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Autor |
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Rheinsberg écrivaine émigrée
Alter: 64 Beiträge: 2251 NaNoWriMo: 35000 Wohnort: Amman
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04.08.2010 09:26 Nachricht aus der Ferne von Rheinsberg
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Das Telefon klingelt.
Wie vor zwanzig Jahren.
Ein Junge, hieß es. Du.
Böllerschüsse, Freude.
Mutters Augenstern,
Vaters Stolz
lerntest du laufen, sprechen,
widersprechen, davonlaufen.
Das Telefon klingelt.
Wie vor zwei Jahren.
Weit weg warst du,
wolltest dort bleiben.
Das Telefon klingelt.
Heute. Weil du nie mehr kommen wirst.
Weitere Werke von Rheinsberg:
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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04.08.2010 17:22
von BlueNote
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Zitat: |
Weil du nie mehr kommen wirst.
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Ach, die Kinder ...
sollte man verkaufen, noch bevor sie 14 sind.
"nie mehr" klingt immer nicht sehr schön. Warum weiß der Typ, dass er es "nie mehr" tun wird?
BN
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Anne Wortedrechsler
Alter: 33 Beiträge: 66 Wohnort: Bonn
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11.08.2010 23:47
von Anne
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Hallo!
"nie mehr"
ich habe die letzten worte so verstanden, dass der junge tot ist.
hab ich das jetzt überinterpretiert?
LG
Anne
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Angst Scheinheiliger
A Alter: 33 Beiträge: 1571
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A 14.08.2010 21:24
von Angst
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Ich glaube, BN meint damit, dass "kommen" eine unpassend sexuelle Färbung hat. Auch ich störe mich an diesem Vers. Man könnte ihn ganz einfach umgestalten. (Vielleicht: Heute. Weil es kein Wiedersehen gibt.) Ansonsten finde ich das Gedicht gelungen. Die Zeitsprünge sind sehr wirkungsvoll, der Stil ist angemessen knapp und lässt Platz für eigene Gedanken.
_________________ »Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48. |
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Schmierfink Lyroholiker
Alter: 34 Beiträge: 1172
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15.08.2010 01:09
von Schmierfink
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Gelungen, kein Fall für die Schmiede.
Zur Diskussion mit dem Kommen, wie muss man denn drauf sein, um da etwas sexuelles zu lesen?
Nee, nee, das passt schon. Das nie mehr, shee ich auch eindeutig als Grund zur Kondolenz.
Zitat: |
lerntest du laufen, sprechen,
widersprechen, davonlaufen.
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Gramm. etwas seltsam, da kein Bezug vorliegt, ist mir aber wurscht.
Anfang ist etwas konstruiert, die meisten Eltern sind ja dabei im Kreissaal, aber gut, passt halt so gut als Rahmen.
Bisschen plump vielleicht, in seiner aufzählenden Manier, aber auf jeden Fall gern gelesen.
lg
Schmierfink
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Angst Scheinheiliger
A Alter: 33 Beiträge: 1571
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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15.08.2010 10:32
von BlueNote
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Zitat: |
BN ist eh seltsam drauf, der liest "winden" auch als Flatulenzen.
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Soso! Seltsam drauf!
Allerdings nicht seltsam genug, um bei der Stelle
Zitat: |
Das Telefon klingelt.
Heute. Weil du nie mehr kommen wirst.
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an "Kommen" im scheinheiligen Sinne zu denken. Weil ... warum soll dann das Telefon klingeln?
Wenn der Junge tot ist, dann ist mir das Gedicht viel zu banal und oberflächlich. Allein schon der Titel "Ein Anruf aus der Ferne (Herr Zapf bedient sie gerne)" ...
Die Kids habe ja so die Neigung, ihre Eltern bestrafen zu wollen für alles Gute, das sie für deren "Aufzucht" getan haben. Dennoch ist das, was hier möglicherweise geschildert wird, das Schlimmste, was einem als Eltern widerfahren kann. Dafür ist mir das Poem dann doch zu ... distanziert.
@Scheinheilige
Wegen deines Avatars hat's mich jetzt fast vom Stuhl gehauen. Ist das jetzt "Understatement" oder sollen wir zukünftig versuchen, deine (manchmal sogar progressiven) Textbeiträge mit diesem Bild in Einklang zu bringen?
Oder ist das sogar Anne Frank?
BN
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Angst Scheinheiliger
A Alter: 33 Beiträge: 1571
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A 15.08.2010 10:53
von Angst
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Einigen wir uns darauf, dass wir beide seltsam sind?
BlueNote hat Folgendes geschrieben: | Dennoch ist das, was hier möglicherweise geschildert wird, das Schlimmste, was einem als Eltern widerfahren kann. Dafür ist mir das Poem dann doch zu ... distanziert. |
Ich finde eigentlich gar nicht, dass dieses Gedicht zu distanziert ist. Es ist offen, ja, aber nicht ohne Emotionen. Gerade durch das Understatement (schönes Wort!) wird der Text effektiv.
Den Kniff mit dem Avatar nennt man Verfremdungseffekt ;) Ich meine, die Frau auf dem Bild sieht nicht aus wie Sylvia Plath. Aber sie ist es.
_________________ »Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48. |
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Rheinsberg écrivaine émigrée
Alter: 64 Beiträge: 2251 NaNoWriMo: 35000 Wohnort: Amman
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15.08.2010 15:30
von Rheinsberg
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Guckt man mal zwei Tage nicht nach so einem Text, und dann gibts richtig Diskussion im Kommentarstrang - danke für die Aufmerksamkeit.
Anne: du hast recht.
Schmierfink: danke für die freundlichen Worte. Der Anfang erklärt sich daraus, dass das Gedicht nicht aus der Sicht der Eltern, sondern eines anderen Familienmitglieds geschrieben wurde - daher der erste Anruf.
Scheinheilige, BN - sorry, bei der Diskussion passe ich dann mal.
BN: Distanz, denke ich, muss nicht gefühllos sein. Und der Titel - hm. Er war ein Kompromiss, passte aber eigentlich. Dass du ihn so trivial findest, lässt mich darüber noch mal nachdenken.
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