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Traumtänzerin & BlueNote: Ring of Fire


 
 
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7306
Wohnort: NBY



Beitrag28.08.2010 22:00

von BlueNote
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Epilog

Nach der Vorstellung, als die fröhliche Musik und das Händeklatschen des Publikums bereits verklungen waren, bot sich für den alten Dompteur eine letzte Gelegenheit, seine spektakuläre Raubtiernummer aufzuführen. Ganz für sich alleine stand er im Mittelpunkt der Arena. Der Dompteur fühlte sich wohl, obwohl sich um ihn herum kein einziger Mensch mehr unter dem himmelblauen Zirkuszelt befand. Eine leichte Melancholie beschlich ihn jedoch, als er daran dachte, dass es sich jetzt um seine allerletzte Aufführung handelte. Das Scheinwerferlicht war auf ihn gerichtet. Die fesche Uniform des Dompteurs leuchtete faszinierend im Lampenschein, die Peitsche hielt er sicher in der Hand. Wie ein großer Zirkusstar lächelte er in die leeren Zuschauerreihen. Vor dem alten Mann, auf Podesten sitzend, befanden sich die Löwen. Und er, der Raubtierdompteur, hatte gerade die schwierigste Dressurnummer mit Bravour gemeistert, die mit diesen gefährlichen Tieren möglich war: Den Sprung durch den Feuerring. Der alte Mann blickte zufriedenen auf die Prachtexemplare: Löwen und Löwinnen, gefährlich, muskulös, unberechenbar und wild. Er, der alte Zirkusclown, dessen Traum es schon immer war, ein großer Raubtierdompteur zu sein, hatte jeden einzelnen von ihnen gebändigt. Alles lief glatt wie am Schnürchen. Der Feuerring vor ihm loderte noch immer. Er spiegelte sich in Herberts leuchtenden Augen. Jetzt war er endlich glücklich, so glücklich, wie er zu Lebzeiten niemals gewesen war.


Ende
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Schreiberling
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 30
Beiträge: 76
Wohnort: RP


Beitrag28.08.2010 23:16

von Schreiberling
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Hey - ich habe den Thread eben erst entdeckt und gleich ganz durchgelesen.
ich finde das was ihr da geschriben habt echt spannend und mir gefällt vorallem, dass der Name des Dompteurs (rechtschreibung Ahoi) erst ziemlich am Ende genannt wird.

Dickes Lob an euch beide!
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Gast







Beitrag29.08.2010 12:44

von Gast
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Hallo ihr Beiden,

ich sag jetzt mal was. Denn nix ist schlimmer, als wenn (erst mal) keiner was sagt.
Das Ende der Geschichte hat mich überrascht. Was erst mal gut ist. Allerdings  Embarassed ... ich habe mehr erwartet. Wenn ich es richtig verstanden habe, wird Nora von den Anwesenden gemeuchelt und ... ist dann Herbert?
Dass unser lieber Verstorbener nun seine private Löwenbändigung als „Traumvorstellung“ im Jenseits erlebt, ist mir offengestanden zu wenig. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob das noch Satire ist.
Ich hätte mir einen anderen Plot gewünscht. Vielleicht noch ein paar kleine Kämpfe der buckeligen Verwandtschaft. Oder, dass Nora noch ein As im Ärmel hat ...
Ist natürlich nur meine persönliche, subjektive Meinung. Die Story insgesamt fand ich super und habe sie mit Spannung verfolgt.

Liebe Grüße
Monika
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7306
Wohnort: NBY



Beitrag29.08.2010 17:40

von BlueNote
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Liebe Schreiberling und Paloma,

erst einmal vielen Dank für eure Kommentare. Paloma, ich fürchte, du hast den Epilog etwas missverstanden. Vielleicht möchte sich jemand der Leser noch dazu äußern, ansonsten werde ich später erläutern, wie er gemeint war bzw. wie die Bezüge zur eigentlichen Geschichte sind. Die Geschichte hört mit der Episode 6 auf, der Epilog ist nur noch ein Anhängsel, der eigentlich nicht mehr viel Neues bringt, höchstens einen anderen Blickwinkel.

Nora wird also nicht von den Anwesenden gemeuchelt (zumindest nicht während der Geschichte) und Nora wird auch nicht zu Herbert. Herbert ist bzw. bleibt Herbert ... irgendwie jedenfalls wink

Ich weiß nicht, ob hier noch eine Diskussion zustande kommt ... der Epilog ist nun nicht das Wichtigste der Geschichte. Ihn könnte man auch weglassen - mir hat er allerdings gefallen, weil er die Geschichte aus Herberts Sicht "interpretiert" und man noch ein bisschen über den Verstorbenen erfährt.

Und Schreiberling: Vielen Dank für deine schnelle Reaktion und dass du dich in einem Rutsch durch die Geschichte gekämpft hast.

Viele Grüße

BlueNote
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Maxicap
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 42
Beiträge: 41



Beitrag29.08.2010 17:51

von Maxicap
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Ok also ich als Leser bin etwas verwirrt.

Es ist oft so, dass man Filme sieht oder Bücher liest, wo man das Ende noch gar nicht erwartet, aber *puff* ist das Ende plötzlich da, und man wird viel zu rasch aus dem Zauber der Geschichte gerissen. Und dann denkt man "wie jetzt, was soll das?"

So ging es mir jetzt bei euch. Ich steh da irgendwie auf dem Schlauch. Ich verstehe den Epilog nicht ganz. Oder um ehrlich zu sein, versteh ich ihn überhaupt nicht...

Helft mir doch auf die Sprünge Smile
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7306
Wohnort: NBY



Beitrag29.08.2010 18:34

von BlueNote
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Hi Maxicap,

zum Epilog werde ich wohl später noch etwas sagen ...

Zu deiner Bemerkung, dass die Geschichte so plötzlich ende: Nun gibt es ja in dem Text bereits mehrere Wendungen: Das Testament stellt sich als Aufgabe heraus, Nora geht als Siegerin daraus hervor und der Sieger ist dann der eigentliche Verlierer. Ich denke, dass man das nicht noch weiter in die Länge ziehen kann, irgendwann spielen die Leser nicht mehr mit (oder doch?)

Das Gefühl "Was, das war's jetzt?!?!" hatte ich übrigens bei Dallas auch immer - vielleicht ist das genretypisch (Fortsetzungsgeschichte)?

Jeeeeedenfalls hat es mächtig Spaß gemacht, diese Geschichte zu schreiben. Das Autorenteam ist für mich ein sehr generationenverbindendes wink

Das muss man auch mal sehen: Immerhin trennen uns 31 Jahre! Großes Lob an tt! Ich bin nachhaltig beeindruckt von dieser Zusammenarbeit - und bin gespannt, welche Erfahrungen die anderen Teamplayer z.Z. machen.

BN
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Gast3
Klammeraffe
G


Beiträge: 794
Wohnort: BY


G
Beitrag29.08.2010 19:05

von Gast3
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Hallo Traumtänzerin, hi BlueNote,

zuerst einmal möchte ich sagen, dass ich eure Geschichte sehr gern gelesen habe. Die Idee einer Gemeinschaftsarbeit finde ich dabei sehr spannend.
Vom Schluss bin ich jetzt auch eher überrascht. Wenn er aber so gedacht ist, wie ich ihn verstehe, finde ich ihn sehr pfiffig.
Vielleicht muss ich aber jetzt noch sagen, wie ich es mir denke? O.K., also ich habe es so aufgefasst, dass Herbert sein Testament sehr bewusst so verfasst hat, wie er es eben getan hat. Daher wusste er natürlich, dass die raffgierige Verwandtschaft sich halb zerfleischen würde, um an den Ring zu kommen. Und ebenso wusste er, wer immer den Ring erwischt, würde den Teufel tun und die Erbschaft im nächsten Schritt sicher keinem der Anwesenden überlassen. Mit diesem letzten Akt hat Herbert alle quasi auf ihre Plätze verwiesen und ihnen über seinen Tod hinaus gezeigt, wo der Hammer (die Peitsche) hängt.
Kommt das hin?

Lieben Gruß
schneestern


_________________
Sich vergleichen, ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.
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Leene
Eselsohr


Beiträge: 448



Beitrag29.08.2010 20:49

von Leene
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Hallo Traumtänzerin und BlueNote,

hei, beendet. Der Epilog mit einer ebenso sarkastischen Note versehen wie der Rest des Textes. Die nochmalige Aufnahme des Bildes vom "Ring of Fire" finde ich sehr gelungen. Damit habt Ihr das Motiv viermal untergebracht: Ring auf dem Finger, Ring des Dompteurs, Bezug zum Lied und übergreifend als Leitmotiv als selbstgewählte und doch unausweichlich destruktive Situation. Das finde ich sehr gelungen. Ebenso die Interpretationsmöglichkeiten, die sich aus "Raubtier", "Zirkus" und "Feuer lodert in den Augen" ergeben.

Das abrupte Ende hat mich jedoch auch überrascht. Zuletzt befindet Nora - eine der Löwinnen - sich in einer gefährlichen Situation, die aus dem Ruder zu laufen droht Arrow dynamische Situation. Dann sitzen alle Löwen nach dem Sprung auf ihren Sitzen. Gezähmt, kontrolliert Arrow statische Situation. Hier fehlt mir ein gedanklicher Link - vielleicht habe ich ihn nicht gesehen.

Vielleicht, dass der Erfolg im Chaos liegt? Schmetterlingseffekt? Das wäre wirklich raffiniert.

Leene
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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

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Wohnort: Over the rainbow


Beitrag29.08.2010 23:06

von The Brain
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Hallo, ihr Beiden!

Muss ja mein Versprechen noch einlösen. Die allumfassende Rezension lässt noch auf sich warten ... Geduld, Geduld!


Liebe Grüße

The Brain


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Dinge wahrzunehmen,
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Die Kindheit endet nicht mit dem Erwachsenwerden.
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(Hermann Hesse)
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Fao
wie Vendetta

Alter: 33
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Beitrag29.08.2010 23:15

von Fao
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Hallo,

Auch ich habe zu Ende gelesen.
Den Epilog fand ich sehr interessant.
Insgesamt war mir die Geschichte leider zu "schwach", sorry.
Eine längere Rezension wird vielleicht noch kommen,
kann aber dauern,
(erstmal muss ich bei versbrecher mein Verpsrechen einlösen).


_________________
Begrüßt gerechte Kritik. Ihr erkennt sie leicht. Sie bestätigt euch in einem Zweifel, der an euch nagt. Von Kritik, die euer Gewissen nicht anerkennt, lasst euch nicht rühren.
Auguste Rodin - Die Kunst.
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


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Beitrag29.08.2010 23:19

von BlueNote
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Guten Abend die Damen!

Zitat:

Die Idee einer Gemeinschaftsarbeit finde ich dabei sehr spannend.

Ich ebenso! Und wenn man sich bei so einer Gemeinschaftsarbeit nicht gegenseitig ausbremst, sondern es noch weiter bringt (als man alleine gekommen wäre), so ist das sehr erfreulich!

Schneestern, du hast den Plot sehr genau wiedergegeben, so wie er im Grunde geplant war. Jetzt müsste auch die Deutung des Epilogs leicht fallen. Herbert ist der Drahtzieher, der auch noch nach seinem Tode die Löwen (=Erben) durch den Feuerring springen lässt, d.h. sie so dirigiert, wie er es gerne haben möchte.

Leene, es freut mich, wenn ihr die Motive und die Konstruktion des Textes noch einmal so deutlich aufzeigt, wie du z.B. das Motiv des "Ring of Fire". Die Geschichte hat ja eigentlich ein offenes Ende, d.h. die Reaktion der Verwandten muss man sich selbst vorstellen. Der Epilog schließt sich nicht chronologisch der Geschichte an. Die Löwen wurden nicht durch Nora gebändigt  sondern durch Herbert (=der Dompteur). Im Epilog geht es darum, Herbert noch einmal als den "Macher" zu präsentieren, der Kraft seines Testaments auch noch nach seinem Tode die Fäden (oder eben die Peitsche) in der Hand hat. Wenn man will, kann man sich das himmelbaue Zirkuszelt tatsächlich als das Jenseits vorstellen (man kann es aber auch als bloße Metapher verstehen).

Ich wünsche allen eine geruhsame Nacht.

BN
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BlueNote
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Beitrag29.08.2010 23:27

von BlueNote
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Hi Brain und Fao,

@TheBrain
eine "allumfassende" Rezession würde uns zwar freuen, aber vielleicht hast du dir bei dieser Textfülle auch zu viel vorgenommen. Eine Zusammenfassung deiner Meinung und vielleicht die ein oder andere Detailkritik würde vollauf genügen. Wir freuen uns darauf!

@Fao
Warum "zu schwach" und wie man sie stärker hätte machen können, würde uns natürlich brennend interessieren. Wenn du nicht zu einer längeren Rezension kommst, teile uns doch zumindest diesen Punkt mit (ich habe schon eine leichte Ahnung, was du meinen könntest und brenne darauf, dir eine Antwort darauf zu schreiben.)

BN
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7306
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Beitrag31.08.2010 15:07

von BlueNote
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Hey, welcher sympathische Mod hat das mit den Fortsetzungs-Links gemacht? Toll! Super mitgedacht! Jetzt müsste sich auch Jarda, der die Geschichte am Stück lesen wollte, den Text reinziehen können. Hmmm ... allerdings ... hätte das "Fortsetzung folgt!" mit zum Text gehört. Ach egal, diese Zeile hat ihren Zweck erfüllt.

So, jetzt rede ich ein wenig vor mich hin (weil die Geschichte mich noch ein bisschen beschäftigt). Der Epilog wurde zwar kritisch beäugt, das gewagteste Experiment im Text war für mich aber die "Filmszene". Sie wurde im szenischen Präsens verfasst (was man in der 3. Klasse lernt, danach aber nie mehr verwendet) um zu verdeutlichen, dass jetzt quasi ein Film in Zeitlupe abgespielt wird. Deswegen auch die Filmsprache (Halbtotals, Fadein etc.) an dieser Stelle.

Das Konzept der Fortsetzungsgeschichten (d.h. immer dann aufzhören, wenn es am spannendsten wird) ist aufgegangen. Damit konnten wir das Interesse einiger Leser bis zum Schluss aufrecht erhalten. Vielleicht sollten wir uns mal bei RTL bewerben, um eine Nachmittagsserie zu schreiben. Und dass die Leser/Zuschauer dann, wenn alles vorbei ist, ein wenig verwirrt/unzufrieden sind, ist eigentlich fast normal.

Fazit: Zusammen Geschichten zu schreiben kann ich nur bestens empfehlen. Erstens ist es kreativitätsfördernd, dann strengt man sich einfach mehr an, als wenn man alleine schreibt und man muss sich zusammenraufen, d.h. Konzepte finden, wie man sich nicht gegenseitig auf die Füße tritt. Oder es läuft von ganz alleine, so wie bei Traumtänzerin und Biggi wink


Viele Grüße

BN
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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

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Beiträge: 1966
Wohnort: Over the rainbow


Beitrag31.08.2010 15:30
Re: Traumtänzerin & BlueNote: Ring of Fire
von The Brain
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Hallo, ihr Zwei!

Versprechen soll man einhalten! Damit´s nicht langweilt, oder ausartet, einfach im Telegrammstil ...

BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Knisternde Stille vor der Testamentseröffnung. Nora Engels Lippen kräuselten sich zu einem überheblichen Lächeln, als sie den Blick über die kleine Menschenschar zu ihren Seiten nach links und rechts gleiten ließ. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie für ausnahmslos alle lediglich Verachtung, aber keineswegs so etwas wie ein familiäres Bindungsgefühl übrig hatte.
Stümper, Weicheier. Versager! Allesamt.

Die Herren, nass gekämmt und frisch rasiert, verhielten sich abwartend. Sie waren heute ausnahmslos nüchtern erschienen, um dem Wortlaut des Notars in allen Einzelheiten folgen zu können. Die Damen dagegen verrieten durch hektische, aber sinnlose Bewegungen ihre Nervosität. Über allem lag eine durch heimliche Phantasien hochgeschraubte, schwer zu befriedigende Gier nach Geld. Es hieß, der Verstorbene hätte sehr viele Reichtümer besessen: Immobilien, Ländereien, Barvermögen ... Nun sollte die Stunde der Wahrheit für alle gekommen sein.

Nora rümpfte die Nase und wandte den Blick von ihren Verwandten ab. Die kühle Blonde strich sich ein Staubkorn vom eleganten Nadelstreifenkostüm und begutachtete dabei beiläufig ihre gepflegten Fingernägel. Der Schleier saß perfekt, verbarg vermeintliche Tränen, die natürlich in Strömen geflossen wären, wäre es um Onkel Herbert wirklich schade gewesen. So zog sie es vor, die Contenance zu bewahren. Ihr Blick wanderte zu der Standuhr ihr direkt gegenüber. Ein altes Ding, verstaubt und bestimmt seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar Jahrhunderten an diesem Ort. Das penetrante Ticken ging Nora mächtig auf die Nerven, sie räusperte sich demonstrativ und konnte dennoch nicht umhin, mit den Augen dem hin und her schwingenden Pendel zu folgen. Als sie sich dabei ertappte, dass sie Gefahr lief, einem dressierten Kaninchen gleich von diesem fortwährenden Bewegungsablauf in den Bann gezogen zu werden, fixierte sie stattdessen Rüdiger, ihren Schwager.

Abfällig registrierte sie die dunklen Schweißflecken, die sich unter den Achseln des korpulenten Mannes Mitte Vierzig gebildet hatten, ebenso wie die Schweißperlen, die ihm von der Stirn auf das Kinn rannen. Rüdiger Heller war Inhaber einer großen Bohrmaschinenfirma. Von dem Ehrgeiz, den er als aufstrebender junger Mann besessen hatte, war so gut wie nichts mehr übrig geblieben. Auch waren die konjunkturellen Schwankungen des vergangenen Jahres keineswegs spurlos am Unternehmen vorübergezogen. Die Belegschaft munkelte von ernst zu nehmenden finanziellen Engpässen der Firma, wenn nicht sogar von einem drohenden Konkurs. Nora wusste, dass diese Gerüchte – obwohl ihr Schwager ihren Wahrheitsgehalt vehement bestritt – stimmten. Rüdiger Heller steckte in einem finanziellen Treibsandloch. Er besaß bald keinen blanken Heller mehr, käme ihm nicht eine günstige Gelegenheit, wie etwa eine umfangreiche Erbschaft, zu Hilfe.

Als sie einen stechenden Blick auf sich ruhen spürte, sah Nora Engel auf. Amüsiert bemerkte sie ein zorniges Funkeln in den Augen ihrer Schwester, Helen Heller. Die Züge der Dunkelhaarigen waren verbissen wie eh und je. Die Lippen schmal aufeinander gepresst, fixierte sie ihre Schwester und krallte sich an die Armlehne des schweren Eichenstuhls, auf dem sie saß.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein dunkelhäutiger Mann stürmte energischen Schrittes in den Saal. Laut ächzten die Holzdielen, als er geräuschvoll über sie stampfte. Der Mann musterte die Anwesenden kurz und blieb abrupt stehen. Dann rief er in einem barschen Tonfall:

Fortsetzung



So, dann mal los:

Bohrmaschinenfirma finde ich überflüssig, das liest sich nicht gut ...
nur Firma?

2x finanziellen, das Rote würde ich streichen.

Stechende Blicke kann man spüren? Unglückliche Formulierung!

2x Schwester

Plötzlich? Wo doch alle auf das Erscheinen des Notars warten?

Dunkelhäutiger Mann? Klingt nach schwarz ... klingt nicht gut ...

Die Überleitung war Brillant! Schade, dass sie der technischen Neuerung zum Opfer gefallen ist ...


to be continued ...

Kind regards

The Brain


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Hoody
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2273
Wohnort: Alpen


Beitrag31.08.2010 16:41

von Hoody
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Also wie versprochen habe ich sie mir komplett durchgelesen, ehrlich gesagt habe ich die Teile schon mitverfolgt  Wink  Aber nach jedem Teil loben  oder zu fragen wann es weitergeht fand ich nicht so gut. Lieber einen Kommentar, aber dafür einen langen.

Also ich werde einfach mal paar Dinge anmerken die mir aufgefallen sind, aber das meiste ist Geschmackssache, aber man kann es ja trotzdem erwähnen. Wortwiederholungen oder schwache Adjektive hättet ihr sicher selber auch gefunden, wenn der Abstand zum Text größer geworden ist.

Zitat:
Nora Engels Lippen kräuselten sich zu einem überheblichen Lächeln, als sie den Blick über die kleine Menschenschar zu ihren Seiten nach links und rechts gleiten ließ.

Kräuselten, Lippen. Finde das bisschen ausgelutscht, hat man schon oft gelesen. Gibt sicher seltenere benutze Wörter.
Das fett markierte könnte man streichen.

Zitat:
Die Herren, nass gekämmt und frisch rasiert

Ob das frisch nötig ist, ist auch so eine Geschmackssachenfrage. Es gefällt mir eigentlich auch ganz gut, da der Einschub dadurch ein schönes Tempo erhält und sich zum nass anschließt. Nass würde sonst irgendwie alleine dastehen. Da scheiden sich meine Geister.

Zitat:
Die Damen dagegen verrieten durch hektische, aber sinnlose Bewegungen ihre Nervosität.

Könnte man auch streichen oder zeigen was eine sinnlose Bewegung ist. Dauernd die Arme verschränken, sich öfter am Armgelenk kratzen und zwischendurch die Meute betrachten und wieder kratzen.....

Zitat:
Es hieß, der Verstorbene hätte sehr viele Reichtümer besessen: Immobilien, Ländereien, Barvermögen ...

Ich glaube das hat schon Bananenfischin angemerkt, ich glaube auch das dann Traumtänzerin oder du darauf geantwortet haben, dass nicht alle direkt zur Familie gehören oder so ähnlich. Jedenfalls würde ich es noch einmal überdenken.

Das mit kühle Blonde hat mir persönlich gesagt nicht so gefallen, beim ersten Mal dachte ich, es wäre ein krasser, schneller Perspektivwechsel.

Zitat:

 Die kühle Blonde strich sich ein Staubkorn vom eleganten Nadelstreifenkostüm und begutachtete dabei beiläufig ihre gepflegten Fingernägel.

Ob elegant hier nötig ist? Nadelstreifenkostüm klingt sowieso schon für mich elegant. Mich habe die vielen Adjektive nicht so sehr gestört, wie in anderen Texten, da ihr meistens sehr schöne benutzt und sie auch nicht unüberlegt hinklatscht, sondern sie beiläufig, fast schon geheim, an den Text angepasst habt und so, dass man sie nicht störend empfindet. Aber manche Adjektive waren nicht unbedingt nötig, wieder so eine Sache wo sich meine Meinund scheidet. Einerseits gefällt es mir, andererseits würde es mir auch ohne gefallen.
Auch kritisiere ich sehr oft das die Lebendigkeit fehlt oder das man etwas zeigt. Zum Beispiel hier: gepflegte Fingernägel. Hätte man zeigen können, aber hat mich jetzt auch nicht unbedingt gestört.

Zitat:
Ein altes Ding, verstaubt und bestimmt seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar Jahrhunderten an diesem Ort.

Alt wäre hier gar nicht nötig.
Ein verstaubtes Ding und bestimmt seit Jahrzenten, wenn nicht sogar...
Werde jetzt nicht mehr solche Sätze rauspicken, ich glaube ihr habt verstanden was ich meine.

Die Stelle mit Rüdiger fand ich super. Vielleicht aus falschen Absichten heraus. Das mit den Bohrmaschinenfirma hat mich nicht gestört. Hat mich an Harry Potter erinnert bzw an Mr. Dursley, der ja auch bisschen dicker ist und in einer Bohrmaschinenfirma arbeitet. Absicht oder ungewollt? Fand es jedenfalls schön. Auch fand ich die Szene gut, weil man so die Probleme von Rüdiger erfährt und wieso er so dringend das Geld bräuchte.

Du hast im ersten Teil auch zweimal fixiert drinnen, einmal im dritten und dann im fünften. Fixiert ist sowieso ein tolles Wort finde ich, sollte man nicht zu oft benutzen, da es schnell auffällt.

Als der Notar kommt, im zweiten Teil, hast du öfter das Wort verwendet. Fand ich nicht so gut. Vielleicht manchmal durch ein er ersetzen?
Zitat:

Selbst das ungeduldige Herumrutschen auf den unbequemen Stühlen versuchten sie zu unterdrücken, um den Beginn der Testamentseröffnung nicht weiter hinauszuzögern.

Ungeduldige ist nicht nötig, wird aus dem Satz klar und auch durch die Atmosphäre. Unbequeme ist eine unnötige Information finde ich. Außer du verbindest es mit dem ungeduldig, aber die Meute ist ja nicht deswegen ungeduldig, sondern wegen dem Notar und das er es so lange rauszögert.

Zitat:
Bedächtig beugte sich der Notar über den Schreibtisch aus schwerem Eichenholz und öffnete eine Schublade

Eichenholz ist schön spezfisch, deshalb habt ihr es auch reingebaut oder? Aber das schwere stört mich und ist unnötig. Eichenholz könnte man auch anders einbauen.

Zitat:
Nora begann langsam vor Wut zu zittern, denn in diesem Moment hasste sie die bedächtige Art des Kubaners noch mehr als ihre vielen Cousinen und Cousins neben sich. Es waren zu viele Cousinen und Cousins, dachte sie und kicherte leise, aber bösartig

Ist eine unschöne Wiederholung. Entweder im ersten Satz das lassen, aber ich finde es passt im zweiten besser. Für den ersten Satz einfach Verwandte, Leute oder sowas verwenden.

Zitat:
Wie gebannt starrte Nora auf das funkelnde Metall, konnte sich nicht von dessen Anblick losreißen.

Ob das unbedingt nötig ist. Im vorigen Satz hat er schon geglitzert. Könnte aber auch absichtlich sein um den Ring verlockender und wichtiger in Szene zu setzen. Falls nicht, würde ich ihr das funkelnde raus und im vorigen Satz einbauen. Glitzern ist bisschen kitschig finde ich.

Zitat:
Dann, kommentarlos, warf er ihn hoch über ihre Köpfe in die Luft.

Kommentarlos wäre auch nicht nötig. Außer ihr wolltet es extra in die länge ziehen und so eine kleine Pause einbauen im Satz.

Episode 5 ist mein Liebling in der Geschichte. Eine tolle Wendung, hat mir sehr gut gefallen.


Also wie gesagt, lauter Kleinigkeiten und habe jetzt nur ein paar aufgezeigt, weil es eigentlich keine richtigen Kritikpunkte sind. Ist mir nur aufgefallen und hat mich nicht besonders gestört. An sich finde ich die Geschichte richtig gut. Über das Ende werde ich noch ein bisschen nachdenken müssen, aber ansonsten sehr schön geschrieben, mit tollen Wendungen, Nora toll gezeichnet, vielleicht manchmal etwas flach oder zu extrem an einigen Stellen, besonders gegen Ende, da kam sie mir wie Gollum vor, aber was mir auch wieder irgendwie gefallen hat.

lg Hubi

Edit. Die Cliffhanger haben mir auch gefallen und wenn ihr die Geschichte mal irgendwo anders als ganzes einsetzt, sind es sicher nette Grillanzünder.
Jetzt noch was persönliches, was mir den Text noch schmackiger gemacht hat. Das mit dem Notar, der Aufgabe, dem Verstorbenden hat mich an Saw erinnert, Jigsaw. Bin großer Fan von den ersten drei Teilen.


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Hardy-Kern
Kopfloser

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Wohnort: Deutschland


Beitrag31.08.2010 17:19

von Hardy-Kern
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Hallo ihr beiden. Wirklich eine gute Geschichte. Möchte nicht auf den Hauptteil eingehen, würden mir sonst etliche Formulierungsunkünste auffallen.
Der erste Teil, exellent, wie ich schon oben schrieb. Wer die Geschichte richtig versteht, merkt, dass der Epilog die Spitze ist.

Alles erklärt sich hieraus. Wird alles geklärt, aber man muss vorher gelesen haben. Gute Arbeit, aber man merkt, dass zwei Personen daran geschrieben haben, weil es immer etwas hin und her springt und Formulierungen nicht richtig durchdacht und gegenseitig korrigiert sind. Aber man lernt davon.
In der 4. Episode gefällt mir das Englischgequatsche nicht- muss nicht sein.

Außerdem möchte ich auch mal bemerken, dass es seitens der User unfair war den beiden ein Joch überzuziehen. So eine Geschichte dauert nun mal.
Wenn man einen neuen Teil hat, wird man ihn schon bringen, was soll das?

Hardy
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


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Wohnort: NBY



Beitrag31.08.2010 20:50

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Hi Leute!

Ich sag dann mal schön langsam was zu euren Kommentaren. Traumtänzerin ist ja leider im Urlaub ...
Zitat:

Damit´s nicht langweilt, oder ausartet, einfach im Telegrammstil ...

Uns (Autoren) langweilt das bestimmt nicht - im Gegenteil!
Zitat:

Bohrmaschinenfirma finde ich überflüssig, das liest sich nicht gut ...
nur Firma?

Ich habe mich das ja auch gefragt, eine Bohrmaschinenfabrik, gibt es sowas überhaupt in Deutschland oder fertigt man die Bohrmaschinen nicht schon längst alle in Rumänien oder China? Wird hierzulande überhaupt noch etwas  gefertigt (oder sind alle nur noch fertig?), gibt es hier in unserem Lande überhaupt noch Firmen? Oder nur noch Verwaltungen ...
Firma alleine fände ich zu wenig - aber welche könnte es sein? Vielleicht eine Geigenfirma? (Ich lebe und arbeite nämlich im Geigenbauermekka). Dann bekäme der Schwager aber vielleicht noch sympathische Züge ...
Zitat:

Stechende Blicke kann man spüren? Unglückliche Formulierung!

Ich weiß auch nicht so recht ... Gerne würde ich dazu Traumtänzerin hören. Ich hab beim Korrekturlesen auch längere Zeit darüber nachgedacht - bin dann aber zum Schluss gekommen, dass man sie spürt wink
Zitat:

Plötzlich? Wo doch alle auf das Erscheinen des Notars warten?

Das hammer halt gmacht, damit jeder merkt, dass es jetzt spannend werden soll (und gleich danach aufhört = Fortsetzung folgt!)
Zitat:

Dunkelhäutiger Mann? Klingt nach schwarz ... klingt nicht gut ...

Roberto Blanco ("Ein bisschen Spaß muss sein") ist kubanischer Abstammung - der ist doch auch "dunkelhäutig". Klingt das nicht gut?
Zitat:
Die Überleitung war Brillant! Schade, dass sie der technischen Neuerung zum Opfer gefallen ist ...

Ich glaube, ich muss einen Mod bitten, das "Fortsetzung" wieder in ein "Fortsetzung folgt!" zu ändern, der Link kann ja bleiben.
Zitat:

to be continued ...

Oh fein! Danke auch für deine Wortwiederholungshinweise.

Rest folgt später!


Kind regard

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BlueNote
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Beitrag01.09.2010 08:01

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Guten Morgen Jarda,

ich habe mich sehr gefreut, dass du dich mit so einem langen Kommentar gemeldet hast (ich hoffe, Traumtänzerin sagt auch noch etwas dazu). Einige Male habe ich nun schon gelesen, dass du dich (z.B. was Kritiken angeht) in letzter Zeit sehr weiterentwickelt hast. Das kann ich auch bestätigen, deine Kritik ist hilfreich und fundiert.

Du hast die "Geschmacksache" angesprochen. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, dass man nicht zu sehr auf seinen eigenen Geschmack beharrt, wenn zwei Autoren an einem Text arbeiten, weil man sonst Endlosdiskussionen führen würde. Ich sehe das aber nicht als Kompromiss an, sondern einfach als ... wie du sagtest, Geschmacksache. Trotzdem macht es Sinn, wenn der Impuls von außen kommt, sich mit den einzelnen Formulierungen noch einmal auseinanderzusetzen.

Zitat:

Nora Engels Lippen kräuselten sich zu einem überheblichen Lächeln

Das ist für mich z.B. "Frauenstil" (nicht negativ gemeint!). Selber würde ich das so nie schreiben - aber deswegen gefällt mir die Formulierung auch wieder, weil sie so ganz anders ist, als wie ich sie schreiben würde.

Zitat:

Da scheiden sich meine Geister.

*g* Dann lasse ich das "frisch rasiert".

Zitat:

Zitat:
Die Damen dagegen verrieten durch hektische, aber sinnlose Bewegungen ihre Nervosität.

Könnte man auch streichen oder zeigen was eine sinnlose Bewegung ist. Dauernd die Arme verschränken, sich öfter am Armgelenk kratzen und zwischendurch die Meute betrachten und wieder kratzen.....

Unser Text ist ja bereits sehr beschreibend ... (was sich übrigens als gemeinsame Vorliebe der Autoren herausgestellt hat). Hier würden dann noch mehr Beschreibungen und Details hinzukommen. Meine Befürchtung wäre, dass der Text dann damit doch irgendwann überlastet wäre.

Zitat:

Das mit kühle Blonde hat mir persönlich gesagt nicht so gefallen, beim ersten Mal dachte ich, es wäre ein krasser, schneller Perspektivwechsel.

Der Perspektivenwechsel wird uns auch noch nach dieser Geschichte beschäftigen. Vielleicht sieht man das im DSFo zu verkniffen (mich eingeschlossen)?

Oh Mist, muss weg! Später mehr!

BN
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Ilona
Klammeraffe
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I
Beitrag01.09.2010 11:30

von Ilona
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Zitat:
Ich habe mich das ja auch gefragt, eine Bohrmaschinenfabrik, gibt es sowas überhaupt in Deutschland


Guggst Du unter Bosch, Metabo oder festool, gibt bestimmt noch mehr. Allerdings ist die Fertigung tatsächlich meist im Ausland. Als Exilschwäbin weiß man sowas Very Happy

Mir war der Epilog zu dürftig. Ich hätte einen größeren Paukenschlag oder etwas originelleres erwartet. Wahrscheinlich weil die Realität wesentlich effekktivere Methoden bietet. Und es gibt auch reichlich Leute, die das nutzen. Und warum ist der Erblasser jetzt glücklich und unterstützt die ganze Bande vorher? Und warum wartet er dann mit der Dressur bis nach dem Tod? Wenn alle auf sein geld warten, kann er sie doch zu Lebzeiten dressieren?

Zitat:
Jetzt war er endlich glücklich, so glücklich, wie er zu Lebzeiten niemals gewesen war


Das kam mir recht schnulzig daher, zumal die Geschichte wenig vom Erblasser erzählt.

Die Anfangsteile fand ich großarig, aber der Epilog lässt mich mit einem schulterzuckenden: Na ja, wenn das alles war... zurück.

Grüße

Ilona
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The Brain
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Wohnort: Over the rainbow


Beitrag01.09.2010 14:57

von The Brain
Antworten mit Zitat

So, weiter geht´s ...


BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Episode 2
 
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein dunkelhäutiger Mann stürmte energischen Schrittes in den Saal. Laut ächzten die Holzdielen, als er geräuschvoll über sie stampfte. Der Mann musterte die Anwesenden kurz und blieb abrupt stehen. Dann rief er in einem barschen Tonfall:

„Ruhe bitte!“
Die Tatsache, dass außer ihm niemand ein Wort sprach, ignorierte er geflissentlich.
„Mein Name ist José Gutiérrez. Ich bin der Notar ihres verstorbenen Onkels und werde im Folgenden die Testamentseröffnung durchführen.“ Nora war dieser Namen wohl bekannt.  Über die dunkle Vergangenheit des Exilkubaners Gutiérrez hatten sich Noras Freundinnen bereits oft genug das Maul zerrissen. Und ausgerechnet diese zwielichtige Person setzte ihnen Onkel Herbert nun als seinen Notar vor die Nase.

Die Stimme des Kubaners war viel zu laut und wirkte völlig deplatziert in der kleinen Amtsstube mit den altmodischen Holzstühlen.
„Was für eine entwürdigende Veranstaltung!“, dachte sich Nora.  Doch diese Amtshandlung war notwendig und sie würde sich wohl oder übel den Anweisungen des Notars fügen müssen. Schließlich wollte sie alles möglichst schnell hinter sich bringen.

Der Kubaner stellte sich breitbeinig vor den versammelten Erbberechtigten auf. Alle Augen waren nun auf den fremdländisch wirkenden Mann gerichtet. Einer Meute Geiern kurz vor dem Ausschlachten eines Kadavers gleich, reckten die Verwandten ungeduldig ihre Hälse, um von den Handlungen des Notars nur nichts zu verpassen. Dabei versäumten sie es nicht, sich gegenseitig mit Argusaugen zu beobachten. Die Verwandten schienen fest entschlossen zu sein, jederzeit einen missliebigen Konkurrenten auszuschalten und kaltzustellen, falls dies der eigenen Situation Vorteile bringen sollte.

Die Lippen des Notars waren inzwischen das Einzige, was sich im Raum noch bewegte. Selbst die Standuhr war aus unerfindlichen Gründen stehengeblieben. Die Lippen des Notars formulierten jedoch keine Worte, sondern waren lediglich auf der Suche nach dem passenden Zeitpunkt für den Beginn der Ansprache. "Meine Herrschaften!" mahnte der Notar mit autoritärer Stimme.“ Ich kann unnötige Lautstärke in meinem Arbeitsraum nicht dulden. Achten Sie also im Verlauf dieser Veranstaltung darauf, sich möglichst ruhig zu verhalten. Ich verbitte mir außerdem ausdrücklich, beim Verlesen des Testaments durch Kommentare unterbrochen zu werden. Stellen Sie Ihre Fragen bitte im Anschluss!“

Die Nichten und Neffen des Verstorbenen waren darum bemüht, sich noch stiller zu verhalten, obwohl sie in ihrem Inneren sichtlich gegen den unangemessenen Kommandoton des Amtmannes rebellierten. Selbst das ungeduldige Herumrutschen auf den unbequemen Stühlen versuchten sie zu unterdrücken, um den Beginn der Testamentseröffnung nicht weiter hinauszuzögern. Noch während der Notar sprach, bewegte er sich langsam auf den Sessel hinter dem Schreibtisch zu. Er bedachte die Besucher mit einem letzten drohenden Blick, ehe er sich auf das speckige Leder setzte.

„Schreiten wir nun zur Verlesung der letztwilligen Verfügung des Erblassers, ihres Onkels Herrn Herbert Engel.“
Der Kubaner machte erneut eine Pause und schaute kontrollierend in die Runde.
„Das Testament wird nun von Amts wegen eröffnet."

Bedächtig beugte sich der Notar über den Schreibtisch aus schwerem Eichenholz und öffnete eine Schublade. Er entnahm ihr einen Umschlag aus edlem Büttenpapier und durchbrach das Siegel. Seelenruhig zog er den zusammengefalteten Brief heraus und glättete das Papier. Nora begann langsam vor Wut zu zittern, denn in diesem Moment hasste sie die bedächtige Art des Kubaners noch mehr als ihre vielen Cousinen und Cousins neben sich. Es waren zu viele Cousinen und Cousins, dachte sie und kicherte leise, aber bösartig. Der Notar räusperte sich effektvoll und begann mit dem Verlesen des Dokumentes:

Fortsetzung


Ich bleibe mal beim Telegrammstil ...

-Plötzlich und dunkelhäutig hatten wir schon.

-Amtstube? kenne mich da nicht so aus, aber wird ein Testament in der Regel nicht in den Räumlichkeiten des entsprechenden Notars verlesen? Das zieht dann natürlich mit sich, dass Nora vorher wusste, welcher Notar es sein würde ...

-das klingt etwas überzogen - eigentlich hört man ja nur zu ...

-fremdländisch wirkend? Man weiss doch bereits, dass es ein Kunbamer ist

-die Handlungen des Notars? Er verliest doch nur und führt kein Theater auf. Ist auch generell ein bisschen oft "Notar"

-jederzeit .... klingt holrpig - jeden missliebeigen ... aus oder kalt - eins reicht.

-was? - das! noch ist überflüssig

-2x die Lippen des .... wie können sich Lippen vorbereiten?

-Nichten und Neffen  - besser Verwandten. Gab es denn wirklich nur diesen Verwandtschaftsgrad?

- Eichenholz ist schon weiter oben verbraucht

-denn in diesem Moment... das klingt, als hätte sie öfter damit zu tun.

- Cousin und Cousinen ... siehe Nichten und Neffen






to be continued again ...

kind regards

The Brain


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BlueNote
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Beitrag01.09.2010 20:35

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Bei Jarda geht's weiter ...

Zitat:

Auch kritisiere ich sehr oft das die Lebendigkeit fehlt oder das man etwas zeigt. Zum Beispiel hier: gepflegte Fingernägel. Hätte man zeigen können, aber hat mich jetzt auch nicht unbedingt gestört.

Jarda, Traumtänzerin und ich haben entdeckt, dass wir einen gemeinsamen Stil haben: telling statt showing. Das gefällt uns einfach besser ...

Zitat:

Hat mich an Harry Potter erinnert bzw an Mr. Dursley, der ja auch bisschen dicker ist und in einer Bohrmaschinenfirma arbeitet. Absicht oder ungewollt?

Ich habe zwar jeden Harry Potter Band gelesen (den vorletzten sogar rückwärts, d.h. mit dem letzten Kapitel angefangen und dann kapitelweise eins nach vorne - mich hat einfach mehr interessiert, wie das Buch ausgeht und weniger, wie es anfängt), dass Mr. Dursley allerdings in einer Bohrmaschinenfabrik arbeitet, wusste ich aber nicht.

Zitat:

Fixiert ist sowieso ein tolles Wort finde ich, sollte man nicht zu oft benutzen, da es schnell auffällt.

Das sollten wir verbessern.
Zitat:

Zitat:

Selbst das ungeduldige Herumrutschen auf den unbequemen Stühlen versuchten sie zu unterdrücken, um den Beginn der Testamentseröffnung nicht weiter hinauszuzögern.  

Ungeduldige ist nicht nötig, wird aus dem Satz klar und auch durch die Atmosphäre. Unbequeme ist eine unnötige Information finde ich. Außer du verbindest es mit dem ungeduldig, aber die Meute ist ja nicht deswegen ungeduldig, sondern wegen dem Notar und das er es so lange rauszögert.

Die Absicht war hier, einfach eine Häufung von negativ besetzten Ausdrücken zu bringen, um zu verdeutlichen, dass es sich hier um keine "Kuschelveranstaltung" handelt.

Zitat:

Zitat:
Nora begann langsam vor Wut zu zittern, denn in diesem Moment hasste sie die bedächtige Art des Kubaners noch mehr als ihre vielen Cousinen und Cousins neben sich. Es waren zu viele Cousinen und Cousins, dachte sie und kicherte leise, aber bösartig

Ist eine unschöne Wiederholung. Entweder im ersten Satz das lassen, aber ich finde es passt im zweiten besser. Für den ersten Satz einfach Verwandte, Leute oder so was verwenden.

Über diese Wiederholung haben wir auch diskutiert. Als Aufzählung war das für mich akzeptabel.
Zitat:

Zitat:
Wie gebannt starrte Nora auf das funkelnde Metall, konnte sich nicht von dessen Anblick losreißen.

Ob das unbedingt nötig ist. Im vorigen Satz hat er schon geglitzert.

Da hast du recht. Das ist hier aber die Stelle, bei der optische Eindrücke immer wichtiger werden, weil sie der Übergang zur Filmszene/Ringszene ist.
Zitat:

Könnte aber auch absichtlich sein um den Ring verlockender und wichtiger in Szene zu setzen.

Eben! Der Ring musste (!) in Szene gesetzt werden. Ich habe da ein bisschen an eine Filmszene in "Herr der Ringe" gedacht.

Zitat:

Episode 5 ist mein Liebling in der Geschichte. Eine tolle Wendung, hat mir sehr gut gefallen.

Episode 4+5 sind auch meine Lieblingsepisoden.

Jetzt wollte ich noch nachsehen, was "Jigsaw" ist, finde aber nichts. Jarda, ich danke dir nochmal für deine Kritik.

Ciao

BN
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The Brain
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Beitrag01.09.2010 20:48

von The Brain
Antworten mit Zitat

Der Klugscheißer :
Saw - brilliante Horrorfilme Teil 1 - ????
Jigsaw - englisches Wort für Puzzle
 Laughing   Laughing  Laughing


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