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Eine unglückliche Liebesgeschichte


 
 
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Erie
Erklärbär
E


Beiträge: 1



E
Beitrag28.05.2009 08:11
Eine unglückliche Liebesgeschichte
von Erie
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Eine Love-Story deren Anfang mir spontan in die tastatur kam:

„Komme gleich wieder“ – sie legte den Zettel aufs Pult und flüchtete zur Toilette. Dort sah keiner die Tränen, die ihr aus den Augen rannten. Die Uni-Bibliothek konnte sicherlich zehn Minuten ohne sie auskommen. Nach 20 Uhr war dort ohnehin nichts mehr los – und wer ernsthaft Bücher klauen will, der schafft das zu jeder Tageszeit, mit oder ohne Bibliothekswächter.
Sie heulte nicht. Sie wollte nicht heulen. Ihr quollen lediglich Rotz und Wasser unkontrolliert übers Gesicht. Das ist etwas anderes, das ist ganz klar etwas anderes. Sie wusste, dass sie nicht heulte. Sie war lediglich etwas angeschlagen, vielleicht depressiv, oder weiß der Geier was – jedenfalls heulte sie nicht. Ausgeschlossen, dachte sie,  ich stehe nicht im Klo und heule. Ich habe im Moment die Kontrolle über meine Tränendrüsen verloren. Möglicherweise auch die über die Schleimdrüsen. Aber ich stehe nicht im Klo und heule. Ich heule nicht wegen diesem verdammten Arschloch!
Sie hatte ein echtes Problem mit ihren Tränendrüsen seit sie am Morgen ihre E-Mails gelesen hatte. Seit fast einem Jahr verging kein Morgen, ohne dass sie nicht schon während des Zähneputzens den PC startete. Von oben nach unten, von links nach rechts und gründlich im Kreis gebürstet – bis dahin ist man in AOL. Eines dieser lächerlichen Briefbildchen konnte -wenn das Brieflein denn von ihm stammte -  den ganzen Tag bis zum Abend  in Glückseligkeit und Rosenrot tauchen... oder in abgrundtiefgraue Enttäuschung, wenn sich unter „Sie haben Post“ nur ein Angebot für illegales Viagra oder einen größeren Penis verbarg.
Sie wischte die Tränen ab. In der Bibliothek herrschte schlechte Beleuchtung, und wenn jemand nach Grund für ihr verquollenes Gesicht fragen sollte,  konnte sie immer noch auf eine Pollenallergie herausreden.
Alles, wirklich alles, wäre leichter zu ertragen gewesen als das.
 Ja, hätte er eine andere Frau kennen gelernt, vielleicht hätte die größere Brüste gehabt. Oder sie wäre hübscher, witziger, spritziger gewesen.
Sie hätte auch verstanden, wenn ihm die Fernbeziehung auf den Geist gegangen wäre – was sind schon Worte, die über 800 Kilometer verschickt werden? Was kann man sich davon kaufen?
Oder wenn er die ständige Lügerei nicht mehr ausgehalten hätte – den Punkt hatte sie ihm selbst immerhin ständig vorgeworfen.
Aber warum – warum um alles in der Welt – bedankte er sich? Ja, sicher - sie hatte ihm geschrieben, dass er sich über kurz oder lang entscheiden müsse. Zwischen ihr und seiner Welt. Und was tat er? Er entschied sich gegen sie, und noch dazu, er besaß die Dummheit, sich dafür zu bedanken – Grazie gattina, mein Kätzchen, ich danke dir für diese schöne Zeit, Danke, dass du mir die Augen geöffnet hast.
Sie rannte zurück zur Toilette. Keine Sorge, nach 20 Uhr klaut keiner mehr Bücher. Und schließlich hatte sie das Recht zur Toilette zu gehen.
Sie hatte verloren – dieser Mann gehörte Mutter Kirche. Er würde sie nicht freiwillig loslassen. Immerhin hatte er Mutter Kirche bereits zwölf Jahre seines Lebens geopfert.
Sie heulte nicht. Ihr lief nur unaufhörlich der Rotz  aus der Nase und das Wasser aus den Augen. Dagegen war nichts zu machen. Verdammte Drüsen.

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wallenstein
Eselsohr
W

Alter: 61
Beiträge: 331
Wohnort: Duisburg


W
Beitrag16.06.2009 23:10

von wallenstein
Antworten mit Zitat

Hallo Erie,

na, das ist aber eine Tragödie -- und magst du dich nicht im Forum vorstellen, etwa sagen, wer du bist, wie alt du bist?

Für einen tiefen Text fehlt hier der Vorlauf. Es ist nämlich immer so eine Sache, eine Figur mitten in eine Misere zu stürzen und dann aus dieser heraus zu berichten. Fast immer landet man in der Rückblende und fast immer klingt es plakativ, denn welche Krise zieht nicht sofort das geballte Leserinteresse auf sich? Ich sage fast ein wenig zynisch: für die Fünfjährigen kloppt sich das Kasperle mit dem Krokodil und für die 14-Jährigen kommt das erste Verlieben- und später der Trennungsfrust. Na, das gehört dazu!

Nun versucht sie extrem tough sein. Warum, erfahren wir nicht. Dafür muss man hier Mitgefühl in eine Liebesgeschichte stecken, die per eMail 800 Kilometer entfernt und zwischen Viagra und Penisverlängerungen hin- und hertickert, die aus dem Nichts entstand und ebendort wieder versickert. Dazu haben wir eine Protagonistin, die so tut, als träfe sie es nicht. Prima, der Kreis schließt sich -- nur, wozu schreibt man dies?

Okay, es ist eine Übung für dich, aber ich finde, es spielt sehr wohl eine Rolle, ob dies eine Aufsatzübung der Oberstufe ist oder ob mehr zu erwarten ist. Vielleicht mehr Weitsicht, mehr Lebensweisheit, mehr als Bücherklauen und dicke Tränensäcke, versteht sich.

Sorry -- will das nicht runterspielen.
Aber auch nichts beschönigen Wink

LG, wallenstein
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schlumpfine113
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 48
Beiträge: 63
Wohnort: Schweiz


Beitrag17.06.2009 13:20

von schlumpfine113
Antworten mit Zitat

Servus Erie!

Also mir fehlt in Deiner Geschichte irgendwie der Pfeffer im Hintern.
Es ist zwar alles nett und lieb geschrieben, aber eher so, als hättest Du Dir das mühsam zusammengedacht.

Mir fehlen echte Emotionen nach dem Motto - Show, don't tell...

Ich kann mir auch unter der Frau nicht wirklich was vorstellen;
ist sie jung und es handelt sich um ihre erste Liebe?
Ist es eine alternde Bibliothekarin die sich endlich Hoffnungen machen konnte?

Das Thema Kirchenmann und grosse Liebe ansich wäre interessant und sicher auch lesenswert. Aber , bitte jetzt nicht böse sein, wenn ich diesen Anfang des Buches lesen würde....würde ich es enttäuscht ins Regal zurückstellen.

Versuch es doch noch etwas flüssiger und farbiger zu gestalten. Lass uns mit der betrogenen Frau mitleiden!

Liebe Grüsse
Schlumpfine
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Gabi
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1216
Wohnort: Köln


Beitrag19.06.2009 23:13

von Gabi
Antworten mit Zitat

Hallo Erie!

Mir gefällts, ich find es klasse. Wink
Deine Figur wehrt sich mit Händen und Füßen gegen ihre Gefühle, doch sie kann sie nicht aufhalten. Tränen laufen, und wenn man sie unterdrücken will, noch mehr.

Jedoch, ein bisschen hätte ich anzumerken.
20 Uhr würde ich so nicht schreiben. Wie wäre es mit "kurz nach acht am Abend"?

Zitat:
Alles, wirklich alles, wäre leichter zu ertragen gewesen als das.
Ja, hätte er eine andere Frau kennen gelernt, vielleicht hätte die größere Brüste gehabt. Oder sie wäre hübscher, witziger, spritziger gewesen.
Sie hätte auch verstanden, wenn ihm die Fernbeziehung auf den Geist gegangen wäre – was sind schon Worte, die über 800 Kilometer verschickt werden? Was kann man sich davon kaufen?
Oder wenn er die ständige Lügerei nicht mehr ausgehalten hätte – den Punkt hatte sie ihm selbst immerhin ständig vorgeworfen.
Aber warum – warum um alles in der Welt – bedankte er sich? Ja, sicher - sie hatte ihm geschrieben, dass er sich über kurz oder lang entscheiden müsse. Zwischen ihr und seiner Welt. Und was tat er? Er entschied sich gegen sie, und noch dazu, er besaß die Dummheit, sich dafür zu bedanken – Grazie gattina, mein Kätzchen, ich danke dir für diese schöne Zeit, Danke, dass du mir die Augen geöffnet hast.
Sie rannte zurück zur Toilette. Keine Sorge, nach 20 Uhr klaut keiner mehr Bücher. Und schließlich hatte sie das Recht zur Toilette zu gehen.
Sie hatte verloren – dieser Mann gehörte Mutter Kirche. Er würde sie nicht freiwillig loslassen. Immerhin hatte er Mutter Kirche bereits zwölf Jahre seines Lebens geopfert.


Hier hab ich allerdings ein Problem gehabt. Ich finde, die Reihenfolge stimmt nicht. Auf Anhieb hab ich das auf jeden Fall nicht verstanden.

Es gab tausende von Trennungsgründen. Eine Frau mit größeren Brüsten, die unzähligen Kilometer die sie trennten, vielleicht auch ihre Lügen ...
All das hätte sie zwar nicht akzeptiert, aber kapiert. Doch ...


Weißt du, was mir gerade auffällt? Ich schreib fast nie in der Ich-Perspektive, doch ich glaube, hier wäre es angebracht.

L.G.
Gabi


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Alogius
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Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag20.06.2009 22:41

von Alogius
Antworten mit Zitat

Okay, ein paar Gedanken dazu:

Grundsätzlich ist es eine Idee und ganz sicher nicht die blödeste Idee der Welt, sondern eine gute. Und weil es ja, wie Du schreibst, der Anfang einer Story ist, darf man da nicht mehr meckern als nötig. wink
Deshalb meine ich, dass Du das weiterführen solltest.
Da es der Beginn ist, wird wohl auf die Kirchenangelegenheit noch einzugehen sein, vermute ich jetzt mal.

Mir gefällt diese Sache mit den Drüsen! lol2
Das ist wirklich richtig gut, muss ich sagen.
Ebenso Zähneputzen und AOL -das dauert echt so lange bei denen?^^


Zitat:
nach 20 Uhr


Ja, die genau genannte Uhrzeit würde ich auch streichen.

Insgesamt kann es eventuell etwas kontrollierter werden, was die Gedankenreihenfolge angeht, aber ich bin positiver Grundstimmung, was Deinen Anfang betrifft.

Lg
Tom
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Strucki
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
S

Alter: 34
Beiträge: 30
Wohnort: Leverkusen


S
Beitrag25.06.2009 22:11

von Strucki
Antworten mit Zitat

Hey
auch ich  kann jetzt nicht sagen, dass ich deinen Anfang so schlecht empfunden habe.
Das mit den Dürsen und dem "ich weine nicht" fand ich klasse, natürlich ist alles noch ausbaufähig, aber die Idee ist ja da und mit ein bisschen Arbeit und evtl wirklich der Ich Perspektive (die ich persönlich absolut nicht auf die Reihe bekomme ^^) wird das bestimmt noch was!
LG Strucki


_________________
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