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Aus den Memoiren einer fürsorglichen Mutter


 
 
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Emilie
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
E

Alter: 31
Beiträge: 12



E
Beitrag28.03.2011 01:15
Aus den Memoiren einer fürsorglichen Mutter
von Emilie
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Aus den Memoiren einer fürsorglichen Mutter

Ich bin Mutter. Ich kann das. Täglich verdiene ich mein Brot, meiner Kinder Brot. Täglich mache ich den Haushalt. Sauge, trockne das Geschirr ab, Wasche ab. Ich bin standhaft.

Doch was machen meine Kinder? Nichts und alles. Sie lernen für die Schule. Ich bin standhaft-

Oder? Es gibt Tage, an denen ich am liebsten alles über den Haufen werfen würde. An denen ich nicht aufstehen möchte. Diese Angst vor dem, was der Tag bringt, sitzt zu tief als dass ich sie einfach ignorieren könnte. Wie sehne ich mich nach Freunden! Doch sie kommen nicht. Ich bin standhaft-

Aber Freunde habe ich keine. Das liegt darin bedingt, dass Menschen Schweine sind. Man kann ihnen nicht vertrauen. Zuerst denken sie an sich selbst, dann an ihre Familie. Wie man es bereits an meinem liebenswürdigen Bruder sieht, der, von meiner lieben Mutter bevorzugt, vom Erzkommunisten zum Erzkapitalisten avancierte. Mitglied des Sozialbeirats. Gewerkschaftssekretär. Unternehmensberater. pfft. Ich bin standhaft-

„Mama, wann gibt es Mittagessen?“, jeden Tag bekoche ich sie, meine Kinder. Damit sie eines Tages im Wettstreit um das größte Schwein-Sein aufleben, wie mein Bruder werden. Ich habe sie schon viel zu weich erzogen. Sie meinen es zu gut. Mit allen. Ich bin standhaft.

Und doch wünsche ich, dass irgendjemand mich erlöst. Ich will will will auch nur ein Mensch sein. Yoga machen. Zeitung lesen. Hörbuch hören und Sudoku spielen. Mehr nicht. ich bin standhaft-

Denn zu so was wie Yoga habe ich keine Zeit. Ich muss meine Kinder teils vor sich selbst schützen. „Scheiß Göhr!“, schrie mein Wilhelm meine Alexandra an. Scheiß Göhr. Sie sei nicht emanzipiert; dabei wusste Wilhelm noch nicht einmal, was Emanzipation bedeutet. In Realität war sie nämlich sehr viel emanzipierter als er. Zeigte politisches Engagement. Ich bin standhaft.

Ich entsinne mich noch dessen, dass mein Wilhelm meiner kleinen Alexandra das Trommelfell zerschlug. Sie musste damals ins Krankenhaus, zur Trommelfellerweiterung. Wir saßen auf dem Balkon und aßen Heidelbeeren, Lichtblicke zwischen anti-Trombose-Spritzen, die es mir gelang, ihr zu bescheren. Wenigstens das.

Ich werde niemals untergehen. Meine Tochter hat wohl Recht damit, dass ich meine Kinder nicht richtig erzogen habe. So sind sie wie Wildkraut gewachsen, gehorchen nur sich selbst. Emanzipierte Menschen eben. Sie werden standhaft sein. Standhafter als ich es jemals war.


Halloechen.

~Ich habe diese Geschichte sicherheitshalber in die Werkstatt gepackt. Ueber Rueckmeldungen wuerde ich mich ganz derbe freuen.


Danke,
Emilie

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Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag28.03.2011 17:50

von Mr. Curiosity
Antworten mit Zitat

Hallo Emilie,

da du neu hier bist, ein herzliches Willkommen meinerseits smile
Dass du den Text in die Werkstatt geschoben hast, war, denke ich, ganz richtig. Was mir ganz gut gefällt ist der leicht abgehackte Stil, der gut zum Charakter der Figur passt, den du hier rüberbringen willst, also trotzig, verbittert und unsicher.
Nichtsdestotrotz kann mich dieser Text noch nicht überzeugen, da er sich eher wie ein Gedankenreport liest. Die Figur reflektiert sozusagen nur ihre desolate Situation. Greifbar wird ihre Lage dadurch noch nicht.
Du schreibst, um mal ein Beispiel zu nennen, dass sie sich nach Freunden sehnt. Das könnte auch darin deutlich gemacht werden, dass sie Vereinen oder sowas beitritt oder oft an Orte geht, wo sich viele Menschen rumtreiben, wo sie sich aber dennoch ausgeschlossen fühlt. Du könntest beschreiben, dass sie andere Menschen dabei beobachtet, wie ausgelassen sie miteinander plaudern, während sie selbst nur dabei sitzt und schweigt. Sie versucht krampfhaft Gespräche aufzubauen und  scheitert daran. Sind nur Beispiele, aber so verdeutlichst du ihre Gefühle an konkreten Situationen und sie lassen sich besser nacherleben.

Zitat:
Wie man es bereits an meinem liebenswürdigen Bruder sieht, der, von meiner lieben Mutter bevorzugt, vom Erzkommunisten zum Erzkapitalisten avancierte. Mitglied des Sozialbeirats. Gewerkschaftssekretär. Unternehmensberater.


Auch diese Stelle ist sehr trocken geschrieben, weil du zu allgemein bist. Hier solltest du konkreter werden, denn unter einem "Erzkommunisten" und "Erzkapitalisten" kann man sich zunächst gar nichts vorstellen.

Achja, noch eine Kleinigkeit:
Zitat:
Lichtblicke zwischen anti-Trombose-Spritzen, die es mir gelang, ihr zu bescheren


Hier musste ich dreimal lesen, bevor ich wusste, was du meinst. Unglückliche Formulierung.

------------

Ich hoffe, die Anmerkungen helfen ein wenig weiter. Viel Spaß noch weiterhin.

LG David


_________________


"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."

(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris")
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag29.03.2011 12:32

von Alogius
Antworten mit Zitat

Moin,

meinem Vorredner möchte ich mich in den genannten Punkten anschließen. Aber weil mir das jetzt nicht reicht, werde ich auch genauer.^^

Zum Text:

Tatsächlich gefällt mir der Stil. Nur aus sprachlicher Sicht betrachtet, ist der Text sehr ordentlich geschrieben, weil er die äußere Situation durch eine konsequente Vermeidung allzu verschachtelter Konstruktionen darstellt. So sind die Sätze (bis auf wenige Ausnahmen) betont kurz gehalten. Es entsteht durch diese Form eine Ahnung des inneren Zustands der Protagonistin. Alles wirkt leer, genau wie die sprachliche Anordnung es zeigt. Dieser Fragmentcharakter des Textes wirkt sehr überzeugend.
Die Ausnahmen, etwas längere Sätze, stehen in einem angemessenen Verhältnis zu den kurzen Passagen; damit wird dem Leser nicht langweilig, da auch ein "zu konsequent" gehaltener Stil anstrengend oder ermüdend sein kann - das vermeidest du durch die besagten Ausnahmen also.

Aber auch ich möchte anmerken, dass manche der formal guten Konstrukte inhaltlich (also in dem, was sie sagen und wie sie dies tun) etwas schwächeln. Es entsteht also formal der Eindruck, den du als Autor intendierst, aber auf der Ebene des Gesagten (also der verwertbaren Information für den Leser) fehlt es an Ausdruckskraft. Vieles wird umrissen, ohne dabei die Chance wahrzunehmen, weiter ins Detail zu gehen, eine Emotion oder einen bleibenden Eindruck beim Lesenden zu erreichen.
Dass kein Missverständnis aufkommt: Die Intention ist schon klar, aber sie sollte durch mehr Konflikt, mehr Bildebenen oder am besten durch konkretisierende Beispiele der bedrückenden Situation verdeutlicht werden.

Einige Beispiele dazu:

Zitat:
Ich bin Mutter. Ich kann das.

Der Start ist übrigens klasse. Mir gefällt das Grau zwischen den mutlos und resigniert wirkenden, knappen Zeilen.

Hier
Zitat:
Es gibt Tage, an denen ich am liebsten alles über den Haufen werfen würde. An denen ich nicht aufstehen möchte. Diese Angst vor dem, was der Tag bringt, sitzt zu tief als dass ich sie einfach ignorieren könnte. Wie sehne ich mich nach Freunden! Doch sie kommen nicht.

wäre ein perfektes Beispiel für die Kritik:
Es ist klar, was mit ihr los ist. Sie resigniert, ist gefangen im Alltag, in den Pflichten, hat aber ihre Sehnsüchte, die sich nicht erfüllen. Und zwar weil sie selbst nicht daran glaubt.
Genau diese Reflexion deiner Figur könntest du vertiefen (nicht durch eine Änderung der Sprache, denn das ist absolut in Ordnung so), indem du diese Gefühle und die Leere zeigst anhand von beispielhaften Situation, die diesen Zustand verbildlichen. David hat da ein paar sehr gute Beispiele gebracht; da schließe ich mich an.

Hier
Zitat:
Das liegt darin bedingt, dass Menschen Schweine sind. Man kann ihnen nicht vertrauen. Zuerst denken sie an sich selbst, dann an ihre Familie. Wie man es bereits an meinem liebenswürdigen Bruder sieht, der, von meiner lieben Mutter bevorzugt, vom Erzkommunisten zum Erzkapitalisten avancierte. Mitglied des Sozialbeirats. Gewerkschaftssekretär. Unternehmensberater.

gilt dies auch.
Außerdem möchte ich auf rein inhaltlicher Ebene bemerken, dass die markierte Zeile sicher Folge der Verbitterung der Figur ist, aber gleichsam von einem Leser missverstanden werden kann. Erklärung dazu: Ganz sicher sind viele Menschen Schweine, aber alle? Diese Pauschalisierung ist subjektives Resultat des Erlebten, schon klar - aber es kann missinterpretiert werden als eine misanthropische Neigung deiner Figur, und das soll sicher nicht gemeint sein; sie ist doch eher homophob oder depressiv, aber nicht so negierend wie die Textstelle es eventuell im Leser als Aussage erzeugen könnte, oder?
Der "Erzkommunist" und "Erzkapitalist" ist mir zu wenig verdeutlicht. Darunter kann man sich an dieser Stelle zu viel vorstellen, aber wenig Konkretes.

Noch einmal inhaltlich:
Zitat:
„Mama, wann gibt es Mittagessen?“, jeden Tag bekoche ich sie, meine Kinder. Damit sie eines Tages im Wettstreit um das größte Schwein-Sein aufleben, wie mein Bruder werden.

Dass eine Mutter ihre Kinder "bekocht" ist an sich ziemlich normal. Ich kenne es aus meiner Kindheit.^^
Dass die Figur dies als äußerlichen Ausdruck ihrer desolaten Situation betrachtet, den Sinn darin (außer dass die Kinder Schweine werden könnten) nicht erkennt, klingt aufgrund ihrer Wahrnehmung von sich und der Welt nachvollziehbar, ist gleichsam aber krass und könnte das Mitleid, das ich mit ihr empfinde, schmälern. Immerhin sind es ihre Kinder. Sie KÖNNTEN schweinerig werden, das muss aber nicht passieren.
Die Kritik liegt vielleicht eher in der direkten Formulierung, in der die Kinder bereits jetzt durch ihre Mutter vorverurteilt werden, so zu werden wie ihr Bruder oder die meisten Menschen.
Vielleicht etwas abschwächen? Das Schweinsein rausnehmen?

Zitat:
Ich will will will auch nur ein Mensch sein. Yoga machen. Zeitung lesen. Hörbuch hören und Sudoku spielen. Mehr nicht.

Hier könntest du detaillierter werden. Vielleicht ein paar andere Beispiele bringen, was sie alles tun will. Für einen Moment könnte sie ihre Träume äußern, die Gelegenheit solltest du nutzen.
Dies "Ich will will will" gefällt mir aber sehr.

Zitat:
Wir saßen auf dem Balkon und aßen Heidelbeeren, Lichtblicke zwischen anti-Trombose-Spritzen, die es mir gelang, ihr zu bescheren.

Ja, das ist etwas holprig.
Mal ein Beispiel zur Umstellung:
"Wir saßen auf dem Balkon, aßen Heidelbeeren. Lichtblicke zwischen Antithrombosespritzen."
Fertig. So verzichtest du auf die unnötig komplizierte Konstruktion, die ich im Zitat unterstrichen habe.

Das waren jetzt so viele Beispiele, dass der Text ausschaut, als hätte ich eine Katze zerhacken wollen.
Ist natürlich so nicht gemeint. Ich wollte nur aufzeigen, möglichst genau, woran es hapert.
Denn der Text lohnt, etwas überarbeitet zu werden - er ist nämlich unabhängig meiner Anmerkungen gut geschrieben.

Fazit also:

Eine feine Idee, die du sehr geschickt ausformuliert hast (Sprache, Stil), die aber durch inhaltliche Überarbeitung (mehr Beispiele / Details) nur gewinnen kann.

Lg

Tom


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The Brain
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Wohnort: Over the rainbow


Beitrag29.03.2011 14:40

von The Brain
Antworten mit Zitat

Liebe Emilie,

kann hier meinen Vorrednern kaum noch etwas hinzufügen ... Ist nicht schlecht geschrieben - bewusst ohne all zu viel Emotion - und genau das ist der Punkt. Das ist das Spagat, dass es zu meistern gilt. Die Gefühle der Prota an Hand von detaillierten Schilderungen klar herausstreichen, ohne sie in Gefühlen ertrinken zu lassen. Der Weg ist der Richtige. Alogius hat die ja schon sehr viel hilfreiche Anmerkungen mit auf den Weg gegeben, die ich jetzt nicht wiederholen mag.


Liebe Grüße


Brain


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Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.

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Emilie
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
E

Alter: 31
Beiträge: 12



E
Beitrag01.04.2011 14:30

von Emilie
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Leute,

vielen Dank auch bei diesem Text fuer die viele Konstruktive Kritik.

Ich habe den Text jetzt nochmal ueberarbeitet und finde ihn eigentlich ganz ok.

Allerdings habe ich den inhaltlichen Teil mit dem "Bekochen" nicht abgeaendert, da dieser Text fast genau an meine Mutter angelehnt ist. Sie ist der Meinung, dass sie uns zu sehr bekocht.

Auch den Teil mit dem Schwein-Sein habe ich beibehalten, auch hier, weil meine Mutter tatsaechlich zum Misanthropismus neigt.

Ueber weitere Kritik freue ich mich sehr.


Dankeschoen nochmals.
Emilie


Aus den Memoiren einer fürsorglichen Mutter

Ich bin Mutter. Ich kann das. Täglich verdiene ich mein Brot, meiner Kinder Brot. Täglich mache ich den Haushalt. Sauge, trockne das Geschirr ab, Wasche ab. Ich bin standhaft.

Doch was machen meine Kinder? Nichts und alles. Sie lernen für die Schule.
Sie haben Freunde. Ein Leben. Machen Taekwondo oder nehmen an Poetry Slams teil. Ich bin standhaft-

Oder? Es gibt Tage, an denen ich am liebsten alles über den Haufen werfen würde. An denen ich nicht aufstehen möchte. Diese Angst vor dem, was der Tag bringt, sitzt zu tief als dass ich sie einfach ignorieren könnte. Doch sie kommen nicht. Die Freunde.
Neulich feierte mein Sohn seinen Geburtstag in unserem Kleingarten. Konversation. Sie unterhielten sich alle untereinander, auch meine Tochter tat dies, doch waren sie mir gegenüber feindselig, sprachen nie mit mir; die Stiefmutter der Freundin meines Sohnes protzte gar damit, dass ihre Tochter Augenoptikerin sei. Meine Kinder haben eine Zwangsstörung und eine Psychose. Ich bin standhaft-

Aber sie sind nicht hier, nicht hier bei mir, werden es niemals sein. Das liegt primär darin bedingt, dass Menschen Schweine sind. Man kann ihnen nicht vertrauen. Zuerst denken sie an sich selbst, dann an ihre Familie. Wie man es bereits an meinem liebenswürdigen Bruder sieht. Er bekam immer alles. Und ich nichts. Ich erinnere mich noch genau daran, wie er mich stets dazu überredete, doch Spielzeugautos für mich selbst zu kaufen, mit denen dann aber immer er und niemals ich spielte. Grundzüge eines avancierenden Kapitalistenschweins. Ai, denn so muss man in der Welt sein. Karriere ist das Maxim non plus ultra. Ich bin standhaft-

„Mama, wann gibt es Mittagessen?“, jeden Tag bekoche ich sie, meine Kinder. Damit sie eines Tages im Wettstreit um das größte Schwein-Sein aufleben, wie mein Bruder werden. Ich habe sie schon viel zu weich erzogen. Sie meinen es zu gut. Mit allen. Ich bin standhaft.

Und doch wünsche ich, dass irgendjemand mich erlöst. Ich will will will auch nur ein Mensch sein. Yoga machen. Zeitung lesen. Hörbuch hören und Sudoku spielen. Ich möchte eine Ausbildung zur Seniorenassistenzkraft machen, nein, am liebsten möchte ich am Uhrwerk drehen und die Zeit zurück drehen, sodass ich mich erneut für einen Studiengang entscheiden darf. Dann würde ich nicht Innenarchitektur, sondern Modedesign wählen. Doch ich darf nicht. Ich muss für meine Kinder sorgen, ich muss. Sie würden sowieso nicht mithelfen. Nicht im Haushalt. Doch ich bin standhaft-

Denn zu so was wie Yoga habe ich keine Zeit. Ich muss meine Kinder teils vor sich selbst schützen. „Scheiß Gör!“, schrie mein Wilhelm meine Alexandra an. Scheiß Gör. Sie sei nicht emanzipiert; dabei wusste Wilhelm noch nicht einmal, was Emanzipation bedeutet. In Realität war sie nämlich sehr viel emanzipierter als er. Zeigte politisches Engagement. Ich bin standhaft.

Ich entsinne mich noch dessen, dass mein Wilhelm meiner kleinen Alexandra das Trommelfell zerschlug. Sie musste damals ins Krankenhaus, zur Gehörgangserweiterung. Wir saßen auf dem Balkon und aßen Heidelbeeren. Lichtblicke zwischen anti-Trombose-Spritzen und Gleichgewichtssinn bedingter Übelkeit. Wenigstens das.

Ich werde niemals untergehen. Meine Tochter hat wohl Recht damit, dass ich meine Kinder nicht richtig erzogen habe. So sind sie wie Wildkraut gewachsen, gehorchen nur sich selbst. Emanzipierte Menschen eben. Sie werden standhaft sein. Standhafter als ich es jemals war.
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Emilie
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E

Alter: 31
Beiträge: 12



E
Beitrag06.04.2011 18:33

von Emilie
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,

Ich fürchte, dass mein Monolog nach der Änderung keine Rückmeldungen bekommt. Gerade jetzt, da ich vieles geändert habe, hätte ich gerne ein feedback. Ich finde ihn gut so.. und wüsste nicht, was ich noch verändern könnte. Und möchte auch gar nichts mehr ändern.


Vielen Dank schonmal.
Emilie
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