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Die Schuhe


 
 
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San*maal
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
S


Beiträge: 13
Wohnort: Sachsen


S
Beitrag29.01.2011 01:15
Die Schuhe
von San*maal
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich möchte mich mit einem kleinen Text vorstellen, den ich zwar schon ins www gestellt habe, aber dessen Kürze ausschlaggebend meiner Wahl war. Ich hoffe es stört nicht weiter...

Die Schuhe
 
„Ich habe mir heute ein paar sehr elegante Schuhe gekauft. Schwarze Schuhe. Meine ersten eigenen Schuhe.“ Marie strich sanft mit der Hand über das Material. Das Licht spiegelte sich im Lack der Spitzen, welche mit recht feinen Nähten, vom weichen Wildleder gesondert verbunden waren. Mit einem tiefen Atemzug sog sie den Geruch des Leders auf und atmete langsam und lang wieder aus, wobei sie ihre Augen fest verschlossen hielt. „Schau dir doch diese schmalen Absätze an“, sagte sie nach einer Weile „So dünn und fein verarbeitet. Gefallen sie dir?“ Mit strahlenden Augen reichte Marie sie dem Vater. In seinen großen Händen wirkten die Pumps noch zarter, fast schon zerbrechlich. Er drehte sie nach allen Seiten und seine Finger folgten langsam sanft streifend der Form. Traurigkeit erfasste Gerd. Er hätte viel eher auf diesen Wunsch seiner Tochter reagieren sollen. „Du warst mit Mama in der Stadt?“ Marie ruckte aufgeregt in ihrem Stuhl. „Ja, heute Morgen“, verkündete sie voller Stolz. Ich durfte mir das Geschenk zum sechzehnten Geburtstag aussuchen.“ Gerd bemerkte, dass seine Augen feucht wurden und ihm eine kleine Träne die Wange herunterlief, welche er schnell unauffällig verwischte. „Es sind wirklich sehr schöne Schuhe. Du hast eine gute Wahl getroffen.“ Er beugte sich zu Marie hinunter und umarmte sie fest. „Alles Gute zum Geburtstag mein Schatz!“
Dann nahm er das zierliche Mädchen aus dem Rollstuhl brachte sie zu Bett, und sein Blick blieb an den beiden, kurzen Stumpfen der Oberschenkel hängen. Gerd nahm die Pumps, stellte sie vor Maries Bett und gab seiner Tochter einen Kuss.



_________________
„Eine mächtige Flamme entsteht aus einem winzigen Funken.“
Dante Alighieri (1265-1321), ital. Dichter
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derSibirier
Reißwolf
D


Beiträge: 1250



D
Beitrag29.01.2011 09:28

von derSibirier
Antworten mit Zitat

Hallo

Das ist eine sehr gute kleine Geschichte. Man müsste sie etwas ausbauen, vor allem den Anfag, man findet sich nicht gleich zurecht. Schreib besser zu Anfang wer mit wem spricht. Zum Beispiel: "Marie sieht den Vater an ..."

 "langsam" und "lang" liest sich so eng beinander nicht gut, ändere das.

Gruß
Sibirier

edit: Warum ist der Text für dich eine Parabel?
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Gast







Beitrag29.01.2011 10:37

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo San*maal,

und herzlich Willkommen hier. smile

Deine Geschichte gefällt mir gut und die Idee dahinter ist klasse. Dennoch habe ich ein paar kleine Anmerkungen. Die Einordnung in „Parabel“ kann ich nicht nachvollziehen. Für mich ist das Kurzprosa.
Textarbeit wird eigentlich in der Werkstatt geleistet, aber weil du ja noch ganz neu hier bist, sag ich mal was ich ändern würde.

Die Mehrzahl von Stumpf ist Stümpfe.

San*maal hat Folgendes geschrieben:

Das Licht spiegelte sich im Lack der Spitzen, welche mit recht feinen Nähten, vom weichen Wildleder gesondert verbunden waren.


Mit gefallen Relativpronomen nicht sonderlich. Meiner Meinung nach lassen sie Sätze steif wirken. Später im Text kommt das noch mal vor.
Irgendwo fehlt auch ein Punkt – finde ich jetzt nicht wieder.

Ansonsten schöne Geschichte. Ich würde sie dennoch überarbeiten.

Liebe Grüße
Monika
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ELsa
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 74
Beiträge: 1398



Beitrag29.01.2011 17:19
Re: Die Schuhe
von ELsa
Antworten mit Zitat

Hallo Sanmaal, herzlich Willkommen.

Das ist eine feine kleine Geschichte, gute Idee, zart erzählt. Einiges könnte durchaus überarbeitet werden, aber der Erzählbogen ist stimmig.

Wir sind hier in Prosa, wo man, wie mir einige schon sagten, nicht unbedingt Textarbeit macht (andere sagen, dann erst recht), ich hab keine Ahnung, und mach dir ein paar Vorschläge zu den mir fraglichen Passagen:   

San*maal hat Folgendes geschrieben:

„Ich habe mir heute ein paar Paar sehr elegante Schuhe gekauft. Schwarze Schuhe. Meine ersten eigenen Schuhe, Papa.“ Maries Hand strich sanft mit der Hand über das Material. Das Licht spiegelte sich im Lack der Spitzen, welche die mit recht feinen Nähten Stichen, vom weichen Wildleder gesondert, genäht verbunden waren. Mit einem tiefen Atemzug sog sie den Geruch des Leders auf und atmete langsam und lang wieder aus, wobei sie ihre Augen fest verschlossen hielt. „Schau dir doch diese schmalen Absätze an“, sagte sie nach einer Weile,Sso dünn und fein verarbeitet. Gefallen sie dir?“ Mit strahlenden Augen reichte Marie sie dem Vater. In seinen großen Händen wirkten die Pumps noch zarter, fast schon zerbrechlich. Er drehte sie nach allen Seiten und seine Finger folgten langsam sanft streifend der Form. Traurigkeit erfasste Gerd. Er hätte viel eher auf diesen Wunsch seiner Tochter reagieren sollen. „Du warst mit Mama in der Stadt?“ Marie ruckte aufgeregt in ihrem Stuhl. „Ja, heute Morgen“, verkündete sie voller Stolz. Ich durfte sie mir das Geschenk zum s Sechzehnten Geburtstag aussuchen.“ Gerd bemerkte, dass seine Augen feucht wurden und ihm eine kleine Träne die Wange herunterlief. Er verwischte sie schnell. , welche er schnell unauffällig verwischte. „Es sind wirklich sehr schöne Schuhe. Du hast eine gute Wahl getroffen.“ Er beugte sich zu Marie hinunter und umarmte sie fest. „Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz!“
Dann nahm hob er das zierliche Mädchen aus dem Rollstuhl und trug brachte sie zum Bett. , und sSein Blick blieb an den beiden, kurzen Stumpfen Stümpfen der Oberschenkel hängen. Gerd nahm die Pumps, stellte sie vor Maries ihr Bett auf den Flokati und gab seiner Tochter Marie einen Kuss.


Also der Flokati ist bloß ein Beispiel für ein bisschen Flair in Maries Zimmer, das geht natürlich auch anders.

Vielleicht kannst du was brauchen davon, wenn nicht, ist auch ok.

Schöne Szene!

Liebe Grüße
ELsa


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Traumtänzerin
Fähnchen Fieselschreib

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Beitrag29.01.2011 17:48

von Traumtänzerin
Antworten mit Zitat

Hallo San*maal,

dein Text hat mich sehr berührt. Du schaffst es, mittels weniger Worte, eine traurige Geschichte in einer Filigranität und derart dezent darzustellen, wie es nur selten gelingt.
Die Idee ist top.
An der Umsetzung könntest du jedoch noch ein bisschen werkeln. Generell sähe es - in meinen Augen - übersichtlicher aus und läse sich einfacher, wenn du für die direkte Rede immer einen eigenen Absatz reservierst.
Die anderen sprachlichen Auffälligkeiten hat ELsa bereits angemerkt.

Gern gelesen.

LG,
Traumtänzerin


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Gast3
Klammeraffe
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Beitrag29.01.2011 17:56

von Gast3
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Hallo San*maal,

ich schließe mich gern an, ein sehr schöner Text, der auf die Kürze viel vermittelt. Was mir dabei jetzt nur nicht gefällt, ist der Beginn mit der wörtlichen Rede. Da fände ich einen einleitenden Satz schöner.

Mit leuchtenden Augen (Stolz) hielt Marie ihrem Vater ein Paar elegante, schwarze Schuhe entgegen. "Was sagst du dazu, Papa? Sind die nicht wunderschön?", fragte sie. "Meine ersten eigenen Schuhe." Sanft strich sie mit der Hand ...

Das jetzt nur als Beispiel.

Lieben Gruß
schneestern


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Bananenfischin
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Beitrag29.01.2011 18:33

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Hallo San*maal,

für mich funktioniert dieser Text inhaltlich nicht.
Das überraschende Ende versetzt mir als Leser einen kleinen Schock und soll mich zum Nachdenken bringen. Mögliche Botschaft: Erfüll dir deine Träume, auch wenn sie (für andere) keinen Sinn ergeben.
Aber ich habe mich stattdessen gefragt: Wie kann dieses Mädchen sechzehn sein? Ihr Verhalten passt nicht recht dazu. Und für dieses Alter, für einen Menschen, der mit seiner Behinderung schon länger lebt, kommt mir dieser Wunsch nach Schuhen einfach zu realitätsfern vor, um auf diese Art ausgelebt zu werden. Vielleicht mag der Wunsch da sein, ich könnte mir dann aber vorstellen, dass er sogar schambesetzt ist. Dass sie sich Schuhe im Internet bestellt und sie heimlich in ihrem Zimmer anschaut und bewundert, das ist ein für mich realitätsnäheres Szenario.
Auch die Art, wie ihre Eltern offensichtlich mit ihr umgehen, hat mich irgendwie gegruselt. Unterschwellig hat sich bei mir das Gefühl eingeschlichen, dass die Eltern ihre Tochter unselbständig und abhängig halten. Zu erwarten wäre für mich, dass eine Sechzehnjährige sich auch mit dieser Behinderung vollkommen selbständig bewegt, innerhalb der Wohnung womöglich sogar außerhalb des Rollstuhls, da die Fortbewegung auf den Händen bei sehr kurzen Beinstümpfen viel geschmeidiger möglich ist. Keinesfalls würde ich erwarten, dass ihr Vater sie zu Bett bringen muss.

Sprachliche Feinheiten wurden schon erwähnt.
Gut gefallen hat mir, wie du die Sinne beim Beschreiben der Schuhbetrachtung angesprochen hast. Ich hatte Ledergeruch in der Nase.

Liebe Grüße
Bananenfischin


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seitenlinie
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Beitrag29.01.2011 19:14

von seitenlinie
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Hallo San*maal,

so wie die Geschichte aufgebaut ist, finde ich das grenzwertig.

Aus weiblichem Schuhtick und schlimmer Behinderung wird
durch zurück gehaltene Informationen eine tragische Pointe konstruiert.

Die bislang geschmackloseste Cinderella-Story.


Gruß,
Carsten
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Gast3
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Beitrag29.01.2011 19:52

von Gast3
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Frauen und Schuhtick, das gehört nun mal zusammen. Aber dass diese Tatsache jetzt die Basis für eine geschmacklos konstruierte Pointe bildet, lese ich aus der Geschichte nicht heraus.

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Ilona
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I
Beitrag29.01.2011 20:23

von Ilona
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Beim heutigen Stand der Prothesen fragt man sich, weshalb ein 16 jähriges Mädchen im Rollstuhl sitzt, nur weil es keine Beine hat. Das scheint mir sehr realitätsfern.

Die geschilderten Schuhe passen zu einer 40 jährigen beim Vorstellungstermin auf einer Bank. Geschmacklos finde ich das nicht, sondern schlecht konstruiert.

Ich habe schon Leute allein im Rollstuhl den Bus besteigen sehen und einen Rollifahrer beim tanzen beobachtet. Insofern passt das alles nicht recht.Bananenfischin sagte es schon, ein bisschen bemüht, ein bisschen zu sehr die bedeutungskeule geschwungen.

Grüße

Ilona
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Alogius
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag30.01.2011 19:31

von Alogius
Antworten mit Zitat

Moin,

hier wurden schon verschiedene Aspekte angesprochen. Wenn sich das nun wiederholt, tja, dann, dann soll es das wohl...

Zum Text:

Aus sprachlicher Sicht gibt es einige Holprigkeiten, die den Text schwer leserlich machen.
Es wurde schon angesprochen, dass da einige Umstellungen (vor allem anfangs) hilfreich wären, die Geschichte für den Leser flüssiger zu gestalten. Die wörtliche Rede am Beginn könnte zum Beispiel durch die im Text danach stattfindende Geste des Mädchens eingeleitet werden, und nicht umgekehrt. Auch wären Absätze zwischen den Reden besser.

Inhaltlich sehe ich das so:

Auf mich wirkt Deine Protagonistin extrem kindlich. Ob das nachvollziehbar ist, dass man in dem Alter so spricht, sich im Prinzip so abhängig macht von Vater oder Mutter - trotz einer Behinderung? In meinen Augen nicht.
Mir scheint es, so kann man es lesen (aber es ist so nicht beabsichtigt), dass hier ein Geflecht von negativen Abhängigkeiten besteht. Dass man dies als Leser derartig missdeuten kann, ist ein Problem des Textes.

Die Auflösung, dass es sich bei der Figur um ein körperlich behindertes Mädchen handelt, löst in mir keine Nachdenklichkeit und auch keine Rührung aus.
Dazu wirkt die ""Pointe"" für mich zu zynisch, auch wenn sie so nicht beabsichtigt gewesen ist. Diese Lesart wird einem nicht aufgezwungen, aber sie ist vorhanden durch die Entscheidung, den Text auf diese Weise ausklingen zu lassen.
Um der Überraschung wegen nimmt der Text sich die eigene Unschuld, könnte man auch sagen.
Auch wirkt der Text dadurch nur scheinbar bedeutungsschwer, lebt er doch nur vom tragischen Ausklang.

Gefällt mir so nicht.

Lg

Tom


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Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt.
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seitenlinie
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Pokapro 2015


Beitrag30.01.2011 21:02

von seitenlinie
Antworten mit Zitat

Alogius hat Folgendes geschrieben:

Dazu wirkt die ""Pointe"" für mich zu zynisch, auch wenn sie so nicht beabsichtigt gewesen ist.


Hallo Tom,

die Pointe war beabsichtigt, das ist ja mein Kritikpunkt.
Ein geistreicher Überraschungseffekt ist ein Mittel, einem kurzen Text literarische Qualität zu verleihen.

Die geistreiche Überraschung wird in diesem Text dadurch vorbereitet, dass dem Leser etwas vorgegaukelt wird:
ein 16-jähriges Mädchen, das sich darauf freut, ihre wunderschönen Schuhe zu tragen.

Das ist kein Missgeschick. Die Intention dieser Geschichte ist die Pointe.

Man muss sich dazu einen Kurzfilm vorstellen, wo der Zuschauer am Anfang nur den Oberkörper eines Mädchens
zu sehen bekommt und ihre schönen neuen Schuhe. Der Zuschauer freut sich mit dem Mädchen.
Erst am Ende zeigt uns die Kamera ihre Beinstümpfe.

Gruß,
Carsten
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Alogius
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag30.01.2011 21:37

von Alogius
Antworten mit Zitat

seitenlinie hat Folgendes geschrieben:
Alogius hat Folgendes geschrieben:

Dazu wirkt die ""Pointe"" für mich zu zynisch, auch wenn sie so nicht beabsichtigt gewesen ist.


Hallo Tom,

die Pointe war beabsichtigt, das ist ja mein Kritikpunkt.
Ein geistreicher Überraschungseffekt ist ein Mittel, einem kurzen Text literarische Qualität zu verleihen.

(...)

Das ist kein Missgeschick. Die Intention dieser Geschichte ist die Pointe.

(...)


Die Schlusspointe ist ja auch mein (negativer) Kritikpunkt. Ausführungen dazu: siehe oben.
Dieser "(geistreiche) Überraschungseffekt" schränkt den Text ein, bindet ihn in eine Richtung, von der ich persönlich glaube bzw. hoffe, dass der Autor sie nicht mit dieser Absicht gesetzt hat. Meine Vermutung ist, dass die Auflösung tragisch, aber nicht zynisch sein sollte. Das ist natürlich ziemlich in die Hose gegangen.
Sollte ich mich irren - und das geschah in voller Absicht der Intention - dann empfinde ich das auch als geschmacksarm...

Texte (oder Filme, weil hier das Beispiel kam), die auf eine geistreiche oder treffende Pointe hin aufbauen, sind eine gute Sache. Gefahr ist, dass sie auf diese reduziert werden und im gleichen Atemzug vergessen werden. Deshalb muss das wirken, über den ganzen Text hinaus - auch mehrfach.
Hier ist das nicht so.
Dazu kommt der für mich sehr strittige Tenor des gesamten Textes inklusive seiner Wendung.


Lg

Tom


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Ruth
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Wohnort: Monnem


Beitrag30.01.2011 21:56

von Ruth
Antworten mit Zitat

Meiner Ansicht nach hättest du das Glaubwürdigkeitsproblem gelöst, wenn du einfach das Alter der Protagonistin ändern würdest.
Ich würde sie wesentlich jünger machen zum Beispiel 5 oder 6. Bei einem so kleinen Kind könnte ich mir vorstellen, dass die Eltern diesen Wunsch erfüllen.
Die Wunscherfüllung an sich finde ich nicht fragwürdig, Schuhe sind einfach schön und viele Menschen besitzen z.B. auch Schmuck, den sie selten oder nie tragen.
Ich würde es als tröstlich ansehen, dass sie die Schuhe wenigstens besitzen kann, wenn sie auch schon nicht laufen kann.

Aber es ist für mich unrealistisch, dass sie zum einen den Wunsch schon ihr ganzes Leben hatte und ihn trotzdem (in der Pubertät!) nicht gegen den Willen der Eltern erfüllt hat, und zum Anderen, dass sie mit 16 nicht ein abgeklärteres Verhältnis zu ihrer Behinderung hat.  

LG,
Ruth
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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag30.01.2011 22:29

von Alogius
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Zitat:
und viele Menschen besitzen z.B. auch Schmuck, den sie selten oder nie tragen.

Was ist denn das für ein Vergleich? Keinen Schmuck zu tragen, das dürfte wohl in 99 Prozent der Fälle eine freiwillige Entscheidung sein, oder?
Hier aber ist dem nicht so. Aus der Sicht betrachtet ist die Handlungsweise des Mädchens noch weniger zu verstehen, vom Standpunkt des Lesers ausgehend.

Zitat:
Ich würde es als tröstlich ansehen, dass sie die Schuhe wenigstens besitzen kann, wenn sie auch schon nicht laufen kann.

Ein Trost? Ist es nicht vom Text her eine zynische Geste?

Ich möchte nicht diskutieren, aber die Warhnehmung durchaus auf diesen Effekt verschieben:
Der Text verharmlost meiner Meinung nach, und zum Wohle seiner Pointe konstruiert er ein Szenario, das so nicht nachvollziehbar ist und vom Leser durchaus auch als Zynismus aufgefasst werden kann.


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San*maal
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S
Beitrag30.01.2011 23:37

von San*maal
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Ich danke euch für das Feedback. Leider klappt es nicht mehrere Texte zu zitieren, deshalb versuche ich es so.

Bananenfischin hat geschrieben:
Mögliche Botschaft: Erfüll dir deine Träume, auch wenn sie (für andere) keinen Sinn ergeben.
Falsch. Die Botschaft ist: Behinderte Teenager haben die gleichen Bedürfnisse wie Nichtbehinderte. Übertrieben mit dem Wunsch nach Schuhen dargestellt.

seitenlinie hat geschrieben:
so wie die Geschichte aufgebaut ist, finde ich das grenzwertig.
Aus weiblichem Schuhtick und schlimmer Behinderung wird
durch zurück gehaltene Informationen eine tragische Pointe konstruiert.

Beleidigungen, gerichtet an die weibliche Bevölkerung, sehe ich jetzt als destruktiv.

Fazit: Der Text ist mir wirklich nicht gelungen. Es war mir nicht möglich, durch einen anspruchslosen Dialog und reiferes Alter der Protagonistin, eine leichte mentale Retardierung darzustellen.
Mich würde jetzt interessieren, wie ich es besser machen kann. Erkennbare Sprachfehler einzubauen könnten den Leser überfordern...

Mein Ziel war: Ich möchte mit der Porta. erkennbar machen, dass auch Menschen die »Anders« sind Träume, Ziele, Liebe ... haben.


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Bananenfischin
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Silberne Harfe



Beitrag31.01.2011 00:31

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Zitat:
Fazit: Der Text ist mir wirklich nicht gelungen. Es war mir nicht möglich, durch einen anspruchslosen Dialog und reiferes Alter der Protagonistin, eine leichte mentale Retardierung darzustellen.
Mich würde jetzt interessieren, wie ich es besser machen kann. Erkennbare Sprachfehler einzubauen könnten den Leser überfordern...


Ich hatte mir überlegt, ob du möglicherweise eine geistige Behinderung hattest andeuten wollen.
Das liest man aber deshalb nicht heraus, weil eine Behinderung, wie das Mädchen sie hat, in der Regel eben nicht mit einer geistigen einhergeht, egal, ob sie nun genetisch oder unfallbedingt ist. Das passt so einfach nicht zusammen bzw. wäre im Ergebnis dann einfach "too much".

Zitat:
Bananenfischin hat geschrieben:
Mögliche Botschaft: Erfüll dir deine Träume, auch wenn sie (für andere) keinen Sinn ergeben.
Falsch. Die Botschaft ist: Behinderte Teenager haben die gleichen Bedürfnisse wie Nichtbehinderte. Übertrieben mit dem Wunsch nach Schuhen dargestellt.

Zitat:
Mein Ziel war: Ich möchte mit der Porta. erkennbar machen, dass auch Menschen die »Anders« sind Träume, Ziele, Liebe ... haben.

Naja, so falsch lag ich mit meiner "möglichen" Vermutung deiner Intention dann ja nicht. So oder so: Sie kommt "schief" an, ich möchte da Alogius zustimmen. Schief deshalb, weil die Intention in der Form, in der der Text jetzt steht, nicht wirklich rüberkommt, und zweitens auch, weil mir die eigentlich Aussage - jetzt mal absichtlich etwas überspitzt ausgedrückt - zu sein scheint: Versuche, NICHT anders zu sein, hänge lieber dem Wunsch nach Normalität nach, anstatt aus deinem Anderssein das Beste zu machen und Ziele zu suchen und zu verwirklichen, die du auch erreichen kannst.

Liebe Grüße
Bananenfischin


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