr renommierten Agentur, zusammen mit einem Autor, der über Jurek Becker promoviert hat). Die obige Regel war so mit das erste, was den Teilnehmern ans Herz gelegt wurde. Nicht, damit sich alle lieb haben und miteinander kuscheln. Sondern deshalb, weil (auch harte) Kritik positiv formuliert immer einen ungleich höheren Lerneffekt für ALLE (Autor wie Kritiker) hat, als die provozierende Personalholzhammermethode. Außerdem gebietet ein solches Miteinander der Anstand.

Anspruch auf Höflichkeit hat man nicht, schon klar. Aber ein Grundmaß davon sollten alle versuchen aufrecht zu erhalten. Das vermisse ich hin und wieder; mehr nicht.

Dann lese ich hier, alljene, die noch nicht veröffentlicht sind, können nicht wissen, wie´s draußen zugeht. Das mag richtig sein. Darauf kommt es aber erkennbar nicht an. Biggi hat sehr wahre Worte gelassen und passend dazu ausgesprochen. Das Veröffentlichtsein ist m. E. ein Indiz, keineswegs aber ein Garant für gute Kritik und/oder gute Texte.

Ich selbst bin bei einer Berliner Agentur unter unter Vertrag. Zuvor hatte ich reichlich (!) Kontakt zu anderen Agenturen und Verlagen. Nicht im Ansatz ist mir jemals von dort so etwas untergekommen, wie hier im Forum hin und wieder als "Textkritik" verkauft wird. Bisher war man mir gegenüber - und auch befreundeten Autoren - immer bestimmt, aber höflich. Daher halte ich es für sehr abwegig, wenn behauptet wird, "draußen" am rauhen Markt ginge es noch ganz anders zu. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das nicht stimmt.  

LGMT


_________________
Das Schicksal verzichtet oft auf Kommentare, es begnügt sich damit, zuzuschlagen.

Siegfried Lenz
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Gast







Beitrag28.02.2012 18:43

von Gast
Antworten mit Zitat

Zitat:
man sitzt als Kritiker nie in den Nesseln


ähm.  Rolling Eyes

Doch. Zumindest wenn man noch ein Restempfinden hat und weiß, wie weh es tun kann, ganz grundlegend in Frage gestellt zu werden. Es ist ein Unterschied, jemanden drei Adjektive aus dem Text zu werfen oder zu sagen: deine gesamte Herangehensweise musst du überdenken ... du musst anfangen, dich vorher mit Frage X, Y, Z ...

Bobi hat mal ganz böse sowas gesagt wie, 90 % hier sie unverlegbar oder 90 % der Leute - so in der Größenordnung.

Und jetzt setze ich mich in die Nesseln: Damit hatte er recht. Das liegt aber nicht an der Qualität - sondern daran, dass professionelles Schreiben ein Job ist.

Das ist der gleiche Unterschied, wie gastronomisches Kochen und werkeln am Herd.

Wobei wir direkt bei der Qualität sind: es gibt viele Hobbyköche, die machen vielleicht viel besseren Sauerbraten als die Kneipe neben an. Individueller, besser Wein, sie besprechen das Rind im Mondschein usw.

Aber in der Gastronomie müssen 70 Protionen zu Zeit X raus, in der Qualität, in der der Kunde das will - es muss möglichst vielen schmecken, Kalkulation muss stimmen usw. usf.

Deswegen stimmt, was murkel sagt, eine entzückte Gesellschaft, die dir die Töpfe ausleckt sagt noch nichts drüber, ob dein Gericht auch Gastronomie tauglich ist. Das kann dir aber der gelernte Koch sagen ... und das sollte man sich auch anhören.

Und vor allem sich überlegen, ob man den knallharten Küchenjob echt machen will, oder eben ...
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derSibirier
Reißwolf
D


Beiträge: 1250



D
Beitrag28.02.2012 19:03

von derSibirier
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Zitat:
Ein Textkritiker sagt: "Meines Erachtens [= subjektiv] ist das nicht gut"


Wenn ein Anfänger zu seinem Text diese Kritik liest, dann denkt er wahrscheinlich: "Der ist sich ja selbst nicht sicher."

Das ist verwaschenes Schreiben.

Grüße
Sibirier
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Biggi
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 52
Beiträge: 782
Wohnort: BY



Beitrag28.02.2012 19:17

von Biggi
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Der anerkannte Koch A kann eine Meinung haben, der anerkannte Koch B aber eine andere, stark davon abweichende, vielleicht sogar konträre.
Zum Beispiel weil A am Nationaltheater gegenüber arbeitet und B im Gewerbegebiet. Beide können Recht haben, was meine Texte angeht, Du hast es ja schon mal früher erwähnt. Man muss stilistisch (mit der Zeit und auch anhand von Kritik) sehen, was man besser kann und wohin man möchte.
 
Aber was mache ich, wenn ich es noch nicht weiß, sich zu meinem Text nur A äußert? Oder nur B? Oder schlimmer noch: weder A noch B sagt etwas dazu, weil ich noch nichts weiß?
Genau: Man beißt sich durch. Weil meistens kein A und auch kein B Zeit für mich hat, außer ich spräche die beiden persönlich an! Nur wohin führt das dann? Ich möchte hier im Forum weder A noch B sein, wenn ich dauernd persönlich aufgefordert würde, Texte anzuschauen.

Jeder Autor, der "gut" schreibt, wird irgendwann entdeckt, hieß es mal.
Bis dahin kann er sich (was die Motivation angeht) über Wasser halten oder doch nur für die Platte schreiben und sich hier ab und zu lobhudeln lassen, damit er sein Hobby nicht aufgibt oder er lässt es irgendwann sein, weil er sich nicht durchbeißen will und/oder kritikresistent ist.
Die Entscheidung bleibt nicht aus und bei manchem wird sie durch Kritik forciert, in die eine oder andere Richtung.

Nur darf das doch einen konstruktiven Kritiker nicht abhalten, sich mit den Texten zu befassen, wenn ihm danach ist. Wenn nicht, dann nicht. Das ist das Recht des Kritikers.

@Sibirier: "Dein Text ist schlecht." liest sich vernichtend.
Ein Anfänger vermutet, dass dann der größte Teil der lesenden Menschheit so darüber denkt, ein Fortgeschrittener nicht mehr unbedingt. Der weiß, dass dieser Kritiker es gern direkt mag und denkt sich das "meines Erachtens" selbst dazu.
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Rufina
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 693



Beitrag28.02.2012 19:20

von Rufina
Antworten mit Zitat

Zitat:

Ein Textmetzger sagt: "Das ist [= objektiv] schlecht"
Ein Textkritiker sagt: "Meines Erachtens [= subjektiv] ist das nicht gut"


Das ist nicht verwaschen und zwar ganz objektiv nicht, weil es lediglich anzeigt, dass es sich um eine bloße Meinungsäußerung handelt.

Schreibt der Kritiker: "Das ist schlecht.", "Das wird keiner verlegen." oder Ähnliches, stellt er sich gleich eine Stufe drüber und maßt sich an, beurteilen zu können, dass dieser Text in seiner Gesamtheit mies ist und alle Verlage dieser Welt seiner Meinung sein müssen, weil der Text ja objektiv schlecht ist. Das kommt arrogant rüber.

Schreibt der Kritiker: "Das ist meines Erachtens nach schlecht." oder auch "Ich finde das schlecht.", drückt er seine Meinung unmissverständlich aus, sagt aber auch gleich mit, dass vielleicht nicht jeder Leser und jeder Verlag diese Einschätzung teilen wird.

Alleine durch diese Differenzierung könnte man meiner Meinung nach ein Viertel der Streitigkeiten und Missverständnisse in diesem Forum ad acta legen.


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Noch sind wir zwar keine gefährdete Art, aber es ist nicht so, dass wir nicht oft genug versucht hätten, eine zu werden. (Douglas Adams)
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lupus
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Wohnort: wien



Beitrag28.02.2012 19:22

von lupus
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@debruma

was du über das Restempfinden schreibst, ergibt sich aus dem Wie, aus der Art und Weise, wie Kritik (auch am Kritiker, da unterscheidet sich Mensch nicht) transportiert wird, nicht aus dem Was. Man kann die inhaltlich vernichtendste Kritik einigermaßen respektvoll rüberbringen. [eine kurzer Einschub, der auch @Sib gerichtet ist] Und - auch wenn wir hier schreiben - beim Verfassen von Kritiken, kann ich mich an zwischenmenschlichen Kommunikationsgepflogenheiten orientieren. Da diese ein Dialog ist /sein sollte, ist das, was man geschrieben als Redundanz bezeichnen würde, eine unumgängliche Notwendigkeit um zu nuancieren. Das gelingt klarerweise nicht immer, zumal man ja nicht jeden Tag in Höchstform ist, aber einen Versuch wäre es wert. (Das im Übrigen auch ein Grund, warum in literarischen Texten Dialoge anders formuliert werden, als der Text selbst).

Auch wenn ich diese Kocherei gar nicht mag:

ich werd mir auch von einem gelernten Koch nicht sagen lassen, wie oder was ich zu kochen habe, wenn mir nicht schmeckt, was er kocht oder wie er meine Kocherei kritisiert (hier meine ich, wenn mir seine vorgebrachten Argumente nicht ausreichend untermauert scheinen). Die Tatsache, dass er gelernter Koch ist, wird daran nichts ändern, zumal dann, wenn ich seh, dass andere (noch viel gelerntere) Köche ihm widersprechen.

Außerdem ist die Frage, ob die Kalkulation stimmt eine, die weit über das WIE und WAS hinausgeht, also weit nachgelagert ist.

Persönlich hab ich hier sehr viel gelernt von Leuten, dich noch nicht verlegt sind, weil sie immer wieder mit Argumenten und mit Begründungen gearbeitet und Positives wie auch Negatives argumentativ unterlegt haben.

Und ich hab schon einmal geschrieben: wenn ich kritisiere, dann geh ich - um im Bild zu bleiben - immer davon aus, das hier ein 5-Sterne Koch schreibt und versuch im ertsen Schritt davon auszugehen, dass alles was im Text steht einen Sinn hat, dass der Schreiber einen bestimmten Grund hat, wie er etwas schreibt. Erst dann, wenn ich keinen Grund finden kann -  etwa für eine Adjektivflut oder etwaige (von mir vielleicht auch fälschlicherweise indentifizierte) Redundanzen, dann beginne ich zu kritisieren. Ich will mich auf die Texte einlassen und rausfinden, was gewollt ist, das Gericht genießen, nicht umgekehrt erst einmal im Fleisch herumstochern, um Fehler zu finden. Denn wenn die Fehlersuche im Vordergrund steht, gehen die Feinheiten möglicherweise verloren.


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
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