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Alfred Wallon Klammeraffe
Alter: 66 Beiträge: 639 Wohnort: 86156 Augsburg
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29.12.2010 12:36
von Alfred Wallon
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@ Peter:
Wir beide haben so völlig unterschiedliche Ansichten wie Feuer und Wasser.
Trotzdem meine Frage: ist es irgendwie verwerflich, sich mit allen Mitteln so zu engagieren, dass am Ende des Prozesses ein veröffentlichtes Buch steht? Diejenigen, die irgendwann ihr erstes gedrucktes Buch in den Händen halten, wissen, was dies für ein spezieller Moment ist und den man nur dann verstehen kann, wenn man das schon mal erlebt hat. Ist bei mir übrigens noch immer so...
Man kann doch trotzdem von seiner Arbeit überzeugt sein, die man geleistet hat - selbst in dem Bewusstsein, dass Marcel Reich-Ranicki niemals einen Blick darauf werfen wird. Ich will auch nicht bei Suhrkamp veröffentlichen oder Essays über die "unerträgliche Einsamkeit der menschlichen Seele zwischen Mitternacht und Morgengrauen" ausarbeiten.
Ich will schreiben und unterhalten. Wenn mir das Publikum dies durch entsprechende Verkaufszahlen dankt, ist dies meine Bestätigung.
_________________ Mit freundlichen Grüßen / Best Regards
Alfred Wallon |
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pna Grauzonenjunkie
Alter: 59 Beiträge: 1603 Wohnort: Wien, Ottakring
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29.12.2010 13:42
von pna
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Alfred Wallon hat Folgendes geschrieben: | @ Peter:
Wir beide haben so völlig unterschiedliche Ansichten wie Feuer und Wasser.
Trotzdem meine Frage: ist es irgendwie verwerflich, sich mit allen Mitteln so zu engagieren, dass am Ende des Prozesses ein veröffentlichtes Buch steht? Diejenigen, die irgendwann ihr erstes gedrucktes Buch in den Händen halten, wissen, was dies für ein spezieller Moment ist und den man nur dann verstehen kann, wenn man das schon mal erlebt hat. Ist bei mir übrigens noch immer so...
Man kann doch trotzdem von seiner Arbeit überzeugt sein, die man geleistet hat - selbst in dem Bewusstsein, dass Marcel Reich-Ranicki niemals einen Blick darauf werfen wird. Ich will auch nicht bei Suhrkamp veröffentlichen oder Essays über die "unerträgliche Einsamkeit der menschlichen Seele zwischen Mitternacht und Morgengrauen" ausarbeiten.
Ich will schreiben und unterhalten. Wenn mir das Publikum dies durch entsprechende Verkaufszahlen dankt, ist dies meine Bestätigung. |
Ach, dass wir beide sehr unterschiedliche Ansichten haben, das macht gar nichts, finde ich. Im Gegenteil, wir können hier auf recht gutem Niveau sehr unterschiedliche Positionen erörtern und im besten fall hilfts denen, die mitlesen irgendwie. das gefällt mir.
Weiters kann ich deinen Zugang zum Schreiben sehr gut nachvollziehen und verstehen, und nur, weil ich Deinen Weg nicht einschlagen kann oder will, bedeutet das keinesfalls, dass ich damit Deine Produktivität, Dein Können und Seriösität nicht anerkenne.
Es ist keineswegs verwerflich, sich mit allen Mitteln so zu engagieren, dass am Ende des Prozesses ein veröffentlichtes Buch steht.
Ich löse für mich jedoch die beiden Standpunkte voneinander. Solange ich plane, entwerfe, schreibe und korrigiere, gilt meine gesamte Aufmerksamkeit dem Text an und für sich. Und erst dann, wenn er "trocknet", befasse ich mich mit dem Gedanken an eine Publikation, sehe mich um, welcher Verlag da am besten zu mir passen würde und arrangiere mich mit dem, der das Manuskript schlussendlich nimmt. Das ist ein scheißgeiler Prozess, der mir immer wieder aufs Neue Spaß macht
Diese Erfahrungen lassen mich sehr entspannt mit der Tatsache umgehen, dass ich vier Romane in der Lade habe, die ich rückblickend für unveröffentlichbar halte. In der gleichen Lade liegen rund dreihundert Gedichte und ca fünfzig Kurzgeschichten. Das macht nichts, wirklich nichts. Wo gehobelt wird, fallen Späne
lg/Peter
PS: Es ist schön, sich mit Dir zu unterhalten, Walter
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6367 Wohnort: USA
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29.12.2010 15:43
von Murmel
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Ich denke, deine Haltung ist das Ergebnis eines Reifeprozess, Peter, den du entweder beim Schreiben oder schon vorher durchlaufen hast. Abgeklärt, nennt man so etwas. Du hast beneidenswerterweise zu dir gefunden, weisst, was du willst, und wie du es erreichen kannst - zumindest im Bezug auf die Schreiberei (das einzige, was ich von dir kenne).
Auch Alfred hat seinen Weg gefunden, der für ihn der richtige ist, so seid ihr nicht Feuer und Wasser, ihr seid Frischwasser und Salzwasser.
Braucht ein Autor eine Agentur? Ich sage nein, nicht unbedingt, solange die deutschen Verlage Direkteinsendungen annehmen. Eine gute Agentur sollte sich Mühe geben, den richtigen Verlag für das Manuskript auszusuchen, aber leider bemühen sich einige Agenten weder um das Manuskript noch um die wichtigen Verlagskontakte. Zudem scheuen Agenten Kleinverlage wegen der mangelnden Vorauszahlung. Es geht um Geld, sie verdienen an der Vermittlung.
Ich mag auch den Mut zur Ablehnung, zum Schreiben um des Schreiben willens. Kritik annehmen zu können ist Grundvoraussetzung zum Erfolg, egal wie der aussieht. Nur irgendwann möchte man doch Früchte seiner Arbeit sehen, oder nicht?
Irgendwie fühle ich mich wie Brackwasser jetzt.
_________________
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lady-in-black Bitte nicht füttern
Beiträge: 1474 Wohnort: Killer Förde
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29.12.2010 16:58
von lady-in-black
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Murmel hat Folgendes geschrieben: | Irgendwie fühle ich mich wie Brackwasser jetzt. |
Quellwasser wäre für mich das viel passendere Wort
_________________ - Ich würde mich gerne geistig mit Dir duellieren ... aber ich sehe Du bist leider unbewaffnet.
- Nein, Stil ist nicht das Ende vom Besen.
- Ich spreche fließend ironisch, auch im sarkastischen Dialekt. |
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Viceroy Schneckenpost
V
Beiträge: 5
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V 17.01.2011 04:47
von Viceroy
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m-chen hat Folgendes geschrieben: |
Ich muss noch was fragen. Ich hab mich nun nicht durch alle (sicherlich wunderbaren) Profile geklickt. Wer von euch intuitiven Schreibern ist denn tatsächlich erfolgreich bzw. veröffentlicht???
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Ich zähle mich zu den intuitiven Schreibern. Mehrere von mir geschriebene Bücher wurden veröffentlicht, die Verkaufszahlen waren gut bis sehr gut. Allerdings habe ich diese Bücher als Ghostwriter geschrieben, auf den Buchdeckeln standen die Namen einigermaßen bekannter Autoren und die Bücher wurden von einem relativ großen Verlag veröffentlicht, der sie entsprechend beworben hat.
Ich habe vor kurzem meinen ersten Roman unter meinem eigenen Namen vollendet und stehe gerade in Verhandlungen mit einigen Verlagen. Vom finanziellen Standpunkt her ist Ghostwriting wesentlich attraktiver, nichtsdestotrotz habe ich mich vor einem halben Jahr dazu entschlossen, nicht mehr für andere zu schreiben, da ich des Umstandes, dass sich andere für "meine" Werke belobigen lassen und ausladend von ihren einzigartigen Insprirationen erzählen, überdrüssig war.
Ich habe natürlich zu Beginn eines jeden Projektes eine Grundidee, die Story entfaltet sich aber erst während des Schreibens. Für die Rohfassung eines etwa 300 Seiten langen Manuskripts brauche ich etwa sechs bis sieben Wochen. Da ich über ein gutes und exaktes Gedächtnis verfüge, habe ich kein Problem, während des Schreibens den Überblick zu behalten, jedoch hat mein gutes Gedächtnis auch eine Kehrseite. Das Überarbeiten der Manuskripte ist für mich eine große Qual, weil ich mich zu jeder Zeit erinnere, was als Nächstes folgt - die Qual der Redundanz sozusagen. Die erste Überarbeitung kann ich noch einigermaßen ertragen, ab der zweiten habe ich das Gefühl, als würde ich mir einen Film zum zehnten Mal hintereinander ansehen (müssen).
Ich überarbeite immer dreimal in Hinblick auf Stil und Inhalt, wobei die inhaltlichen Änderungen üblicherweise minimal ausfallen. Danach lese ich mir das Manuskript noch einmal, ganz penibel, in Hinblick auf Rechtschreibung und Kommasetzung durch.
Wie anderen Foristen bereits geschrieben haben, führen viele Wege nach Rom.
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LeaLeIn Gänsefüßchen
Alter: 39 Beiträge: 16
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18.01.2011 04:02
von LeaLeIn
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Puh... Interessante Diskussion die hier seinen Lauf genommen hat. Ich denke, ohne jemanden nahe treten zu wollen, dass es sich hier schon abhebt wer wieviel veröffentlicht hat auch wenn man die Zahlen überfliegt oder gar weglässt. Ich rede jetzt nur von mir und meinem Eindruckt das sich dies allein durch bestimmte Bezeichnungen kennzeichnet wie "jung, unerfahren, noch nicht den Prozess durchlaufen"... Ich denke das viele die Angst vor Ablehnung kennen und gerade diese Angst die Hemmschwelle sich überhaupt mit seinen, in den Tiefen der Schubladen versunkenen Werken, an einen Verlag zu wenden enorm ist. Geht zumindest mir so. Schreiben hat für mich, seit ich denken kann, immer mehr bedeutet als Ansehen, Geld, Verläger, Verkaufszahlen, Lesestunden, Massentauglichkeit etc...
Manche von Theorie getränkten Bücher hätte ich lieber nie gelesen denn bin ich nun nicht nur mehr gehemmt mich mit meinen Texten an die Öffentichkeit zu wagen, sondern auch in meiner Liebe zum Schreiben. Wie gern würde ich manchmal meinen Kopf ausschalten ohne an Recherche, Charakterisierung der Protagnonisten, oh und ja nicht zu vergessen die schlimmen Adverben die, laut der Ratgeber jeden noch so guten Text verseuchen, zu denken.
Ich denke jeder findet seinen Weg - so wie er ihn gehen möchte. Was ich eigentlich sagen möchte: Bei allem Ehrgeiz wäre es schade die Leidenschaft zu verlieren.
Liebe Grüße
_________________ Wenn du meine Geschichten liest und du nicht denkst das die Minuten verlorene Zeit waren - dann war es eine gute Geschichte! |
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