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Das brauende Ur-Glosen


 
 
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AzurneGlocke
Geschlecht:männlichErklärbär
A

Alter: 32
Beiträge: 4



A
Beitrag22.03.2011 21:41
Das brauende Ur-Glosen
von AzurneGlocke
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,

mit folgendem Text wollte ich das Moment der Sozialisierung und Kultur-Findung im Ritus der Immersion abstrakt darstellen, die Einfindung in eine Gesellschaft und in das Leben.

Original finden sich die Zeilen eingebettet, sind jetzt nur ein Auszug.

Ich selbst empfinde das Geschriebene als eher aufdringlich, bin insgesamt sehr gespannt, was sich an kritisierender Wertung regen wird.


Das brauende Ur-Glosen

Nachdem ich aufgestanden war,  wollte ich, weil ich Zeit übrig hatte - ich war unbegründet, aber zuträglich krank geschrieben -, einige Runden schwimmen gehen. Ich hatte mich unter diesem Willen nicht weit zu bewegen, wohne schließlich in einer sehr kundenfreundlich ausdifferenzierten Stadt. Man sagt ja, regelmäßiges Schwimmen ließe den menschlichen Körper in Sachen Muskulatur und Beweglichkeit förmlich anschwellen und endlich sogar exponiert explodieren.
Man schlägt sich in der Mannheit zwar nicht, pflegt aber in der Hitzes des einen Gefechtes einen Kalten Krieg, rüstet auf und schreckt ab, versucht die eigene Ideologie und Idiotie möglichst attraktiv an fruchtbare,   an Hügeln und Ebenen reiche Drittländer zu verkaufen.
Bisher habe ich mich kaum umgesehen, auf Soziales blickend, war daher kaum integriert und selten unter Freunden,  war in keiner Gemeinschaft vertreten, als Diplomat meiner Selbst.
Dass ich daran etwas ändern musste, war mir natürlich klarer als jede andere Daseins-Suppe;  man muss die Speichervolumina  in fremden Hirnen mit Aufschriften wie "Arbeitskumpel" oder eben "Der Typ aus dem Schwimmbad"  stetig erweitern, an seiner Ausdehnung arbeiten.
So sorgt man nämlich dafür, dass sich die Existenz verfestigt.
Vor den Becken hielt man mich für blöd oder unentschlossen oder für beides.
Der Kassierer war ganz offensichtlich geistig zurückgeblieben, mit seinem grinsenden Gesicht, den Haaren, so ganz ohne Frisur, den sich verschränkenden Fingern und dem Mindestlohn.
„Wie lange wollen Sie drin bleiben?", war die Frage, die mich, auf die Preisliste stierend und etwas planlos, unter Druck setzte, „Das sollten Sie sich gut überlegen: Ihre Haut könnte aufweichen, Sie könnten sich überanstrengen." Der quietschdoof strahlende Kerl an der aquamarinen Kasse nahm seinen Job sehr ernst, füllte geradezu eine Funktion aus, dieser BIO-Automat.
„Ich meine: Es macht keinen Sinn, den weiten Weg von draußen herzukommen und einen durchaus angemessenen Preis zu zahlen, wie Sie sehen können, wenn man eh nicht lange bleiben will - oder kann; das Schwimmen könnte Ihnen gut tun. Sie sollten also wissen, was Sie tun."
Ich warf ihm etwas hin und ging rein.
Die nachfolgende Umkleide war und ist auch heute noch, wie man es von öffentlichen Bädern in öffentlichen Städten erwartet, unangenehm schmutzig und von einem zudrückenden Zwang, primitiv in jedem einzelnen auf dem Boden liegenden Haar, in jeder Hautschuppe animalisch brüllend.
Die Duschen waren nicht nur für mich allein gemauert worden und gehalten, vielmehr befand sich eine ganze Horde, haarig, fern der Perfektion und menschelnd, in reger Erwartung.
Gravitätisch leierte das Brett  seine in die Zukunft werfende Determinations-Heiligung.
Dann bin ich in der wogenden Wasser- und Fleischmasse des Bades untergetaucht. Die Sonne flutete golden erhitzend, alles Schlechte zu entrinnender Schlacke schmelzend  bis auf den Grund hinab über die Wasseroberfläch; alles wurde wohlig warm und kühlte angenehm ab; dann, als ich wieder auftauchte, aus dem vor und durch Menschen glühenden Becken, mit Menschen an den Seiten, in ihm drin und gerade einsteigend,  war meine Kraft gestählt, die Energie gebündelt, der ganze Körper, vom limbischen System bis zum Anus, in seinem Zweck, zu kommunizieren und das Leben schleifend zu gentrifizieren, verinnerlicht, verpflichtet. Es war das Moment gekommen und gegangen, das mich vom zweibeinigen und federlosen Tier zum Einkaufs-Center versprechenden Siedler machte. Zwar trocknete ich mich ab, verlor aber nichts an sprühender Benetzung.

Weitere Werke von AzurneGlocke:
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Humpenstemmer
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 53
Beiträge: 363
Wohnort: Bremen


Beitrag22.03.2011 21:49

von Humpenstemmer
Antworten mit Zitat

Der erste Satz ist echt heftig, mit seinen Kommas und Bindestrichen.
Ich würde auch mal ganz spontan versuchen, auf die Semikolons zu verzichten.
Ansonsten finde ich den Text recht ansprechend.

mfg
Niels
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Maria
Geschlecht:weiblichEvolutionsbremse

Alter: 52
Beiträge: 5998

DSFo-Sponsor Ei 1
Ei 4


Beitrag22.03.2011 22:25

von Maria
Antworten mit Zitat

Hallo und herzlich willkommen AzurneGlocke,

...nicht nur der erste Satz hats in sich.

Für mich ist -verzeih mir- der gesamte Text unglaublich anstrengend zu lesen. Die Aneinanderreihung von überhobenen Formulierungen wirken auf mich nicht "natürlich". Als würde der Autor versuchen sich (stellenweise) einer Sprache zu bemächtigen, die er zwar kennt, aber für gewöhnlich nicht führt. Hab das mit Deinem Vorstellungstext verglichen, da ist es ähnlich ... nicht geschmeidig, beinahe hölzern. Das ist Kritik am Text - nicht an Dir, wa. Gleich verinnerlichen.  

So überlagert der bisweilen anstrengende Wortschatz den kompletten Inhalt, auf den ich mich auch beim zweiten Mal lesen nicht konzentrieren kann - zuviel lenkt davon ab. Zuviel gewollt, vielleicht?

Was mir auffällt: es kann Deinem durchaus eigenwilligen Gebrauch von  Fremdworten geschuldet sein, aber eine gewisse Beiläufigkeit und Arroganz hat durchaus ihren Reiz. Erdrück das nicht unter geschraubten  Anhäufungen. Das erstickt Dich... und wird stellenweise sogar unfreiwillig komisch:

Zitat:
Gravitätisch leierte das Brett seine in die Zukunft werfende Determinations-Heiligung.


erinnert mich an "Ich liebe Dich" oder auch: In meiner psychologischen Konstitution manifestiert sich eine absolute Dominanz positiver Effekte für eine labile existierende Individualität deiner Person.

Nur zur Veranschaulichung^^


Du schreibst selbst, dass Dir der Text zu aufdringlich erscheint, daher nehme ich an, dass Du ihn so nicht als fix und fertig betrachtest und so einem Verlag / Lektor vorlegen würdest, was dieses Board aber verlangt. In der Werkstatt bekommst Du eine Vielzahl mehr Anregungen und Hinweise auf Entschlankung oder eben auf das, was Du als aufdringlich empfindest.
In Ordnung wenn ich Dein Werk umsiedle? Scheint mir hier sinnvoll wink

Weitermachen.

Gruß
Maria


_________________
Give me sweet lies, and keep your bitter truths.
Tyrion Lannister
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AzurneGlocke
Geschlecht:männlichErklärbär
A

Alter: 32
Beiträge: 4



A
Beitrag23.03.2011 14:03

von AzurneGlocke
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich persönlich nehme gerade die Komplitziertheit und Unnatur des Textes als tragendes Element und immanent wahr, finde gerade daran Gefallen, habe mich aus meiner die Erstellung vollziehenden Subjektiven heraus aber natürlich wesentlich weniger anzustrengen und an den Zeilen abzumühen, als die original unbeteiligte, zum Lesen gezwungene Person.

Schreibend rede ich immer so, was wohl tatsächlich erstickend ist, sich mir aber über Zeit und Erfahrung als Stil entwickelt hat.

Für die Aufmerksamkeit bedanke ich mich, eure Kritik ist mir sehr liebenswert.
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MosesBob
Geschlecht:männlichGehirn²

Administrator
Alter: 44
Beiträge: 18339

Das Goldene Pfand DSFo-Sponsor



Beitrag23.03.2011 14:35

von MosesBob
Antworten mit Zitat

Hallo und herzlich willkommen im dsfo!

Ich schreibe einfach mal drauflos, wie deine Schreibweise auf mich wirkt. Vorweg: Das ist auf keinen Fall gehässig oder niederträchtig gemeint. Es geht nicht um deine Person, sondern allein um die Wirkung deiner Schreibweise auf mich.

AzurneGlocke hat Folgendes geschrieben:
Schreibend rede ich immer so, was wohl tatsächlich erstickend ist, sich mir aber über Zeit und Erfahrung als Stil entwickelt hat.

Wenn du mich fragst, ist das ein schlechter, unleserlicher Stil. Zuerst habe ich diesen Satz von dir gelesen:

AzurneGlocke hat Folgendes geschrieben:
Hallo,

mit folgendem Text wollte ich das Moment der Sozialisierung und Kultur-Findung im Ritus der Immersion abstrakt darstellen, die Einfindung in eine Gesellschaft und in das Leben.

Okay, dachte ich. Mach mal.

Dann kam der Einstieg in deine Geschichte:

AzurneGlocke hat Folgendes geschrieben:
Nachdem ich aufgestanden war, wollte ich, weil ich Zeit übrig hatte - ich war unbegründet, aber zuträglich krank geschrieben -, einige Runden schwimmen gehen. Ich hatte mich unter diesem Willen nicht weit zu bewegen, wohne schließlich in einer sehr kundenfreundlich ausdifferenzierten Stadt. Man sagt ja, regelmäßiges Schwimmen ließe den menschlichen Körper in Sachen Muskulatur und Beweglichkeit förmlich anschwellen und endlich sogar exponiert explodieren.

Das klingt, als versuchtest du, möglichst viele Worte in möglichst vornehmer Sprache möglichst kompliziert in einen Satz zu quetschen. Das Ergebnis ist leider ermüdend. Ich hatte gehofft, dass du dich vielleicht nur am Anfang deiner Geschichte dieser schwülstig-stofflichen Sprache bedienst und dass das Korsett dieser schreiberlichen Steifheit nach und nach von dir abfallen würde, aber das ist leider nicht der Fall, wie zum Beispiel dieser Ausschnitt am Ende zeigt:

AzurneGlocke hat Folgendes geschrieben:
Dann bin ich in der wogenden Wasser- und Fleischmasse des Bades untergetaucht. Die Sonne flutete golden erhitzend, alles Schlechte zu entrinnender Schlacke schmelzend bis auf den Grund hinab über die Wasseroberfläch; alles wurde wohlig warm und kühlte angenehm ab; dann, als ich wieder auftauchte, aus dem vor und durch Menschen glühenden Becken, mit Menschen an den Seiten, in ihm drin und gerade einsteigend, war meine Kraft gestählt, die Energie gebündelt, der ganze Körper, vom limbischen System bis zum Anus, in seinem Zweck, zu kommunizieren und das Leben schleifend zu gentrifizieren, verinnerlicht, verpflichtet.

Das klingt, als würde da jemand sprechen, der sich selbst gern sprechen hört. Soweit, so gut, denn zum Charakter aus der Geschichte würde das passen. Leider verspüre ich keinen Drang, dieser Person zuzuhören. Es ist langweilig. Die Sprache wird mit ihren ständigen Doppelungen und Ergänzungen vorhersehbar. Mein nächster Gedanke war - vielleicht war es auch eher eine Hoffnung -, dass hier schlicht und ergreifend der Versuch eines pragmatisch-arroganten Stils in die Hose gegangen ist. Doch dann habe ich das hier von dir gelesen:

AzurneGlocke hat Folgendes geschrieben:
Ich persönlich nehme gerade die Komplitziertheit und Unnatur des Textes als tragendes Element und immanent wahr, finde gerade daran Gefallen, habe mich aus meiner die Erstellung vollziehenden Subjektiven heraus aber natürlich wesentlich weniger anzustrengen und an den Zeilen abzumühen, als die original unbeteiligte, zum Lesen gezwungene Person.

Schreibend rede ich immer so, was wohl tatsächlich erstickend ist, sich mir aber über Zeit und Erfahrung als Stil entwickelt hat.

Deine Sätze sind Streckbänke. Immer kommt noch ein neues (Füll-)Wort hinzu, ein neuer Vergleich, ein neuer Ausfallschritt, ein neuer Schlenzer, eine neue Kurve. Ganz ehrlich: Deine Geschichte konnte ich leider nur überfliegen. Wenn jemand auf diese Weise mit mir sprechen würde, wie du schreibst, würde ich vermuten, dass er mit seiner geschwollene Sprache entweder etwas kaschieren möchte oder aber zeigen will, was für eine eloquente, geile Sau er doch ist. Ich sag das einfach mal so salopp, bitte nicht böse sein.

Manchmal ist es wesentlich schwieriger, sich knapp und treffend auszudrücken, als ausufernd und vielfältig.

Hast du auch Geschichten parat, in denen du nicht so protzig schreibst? Geschichten, in der die Geschichte im Vordergrund steht, nicht die Sprache?

Beste Grüße,

Martin


_________________
Das Leben geht weiter – das tut es immer.
(James Herbert)

Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt untergeht, wird die eines Experten sein, der versichert, das sei technisch unmöglich.
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Der Weise lebt still inmitten der Welt, sein Herz ist ein offener Raum.
(Laotse)
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Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag23.03.2011 14:59

von Mr. Curiosity
Antworten mit Zitat

Zitat:
Ich hatte mich unter diesem Willen nicht weit zu bewegen, wohne schließlich in einer sehr kundenfreundlich ausdifferenzierten Stadt.


Was soll diese Beamtensprache? Für mich liest sich das unfreiwillig komisch, wie aus dem Reisekatalog eines Kaffs, das nichts zu bieten hat.

Zitat:
Man sagt ja, regelmäßiges Schwimmen ließe den menschlichen Körper in Sachen Muskulatur und Beweglichkeit förmlich anschwellen und endlich sogar exponiert explodieren.


Da packt mich das nackte Entsetzen. "Exponiert explodieren" ... wie kommt man auf so eine Formulierung ohne Störgefühl?

Zitat:
Man schlägt sich in der Mannheit zwar nicht, pflegt aber in der Hitzes des einen Gefechtes einen Kalten Krieg, rüstet auf und schreckt ab, versucht die eigene Ideologie und Idiotie möglichst attraktiv an fruchtbare, an Hügeln und Ebenen reiche Drittländer zu verkaufen.


"Mannheit"? Warum sind die "Hügel und Ebenen" von Belang? Dazu noch absoluter Holzhammer. Was bitte schreibst du hier?

----

Ich könnte jeden Satz kommentieren. Das ist einfach nur umständlich, nicht zumutbarer Stil und langweilig.
Oben habe ich repräsentativen Einblick gegeben, wie die Sätze allgemein auf mich wirken. Mehr nur auf Nachfrage. Sorry, für die harten Worte.

LG David


_________________


"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."

(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris")
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag23.03.2011 15:14

von Alogius
Antworten mit Zitat

Moin,

Zitat:
mit folgendem Text wollte ich das Moment der Sozialisierung und Kultur-Findung im Ritus der Immersion abstrakt darstellen, die Einfindung in eine Gesellschaft und in das Leben.

Lustig ist, dass schon deine einleitenden Worte das Problem des Textes gut darstellen: Du schreibst von Immersion, und nach dem Komma erklärst du den Begriff. Wäre das jetzt schon Teil des Textes, ich würde dich fragen müssen: Warum nicht gleich so? Wozu diese Umschweife?

Na ja, zum Text dann:

Der hat nämlich ein ganz großes Problem. Auf der einen Seite will er beeindruckendes Sprachspiel sein, auf der anderen Seite vermag er es nicht, überhaupt eine Geschichte zu erzählen. Letzteres wäre gar nicht notwendig (den Text kann man auch als Betrachtung gelten lassen, aber war das die Absicht?), wird aber durch die alles durchdringende Sprachwallung sowieso verhindert.
Und diese ist, entschuldige, überzogen. Schachtel klebt an Schachtel, ohne nur einmal etwas Wesentliches zu sagen. Hat man den einen Satz gelesen, ist der andere schon vergessen. Eloquenz ist anders!
Es mag dein Stil sein, den zu finden und zu nutzen du dich entschieden hast. Er ufert aber aus, ohne anzukommen. Inhalt verliert sich in einer Form, die zu gewollt klingt, um überhaupt faszinieren zu können. Selbst die großen Sprachakrobaten wussten, wo eine Grenze zu ziehen ist, damit es überhaupt möglich ist, inhaltlich zu folgen.

Oder mit anderen Worten:
Es besteht absolut kein Dogma gegen Schachtelsätze - ich liebe sie. Und doch muss es auch inhaltlich einen Grund geben, diese Form zu wählen. Es mag sein, dass diese Redeweise zur Figur gehört, aber mir ist das zu wenig konkret; es gibt keine nachvollziehbare Struktur zwischen Inhalt und Form, die dies rechtfertigen würde.
Nach Reduktion auf die wesentlich wirkenden (!) Bestandteile des Textes geht es hier also darum: Typ geht ins Schwimmbad.
Und rund herum soll es um die Einfindung in die Gesellschaft gehen? Indem er bereits anfangs durch die Sprache allein eine Abgrenzung vornimmt, an der Kasse ebenso, und auch am Ende des Textes.
Nochmal: Typ geht ins Schwimmbad. Und weiter?
Das ist keine Geschichte. Das ist aber auch keine Betrachtung, denn so etwas wie Gesellschaftsleben, - kritik oder gar Innenschau finden nicht statt, da alles unter der zu gewollten und mit zunehmender Lesedauer auch fader wirkenden Sprache erdrückt wird.

Selbst kleinste und nebensächlichste Geschehnisse werden in bombastisch wirkende, aber letztlich immer noch sehr banal scheinende Sprachkonstruktionen gepresst. Weder ist das natürlich noch kann es das für irgendwen sein.
Ich habe große Zweifel daran, dass dieser Stil über lange Strecken durchzuhalten ist. Füllwort folgt auf Füllwort, eine sinnlose Spielerei folgt der nächsten.
Meiner Ansicht nach ist es gerade die Kunst, im Schlichten das Wahre zu finden - und nicht, das Wahre unter Sinnlosbombast zu begraben.

Entschuldige die direkte Kritik, aber sie scheint mir nötig.

Du schreibst:
Zitat:
Ich persönlich nehme gerade die Komplitziertheit und Unnatur des Textes als tragendes Element und immanent wahr, finde gerade daran Gefallen, habe mich aus meiner die Erstellung vollziehenden Subjektiven heraus aber natürlich wesentlich weniger anzustrengen und an den Zeilen abzumühen, als die original unbeteiligte, zum Lesen gezwungene Person

1) Der Text ist nicht kompliziert. Er ist überladen und deshalb leider sehr langweilig...
2) Du könntest natürlich etwas relativierender an diese Sache herangehen und dich fragen, ob die Ermüdung nicht eher Resultat der Leere ist, die hinter den Buchstaben des Textes steht.


Lg
Tom


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Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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Ruth
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 43
Beiträge: 831
Wohnort: Monnem


Beitrag23.03.2011 18:57

von Ruth
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Hallo Azurne Glocke,

Solche Sätze muss man erstmal konstruieren können!
Zunächst: Den Anfang fand ich witzig. Bei der "ausdifferenzierten Stadt" wusste ich, woran mich dein Stil erinnert: An den Soziologie-Reader, den ich im Grundstudium durchackern musste. Da gefror mir das Lächeln.

So komme ich zu meinem ganz persönlichen Kritikpunkt: Der Aufwand, den es mich kostet diesen Text entschlüsseln, steht in einem ungünstigen Verhältnis zu der Bedeutung, die er konstituiert.

Oder anders gesagt: Du machst interessante Beobachtungen, aber ich kann sie nicht genießen, weil die ganze Rezeption einfach viel zu anstrengend ist.

Deine Zielgruppe dürfte eher speziell sein und ich zähle  mich auch nicht dazu. Vielleicht bringt es deshalb gar nichts, das ich das gelesen und auch noch kommentiert habe.
Aber ich wollte trotzdem differenzieren: Ich finde deinen Text nicht schlecht geschrieben, nur extrem unzugänglich.
Manche Leute schreiben einfach irgendetwas herunter, ohne überhaupt noch einmal darüber zu gehen, du bist wahrscheinlich das andere Extrem.
In dem Grad, in dem du Kompromisse zugunsten der einfacheren Rezeption eingehst, dürftest du Leser gewinnen.

Systemimmanente Grüße,
Ruth
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AzurneGlocke
Geschlecht:männlichErklärbär
A

Alter: 32
Beiträge: 4



A
Beitrag24.03.2011 14:50

von AzurneGlocke
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Ich habe eure Anmerkungen durchgelesen, danke für die Aufmerksamkeit.

Für Kritik sollte sich niemand entschuldigen, teilt schließlich nur seine Gedanken mit mir.

Die Struktur des Textes ist zweifelsohne unangemessen entgleist: Nicht unbedingt für mein heimwerkerisches Empfinden, aber ganz sicher dann, wenn in einem Forum gepostet wird.  Idea
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