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[GED] Weltschmerz

 
 
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Melissa
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Beiträge: 91



M
Beitrag10.08.2007 15:53
[GED] Weltschmerz
von Melissa
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Weltschmerz


Die Sonne hängt tief am Horizont.
Bald fällt sie,
bald wird sie für immer verloren sein.
Wolken und dichte Nebelhügel
durchdringen die Dämmerung.
Blutende Tränen fließen dröhnend bergab
und schweigend stürzen wir mit in die Tiefe.

Ein Dröhnen erweckt die Nacht zum Leben.
Für einen Augenschlag erhellt, leuchtet,
strahlt die Welt im Feuer der Vernunft.
Dann wird sie von der Dunkelheit besiegt.
Und in Ewigkeit, einsam und verlassen,
weint das letzte Gefühl und geht in Tränen unter.

--------------------------------------------------------------------

Dieses Gedicht bedeutet mir sehr viel. Es ist das erste Gedicht, das ich geschrieben habe, als ich begonnen habe, mich ernsthaft der Dichtung zu widmen. Deswegen hoffe ich sehr, es gefällt euch. Es ist etwas schwer zu entschlüsseln, wenn ihr wissen wollt, wovon es handelt, kann ich die Methapher auch gerne auflösen. Und, wie findet ihr es? Warte gespannt auf eure Antworten...

Liebe Grüße,

Melissa



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Brynhilda
Felix Aestheticus

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Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag16.08.2007 17:31

von Brynhilda
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Liebe Melissa!

Entschuldige, daß dieses Gedicht durch mein Radar gerutscht ist. das passiert leider hin und wieder.
 Sad

Ich finde das Gedicht sehr schön. Für ein erstes Gedicht ist es geradezu genial.
Das meine ich ganz ehrlich, ohne jede Spur von Ironie.
Du hast dich gleich auf eines der großen Themen gestürzt, aber das finde ich gut. Es hat schon fast etwas von Eichendorff. Die Welt als Spiegel der Seele war das Schiboleth der Romantik.

Übrigens: Weißt du, daß das Wort "Weltschmerz" sogar unverändert ins Englische übernommen wurde?
Neben der Sehnsucht eines derjenigen Worte, die soviel aussagen über unsere tiefe, dunkle "deutsche Seele".
 smile

Du solltest kein Wort an diesem Gedicht verändern. Bewahre es gut auf.
Es ist wirklich einfach nur wunderschön.


Viele Grüße,
Ilka
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Egopus
Cholyriker

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Beitrag16.08.2007 18:24

von Egopus
Antworten mit Zitat

hi melissa,

der text hat durchaus ansätze, die dramaturgisch auf inhalte verweisen.
aber einige sachen sind sehr störend.
ich kann ilkas umfassende positive einstellung nicht teilen.

ich versuche mal aufzuzeigen was mich stört:

Blutende Tränen fließen dröhnend bergab
und schweigend stürzen wir mit in die Tiefe.

Ein Dröhnen erweckt die Nacht zum Leben.


tränen können nicht bluten. sie können aus blut sein, oder wie blut sein. selber bluten können sie nicht.

dann ist es äußerst unharmonisch, dass du das für mich eher unpassende wort "dröhnen" gleich in zwei varianten benutzt.
wenn die tränen fließen, warum stürzen wir dann mit? müssten wir nicht mitfliessen.
das widerspricht sich sehr.

Und in Ewigkeit, einsam und verlassen,
weint das letzte Gefühl und geht in Tränen unter.


dieser satz ist der schlechteste für mich.
er ist so was von gekünstelt und unlyrisch.
etwas geht jetzt plötzlich in tränen unter.
warum, in welchen tränen? in denen die bereits bluteten, oder in denen die flossen?
das gefühl weint selber, schreibst du. geht es dann in eigenen tränen unter?
das ist mir zu überladen, schlecht umgesetzt und für mich lieblos gearbeitet, denn es hätte sicher sinn gehabt die von mir aufgeführten punkte zu hinterfragen.

aber die letzte frage kommt noch:
wo ist der konsens zwischen titel und text???


na ja meine liebe, nimms mir nicht übel, aber das war meines erachtens nix.

vielleicht hat ilka heute einen guten tag.
ich eigentlich auch, aber ich mag dann trotzdem nichts schreiben, was nicht stimmt.


liebe grüße
michael


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Brynhilda
Felix Aestheticus

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Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag16.08.2007 18:56

von Brynhilda
Antworten mit Zitat

Egopus hat Folgendes geschrieben:
vielleicht hat ilka heute einen guten tag.
ich eigentlich auch, aber ich mag dann trotzdem nichts schreiben, was nicht stimmt.


Ich hatte heute wirklich einen guten Tag.
Trotzdem finde ich das Gedicht schön.
Ich würde es auch an einem schlechten Tag schön finden.
 Embarassed

Nicht böse sein!
 Rolling Eyes

Ilka
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Egopus
Cholyriker

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Wohnort: Duisburg


Beitrag16.08.2007 19:03

von Egopus
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ich bin nie böse.
und vor allen dingen nicht auf dich



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Hektograf
Eselsohr


Beiträge: 221



Beitrag16.08.2007 19:37

von Hektograf
Antworten mit Zitat

ich finde das gedicht sehr gut

wenn ich ein gedicht lese, entscheide ich unterbewusst welchem faden ich folgen soll dem logischen oder dem emotionalen. hier habe ich sofort die logik beiseite geschoben (auch wenn sie für mich vorhanden ist, ist sie hier zweitrangig). dieses gedicht aktiviert eine reihe von gefühlen beim leser. ich finde auch in der richtigen reihenfolge um eine bemerkenswerte erinnerung zu hinterlassen. das ist nicht lieblos.

gruss
H

PS: neben "Weltschmerz" ist das Wort "Fahrvergnügen" im Englichen gebräuchlich, sowiel zur deutschen Romantik  Cool
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Melissa
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Beiträge: 91



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Beitrag16.08.2007 22:29

von Melissa
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Hi Ilka,

über deine lieben Worte habe ich mich sehr gefreut. Es ist nicht ganz mein erstes Gedicht gewesen, sondern das erste, sein ich mich ernsthaft mit Dichtung beschäftige.  (Geschrieben am 18. 12. 2006, hhm dann schreibe ich wohl doch noch kein ganzes Jahr  Embarassed ) Davor habe ich, als ich noch kleiner war, zwei andere Gedichte geschrieben, deren Qualität allerdins zu wünschen übrig lässt.)
Deine Worte bedeuten mir wirklich viel, v.a da unser Geschmack sehr ähnlich ist. Die Schreibblockade habe ich jetzt sicher überwunden  Wink

Hi Egopus,

wenn du das Gedicht wirklich rein logisch betrachtest verstehe ich, dass es dir nicht gefällt. Doch das Gedicht an sich ist eine Metapher und besteht aus sehr vielen kleineren Metaphern. Diese müssen nicht unbedingt logisch sein, sondern sollen denen, die sich dessen öffnen, bestimmte Gefühle und Ideen übermitteln. Das Gedicht ist experimentell und ich habe auch gar nicht damit gerechnet, dass es allen gefällt. Ich denke, dieses Gedicht spaltet die Meinungen. Die einen lieben es, die anderen hassen es.

Hi Hektograf,

auch über deine Worte habe ich mich sehr gefreut. Du triffst es genau auf den Punkt: die Gefühle stehen in dem Gedicht im Vordergrund. Aber natürlich ist auch eine eigene Logik enthalten  Very Happy

Liebe Grüße und danke für eure Kommentare,

Melissa


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SylviaB
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Beitrag16.08.2007 23:08

von SylviaB
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Also... Michael hat ja gar nicht so unrecht. Tränen können nicht bluten. Wie wäre es wenn du einfach das Wort blutende in blutige änderst?

Und ich finde auch, es kommen Gefühle hoch und sie sprechen halt nur das Gefühl an. Michael ist eher der Verstand-Mensch. Der Logik und Regeln im Vordergrund sieht. Das muss ja auch sein.
Aber ich sehe halt auch das Gefühl. Und der Titel ist meines Erachtens gut gewählt. Es ist nicht irgendein Wehwehchen. Es beschreibt einen großen Schmerz. Den Schmerz, auf Erden keine Gefühle mehr zu haben. Denn das letzte Gefühl geht ja am Ende verloren.


Ich mag es...  Embarassed


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Melissa
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Beitrag17.08.2007 00:02

von Melissa
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Hi Sylvia,

Freut mich, dass du das Gedicht magst. Ich will bei diesem Gedicht wirklich nichts ändern. Ich habe die Worte sehr bewusst gewählt und, wenn man es ändern würde, wäre es eben nicht mehr mein "erstes"  Gedicht.
Denn dann würde es nicht bei den blutenden Tränen bleiben. Dann kann man nämlich auch sagen, dass die Sonne nicht fällt, ein Gefühl gar nicht weinen kann  und es kein solches "Feuer der Vernunft" gibt etc. Das sind Metaphern. Und, dass die Metaphern etwas "gewagt" sind, macht wahrscheinlich, für die, die dieses Gedicht mögen, den Charm aus.

Ich stehe zu meinem Gedicht und meinen Metaphern, weil es das einzige meiner Gedichte ist, dass mir durch und durch gefällt, bei allen anderen finde ich immer etwas zu bemängeln (ja ja, diese ständigen Selbstzweifel). Aber dieses Gedicht mag ich selbst bedingungslos.

Danke für deine Kritik,

Melissa


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Egopus
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Beitrag17.08.2007 07:42

von Egopus
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liebe melissa,

deine netaphern finde ich nicht gewagt, sondern gebräuchlich.
du schaffst hier keine metapher, die ich nicht schon mal gelesen hätte.
im übrigen verstehe ich nicht, dass du klare kritikpunkte einfach abschmetterst und sie mit "bewusst geschrieben" verteidigst.
eine falsche sache wird doch nicht richtiger , weil ich sie bewusst schreibe.

natürlich muss lyrik sich auch über metaphern definieren können.
aber eine metapher muss auch das suggerieren können, wofür sie steht.
man kann nicht sagen "blutende Tränen" sei eine metapher. denn wenn die metapher falsch ist, dann MUSS auch die dahinter verborgene aussage falsch sein.


ach so liebe sylvia:
ich bin kein verstand-mensch. Cool  das wirkt nur so, wenn ich texte analysiere
und sie unschlüssig finde. wenn ein text allerdings emotional so überdurchschnittlich gut ist, dass er mich zu 100% berührt, kann ich durchaus auf eine weitere analyse verzichten. denn dann hat der autor ja alles richtig gemacht.


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SylviaB
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Beitrag17.08.2007 09:41

von SylviaB
Antworten mit Zitat

@melissa

Zitat:
Ich will bei diesem Gedicht wirklich nichts ändern


Wenn ich einen Pullover stricke und ich merke dass Maschen falsch sind und ich den Pullover nicht mehr anziehen kann, aber die Möglichkeit habe es zu ändern damit er nicht nur passt sondern auch noch gut aussieht, dann ändere ich. Auch oder gerade weil es der erste Pullover ist.

Und Michael hat recht... Tränen können nicht bluten. Das sticht schon sehr raus. Blink


@Michael

Ich meinte das auch nicht böse oder negativ. Männer gehen im allgemeinen zunächst mit Logik an die Sachen ran. Da das Gefühl  (Sekundenbruchteile) später bei ihnen vom Gehirn genutzt wird. Und es ist ja auch gut so, so ergänzen sich Frau und Mann.  wink
Ich gebe dir ja recht, es sind massive Fehler im Gedicht enthalten aber dennoch fließt da ein Gefühl in den Worten mit. Und es ist ein sehr intensives Gefühl von dem ich nicht weiß es zu fassen.  Wink Vielleicht setzt mein Gehirn automatisch um. Rolling Eyes

Jedenfalls gefällt es mir von dem was es ausstrahlt.


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Melissa
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Beitrag17.08.2007 10:06

von Melissa
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@ Egopus, @ Sylvia:

Ich habe dieses Gedicht, weil es eben mein "erstes" ist, sicher schon hundert mal gelesen (kein Scherz!) und kenne es in und auswendig. Deswegen möchte ich es nicht ändern (und stelle es einfach nur so zur Diskussion in dieses Forum (außerdem gefällt es mir wie gesagt so wie es ist). Wie Ilka weiß, bin ich normalerweise Veränderungen gegenüber aufgeschlossen. Hier jedoch nicht Embarassed .

Ich habe das Gedicht geschrieben, als ich in der Schule gerade den Expressionismus durchgenommen hatte. Daher die außergewöhnlichen Metaphern. Es kann ja sein, dass ihr beide und auch viele andere sie für schlecht empfindet, aber ich finde sie gut und stehe zu ihnen.

Blutende Tränen ist eine Personifikation, d.h. einem Ding werden menschliche Eigenschaften zugewiesen. Natürlich ist das nicht wirklich möglich. Doch Personifikationen und Metaphern sind fast alle unmöglich und trotzdem sind sie das Herz der Lyrik. Warum? Sie rufen bestimmte Assoziationen hervor.
Tränen bluten. Warum sollten Tränen bluten? Sie wurden verletzt. Warum verletzt? -> Metapher: eine seelische Verletzung wird mit den folgen einer körperlichen Verletzung beschrieben. Ziel: Tränen = der Regen im Sonnenuntergang (deswegen rot = blut) = meine Tränen = innerer Gemütszustand des lyrischen Ich wird bildlich dargestellt. Ich habe das Gedicht geschrieben, als die Sonne gerade rot unterging. Daher die Idee.

Wie ihr seht, habe ich die Worte wirklich bewusst gewählt. Ich habe auch lange daran geschrieben. Ca. 5 Stunden für die paar Zeilen.

Ich verstehe wirklich, wenn einem das Gedicht nicht gefällt. Der Expressionismus hat auch vielen nicht gefallen. Ich will das Gedicht aber nicht ändern. Trotzdem danke für eure Anregungen.  Very Happy  Vielleicht berücksichtige ich die in einem meiner nächsten Gedichte...

Hier mal ein Beispiel für ein expressionistisches Gedicht, dass ich damals schon kannte:

Zitat:
Paul Boldt (1885 - 1918 /19 )

Auf der Terrasse des Café Josty

Der Potsdamer Platz in ewigem Gebrüll
Vergletschert alle hallenden Lawinen
Der Straßentrakte: Trams auf Eisenschienen,
Automobile und den Menschenmüll.

Die Menschen rinnen über den Asphalt,
Ameisenemsig, wie Eidechsen flink.
Stirne und Hände, von Gedanken blink,
Schwimmen wie Sonnenlicht durch dunklen Wald.

Nachtregen hüllt den Platz in eine Höhle,
Wo Fledermäuse, weiß, mit Flügeln schlagen
Und lila Quallen liegen - bunte Öle;

Die mehren sich, zerschnitten von den Wagen. -
Aufspritzt Berlin, des Tages glitzernd Nest,
Vom Rauch der Nacht wie Eiter einer Pest.

---------------
Ich hoffe ihr versteht, was ich meine. Es ist nicht eine Frage der Metaphern, sondern der Epoche, der ich mein Gedicht zuordne.

Liebe Grüße,

Melissa


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SylviaB
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Beitrag17.08.2007 10:24

von SylviaB
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Also Melissa, jetzt kann ich dich noch viel weniger verstehen.
Das Gedicht, welches du als Beispiel genommen hast, ist ein Sonett von Paul Boldt. Und was darin steht ist absolut stimmig und erklärbar.
Was blutende Tränen nicht sind.
Ich könnte es dir nun auseinander flücken. Denn bei diesem Gedicht spielt nicht nur die Wortwahl eine große Rolle sondern auch der Reim selbst, der einen an bestimmten Stellen schneller lesen läßt.

Und etwas als -falsch- einzustufen bedeutet nicht, dass man es nicht mag.
smile nur dass es einfach falsch ist! Wenn jemand sagt: Die Wiese ist blau rot karriert sagst du ja auch nicht: Stimmt! Sondern, nö die ist grün!

Aber ich respektiere natürlich, dass du dieses Gedicht so lassen möchtest wie es ist. Allerdings, wenn du es hier reinstellst, musst du mit solchen Kritiken rechnen. Nicht böse sein bitte

Lieben Gruß
Sylvia


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Melissa
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Beitrag17.08.2007 11:27

von Melissa
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Ich bin euch nicht böse. Wie gesagt, ich habe ja mit solchen Kritiken gerechnet. Nur leider ist dieses Gedicht in meinem Lieblingsstil geschrieben....  Embarassed
Mir gefällt mein Gedicht, auch wenn das Gedicht schwer zu verstehen ist. Die Verschmelzung der Realität mit Verbildlichungen der Gefühle. Das ganze dann als Metapher. Natürlich ist das ganze sehr irreal. Aber wer sich darauf einlässt, wer sowas mag, dem könnte das Gedicht meiner Meinung nach gefallen.
Schade eigentlich, dass es doch so vielen nicht gefällt. Vielleicht werde ich dann lieber nicht so viele Gedichte dieser Art hier in diesem Forum reinstellen. Mal schauen.

Ach ja, und natürlich ist Paul Boldts Gedicht tausend mal besser als meins. Das ist klar. Ich wollte es nur einmal als Metaphernvergleich mit in die Diskussion einbringen.

Denn folgende Zeilen konnte selbst meine Deutschlehrerin nicht perfekt entschlüsseln:
Zitat:
Wo Fledermäuse, weiß, mit Flügeln schlagen
Und lila Quallen liegen - bunte Öle;


Die Quallen bzw. Öle sind klar. Bei den Fledermäusen dachte sie an Laternenlicht, dass im Regen flackert. Aber sicher war sich meine Deutschlehrerin da auch nicht.

Melissa


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Brynhilda
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Edgar Allan Poe (1809 bis 1849) - Zum 200. Geburtstag
Beitrag17.08.2007 11:36

von Brynhilda
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Melissa hat Folgendes geschrieben:
Ich bin euch nicht böse. Wie gesagt, ich habe ja mit solchen Kritiken gerechnet. Nur leider ist dieses Gedicht in meinem Lieblingsstil geschrieben....  Embarassed
Mir gefällt mein Gedicht, auch wenn das Gedicht schwer zu verstehen ist. Die Verschmelzung der Realität mit Verbildlichungen der Gefühle. Das ganze dann als Metapher. Natürlich ist das ganze sehr irreal. Aber wer sich darauf einlässt, wer sowas mag, dem könnte das Gedicht meiner Meinung nach gefallen.


Liebe Melissa!

laß dich nicht von Kritik allzu sehr aus der Bahn werfen. Wichtig ist, daß du dir treu bleibst. Das ist generell im Leben wichtig. Du schreibst so, wie du bist, und einen anderen Stil wirst du nur dann entwickeln können, wenn du eine Persönlichkeit veränderst und dein ganzes Wesen.
Ich habe auch Dichter, die ich liebe, verehre und anbete, die meine künstlerischen Helden und Vorbilder sind, und dennoch weiß ich, daß ich nie so werden kann wie sie, weil ich Ilka bin und bleiben werde, mit meiner Persönlichkeit, meiner Seele, meinen Erfahrungen und meiner Lebensgeschichte.
Und das gilt auch für dich. Du bist Melissa und wirst Melissa bleiben, und das ist auch gut so.

Schreib also weiter. Wie gesagt: Manchmal ist die Liebe, mit der ein Gedicht geschrieben wurde, wichtiger als alle Vorgaben der Poetik.
Und in diesem Gedicht steckt, so empfinde das ich ganz persönlich, sehr viel Liebe.


Liebe Grüße,
Ilka
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SylviaB
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Beitrag17.08.2007 12:36

von SylviaB
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Naja, aber eigentlich ist es bekannt was Paul Boldt damit meinte. Und es ist genauso schlüssig wie der Rest seiner Metaphern.
Die Lila Quallen und bunten Ölen sind die Farben die von Autos und aus den Fabriken kommen und der Rauch bei Nacht stammt auch daher. Die Fabriken hatten damals auch Nachts geöffnet und das sollte es zeigen. Ganz einfach und schlicht. Man muss seine Betrachtung aus dem Künsterlerlokal heraus sehen.
Dann noch - wie Eiter einer Pest - könnte auch zu Missverständnissen führen aber ist genauso schlüssig. a. Die Pest und Eiter ist stimmig. b. Es geht um die Krankheiten Berlins. Also auch null Problem.

Expressionistisch bedeutet nicht, irgendwelche Metaphern zu nutzen die es nicht gibt. Es bedeutet mit vielen Vergleichen zu arbeiten ja, aber sie müssen einer Betrachtung auch stand halten. Wenn Paul Boldt ein Dichter ist, den du magst, dann lerne anhand von seinen Texten. Versuche sie nachzuvollziehen, dann siehst du wie schlüssig seine Vergleiche sind.
Wir können gern einmal alle seine Vergleiche unter die Lupe nehmen. Sie werden allesamt stand halten.

Dein Gedicht ist nicht schwer zu verstehen. Es ist schlichtweg nur mit Metaphern bestückt die "falsch" sind. Sie halten einer näheren Betrachtung nicht stand.
Das ich dein Gedicht mag habe ich schon geschrieben aber ich verschließe deshalb nicht die Augen vor seinen Fehlern.

Entschuldige aber ich musste arbeiten, daher eine so späte Antwort. Das mache ich ungern in einer solchen Diskussion.

Lieben Gruß
Sylvia


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Beitrag17.08.2007 18:03

von Melissa
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Zitat:
Die Lila Quallen und bunten Ölen sind die Farben die von Autos und aus den Fabriken kommen und der Rauch bei Nacht stammt auch daher.

Also meine Deutschlehrerin hätte mir wohl keine Punkte gegeben, wenn ich etwas von Fabriken geschrieben hätte. Die lila Quallen seien laut ihr die bunten Öle, also Öle, die Autos beim Fahren verloren haben. Und der Eiter bedeutete bei mir im Unterricht Heilung, da Eiter den schmutz entfernt. Also, handelt das Gedicht von Neuanfang durch Zerstörung des Alten. Was ich damit sagen will: Dieses Gedicht ist eben nicht eindeutig zu entziffern.

Zu meinem Gedicht: Ersteinmal, du schreibst, es sei einfach zu verstehen. Warum hat dann noch niemand "meine" Deutung erkannt? Ich kann ja mal kurz erläutern, wie ich dass Gedicht gemeint habe:


In der ersten Ebene beschreibe ich einen Sonnenuntergang. Es regnet. Der Regen entwickelt sich zu einem Gewitter. Es wird Nacht.
In der zweiten Ebene vergleiche ich den Sonnenuntergang mit dem Schicksal der Menschen. Ich beginne mit der Sonne. Warum Sonne? Ich spiele auf die globale Erwärmung an. Sie hängt tief am Horizont, weil es mit den Menschen bergab geht. Warum fällt sie? Gut, zugegeben, es ist etwas übertrieben, aber ich beschreibe den Weltuntergang (oft Thema bei Expressionisten). Also die Folgen, die es haben könnte, wenn die Menschen nicht bald reagieren.
Zitat:
Wolken und dichte Nebelhügel
durchdringen die Dämmerung.
Blutende Tränen fließen dröhnend bergab
Die drei Verse sollen nochmals Untergangsstimmung schaffen, halt im Vergleich mit dem Sonnenuntergang.
Wir stürzen schweigend in die Tiefe, weil wirklich nur wenige etwas gegen die Klimaerwärmung unternehmen, die meisten ignorieren es und schweigen.
Inzwischen ist es Nacht. Dunkel. Alle Hoffnung scheint schon verloren, plötzlich blitzt es. Es wird also für kurze Zeit heller im "Feuer der Vernunft". Soll heißen, dass man kurz aktivistisch etwas dagegen unternimmt, danah aber gar nichts mehr macht.

Zitat:
Und in Ewigkeit, einsam und verlassen,
weint das letzte Gefühl und geht in Tränen unter.

Heißt, dass die paar Leute, die etwas gegen die Klimaerwärmung unternehmen wollten, alleine keine Chance haben und deswegen verzweifeln. Sie gehen in Tränen unter, weil Tränen ja schon mit Regen gleichgesetzt wurden. Durch die Klimaerwärmung wird es ja mehr regnen. Na ja, und das soll halt auf den Weltuntergang hindeuten.

Es ist natürlich kein expressionistisches Gedicht, aber ich wurde doch zu der Zeit stark vom Expressionismus beeinflusst. Ich denke, das größte Problem, das ihr mit dem Gedicht habt, ist dass die zwei Ebenen des Gedichts zu stark verschmelzen. Aber genau das gefällt mir ja so gut, denn es schafft Athmosphäre.

In der Hoffnung, euch jetzt nicht auch noch den letzten positiven Gedanken gegenüber meinem Gedicht geraubt zu haben und viele liebe Grüße,

Melissa


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SylviaB
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Beitrag17.08.2007 20:16

von SylviaB
Antworten mit Zitat

Also wenn deine Deutschlehrerin die Fabriken, die eindeutig für den Rauch in der Nacht stehen, nicht mit einbezogen hat, sollte sie ihren Beruf überdenken. Wink

Leicht zu verstehen bedeutet auch nicht, deine Gedanken dazu zu übernehmen sondern sich selbst ein Bild machen zu können. Also rein subjektiv gesehen. Es muss dem Leser etwas sagen und das ist nunmal selten das was der Autor wirklich meinte. Ausser es sind klare und deutliche Aussagen (also nicht mit verschlungenen Metaphern oder verworrenen Bildern)

Aber eigentlich hast du schon bestätigt, dass dein Gedicht gar nicht schlecht sein kann! Wir diskutieren darüber! Wir schreiben über den Inhalt, die Art des Geschriebenen und darüber ob Metaphern stimmig sind. Also... ist es doch interessant.  wink

Und mir hast du den Spaß garantiert nicht genommen. Und schon gar nicht die positiven Gedanken. Es macht mir sehr viel Freude mit dir über Gedichte zu diskutieren. Seien sie nun von Paul Boldt oder von dir.  smile extra

Ganz lieben Gruß
Sylvia


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Beitrag18.08.2007 00:39

von Melissa
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Ich denke, damit lässt es sich leben  Very Happy Schön, dass du das Gedicht noch magst, obwohl dir die Metaphern missfallen  Wink

Doch, wo genau beschreibt Boldt in dem Gedicht Rauch?

Liebe Grüße,

Melissa


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Beitrag18.08.2007 01:20

von SylviaB
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Guten Morgen  

na in der letzten Zeile

Zitat:
Die mehren sich, zerschnitten von den Wagen. -
Aufspritzt Berlin, des Tages glitzernd Nest,
Vom Rauch der Nacht wie Eiter einer Pest.


Vom Rauch der Nacht - Das sind die Fabriken die auch Nachts geöffnet hatten. Er sah die Großstadt als Krank-machend an. Deshalb auch - Eiter einer Pest. Was daran Gesund sein sollte - wo der Eiter der Pest doch eher absolut ansteckend ist und die Krankheit damit nicht - raus eitert - kann ich nicht erkennen.
Wenn etwas Eitert, wird der Schmutz nicht rausgeschwemmt. Der Krankheitskeim wird eher weiter verbreitet. Auch ist die Stelle dann schon so entzündet, dass sie kaum von selbst heilen kann. Also deine Deutschlehrerin hatte eine merkwürdige Interpretation.

Aber so sieht halt jeder etwas anderes in einem Gedicht.
 Rolling Eyes
Wir werden ihn kaum fragen können.  Wink


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Beitrag18.08.2007 10:15

von Melissa
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Oh, hab den Rauch grad einfach nur überlesen  Embarassed Komisch, dass unsere Interpretationen wirklich so unterschiedlich sind... Meine Deutschlehrerin ist aber eigentlich eine sehr gute Lehrerin und sie war auch die beste Lehrerin, die ich jemals hatte  Shocked Und für die Gedichtsinterpretation dieses Gedichts habe ich bei ihr eine 1- bekommen, obwohl ich die heilende Wirkung von Eiter nicht mal drin hatte...
Aber wenn ich ehrlich sein soll, gefallen mir sowieso die Art von Gedichten am liebsten, bei denen der Leser selbst entscheiden kann, wie er oder sie das Gedicht versteht. Das ist so schön ungezwungen und der Leser kann das Gedicht dann einfach nur genießen. Deswegen mag ich den Symbolismus ganz gerne  Very Happy Ich habe ein paar Gedichte versucht im Symbolismus zu schreiben. Vielleicht stelle ich mal eins rein. Naja, und dann liebe ich natürlich auch gesellschaftskritische Gedichte, so wie dieses hier.

Liebe Grüße,

Melissa


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von Dietmar
Dietmar DSFo Winter-Schreibwettbewerb 2007 0 18.12.2007 13:34 Letzten Beitrag anzeigen

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