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Lesskro Gänsefüßchen
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Beiträge: 20
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L 25.01.2010 19:28 Sterbeszene von Lesskro
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Anna starrte lange an die weiße Wand. Sie folgte den Konturen des, durch das leichte flackern der Lampe, an der Wand tanzenden Schatten. Sie versuchte ihren Blick von den mit giftigen Fangarmen ähnelnden Kabeln und Schläuchen bestückten Geräten abzuwenden. Sie schaffte es nicht. Ihr Blick folgte den Kabeln und blieb an den intravenösen Zugängen kleben. Die leicht bläuliche Haut wirkte wie Gips.
„Ich kann sie hier nicht so liegen lassen.“, dachte sie als eine leicht überarbeitet wirkende Krankenschwester hastig die Tür öffnete. “Ich kann sie hier so nicht liegen lassen! Sie hat nicht verdient hier einsam und allein zu sterben!“ Anna schrie den letzten Satz, überwältigt von einer unbegreiflichen Verzweiflung. „Hören sie, ihre Mutter würde nicht einmal den Transport nach Hause durchhalten.“ erwiderte die kleine aber stämmige Schwester. „Sie müssen es als Teil des Lebens akzeptieren. Und sehen sie mal, sie schläft ganz friedlich, sie merkt nicht mehr wo sie ist. Machen sie es ihr nicht noch beschwerlicher in dem sie ihren Willen befriedigen und versuchen sie mitzunehmen.“
Das war zu viel. Anna erschrak. Einen Moment lang dachte sie der Boden unter ihr würde einbrechen. Schluchzend lies sie sich auf den an der Rückwand des Zimmers stehenden Stuhl sinken und suchte den Blick ihres Bruders. Alles was sie sah, war die gleiche Verzweiflung in seinen Augen. „Ich muss kurz an die Luft.“, stammelte sie zu ihm gewand, während sie langsam versuchte wieder aufzustehen.
Als sie die breite Zimmertür erreichte und die Klinke herunter drückte drehte sie sich noch einmal zu ihrer Mutter um. Sie sah ihren Brustkorb langsam, immer im Rhythmus des Beatmungsgerätes, auf und absteigen und ihre Augen in diesem widernatürlichen Schlaf, trotz der geschlossenen Lieder rollen. „Mama.“ sagte sie leise während sie komplett aus dem kleinen Zimmer trat und im Begriff war die Tür zu schließen.
Kurz bevor sie die Tür endgültig zugezogen hatte, hörte sie plötzlich dieses anmaßend durchdringende Geräusch. Piiieeeeepppp... „Nein!“, dachte sie als der künstlich beleuchtete Flur um sie herum dunkel wurde.
Stille.
Naja also Sterbeszenen zu beschreiben ist echt nicht so leicht..
Aber man muss ja alles mal ausprobieren..
LG
_________________ expressionistische Ausprägung der modernen Sprache... |
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Kampfgemuese Gänsefüßchen
Beiträge: 36
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26.01.2010 12:14
von Kampfgemuese
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Hallo Lesskro,
finde ich super, dass Du dich an das Thema "Sterbensszene" herangewagt hast.. ich bin noch nicht soweit. Wie ich schon in einem anderen Beitrag geschrieben hatte, bin ich gedanklich manchmal nicht die schnellste, was wohl auch erklärt, warum ich bis zur Mitte des zweiten Absatzes gebraucht habe um zu kapieren, dass die Szene sich in einem Krankenhaus abspielt
Die Szene an sich wirkt auf mich so, wie sie es sein soll: erschütternd.
Allein, was die Krankenschwester von sich gibt:
Zitat: | ... in dem sie ihren Willen befriedigen und versuchen sie mitzunehmen.“ |
kommt mit etwas gestelzt vor. Meiner Meinung nach kann ich mir nicht vorstellen, dass eine Krankenschwester in der Wirklichkeit diese Wortwahl trifft. (Ach ja, die Anrede wäre auch "Sie" statt "sie").
Zitat: | Das war zu viel. Anna erschrak. Einen Moment lang dachte sie der Boden unter ihr würde einbrechen. |
Hier weiß ich, was Du meinst, aber ich glaube, das kannst Du noch besser rüber bringen. Warum erschickt sie? Weil sie die bittere Wahrheit hört?
Vielleicht würde hier auch noch eine kurze Erläuterung hinein passen, warum Anna so sehr an ihrer Mutter hängt und warum es so schwer für sie ist, loszulassen. Aber das ist Geschmackssache und hängt ganz von Dir ab. Für den Leser würde es den Text wohl etwas eindringlicher machen.
Zitat: | „Nein!“, dachte sie als der künstlich beleuchtete Flur um sie herum dunkel wurde.
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Bitte einmal Erklärung für Doofies (mich). Wird sie ohnmächtig oder warum wird es dunkel?
Liebe Grüße
Kampfgemuese
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Lesskro Gänsefüßchen
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Beiträge: 20
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Kampfgemuese Gänsefüßchen
Beiträge: 36
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26.01.2010 18:09
von Kampfgemuese
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Hallo Lesskro,
ui, das wusste ich gar nicht, dass man in Schocksituationen so reagieren kann - krass
Vielen Dank für die Erklärung, jetzt verstehe ich es besser
Liebe Grüße
Kampfgemuese
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Gast
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31.01.2010 13:10
von Gast
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Hallo Lesskro,
stimmt, eine Sterbeszene ist nicht leicht zu schreiben. Das gilt aber auch für jede andere Szene. Als dein wichtigstes Problem würde ich die fehlende innere Orientierung bezeichnen. Natürliches Sterben ist, wie in der Anleitung erwähnt, ein leiser, in sich gekehrter, Vorgang, in dem man sich -, wie in jede andere Szene auch - , tief hinein versetzten sollte. Ein Stück weit ist es dir auch gelungen. Ganz wichtig ist der Fokus auf das Wesentliche. Und da hinkt es bei dir am ehesten. Schauen wir mal rein.
Zitat: | Anna starrte lange an die weiße Wand. Sie folgte den Konturen des, durch das leichte flackern der Lampe, an der Wand tanzenden Schatten. Sie versuchte ihren Blick von den mit giftigen Fangarmen ähnelnden Kabeln und Schläuchen bestückten Geräten abzuwenden. Sie schaffte es nicht. Ihr Blick folgte den Kabeln und blieb an den intravenösen Zugängen kleben. Die leicht bläuliche Haut wirkte wie Gips. |
Sie befindet sich in einem zeitgenössischen Krankenhaus. Welche Lampen flackern dort so sehr, dass sie ein bewegtes Schattenspiel erzeugen? Während sie Schatten beobachtete versuchte sie ihren Blick von etwas abzuwenden, das sie gar nicht angeschaut hat? Die Schläuche. Der Versuch zum schriftstellerischen Gleichnis war ein weiterer störender Fehlgriff. „Giftige Fangarme“. Dann betrachtete sie die Schläuche doch und beschreibt sie uns. Was wolltest du vermitteln? Das gefühlte Sterben oder die Ausstattung des Krankenhauses? Auch die Farbe der Haut hätte es nicht gebraucht. Jeder hat seine eigenen Erfahrungen mit dem Sterben. Die Hautfarbe gehört sicher nicht dazu. Es geht nicht um das wie, sondern darum, DAS es geschieht und was der Prota durch macht.
Zitat: | „Ich kann sie hier nicht so liegen lassen.“, dachte sie als eine leicht überarbeitet wirkende Krankenschwester hastig die Tür öffnete. “Ich kann sie hier so nicht liegen lassen! Sie hat nicht verdient hier einsam und allein zu sterben!“ Anna schrie den letzten Satz, überwältigt von einer unbegreiflichen Verzweiflung. „Hören sie, ihre Mutter würde nicht einmal den Transport nach Hause durchhalten.“ erwiderte die kleine aber stämmige Schwester. „Sie müssen es als Teil des Lebens akzeptieren. Und sehen sie mal, sie schläft ganz friedlich, sie merkt nicht mehr wo sie ist. Machen sie es ihr nicht noch beschwerlicher in dem sie ihren Willen befriedigen und versuchen sie mitzunehmen.“ |
Auch der obige Absatz ist durch unwichtige Nebensächlichkeiten überfrachtet. „leicht überarbeitet wirkende“ Wofür ist das wichtig? Wenn es wichtig wäre, dann nicht schreiben, sondern zeigen. Anna schrie: ist unglaubwürdig. Sterben duldet keinen Lärm. Außerdem ist ihr „Schreien „ die Folge von WAS? Das WAS ist es, um dass es geht. Der Schrei ist das Endprodukt von dem um WAS es geht. Diese Differenz gilt es zu beachten. Meine Anregung wäre vergleichbar mit der Verletzung und der Konsequenz. Würde jemand verletzt, würdest du sicher schreiben was geschehen ist. Messer, Kugel, Unfall und dergleichen. Die Auskunft das er blutet reicht nicht. Klein und stämmig ist in einer kurzen Sterbeszene ebenfalls unwichtig. Wichtiger sind die Emotionen. Also das Innere.
Zitat: | Das war zu viel. Anna erschrak. Einen Moment lang dachte sie der Boden unter ihr würde einbrechen. Schluchzend lies sie sich auf den an der Rückwand des Zimmers stehenden Stuhl sinken und suchte den Blick ihres Bruders. Alles was sie sah, war die gleiche Verzweiflung in seinen Augen. „Ich muss kurz an die Luft.“, stammelte sie zu ihm gewand, während sie langsam versuchte wieder aufzustehen. |
Hier wird Ursache durch Wirkung ersetzt. Sie glaubt, ihr bricht der Boden ein = Wirkung / Welche Emotionen waren die Ursache? Was lösten die Worte der Schwester in ihr aus? Der Bruder kommt aus dem Boden geschossen. „Alles was sie sah“ Wozu dieser Satz? Warum nicht gleich zur Verzweiflung in seinen Augen kommen? Nebensächlich ist auch ihre Standposition, geradezu absurd ist die Verortung des Stuhles. Stünde er nicht im Zimmer, könnte sic niemand drauf sinken lassen.
Zitat: | Als sie die breite Zimmertür erreichte und die Klinke herunter drückte drehte sie sich noch einmal zu ihrer Mutter um. Sie sah ihren Brustkorb langsam, immer im Rhythmus des Beatmungsgerätes, auf und absteigen und ihre Augen in diesem widernatürlichen Schlaf, trotz der geschlossenen Lieder rollen. „Mama.“ sagte sie leise während sie komplett aus dem kleinen Zimmer trat und im Begriff war die Tür zu schließen. |
Der Absatz beginnt mit völlig unwichtigen Einzelhandlungen und Beschreibungen. Weder die Klinge, noch die einzelnen Schritte sind wichtig. Sie könnten unter „Aus dem Zimmer eilen „ zusammen gefasst werden. Das „Mama“ war ein sehr guter und natürlicher Einfall, wie ich ihn aus dem wahren Leben erinnere.
Zitat: | Kurz bevor sie die Tür endgültig zugezogen hatte, hörte sie plötzlich dieses anmaßend durchdringende Geräusch. Piiieeeeepppp... „Nein!“, dachte sie als der künstlich beleuchtete Flur um sie herum dunkel wurde.
Stille. |
Das Finale kommt etwas anteillos und kühl rüber. Je intensiver man sich auf die Situation einlässt, desto fokussierter werden die Bilder. Ein erster Versuch, und hier wären die Hinweise, wie der Versuch zum intensiveren Ergebnis führen könnte. Und noch Mal ...
Zitat: | Naja also Sterbeszenen zu beschreiben ist echt nicht so leicht.. |
Sehr richtig, gilt aber für jede andere Szene auch, wenn sie zum klaren Bild führen soll.
Grüße
Bobbi
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