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Frettchen Leseratte
Alter: 33 Beiträge: 149 Wohnort: Erfurt
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23.03.2006 22:22 [Sat] Ich und mein Schicksal! von Frettchen
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Hallo!
So, hier ist nur son kleiner Zeitvertreib von mir! ^^
Könnt ja sagen was ihr so davon haltet. Danke schonmal *gg*
Ich und das Schicksal
Vorsichtig öffnete ich die Haustür und lugte mit einem Auge heraus. Die Straße war weiß und glitzerte im spärlichen Licht der unscheinbaren Straßenlaterne direkt gegenüber meines Hauses. Aufgrund der späten Stunde war es sehr still hier, und sogar der Wind schien zu schlafen. Das einzige, was man hörte waren die weit entfernten Klänge der Autobahn, aber man musste sich schon sehr anstrengen um sie wahrzunehmen.
Durch diese unberührte Atmosphäre wiegte ich mich in Sicherheit und wagte den Schritt vor die Haustür. Es war wundervoll wie die Kälte sanft meine Haut streichelte um mich in die fliegende Ekstase der Freiheit zu versetzen. Niemand war hier, niemand, außer mir und meinem eisigen Atem. Ich ging langsam und vorsichtig los, immer auf der Hut, mich nicht bemerkbar zu machen. Eigentlich unmöglich, da hier nichts war was die Aufmerksamkeit möglicher Beobachter von mir ablenken konnte. Doch ich fühlte mich auf diese Weise sicher, und das war das wichtigste.
Langsam schritt ich die Menschenleere Straße entlang. Das Bild war faszinierend, von unten Strahlte es mir Weiß entgegen, aber der Himmel über mir war Pechschwarz. Es war, als hätte jemand die ganze Stadt auf den Kopf gestellt. Trotzdem ging ich weiter. Immer weiter. Bis ich schließlich an eine kleine Bushaltestelle kam.
Hier war es heller. Ich zählte Drei Straßenlaternen. Genug um sicher den weg in das kleine Wartehäuschen zu finden, welches dort wartenden Menschen Schutz vor Wind und Wetter bot. Zu meiner ß?berraschung saß hier schon jemand, jedoch hatte er sich den Hut tief ins Gesicht gezogen und schien zu schlafen. Er hatte einen Mantel an den er sich eng um seine Schultern gezogen hatte. Ich setzte mich neben ihn und sah nervös auf meine Uhr. Kurz nach Eins. Hoffentlich fährt um diese Zeit überhaupt noch ein Bus. Ich entschloss mich schließlich aufzustehen, da ich fürchtete mein Unruhiges atmen könnte den Ruhenden neben mir aufwecken. Außerdem hatte ich so die Gelegenheit sorgfältig den aushängenden Plan zu studieren. Leise trat ich wieder raus aus dem Häuschen, immer darauf bedacht, den schlafenden nicht in seiner Ruhe zu stören. Er regte sich nicht. Ich schaute auf den Plan. Ja, Glück gehabt, der nächste Bus fuhr in Zehn Minuten.
Natürlich wusste ich, das es gefährlich werden würde. Das ich ärger bekommen könnte. Aber das wollte ich auf mich nehmen. Mein ganzes Leben bin ich verschaukelt worden, mein ganzes Leben musste ich vor meiner Bestimmung kriechen. Aber nun nicht mehr. Ich werde dem ein ende setzen. Ich werde mein Schicksal überlisten. Auch wenn es ihm nicht gefallen wird. Ha, genau, dann wird es vor mir kriechen müssen. Vor mir. Im Dreck. Ich könnte laut lachen bei dem Gedanken.
»Das ist aber nicht grade nett so was zu denken« schreckte mich auf einmal eine Vertraute Stimme auf. Ich dreht mich um und blickte in die Augen des eben noch Schlafenden Mannes aus dem Wartehäuschen. Mir wurde Unbehaglich. Ich kannte diesen Mann.
»Natürlich kennst du mich« brachte er entsetzt hervor.
»Jaja, ich weiß« sagte ich missmutig
»Mein ständiger Begleiter«
»Na hör mal, was soll ich als dein Schicksal wohl sonst machen? Urlaub?«
»Wäre vielleicht mal eine gute Gelegenheit deine Tätigkeit zu überdenken«
»Ich kann nichts dafür. Ich tue nur was man von mir verlangt. Die Befehle kommen alle..«
»...von oben. Ich weiß«. Er lächelte.
Aber nun zurück zur Geschichte. Wie sie sich sicher vorstellen können, war ich ziemlich Mies gelaunt nachdem ich erkannt habe, wer da vor mit stand. Da will man mal einmal alleine irgendwohin gehen. Keine Chance. Grauenvoll.
Mein Schicksal sah mich an und lächelte schließlich.
»Hey, so schlimm ist es doch auch nicht, oder?« sagte es. Ich murmelte unverständliche Flüche vor mich hin und sah die Straße hinunter, betend das der Bus doch endlich käme!
Und er kam. Langsam und vor allem Geräuschvoll zwang er sich die Straße hinab, bis er schließlich kreischend vor mir zum stehen kam. Sofort als sich die Türen öffnete sprang ich hinein. Mein Schicksal immer hinterher. Wütend darüber, das es mir schon wieder folgte warf ich dem Busfahrer drei Euro hin und schmiss mich auf den ersten Platz hinter der Fahrerkabine. Mein Schicksal setzte sich neben mich.
»Hey« tönte es plötzlich von vorne. Ich blickte auf und sah den Busfahrer an.
»Sie haben mir Eins Fünfzig zu viel gegeben«
Grummelnd stand ich wieder auf und nahm das Wechselgeld entgegen. Ich hatte schon wieder vergessen das ich die einzige war, die mein Schicksal sehen konnte. Ach Mensch, wenn ich es doch auch nicht sehen könnte....
»So« sagte mein Schicksal nachdem ich mich wieder hingesetzt hatte »Ich weiß was du vorhast!«
Ich sagte nichts. Zum einen weil ich hoffte dadurch einer Diskussion mit ihm aus dem weg zu gehen, zum anderen weil ich keine Lust hatte von dem Busfahrer als Idiot angesehen zu werden. Für ihn hätte ich ja schließlich mit mir selber geredet. Glücklicherweise sah mein Schicksal das ein und schwieg die ganze Fahrt über.
Als wir ausstiegen war es schließlich vorbei mit der Stille. Mein Schicksal versuchte mich zur umkehr zu lenken. Es sei nicht gut was ich vorhabe. Vollkommen überflüssiges Geschwätz. Ich zeigte ihm meine Meinung hierzu indem ich mir meinen Schal um den Kopf wickelte und so meine Ohren verdeckte. Jedoch riss ein Windstoß mir diese Vorrichtung wieder weg. Das Schicksal lässt sich eben nicht gerne ignorieren...
»Komm jetzt kehr schon um!« sagte es
»Es ist gefährlich so spät hier draußen. Vor allem wenn man bei seinem Schicksal in Ungnade gefallen ist!«
»Hättest du mir das nicht sagen können bevor ich die Busfahrt bezahlt habe?ââ?¬Å? murmelte ich mit Sarkastischem Unterton.
Ich lief schneller, doch mein Schicksal ließ sich nicht abschütteln.
»Warum willst du nicht einsehen das niemand seinem Schicksal entfliehen kann?« fing es wieder an
»Was habe ich dir denn getan das du so wütend auf mich bist?«
Ich blieb abrupt stehen und sah es an
»Beispielsweise damals als hier in der Ecke dieses Festival war, wo so klasse Bands wie Franz Ferdinand, Mando Diao und Kaizers Orchestra gespielt haben. Ich habe keine Karten mehr bekommen weil wir auf dem weg zum Kartenvorverkauf im Stau stecken blieben, der nur zustande kam weil eine verdammte Kuh auf der Straße stand. Warum musstest du auch das Gatter öffnen? Warum wolltest du nicht das ich zu diesem Festival gehe?«
»Sieh doch mal« sagte es beschwichtigend
»Du bist stattdessen zwar auf ein weitaus kleineres Festival gegangen, wo du dann jedoch Sioen das erste mal gesehen hast. Denk doch mal nach, wärst du heute diejenige die du bist wenn du diese Klänge niemals vernommen hättest? Wahrscheinlich würdest du immer noch auf deinen drei Punk Akkorden rumhocken und keinen anderen Musikstil an dich ranlassen. Warst du etwa glücklich damals?«
Ich stockte. Von dieser Seite hab ich das noch nie gesehen. Mein Schicksal hatte recht, keine Frage. Doch ich fand mich nicht damit ab.
»Da hast du vielleicht recht, aber ich kann einfach nicht glauben das du diese Kuh nur freigelassen hast um eben dies zu erreichen. Du kannst mir nicht weismachen das du das vorrausgesehen hättest!«
Es sah mich überrascht an
»Ich fürchte, du hast meine Arbeitsweise komplett missverstanden. Es ist nicht etwa so, dass ich einfach irgendein erdenkliches Ereignis geschehen lasse um deine Vorgehensweise zu beeinflussen. Auch in diesem Spiel gibt es regeln«
Mich nervte diese Konversation, aber ich kannte mein Schicksal gut genug um zu wissen, dass sein Wille meinem ß?ber war.
»Wäre es dir möglich mir diese Nahezulegen?« sagte ich unter größten Bemühungen höflich zu bleiben.
»Natürlich« sagte es eben so höflich zurück .
»Es gibt Zwei goldene Regeln die man als Schicksal zu befolgen hat. Die erste ist, das man seinen Kollegen nicht ins Handwerk Pfuschen oder sie bei ihren Sachen stören darf, egal ob beabsichtigt oder nicht. Die Zweite...»
Doch ich unterbrach es irritiert
»Moment, moment! Sagtest du eben ââ?¬Å¾Kollegenââ?¬Å??»
»Ja«
»Wie soll ich das denn verstehen?«
»Nun... hast du dir den Satz ââ?¬Å¾Jeder Mensch hat sein eigenes Schicksalââ?¬Å? mal durch den Kopf gehen lassen?»
»Heiliger Gesetzbruch! Heißt das es gibt mehr von deiner Sorte?«
»Unzählige« Mein eigenes Schicksal grinste höhnisch. Mir hatte der Schock die Sprache verschlagen. Ihm aber leider nicht.
»Um mit meiner Erzählung fortzufahren... wo war ich... ach ja. Die Zweite Regel auf die jedes Schicksal um jeden Preis zu achten hat ist, dass die Vorgehensweise Zufall bleiben muss«
»Wie?« stieß ich hervor
»Nunja, die Menschen sollen nicht merken das in ihren Lebenslauf reingepfuscht wird. Das würde sie furchtbar mürrisch Stimmen und alles ist erträglicher als mürrische Menschen. Ein Schicksal muss viele Umwege gehen«
»Ah, ich Verstehe...«
Ich verstand kein Wort.
»Pass auf, ich erkläre es dir. Wenn beispielsweise deine große Liebe ganz in deiner nähe läuft, aber ihr beide zu Schüchtern seit euch anzusprechen, was meinst du tut ein Schicksal dann?«
»Ähm... vielleicht ins Ohr flüstern?« spekulierte ich. Es seuftzte.
»Ach, Blödsinn. Ein Schicksal würde dir wahrscheinlich einen Blumentopf auf den Kopf werfen, damit dein für dich Bestimmter gezwungen ist mit dir Kontakt aufzunehmen«
»Ahhh....«
Jetzt verstand ich.
»Dann muss Schicksal ein ganz schön von Logik besessener Beruf sein, gell?«
»Das ist kein Beruf« es wirkte beleidigt »Es st eine Bestimmung. So wie es deine Bestimmung ist, Mensch zu sein!
»Wow«
Ich begann in meiner ß?berzeugung zu schwanken. Mein Schicksal wickelte mich wieder ein.
»Also, komm jetzt, es hat keinen Sinn. Ich werde schon was in die Wege leiten das du es nicht tun wirst!«
Ich kapitulierte und ergab mich meinem Schicksal.
»Brav« sagte es lächelnd und führte mich zur Bushalte zurück.
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, das Menschen die dominante Lebensform sind. Eigentlich sind es Schicksale! Gottseidank weiß das keiner... außer mir. Ich bin jetzt die Mürrische hier! Hätte ich das vorher gewusst währe ich nie zur Welt gekommen... Es war wohl mein Schicksal!
Weitere Werke von Frettchen:
_________________ Anstelle eines Lächelns hatte er den Laut eines Schwertes. |
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Gast
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27.03.2006 18:40
von Gast
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Hi Frettchen
Wie immer ein Meisterwerk. Nicht nur das Sprchlcihe ist genial sondern allein die Idee. Hast du wirklich super gemacht. Das offene Ende gefällt mir am besten
Kleine Christel
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SB Eselsohr
S
Beiträge: 338
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S 27.03.2006 21:38
von SB
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Ich fand deine Geschichte sehr gut. Nett geschrieben und auch spannend, weil man gern erfahren möchte was du so tuen willst, um deinem Schicksal zu entgehen. Würde sagen ohne jetzt groß was aufzulisten das ist eine fette 80.
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Kleine Christel Gast
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01.04.2006 09:04
von Kleine Christel
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Hi!!!!
Ich habe deine Geschichte ein paar von meinem Praktikum gezeigt und sie fanden die echt super. Eine Geschichte zum Nachdenken haben sie mir gesagt.
Kleine Christel
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LimeLuke Gänsefüßchen
L
Beiträge: 33 Wohnort: köln
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L 11.04.2006 20:50
von LimeLuke
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Coole Idee.
Gefällt mir echt gut.
ich würd aber auch gerne wissen, was sie denn jetzt genau vorhatte.
Gehts da noch weiter?
Als Anfang oder sowas ist es auf jeden Fall super.
bis dann
ll
_________________ "Das leben hält stehts Mohn in den Händen"-Oscar Wilde |
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Gast
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11.04.2006 21:07
von Gast
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Nicht schelcht ich weis zwar nich wo da die satire ist aber die geschichte liest sich gut.
Ich bin mal gespannt wies weitergeht, wenn es weitergehen sollte
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Frettchen Leseratte
Alter: 33 Beiträge: 149 Wohnort: Erfurt
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11.04.2006 21:14
von Frettchen
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Ich Gedenke eigendlich nicht, es weiterzuschreiben.
Das offene Ende passt doch sehr gut!
Und es ist insofern eine Satire das es in übertriebener Weise zeigt, wie wir uns immer wieder unserem Schicksal fügen und nicht einsehen, das es eigendlich ganz gut so ist!
Freddy
_________________ Anstelle eines Lächelns hatte er den Laut eines Schwertes. |
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Gast
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11.04.2006 21:24
von Gast
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nagut aus dem punkt gesehen stimmt das schon. Ich finde nur das man bei einer satire etwas zu lachen haben sollte.
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Frettchen Leseratte
Alter: 33 Beiträge: 149 Wohnort: Erfurt
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11.04.2006 21:26
von Frettchen
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Nunja, eigendlich schon.
Aber streng genommen geht das auch so *g*
Freddy
_________________ Anstelle eines Lächelns hatte er den Laut eines Schwertes. |
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Gast
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11.04.2006 21:30
von Gast
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aja gut dann lassen wir dir das mal so durch gehen.
Wenn ich mal in meine sachen kram und meine alte Hausaufgabe finde für die ich ne 6 bekommen habe zeig ich dir mal meine art von satire ^^
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Gast
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13.04.2006 14:33
von Gast
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Nein, eine Satire ist es nicht. Satire ist das Aufzeigen von Unzulänglichkeiten unter Verwendung von Ironie und Humor. Zur Satire passen auch die teilweise blumigen und gefühlsbetonten Beschreibungen besonders am Anfang nicht. Es ist eher eine Art Märchen (... und die Moral von der Geschicht: seinem Schicksal entkommt man nicht).
Insofern hat es wieder Stil und ist gut geschrieben, nur eben wirklich keine Satire.
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Frettchen Leseratte
Alter: 33 Beiträge: 149 Wohnort: Erfurt
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13.04.2006 16:03
von Frettchen
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Ich finde aber das man den Begriff "Satire" nicht so einengen sollte.
Es hat doch Satirische Hintergedanken, nur ist es vielleicht nicht so witziog geschrieben wie man es von so einer Geschichte erwartet. Ich finde man darf sich nicht an solche "Ideale" Klammern!
Freddy
_________________ Anstelle eines Lächelns hatte er den Laut eines Schwertes. |
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