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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Palästina


 
 
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Alogius
Geschlecht:männlichKinnbeber

Alter: 47
Beiträge: 3206

Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag19.06.2009 22:11

von Alogius
Antworten mit Zitat

Hardy-Kern hat Folgendes geschrieben:
ohh Alogius, jetzt mal Moment, bitte. Meine Hinweise beziehen sich auf
Palästina und nicht auf Kinder. Nun mal nicht so hastig und nicht alles durcheinander werfen. Das habe ich noch nicht gelesen, aber morgen habe ich etwas Zeit. Weißt du, mein Großer, habe auch noch andere Dinge, wie z.B. mal Rasieren oder was essen zu tun. lol

Hardy


Grml, viel auf einmal, hatte Dich wieder überlesen, sry:

Ich bezog mich auch nicht auf 'Kinder'. wink

Und ich werfe nix durcheinander, sondern möchte nur wissen, was dieses Statement bedeutet, weil ich es nicht verstehe. ^^

(Antwort auf Telani eine Seite zurück blättern pls!)
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Bananenfischin
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant

Moderatorin

Beiträge: 5339
Wohnort: NRW
Goldene Feder Prosa Pokapro IV & Lezepo II
Silberne Harfe



Beitrag19.06.2009 22:19

von Bananenfischin
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Hallo und willkommen Alogius!

Zitat:
Ein falscher Weg?


Ich finde: Nein

Mir gefällt dein Stil sehr gut, das mag damit zusammenhängen, dass ich auch Kafka äußerst gerne lese und das Lesen an sich für mich nicht immer reine Unterhaltung sein soll. Insofern darf es auch gerne mal etwas "sperrig" sein.

Und die Einleitung, ja, keine Schreibschule würde so etwas empfehlen, das ist klar, aber ich finde sie ganz wunderbar! Zum Genießen...

Gruß
von Bananenfischin


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Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft

I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf)
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Hardy-Kern
Kopfloser

Alter: 74
Beiträge: 4832
Wohnort: Deutschland


Beitrag19.06.2009 22:33

von Hardy-Kern
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Aber, bitte mal.
Alogius, du hattest doch weiter oben schon über dein neues Werk Kinder geschrieben und ich hatte gemeint, dass wir hier immer noch über Palästina sprechen. Aber... Alle schon müde? Very Happy

Habe mal kurz in deine Kinder reingeschaut, liest sich schon eine Klasse besser. Smile Hoffe kannst ruhig schlafen?

Hardy
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Telani
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 174



Beitrag19.06.2009 22:37

von Telani
Antworten mit Zitat

Nein kein falscher Weg, weil jetzt wo du die Ideen dahinter nennst erkennt man was du daraus machen willst. Und das finde ich interessant.
An der Umsetzung hapert es noch ein bisserl, eben dieses berühmte zwischen den Zeilen fehlt.
Kafka hat eine Kälte mit seinen Zeilen kreiiert die mich fast erschlagen hat, weil seine "Nüchternheit" schon sehr an emotionalen Masurchismus grenzte und das tat weh! Ich mein richtig weh als man es las, also war es nicht gefühlfrei und mE nach gut.

Ich kann dir lediglich ein paar Verbesserungsvorschläge bringen, was mir eben so auffällt, Profi bin ich selbst noch keiner Wink

Na dann wollen wir mal:


Zitat:
Palästina

Der Hradschin stand bereits in seinem schwebenden Licht. Es spiegelte sich weiter als die Sonne am Tag und der Mond in der Nacht es je taten. Das Licht trug sich selbst hinaus in die Alte Schloßstiege, verfing sich kurz im angrenzenden Fürstenberg Garten, kroch Ecke Waldstein Gasse und Klarow Gasse westlich und südlich davon, vergnügte sich mit den Strahlen kleiner Laternen des westlichen Kleinseitner Rings und des südlichen Drazitzer Platzes, spielte verwegen durch die Brücken Gasse, fiel vor lauter Übermut fast schon die Karlsbrücke hinab, spiegelte sich in den Wellen der Moldau, auf die der junge Moritz Brum schaute. Das ist ein Satz!! Ich persönlich kenne leider die Schauplätz nicht und steige schon ab dem zweiten genannten aus. Entweder du gehst jetzt eben genauer auf die Beschreibung ein, dass auch nicht Prag kundige Leser was davon haben, oder du kürzt diesen Tel drastisch!
Moritz Brum stand an der Ostseite der Karlsbrücke. In seinen Augen erkannten die letzten Spaziergänger die schweren Gedanken, die ihn beschäftigten. Es waren Gedanken, die an einen fernen Ort reisten, in die weite Vergangenheit. (gut, erzeugt mal Interesse)

Pläne

Eine Unterredung mit Ella hatte auch keine neuen Ergebnisse gebracht: Gestern hatte er ihr telegrafiert, um für den Freund die Türe ein wenig weiter zu öffnen. Aber Ella wußte nur wenig von ihrer Schwester zu berichten. Sie sei ein wenig eingeschüchtert, sagte sie ihr. Josefs Briefe hätten sie wohl sehr schockiert, hieß es dann weiter im Telegramm aus Berlin. Moritz Brum hatte schon viele Tage damit verbracht, mit der Familie Bergen in Berlin Kontakte zu knüpfen –immer mit dem Ergebnis, dass zu den vielen Unklarheiten immer neue hinzukamen. Seinem Freund sollte er wohl besser von dem letzten Telegramm nicht berichten. Ohnehin machte er sich schon genug Sorgen. Dabei war für keinen abzusehen, dass sich überhaupt ein Kontakt zwischen Josef und Frieda entwickeln würde:
Eher flüchtig traf man sich an einem späten Abend in der Wohnung von Brums Eltern. Diese waren lang schon schlafen, als Moritz und Josef ihren Plan, ein paar Manuskripte zu lesen und zu ordnen, unterbrachen, denn das Fräulein Frieda Bergen aus Berlin schien andere Ideen zu haben. Man sprach über eine gemeinsame Palästinareise, machte sogar richtige Pläne. Josef versicherte sich der Durchführbarkeit der Reise mittels eines Handschlags, den er von Moritz und Frieda verlangte. So freudig hatte Moritz Brum seinen Freund Josef Kandra lang schon nicht mehr gesehen. Zu diesem Zeitpunkt glaubte Moritz aber keinesfalls daran, dass Josef Frieda schon nach einigen Wochen einen Brief schreiben würde, in dem er sich nochmals höflich vorstellte, da er in seiner Bescheidenheit annahm, sie hätte ihn bereits vergessen.
In diesem Brief hatte Josef noch einmal die Reise nach Palästina zur Sprache gebracht. Eine solche Sicherheit kannte Moritz von seinem besten Freund nicht. Brum beobachtete den Briefwechsel zwischen Frieda und Josef also sehr erfreut, denn sie schien die Rettung für Josef zu sein.
Viel zu viele Namen die der Leser ja noch nicht kennt in einem Absatz der am Anfang steht. Es bringt unheimliche Verwirrung und schmeißt den Leser aus der Geschichte. Die Reise wird nur tangiert...das ist ok. Aber ein Vorschlag: geh diesen Absatz von hinten an: beginne damit, dass die Reaktion Josefs Moritz überrascht, komm dann zu Frieda (Grund seiner Überraschung) und wirf dann kurz ein, dass er das (falls ich es richtig verstanden habe) von Friedas Schwester Ella erfahren hat. Ella würde ich hier noch gar nicht namentlich nennen, da sie keine große Funktion hier noch hat. Alles was du an Verwirrung hier rausnehmen kannst ist gut!

Josef Kandra

Josef Kandra und Moritz Brum trafen sich das erste Mal unwissentlich im Gymnasium am Kinsky-Palais. Während Brum ein aufgeweckter und strebsamer Schüler war, hatte Kandra in seiner sehr stillen Art zwar ebenso gute Zeugnisse, zeigte jedoch immer deutlich, dass er eine Abneigung gegen seine Mitschüler und Lehrer hatte. Diese Abneigung machte er nicht durch Äußerungen oder sichtbares Verhalten deutlich, man bemerkte an Josef immer ein Lächeln, das mal gelangweilt, mal verloren aussah, verbunden mit mitleidiger Anteilnahme. Begegnet waren sich Moritz und Josef dort nie.
Das erste wissentliche Treffen fand nach einem Vortrag Brums über Nietzsche statt. Brum griff die Gedankenwelt des von vielen verehrten Nietzsche förmlich an, so dass Kandra, der dem Vortrag schweigend wie immer folgte, ihm in ihrer ersten Unterhaltung seine anderen Ansichten klarzumachen versuchte. Das Gespräch verlief sich, aber beide hatten einen Freund gefunden. (Finde ich gar nicht mal so schlecht. Nur das mit der Freundschaft ist hier noch etwas zu krass. Strecke das mit dem Vortrag und wird nur kurz ein, dass ihre Gegensätzlichkeit sie zu dieser Freundschaft anspornte)
In den folgenden Monaten ging Josef oft zu den Vorträgen seines Freundes. Man lernte noch andere kennen, die gleiche Interessen hatten, und es bildete sich ein kleiner Kreis aufstrebender Denker und Dichter. Moritz und die anderen lasen viel öffentlich, während man von Josef lange Zeit nicht wußte, dass auch er schrieb. Im Gegensatz zu Moritz aber ließ er keinen teilhaben an seinen Werken, von denen er die wenigsten für würdig hielt, nicht im Kaminfeuer brennen. Hin und wieder trieb Moritz ihn an, ein Buch zu veröffentlichen, aber der Widerwillen war groß. Und einige Zeit später, die Freunde kannten einander gut, kam es zur Begegnung in der Wohnung der Brums.

Niklasstraße 36

Die Briefe von Josef an Frieda wurden immer mehr, so dass sie selbst mit den Antworten kaum nachkommen konnte. Immer wieder beschwor Josef sie, ihm nicht mehr zu schreiben, denn das Warten auf einen Brief ertrug er nicht. War ein Brief Friedas unterwegs, so schrieb er schon einen Brief, in dem er sich fragte, wie lang er noch warten mußte.
Moritz erfuhr auf Umwegen von der Anziehung, die Frieda besaß, wenn es um Josef ging: Ihre Schwester Ella, ebenfalls eine Freundin der Familie Brum, kam eines Tages aus Berlin. Sie besuchte die Familie und berichtete Moritz von den zerstörerischen Briefen seines Freundes an ihre Schwester. Der alarmierte Freund versuchte ein Gespräch mit Josef zu führen. Josef hingegen fühlte die Unvereinbarkeiten zwischen seinem Leben mit dem Schreiben und dem möglichen Leben mit Frieda. Damit glich diese Verbindung zwischen den beiden der für Josef ebenso unpassenden Verbindung Bureau und Schreiben. Da war ein Widerspruch, an dem er scheitern würde, dachte Josef.
Kurz nach dem Kennenlernen von Frieda gelang es ihm, in einer einzigen Nacht diesen Widerspruch für gewisse Zeit auszulöschen:
Josef Kandra saß am Schreibtisch. Das Schnarchen des übergroßen Vaters, der weder eine Verwendung für seinen Sohn noch Verständnis für dessen Literatur hatte, stieß wie ein Dolch in seine Ohren. Aber anstatt zu sterben griff er die Feder und vereinte sie in der Einsamkeit des dünn beleuchteten Zimmers mit den Oktavheften seiner Tagebücher. Die Nacht in der Niklasstraße 36 wurde lang für Josef. Die Schiffe, die am Kronprinz Rudolph Quai vorbei fuhren, waren nicht mehr zu hören, denn in Kandras Zimmer tobte ein großer Sturm. Gedanken an Moritz, Gedanken an Frieda und Gedanken an den Vater vereinten sich in der Geschichte, die er niederschrieb. Um den Sohn kreiste alles in der Erzählung. Der Freund eine Verbindung beider, die Verlobte ein Ausweg, der zur Falle wurde. Ein Zimmer, ein Hinterzimmer, in der wirklichen Wohnung das Klosett, als Heim für den alten Vater. Rechtfertigungen, Angriffe, Verteidigung, Intrigen, ein aufrechter Vater. Kein Freund in St. Petersburg. Größer denn je der Vater, das Urteil, der unendliche Verkehr. Hier komme ich nicht mit. Inhaltlich verstehe ich grade nicht worum es geht. Um seine Geschichte oder sein wahres Leben, oder beides? Kein Freund in St. Petersburg?
Die Feder trieb Josef durch die unsichtbaren Zeilen des Papiers. OK...das machst du scheinbar gern zuerst die Gedanken und dann erst die Grundidee dazu: auch hier rate ich dazu den obigen Satz mit diesem hier zu vertauschen. Erwähne zuerst das er schreibt und ihn das dann in diese verwirrten Gedanken mit seinem Vater, St. Petersburg, etc. stürzt.
In wahnsinniger Schnelle eilte sie von selbst geführt, jagend den nächsten Buchstaben, das nächste Wort, den nächsten Satz, den Absatz, dem unerträglichen Ende entgegen, wachsend, schimmernd, in Blut und Schleim aufkeimend.
In den Tagen nach der Erzählung war Josef immer noch benommen. Moritz war voller Glück, denn sein Freund nutzte die Gabe seiner Bestimmung. Einige Lesungen und eine spätere Veröffentlichung würden folgen, aber der Zwiespalt Frieda blieb wie eh und je.
In seinen Briefen bewunderte Josef ihre bürgerliche Standhaftigkeit, ihr praktisches Denken und ihr Geschick –von allem schien er selbst kaum etwas zu haben. Im Bureau kannte man ihn als stillen, aber geschickten Mitarbeiter. Dass er dies alles nur schien, um in Ruhe die Stunden der Arbeit zu schaffen, das wußte niemand außer Moritz und Frieda, denn sein Klagen um sich selbst nahm kein Ende mehr.
So schrieb Frieda an Moritz. Und Moritz schrieb an Frieda. Aufklärung der Lage und ein paar klare Worte von Josef wollte sie. Denn obwohl sie sich schon hunderte von Briefen geschrieben hatten, kannte sie den Mann dahinter nicht. Obwohl er Unendliches von dem Bureau, von den verständnislosen Eltern und den Schwestern schrieb, kannte sie nichts davon richtig. Obwohl er stets von Literatur schrieb, hatte sie noch kein Buch von ihm im Geschäft gesehen. Ihre Eltern hätten gern gewußt, wer der junge Mann aus Prag war, mit dem sie bekannt wurde. Aber da kam nichts.
Und als etwas kam, da war es im größten Teil eine Rechtfertigung des eigenen Unvermögens, verbunden mit einer langweiligen Beschreibung seines Arbeitsplatzes als Mitarbeiter der halbstaatlichen Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt des Königreichs Böhmen. Moritz malte sich die sich in Grenzen haltende Begeisterung der Eltern Friedas aus. Er beriet seinen Freund so gut er selbst konnte (bei ihm selbst drohte eine Heirat), aber es half nichts. Josef hatte einen Weg beschritten: Er kannte den Kampf, der in seinem Herzen ausgefochten wurde zwischen der Liebe zu Frieda –von dem Wort sprach er selten- und der Literatur. Eine Blüte wuchs in Josef heran, welche einzig und allein Literatur war. Aber weil sein Schreiben so sehr sein Leben war, konnte nichts gut genug sein für ihn (die eine Geschichte aus der langen Nacht ausgenommen). Er wollte Frieda und wollte sie nicht. Das Unvermögen zu Wollen, das Nichtkönnen des Wollens schien alles zu zerstören. Eine Entscheidung mußte her.

Weg nach Askanien

In einem langen Brief schrieb Josef an Frieda seinen Heiratsantrag. Aber weil auch diese klare Entscheidung keine wirkliche war, schrieb er ein paar Tage später, wie wenig er sich als Ehemann denken konnte. Frieda, die das alles überlas, schlug ein Treffen vor.
Josef war wenig begeistert. Moritz redete auf ihn ein, denn immerhin war es wohl ein wenig merkwürdig, dass zukünftig Verlobte einander kaum sahen. Josef aber zögerte es lang hinaus, denn das Schreiben brauchte diese Entschuldigung. Als es dann zum Treffen kam, da war es zu einer ungünstigen Zeit: Der Verlobte Ellas war in der Familie Bergen sehr geliebt, denn er war für die jüngere Schwester Friedas ein guter Fang. Seine Stimme war sehr gewaltig, was für den empfindlichen Josef ein zusätzliches Problem wurde. Abgesehen davon kümmerte man sich wenig über den zwar großen, aber immer leicht gebeugten, schlanken Herrn aus Prag, mit den dunklen Augen, den scharfen Wangen und dem seltsamen Lächeln in jeder Lage. So fuhr er tatenlos und ergebnislos zurück nach Prag. Zweifel und vergebliches Abraten, sowie die Hoffnung, in Berlin keinen Eindruck hinterlassen zu haben, brachten ihm nichts: Es wurde verlobt. Ich verstehe nicht wie dieser Zeitpunkt ungünstig sein kann, wenn der Verlobte von Ella da ist und alles Interesse auf sich zieht. Das kann doch Josef nur gut bekommen, da er ohnehin nicht auffallen will und dieser Mann ihm unbewusst helfend die Show stahl? Meiner Meinung nach wieder ein Verwirrender logischer Fehler.

Moritz Brum erkannte die Zweifel und die Angst, welche diese Verlobung in seinem Freund begleiteten. Im Augenblick aber war nichts aufzuhalten. Was sollte denn geschehen ?
In den Kaffeehäusern war Josef kaum noch zu sehen, man traf sich immer seltener, das Theater sah Kandra kaum noch. Für Josef war es nur noch eine Frage der Zeit, bis aus der Verlobung das Schlimmste würde: Heirat.
Ein paar Male noch versuchte er abzuraten, dann wurden die Briefe weniger und man sah sich auch nicht. Der Gedanke, bald nie mehr allein sein zu können, versetzte Josef in Angst. Ins Karolinum, in der Nähe des Obstmarktes, war er auch schon lang nicht mehr gegangen, um den zionistischen Vorträgen Brums und anderer zu lauschen. Palästina war auch kein Gedanke mehr.
Eines Tages, in dieser Zeit der Kälte, erschien in Prag eine junge Frau aus Berlin. Ihr Name war Margaretha Glock. Es sollte ihre Aufgabe sein, zwischen Josef und Frieda zu vermitteln, eine neue Brücke zwischen Berlin und Prag zu errichten. Sie führte lange Unterhaltungen mit Josef, und bald schon schrieben sie einander. Es war nun so, dass er in Fräulein Glock mehr Verstehen finden konnte als je in Frieda, die er zwar stets liebte, die aber ihm so fremd war (sie hatte übrigens ihm Fremdheit vorgeworfen). Kandra behielt zwar das Taktgefühl, so etwas nicht zu sagen, aber hinter den Zeilen seiner Briefe klang es an. Zum Beispiel nannte er sich Frieda gegenüber nur noch „J“ am Ende eines Briefes, während er am Ende eines Briefes an Fräulein Glock ihr alle guten Wünsche und seinen vollen Namen schenkte. Aber Fräulein Glock, die ihrerseits großes persönliches Interesse an Josef hatte, machte einen Fehler: Sie übergab Frieda einige von Josefs Briefen, in denen er vor allem die Zweifel an Frieda selbst und an Familie Bergen beschrieb.
Josef Kandra erhielt eine Einladung nach Berlin. Kalt kündigte man ihm an, dass man sich im Hotel „Askanischer Hof“ treffen würde. Im Hotel saß er den Frauen gegenüber. In diesem Nebenraum wurde er angeklagt. Ihm ging auf, was geschehen war, er sagte nichts. Er hegte keinen Groll gegen die Frauen, er sah ein und am Ende ging er allein, während Frieda allein im Hotel blieb. Das war der Prozeß.

Das Unzerstörbare

Ein weiteres Mal noch hatten sich Josef und Frieda verlobt, dann wieder entlobt. Josef schrieb weiter wollte wenig veröffentlichen, den Weg aus Prag heraus konnte er erst am Ende schaffen, als er krank wurde. Seine Lungenwunde nahm er weinend und lachend zugleich hin, er sah sie als Folge seines Kampfes. Seinen Eltern riet er ab, ihn auf dem Sterbebett zu besuchen. Richard Mahlstock, ein ungarischer Arzt und Freund, war bei ihm. „Gehen Sie nicht fort“, sagte Josef zu ihm, der sich nur um eine Spritze kümmern wollte. Richard sagte ihm, dass er nicht fortgehen wollte. „Aber ich gehe fort“, sagte Josef.
Moritz war nicht anwesend. In all den Jahren sah er fortwährend den Kampf seines Freundes gegen sich selbst, gegen andere, um das Unzerstörbare in sich selbst zu finden.
Der Kampf wurde zu einem Krieg, dann aber gingen die Lichter aus.
Heute kam ein anderer Krieg.
Moritz lief nun über den Großen Ring, er wollte rechtzeitig seine Helfer treffen, die ihn begleiten würden. Hinter ihm verschwanden die Lichter vom Hradschin. Die Deutschen kamen. Moritz mußte Prag verlassen. Wohin gehen?
Moritz ging nach Osten. Er trug die Erinnerungen und Werke seines Freundes mit sich.
Er nahm Josef mit, endlich nach Palästina.


Am stimmigsten finde ich das Ende. Ich glaube auch, dass das Problem hier nicht an deinem (für mich eigentlich eh gar nicht so) nüchternen Sprachstil liegt, sondern an ein paar logischen Ungereimtheiten, die dir immer wieder unterkommen. Für dich als Autor ist immer alles verständlich, denk daran. Aber der Leser bleibt bald mal auf der Strecke.

Im Übrigen könntest du ruhig weitergehen mit dem nüchternen Stil...es könnte noch fröstelnder und unbedeutender werden. Du könntest den Gegensatz, den Zwiespalt noch zwischen was Josef will und was er soll noch krasser ausspielen. Er saugt sich aus um weder das wollen noch das müssen zu vernachlässigen.
Ehrlich da geht noch mehr. Ich rate dir auch zu kürzeren, gehackteren Sätzen. Die erzeugen nochmal mehr Distanz.
Das wars dann von meiner Seite, ich muss sagen...mit solchen Texten kann ich mich schon aueinandersetzen. Nur wie gesagt, da geht noch mehr  Daumen hoch

PS: bitte verzeih mir meine vielen Tippfehler, es war ein langer Tag und ich bin schön müde!


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Alogius
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag19.06.2009 22:45

von Alogius
Antworten mit Zitat

Hardy-Kern hat Folgendes geschrieben:
Aber, bitte mal.
Alogius, du hattest doch weiter oben schon über dein neues Werk Kinder geschrieben und ich hatte gemeint, dass wir hier immer noch über Palästina sprechen. Aber... Alle schon müde? Very Happy

Habe mal kurz in deine Kinder reingeschaut, liest sich schon eine Klasse besser. Smile Hoffe kannst ruhig schlafen?

Hardy


Ich schlafe immer gut, echt. Wenn ich nicht schlafen kann, schlafe ich auch nicht bzw. lasse diesen Quatsch sein. lol2

Ja, 'Kinder' war für mich nur ein Vergleich, der einzig hier existierende. Mehr eigentlich jetzt nicht.

@Telani:

Diese Kälte schätze ich auch sehr. Ob ich sie hier einbringen kann; ich werde es wirklich versuchen.
In anderen Texten, wo es einfach passt, ist mir das durchaus mehr gelungen. Das wird sich alles noch zeigen hier.

Danke für die Anmerkungen, und ich werde sie einfließen lassen. So habe ich mir das auch vorgestellt.

Gruß an alle,
Tom
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JonathanFabrizius
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J
Beitrag19.06.2009 23:15

von JonathanFabrizius
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Mir gefällt gerade der lange Satz am Anfang, wie das Licht so durch die Straßen strömt. "...fiel vor lauter Übermut fast schon die Karlsbrücke hinab - da ist sogar Humor drin!

Insgesamt isses halt "arg intellektuell", was ja nun kein wirklicher Vorwurf sein kann.
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Alogius
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag20.06.2009 01:03

von Alogius
Antworten mit Zitat

Ich habe mich zu später Stunde mal daran gesetzt, einiges zu editieren. Dabei habe ich gewisse Passagen gekürzt, verwirrende Ortsbezeichnungen gestrichen, Teile umgestellt, sowie ergänzt und erklärend eingegriffen.
Ist erstmal Version 1.1. oder so, mal sehen, was kommt...
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Palästina

Moritz Brum stand an der Ostseite der Karlsbrücke. Der Hradschin lag bereits in seinem schwebenden Licht. Es spiegelte sich weiter als die Sonne am Tag und der Mond in der Nacht es je taten. Das Licht trug sich selbst hinaus in die Straßen, verfing sich kurz in angrenzenden Gassen, kroch um Ecken herum und  vergnügte sich mit den Strahlen kleiner Laternen der größten Alleen; es fiel vor lauter Übermut fast schon die Brücke hinab, spiegelte sich  in den Wellen des Flusses, auf den Moritz schaute.
Bei ihm stand ein Reisekoffer, der hastig gepackt wurde. Sorgsamer hingegen war die kleine Aktentasche bestückt. Hier waren die wichtigen, die letzten Dinge. Denn er trug etwas bei sich, einen Schatz, den niemand voreilig finden durfte.
In seinen Augen erkannten die letzten Spaziergänger die schweren Gedanken, die ihn beschäftigten. Es waren Gedanken, die in eine ferne Zeit reisten, in die Vergangenheit. In die Zukunft musste er sie tragen, aber zuvor gab es etwas, das ihn verharren ließ. Die Starre, die Spaziergänger in seinem Gesicht hätten sehen können, teilte mit ihm den Augenblick des Erinnerns. Das Licht in der Moldau gehörte in diesem Moment nicht zu ihm. Wie das Rauschen der Wellen bemerkte er es allmählich nicht mehr. Er war nun in den Erinnerungen an seinen Freund Josef Kandra.

Pläne

In einem Brief an Frieda hatte Josef noch einmal die Palästinareise zur Sprache gebracht. Eine solche Sicherheit kannte Moritz von seinem besten Freund nicht. Dass Josef in seiner Bescheidenheit annahm, sie habe das erste Treffen mit ihm in der Wohnung der Brums vergessen, überraschte ihn hingegen weniger. Moritz betrachtete den Briefwechsel zwischen seinem Freund und der jungen Dame aus Berlin mit Wohlwollen. Sie schien die Rettung für Josef zu sein, und gleichsam würde die Reise nach Palästina ein Weg sein, zu entkommen. Moritz irrte sich. Eine Weile war sein Freund auf besten Wegen, doch es kam anders.   
    Gestern hatte Moritz nach Berlin telegrafiert, um für Josef die Türe ein wenig weiter zu öffnen. Aber ihre Schwester wusste nur wenig zu berichten. Frieda sei ein wenig eingeschüchtert. Josefs Briefe hätten sie wohl sehr schockiert, hieß es dann weiter in der Antwort. Moritz hatte schon viele Tage damit verbracht, mit der Familie Bergen in Berlin Kontakte zu knüpfen –stets mit dem Ergebnis, dass zu den vielen Unklarheiten immer neue hinzu kamen.
Seinem Freund sollte er wohl besser von dem letzten Telegramm nicht berichten. Ohnehin machte er sich schon genug Sorgen. Seit der ersten Begegnung war viel Zeit vergangen, und wenig entwickelte sich nach den Vorstellungen der Beteiligten.
Eher flüchtig traf man sich damals an einem späten Abend in der Wohnung von Brums Eltern. Diese waren lang schon schlafen, als Moritz und Josef ihren Plan, ein paar Manuskripte zu lesen und zu ordnen, unterbrachen, denn das Fräulein Frieda Bergen aus Berlin schien andere Ideen zu haben. Man sprach über eine gemeinsame Palästinareise, machte sogar richtige Pläne. Josef versicherte sich der Durchführbarkeit der Reise mittels eines Handschlags, den er von Moritz und Frieda verlangte. So freudig hatte er seinen Freund Josef Kandra lang schon nicht mehr gesehen. Zu diesem Zeitpunkt glaubte Moritz aber keinesfalls daran, dass dieser Frieda schon nach einigen Wochen den ersten Brief schreiben würde.

Josef Kandra

Josef Kandra und Moritz Brum trafen sich das erste Mal unwissentlich im Gymnasium am Kinsky-Palais. Während Brum ein aufgeweckter und strebsamer Schüler war, hatte Kandra in seiner sehr stillen Art zwar ebenso gute Zeugnisse, zeigte jedoch immer deutlich, dass er eine Abneigung gegen seine Mitschüler und Lehrer hatte. Diese Abneigung machte er nicht durch Äußerungen oder sichtbares Verhalten deutlich; man bemerkte an Josef immer ein Lächeln, das ab und an gelangweilt, mal verloren aussah, verbunden mit mitleidiger Anteilnahme. Begegnet waren sich Moritz und Josef dort nie.
Das erste wissentliche Treffen fand nach einem Vortrag Brums über Nietzsche statt. Er griff die Gedankenwelt des von vielen verehrten Nietzsche förmlich an, so dass Kandra, der dem Vortrag schweigend wie immer folgte, ihm in ihrer ersten Unterhaltung seine anderen Ansichten klarzumachen versuchte. Dabei handelte er, so wie es in späteren Tagen auch war, sehr höflich. Seine zurückhaltende Art schien aber seine Argumente zu verstärken, anstatt sie Brums Gegenrede auszuliefern. Das und seine feine stille Weise zu sprechen, weniger zu sagen als zu meinen, gefiel Moritz. So kam es, dass sie bald schon das eigentliche Thema vergaßen und nun vielmehr voneinander die guten Eigenschaften schätzten, so wie sie die schlechten verzeihen konnten. Der Gegensatz war vorhanden, doch führte er am Ende der Unterhaltung zu einem Ergänzen, nicht zu einer Trennung. Das Gespräch verlief sich, aber beide hatten einen Freund gefunden.
In den folgenden Monaten ging Josef oft zu den Vorträgen seines Freundes. Man lernte noch andere kennen, die gleiche Interessen hatten, und es bildete sich ein kleiner Kreis aufstrebender Denker und Dichter. Moritz und die anderen lasen viel öffentlich, während man von Josef lange Zeit nicht wusste, dass auch er schrieb. Im Gegensatz zu Moritz aber ließ er keinen teilhaben an seinen Werken, von denen er die wenigsten für würdig hielt, nicht im Kaminfeuer brennen. Hin und wieder trieb Moritz ihn an, ein Buch zu veröffentlichen, aber der Widerwillen war groß. Und einige Zeit später, die Freunde kannten einander gut, kam es zur Begegnung mit Frieda in der Wohnung der Brums.

Niklasstraße 36

Die Briefe von Josef an Frieda wurden zahlreicher, so dass sie selbst mit den Antworten kaum nachkommen konnte. Immer wieder beschwor Josef sie, ihm nicht mehr zu schreiben, denn das Warten auf einen Brief ertrug er nicht. War ein Brief Friedas unterwegs, so schrieb er schon einen Brief, in dem er sich fragte, wie lang er noch warten musste. Diesen inneren Widerspruch kannte auch Moritz. Es war eine dieser seltsamen Eigenschaften Josefs, die andere Menschen verunsicherte –auch wenn es nicht seine Absicht war.
Moritz erfuhr auf Umwegen von der Anziehung, die Frieda besaß, wenn es um Josef ging: Ihre Schwester kam eines Tages aus Berlin her. Sie besuchte die Familie und berichtete Moritz von den zerstörerischen Briefen seines Freundes an Frieda. Der alarmierte Freund versuchte ein Gespräch mit Josef zu führen.
Er hingegen fühlte die Unvereinbarkeiten zwischen seinem Leben mit dem Schreiben und dem möglichen Leben mit Frieda. Damit glich diese Verbindung zwischen den beiden der für Josef ebenso unpassenden Verbindung Bureau und Schreiben. Und dieser Widerspruch war ihm selbst auch bekannt. Das drohende Scheitern schlief in Josefs Bett, schien ihn aufzuwecken wie in den Schlaf zu tragen. Wenn er denn schlief. Moritz beobachtete, wie sein Freund den Widerspruch und das Scheitern immer bei sich hatte, niemals ablegen konnte. Nicht in den kleinen Dingen, nicht in den großen.  
Sprach er etwas aus, so nahm er es im gleichen Satz zurück. Stellte er etwas klar, so machte er es in Wahrheit noch undeutlicher –und doch wirkte gerade das wie eine unzerstörbare Wahrheit auf seine Freunde wie Zuhörer. Und sprach er von einer ehelichen Verbindung zu Frieda, so suchte er schon in der Rede gleichzeitig das Weite. Sagte er, das Schreiben sei seine Bestimmung, kehrte er sich im selben Moment davon ab.
Kurz nach dem Kennenlernen von Frieda gelang es ihm aber, in einer einzigen Nacht diesen Widerspruch für gewisse Zeit auszulöschen:
Josef Kandra saß am Schreibtisch. Das Schnarchen des übergroßen Vaters, der weder eine Verwendung für seinen Sohn noch Verständnis für dessen Literatur hatte, stieß wie ein Dolch in seine Ohren. Aber anstatt zu sterben griff er die Feder und schrieb in der Einsamkeit des dünn beleuchteten Zimmers in sein Oktavheft.
Die Nacht in der Niklasstraße 36 wurde lang für Josef. Die Schiffe, die am Quai vorbei fuhren, waren nicht mehr zu hören, denn in Kandras Zimmer tobte ein großer Sturm. Gedanken an Moritz, Gedanken an Frieda und Gedanken an den Vater waren bei ihm und wohl unverzichtbar.
Die Feder trieb Josef durch die unsichtbaren Zeilen des Papiers. In wahnsinniger Schnelle eilte sie von selbst geführt, jagend den nächsten Buchstaben, das nächste Wort, den nächsten Satz, den Absatz, dem unerträglichen Ende entgegen, wachsend, schimmernd, in Blut und Schleim aufkeimend.
Um den Sohn kreiste alles in der Erzählung. Der Freund eine Verbindung beider, die Verlobte ein Ausweg, der zur Falle wurde. Ein Zimmer, ein Hinterzimmer, in der wirklichen Wohnung das Klosett, als Heim für den alten Vater. Rechtfertigungen, Angriffe, Verteidigung, Intrigen, ein aufrechter Vater. Größer denn je der Vater, das Urteil, der unendliche Verkehr.
Dass er im so seine eigene Lage in diesen Worten beschrieb, musste ihm klar sein oder war ihm spätestens nach der ersten Lesung deutlich. Denn wie er selbst widersprüchlich war und kalt seiner eigenen Person gegenüber, so war auch das Leben in der Familie Kandra für ihn eine Ansammlung von Strategien, Täuschungen, mangelnder Erklärung und Fürsorge füreinander geworden.
Deshalb schien doch die Reise nach Palästina ein Neubeginn zu sein.
In den Tagen nach der Erzählung war Josef immer noch benommen. Moritz war voller Glück, denn sein Freund nutzte die Gabe seiner Bestimmung. Einige Lesungen und eine spätere Veröffentlichung würden folgen, aber der Zwiespalt Frieda blieb wie eh und je.
In seinen Briefen bewunderte Josef ihre bürgerliche Standhaftigkeit, ihr praktisches Denken und ihr Geschick –von allem schien er selbst kaum etwas zu haben. Im Bureau kannte man ihn als stillen, aber geschickten Mitarbeiter. Dass er dies alles nur schien, um in Ruhe die Stunden der Arbeit zu schaffen, das wusste niemand außer Moritz und Frieda, denn sein Klagen um sich selbst nahm kein Ende mehr.
So schrieb Frieda an Moritz. Und Moritz schrieb an Frieda. Aufklärung der Lage und ein paar klare Worte von Josef wollte sie. Denn obwohl sie sich schon hunderte von Briefen geschrieben hatten, kannte sie den Mann dahinter nicht. Obwohl er Unendliches von dem Bureau, von den verständnislosen Eltern und den Schwestern schrieb, kannte sie nichts davon richtig. Obwohl er stets von Literatur schrieb, hatte sie noch kein Buch von ihm im Geschäft gesehen. Ihre Eltern hätten gern gewusst, wer der junge Mann aus Prag war, mit dem sie bekannt wurde. Aber da kam nichts.
Und als etwas kam, da war es im größten Teil eine Rechtfertigung des eigenen Unvermögens, verbunden mit einer langweiligen Beschreibung seines Arbeitsplatzes als Mitarbeiter der halbstaatlichen Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt des Königreichs Böhmen. Moritz malte sich die sich in Grenzen haltende Begeisterung der Eltern Friedas aus. Er beriet seinen Freund so gut er selbst konnte (bei ihm selbst drohte eine Heirat), aber es half nichts. Josef hatte einen Weg beschritten: Er kannte den Kampf, der in seinem Herzen ausgefochten wurde zwischen der Liebe zu Frieda –von dem Wort sprach er selten- und der Literatur. Eine Blüte wuchs in Josef heran, welche einzig und allein Literatur war. Aber weil sein Schreiben so sehr sein Leben war, konnte nichts gut genug sein für ihn (die eine Geschichte aus der langen Nacht ausgenommen). Er wollte Frieda und wollte sie nicht. Das Unvermögen zu Wollen, das Nichtkönnen des Wollens schien alles zu zerstören.
Sah Josef einen Ausweg, den niemand mit Steinen versperrte, dann errichtete er eine Mauer. Erlebte er angenehme Dinge, so blickte er dahinter und sah die aus seiner Sicht eigentlichen Absichten. Josef glaubte an das Unzerstörbare, doch eben dies schien ihn gleichsam zu zerstören. Der Widerspruch in Josef zeugte sich schon von allein.
Eine Entscheidung musste her.

Weg nach Askanien

In einem langen Brief schrieb Josef an Frieda seinen Heiratsantrag. Aber weil auch diese klare Entscheidung keine wirkliche war, schrieb er ein paar Tage später, wie wenig er sich als Ehemann denken konnte. Frieda, die das alles überlas, schlug ein Treffen vor.
Josef war wenig begeistert. Moritz redete auf ihn ein, denn immerhin war es wohl ein wenig merkwürdig, dass zukünftig Verlobte einander kaum sahen. Josef aber zögerte es lang hinaus, denn das Schreiben brauchte diese Entschuldigung.
Der Verlobte Ellas war in der Familie Bergen sehr geliebt, denn er war für die jüngere Schwester Friedas ein guter Fang. Seine Stimme war sehr gewaltig, was für den empfindlichen Josef ein zusätzliches Problem wurde. Abgesehen davon kümmerte man sich wenig um den zwar großen, aber immer leicht gebeugten, schlanken Herrn aus Prag, mit den dunklen Augen, den scharfen Wangen und dem seltsamen Lächeln in jeder Lage. So fuhr er tatenlos und ergebnislos zurück nach Prag. Zweifel und vergebliches Abraten, sowie die Hoffnung, in Berlin keinen Eindruck hinterlassen zu haben, brachten ihm nichts: Es wurde verlobt.
Moritz erkannte die Zweifel und die Angst, welche diese Verlobung in seinem Freund zeugte. Im Augenblick aber war nichts aufzuhalten. Was sollte denn geschehen?
In den Kaffeehäusern war Josef kaum noch zu sehen, man traf sich immer seltener, das Theater sah Kandra so gut wie nicht mehr. Für Josef war es nur noch eine Frage der Zeit, bis aus der Verlobung das Schlimmste würde: Heirat.
Ein paar Male noch versuchte er abzuraten, dann wurden die Briefe weniger und man sah sich auch nicht. Der Gedanke, bald nie mehr allein sein zu können, versetzte Josef in Angst. Ins Karolinum war er auch schon lang nicht mehr gegangen, um den zionistischen Vorträgen zu lauschen. Palästina war auch kein Gedanke mehr.
Das Hoffnungsvolle in Josefs Art, vom Glauben zu sprechen und von Palästina, schien verloren, so wie er den Umgang mit Josef minderte.
„Der Mensch kann nicht leben ohne ein dauerndes Vertrauen zu etwas Unzerstörbarem in sich“, sagte er einst. Davon und vom wegweisenden Denken an Palästina war nichts mehr da. Fast nie glaubte er, sich selbst und seinen Ansprüchen genügen zu können. Doch damals war die Reise in die Ferne mehr als ein Losfahren und Eintreffen. Es war ein Weg dorthin, wo seine inneren Wurzeln lagen. Natürlich sagte er es nicht so. Doch Moritz las diese Wurzeln in beinahe jeder Zeile, die sein Freund geschrieben hatte in den Jahren. Palästina wäre die Entsprechung für eine bestimmte Weltsicht gewesen. Seine Gedanken über Moses und Kanaan, wie auch seine Begeisterung für den Palästinafilm, den er vor Ewigkeiten gesehen hatte, spielten keine Rolle mehr. Das ernsthafte Auswandern, dessen er sich damals noch mehrfach versicherte, war nun ungeheuerlich und unmöglich. Und wenn er einst noch schrieb, dass es doch natürlich sei, den Ort zu verlassen, wo man gehasst werde, so fand Josef nun keine Worte mehr, die auch nur entfernt an Palästina erinnerten.
Eines Tages, in dieser Zeit der Kälte, erschien in Prag eine junge Frau aus Berlin. Ihr Name war Margaretha Glock. Es sollte ihre Aufgabe sein, zwischen Josef und Frieda zu vermitteln, eine neue Brücke zwischen Berlin und Prag zu errichten. Sie führte lange Unterhaltungen mit Josef, und bald schon schrieben sie einander. Es war nun so, dass er in ihr mehr Verstehen finden konnte als je in Frieda, die er zwar stets liebte, die aber ihm so fremd war (sie hatte übrigens ihm Fremdheit vorgeworfen). Kandra behielt zwar das Taktgefühl, so etwas nicht zu sagen, aber hinter den Zeilen seiner Briefe klang es an. Zum Beispiel nannte er sich Frieda gegenüber nur noch „J“ am Ende eines Briefes, während er am Ende eines Briefes an Fräulein Glock ihr alle guten Wünsche und seinen vollen Namen schenkte. Aber diese Frau, die ihrerseits großes persönliches Interesse an Josef hatte, machte einen Fehler: Sie übergab Frieda einige von Josefs Briefen, in denen er vor allem die Zweifel an Frieda selbst und an Familie Bergen beschrieb.
Josef Kandra erhielt eine Einladung nach Berlin. Kalt kündigte man ihm an, dass man sich im Hotel „Askanischer Hof“ treffen würde. Im Hotel saß er den Frauen gegenüber. In diesem Nebenraum wurde er angeklagt. Frieda warf ihm alle Einzelheiten seiner Zweifel vor, die er an Margaretha geschrieben hatte.
Ihm ging auf, was geschehen war, er sagte nichts. Er hegte keinen Groll gegen die Frauen, er sah ein und am Ende ging er allein, während Frieda allein im Hotel blieb. Das war der Prozess.

Das Unzerstörbare

Ein weiteres Mal noch hatten sich Josef und Frieda verlobt, dann wieder entlobt. Josef schrieb weiter, doch wollte wenig veröffentlichen. Den Weg aus Prag heraus konnte er erst am Ende schaffen, als er krank wurde  –nach Palästina aber ging er nicht.
Seine Lungenwunde nahm er weinend und lachend zugleich hin, er sah sie als Folge seines Kampfes. Seinen Eltern riet er ab, ihn auf dem Sterbebett zu besuchen. Ein ungarischer Arzt und Freund war bei ihm.
„Gehen Sie nicht fort“, sagte Josef zu ihm, der sich nur um eine Spritze kümmern wollte. Sein Freund sagte ihm, dass er nicht fortgehen wolle.
„Aber ich gehe fort“, sagte Josef.
Moritz war nicht anwesend. In all den Jahren sah er fortwährend den Kampf seines Freundes gegen sich selbst, gegen andere, um das Unzerstörbare in sich selbst zu finden.
Der Kampf wurde zu einem Krieg, den er im Leben verlor.

Später

Heute kam ein anderer Krieg.
Moritz lief nun über den Großen Ring; er wollte rechtzeitig seine Helfer treffen, die ihn begleiten würden. Hinter ihm verschwanden die Lichter vom Hradschin. Die Deutschen kamen. Er musste Prag verlassen. Wohin gehen?
Er ging nach Osten und trug einen Schatz bei sich, den niemand voreilig finden durfte.
Moritz trug die Erinnerungen und Werke seines Freundes mit sich.
Er nahm Josef mit, endlich nach Palästina.
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Michael
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Beitrag20.06.2009 01:59

von Michael
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Hallo zusammen,

Zitat:
Ein falscher Weg?


Ich weiß nicht so genau. Es ist sehr mutig von dir,  in Kafkas Fussstapfen treten zu wollen... Oder hab ich das falsch verstanden?

Zum Text.
Es ist wirklich schwere Kost. Ich bin übrigens auch nicht bis zum zweiten Absatz gekommen, sorry.
Du willst trocken und nüchtern beschreiben? Sei mir nicht böse, aber bei mir kommt es nicht mal trocken und nüchtern an.
Vielleicht ist ein solcher Text aber nicht meine Kragenweite. Vielleicht beim nächsten Mal.

Gruß
Michael
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Gast







Beitrag20.06.2009 10:11

von Gast
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Hallo Alogius,

ich würde deinen Weg in der Tat als falsch bezeichnen. Du versuchst dich asl Plagiat-Autor und bist auf die "Nase gefallen". Ich schrieb es schon. Dein Sprachgefühl ist sehr gut, aber inhaltlich sind deine Zeilen ohne Ausdruck und ohne Faszination. Mit anderen Worten, grammatisch hervorragend, belletristisch zu hundert Prozent vergeigt.

Erlaube mir eine Klarstellung. Es ist völlig unerheblich ob du über Massenmord oder der Ameise am Straßenrand schreibst, solange deine Texte nachvollziehbar, einladend, lebhaft und Kopfkino geeignet sind, wird es Leser geben, die dir folgen. Dein Text wurde nicht mit Blick auf eine Leserschaft geschrieben, sondern offenbar mit der Absicht Kafkas Stil zu kopieren. Mein Tipp, du wirst daran scheitern. Du hast Kafka nicht verstanden, ja noch nicht einmal unsere Anregegungen. Das könnte damit zusammen hängen, dass dir die "Geheimnisse" der Belletristik fremd sind.

Ich schlage vor, mach den ultimativen Test und schicke deinen Text an einen Verlag. Dessen Antwort wirst du sicherlich höher einschätzten, als die der User hier. Aber der Weg in die sogenannte "Hochliteratur" führt nun einmal über die Literatur. Auch für dich. Du wirst Kafka vermutlich nie kopieren können. Dafür sorgt schon die Individualität der Menschen.

Deine Grundlage ist gut, nun solltest du dir das Wissen um das Handwerk aneignen oder, wenn du es kennst, zu interpretieren lernen. Dann wirst du rasch deinen Weg finden. Gleich wie oft du Kafka heran ziehst, sich ihm zu nähern heißt nicht experimentieren, sondern lernen. Und selbst wenn es irgtendwann einmal tatsächlich klappt - was ich zu bezweifeln wage - was bringt es dir? Glaubst du deshalb hebt man dich in den Olymp der Literatur? Du wärst lediglich ein Plagiat, dass deiner Kreativität ein enges Korsett verpassen würde.

Konrad Kujau konnte jedes Gemälde reproduzieren, dass jeh von Menschenhand gemalt wurde und verstand es sogar Literatur zu reproduzieren, dass die Opfer überzeugt waren, die Gedanken eines Irren zu lesen. Siehe Hitlertagebücher. Und es gibt noch tausende Kujaus. Und doch wurde und wird er auch postum einen Platz in der Ruhmeshalle großer Künstler finden, sondern immer nur der kleine Fälscher bleiben.

Such dir lieber eine eigene Identität und deinen Platz. Behaupte dich, dass wird schon schwer genug. Um erneuter Fehlinterpretation vor zu beugen, sei erwähnt, dass der Vergleich Kujau dir keine Fälschung unterstellen soll, sondern auf den Minderwert von Plagiaten verweist.

Grüße

Bobbi
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Alogius
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag20.06.2009 11:14

von Alogius
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Jetzt schlägts Dreizehn...

Wo habe ich geschrieben, dass ich in Kafkas Fußstapfen treten will?! Das ist grotesk und völlig absurd! o O
Weder will ich das, noch versuche ich das!
Und in dem Zusammenhang versuche ich übrigens auch nicht, seinen Stil zu imitieren.
Wer wäre ich, würde ich so etwas tun?

Okay, also hier ist das alles nix für mich, da ich offenbar mich nicht so ausdrücken kann, dass ich begriffen werde (ich meine nicht den Text, sondern meine Äußerungen dazu).

Mit dem Kujauvergleich zu kommen ist dann auch irgendwie die hinterletzte dämlichste Art, zu kommentieren. Danke.
Es ging hier doch nicht darum, etwas zu kopieren um des Kopierens wegen. Es ging darum, dass eben das Thema AUCH die Möglichkeit zugelassen hat, SO zu schreiben, neben anderen Möglichkeiten.
Doch mir die Worte zu verdrehen und mich dann auf diese Weise belehren zu wollen, ist daneben.


Zu Kafka:
Ich habe meine Magisterarbeit darüber verfasst. Ich vermute, da sie nicht allzu schlecht war, dass ich Kafka doch weitgehend verstanden haben könnte. Danke.
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Hardy-Kern
Kopfloser

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Beitrag20.06.2009 11:25

von Hardy-Kern
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Alogius, du kannst froh sein in diesem Forum oder Kahn der fröhlichen Leute gelandet zu sein. Und mal ein Kompliment an Telani, die sich so aufopfermnd darum gekümmert hat. Natürlich die anderen auch.

Telani, gebe dir recht. Wenn schon denn schon. Soll er den Stil härter machen. Ist ja eigentlich auch in gewisser Weise ein Horror in der damaligen Zeit. Aber er wird schon noch rausfinden, was er überhaupt will. Question Wenn er wieder 22 ist hat er es kapiert. Reevolution mit verbessertem Verstand, nenne ich es mal. Schade, dass es das nicht gibt. cry

Hardy
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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag20.06.2009 11:32

von Alogius
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...

Schaue irgendwann mal wieder hier rein, vielleicht auch nicht. Intellektuelle Hochkultur zu vernichten lag jedoch nicht in meinem Sinne.
Dickes Fell ist das eine, Höflichkeit das andere.

Auf bald
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FictionWriter
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Beitrag20.06.2009 11:45

von FictionWriter
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Alogius, lass dich nicht unterkriegen!

Es ist hier sozusagen Forums-Tradition, dass alles was auch nur im entferntesten nach ... Achtung Reizwort .... "Hochliteratur" klingt, in Grund und Boden gestampft wird.

Einzig und alleine der Unterhaltungsliteratur nach James N. Frey darf gehuldigt werden.

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Hardy-Kern
Kopfloser

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Beitrag20.06.2009 12:14

von Hardy-Kern
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Hast du recht, intellektuelle Hochkultur muss ich nicht haben und einige andere wie es scheint auch nicht. Wir schreiben und kritisieren wie wir wollen und das immer sachlich, ohne Tritte gegen eine Person.

Warum gleich den Koffer packen, bring doch mal einen Auszug aus deinen Krimis hier rein?!  Daumen hoch Ist doch eine Idee.

Hardy
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Telani
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Beitrag20.06.2009 12:15

von Telani
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Ich finde es jetzt eigentlich schade, dass diese Diskussion in diese Richtung gegangen ist.

Ich finde auch schade, dass man mit "Hochliteratur" immer irgendwie belehrt und belächelt wird. Ging mir ja auch nicht anders, mein Stil wurde (nicht hier, in einem anderen Forum) als manieristisch und gestelzt bezeichnet.
Am Anfang hab ich mir auch gedacht..."fies".

Irgendwann hab ich dann aber schnell begriffen, dass mir meine rhytmisch klingende schöne Schreibe absolut gar nichts bringt, wenn dann die Message beim Leser in den komplizierten Sätzen stecken bleibt. Mein Stil ist und wird auch immer "manieristisch sein", aber ich lerne ihn so auszuweiten, dass dann auch die Geschichte und die Dinge zwischen den Zeilen an den Leser rankommen. Und mir gefällt es, es ist eine neue Herausforderung, die mich anspornt.

In den meisten Texten liegt irre viel Tiefe, nur bringt das nix, wenn der Autor der einzige ist, der es begreift.
Hm, so was will ich eigentlich sagen? Mit Kritik umgehen zu können ist eine Kunst, die nur wenige verstehen und deshalb kommen auch nur wenige wirklich weit (weil sie sich nicht ändern wollen und glauben sie kennen den Weg der Erleuchtung schon). Beim Schreiben ist leider vieles Handwerk, das man genauso lernen muss wie ein Gitarrist die Noten und die dazupassenden Stege am Gitarrenhals. Sein eigener Stil ist dann wie man mit dem Handwerk etwas gefühlstiefes schaffen kann.
SO!
Was jetzt den Kritiker anbelangt:
Beleidigungen bringen niemanden weiter, gut vielleicht den Kritiker um persönlichen Frust abzulassen, ABER Leute,...sind wir hier im Kindergarten?
@Bobbi:
 ich finde du machst eigentlich immer einen guten Job, aber ich kann nicht so wirklich nachvollziehen warum du dich hier so reinsteigerst und gleich von billiger Kopie und Plagiat sprichst? Es reicht ja zu sagen: hey, such bitte nach deinem individuellen Stil, kopieren können viele.
Hm,...da schwang sowas wütendes zwischen deinen Zeilen und ich weiß eigentlich nicht genau was dich sooo auf die Palme gebracht hat?
Ich hoffe du kriegst das jetzt nicht in den falschen Hals: aber dieser Tipp mit dem Handwerk ist ja schon mehr als einmal gekommen und entweder jmd nimmt sich das zu Herzen oder auch nicht. Wenn nicht, dann bringts auch nix wenn man lauter schreit.
Da stehst du doch drüber oder  Wink ß

So ihr Lieben, ich hoffe ihr holt alle nochmal tief Luft und dann hab ma diese Sache hier gegessen.

LG Telani!

PS: wenn Hochliteratur immer niedergestampft wird, warum eröffnen dann diejenigen die sich jetzt angesprochen fühlen nicht einfach eine Hochliteratur AG? Da könnt ihr dann im passenden Rahmen Kritik einholen!


_________________
Die Wirklichkeit ist ein zerbrochener Spiegel!
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Alogius
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag20.06.2009 12:30

von Alogius
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Es ist nicht WAS geschrieben wurde, sondern WIE. Es kam bei mir eben NICHT wie hilfreiche oder ernsthafte Kritik an, sondern wie ein Belehren in eine Richtung, welche der Text nie eingeschlagen hat und auch niemals, wann und wo auch immer, wird.

Dass eine Diskussion entstanden ist, die in gewisser Weise keine mehr über den Text, sondern über (scheinbare) Intentionen meinerseits, den Umgang mit der Kritik -schlicht: eine Metadiskussion- wurde, lag nicht in meinem Interesse. Ob das bei den anderen Beteiligten so ist, kann ich nur vermuten oder verneinen, je nach Einzelfall...

Außerdem, das sei noch gesagt, habe ich (nur um vorzubeugen, dass es mir in den Mund gelegt wird von Hardy oder Bobbi) nicht mit dem Begriff "Hochliteratur" angefangen. Da bin ich dann doch mal bescheiden genug (Hüstel!) und sage, dass es eine Frage der Interpretation und des persönlichen Geschmacks ist.

Ob FictionWriter ähnliche Dinge hier erlebt hat oder sie bei anderen mitlesen konnte, weiß ich gerade nicht. Aber er hat durch die knappe Andeutung mir eigentlich gesagt bzw. mir bestätigt, hier vielleicht im ganz falschen Forum gelandet zu sein (nicht boshaft, ich hab es für mich nur als Erklärung genommen).

Ich habe absolut nichts gegen Unterhaltungsliteratur. Ganz und gar nicht, denn in meinen Regalen findet man das eine und das andere. Ob es für MICH, für MEIN Schreiben aber etwas ist, das mich begeistern kann, wage ich zu bezweifeln.
Dass es der vorliegende Text nicht unbedingt in den Bereich der Unterhaltungsliteratur schafft, ist klar und das muss man auch nicht weiter debattieren.
Dass aber deshalb er in dieser Weise sozusagen bestraft wird, weil er (zum Beispiel!) kein Krimi oder keine Abenteuergeschichte ist, halte ich für bedauerlich. Aber ich kann es nicht ändern.
Da hätte auch ein Traktat vorher oder eine angehängte MP3 als Entschuldigung und ausführliche Interpretation meinerseits nichts geändert, wie sich ja hier erwiesen hat.

@Hardy:
Ich schreibe keine Krimis. Da gibt es genug talentierte Krimischreiber hier und woanders, denke ich...
Aber wenn Du magst, schreibe ich Dir einen und schicke ihn zum Sechzigsten, okay? wink

Jetzt regnet es. Und ich wollte noch raus.
So kanns gehen.

T.
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Hardy-Kern
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Beitrag20.06.2009 12:41

von Hardy-Kern
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Telani hat Folgendes geschrieben:

PS: wenn Hochliteratur immer niedergestampft wird, warum eröffnen dann diejenigen die sich jetzt angesprochen fühlen nicht einfach eine Hochliteratur AG? Da könnt ihr dann im passenden Rahmen Kritik einholen!


Und, wer soll diese Hochliteratur schreiben und verstehen? Wenn die flache, unemotianale Beschreibung von jüdischen, intellektuellen, jugendlichen, reichen Studenten, im Prag, des Jahr 1939 sowas in der Art darstellen soll, ist das für mich Schnulli der x-ten Klasse hoch N. Viele arme Juden hatten nicht die Möglichkeiten abzuhauen.

Ich kann kaum meinen Namen schreiben. Bleibt mal schön artig, hier laufen doch keine Idioten durch den Dschungel des Forums.

Hardy
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FictionWriter
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Beitrag20.06.2009 12:47

von FictionWriter
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Ach Hardy, du weißt doch am besten dass das Schicksal der armen Leute und Bauern nur die wenigsten interessiert.

Wie beim Schach.
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Alogius
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Vom Verschwinden der Muse
Beitrag20.06.2009 12:52

von Alogius
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Dass jetzt so eine Grundsatzdebatte losgetreten wurde, ist wirklich verwunderlich, aber nicht uninteressant...

@Hardy:

Zitat:
Und, wer soll diese Hochliteratur schreiben und verstehen? Wenn die flache, unemotianale Beschreibung von jüdischen, intellektuellen, jugendlichen, reichen Studenten, im Prag, des Jahr 1939 sowas in der Art darstellen soll, ist das für mich Schnulli der x-ten Klasse hoch N. Viele arme Juden hatten nicht die Möglichkeiten abzuhauen.


Eine Beschreibung reicher Studenten im Prag des Jahres 1939 wäre wirklich blutarm ausgefallen, da es vermutlich kaum welche davon gab...   Exclamation
1939 war zumindest M. Brod kein Student mehr -ich dachte, dass Du dich so weit wenigstens auskennen würdest.
Und spring mal nicht in die Bresche für die Juden, die nicht abhauen konnten. Das ist an dieser Stelle einfach total unpassend, und zwar nicht nur, weil es in dem Text (dass ich das echt nochmal wiederhole) nicht darum geht.
Wie war das mit der Reeevolution?
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Hardy-Kern
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Beitrag20.06.2009 13:26

von Hardy-Kern
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Alogius,
wir brauchen keine Grundsatzdebatten über Hoch- und Trivialliteratur.
Das haben wir schon sehr intensiv diskutiert.
Gelesen wird, was dem Leser gefällt. Schön dass du dabei bleibst. Smile

Weiß du Writer, die Bauern sind nun mal die Schlaueren.
Bauern suchen Frauen, Bauern suchen Milchquoten, Bauern brauchen neue Häuser und Ställe, Bauern sind schlau und betrügen dich mit Bioprodukten, Bauern habe immer neue Ideen deinen Hunger zu befriedigen, Bauern suchen auch Leute, welche sie verarschen können, auch wenn mancher nicht studiert, oder Abi gemacht hat. Shocked

Hast wohl meine Geschichte Das Schachspiel gelesen?
Danke. lol  lol

Hardy
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Alogius
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Die Goldene Bushaltestelle Goldene Feder Prosa (Anzahl: 2)


Vom Verschwinden der Muse
Beitrag20.06.2009 13:34

von Alogius
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Nee, brauche ich auch nicht, stimmt wohl allzu sehr. Dann schlage ich vor, dass wir es dabei dann auch belassen.
Belästigen will ich Dich, gerade Dich, sicher nicht mehr, mein Bester.

Skôl,
T.
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Hardy-Kern
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Beitrag20.06.2009 13:43

von Hardy-Kern
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Eine kurze höfliche Antwort von mir:
Hat mich sehr gefreut dich zu lesen. Hier gibt es keine Belästigungen, sondern nur Fragen und Hinweise.

Wünsche dir ein schönes Wochenende und nun werde ich mir mal die Rede
von Lafontaine auf dem Parteitag der Linken anhören. Rolling Eyes
(Phönix)

Hardy
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