Wisst Ihr, was mir auffällt?

[Jacaranda]

Lieber Peter,

das finde ich sehr gut ausgedrueckt. Ich kann mich noch lebhaft daran erinnern, als die Reviews fuer mein erstes wissenschaftliches Manuskript als First Author kamen (gottseidank schonmal nicht gleich abgelehnt...). Was hab ich Blut und Wasser geschwitzt, bevor ich sie gelesen habe, weil das ja Kritik an etwas war, dass ich glaubte, schon im Optimalzustand abgeschickt zu haben (und die muss ich zumindest beruecksichtigen, sonst wirds halt nicht veroeffentlicht - die Reviewer sind ja auch Wissenschaftler, die es gar nicht moegen, wenn man von ihren Vorschlaegen nix haelt.) Naja, ich habe es ueberlebt, obwohl meinem *Baby* zwei oder drei Gliedmassen abgehackt wurden (es wurde uebrigens fitter dadurch, das musste ich einsehen). Die zweite Runde ging dann schon einfacher, und mittlerweile ist es mir wurscht, weil ich weiss, die kochen mit demselben Wasser wie ich (hab ja in der Zwischenzeit auch wissenschaftlich schreiben sowie daemliche Kommentare rausfiltern und nett beantworten gelernt   ).

So, und jetzt schreibe ich was ganz anderes... und habe wieder genauso die Hosen voll wie damals, bin also wieder Jungautor. Hier muss ich mir wohl eine andere Ruestung zulegen. Ich habe keinen ausreichenden emotionalen Abstand zu meinem Werk, weil da viel mehr von mir drinsteckt als in meinen anderen Manuskripten. Aber ich habe ja gelernt, mir nicht jede Kritik direkt zu Herzen zu nehmen, ein Kettenhemd hab ich demnach schonmal an. Zwickt trotzdem...

Also bringt uns Jungautoren ruhig bei, mal einen Schritt zurueckzutreten und unvoreingenommen von einem anderen Standpunkt das eigene Geschriebene zu betrachten. Das finde ich noch verdammt schwer, aber ein Forum wie dieses ist eine grosse Hilfe, wenn man es schafft, den emotionalen Ton (der meistens nur gefuehlt ist, weil man als Jungautor wirklich fast alles als Angriff empfindet) eines kritischen Kommentars auszublenden. Dann sieht man, was dem eigenen Werk gut tut und was nicht - und womit man gar nicht leben kann, das muss man nicht umsetzen, Punkt. Das kann man alles respektvoll diskutieren. Aber ein Forum ist immer eine relativ anonyme Plattform mit den bekannten Nebenwirkungen... )

Und einen Stil, seinen Stil... hat man einfach. Finde ich. Der ist nicht statisch, der veraendert sich mit der Person, die hinter ihm steht. Und wenn man Angst hat, ihn zu verlieren, befindet er sich wahrscheinlich gerade in einem aktiven Evolutionsprozess. Das sind Wachstumsschmerzen . Viel schwerer finde ich, etwas bewusst in einem bestimmten, selbstgewaehlten Stil zu schreiben - so, dass es dann auch noch funktioniert. Leute, die das koennen, sind gut.

lg Chris

[hwg]

>Und einen Stil, seinen Stil, hat man einfach....ff>

Eine Feststellung, die ich dreimal dick unterstreichen
kann!!!

Gruß nach Frankreich aus der Steiermark!

[Kekewa]

[KeTam]