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September in Agadir


 
 
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Canyamel
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 350
Wohnort: Saargemünd


Beitrag19.06.2010 20:51
September in Agadir
von Canyamel
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Hallo, zusammen!

Ich probiere schon seit längerem einiges aus, um meinen eigenen Stil zu finden (bin in diesem Punkt leider immer noch nicht da, wo ich hin will!). Das Ergebnis meiner jüngsten literarischen Experimente ist jedenfalls eine Art Episodenroman rund um vier Freunde, die auf ihre Art alle gewaltig einen an der Waffel haben!

LG

Canya

„Was war das noch mal für ein Musikvideo, das James Cameron gedreht hat?“ fragt Laura.
„Reach“, antworte ich, während ich auf ihren nackten Rücken starre, aus dem die Schulterblätter hervorstehen, wie die Stümpfe von abgerissenen Engelsflügeln.
„Nein, das hieß irgendwie wie ein Getränk oder so.“
Laura rutscht zur mir herüber, kniet sich hin und hält mir den Rest ihres Joints so dicht vor die Nase, dass ich instinktiv zurückzucke.
„Martini Ranch“, sage ich.
„Ja, genau.“
„Das war die Band. Das Lied hieß Reach.“
„Oh.“
Ich nehme ihr den Joint ab, ziehe kurz daran und drücke ihn dann in eine der leere Spéciale Flag-Dosen auf dem Nachttisch.
„Du kiffst zuviel!“
„Und du säufst zuviel!“
Laura gibt mir einen flüchtigen Kuss, aber bevor ich ihn erwidern kann, lässt sie sich kichernd auf den Rücken fallen, rollt umständlich mit ihren eigenen Beinen kämpfend herum auf den Bauch und starrt wieder auf den Fernseher. Dabei bleibt das Laken an einer ihrer verschwitzen Waden hängen, und als sie das Bein anzieht und wieder ausstreckt, um den Stoff abzuschütteln, wickelt er sich um ihren Knöchel.
„Warum kannst du dir so `nen Scheiß eigentlich immer merken?“ fragt sie, ohne sich umzudrehen.
„Was für einen Scheiß meinst du?“
„Na, Martini Reach. Reach the beach. Eat the rich. All so’n Zeug?“
„Ich weiß nicht“, antworte ich. „Schätze, ich habe ein gutes Gedächtnis.“
„Stimmt. Du hast ein gutes Gedächtnis.“
Mein Blick gleitet wieder über Lauras Körper, fährt Zentimeter für Zentimeter den Lauf der flaumigen Hügelkette ihrer Wirbel, hinauf bis zu der Stelle, an der ihr Hals die Haare zu einem Vorhang teilt, dessen rotblonde Wellen links und rechts zur Seite fallen. Für einen kurzen Moment habe ich den Impuls, sie zu berühren und dabei etwas zu sagen, über unsere Ehe und diesen Urlaub, etwas das ich am liebsten hinausschreien möchte. Aber das tue ich nicht.
„Bill Paxton“, murmele ich stattdessen.
„Was?“
„Bill Paxton. Der Sänger von Martini Ranch war Bill Paxton.“
„Ich dachte, der ist Schauspieler.“
„Ja, aber er war auch der Sänger von Martini Ranch.“
Laura stößt einen leisen Seufzer aus und starrt weiter auf den Fernseher. Ein Musikvideo ist zu Ende, und jetzt zieht ein Schriftband vorbei, gefolgt von einer Einblendung, beides auf Arabisch, bevor Sekunden später schon das nächste Video anfängt. Eine Frau, an deren Armen rote und gelbe Seidentücher hängen, die wie Adlerschwingen aussehen, singt zu diesem eigentümlich leiernden Rhythmus des Rai in einer Studiokulisse aus drei schneeweißen Treppen, die alle etwa auf halbem Weg zur Bühnendecke abbrechen. Ich starre völlig fasziniert auf das Video, aber erst als der Refrain einsetzt und die Kamera ganz nah an das Gesicht der Sängerin heranfährt, erkenne ich, wie jung sie ist. Und plötzlich erinnern mich ihre Bewegungen und ihr Gesichtsausdruck, der so viel Lebendigkeit ausstrahlt, an Mia, und ich muss meine Augen geradezu von dem Fernseher wegreißen und auf die Terrasse rennen, um nicht in Panik auszubrechen.
Eine unsichtbare Wand aus weicher Abendluft prallt in mich hinein, zerrt an meinem Gesicht und zwängt sich heiß durch mein T-Shirt. Ich presse den Bauch gegen das Geländer und schließe für eine ganze Weile die Augen. Als ich sie irgendwann wieder öffne, habe ich mich beruhigt, und die Luft wirkt seltsamerweise frischer als vorher, und auch der Himmel scheint jetzt weniger rötlich zu leuchten. Mein Blick schweift über die angestrahlten Palmen der Promenade rüber zur Bucht, wo sich im Sonnenuntergang die Wellen brechen, und sogar vom Hotel aus kann ich ihr leises Plätschern vernehmen und das Lachen der Touristen, die am Strand hocken.
Ich höre das Klappern von Lauras Flip-Flops, als sie hinter mich tritt. Sie schlängelt ihre Hände unter meinen Achseln durch und streichelt meine Brust.
„Erinnerst du dich an das Kamel?“ frage ich sie.
„Ja, klar – Lufthansa!“
„Das war ein irrer Name für ein Kamel.“
„Total irre.“
„Ich glaube, es hieß bei jedem Touristen anders.“
„Meinst du?“
„Ja. Bei einem Franzosen hieß es bestimmt Air France. Bei einem Ami Northwest. Und bei einem Russen Aeroflot.“
„Ja. Ich glaube, du hast Recht.“
Laura legt ihre Hände auf meine Brustwarzen und reibt sanft darauf herum, während ich jetzt zum zweiten Mal seit unserer Ankunft in Agadir an unseren abgesagten Termin beim Scheidungsanwalt denken muss, und ich fühle mich plötzlich schwach und widerlich, weil ich vor dem Video geflüchtet bin.
„Eine Milliarde Dirham für eine Tarjine voll Träume“, flüstert Laura.
„Was meinst du damit?“
„Keine Ahnung.“
Ich lehne mich weit über das Geländer und schaue runter auf die Terrasse, auf der jetzt nur noch ein alter Marokkaner hockt, um dessen Tisch zwei braune Katzen herumstreichen. Eine Katze hat einen rechtwinkligen Knick in ihrem Schwanz, und als sie ihn aufrichtet, sieht er aus wie ein kleiner Galgen.
„Weißt du, warum wir beinah den Flug verpasst haben?“ fragt sie.
„Hm. Du hast mich fast eine halbe Stunde lang im Taxi warten lassen.“
„Ich habe mir Fotos angeschaut.“
Ich atmet tief durch und spüre, wie ihr Körper anfängt zu zittern.
„Das sollst du nicht tun!“
„Ich weiß.“
„Das sollst du wirklich nicht tun!“
Mein Blick hängt immer noch an der Terrasse, wo sich der alte Marokkaner mühsam erhebt und nach drinnen schlurft, und nachdem er weg ist, springt die Katze mit dem Galgenschwanz auf den Tisch und leckt an seinem leeren Glas.
„Also gut. Welche Fotos hast du dir angeschaut?“
„Das von Weihnachten“, antwortet sie ohne zu zögern. „Auf dem Mia mit Chou Chou vor dem Baum tanzt. Und du Gitarre spielst.“
„You are my lucky star.“
„Ja.“
„Welche noch?“
Ich greife Lauras Hände und drücke sie, und sie fühlen sich plötzlich an wie aus heißem Gummi, das bei jeder Berührung nachgibt.
„Welches noch?“ wiederhole ich, und sie beginnt leise zu weinen.
„Wo sie das Alien-Kostüm trägt.“
„Hannah Montana.“
„Mit diesen bescheuerten Flügelchen!“
„Du wolltest deswegen bei Disney anrufen.“
„Ja“, heult Laura und stößt ein ersticktes Lachen hinterher. Ich habe das Gefühl, schlucken zu müssen, aber meine Zunge ist jetzt nur noch eine pelzige Flunder, betäubt von Bildern von mir selbst, in denen ich wegen des Kostüms mit Paul telefoniere, von Mia, während wir zum Maßnehmen zu Pauls Kostümbildnerin fahren, von ihrem Gesicht, als das Kostüm ankommt und sie es auspackt und es zum ersten Mal anzieht, ihren Augen und ihrem Lächeln. Es scheint Stunden zu dauern, bis der Film endlich ausblendet. Stunden, die wie sterbende Fische an uns vorbei treiben.
„Sie sah zauberhaft aus“, erkläre ich schließlich.
Laura windet ihre Hände aus meinen Griff und drückt sie zu Fäusten zusammen.
„Ich schaue mir die Fotos jeden Tag an. Ich weiß, dass ich das nicht soll. Aber es ist, als ob die ganze Welt darin eingefroren ist.“
Wir sagen beide nichts mehr, während Laura hinter meinem Rücken heult und ich schweigend in das Rot über dem Ozean starre, das immer mehr von dem bedrohlichen Schwarz der Nacht verschlungen wird und sich inzwischen nur noch am äußersten Rand des Horizonts richtig erfolgreich dagegen zur Wehr setzt. Ein unbestimmter Geruch von Pfeffer oder einem anderen scharfen Gewürz scheint plötzlich in der Luft zu liegen, und ich versuche mich mit aller Kraft darauf zu konzentrieren und mir ins Gedächtnis zu rufen, wann ich ihn das letzte Mal gerochen habe, weil er mich an etwas erinnert, das nichts mit Mia zu tun hat, aber es fällt mir partout nicht mehr ein, an was und wann es war, und ich habe wieder das Gefühl, dass ich unter mir selbst wegrutsche.
„Lass uns morgen nach Marrakesch fahren“, flüstere ich irgendwann.
Laura presst ihren Kopf auf meinen Rücken und wimmert etwas, das ich nicht verstehe, und ich traue mich auch nicht, nachzufragen.



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Bananenfischin
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Beitrag19.06.2010 21:52

von Bananenfischin
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Hallo Canyamel,

schön, mal wieder was von dir zu lesen!  Very Happy

Dein Text hat mir unglaublich gut gefallen, der Stil ist wunderbar (ob es jetzt "dein eigener" ist, kann ich natürlich nicht beurteilen).

Was mir so gut gefällt:
- Es gibt keinen Holzhammer, mit dem mir die Informationen eingeprügelt werden.
- Vieles wird nur angedeutet, aber nicht ausgewalzt. Es bleibt Raum für die Gedanken des Lesers.
- Viele schöne Detailbeobachtungen, z.B. im Laken verfangenen Beine, die Katze, die das Glas ableckt usw. Zudem ist bei solchen Dingen wie dem Galgenschwanz ein über sich selbst hinausweisender Charakter ersichtlich.
- Die Dialoge sind spitze, sehr natürlich.

Ein paar - für mich - Ausrutscher dabei:
Zitat:
wie die Stümpfe von abgerissenen Engelsflügeln.

"abgerissenen" scheint mir überflüssig, "Stümpfe" sagt schon genug.
Zitat:
hält mir den Rest ihres Joints so dicht vor die Nase, dass ich instinktiv zurückzucke.
"instinktiv" könnte meiner Meinung nach weg.
Zwei Stellen gibt es, an denen du für mich doch fast schon zu deutlich wirst:
Zitat:
habe ich den Impuls, sie zu berühren und dabei etwas zu sagen, über unsere Ehe und diesen Urlaub, etwas das ich am liebsten hinausschreien möchte.

Das mit den "hinausschreien" braucht es nicht.
Zitat:
Aber es ist, als ob die ganze Welt darin eingefroren ist.

Ich denke, das kommt auch so an.

Noch etwas, was dich vielleicht interessiert: Ich habe große Schwierigkeiten, mir das Alter des Pärchens vorzustellen. Ich hielt sie zunächst für sehr jung, war dann überrascht, das Wort "Ehe" zu lesen. Wobei es natürlich auch junge Eheleute gibt. Gut, und kiffen und saufen kann man auch in jedem Alter ...
Dann die Sängerin, die den Erzähler an Mia erinnert. Da dachte ich zuerst, es würde sich um seine (ehemalige) Geliebte handeln. Das allein ist noch nicht schlimm, so eine Irreführung kann ja auch gewollt sein.
Aber es ist ja auch die Rede davon, dass die Frau im Fernsehen viel jünger ist, als sie zunächst aussieht. Trotzdem bleibt sie für mich eine Frau, dann eben eine junge, aber doch mindestens 18. Und da habe ich dann wieder das Problem, eine Tochter in dem Alter mit meinem imaginierten Alter des Pärchens in Einklang zu bringen, und auch mit dem Bild, das mir später von der Tochter vermittelt wird: Ausschließlich Erinnerungen, in denen sie noch sehr jung ist.
Irgendeines der Bilder, die du vermittelst, führt also - zumindest mich - in die Irre und verwirrt.
Aber ich denke, das könnte leicht ausgebügelt werden.

Zum Abschluss möchte ich noch eine sehr starke Stelle zitieren:

Zitat:
Ein unbestimmter Geruch von Pfeffer oder einem anderen scharfen Gewürz scheint plötzlich in der Luft zu liegen, und ich versuche mich mit aller Kraft darauf zu konzentrieren und mir ins Gedächtnis zu rufen, wann ich ihn das letzte Mal gerochen habe, weil er mich an etwas erinnert, das nichts mit Mia zu tun hat,


Sehr gern gelesen. Danke.  Very Happy

Liebe Grüße
Bananenfischin


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Beitrag19.06.2010 22:13

von *Gast*
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Hallo Canyamel,

eine wirklich gelungene Geschichte. Du verwendest sehr feine Bilder und die Sprache fließt richtig in Deinem Text.

Kritisches kann ich Dir gar nichts dazu beitragen. Was Bananenfischin angemerkt hat, würde ich so unterstreichen, es hätte mich aber nicht wirklich gestört. Auch die leichte Unsicherheit, ob Mia ein Kind oder eine Geliebte ist, hat mich beim Lesen befallen. Allerdings assoziierte ich keine verflossene Geliebte, sondern eine noch aktuelle, wegen der die Ehe gerade zum Thema wird. Auslöser dafür war glaub ich bei mir dieser Halbsatz:

Zitat:
und dabei etwas zu sagen, über unsere Ehe und diesen Urlaub, etwas das ich am liebsten hinausschreien möchte.
Der hat mich später etwas auf die falsche Fährte gelockt. Fand ich allerdings beim Lesen nicht wirklich hinderlich.

Sehr gerne gelesen, würde ich sofort weiter lesen wollen.

Lieben Gruß
Sabine
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Pütchen
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Beitrag20.06.2010 06:47

von Pütchen
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Lieber Canya,

nun würde ich aber gerne weiterlesen ... lol2

Die Spannung steigerst du sehr gut - ich denke, Mia ist eine verunglückte Tochter oder ähnliches?

Ich bin nicht sicher, ob es mich verwirrt hat, eigentlich dachte ich zuerst an eine Geliebte (wegen Scheidung), doch das legte sich dann gleich.

Was mich ein kleines bisschen gestört hat, waren die vielen Namen und Gegebenheiten der Videos am Anfang. Ich kann nicht mit allen was anfangen (kann aber an mir weltfremder Person liegen Laughing), aber hier denke ich, würde ein bisschen straffen nicht schaden, da ich nicht wirklich alles für so relevant halte. Oder?

Eines noch:

Zitat:
fährt Zentimeter für Zentimeter den Lauf der flaumigen Hügelkette ihrer Wirbel


Hm, "flaumig" sagt ja wirklich nicht direkt "haarig" aus, aber irgendwie stört mich das an einem Frauenrücken ... lol2

Ansonsten gerne gelesen und ich bin gespannt auf eine Fortsetzung wink

Liebe Grüße, Pütchen


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Canyamel
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Beitrag20.06.2010 23:22

von Canyamel
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@ Bananenfischin:

Vielen Dank für Dein Lob und die ausführliche Kritik - sie trifft voll ins Schwarze! Ich kämpfe immer noch mit dem richtigen "Maß" im Ausdruck, z.B. bei dem "instinktiven zurückzucken". Das "instinktiv ist wirklich überflüssig, aber so etwas fällt mir leider selbst auch nach zwanzigmaligem Lesen nicht auf!
Ich habe auch oft das Problem, dass ich mich zurücknehmen will und es nicht schaffe. Ich schreibe gerne so, dass man mich als Autor nicht wahrnimmt, aber dann geht es mit mir durch, und ich haue zu sehr auf den Putz.
 rotwerd
Sehr interessant finde ich, dass die Stelle mit der Sängerin auf Dich irritierend wirkt. Ich werde auch da noch mal in mich gehen. Es ist nicht einfach, diesen Hintergrund so aufzutragen, dass er psychologisch schlüssig ist. Ich selbst habe (zum Glück) kein Kind verloren, aber ein Kollege von mir, der oft beim Fernsehen oder in ganz alltäglichen Situationen "Flashs" kriegt, in denen Erinnerungen hochkommen. Ich denke, ich werde die Stelle mit der Sängerin aber auf jeden Fall umbauen, damit es klarer wird, was da passiert!

@ SabineK63:

Auch Dir vielen Dank für Den Lob und Deine Anmerkung zu dem Satz mit dem "hinausschreien". Ich glaube, das ist wirklich auch so ein Fall, wo ich als Autor nicht beschreibe, sondern dramatisiere - und wie ich oben schon geschrieben habe, will ich das eigentlich nicht. Ich finde es immer schön, wenn der Leser Raum für die Phantasie hat, und dieser Satz macht leider schon einiges kaputt. Ich werde ihn auf jeden Fall rausnehmen!

@ Puetchen:

Und auch Dir vielen Dank für's Lesen und das Lob. Dass mit dem Video ist in der Tat nicht wirklich wichtig. Ich habe es nur so ausgewalzt, um eine gewisse "Grausamkeit der Banalität" zu zeigen, die in solchen Unterhaltungen liegen kann, wenn eigentlich ein ganze anderes Thema (im (Subtext) im Raum steht, aber darüber kann und will man eigentlich nicht reden. (Martini Ranch gab es wirklich, und sie waren echt nicht schlecht (wenn man auf LA-Wave á la Devo oder Oingo Boingo steht) , aber wenn nicht zufällig Cameron für die sein einziges Musikvideo gedreht hätte, würde heute kein Hahn mehr danach Krähen, weil die null Erfolg hatten!)

Die Stelle mit der "flaumigen Hügelkette" habe ich übrigens gerade meiner Freundin gezeigt. Sie findet auch, dass das komisch klingt - jedenfalls nicht schmeichelhaft für eine Frau. Ich befürchte, wir kriegen hier gleich noch eine längere Diskussion deswegen...
Embarassed

Liebe Grüße

Canyamel


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Pütchen
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Beitrag28.06.2010 20:22

von Pütchen
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Hallo Canya,

ja, das mit der Banalität verstehe ich smile Das kam auch an. Ich hatte mir nur überlegt, ob denn etwas "wirklich" banales, wie das Gespräch über das Wetter, die Einrichtung des Zimmer o.ä. vielleicht dies noch mehr verstärken würden?

So fordert es mich fast ein bisschen zu sehr, da mitzudenken, wer wer ist - weil ich anfangs ja noch nicht weiß, worauf die Geschichte hinausläuft. Nur so als gedankliche Anregung. Ich weiß auch nicht, wie die anderen das sehen.

Aber dies tut der Geschichte überhaupt keinen  Abbruch - sie gefällt mir so oder so sehr gut smile

Und ich würde gerne weiter lesen wink

Liebe Grüße, Pütchen


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Canyamel
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Beitrag29.06.2010 09:31

von Canyamel
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Puetchen hat Folgendes geschrieben:
ja, das mit der Banalität verstehe ich smile Das kam auch an. Ich hatte mir nur überlegt, ob denn etwas "wirklich" banales, wie das Gespräch über das Wetter, die Einrichtung des Zimmer o.ä. vielleicht dies noch mehr verstärken würden?

So fordert es mich fast ein bisschen zu sehr, da mitzudenken, wer wer ist - weil ich anfangs ja noch nicht weiß, worauf die Geschichte hinausläuft.


Ja, das stimmt. Ich bin im Moment auch am überlegen, ob ich nicht vorne noch etwas dran bauen soll, vielleicht den Flug oder die Ankunft im Hotel, um die Figuren besser einzuführen. Habe mich da aber noch nicht entschieden. Im nächsten Teil sollen die Protagonisten auf jeden Fall nach Marrakesch fahren, wo sich die Probleme dann weiter zuspitzen. Was ich mit der Geschichte versuche, ist möglichst viele schmerzhafte "Scheren" aufzumachen, zwischen der traumhaften und lebendigen Urlaubsatmosphäre aus 1001 Nacht und der nicht zu bewältigenden Trauer des Pärchens, das im Grunde nur in seiner Einsamkeit und seinem Schmerz über den Verlust der Tochter vereint ist. Und Du hast Recht, das kann man noch viel mehr auf die Spitze treiben. Ich werde es versuchen!

Puetchen hat Folgendes geschrieben:
Und ich würde gerne weiter lesen wink

Liebe Grüße, Pütchen


Ich weiß, ich bin im Moment etwas langsam - Hitze und WM fordern ihren Tribut. Aber die Fortsetzung ist schon in Arbeit.  smile extra

Liebe Grüße und danke für Deine tollen Anmerkungen!

Canya


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ELsa
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Beitrag29.06.2010 10:17
Re: September in Agadir
von ELsa
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Hallo Canyamel

Zitat:
eine Art Episodenroman rund um vier Freunde, die auf ihre Art alle gewaltig einen an der Waffel haben!
Zumindest in dem Teilstück sehe ich nichts von "an der Waffel haben", sondern 2 Menschen, die eine tiefe Verletzung zu überwinden versuchen, eine gemeinsame Wunde, die du so schön und dezent darstellst, dass ich sehr berührt bin. Ist das der Beginn des Romans?

Manchmal sind für mich die Dialoge nicht genau genug. Sie sollen zwar ein Abbild sein, wie man locker in realo redet, dennoch aber literarisch gebaut, was heißt, dass man nichts wiederholen sollte, was der Vorredner schon gesagt hat, sondern mit der Antwort die Geschichte weitertreibt. Sagt sich so leicht, ich weiß, weil ich leider auch immer wieder da reinrutsche und es übersehe in meinen Texten. Rolling Eyes
However, mich interessieren die beiden Figuren wirklich, ich will dahinterschauen und daher weiterlesen!

Ein paar Anmerkungen im Text:    
Zitat:

aus dem die Schulterblätter hervorstehen, wie die Stümpfe von abgerissenen Engelsflügeln.
das kann wirklich weg, ist klar.


Zitat:
„Martini Ranch“, sage ich.
„Ja, genau.“
„Das war die Band. Das Lied hieß Reach.“
„Oh.“
hier zum Beispiel sind die Antworten überflüssig mM. Es reicht doch, wenn der IE die Info einfach sagt?

Zitat:
„Du kiffst zuviel!“
„Und du säufst zuviel!“
und das ist super!

Zitat:
Laura gibt mir einen flüchtigen Kuss, aber bevor ich ihn erwidern kann, lässt sie sich kichernd auf den Rücken fallen, rollt umständlich mit ihren eigenen Beinen kämpfend herum auf den Bauch und starrt wieder auf den Fernseher. Dabei bleibt das Laken an einer ihrer verschwitzen Waden hängen, und als sie das Bein anzieht und wieder ausstreckt, um den Stoff abzuschütteln, wickelt er sich um ihren Knöchel.
Sehr schön!

Zitat:
„Warum kannst du dir so `nen Scheiß eigentlich immer merken?“ fragt sie, ohne sich umzudrehen.
„Was für einen Scheiß meinst du?“
„Na, Martini Reach. Reach the beach. Eat the rich. All so’n Zeug?“
„Ich weiß nicht“, antworte ich. „Schätze, ich habe ein gutes Gedächtnis.“
„Stimmt. Du hast ein gutes Gedächtnis.“

Das hier ist ein gutes Beispiel dafür, was man vermeiden sollte im Dialogbau. Du verwässerst, statt dicht zu bleiben, was schade ist bei disen beiden "geladenen" Figuren.
Ich würde es gern so lesen:
"Warum kannst du dir so `nen Scheiß eigentlich immer merken?“, fragt sie, ohne sich umzudrehen.
„Was meinst du?“
„Martini Reach. Reach the beach. Eat the rich. All so’n Zeug?“
„Schätze, ich habe ein gutes Gedächtnis.“
„Leider", sagt sie. Verdammt, sie hat recht.


Zitat:
Mein Blick gleitet wieder über Lauras Körper, fährt Zentimeter für Zentimeter den Lauf der flaumigen Hügelkette ihrer Wirbel, hinauf bis zu der Stelle, an der ihr Hals die Haare zu einem Vorhang teilt, dessen rotblonde Wellen links und rechts zur Seite fallen.
vielleicht besser: folgt?

Zitat:
Für einen kurzen Moment habe ich den Impuls, sie zu berühren und dabei etwas zu sagen, über unsere Ehe und diesen Urlaub, etwas das ich am liebsten hinausschreien möchte. Aber das tue ich nicht.
Gut!

Zitat:
„Bill Paxton“, murmele ich stattdessen.
„Was?“
„Bill Paxton. Der Sänger von Martini Ranch war Bill Paxton.“
„Ich dachte, der ist Schauspieler.“
„Ja, aber er war auch der Sänger von Martini Ranch.“
Hier wieder zuviel mM.
Ich läse es so:
„Bill Paxton“, murmele ich stattdessen.
„Was?“
„Der Sänger von Martini Ranch.“
„War der nicht Schauspieler?“
Den letzten Dialogsatz weg. Gleich hier weiter:
Laura stößt einen leisen Seufzer aus und starrt weiter auf den Fernseher.


Zitat:
Mein Blick schweift über die angestrahlten Palmen der Promenade rüber zur Bucht,
Mein Blick steht schon weiter oben, vielleicht mal was anderes hier?


Zitat:
„Erinnerst du dich an das Kamel?“ frage ich sie.
„Ja, klar – Lufthansa!“
„Das war ein irrer Name für ein Kamel.“
„Total irre.“
„Ich glaube, es hieß bei jedem Touristen anders.“
„Meinst du?“
„Ja. Bei einem Franzosen hieß es bestimmt Air France. Bei einem Ami Northwest. Und bei einem Russen Aeroflot.“
„Ja. Ich glaube, du hast Recht.“
Auch verwässert, sollte dichter sein. Siehe meine Beispiele oben. Wobei mir nicht klar ist, was an diesem Dialog die Geschichte weiterbringt? Ich würde ihn streichen.

Zitat:
Laura legt ihre Hände auf meine Brustwarzen und reibt sanft darauf herum, während ich jetzt zum zweiten Mal seit unserer Ankunft in Agadir an unseren abgesagten Termin beim Scheidungsanwalt denken muss, und ich fühle mich plötzlich schwach und widerlich, weil ich vor dem Video geflüchtet bin.
„Eine Milliarde Dirham für eine Tarjine voll Träume“, flüstert Laura.
„Was meinst du damit?“
„Keine Ahnung.“
Ich lehne mich weit über das Geländer und schaue runter auf die Terrasse, auf der jetzt nur noch ein alter Marokkaner hockt, um dessen Tisch zwei braune Katzen herumstreichen. Eine Katze hat einen rechtwinkligen Knick in ihrem Schwanz, und als sie ihn aufrichtet, sieht er aus wie ein kleiner Galgen.
„Weißt du, warum wir beinah den Flug verpasst haben?“ fragt sie.
Hm. Du hast mich fast eine halbe Stunde lang im Taxi warten lassen.“
„Ich habe mir Fotos angeschaut.“
Ich atmet tief durch und spüre, wie ihr Körper anfängt zu zittern.
„Das sollst du nicht tun!“
„Ich weiß.“
„Das sollst du wirklich nicht tun!“
Bis auf das Hm. ist das eine wunderbare, dichte Sequenz.

Rest finde ich auch einwandfrei!

Sehr stark, der Text! Bitte mehr.

Liebe Grüße
ELsa


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Canyamel
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Beitrag30.06.2010 09:58
Re: September in Agadir
von Canyamel
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Hallo ELsa!

Auch Dir vielen Dank für die tollen Anmerkungen und Korrekturen! Der Ausschnitt ist nicht der erste Teil meines Romans, sollte aber bisher am Anfang des Stranges über dieses Pärchen stehen. Inzwischen denke ich allerdings, dass ich das ändern werde. Ich möchte eine neue Szene schreiben, in der ich Laura und Joachim einführe.

Du sprichst einen ganz wichtigen Aspekt an...

ELsa hat Folgendes geschrieben:
Manchmal sind für mich die Dialoge nicht genau genug. Sie sollen zwar ein Abbild sein, wie man locker in realo redet, dennoch aber literarisch gebaut, was heißt, dass man nichts wiederholen sollte, was der Vorredner schon gesagt hat, sondern mit der Antwort die Geschichte weitertreibt.


...und legst damit den Finger in die richtige Wunde. Ich habe oft das Problem, dass meine Dialoge nicht präzise genug sind. Gerade bei der Szene hier, wo der Subtext im Prinzip die Unterhaltung fast kaputt schlägt, fiel mir das unheimlich schwer. Umso begeisterter bin ich aber von diesen beiden Vorschlägen von Dir:

ELsa hat Folgendes geschrieben:
Ich würde es gern so lesen:
"Warum kannst du dir so `nen Scheiß eigentlich immer merken?“, fragt sie, ohne sich umzudrehen.
„Was meinst du?“
„Martini Reach. Reach the beach. Eat the rich. All so’n Zeug?“
„Schätze, ich habe ein gutes Gedächtnis.“
„Leider", sagt sie. Verdammt, sie hat recht.


und

Ich läse es so:
„Bill Paxton“, murmele ich stattdessen.
„Was?“
„Der Sänger von Martini Ranch.“
„War der nicht Schauspieler?“
Den letzten Dialogsatz weg. Gleich hier weiter:
Laura stößt einen leisen Seufzer aus und starrt weiter auf den Fernseher.


Damit verstärkt sich nämlich die Wirkung des Exits dieser Dialogstellen um 100 Prozent!  smile extra

Liebe Grüße

Canya


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ELsa
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Beitrag30.06.2010 10:14

von ELsa
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Liebe Canya,

das freut mich! Und ja, so wird das viel dichter, fein, sack es ein  Wink

Achte einfach drauf bei den weiteren Dialogen. Das kannst du!

Bin gespannt auf mehr, wie gesagt.

Liebe Grüße
ELsa


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Gast







Beitrag16.07.2012 17:36

von Gast
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Macht Freude, es zu lesen. Wie bei allen Originalwerken von Canyamel.

Aber das geht ja nun wirklich nicht:
Zitat:
Eine unsichtbare Wand aus weicher Abendluft prallt in mich hinein, zerrt an meinem Gesicht und zwängt sich heiß durch mein T-Shirt.
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lupus
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Beitrag17.07.2012 01:07

von lupus
Antworten mit Zitat

na toll .. jetzt bin ich drauf reingefallen und hab einen zwei Jahre alten Text gelesen und angefangen zu kommentieren (danke D. Klama)... spar ich mir, sag einfach nur:

saugut, richtig gut (teilweise ein bisserl Längen, weiß auch nicht wie lange ich den Stil durchhalt) aber, Danke, D.Klama, für'S ausgraben Wink


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lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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Beitrag17.07.2012 13:29

von Gast
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Ich war bisher mehr in einem anderen Schreiberforum unterwegs, wo die Bräuche ein wenig anders sind als im DSFo. Hier drin wurde mir schon mal bedeutet, dass "man" doch nichts mehr unter einen Text schreibt, der Jahre auf dem Buckel hat und wozu seit langem keiner mehr was gesagt hat. Der Thread sei "eigentlich abgeschlossen" wurde mir gesagt. Wie ja auch diese ganzen Threads Dante, Shakespeare, Schiller, Gontscharow und so weiter längst alle abgeschlossen sind.

Jedenfalls scheint üblich, dass die meisten auf dieses "Neue Beiträge" in der Spalte links klicken (was ich gestern zum allerersten Mal benutzt habe). Weil es wohl sehr wichtig ist, dass ziemlich viele Leute was sagen und man sich dann so hin und her unterhalten kann. Und weil zu älteren Sachen eben nicht viele Leute was sagen und das dann nicht geht.

Auf ihn kam ich, weil ich mir bei "Bibliothek" ein paar Namen angeschaut hatte. Das ist so eine Methode von mir, mit der ich hoffe, auf Texte zu stoßen, die ich gerne lesen würde. Ich schau mir eine Weile die Bibliotheken von den Leuten an und wenn ich jemanden finde, dessen Bibliothek mir einigermaßen gefällt, lese ich auch mal einen Text von ihm.

Das Problem ist natürlich: Wenn man schon eine "Antworit" schreibt, wünscht man sich, dass der Autor zumindest auch davon Notiz nimmt. Aber bei jemand wie Canyamel, der schon eine geraume Zeit gar nichts mehr eingestellt hat, ist das dann gar nicht sicher. Na ja, "I asked Hank Williams: How lonely does it get? Hank Williams hasn't answered yet", wie Leonard Cohen sagt.
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toltec-head
Eselsohr
T

Alter: 48
Beiträge: 304



T
Beitrag17.07.2012 19:06

von toltec-head
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Wie jede Philie hat auch die Nekrophilie ihren guten Sinn und Zweck, was die Menschen aber nicht einsehen wollen.

Ich jedenfalls würde mir wünschen, dass ein Klama später einmal, wenn ich längst im schwarzen Loch einer meiner Threads verschwunden bin, eine Prosa oder eine Lyrik von mir aus der Versenkung ans Tageslicht bringt. Ob ich dann noch präsent bin? Aber natürlich, in meinem Text! Und eine andere Art von Präsenz gibt es hier ja ob heute, gestern oder morgen eh nicht. Daher bleibt es sich doch letztlich gleich, ob man Leichenfledderei betreibt oder die angeblich lebenden jetzigen Eintagsfliegen bespricht.

Mit dem Text von Canyamel habe ich ein Problem. Von Nabokov wird berichtet, dass er neue Bücher erst einmal darauf hin durchblätterte wieviel gesprochene Worte in ihnen vorkommen. Sieht man ja schnell, wegen den Anführungszeichen. Wenn eine kritische Masse überschritten war, freute sich der alte Vladimir. Er wusste, dass er das Buch nicht lesen brauchte. Zuviel Dialog ist ein absolutes no-go Kriterium. Und so seh ich das auch.

Mit dem Text von Canyamel geht es mir daher ähnlich wie mit manchen Sachen von Dir, Klaus. Ich seh die vielen Anführungszeichen und bin verstimmt. Lese dann nur gezwungen weiter, d.h. ich kann´s auch gleich bleiben lassen.

Die Bücher eines der von Leuten who are in the know am meisten geschätzten amerikanischen Autoren, William Gaddis, bestehen gar nur aus Dialoge. Ich habe sogar ein ganzes Buch von ihm ("A frolic of his own") gelesen. Ich sehe die Genialität des Mannes. Ich lese auch gern über ihn in Feuielletons oder sonstwo. Aber ich habe nie mehr ein Buch von ihm angerührt.

Canyamel, könntest Du Deine Geschichte nicht vielleicht so umschreiben, dass sie weniger Dialoge enthält? Wenn Klama meint, sie sei nicht schlecht, muss da was dran sein. Ich würde sie also auch gerne lesen.
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Gast







Beitrag17.07.2012 22:28
No Go
von Gast
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Jahrelang unbeantwortet, dann vom Autor gelöscht. Bye bye!
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