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Tom Busenliner Schneckenpost
T Alter: 36 Beiträge: 11
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T 13.08.2011 02:57 Die nötige Finesse von Tom Busenliner
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Robert hatte sich in der Scheune aufs Stroh gelegt. Er schaute zur Decke und träumte vor sich hin.
Heute war ein schöner Tag gewesen.
Er war durch die Wälder gewandert, hatte auf eine Wiese Rast gemacht und war am späten Nachmittag in eine kleine Stadt gekommen. Ein paar Stunden hatte er auf dem Marktplatz gesessen, um dem geschäftigen Treiben zuzusehen. Dann hatte er seinen Weg fortgesetzt und war wieder in die Wälder gelaufen.
Ein wohliger Schauer durchfuhr ihn und er kuschelte sich tief in seinen Mantel. Draußen wurde es dämmrig und kalt, aber seine Haut war noch warm von der Sonne..
Er schaltete sein winziges Radio an und hielt es sich direkt ans Ohr. Wenn er leise damit hörte, hielten die Batterien eine Ewigkeit.
Gemütlich lag er da, lauschte der Musik und schaute zum Scheunentor hinaus.
Ein Blitz zuckte am Himmel, gefolgt von einem gewaltigen Donnerschlag. Schlagartig fing es an, in Strömen zu regnen. Ein kalter Lufthauch wehte in sein Lager. Robert zog seinen Mantel noch fester um sich.
Zum Glück bin ich hier sicher, dachte er.
Der prasselnde Regen wirkte einschläfernd. Der alte Mann schloss die Lider und fühlte, wie der Schlaf begann, seine Sinne zu übernehmen.
Auf einmal waren Stimmen vor der Tür zu hören.
Sofort war Robert wieder hellwach und richtete sich auf.
Zwei junge Männer kamen in die Scheune gestolpert, völlig außer Atem. Sie hatten Rucksäcke auf dem Rücken, die sie jetzt auszogen und auf den lehmigen Boden fallen ließen.
„Mann, so ein Scheiß“, sagte der eine.
„Wenigstens sind wir jetzt im Trockenen Vielleicht hört’s gleich wieder auf.“
„Und wenn nicht? Ich hab keine Lust hier zu übernachten.“
Still standen sie da und schauten dem Regen zu, der draußen gleichmäßig auf die Felder rauschte.
„Was war das?“, fragte der eine plötzlich.
„Was denn?“
„Da hat grade irgendwas geraschelt.“
Beide drehten sich um. In der Ecke entdeckten sie Robert, der aufrecht dasaß und sie beobachtete.
Der eine von den Jungen lachte.
„Schau mal, hier wohnt ein Penner!“
„Bist du sicher? Schaut eher aus wie ein rasierter Affe.“
Jetzt lachten beide. Robert sah betreten zu Boden. Es passierte ihm zwar immer wieder, aber er konnte sich nicht dran gewöhnen. Es tat immer wieder weh.
„He, alter Mann, willst du dich nicht lieber raus in den Regen stellen?“, rief ihm einer zu.
„Genau!“, fügte der andere hinzu. “Dann würde es hier drin nicht mehr so stinken.“
Beide kicherten wieder.
„Ach komm lassen wir ihn. Der ist wahrscheinlich eh so besoffen, dass er uns nicht versteht.“
Sie nahmen ihre Rucksäcke und setzten sich auf den Boden, ein Stückchen von Robert entfernt an die Wand gelehnt.
So saßen alle still und hörten dem gleichmäßigen Regen zu.
Ein Rumpeln am Scheunentor schreckte sie auf. Im dämmrigen Licht erschien eine völlig durchnässte Gestalt. Erschrocken sprangen die jungen Männer auf. Robert blieb liegen, aber er beobachtete den Neuankömmling mit großer Anspannung.
Es war ein kräftiger Mann, aber mit Buckel, vielleicht hatte er Roberts Alter.
Er trat ein und merkte, dass Menschen in der Scheune waren.
Erschrocken blieb er stehen. Einen Augenblick später war er zurückgesprungen und hatte eine Pistole aus seiner Jacke gerissen.
Robert blieb fast das Herz stehen. Die jungen Männer schrieen vor Schrecken.
„Bleibt ganz ruhig stehen!“, fauchte der Mann.
Nervös trat er von einem Fuß auf den anderen, die Pistole fest auf die Jungen gerichtet.
„Wenn Sie unser Geld wollen …“
„Halt’s Maul! Ich will alles, was ihr dabeihabt. Packt es in euren Rucksack, aber schnell.“
Am ganzen Körper zitternd leerten die beiden ihre Taschen und stopften den Inhalt in die Rucksäcke.
Der Mann grinste zufrieden.
„Und jetzt stellt euch in die Ecke zu dem Penner!“, befahl er.
Die Jungen gehorchten.
„Jetzt zieht euch aus!“
Sie sahen sich verwirrt an.
„Ich werd’s euch nicht zweimal sagen!“, brüllte der Mann. Speichel tropfte von seinem Mund.
„Zieht euch aus, ihr Wichser!“
Hilflos begannen sie, ihre Hosen zu öffnen.
Robert beobachtete die Szene entsetzt, sein Gesicht war weiß vor Wut und Fassungslosigkeit. Der andere Mann beobachtete lüstern seine Opfer, schwer atmend und die Pistole fest umklammert.
Ein Blitz erleuchtete das Innere der Scheune, gefolgt von einem gewaltigen Donnerschlag. Kurz ließ sich der Mann ablenken und schaute nach draußen.
Robert reagierte sofort. Mit einem Satz sprang er zu dem Verbrecher, umklammerte seine Beine und brachte ihn zu Fall. Die Pistole fiel zu Boden. Robert hielt den Mann unten und setzte sich ihm auf den Oberkörper. Dann prügelte er auf sein Gesicht ein, bis er sich nicht mehr wehrte. Er riss ihn herum und hielt seine Hände auf dem Rücken fest. Der Mann wimmerte.
Robert atmete schnell, sein Gesicht glänzte vor Schweiß.
„Los, haut ab!“, rief er den Jungen zu.
Erschrocken und sprachlos standen sie da. Dann schlossen sie sich mit zitternden Händen die Hosenknöpfe, packten ihre Rucksäcke und bewegten sich hinaus. Mit großen Augen sahen sie ihren Retter an, unfähig ein Wort zu sagen. Der Regen hatte aufgehört.
Weitere Werke von Tom Busenliner:
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Prunkbold Leseratte
Alter: 35 Beiträge: 177
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13.08.2011 15:34
von Prunkbold
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...
Ja, die zuckenden Blitze und das Regenambiente rund um die Scheune
gefallen, die Szenen mit dem Penner, den zwei Jungen und dem Pistolero
waren unausgegoren, plump.
Ich glaube, die Geschichte will dieses beschämende Gefühl darstellen, dass Leute kriegen,
wenn sie jemanden mal verunglimpft haben und dieser jemand dann mal nett ist.
Das ist nicht gelungen.
mit Grüßen, Dummbold
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Tom Busenliner Schneckenpost
T Alter: 36 Beiträge: 11
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LucyFox Wortedrechsler
Alter: 34 Beiträge: 50 Wohnort: Zwischen den Seiten
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15.08.2011 00:20
von LucyFox
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Hallo Tom Busenliner
*wink*
Hier mal ein paar Gedanken:
Zitat: | Es passierte ihm zwar immer wieder, aber er konnte sich nicht dran gewöhnen. Es tat immer wieder weh. |
Daraus kann man entweder schließen, dass er wirklich Penner ist, oder aber, dass er nur oft dafür gehalten wird. Vielleicht wäre es ganz gut, kurz zu erfahren, woher Robert kommt. Bzw, weswegen er durch die Gegend zieht.
Oh, und da ist eine Wiederholung: immer wieder
Zitat: | Zum Glück bin ich hier sicher, dachte er. |
Robert scheint ja fremd in der Gegend zu sein. Zudem wird er wohl kein oder nur wenig Geld mit sich mitführen, weswegen er vermutlich in der Scheune ist. Wahrscheinlich hat er die Besitzer auch nicht um Erlaubnis gefragt (zumindest wird das nicht erwähnt, womit der Gedanke naheliegend ist). und ihnen auch nichts bezahlt.
Sicher sollte er sich da also eher weniger fühlen.
Weiter frage ich mich, weswegen die zwei Wanderer sich nicht zuerst umsehen, bevor sie ihre Rucksäcke absetzen. Da könnte sich ja sonstwas oder in deinem Falle wer eingenistet haben.
Und dann ist es recht merkwürdig, dass die beiden einfach so, lautstark über Robert herziehen.
1: Er könnte ja aggressiv und/oder bewaffnet sein
2: Da es in Strömen schüttet und es wahrscheinlich ist, dass sie mehrere Stunden zusammen verbringen müssen, wäre es unklug, es sich sofort mit dem Mann zu verscherzen. (Im Falle von Punkt 1)
3: Wahrscheinlicher wäre es, wenn sie sich leise über Robert lustig machen würden. Der Regen dürfte ja recht laut sein, da bekommt er das nicht mit.
Die Story mit dem Räuber ist, finde ich, etwas unglaubwürdig. Wie wahrscheinlich ist schon, dass in so kurzen Abständen so viele Personen zufällig in der selben Scheune landen?
Das Ereignis hätte ich persönlich vielleicht etwas nach hinten verschoben. Dass es lange regnet und die zwei Männer irgendwann einschlafen. Stunden später werden sie dann durch den Krach, den der Räuber macht, aufgeschreckt.
Statt, dass alles so dicht hintereinander passiert.
Und warum will er nichts von Robert? Auch ein Penner kann das eine oder andere Wertvolle besitzen. Ein Schmuckstück zB, von dem er sich nie trennen konnte...
Sonst finde ich die Geschichte ganz gut. Sie lässt sich flüssig lesen und ist zu Anfang recht atmosphärisch. ^^
LG
Foxy
_________________ Wer nicht kämpft hat schon
verloren. Wer nicht aufgibt, geht
den Weg menschlicher Würde!
-Alucard |
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Tom Busenliner Schneckenpost
T Alter: 36 Beiträge: 11
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T 15.08.2011 03:29
von Tom Busenliner
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Hallo,
vielen Dank für deine ausführliche Kritik.
Ich glaube, wenn man einen Charakter zu sehr beschreibt, wird man der Kurzgeschichte nicht mehr gerecht. Dem Leser sollte ein bisschen Raum zum Phantasieren gelassen werden. Ich habe es also nicht unabsichtlich offen gelassen.
Das mit dem Sicherfühlen stimmt. Es war auf den Regen bezogen, aber vielleicht könnte ich das deutlicher machen.
Das mit dem Umsehen stimmt auch. Ich habe mich schwergetan, das kurz und passend in die Geschichte einzubauen.
Dass die Wanderer (oder was auch immer) so offen lästern, finde ich merkwürdig, aber nicht unrealistisch. Vielleicht sehen sie Penner oder Landstreicher einfach nicht als vollwertige Menschen an und meinen deshalb, sich alles erlauben zu können. Leider ein verbreitetes Phänomen.
Immerhin sind sie ja zu zweit und müssen nicht unbedingt einen Angriff fürchten.
Die Menschen sind deshalb gleichzeitig in der Scheune, weil sie sich alle unterstellen mussten.
Du hast recht, es ist unrealistisch, dass der Räuber nichts von Robert will. Ich werde nochmal nachdenken, wie man das besser lösen könnte.
Freut mich, dass du dir so viele Gedanken gemacht hast.
Liebe Grüße!
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lady-in-black Bitte nicht füttern
Beiträge: 1474 Wohnort: Killer Förde
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15.08.2011 09:06 Re: Die nötige Finesse von lady-in-black
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Tom Busenliner hat Folgendes geschrieben: | Robert hatte sich in der Scheune aufs Stroh gelegt. Er schaute zur Decke und träumte vor sich hin.
Heute war ein schöner Tag gewesen.
Er war durch die Wälder gewandert, hatte auf eine Wiese Rast gemacht und war am späten Nachmittag in eine kleine Stadt gekommen. Ein paar Stunden hatte er auf dem Marktplatz gesessen, um dem geschäftigen Treiben zuzusehen. Dann hatte er seinen Weg fortgesetzt und war wieder in die Wälder gelaufen.
Ein wohliger Schauer durchfuhr ihn und er kuschelte sich tief in seinen Mantel. Draußen wurde es dämmrig und kalt, aber seine Haut war noch warm von der Sonne..
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Moin,
mal abgesehen davon, dass mir die "Moral von der Geschichte" in dieser Form leider auch nicht ganz so gut gefällt und ich mir ebenfalls ein paar zusätzliche Informationen über Robert wünschen würde, halte ich den Anfang auf jeden Fall für überarbeitungsbedürftig. Da fehlt ein wenig die nötige Finesse ...
_________________ - Ich würde mich gerne geistig mit Dir duellieren ... aber ich sehe Du bist leider unbewaffnet.
- Nein, Stil ist nicht das Ende vom Besen.
- Ich spreche fließend ironisch, auch im sarkastischen Dialekt. |
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LucyFox Wortedrechsler
Alter: 34 Beiträge: 50 Wohnort: Zwischen den Seiten
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15.08.2011 14:33
von LucyFox
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Zitat: | Ich glaube, wenn man einen Charakter zu sehr beschreibt, wird man der Kurzgeschichte nicht mehr gerecht. |
Solche Informationen kann man unauffällig einflechten. Sozusagen mal am Rande erwähnen. Ein Wort oder eine Andeutung kann da reichen
Du könntest zB.
Wenn er ein Penner ist: Erwähnen, dass er nichts dabei hat, oder dass seine Kleidung völlig kaputt und verdreckt ist, oder dass er etwas zu Essen dabei hat, das er sich zuvor erbettelt hat..... etc.
Wenn er auf Wanderschaft ist: Erwähnen, dass er einen Rucksack dabei hat, oder kurz erwähnen, dass er schon so und so lange auf Reisen ist
Zitat: | Immerhin sind sie ja zu zweit und müssen nicht unbedingt einen Angriff fürchten. |
Vielleicht keinen direkten, aber der Mann könnte eine Schusswaffe haben.
Und wie gesagt, so strömender Regen ist laut genug, um sich über jemanden lustig machen zu können, ohne dass er es mitbekommt. (Damit es in die Story passt, kann er ja einige Satzfetzen aufschnappen)
Zitat: | Die Menschen sind deshalb gleichzeitig in der Scheune, weil sie sich alle unterstellen mussten. |
Aber alle so kurzfristig hintereinander? Solche Scheunen liegen ja normalerweise eher etwas abseits. Deswegen (finde ich zumindest) ist es etwas unlogisch, bzw. doch seeeeeehr zufällig und wirkt, als geschehe das alles der Geschichte wegen. (Oder, um es kurz zu machen: wirkt auf mich persönlich eben etwas aufgesetzt)
Sorry, wir haben im Unterricht so viele Kurzgeschichten durchgeprügelt, dass sich mir so was eben aufdrängt
_________________ Wer nicht kämpft hat schon
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-Alucard |
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Tom Busenliner Schneckenpost
T Alter: 36 Beiträge: 11
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lady-in-black Bitte nicht füttern
Beiträge: 1474 Wohnort: Killer Förde
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15.08.2011 14:52
von lady-in-black
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Tom Busenliner hat Folgendes geschrieben: | Ich hab jetzt bloß kurz die beiden Kommentare überflogen, weil ich in Zeitnot bin.
@lady
Die Vorvergangenheit ist doch richtig, weil es sozusagen in einer Rückblende abläuft. |
Geht nicht um die Vorvergangenheit, sondern dass sich die div. Wiederholungen einfach nicht so schön lesen. Der Text klingt dadurch sehr ... *grübel* ... "simpel".
_________________ - Ich würde mich gerne geistig mit Dir duellieren ... aber ich sehe Du bist leider unbewaffnet.
- Nein, Stil ist nicht das Ende vom Besen.
- Ich spreche fließend ironisch, auch im sarkastischen Dialekt. |
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