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Dieses Werk wurde für den kleinen Literaten nominiert Schuld und Sühne


 
 
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Isabelle34
Klammeraffe
I


Beiträge: 567



I
Beitrag09.08.2009 11:21
Schuld und Sühne
von Isabelle34
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Hallo zusammen,

ich beginne gerade mit einem neuen Roman. Den Anfang würde ich euch gerne vorstellen, denn in ihm liegt schon mein Problem.
Ich bin kein Freund der Ich-Perspektive in Romanen, er Prolog macht diese aber meiner Meinung nach erforderlich, weil es so einfach besser kling. Danach würde ich gerne wechseln. Haltet ihr das für vertretbar oder meint ihr, entweder alles in der Ich-Perspektive oder gar nix?


**********


Mein Name ist Richard. Geboren wurde ich in jenem Jahr, in dem Christopher Kolumbus die Neue Welt entdeckte. Daher bin ich in der glücklichen Lage zu wissen, dass ich inzwischen fast sechzig Jahre alt bin. Älter, als die meisten Menschen überhaupt werden wollen. Wenn man so viele Sommer und Winter erlebt hat wie ich, wartet man auf den Tod. Er ist ein guter Freund geworden, ein ständiger Begleiter und in den letzten Monaten spüre ich ganz deutlich, dass er immer näher an mich heranrückt. Aus diesem Grund bin ich noch einmal hier her zurück gekommen.
Hier in diesem kleinen Dorf unweit von Aschaffenburg bin ich geboren worden. Meine Kindheit habe ich hier verbracht. Dort drüben  stand einmal das alten Bauernhaus, das mein Vater für uns gebaut hatte. Nur noch ein paar Steine sind von ihm übrig geblieben. Aber es berührt mich nicht zu sehen, dass dieses Haus, das ein Stück meines Lebens darstellte, zerstört ist. Vielleicht, weil ich zu viele zerstörte Häuser in meinem Leben gesehen habe. Zu viele Kinder, die ihre Eltern und ihr Zuhause verloren haben. Sie hatten ein Recht zu weinen, ich nicht. Freiwillig habe ich damals, im Jahre des Herrn 1516, meine Heimat verlassen, um ihm zu folgen. Rainer von Heydebach.
Damals war es das schlechtes Gewissen, das mich antrieb, mit ihm zu gehen. Und Angst. Angst davor, an seiner Statt vor Gericht gestellt zu werden. Meine Furcht war unbegründet, wie ich jetzt weiß. Denn damals wusste keiner von meiner Mitschuld an dem, was geschehen war. So wie es auch heute noch niemand weiß. Doch jetzt sitze ich hier und sehe auf die drei Kreuze, die ruhig, aus rotem Stein gefertigt, vor mir stehen. Mir ist, als könne ich die stumme Anklage hören, die von ihnen ausgeht. Haben sie mich dazu gebracht, zurück zu kommen? Die Geister der Vergangenheit? Es wäre gut möglich. Denn kann nicht ein Geist erst ruhen, wenn Schuld und Unschuld des Lebens gleichermaßen aufgedeckt sind?
Sie haben mich gerufen, um meine Schuld zu sühnen und sie freizusprechen. Ich bin es ihnen schuldig und deswegen werde ich nun niederschreiben, wie es sich damals zugetragen hat in der Hoffnung, dass auch mein Geist dereinst Frieden finden wird, was meiner Seele im Leben nicht vergönnt war.
„Tu, was man dir sagt und mach mir keine Schande!“, hatte mein Vater mir damals mit auf den Weg gegeben, als ich mich aufmachte, Knappe des Ritters von Heydebach zu werden. Weder er noch ich konnten damals ahnen, dass das eine das andere unmöglich machte.

*

„Bringt mir mehr Wein!“ Einen Donnergrollen gleich hallte die dunkle Stimme Adalberts von Heydebach durch die hohen Mauern der Halle. Richard war lange genug schon im Dienst seines Sohnes Rainer, um zu wissen, dass es besser für ihn und seine Gesundheit war, den Wünschen des alternden Ritters umgehend nachzukommen.
„Ja mein Herr.“ Er machte einen gehorsamen Diener und eilte Sekunden später auf seinen dürren Beinen, die kaum dicker waren als die Ärmchen des einjährigen Sohnes der Köchin, die schmale Steintreppe hinab zur Küche.
Obwohl es erst später Vormittag war, waren hier alle schon emsig mit den Vorbereitungen für das Abendessen beschäftigt. Hühner wurden gerupft, Fische ausgeweidet und Karotten geschält. Richard fragte sich, warum so ein Aufwand betrieben wurde, als ihm wieder in Erinnerung kam, dass Erich von Mildenburg heute Abend zu Gast sein würde. Adalbert hatte es sich in den Kopf gesetzt, Rainer mit dessen Tochter Brunhilde zu verheiraten. Politisch ein kluger Schachzug, doch allein das Gerücht, dass Rainer von Heydebach sich fest an eine Frau binden sollte, führte zur allgemeinen Erheiterung des Gesindes. Auch Richard musste bei dem Gedanken wieder grinsen. Es war hinlänglich bekannt, dass sein 18-jähriger Dienstherr keine Gelegenheit ausließ, sich dem weiblichen Geschlecht zuzuwenden. Er griff nach einem Krug Weißwein und eilte ebenso schnell, wie er gekommen war, wieder zurück in die Haupthalle der Burg.

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causa.sui
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 16



Beitrag09.08.2009 12:06

von causa.sui
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Moin Isabelle,

ehrlich gesagt finde ich den Sprung der Erzählperspektive etwas irritierend, vor allem, wenn dem ganzen nicht deine »Vorwarnung« vorangeht. Auch, wenn man es prinzipiell in der vorliegenden Form schreiben könnte, ist es für mich doch etwas befremdlich, da ja eigentlich etwas anderes angekündigt wird, als man erhält; das kann jedoch auch nur mir so gehen. Aber würde ich das ganze als Buch in den Händen halten wäre ich gezwungen, mich erstmal neu zu orientieren, was das Lesen erschweren würde.


Du könntest ja auch, bevor die eigentlich Handlung einsetzt, in der fertigen Version darauf hinweisen, indem du etwas schreibst, wie (nur ein Beispiel):

»Basierend auf den Berichten von Richard soundso


Oder eine Art Vorrede, wie man sie bei Goethes Die Leiden des jungen Werthers findet (würde in der Form hier nicht passen, aber nur damit du weißt, was ich meine):

»Was ich von der Geschichte des armen Werther nur habe auffinden können, habe ich mit Fleiß gesammelt und lege es euch hier vor, und weiß, daß ihr mir's danken werdet. Ihr könnt seinem Geist und seinem Charakter eure Bewunderung und Liebe, seinem Schicksale eure Tränen nicht versagen.«



Natürlich könnte man die oftmals recht problematische Ich-Perspektive ganz umgehen, nur finde ich, dass die Einleitung, so wie sie ist, ganz schön ist - oder aber du ziehst sie komplett durch, aber, du sagst ja selbst, dass das eher nicht in Frage kommt.


causa.sui
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Felix
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Alter: 36
Beiträge: 338



F
Beitrag09.08.2009 13:02

von Felix
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Moin Isabelle

so ein Wechsel der Erzählperspektive ist immer etwas problematisch, weil er den Leser natürlich erstmal verwirrt. Im einen Moment ist man durch die Ich-Perspektive so nah dran am Protag und seinen Gedanken, wie es nur geht und im nächsten entrückst du ihn dem Leser. Außerdem wirkt es irgendwie ungewöhnlich, wenn Richard aus dieser Perspektive über sein eigenes Leben berichtet.

Aber schon Cäsar hat ja schon zwischen beiden Perspektiven gewechselt, ohne groß darüber nachzudenken ob das irgendwen stören könnte. Wenn du es also gut machst, dann ist es kein Problem - und wenn ich mir das Textstück durchlese, dann glaube ich, dass du es wirklich gut und spannend genug schreiben kannst.
Wie causi schon gesagt hat: Du könntest ein von dir verfasstes Vorwort schreiben, in dem du betonst, dass dir diese Quelle Richards nur in die Hände gefallen ist und du sie jetzt quasi veröffentlichst.

Aber das wäre auch nur eine Möglichkeit.

mfg

Felix


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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag09.08.2009 13:50

von Alogius
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Hi,

der Text ist bis hierher wirklich gut zu lesen, besondere Fehler wären mir jetzt nicht unbedingt aufgefallen (und darauf muss ich mich nicht konzentrieren, da Dein Stil wirklich gelungen ist).
Sprachlich ist der Text der beschriebenen Zeit und Umstände gut angepasst, und ich kann mich wirklich einfühlen in die Figur. Macht Lust auf mehr.

Es gab ja schon den guten Vorschlag, das Perspektivenproblem etwas zu umgehen, aber ich muss zugeben, dass ich keine Schwierigkeit bei diesem Wechsel sehe. Ich denke, da liegt die Wahl bei Dir. Wenn Du es geschickt anstellst, was ich Dir zutraue, dann klappt das.

Danke
Gruß
Tom


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Isabelle34
Klammeraffe
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Beiträge: 567



I
Beitrag09.08.2009 15:01

von Isabelle34
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Hallo,

vielen Dank für eure Meinungen, das Lob und dass ihr euch die Zeit genommen habt, meinen Text zu lesen!

Ich denke, ich werde es einfach mal so machen, dass ich alle Möglichkeiten durchprobiere. Also einmal im Prolog die Ich-Perspektive weglassen, einmal werde ich sie im ersten Kapitel durchziehen und dann werde ich versuchen, im Prolog irgendwie einen Satz einzubauen, dass Richard zwar alles richtigstellen möchte, aber aus Sicht eines anderen. Wobei ich jetzt schon eher zu letzterem tendiere, aber mal sehen, wie die anderen beiden Möglichkeiten sich 'anfühlen'.

Liebe Grüße,
Isabelle
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Hardy-Kern
Kopfloser

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Beiträge: 4832
Wohnort: Deutschland


Beitrag09.08.2009 15:50

von Hardy-Kern
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Stilistisch gut, Thema verspricht Spannung, sieht gut aus.
Ich würde den Roman in der Ich-Form schreiben von Anfang an.
Bedeutet, du kannst dich in den Richard richtig reinversetzen, was ein großer Vorteil im Formulieren der Gemütslage sein würde.

Ansonsten in normaler nüchterner Schreibform, aber dann einheitlich personenbezogen, ohne Experimente und kein Gehopse hin und her.

In der Ich-Form solltest du aber sattelfest sein, dass dir die Geschichte nicht aus der Feder gleitet, weil du dich in die Psyche dieser Zeit tiefgründig versetzen musst. Aber so wie ich lese hast du schon deine Vorstellungen.

Viel Glück, Smile

Hardy
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Isabelle34
Klammeraffe
I


Beiträge: 567



I
Beitrag09.08.2009 16:21

von Isabelle34
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Hallo Hardy,

auch dir vielen Dank für deine Meinung und das Lob. Was tut es der zweifelnden Autorenseele gut so etwas zu hören. smile

Das hier:

Zitat:
In der Ich-Form solltest du aber sattelfest sein...


ist mein Problem. Ich habe noch nie etwas in der Ich-Perspektive geschrieben. Vermutlich, weil ich bislang nur wenige Bücher in diesem Schreibstil gelesen habe, die mir wirklich gefallen haben. Deswegen habe ich sie immer gemieden, nur der Prolog zu dieser Geschichte hat sich so einfach in meinem Kopf festgesetzt.
Naja, sehen wir es so: Was wäre das Schreiben ohne die Bereitschaft zu lernen und einmal etwas neues auszuprobieren.

Liebe Grüße,
Isabelle
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Johannhh
Geschlecht:männlichWortedrechsler
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Alter: 54
Beiträge: 65
Wohnort: Heidelberg


J
Beitrag09.08.2009 23:20

von Johannhh
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Hi,

ich lese sehr gerne Bücher, die aus der Ich- Perspektive geschrieben sind, eben wegen der Nähe zum Protagonisten, allerdings birgt diese Perspektive gefahren, die vor einigen Monaten Thema eines Gespräches waren, welches ich über eines meiner Projekte geführt habe.

Folgende Punkte sind zur Sprache gekommen:

- Der Ich Erzähler läuft Gefahr in eine berichtende Erzählhaltung zu verfallen (wie im ersten Absatz, wo es allerdings passt).

- Der Ich- Erzähler bereitete Probleme wenn er in emotionalen Situationen ist. Emotionale Passagen wirken aus der Sicht eines Ich-Erzählers sehr oft übertrieben. "Ich kann nicht leben ohne dich" klinkt viel emotionaler als "Er konnte ohne sie nicht leben". Da muss man vorsichtig sein, nicht ins pathetische abzugleiten. Hier ist weniger mehr.

- Durch die starke Identifizierung des Lesers mit der Person ist es extrem wichtig glaubwürdig zu bleiben, sonst kann der Leser denken - Das hätte ich in der Situation nie getan.

 Man läuft Gefahr mit vielen Wiederholungen in der Erzählstruktur zu arbeiten, da viele Sätze mit Ich-Verb-Objekt beginnen.

Das sind die Schwierigkeiten die mir aufgezeigt worden sind. Ich fand es hilfreich, vielleicht hilft es Dir ja auch.

Beste Grüße,

Johann
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Isabelle34
Klammeraffe
I


Beiträge: 567



I
Beitrag10.08.2009 12:34

von Isabelle34
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Hallo Johannhh,

danke für die Tipps, ich werde versuchen, sie zu beherzigen, wenn ich mich an die Ich-Veriante mache. smile


Inzwischen habe ich mich an einer 'Überleitung' vom Prolog zum ersten Kapitel versucht, damit der Wechsel der Perspektive nicht zu plötzlich kommt.

Wie würdet ihr folgendes, nach dem Prolog eingefügt, finden?

***

Kevins ließ das Blatt Papier wieder sinken, das er gerade eben eifrig gelesen hatte. Normalerweise interessierte ihn nicht besonders, was und worüber seine Mutter schrieb, wenn sie sich für Stunden in ihr Büro zurückzog und nur das Geräusch eilig angeschlagener Computertasten zu hören war. Seit zwei Wochen war es ganz schlimm. Seit Onkel Ralf zu Besuch gewesen war und ihr eine Papierrolle gebracht hatte. ‚Pergament‘, hatte seine Mutter ihm erklärt. ‚Das ist eine sehr alte Pergamentrolle.‘ und Onkel Ralf hatte ergänzt, dass sie schon dreihundert Jahre alt sein soll. Er hatte sie beim Aufräumen der Archivräume des Heimat- und Geschichtsvereins gefunden. Jetzt konnte Kevin verstehen, dass seine Mutter das, was dieser Richard geschrieben hatte, interessierte. Ihn auch und wie! Ritter, Knappe, ja!
„Wer ist dieser Richard, Mama?“
Seine Mutter wandte sich von ihrem Laptop ab und drehte sich zu ihm herum und wirkte ehrlich erstaunt.
„Du hast in meinem Manuskript gelesen?“
„Ja habe ich...“
„Und?“
„Ich will wissen, was Richard gemacht hat, dass er das niemandem sagen konnte.“ Kevin hob seinen Blick wieder, den er zuvor auf seine Schuhspitzen gerichtet hatte. Er wusste, dass seine Mutter zu einem Orkan werden konnte, wenn er einen Papierstapel durcheinander brachte. Aber der Neunjährige war nicht immer so ganz Herr seiner Reflexe.
„Möchtest du das?“
Er hörte ihrer Stimme an, dass er gewonnen hatte. Auch Mütter musste man nur zu nehmen wissen und die angeborene Gabe hierfür hatte Kevin im Laufe der Jahre nach Kräften ausgebaut. „Ja, das hört sich gut an.“
„Na, dann.“ Seine Mutter stand auf, nahm ihn mit sich auf das gemütliche, dunkelrote Sofa, das an der Wand stand und zog die Beine an ihren Körper. Kevin liebte diese Momente, wenn er hier mit ihr saß und sie ihm Geschichten erzählte.
„Schreibst du da gerade über Richard?“, wollte der Junge wissen, dessen Blick dabei kurz auf das Laptop fiel, bei dem sich inzwischen der Bildschirmschoner eingeschaltet hatte. Er zeigte Kevin mit seinen beiden Geschwistern, die aber schon schliefen. Sie waren noch viel kleiner als er.
„Ich bin schon fertig. Weißt du, Richard hat vor über dreihundert Jahren gelebt und als er alt war, hat er seine Geschichte aufgeschrieben. Die Menschen damals hatten noch eine andere Sprache, nicht alles kann jeder heute einfach so verstehen. Deswegen habe ich es für ihn noch einmal geschrieben, damit sein Wunsch in Erfüllung geht und jeder erfährt, was damals passiert ist.“
„Auch ich?“ Kevins Augen leuchteten. Der Gedanke gefiel ihm.
„Auch du. Also dann, hör mir zu...“

Und seine Mutter begann Kevin zu erzählen, was sich damals in ihrem kleinen Heimatdorf wirklich zugetragen hatte.
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Felix
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F
Beitrag10.08.2009 20:05

von Felix
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Diese Überleitung ist jetzt natürlich Geschmackssache.
Soll das Ganze eine Geschichte für Kinder werden? Dann wäre das so durchaus in Ordnung, auch wenn es noch ein wenig improvisiert wirkt. Soll das ganze aber durchaus ein historischer Roman für Erwachsene sein, dann solltest du dir etwas anderes überlegen (lediglich die Pergamentrolle als Quelle würde ich belassen).
Aber ich gehe jetzt mal davon aus, dass dir das sowieso klar war wink


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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag10.08.2009 20:10

von Alogius
Antworten mit Zitat

Ehrlich gesagt... ich bin jetzt etwas überrascht. Ich dachte nämlich, dass soll ein historischer Roman werden. Irgendwie passt diese Wendung jetzt gar nicht in meine erste Vorstellung davon.

Seltsam.


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Isabelle34
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Beitrag10.08.2009 20:43

von Isabelle34
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Hm, ihr habt Recht, das Wahre ist das nicht. Es soll ein historischer Roman werden, der an einer Sage angelehnt ist. Mein Gedanke dahinter war, es so darzustellen, dass die Mutter des Jungen den Roman aufgrund dieser Pergamentrolle geschrieben hat.
Aber - das geht nicht, keine Mutter würde sowas ihrem Kind erzählen. Ich denke, ich schreibe erstmal weiter und seh mir den Anfang am Schluss nochmal an, vielleicht kommt mir irgendein glorreicher Gedanke. Die Ich-Perspektive und ich werden keine Freunde, diese Möglichkeit habe ich schon zu den Akten gelegt.
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DasProjekt
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Beitrag15.09.2009 12:01

von DasProjekt
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Hallo Isabelle,

ich sehe, was du vorhast. Den Sprung zwischen Gegenwart und Historie. Dazu sei dir empfohlen der Histo "Die Markgräfin" von Sabine Weigand, die das absolut perfekt umgesetzt hat - ganz ohne Zeitreisen, mit denen dieses Thema für gewöhnlich einhergeht.

Da ich (wie hier bekannt) der Ich-Perspektive überhaupt nichts abgewinnen kann, habe ich leider deinen ersten Prolog gar nicht gelesen, und den zweiten habe ich wegen der extremen Häufung der Gänsefüßchen auch nur überflogen.

Ich möchte nur mal sehr provokativ in den Raum werfen, dass diejenigen, die meinen, nur die Ich-Perspektive schafft diese extreme Nähe an den Protagonisten, offenbar noch nicht die richtigen Bücher aus der Perspektive "third person limited" gelesen haben. Wer mich kennt, kennt auch meine Beispiele hierzu. Einfach mal (um beim Histo zu bleiben) Charlotte Lyne lesen ...


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Beitrag15.09.2009 13:14

von bloody_mary
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@ Projekt: Aber du liest doch auch gern Diana Gabaldon (zumindest die ersten Bände), die schreibt doch auch in der Ich-Perspektive?

(Sorry für's offtopic...)


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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag15.09.2009 13:17

von Alogius
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Auch kurz zur Perspektive:
Die Wahl der Perspektive treffe ich nicht daran, ob sie den Leser nah an die Figur bringt, sondern aus rein erzählerischen Gründen.
Ist hier eventuell auch so?


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Beitrag15.09.2009 13:25

von DasProjekt
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Mary, das ist richtig, die ersten Bände haben mir dort gefallen, aber das ist auch ein besonderes Thema, weil DGs erste Bände frisch und unverbraucht waren, eine talentierte Erzählerin, die leider dann später stark nachgelassen hat - wohl als die Millionen flossen. Aber damals hab ich sogar die Ich-Perspektive verziehen, und was die Zeitreise angeht - wie gesagt war sie damals unverbraucht, und darüber hinaus hab ich den "Gegenwarts-Teil" immer überlesen  Wink

Das Buch von Sabine Weigand läuft auf einer ganz anderen Schiene (Hobbyhistoriker auf den Spuren einer Frau in dem einen Strang, die GEschichte selbiger Frau in "ihrer" Zeit in dem anderen Strang - viele Rezensionen verreißen das Buch, weil die Autorin sich Freiheiten nahm, indem sie die Lebensdaten der Hauptfigur etwas verschob - wo ich sage Himmel nochmal, es handelte sich hier nicht um eine Dame, die Einfluss auf die Geschichte nahm, also was soll die Erbsenzählerei?). Im Übrigen ist auch dieses Buch sehr sehr nah an den Figuren dran - ganz ohne "ich".


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Beitrag15.09.2009 13:35

von bloody_mary
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Projekt, danke für deine Antwort. Dann versteh ich's jetzt besser. Ich dachte immer, die Ich-Perspektive sei für dich als Leser ein völliges no go, weil es sich in vielen deiner Postings so anhört. Aber ich glaub, jetzt hab ich kapiert, wie du's meinst.  smile

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Beitrag15.09.2009 14:03

von DasProjekt
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Mary, das Problem liegt darin, dass die "Ich"-Perspektive fürchterlich strapaziert ist von Neuling-Schreibern, die unbedingt ihre eigene verknarzte Kindheit schriftlich aufarbeiten wollen / müssen. Das fällt im Prinzip unter dieselbe Gattung wie diese generelle Auffassung, alle Schreiber sollten etwas "aufzuarbeiten" haben, um wirklich gut und interessant zu schreiben. Sagt wer?
Was dabei rauskommt sind irgendwelche schrecklich uninteressanten Ossi-Stories. Und über die DARF ich mich aufregen, denn ich zähle zu dem Fünftel Deutscher, die diese Zeit selber kennen. Die anderen vier Fünftel interessiert es schon aufgrund der Schwemme nicht (mehr).
Dann kommen noch die Stories von der schrecklich gewalttätigen Kindheit dazu, dann die vom an den Baum gegangenen Urlaubsflirt, der mit Hochzeit und Versklavung endete ... alles Zeuch, das prinzipiell im "Ich" geschrieben ist und mir diese Form der Erzählung echt madig macht.

Wenn ein Buch wirklich gut erzählt ist, originell ist, rein fiktiv ist, dann kann es von mir aus auch im "Ich" geschrieben sein. Eines der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe, ist auch im "Ich" geschrieben - "Dirty" von Megan Hart.


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Beitrag15.09.2009 15:01

von Isabelle34
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DasProjekt hat Folgendes geschrieben:
Hallo Isabelle,

ich sehe, was du vorhast. Den Sprung zwischen Gegenwart und Historie. Dazu sei dir empfohlen der Histo "Die Markgräfin" von Sabine Weigand, die das absolut perfekt umgesetzt hat - ganz ohne Zeitreisen, mit denen dieses Thema für gewöhnlich einhergeht.

Da ich (wie hier bekannt) der Ich-Perspektive überhaupt nichts abgewinnen kann, habe ich leider deinen ersten Prolog gar nicht gelesen, und den zweiten habe ich wegen der extremen Häufung der Gänsefüßchen auch nur überflogen.

Ich möchte nur mal sehr provokativ in den Raum werfen, dass diejenigen, die meinen, nur die Ich-Perspektive schafft diese extreme Nähe an den Protagonisten, offenbar noch nicht die richtigen Bücher aus der Perspektive "third person limited" gelesen haben. Wer mich kennt, kennt auch meine Beispiele hierzu. Einfach mal (um beim Histo zu bleiben) Charlotte Lyne lesen ...



Hallo Projekt,

wie Alogius schon richtig anmerkte, mir ging es bei der Wahl der Ich-Perspektive nicht darum, Richard dem Leser näher zu bringen. Wie gesagt, mag ich diese Perspektive eigentlich auch nicht, sie 'fühlte' sich für den Prolog nur richtig an. Es ist seine eigene Geschichte, die Richard erzählt, deswegen wollte ich ihn zu Wort kommen lassen, ohne die ganze Geschicht aus der ungeliebten Ich-Perspektive schreiben zu müssen.
Das Problem hab ich jetzt erstmal auf Eis gelegt und schreibe erstmal den restlichen Roman, ehe ich mich mit dem Anfang weiter beschäftige. smile
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Beitrag15.09.2009 15:09

von DasProjekt
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Hallo Isabelle,

die beiden Bemerkungen sollten eigentlich unabhängig voneinander verstanden werden - die Ich-Perspektive getrennt von der Thematik des Projektes. Hab das wohl ein bissl zu sehr zusammengekleistert.

Generell finde ich diese Aufarbeitung eines Themas aus zwei Zeitschienen nämlich sehr interessant. Aber eben nicht leicht zu machen - deswegen der Hinweis auf ein Buch, wo das toll gelungen ist.

Meine Bemerkungen zum Thema Ich-Perspektive sind davon völlig unabhängig. Aber du hast recht, wenn du sagst, du schreibst erstmal den Rest der Geschichte. Meist erübrigt sich ein Prolog im Nachhinein völlig. Prologe sind überbewertet  Wink


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